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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 3. Nürnberg, 1685.

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Auf was Art die betrüglichen Pulvermacher das Pul-
ver verfertigen/ und die Unwissenden damit be-
vortheilen.

Was theils Pulvermacher in Zubereitung des Pulvers/ selbiges und zwar
am allermeisten die unverständigen Käuffer dadurch zu betrügen einige Vor-
theile gebrauchen/ ein solches hat mancher mit Schaden erfahren. Damit
aber dißfalls die hierinnen noch Unerfahrne auch davon einige Nachricht oder
Verstand bekommen/ so will ich ihnen/ so viel mir von dergleichen Stückgen
wissend/ Nachricht ertheilen.

Zum Ersten/

Es stehet der meiste Vortheil des Pulvermachers in menagiren des
Salpeters/ solchen nun zu erlangen/ so nimmt der betrügliche Pulver-
macher keinen geleuterten/ sondern nur rohen Salpeter/ und manchmal schlecht
genug/ und der Centner nicht wol über 6. Thaler werth ist/ nimmt auch nicht
so viel als billich in einen Satz gehört/ darzu/ und setzet auch wol mit allen Fleiß
Schalk darunter/ damit wenn man dergleichen Pulver im Munde versuchet/
es Salpetrich schmecken möge.

Zum Andern/

Was aber den Schwefel anlanget/ brauchen sie meist Niederländischen/
wovon man allhier zu Lande den Centner vor 4. bis 41/2. Thaler erkauffen kan/
da sie sonst den Elnbogner und Freybergischen wol noch halb so theuer bezah-
len müssen.

Zum Dritten/

Gewinnet der Pulvermacher auch die Zeit/ weiln er das Pulver nur we-
nig Stunden in der Mühle arbeiten lässet/ und also wenig Mühe anwenden
darff; damit aber das Pulver in dem Körnen feste Körner bekomme/ brauchen
selbige eine besondere Anfeuchtung/ nemlich: sie thun Schaafbeine in Wasser/
wovon das Pulver wegen angenommener Kleberigkeit härtere Körner/ als
vom blossen Wasser bekömt.

Zum Vierdten/

Weiln nun von der gleichen kleberigen Anfeuchtung das Pulver oben her
bald harschet oder trucknet/ lassen sie solches nicht ganz austrocknen/ aufdaß sie
auch einigen Vortheil beym Verkauff/ der Schwere halber geniessen.

zum Fünfften.

Damit es aber zum Verkauff und sonderlich die Albern damit zu bevor-
theilen/ ein fein Ansehen bekomme/ schütten sie davon eine Quantität auf ein-
mal in ein Roll-Faß/ legen etliche Stücken Roth- oder Braunkohl darein/ oder
überschmieren die durch das Rollfaß gehende viereckigte Stange mit Wasser-
Bley/ und lassen solch Pulver etliche Stunden darinnen rollen/ wovon es
dann poliret oder glänzend/ auch eine schwarzbräunliche Farbe bekömt/ w[el]ches
dann/ indem es besser als manchmal gutes Pulver aussiehet/ von den [un]wis-
senden ehe gekaufft wird/ darzu aber hilfft am meisten/

zum Sechsten/

Daß wenn ein dergleichen Pulvermacher beym Verkauff eine Pulver[p]robe mit
dem Rädgen gebrauchet/ darinnen er und zwar zum Schein/ ander [gu]tes/ doch

dem
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Auf was Art die betruͤglichen Pulvermacher das Pul-
ver verfertigen/ und die Unwiſſenden damit be-
vortheilen.

Was theils Pulvermacher in Zubereitung des Pulvers/ ſelbiges und zwar
am allermeiſten die unverſtaͤndigen Kaͤuffer dadurch zu betruͤgen einige Vor-
theile gebrauchen/ ein ſolches hat mancher mit Schaden erfahren. Damit
aber dißfalls die hierinnen noch Unerfahrne auch davon einige Nachricht oder
Verſtand bekommen/ ſo will ich ihnen/ ſo viel mir von dergleichen Stuͤckgen
wiſſend/ Nachricht ertheilen.

Zum Erſten/

Es ſtehet der meiſte Vortheil des Pulvermachers in menagiren des
Salpeters/ ſolchen nun zu erlangen/ ſo nimmt der betruͤgliche Pulver-
macher keinen geleuterten/ ſondern nur rohen Salpeter/ und manchmal ſchlecht
genug/ und der Centner nicht wol uͤber 6. Thaler werth iſt/ nimmt auch nicht
ſo viel als billich in einen Satz gehoͤrt/ darzu/ und ſetzet auch wol mit allen Fleiß
Schalk darunter/ damit wenn man dergleichen Pulver im Munde verſuchet/
es Salpetrich ſchmecken moͤge.

Zum Andern/

Was aber den Schwefel anlanget/ brauchen ſie meiſt Niederlaͤndiſchen/
wovon man allhier zu Lande den Centner vor 4. bis 4½. Thaler erkauffen kan/
da ſie ſonſt den Elnbogner und Freybergiſchen wol noch halb ſo theuer bezah-
len muͤſſen.

Zum Dritten/

Gewinnet der Pulvermacher auch die Zeit/ weiln er das Pulver nur we-
nig Stunden in der Muͤhle arbeiten laͤſſet/ und alſo wenig Muͤhe anwenden
darff; damit aber das Pulver in dem Koͤrnen feſte Koͤrner bekomme/ brauchen
ſelbige eine beſondere Anfeuchtung/ nemlich: ſie thun Schaafbeine in Waſſer/
wovon das Pulver wegen angenommener Kleberigkeit haͤrtere Koͤrner/ als
vom bloſſen Waſſer bekoͤmt.

Zum Vierdten/

Weiln nun von der gleichen kleberigen Anfeuchtung das Pulver oben her
bald harſchet oder trucknet/ laſſen ſie ſolches nicht ganz austrocknen/ aufdaß ſie
auch einigen Vortheil beym Verkauff/ der Schwere halber genieſſen.

zum Fuͤnfften.

Damit es aber zum Verkauff und ſonderlich die Albern damit zu bevor-
theilen/ ein fein Anſehen bekomme/ ſchuͤtten ſie davon eine Quantitaͤt auf ein-
mal in ein Roll-Faß/ legen etliche Stuͤcken Roth- oder Braunkohl darein/ oder
uͤberſchmieren die durch das Rollfaß gehende viereckigte Stange mit Waſſer-
Bley/ und laſſen ſolch Pulver etliche Stunden darinnen rollen/ wovon es
dann poliret oder glaͤnzend/ auch eine ſchwarzbraͤunliche Farbe bekoͤmt/ w[el]ches
dann/ indem es beſſer als manchmal gutes Pulver ausſiehet/ von den [un]wiſ-
ſenden ehe gekaufft wird/ darzu aber hilfft am meiſten/

zum Sechſten/

Daß wenn ein dergleichen Pulvermacher beym Verkauff eine Pulver[p]robe mit
dem Raͤdgen gebrauchet/ darinnen er und zwar zum Schein/ ander [gu]tes/ doch

dem
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[43/0061] Auf was Art die betruͤglichen Pulvermacher das Pul- ver verfertigen/ und die Unwiſſenden damit be- vortheilen. Was theils Pulvermacher in Zubereitung des Pulvers/ ſelbiges und zwar am allermeiſten die unverſtaͤndigen Kaͤuffer dadurch zu betruͤgen einige Vor- theile gebrauchen/ ein ſolches hat mancher mit Schaden erfahren. Damit aber dißfalls die hierinnen noch Unerfahrne auch davon einige Nachricht oder Verſtand bekommen/ ſo will ich ihnen/ ſo viel mir von dergleichen Stuͤckgen wiſſend/ Nachricht ertheilen. Zum Erſten/ Es ſtehet der meiſte Vortheil des Pulvermachers in menagiren des Salpeters/ ſolchen nun zu erlangen/ ſo nimmt der betruͤgliche Pulver- macher keinen geleuterten/ ſondern nur rohen Salpeter/ und manchmal ſchlecht genug/ und der Centner nicht wol uͤber 6. Thaler werth iſt/ nimmt auch nicht ſo viel als billich in einen Satz gehoͤrt/ darzu/ und ſetzet auch wol mit allen Fleiß Schalk darunter/ damit wenn man dergleichen Pulver im Munde verſuchet/ es Salpetrich ſchmecken moͤge. Zum Andern/ Was aber den Schwefel anlanget/ brauchen ſie meiſt Niederlaͤndiſchen/ wovon man allhier zu Lande den Centner vor 4. bis 4½. Thaler erkauffen kan/ da ſie ſonſt den Elnbogner und Freybergiſchen wol noch halb ſo theuer bezah- len muͤſſen. Zum Dritten/ Gewinnet der Pulvermacher auch die Zeit/ weiln er das Pulver nur we- nig Stunden in der Muͤhle arbeiten laͤſſet/ und alſo wenig Muͤhe anwenden darff; damit aber das Pulver in dem Koͤrnen feſte Koͤrner bekomme/ brauchen ſelbige eine beſondere Anfeuchtung/ nemlich: ſie thun Schaafbeine in Waſſer/ wovon das Pulver wegen angenommener Kleberigkeit haͤrtere Koͤrner/ als vom bloſſen Waſſer bekoͤmt. Zum Vierdten/ Weiln nun von der gleichen kleberigen Anfeuchtung das Pulver oben her bald harſchet oder trucknet/ laſſen ſie ſolches nicht ganz austrocknen/ aufdaß ſie auch einigen Vortheil beym Verkauff/ der Schwere halber genieſſen. zum Fuͤnfften. Damit es aber zum Verkauff und ſonderlich die Albern damit zu bevor- theilen/ ein fein Anſehen bekomme/ ſchuͤtten ſie davon eine Quantitaͤt auf ein- mal in ein Roll-Faß/ legen etliche Stuͤcken Roth- oder Braunkohl darein/ oder uͤberſchmieren die durch das Rollfaß gehende viereckigte Stange mit Waſſer- Bley/ und laſſen ſolch Pulver etliche Stunden darinnen rollen/ wovon es dann poliret oder glaͤnzend/ auch eine ſchwarzbraͤunliche Farbe bekoͤmt/ welches dann/ indem es beſſer als manchmal gutes Pulver ausſiehet/ von den unwiſ- ſenden ehe gekaufft wird/ darzu aber hilfft am meiſten/ zum Sechſten/ Daß wenn ein dergleichen Pulvermacher beym Verkauff eine Pulverprobe mit dem Raͤdgen gebrauchet/ darinnen er und zwar zum Schein/ ander gutes/ doch dem F 2

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 3. Nürnberg, 1685, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria03_1685/61>, abgerufen am 21.11.2024.