THEORIA
ET
PRAXIS ARTILLERIÆ .
Oder :
Ausfuͤhrliche und deutliche
B eſchreibung /
Der
B ey itziger Z eit braͤuchlichen A rtille-
rie / beſtehend in allerhand noͤthigen W iſſen-
ſchafften / und andern genauen Anmerkungen /
durch gegenwaͤrtigen
D ritten T heil .
A llen denen A rtillerie- L iebhabern zu G efallen
mit deutlichen Riſſen erklaͤret und
vorgeſtellet .
von
S r. C hurfl. D urchl. zu S achſen ꝛc.
Bey der Veſtung Pleiſſenburg und Feld-Artillerie
beſtellten Zeug-Lieutenant .
J ohann S iegmund B uchnern .
Nuͤrnberg
Jn Verlegung Johann Hofmanns / Kunſt- nd Buch-Haͤndlers .
Gedruckt daſelbſt bey Chriſtan Sigmund Froberg .
Anno Chriſti 1685 .
D em
H och E delgebohrnen / G e-
ſtrengen und H och M annveſten
H erꝛn /
HERRN
W olff S aſpar
von
V lengel /
A uf N aundorff und W eiſſig ꝛc.
S r. C hurfl. D urchl. zu S achſen ꝛc.
H ochbeſtellten O briſten uͤber D ero ſaͤmtliche
A rtillerie /
O ber- Inſpectorn der Fortification und
Civil- G ebaͤuden /
auch
O ber- C ommendanten der O eſtung S on-
nenſtein .
M einem hochgebietenden H erꝛn .
H och E delgebohrner H erꝛ
H erꝛ /
H ochgebietender H erꝛ O briſter / ꝛc .
D Je Wiſſenſchafft und Kuͤnſte / wuͤrden / wie wir
heut zu Tage ſehen / ſo herꝛlich und ausbuͤndig
nicht bluͤhen / wenn mancher durch einen loͤblichen
Nach-Eyfer nicht getrachtet haͤtte / den andern
zu uͤbertreffen / oder zum wenigſten das Dunkle-
re zu erheutern .
Nun dann Jhr HochAdel. Excell. durch viele und gefaͤhrliche
Reiſen unterſchiedliche ſchoͤne Koͤnigreiche und Laͤnder mit guten
Contentement beſchauet / dardurch und ſonderlich / wegen Dero
ſtattlichen Naturali en und Qualit aͤten / nicht alleine unterſchiedli-
che Sprachen erlernet ; ſondern auch vor etlich und zwanzig Jah-
ren in Græcia als einen tapffern Hauptmann und Fuͤhrer / wider
die Venetianiſchen Feinde / und ſonſt anderer Orten hoͤchſtruͤhm-
lichſt gebrauchen laſſen ; wordurch ſie ſich ſchon ſelbesmal bey den
Vor-
Vornehmſten in groſſen Reſpect , und fernerweit durch dero vor-
treffliche und unvergleichliche Geſchicklichkeit / in die hohe Gnade
und Staffelweiſe erhoͤhende Charg en / des hochloͤbl . Churhauſes
zu Sachſen ꝛc. geſetzet : daß alſo / wegen ſonderbarer treugeleiſter
Dienſte und hoher Meriten ; Sr. Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sach-
ſen ꝛc. Herzog Johann George der Ander ꝛc. glorwuͤrdigſten
Andenkens / bewogen worden / Sie zu Dero Obriſten uͤber ſaͤmtli-
che ſo wol in den Feſtungen / als itzig ſtabilirt en Feld-Artillerie / in-
gleichen zum Ober- Inſpectorn der Fortification Schloß-und Civil-
Gebaͤuden ꝛc. beſtellen zu laſſen / gnaͤdigſt zu geruhen beliebet .
Was nun hochgebietender Herꝛ und Obriſter / dieſelbe in dem
Zeug-Artillerie-und Fortification- Weſen / bis anhero vor ruͤhm-
liche und practicable Dinge / theils durch eigene Erfindung / theils
durch Erheut- oder Verbeſſerung deſſen / ſo noch im Dunkeln geſtan-
den angegeben und erwieſen ; ein ſolches iſt mehr als zu viel bekandt .
Dannenhero oben angezogenem Worte / ſich allhier nicht un-
billig applicir en laſſen / maſſen ja durch Ew. HochAdel. Excell. mehr
als Vaͤtterliche Vorſorge und gute Anordnung / dißfalls denen
ſtattlichen Maͤnnern / als dero in dieſen hohen Characteurs geſtan-
denen / nunmehro ſeeligſten Vorfahren / nicht alleine hochruͤhmli-
chen nachgeeyfert ; ſondern auch ſelbige weit uͤbertroffen / daß hier-
durch die Churfuͤrſtl. Saͤchſiſche Artillerie / wegen erreichenden
Zwecks / mit Grund der Warheit ſagende / nunmehro in voller und
ausbuͤndiger Bluͤte ſtehet ; alſo : daß ſelbige Anderer / was nach-
zugeben nicht die geringſte Urſache .
Hierbey erinnere ich mich billich / wie Ew. HochAdel. Excell.
allbereit vor 27. Jahren / als ſelbesmal bey meinen ſeel. Vater ich
die loͤbliche Artillerie erlernete / fleiſſig zu ſeyn anermahnten / auch
Jhren hohen Orts / was etwann zu meiner kuͤnfftigen Befoͤrde-
rung diente / willig beyzutragen hochgeneigt anerboten / welches un-
verdiente hohe Erbieten / von Deroſelben / ſo lange in Seiner
Chur-Fuͤrſtl. Durchl. Dienſten ich geſtanden / auch wuͤrklich
und thaͤtlich empfunden ; Vor welche hohe Gunſt-Bezeigung
ich mich Lebens-lang obligi rt erkenne / von Herzen wuͤnſchende /
alles nach moͤglich- und gefliſſenſter Dienſtfertigkeit zu erwiedern ;
Wie dann dieſen gegenwaͤrtigen Dritten Theil meiner in Druck
ausgegangenen Artillerie / als ein geringes und unwuͤrdiges / aber
dennoch wolmeinendes Opffer / wegen vielfaͤltig empfangener
Gutthaten / Ew. HochAdel. Excell. zu dedicir en und mit ſchuldig-
ſter Demut vor dieſelbe niederzulegen mich erkuͤhnend unterwun-
den/
den/ ganz unterdienſtlich bittende / dieſes geringe Werklein vor ei-
nen Anfang meiner Treu-und Dienſtverbundenſter Dankbarkeit /
willig auf- und annehmende zu geruhen / auch die darbey unterlauf-
fende Fehler / Dero Preißwuͤrdigen Dex taͤritaͤt und des Senecæ M ey-
nung nach ( welcher auf das ſchlechte Gedichte des Tullii geantwor-
tet / dieſer Fehler war nicht des Tullii ſondern der Zeit ) weiln ich
nicht ſo vollkommen / als es die Richtſchnur erfordert / auszufuͤhren /
beliebende zu uͤberdecken .
Ew. HochAdel. Excell. nebſt Dero liebwertheſten Angehoͤri-
gen in den Schutz des Allerhoͤchſten / mich aber in Dero hohe Af-
fection ferner weit . empfehle / Lebenslang verharrende
Ew. HochAdel. Excell .
Als :
Meines hochgebietenden Herꝛn Obriſtens
und hohen Patrons .
Datum Feſtung Pleiſſenburg
vor Leipzig / den 1. Maji /
Anno 1685 .
Gehorſamſt und
ergebenſter
Diener
Johann Siegmund Buchner /
Zeug-Lieutenant .
S tandes erfordern nach
geehrter L eſer /
M An pflegt in gemeinem Sprichwort zu
reden / Zuſagen macht Schuld ; dahe-
ro ich mich ſo wol durch dieſes Ver-
ſprechen / als ander guter Freunde Ver-
anlaſſung ermuntert / den Dritten Theil
meiner Artillerie ( nicht achtende ob
gleich beyde vorhergehende Theile / gewiſſen Bericht
nach von den Mißguͤnſtigen unfreundlich angezahnet
worden ) der klugen Welt gleichfalls vorzuſtellen .
Ob nun gleich dieſe und vorige Arbeit / wie ich ſelbſt
geſtehe nicht alles / ſondern die wenigſten eigene Erfin-
dungen ſeyn ; So hat man meines Erachtens / ja eben
nicht Urſache / deßwegen / ( weiln von dergleichen in
andern Areillerie-Buͤchern auch zu befinden ) ſcheelſuͤch-
tig zu betrachten / und aus einigen unzeitigen Eyfer
gar zu verwerffen .
Es werden rechtſchaffen und Unpartheyiſche / hof-
fentlich nebſt mir geſtehen nnd bejahen / daß es ſich nicht
thun laͤſſet / ohne Gebrauch anderer Authoren / wo an-
ders das Werk was tuͤgen ſoll / alles nach eigener Er-
findung an Tag zu geben .
Die Gelehrten pflegen ja / wie zur Gnuͤge bekand /
einen Text offtmals viel reiner und verſtaͤndlicher / als
das andermal zu erklaͤren ? welches ſonſten wol hin-
A 2 ter-
Vorrede.
terbliebe/ wenn man die Allegationes verbieten
wollte
Weiln ich nun in unterſchiedlichen Artillerie-Buͤ-
chern wahrgenommen / daß es manchmal / wo es doch
billig ſeyn ſollen an rechter explication ermangelt ;
Theils Authores auch uͤber ein und andere Dinge /
ſonderlich was die Eygenſchafft der Specierum zu den
Buͤchſen-Pulver anlanget / welches doch die voenehmſte
Anleitung und der Urſprung aller Artillerie Wiſſen-
ſchafften iſt / ſo zu reden / mit dem Flederwiſche druͤber hin
gefahren ; dahin zielende / weiln die Pulver-Arbeit heu-
tiges Tages ( welche doch vor langer Zeit mit Erſtaunen
angeſehen worden ) dem gemeinen Manne bekandt ; waͤ-
re nicht eben noͤthig viel davon zu ſchreiben .
Jch aber habe mich unterfangen / ſolche / bey theils
gaͤnzlichen verloſchener Meynung / wiederum aufzufe-
cheln / den noch Unwiſſenden dadurch zu zeigen / daß die
Salpeter / Schwefel und Pulver-Zubereitung / ingleichen
andere darbey habende Obſervationes nicht allein in
bloſer gemeiner Arbeit / ſondern in vernuͤnfftigen Judiciis
beſtehen ; auch daß mehr darzu gehoͤret / als ſich mancher
der keinen rechten Verſtand hiervon hat / wohl einbil-
den mag .
Wem nun dieſe Arbeit nicht gefaͤllt / und etwan daruͤ-
ber ſcheelſichtig zu werden vermeinet / dem kan ich keinen
beſſern Rath geben / er laſſe dieſes Tractaͤtgen ungeleſen ;
oder aber / wem ſelbiges nicht in ſeinen Cram dienet / nur
ſtracks ein anders / aber auch ein beſſers gemacht / ich will
es gern mit Dank erkennen .
Schließlichen nehme der wolgeſinnte Leſer / dienſtlich
bittende mit dieſem wenigen verlieb / welchen ich hiermit
Goͤttlicher Gnaden-Beſchirmung / mich aber in dero be-
harrliche Affection befehle .
J. S. B.
D As erſte Theil meines in Druck ausgegangenen Artillerie-
Buchs / haͤtte billich ( gleich itzo in dieſem dritten Theile
zum Anfange vorbracht wird / oder von den Luſt-Feu-
ern / weiln ſelbige eine gute Anleitung zu allerhand Ernſt-
Feuern geben ) den Anfang machen / ferner / was zu den
Stuͤcken noͤthig / und daraus bey itziger erlebenden Zeit
ins Werk zu ſtellen uͤblich / fortfahren : Hernach / wie mit
Feuermoͤrſern umzugehen / wie vielerley Arten Feuerwerks-Kugeln daraus zu
werffen / und endlichen / von allerhand Ernſt-Feuern / auch andern zu der loͤbl .
Artillerie gehoͤrigen Wiſſenſchafften den Beſchluß machen ſollen .
Nachdem aber in meinem in Druck ausgegangenen andern Theile pag. 4.
und pag. 50. die Urſachen / warum nicht nach obiger Ordnung verfahren wor-
den / allbereit Meldung geſchehen ;
Alſo halte ich vor unnoͤthig allhier ein mehrers davon zu gedenken / der
Hoffnung lebende / es wird der in gedachten andern Theile dißfalls angezogene
Bericht / der unordentlichen Eintheilung halber / bey dem Kunſtverſtaͤndigen
Leſer mich beſtens excuſir en .
Von dem Salpeter ꝛc.
Deſſen Urſprung / wo die Erde zu ſuchen / zu probiren / auszulaugen /
wie der vom Sode bekommene Salpeter zu leutern / zu brechen und zu ſchmel-
zen ſey / nebſt andern dergleichen noͤthigen Obſervationibus , und
Erſtlichen
Was Salpeter heiſſet / wo ſolcher zu finden / und aus
der Erde zu bekommen .
Was Salpetræ welches Wort wir zu teutſch in gemein Salpeter aus-
ſprechen / eigentlich ſey / ein ſolches erhellet aus dem lateiniſchen Namen / ſo
meines Erachtens ein compoſitum oder zuſammengeſetztes Wort iſt / da das
foͤrdere halbe Wort Sal Salz / das andere halbe Petra ein Felß heiſſet / ohn
Zweiffel darum / daß der Salpeter an Felſen / Mauern und in Gewoͤlbern / ſon-
derlich in Weinkellern / von der inhabenden ſalzigen Feuchtigkeit / wie ein weiſ-
ſer Reiff oder Zucker / ſo Mauerblume genennet wird / ausſchlaͤget / auch ehe
man den Salpeter aus der Erde herfuͤr gebracht / alſo hengende gefunden / und
vor Alters / ſonderlich in Africa / allwo er deren Scribenten Bericht nach / oh-
ne Zuthun Menſchlicher Kunſt herfuͤr gewachſen / Aphronitrum genenner
worden / wiewol er auch unterſchiedlicher Meynung nach / von einer Land-
ſchafft Nitra in Egypten / den Namen Nitrum erhalten haben ſoll .
Andere melden : Es gebe Niter Bergwerke / dem gemeinen Salze
gleich / worinnen die flieſſenden Waſſer coagulir et / und gleichſam wie ein
Felß / Petra erhaͤrtet wuͤrden .
Es wird auch geſchrieben / daß die Alten aus dem Sande des Fluſſes Ni-
li , und ſonſt aus andern Dingen Niter præpari ret . Jngemein aber heiſſet es /
A 3 oban-
obangezogenen Worten nach Salpetroſus oder Salnitri ein Berg-Salz / und
wird von den meiſten durch Salnitri ebenfalls auch der itzige aus der Erden ge-
zeigte Salpeter verſtanden / wiewohln ihrer viel darfuͤr halten / daß unſer Sal-
peter jenem lange nicht gleiche oder beykomme ; und obwol die alten Scriben-
ten wegen vielerley Arthen Salpeter viel Dings geſchrieben ; So iſt doch von
dem Salpeter / welchen man heutiges Tages aus ſalziger Art Erden waͤſſert /
ferner durch Kunſt ſiedet / und zu ſeiner Vollkommenheit bereitet / nirgends
nicht gedacht ; Dahero dieſer / ſonderlich aber der jenige ( welchen theils Feu-
erwerkere und andere / in ſonderlichen darzu verfertigten Gewoͤlbern erzeigen /
und ihren Meynung nach in groſſer Menge herfuͤr bringen wollen ) billich ein
gezwungen gekuͤnſtelter Salpeter zu nennen / der zu ſeiner Zubereitung groſſe
labores erfordert / und dadurch dem gemeinen Mann zu arbeiten / am meiſten
bekandt worden . Wiewol der von gemeinen Salpeter-Siedern gefertigte
Salpeter zu dem heutiges Tages brauchbarn Pulver und Feuerwerks-Sa-
chen jedesmal noch beſſer gelaͤutert und perfectioni ret werden muß / wovon
billich alle Artillerie-Perſonen / einige Wiſſenſchafft / ſonderlich dern Offici-
rer einen vollkommenen Verſtand haben / und ſich nicht mit der gemeinen
Hand-Arbeit entſchuldigen ſollen / weiln zwiſchen dem rohen Salpeter / wel-
cher noch ſehr unrein / und dem ſonderlich zu etzlichen malen geleuterten Sal-
peter ein groſſer Unterſcheid / auch dieſer / jenem ſeiner Guͤte nach weit vorzu-
ziehen iſt . Jtztgedachter Salpeter wird / wie nur erwehnt auf nachfolgende
Weyſe aus der Erde gezeiget ; die Erde aber welche Salpeter fuͤhret / mei-
ſtentheils an etwas feuchten Orten / in Kellern / Schaaf oder andern Staͤllen /
wo viel Urin hinkoͤmt / ingleichen in Tauben-Haͤuſern / welchen Miſt die Sal-
peter-Sieder hoch achten / in Scheuern / Stuben / Kammern ( auch wol zu-
weiln unter freyem Himmel / wie an theils Orten in Potolien geſchiehet / auch
uͤber Gewoͤlbern / worauf Erde lieget ) und andern bedeckten Orten / da weder
Regen noch Sonnen ( das Salz aufzuloͤſen oder auszuziehen hin kan / geſuchet
und gefunden . Der Salpeter aber / welcher wie gedacht / durch alte Mauern
in Kellern und Gewoͤlbern herfuͤr flieſſende wird nur abgenommen / und nach
deren Befindung geleutert . Die gefundene Erde aber / welche man mit einem
groſſen Bohr aus der Erde nimmt / kan / ob auch einiger Nutzen zu gewarten /
auf nachfolgende Manier probiret werden .
zum Andern /
Wie Salpeter-Erde zu ſuchen /
Die Salpeter-Erde wird von den Salpeter-Siedern / meiſtentheils im
Munde auf der Zungen verſucht / und nachdem ſelbige ſcharff oder Salpeteriſch
ſchmecket / der Guͤte nach erkandt .
Oder /
Wenn man von der Erde etwas auf gluͤende Kohlen ſprenget / und wenn
ſolche ertrocknet anfaͤnget zu ſpritzeln / abſonderlich ſo kleine lichtflammende
Funken erſcheinen / wird die Erde vor gut geachtet .
Oder
Man macht mit einem ſpitzigen Pfahl in die Erde ein Loch / ſtecket in
ſelbiges ein gluͤendes Eiſen / und verſtopffet alſobald das Loch mit Erde / daß
keine Dunſt heraus kan / nachdem nun das Eyſen erkaltet / wieder heraus ge-
nommen und an demſelben gelbliche Flecke zu erſehen / wird die Erde vor gut
æſtimir et .
Oder
Es wird ein klein hoͤlzern Gefaͤß voll Erde gethan / und etziiche Stun-
den / wie bey dem Auswaͤſſern der Salpeter-Erde braͤuchlich / ausgewaͤſſert /
in
in Mutterlauge probiret / oder zur Proba geſotten / wornach leicht zu judi-
ciren / und die Koſten zu uͤberſchlagen / damit auch einiger Profit zu erlangen .
zum Dritten /
Die Salpeter-Erde auszuwaͤſſern .
Erſtlichen wird in eine Butten / welche ungefehr uͤbern Diameter 2. Elen
weit und 1. Ele tief iſt wie die Fig. 1. zeiget / unten auf dem Boden aber ein Ge-
ſtelle von Holz Fig. 2. ineinander befeſtiget / welches etliche Stuffen oder Fuͤſſe
einer guten quer Hand hoch hat / hinein geſetzt . Auf dieſes Geſtelle / wird ent-
weder eine vom Schilff oder Stroh nicht zu dichte geflochtene Horde / oder nur
ungetroſchen Stroh darauf geleget / und mit einem oder zwey hoͤlzernen Spaͤ-
nen uͤberſpreitzet / damit ſelbige feſt liegen bleibe / dann von der Salpeter-Er-
de ( welche in groſſer Menge gegraben / an trockene Oerter gebracht und ge-
ſammlet worden ) bis die Butte faſt erfuͤllet hinein gethan / oben in der Mitten
aber / wird gemeiniglich ein runder Ruͤmppel oder Grube gelaſſen / in ſelbige
aber eine von Stroh geflochtene Scheibe ½ Ele in die Rundung geleget . Die-
ſes gethan / gieſſet man ein ſuͤſſes Waſſer / ſo hoch hinein bis an die Stroh-
Scheibe / oder daſſelbige ſich vom Waſſer hebet / jedoch daß die Erde am Rand
um und um trocken und unbefeuchtet bleibet / in welche ſich das Waſſer all-
maͤhlich einziehen und ſelbſten befeuchtet . So nun die Erde zum wenigſten
24. Stunden gewaͤſſert / wird in der Butten der am Boden eingeſteckte Zapf-
fen heraus gezogen / und das Waſſer in ein Gefaͤſſe / in der mit Lit. A. ſigni rt
zu erſehen / abgezapfft / hernach wiederum aufgegoſſen / und nach verfloſſener
Zeit ( welches etliche Salpeter-Sieder / ſo ferne die Erde gut / zum drittenmal
auch verrichten ) ablauffen laſſen ; Wann dieſes erfolget : gieſſet man wie An-
fangs rein Waſſer darauf / laͤſſet es etliche Stunden ſtehen / dann abgezapfft /
ſo treibet dieſes reine aufgegoſſene Waſſer den verhaltenen Salpeter vollends
hindurch / daß es manchmal reicher wird als das erſte .
Wer die Muͤhe haben will / kan noch einmal rein Waſſer darauf gieſſen /
und die Erde gaͤnzlich auswaͤſſern / hernach abzapffen und in ein andere zuge-
richte mit Salpeter-Erde gefuͤllte Butte eingieſſen / und wiederum wie mit
vorheriger Erde procedir et worden / bey 24. Stunden waͤſſern laſſen . Theils
Salpeter-Sieder zapffen das aufgegoſſene in 24. Stunden auf der Erden ge-
ſtandene Waſſer nicht auf einmal ab / ſondern luͤfften den Zapffen nur ein we-
nig / und laſſen ſelbiges allmaͤhlig in ein ander Gefaͤſſe austroͤpffeln / gieſſen
ſelbes auch nur einmal oder gar nicht wieder auf die Erde / und ſo ſie ja noch
einmal friſches Waſſer aufgieſſen / zapffen ſie ſelbiges nach etlichen Stunden
wieder abe / und tragen es in eine andere mit Erden zugerichte Butte / und ver-
fahren ferner mit ſelben wie gemeldet .
NOTA .
So man das ausgewaͤſſerte Salpeter-Waſſer nicht ſtracks zum ſieden
bringen / ſondern von der annoch bey ſich habenden Unreinigkeit ſaubern will /
muß eine abſonderliche Butte / ſo man eine Aſchen-Butte nennet / zugerichtet /
und das Salpeter-Waſſer darein gegoſſen / auch hernach in ein rein Gefaͤſſe ab-
gelaſſen werden .
zum Vierdten /
Wie die Aſchen-Butte zuzurichten .
Es wird die Aſchen-Buͤtte gleichwie obengedachte Erden-Buͤtte / kan
auch beliebende etwas hoͤher ſeyn mit einem Geſtelle von Holze und einer
Stroh-
Stroh-Matte oder Horde verſehen / uͤber die Stroh oder Schilff geflochtene
Horde wird ein Tuch oder leimtener Sack geſpannet / und auf den Seiten ver-
ſtopffet / denn gute geſiebte Buͤchene Aſche darauf gethan / mit reinem Waſſer
daß ſelbe nicht ſteubet / beſprenget ; Auf die Aſche wird wiederum eine gefloch-
tene Stroh-Horde / oder neu Stroh geleget . So iſt die Aſchen-Buͤtte zuge-
richtet / worein man das ausgewaͤſſerte Salpeter oder ander geſtanden Ney-
gen-Waſſer gieſſen / und ſo es etliche Stunden geſtanden in ein rein Gefaͤſſe ab-
zapffen und bis zur Leuterung verwahren kan . Dieſes durch die Aſchen-Buͤt-
te gelauffene Waſſer wird ſchon Lauge genennet .
Es brauchen auch theils Salpeter-Sieder / nur die zugerichte Aſchen-
Buͤtte / und waͤſſern die Erde darinnen aus / welches abgezapffte Waſſer al-
ſobald durch die Aſchen gehende mit gereiniget wird / jedoch in jedes Belie-
bung ſtellende .
zum Fuͤnfften .
Das durch die Aſchen-Buͤtte gegangene Salpeter-
Waſſer oder Lauge / ob ſelbige gut /
zu probieren .
Es wird ein Schaͤlgen voll aufgehabene gute Salpeter oder Mutter-
Lauge in noch 3. oder 4. mal ſo viel Salpeter-Waſſer gegoſſen . Wann nun
nach der Aufruͤhrung ſich wie dicke Matten erzeigen / und je dicker ſelbige wer-
den / deſto reicher und beſſer iſt das Salpeter Waſſer . Dieſe Probe kan man
ebenfalls mit den Erdenbuͤtten-Waſſer verſuchen / und nach Gut-Befindung
entweder zum Sieden ſchreiten / oder wann ſolches geringe / wiederum auf fri-
ſche Salpeter-Erde gieſſen / ſelbige wie oben erwaͤhnt / auswaͤſſern / und da-
durch reiches Salpeter-Waſſer zeugen .
zum Sechſten /
Von der ausgewaͤſſerten Salpeter-Erde .
Wann die Salpeter-Erde ſo viel moͤglich ausgewaͤſſert worden / bringt
man ſelbige an einen bedeckten Ort allwo der Regen nicht hinkommen oder ſol-
che befeuchten kan . Welche Erde zum wenigſten 1. zum meiſten 2. Elen hoch /
in der Breite aber nach dem Raum des Orts geſchuͤttet wird . So nun ge-
dachte Erde 2. oder 3. Jahr alſo gelegen / vermehret ſich der darinnen noch ent-
haltene Salpeter und wachſet allzeit wieder von unten auf / ſonderlich wenn
des Jahrs 3. oder 4. mal gedachte Erde mit Salpeter Schaume / Schlacken
oder Salpeter-Waſſer auf nachfolgende Weiſe gefeuchtet wird .
Nemlich :
Man ſticht mit ſpitzigen Hoͤlzern / Sticheln oder Pfaͤlen / hin und wieder
Loͤcher in die Erde / und gieſſet uͤberbliebenes Salpeter-Waſſer / Schaum
oder Lauge hinein / daran waͤchſt und vermehret ſich der Salpeter / welche
Erde dann nach verfloſſener zwey oder dreyjaͤhrigen Zeit / wie allbereit oben
gedacht / damit man deren Guͤte erfahre / zu probiren / und nach deren Gutbe-
findung ſelbige etwan ein halb oder 3. Viertel Elen tief von oben herab neh-
men / wiederum auswaͤſſern / Salpeter daraus fieden / dann leutern und fer-
ner nach Begehren brechen oder ſchmelzen kan .
zum Siebenden /
Wie aus der gedachten Lauge Salpeter zu ſieden .
Ehe und bevor man das ausgewaſſerte Salpeter-Waſſer oder die durch
die Aſchen-Buͤtte gelauffene Salpeter-Lauge ſieden will / muß man vor allen
Din-
Dingen eine groſſe reine Buͤtte voll Salpeter-Waſſer / in welche eben ſo viel
als in Siede-Keſſel gehet darbey ſtehen haben / ingleichen wird ein Gefaͤſſe / .
welches man ein Troͤpffel-Faß oder Troͤpffel-Buͤtte nennet ( darein etwan 3.
oder 3½ . Hand-Buͤtten eingehen / jede Hand-Buͤtte ohngefehr zu 3. Waſſer-
Kannen gerechnet ) aber neben den Keſſel voll Salpeter-Waſſer geſtellet . So
dieſes geſchehen / machet man den Anfang zum Sieden / und continuirt damit
in die 18. bis 20. auch wol mehr Stunden / nachdem es die Nothdurfft erfor-
dert ; So bald es in Sod kommt / wird der Zapffen des Troͤpffel-Waſſers ge-
luͤfftet / und von ſelbigen bis in Salpeter-Keſſel ein hoͤlzern Ringen geleget /
dadurch das aus dem Troͤpffel-Faſſe abrinnende Salpeter-Waſſer in den Keſ-
ſel troͤpffelt / welches verurſachet / daß der Siede-Keſſel allzeit voll bleibet /
weiln in einer Nacht wol ein vierdtheils Viertel tieff aus einem vollen Keſſel
heraus brodet . Wenn nun die Troͤpffel-Buͤtte leer worden / fuͤllet man gute
Lauge hinein / laͤſſet ſolche ſo lang abtroͤpffeln / bis die obenbenennte Zeit des
Siedens verfloſſen . Es muß aber unter wehrendem Sieden der aufgeworffe-
ne Schaum mit einem kleinloͤcherichten und ein wenig gebogenen Schaum-
Loͤffel / ſo in gemein ein halb Viertel der Elen im Diametro haͤlt / abgenommen
werden .
NOTA .
Wer die Troͤpffel-Buͤtte nicht brauchen und dem einſieden oder einbro-
den nur durch nachgieſſen abhelffen will / derſelbe wird den Sod nicht in einer
gleichen behalten / weiln ſelbiger auf einmal zu ſehr abgekuͤhlet oder abgeſchre-
cket wird .
zum Achten /
Die ſiedende Lauge zu probiren .
Man nimmt den Strohwedel / welcher von ausgetroſchenen Korn-Aeh-
ren zuſamm gebunden / tauchet ſelbigen in den Keſſel / und ſpritzet darmit auf
gluͤende Kohlen davon / und je reicher die Lauge iſt / werden ſich kleine lichte
Fuͤnklein ereignen .
Oder /
Es wird eine halbe Eyer-Schale voll Lauge auf gluͤende Kohlen geſe-
tzet / ganz eingeſotten / welches hernach / wo anders die Lauge gut geweſen / wie
Salpeter brennet .
Nach Befindung richtiger Probe nimmt man dem Sode / ſo weit das
Feuer / bis es nicht mehr ſiedet / und laͤſſet die Lauge ein wenig ſtille ſtehen /
damit ſich die rothe Materia ſetzet . Dieſes gethan : wird die Lauge mit einer
Schoͤpffkellen / welche Kelle etwan 4. oder 5. Meßkannen haͤlt / in die reinge-
machte Nebenbuͤtte ausgeſchlageu / die rothe Materi aus dem Keſſel genom-
men / und das angebrandte Salz / ſo ſich meiſtentheils einen ſtarken Meſſer-
Ruͤcken dicke an den Keſſel anhaͤnget / mit einem Hammer abgeklopffet / und
beyſeite gethan / welches Salz / wann es zwey oder dreymal gereiniget / man
gut ſcharff Salz davon machen und gebrauchen kan . Hernach den Keſſel mit
2. oder drey Handbuͤtten voll Leuterwaſſer rein ausgewaſchen und getrucknet ,
dieſes ſcharffe Waſſer aber alsbald auf die Aſchen-Buͤtte oder gar hinweg ge-
goſſen . So nun die aus dem Siedekeſſel in die Nebenbuͤtte geſchlagene Lauge
ſich ſetzet / welches Sommers Zeit in 2. oder 2½ . Stunde geſchiehet / wird die
Lauge / jedoch ſein ſachte / daß man ſolche nicht truͤbe oder aufruͤhre / wiederum
in den Keſſel geſchoͤpffet / und nachdem ſolche am Salpeter reich iſt / bey 24.
bis 28. Stunden in einem feinen gleichen geſotten / unter wehrenden Sieden
B aber
aber den aufgeworffenen Schaum mit dem Schaum-Loͤffel fleiſſig abgeho-
ben / und in acht genommen daß der Sod nicht uͤberlauffe / und ſo im Sieden
es mit Gewalt will uͤberlauffen / kan man den Sod / nachdem es die Noth er-
fordert mit 2. oder 3. Kellen Leuterwaſſer abſchrecken .
NOTA .
Wer den abgehabenen Schaum nicht ſtracks in eine Buͤtten / dann fer-
ner in die Aſchen-Buͤtte ſchlagen will / derſelbe kan ein enge Sieb am Rande
des Keſſels bey den Lufftloͤchern auf ein quer uͤberlegtes Holz befeſtigen / die ab-
genommene Schlacken oder Schaum darein thun / und die Lauge wiederum in
den Keſſel trieffen laſſen / nachmals den geſottenen Schaum / wie allbereit oben
gemeldet / zu der ausgewaͤſſerten Salpeter-Erde bringen .
Zum Neundten .
Wie die ſiedende Lauge zum andernmal zu
probiren .
Nachdem man nun vermeinet es habe nach vorbemeinten Stunden ge-
nug geſotten / wird eine Probe vorgenommen . Nemlich / man troͤpffelt von
dem Sode auf ein kalt Eiſen / oder eine Axt ; gerinnen oder geſtehen nun die
Tropffen Unſchlet / oder flieſſen wie Oel ſpieglicht / ſo iſt die Probe gut .
Oder :
Man gieſſet etwas Lauge in eine Schoͤpffkelle / oder ander rein Gevaͤſſe /
laͤſſet ſolche ein wenig ſtehen / biß ſich der ſchwere Schlam unten geſetzet / das
Lautere aber in 1. oder 2. kuͤpfferne Schaͤlchen / oder 1½ . Stunde ausgeſetzt / ſo
wird ſich der Salpeter in den Schaͤlchen zeigen / daraus zu erkennen wie
reich er iſt .
Nach dieſer jetztgedachten Probe nehmen etliche Salpeterſieder einen
Stab 7. Viertel Ellen / oder nachdem der Keſſel tieff iſt / lang / welcher von
unten auf in Zolle getheilet ) derſelbe wird mitten in den Keſſel / ſo viel moͤglich
perpendiculari ter biß auf den Boden geſtoſſen / dann geſehen wie viel Zoll er
naß worden / und daraus die Vielheit des Salpeters judic i r et / wann ſich
nun am Stabe uͤber 25. biß 30. Zoll befinden vor gut erkandt .
So dieſes geſchehen : thut man das Feuer untern Keſſel hinweg / laͤſſet
die Lauge 1. Stunde ſtehen / biß ſich der rohte Schlamm geſetzet hat / dann die
Lauge in eine niedrige Buͤtte geſchlagen / und auch eine weile ſtehen laſſen / ſo ſetzet
ſich das Saltz am Boden / dieſem nach ſchoͤpffet man ſolche in eine kuͤpfferne
Wanne oder hoͤltzerne Buͤtten / laͤſſet den Salpeter Sommers-Zeit 3 Tag und
Nacht / darinnen anſchieſſen . Wann nun der Salpeter angeſchoſſen / wird
die Lauge in ein ander Gevaͤſſe geſchoͤpfft / der Salpeter ausgebrochen und
getrucknet .
NOTA .
Dieſe abgezapffte Lauge / ſo man Mutter-Lauge nennet / wird zum
andern Sode behalten / und wie vorbeſchriebenen procedir et / desgleichen
wird von dieſem andern Sode die abgelaſſene Lange wiederum geſotten / unter
welche man allerhand Neigen Laugen und Salpeter-Waſſer / daß auch der
Keſſel voll wird / gieſſet . Bey dieſem dritten Sode pflegt man den Keſſel
mit 2. halben zuſammenſchließenden hoͤltzern Decken / zubelegen / und laͤſſet
die Lauge nur 2. oder 3. mahl auf wallen / dann ſelbige warm / in eine neue
Aſchen-Buͤtte ſchlagen / was aber nicht hinnen gehet / in eine andere reine
Buͤtte thun . So nun die erſte Lange durch die Aſchen-Buͤtte in ander rein
Ge-
Gevaͤſſe abgezapfft worden / die andere Lauge ebenfals hinnein zugieſſen / und
durchlauffen zu laſſen / ſo zwingt ſie die Aſche und reiniget die Lauge / davon
die erſte die beſte und ſchaͤrfſte / was aber truͤbe kan hinweg gethan / die gute Lauge
hebet man biß zur andern Zeit auf / oder ſiedet ſelbige / wann zu vor der Keſſel
mit einem Pantzer-eiſen aus gerieben / und mit warmen Waſſer geſaͤubert /
wie gelehrt zur Probe .
Was aber den obengedachten Salpeter / ſo am Mauern waͤchſet / oder in
Kellern an den Waͤnden herfuͤr ſchieſſet / anlanget / davon haben ihrer etzliche
viel ruͤhmens und einige Beſchreibung daruͤber gemacht / wie ſelbiger in
ſonderlichen darzu bereiteten Kellern / zu zeigen / und in der Menge zu ſam̃len
ſey / ich aber halte von dem aus der Erde gewaͤſſerten und hernach geſottenen
Salpeter am meiſten / weiln nicht ſo viel wild Saltz oder Alaune darinnen
iſt / es laͤſſet ſich auch warlich der an Waͤnden und Mauern herausſchieſſende
Salpeter nicht ſo haͤuffig finden . Und obgleich dem vorgeben und deren
beſchriebenen Procesſ en nach in den Gewoͤlbern einiger Salpeter zu zeigen
wohl moͤglichen / werden doch meines Erachtens die Unkoſten hoͤher lauffen /
als man jetziger Zeit den Salpeter und zwar in weit beſſerer Guͤte erkauffen
kan / wiewohl der Salpeter nicht allzeit in einerley Preis bleibet / ſondern
einmahl hoͤher als das andermahl bezahlet wird / dennoch aber verurſachet
der aus Jndien anher gebrachte Salpeter / daß der Thuͤringiſche und hierum
geſottene Salpeter um gar billigen Preis zu erlangen .
Wie groß man die Gevaͤſſe zuvor beſchriebenen Salpe-
terſieden gemeiniglich gebraucht .
Der Keſſel iſt allaͤnglicht / und oben uͤbern Diametro weit 3. und ein
Drittel Elle .
Die Tieffe aus der Mitten gemeſſen 2½ Elle .
Der Keſſel haͤlt 90. biß 100. Waſſer-Kannen oder 900. bis 1000 . Meß-
Kannen .
Jn die Nebenbuͤtte ſoll ſo viel Lauge / als in den Siedekeffel gehen .
Das Troͤpffel-Vaß haͤlt 3. oder 3½ . Handbuͤtte / ſind 12. Waſſer oder 180.
Meß-Kannen .
Eine Waſſer-Kanne haͤlt 9 biß 10. Meß-Kannen .
Eine Schoͤpffkelle haͤlt 4. biß 5. Meß Kannen .
Jn das Vaß worinne Salpeter-Waſſer zugefuͤhret wird gehet meiſt ſo
viel als in eine Bierkuffe oder 45. biß 50. Waſſer-Kannen . Die andern Gevaͤſſe
ſind unterſchiedlich / ablaͤnglich / weit / niedrig und dergleichen .
Wie der vom Salpeter-Sieder bekommene Salpeter
welchen man ingemein rohen Salper nennet zu
leutern .
Es iſt zur Gnuͤge bekant / daß bey der hochloͤblichen Artillerie-Kunſt /
der Salpeter das principalſte Stuͤcke und der Effectuant des Pulvers iſt / da-
hero ich in dieſem Capitel keine fernere Erklaͤrung noͤtig erachte / ſondern bey
dem Capitel der Eigenſchafft des Salpeters / ein mehres anfuͤhren will / dieſes
aber iſt nur zu gedencken / je ſtaͤrcker und beſſer der Salpeter iſt / deſto ſtaͤrcker
legt er auch ſeine Macht und Gewalt an / ſonderlich wenn man gut Pulver
machen / oder den Salpeter zu unterſchiedlichen andern Saͤtzen / welche eine
ſonderliche Gewißheit erfordern gebrauchen will / muß ſelbiger ſo viel moͤg-
lich / von der bey ſich habenden Unreinigkeit / ſonderlich dem Saltz und
Schalcke wohl gereiniget werden / welches heutiges Tages auf nachbeſchrie-
dene nachbeſchrie-
bene Manir verrichtet wird .
B 2 Wann
Wann die Stellbuͤtte / deren Beſchreibung ſtracks nach dieſem Bericht
folgen ſoll / zugerichtet / und der Leuter-Keſſel / Anſchieß-Faſſe / und das ande-
re kleine Gefaͤſſe mit warmen Waſſer / damit keine Fettigkeit darinnen blei-
be / geſaͤubert worden / gieſſet man auf jeden Centner Salpeter 8. oder 9. Waſ-
ſerkannen voll rein Waſſer / deren in jede ungefehr 10. Leipziger Meßkannen
gehen / in den Keſſel / dieſes geſchehen / ein gelinde fein gleich brennend Feuer
angemacht / damit das Waſſer bis eine Hand darinnen zu leiden / warm wird /
dann den Salpeter fein maͤhlich hinein geſchuͤttet / und ſachte zergehen laſſen /
hernach fehlet man / mit einem breiten / von Kupffer-Blech dinn getriebenen
Loͤffel / welcher gar kleine Loͤcher hat / auf den Boden des Keſſels / ob alles zer-
gangen / und ſo noch ein kleiner Reſt / welcher nicht wol oder langſam zergehen
will / verhanden / mit dem Loͤffel heraus gehaben / iſt mehrentheils Salz / un-
ter wehrenden Zergehen aber den Schaum fleiſſig abzunehmen . Nach dieſem
wird allmaͤhlich ſtaͤrker Feuer gemacht / und ehe der Sod erfolget / mit einer
Kellen durchfahren / und den daran hangenden Schaum oder Schlamm abge-
hoben . Dieſes erfolget : ſtreuet man auf jeden Centner Salpeter 2. Loth
rein gebrandte und kleingeſiebte Alaune in den Sod / welcher den Schaum
und Unflath deſto beſſer aufwirfft / welcher nochmals und ſo offt ſich Schaum
darauf befindet / mit dem Schaum-Loͤffel abgehaben werden kan . So nun
wie gedacht / der Sod nun allmaͤhlich erfolget / und ſtark anhebet zu ſieden /
gieſſet man guten weiſſen Wein-Eſſig auf jeden Centner Salpeter ½. Maas
gerechnet / in die Leuterung / inwendig des Keſſels herum / als auch in die Mit-
ten / wovon der uͤberbliebene Schaum zuſammen getrieben / und abgehoben
wird .
Man pflegt auch ſonſten auf jeden Centner 2. Loth gebrandte durchge-
ſiebte Alaune und 1½ . Quintlein geſtoſſenen weiſſen Weinſtein in einem Topff
mit Wein Eſſig zu vermengen / und untereinander zu ruͤhren / dann uͤber die
Leuterung zu gieſſen / davon und ſonderlich dem Weinſteine / ſoll der Salpeter
eine Zehrung bekommen / auch den noch vorhandenen Unflath vollends auf-
werffen und zuſammen treiben / welcher nochmals abzuheben .
Nachdem nun der Salpeter eine weile fein gleich geſotten / und gereini-
get worden / ſchoͤpffet man etwas vom Sode in ein kuͤpffern Schaͤlgen ( wel-
ches ohngefehr uͤbern Diametro 1. Viertel Ele und kaum 2. Zoll tieff iſt / ) ſetzet
ſolches in ein wenig friſch Waſſer / doch daß davon nichts in das Schaͤlgen
komme / laͤſſet es ungefehr 1. Stunde ſtehen / biß der Salpeter ſich herfuͤr thut ;
und ſo er im Schaͤlgen ſich zuſammen begiebet / oder zuſammen rinnet / ſo
muß man mehr warm Waſſer in die Leuterung gieſſen / wann er aber im Schaͤl-
gen anſchieſſet / und oben offen bleibet / ſo iſt die ausgeſetzte Probe gut / deß-
wegen man zu unterſchiedlichen malen ein Schaͤlgen voll ausſetzen / und die
Gewißheit erfeh en kan . Man dunket auch ſonſten einen Span in den Sod
des Keſſels / und treiffelt 1. oder 2. Tropffen auf eine ſaubere Axt / Beyl / oder
ſonſt was eyſernes ; wann nun das Aufgetroͤpffelte zerfleuſt und nicht geſte-
het / wird mit dem Sieden noch ein weilgen continuiret / dann wiederum etzli-
che Tropffen auf reines Eyſen fallen laſſen / biß ſelbige wie Unſchlit oder
Wachs-Tropffen geſtehen . So bald man dieſes wahrgenommen / wird von
dem Keſſel auf der Stell-Buͤtte / welche deßwegen nahe bey dem Keſſel ſtehen
ſoll / ein Gießbret geleget / und die Leuterung ſo geſchwind als moͤglich / aus
dem Keſſel in die Stell-Buͤtte / damit ſolche nicht erkaltet und fein warm
durchgehe / geſchoͤpffet oder geſchlagen / mit Decken zugedeckt / und etwan 1½ .
Stunde darauf ſtehen laſſen .
NOTA .
Daß die im Sode gedachte Alaune und Weinſtein / deren etliche Feuer-
werker
werker in mehrer Quantitaͤt als ich gemeldet / gebrauchen / den Salpeter reini-
gen / und den Schlamm oben auf der Leuterung zuſammen treiben / iſt genug
bekandt ; weiln aber die Laͤuterung deßwegen angeſtellt / die noch im Salpe-
ter vorhandene Unreinigkeit / als Salz / Alaune / Schalk und andere hinder-
liche Materia ſo viel moͤglich gaͤnzlich heraus zu tilgen / deren doch auf dieſe
Manir hinein gebracht / und nicht gaͤnzlich verzehren wird ; Als halte ich bloß
von dem guten Wein-Eſſig am meiſten / jedoch in jedes Belieben geſtellet .
Beſchaffenheit des Keſſels zur Leuterung dienlich .
Der Keſſel zur Leuterung iſt wie nachgeſetzt zu erſehen / etwas kleiner als
obengedachter Siede-Keſſel / jedoch ſind auf einmal 9. Centn . Salpeter darin-
nen zu leutern .
Die Oberweite des Keſſels iſt 3. Elen AB .
Die Tieffe des Keſſels zwey und ein Viertels-Ele CD.
Der Ofen hat drey Steiffen oder Pfeiler von gebackenen Steinen ge-
mauert / worauf der Keſſel ruhet / wovon in dem verjungten Abriſſe Fig. 3.
der foͤrder Pfeiler / wegen der Glut und Hitze vortheiliger zu ſtehen / viel ſtaͤrker /
die andern beyde aber ſchwaͤcher ſeyn muͤſſen / der foͤrder Pfeiler iſt mit E. der
eine hinter Pfeiler aber mit F. angedeutet / des Ofens drey Lufftloͤcher / wovon
2. in dem Durchſchnitt zu erſehen / mit G. H. angemerkt .
Bey 1. hat der Roſt / welcher ebenfalls wie der Ofen und Steiffen von
Stein erbauet / etliche Loͤcher / allwo die Aſche durchfallen / damit man ſelbige
bey dem Aſchen-Loch K. mit einer Kruͤcke heraus nehmen kan .
Die Treppe ſo zum Ofenloch L. und Aſchenloch K. gehet / iſt mit M. und
der Raum vorm Ofenloch mit N. bezeichnet / wie in Fig. 3. zu erſehen .
Auf was Art die Alaune zu brennen .
Man nimmt etwan ein Viertels-Pfund mehr oder weniger Alaune / le-
get ſolche in eine eiſerne Pfanne oder Blech / auch wol wenn der Alaune wenig
nur auf eine eiſerne Schauffel / welche man hernach auf gluͤende Kohlen ſetzet /
wovon erſtlich die Alaune anfaͤnget zu lauffen und Blafen aufzuwerffen / nach-
mals wenn die Feuchtigkeit durch die Hitze heraus getrocknet / zu horſchen auch
endlichen gar zu ertrocknen . Wann dieſes erfolget : vom Feur gethan / erkal-
ten laſſen / und ſo ſich einige anlauffende Schwaͤrze daran befindet / fein geſaͤu-
bert / nachmals in einem kleinen Moͤrſer oder auf dem Werkbrete gekleint und
durch ein zart Haar-Sieb geſiebet .
Wie die Stell-Buͤtte beſchaffen .
Die Stell-Buͤtte muß ſich nach der Quantitaͤt des Salpeters ( ſo viel
moͤglich in dem Keſſel auf einmal geleutert werden kan ) richten / und groß ge-
macht werden .
Nachbeſchriebene Stell-Buͤtte wann man 4. bis 5. Centner Salpeter
in den Keſſel ſelbigen zu leutern einſetzet / wird dieſelbe von 4. Centner bis auf
zwey Drittel Ele / von 5. Centner aber faſt ganz voll / und iſt wie die Fig. 4.
zeiget /
Die Hoͤhe der Stell-Buͤtte 2½ . Elen .
Die Weite oben 2. Elen .
Die Weite unten ein und drey Viertel Elen .
Die Staͤrke des Holzes iſt 2. Zoll / und wird ſelbige unten mit einem
meſſingen Hahne verſehen / auch ½ . Ele hoch auf Gloͤtzer oder ein Geruͤſte geſe-
tzet / ferner wie nachfolgend zugerichtet .
B 3 Die
Die Stell-Buͤtte zuzurichten .
Wann wie vorgedacht die Stell-Buͤtte mit einem meſſingen Hane ver-
ſehen und auf ein Geruͤſte ein halbe Elen hoch gehoben worden / ſetzet man ein
Geſtelle mit unterſchiedlichen Loͤchern / ſo eine Viertels Elen hoch / auf den
Boden der Stell-Buͤtte / auf dieſes Geſtelle wird ein Strohboden geleget /
dann einen Sack ( welcher die Weite der Stellbuͤtte haben / und von gedachten
Stroh b oden laͤngſt uͤber die Stellbuͤtte heraus gehen ſoll ) darein gehangen ;
Ferner : 4. oder 5. Zoll hoch reine Buͤchene Aſche in den Sack gethan / und da-
mit ſelbige nicht ſiaͤube mit etwas Waſſer beſprenget / dann einen loͤcherichen
hoͤlzern Boden / welchen man einen ſchwimmenden Spiegel nennet / auf die
Aſche geleget / oben aber ein Gießtuch uͤberſpannet / durch welches die Leute-
rung zu gieſſen / ſo iſt die Stellbuͤtte zurechte gemacht .
Wie die Leuterung oder Lauge aus der Stell-Buͤtte ab-
zuzapffen und in die Anſchieß-Faſſe zu
bringen .
Ehe und bevor man die Leuterung abzapffet / muͤſſen die Anſchieß-Faſſe
deren in jedes zum wenigſten ſo viel Leuterlauge ( als 1. Quintlein Salpeter ge-
geben ) eingehet / mit warmen Waſſer rein geſaubert / mit hoͤlzernen Spaͤnen
ein jeglicher ungefehr 1½ . Zoll breit und 1½ . Zoll dick / und ſo lang als der in-
wendige Diameter jedes Schieß Faſſes iſt / verſehen ſeyn / alſo : daß von un-
ten des Bodens an ein quer Hand hoch 4. oder 5. Spaͤne / uͤber die ſo wiederum
einer quer Hand hoch 4. Spaͤne Creutz-weis geſpreitzet / die obern Spaͤne aber
alſo eingeſetzt werden / daß wenn die Leuterung darein gegoſſen / ſolche bey 2.
Zoll hoch daruͤber gehe . Etliche Pulvermacher oder Feuerwerker pflegen die
Spaͤne nicht hinein zu ſpreitzen oder zu ſtemmen / ſondern nur hinein zu legen /
ſagen : die Zapffen des Salpeters laſſen ſich nach anſchieſſen beſſer ausbre-
chen / welches auch die Warheit / und halte ich von den unterſten Spaͤnen nicht
viel / wiewol auf dieſe Manir wenig Spaͤne darein gehen / in jedes Beliebung
ſtellende .
Wann nun nach itztgedachter Manier die Schieß-Faſſe zugerichtet / und
die Zapffen / da ein jeder von oben hinein geſtecket / und ganz durch den Boden in
der Dicke 1½ . Zoll gehet / daß ſolche nicht troͤpffeln verwahret ſeyn / henget man
an den in der Stell-Buͤtte erwehnten eingeſteckten meſſingen Han / einen Filz-
Hut bey Fig. 4 : mit dieſem Signo ☽ bemerkt / ſetzet eine reine Handbuͤtte darun-
ter mit Signo ☉ bezeichnet / trehet den Han auf / und laͤſſet die Leuterlauge / ſo viel
in die Hand-Buͤtte gehet / durch den Filz darein lauffen / dann den Han wieder zu-
getrehet / und die gedachte Lauge in ein Schieß-Faß gegoſſen / auch alſo darmit
continuiret / bis alles aus der Stellbuͤtte / ( oder ſich zuletzt / wiewol gar ſelten /
einige Unſauberkeit erzeigen ſollte ) gelaſſen .
So nun wie itzt gedacht die Anſchieß-Faſſe gefuͤllt / wird das Leuter-
Hauß uͤberall zugemacht / und die Gefaͤſſe mit leinen oder wuͤllenen Tuͤchern
bedecket / damit keine Lufft oder Sonnen-Hitze darzu komme / und der Salpeter
uͤberall ſein gleich und nicht ehe oben / als unten anſchieſſen moͤge .
Jn eine Hand-Buͤtte / welche man beym Abzapffen der Leuter-Lauge
gebrauchet / gehet ungefehr 2. Waſſerkannen Lauge / und iſt dergleichen bey
Fig. 4. abgebildet .
Ein Anſchieß-Faß iſt oben ungefehr ein und drey Viertel unten aber ein
und ein Drittel Elen uͤbern Diametro gerechnet weit . Fig. 5. A.B .
Die Tieffe 1. Ele /
Die
Die Staͤrke des Holzes ein und ein Viertels Zoll / und gehen 5. bis 6. Hand-
buͤtten Lauge in eins .
Zu erkennen ob in den Anſchieß-Faſſen der Salpeter ge-
nugſam angeſchoſſen / und wie die Zapffen daraus zu
brechen / auch ferner zu handthieren .
Wann die Lauge in den Anſchieß-Faſſen zum wenigſten 24. bis 30. Stun-
den / und nachdem das Wetter heiß oder kuͤhle iſt / geſtanden / denn man in
heiſſen Sommer-Tagen bis der Salpeter gaͤnzlich angeſchoſſen / wol ehe in die
50. Stunden warten muͤſſen / wird ein kuͤpffern Schaͤlgen mit Lauge in ein
wenig friſch Waſſer / doch alſo / daß nichts hinein lauffe / etwan ein Viertel
Stunde lang ausgeſetzet . So nun binnen der Zeit etwas Salpeter in dem
Schaͤlgen anſchieſſet / muß man noch etliche Stunden anhalten / dann wie-
derum eine Probe ausſetzen / bis ſich im Schaͤlgen kein Salpeter mehr befin-
den thut . Dieſes wahrgenommen : wird unter ein jeglich Anſchieß-Faß ein
ſauber rein Gefaͤſſe geſetzet / wie in Fig. 5. bey C. und D. zu erſehen / der Zap-
fen des Schieß-Faſſes fein ſachte gezogen / damit die Lauge allmaͤhlich ab-
lauffen / und dem angeſchoſſenen Salpeter-Zapffen nicht ſo gehling entgehen
moͤge / wovon ſich ſelbige leichtlich ſetzen und zerbrechen . Nachdem nun die
Lauge rein abgelaſſen / laͤſſet man den Salpeter etliche Stunden alſo ſtehen
und trucknen / welcher dann / nach verfloſſener Zeit ( doch daß die Salpeter-
Zapffen nicht zerbrechen ) mit den Haͤnden fein fauber heraus gehaben wird /
davon man die ſchoͤnſten Zapffen auslieſet / das Grießliche mit friſchen Waſſer
abſpuͤhlet / und den Salpeter ingeſammt / auf hoͤlzerne Tafeln / vollends fein rein
austrocknet . Die abgezapffte Lauge aber ( ſo ferne kein Salpeter mehr im
Vorrath vorhanden / und nur 3. bis 6. Centner auf einmal zu leutern geweſen )
wird wiederum in den Keſſel gethan / und wie mit der erſten Leuterung geſche-
hen / verfahren . Deßgleichen man mit der vom andern Sude uͤberbliebenen
Lauge auch procedir en kan .
NOTA .
Den aus dem erſten Sode bekommenen Salpeter heiſſen die Artilleri-
ſten A. den aus dem andern B. und den aus dem dritten Sode C. wovon der er-
ſte der beſte / und zu dem Pirſch-Pulver und andern gewiſſen Feuerwerks-Sa-
chen zu gebrauchen .
Wann viel und ſonderlich einerley Salpeter zu leutern / iſt nicht noͤthig /
daß man die / vom erſten Sode aus den Anſchieß-Faſſen abgezapffte Lauge
ſtracks wiederum ſiede / und den Salpeter welchen man B. nennet anſchieſſen
laſſe / viel weniger den dritten Sod verrichte / weiln weit beſſer / daß man die er-
ſte uͤberbliebene Lauge mit ſo viel reinen Waſſer wieder in den Keſſel thue / und
faſt ſo viel Salpeter als der erſte Sod gegeben darein ſchuͤtte / ferner wie oben
erwehnt / zur Probe ſiede . Auf dieſe Manir darf man nicht allemal die ge-
meldten 3. Soͤde hintereinander verrichten / wodurch doch nicht einerley / ſon-
dern an der Guͤte dreyerley Salpeter heraus gebracht / auch wegen des Sal-
zes und Schalkes ſo viel Muͤhe und Zeit aufwenden / hingegen aber / wenn wie
oben erwehnt / die von Anſchieß-Faſſen abgezapffte Lauge allemal mit ſo vielen
ſchlechten Waſſer / und an ſtatt des / aus vorigem Sode angeſchoſſenen Sal-
peters / ſo viel andern Salpeter in den Keſſel gethan / und wiederum zur Pro-
be geſotten wird / ſo bekommt man von jedem Sode einerley Salpeter / davon
dann einerley Pulver zu machen ſehr dienlich iſt . Und ſo man gleich zu unter-
ſchiedlichen malen etliche 20. bis 30. Centner geleutert / iſt dennoch nicht
ſtracks
ſtracks noͤthig / die uͤberbliebene Lauge gaͤnzlich abzuſieden / und das Salz und
Schalk davon zu ſcheiden / es kan ſolche Lauge etliche Wochen / oder bis man
wiederum eine Leuterung von etlich 20. oder mehr Centner vornehmen will /
in dem Keſſel zugedeckt behalten werden / unter welcher Zeit ſich der Salpeter
vermehret / und dißfalls die Lauge reicher machet / welche man vollends zur
Probe ſieden / den Schalk und Salz ( wie nachfolgender Bericht anzeiget ) da-
von ſcheiden / den hiervon kom̃enden Salpeter zu unterſchiedlichen Feuerwerks-
Sachen aufheben und verwahren kan .
Wie von der letzten Lauge das Salz und Schalk
zu bringen .
Die letzte Lauge thut man in einen ſaubern oder reinen Keſſel / machet
ein gelinde Feuer darunter / und nachdem ſelbige fein in einem gleichen anfaͤn-
get zu ſieden / wird der aufwerffende Unflath und Fettigkeit mit dem Schaum-
Loͤffel ſo lange abgenommen / bis nichts mehr darauf zu finden / dann einen din-
nen kleinloͤcherigen Loͤffel genommen / auf den Boden des Keſſels gefuͤhlet / und
wann Salz vorhanden / ſolches allmaͤhlig heraus gehoben / welches man in ein
Faß thun / und die Lauge hinwiederum / durch das am Boden habende Loch ab-
lauffen laſſen kan . So nun kein Salz mehr auf dem Boden zu ſpuͤren ( wie-
wolen unmoͤglich ſolches gaͤnzlichen mit dem Loͤffel heraus zu nehmen ) und der
Sod hat ungefehr 1. Stunde lang gewaͤhret / wird die Lauge in unterſchiedli-
che reine Faſſe hin und wieder gegoſſen / davon ſetzt ſich das annoch darinnen
enthaltene Salz an die Boͤden . Dieſes geſchehen / gieſſet man die reine Lauge
wiederum in den Keſſel / ſiedet ſelbige vollends zur Probe / und laͤſſet den Sal-
peter in den Anſchieß-Faſſen anſchieſſen / die von dieſem Proben-Sode uͤber-
bliebene Lauge wird wiederum / auch wol die nach dieſer folgende geſotten / bis
ſich kein Salpeter mehr / ſondern nur Schalk befindet / welchen etliche Pulver-
macher mit reinem friſchen Waſſer abſpuͤlen / und in dieſem Waſſer noch Sal-
peter zu finden vermeinen / iſt aber der Muͤhe nicht werth .
Das geſammlete Salz wird auf eine Breite Tafel gethan / und Som-
mers-Zeit an der Sonnen / offt umruͤhrende / Winters-Zeit aber in einem Keſ-
ſel uͤber ganz gelinde Feuer getrocknet / nach dieſem die Kloͤſſer zerrieben / und
das Salz durch ein ziemlich liechte Sieb geſiebet / ſo iſt ſelbiges vor das Vieh /
im Fall der Noth auch vor die Menſchen zu gebrauchen .
Der Schalk aber iſt nichts nuͤtze / ſondern nur wegzuſchuͤtten / und ſollte
ſelbiger von den Unwiſſenden wol vor etwas rechtes / ſonderlich in der Son-
nen angeſehen werden / weiln er in dem Faſſe als viel hundert zuſammen geſetz-
te kleine viereckigte Taffel / Chriſtallen / oder Diamanten anzuſehen / dahe-
ro / weiln ſolcher ſo betruͤglich ſcheinet / ohn Zweiffel den Namen Schalk be-
kommen .
Der Salpeter wenn er in Zapffen angeſchoſſen / præſentir et ſich allzeit
6 eckigt / auf die Art wie die Stollpſchen-Steine .
NOTA .
Es vermeinen theils Feuerwerker / Buͤchſenmeiſter und Pulvermacher /
wenn ſie ein wenig gekleinten Schwefel in die Leuterung ſprengen / ſo ſoll der
Salpeter lauter und ohn Salz werden . Jngleichen wenn man Ochſen-Blut
in die Leuterung des Keſſels thue / davon ſoll das Salz zu Grunde fallen / und
hernach fuͤglicher heraus zu nehmen ſeyn . Andere wollen : man ſoll Alaune ,
Victriol Romanum , Salcommune , lebendigen Kalk und Gruͤnſpan / nach
Vielheit der Leuterung nehmen / ſolches kleinen / oder eine Lauge davon ma-
chen/
chen/ ſo wuͤrde dieſe Materia das Salz an ſich ziehen / und den Unflath auf-
werffen / welcher hernach mit dem Schaum Loͤffel leichtlich abzuheben .
Oder :
Man ſoll Kreyde / Wein-Eſſig und Weinſtein in die Leuterung thun / ſo
wuͤrde die Kreyde den Salpeter purgiren / der Wein-Eſſig ſelben erquicken /
und der Weinſtein den Unflath von Grunde treiben . Dieſes ſind meines Er-
achtens alles Dinge / ſo mehr Unreinigkeit in die Leuterung bringen ; weiln
der gute Eſſig alleine / wegen ſeiner Schaͤrffe den Unflath zuſammen treibet /
dieſes verrichtet auch die gebrandte und ganz klein geſiebte Alaune .
Wann aber die Lauge bey Ausſetzen der Probe nicht geſtehen wollte /
oder es waͤre einem bey der Laͤuterung ein Verdruß oder Poſſen durch mi-
ſchende Fettigkeit wiederfahren / alsdenn laſſe ich ſolche Apothecker Mixtur en
paſſiren . Jedoch einem jeden ſeine Meynung gerne goͤnnend .
Wie man ſich bey der Leuterung zu verhalten / wenn die
Lauge nicht geſtehen will .
So die erſte Lauge eine gute Stunde geſotten / und ſolche in ausgeſetz-
ten Proben nicht geſtehen will / nimmt man 1. oder 1½ . Meßkanne / nachdem
der Lauge viel iſt / Harn von einem Mann ſo Wein getrunken / gieſſet ſelbigen
in die Lauge ; ſo dieſes geſchehen / muß das Feuer geringert / und die Lauge in
der Mitten des Keſſels mit 1. oder 1½. Noͤſſel ( Kaͤnchen ) guten weiſſen Wein-
Eſſig / oder in Mangelung deſſen / mit kalten Brunnen-Waſſer abgeſchreckt /
der aufgeworffene Schaum fein rein abgefeumet / dann wiederum eine Probe
in Schaͤlgen oder auf der Axt verſucht / nachmals in die Stellbuͤtte gegoſſen /
und wie braͤuchlichen procedir et werden .
Wenn einem zum Verdruß oder aus Mißgunſt / Fettig-
keit / Unſchlitt oder Seiffe in die Leuterung gethan worden /
wie der Salpeter dennoch zum anſchieſſen
zu bringen .
Man nimmt Wein Eſſig / Schellkraut Waſſer und Manns-Harn je-
des gleiche Theile / menget darunter 1. oder 1½ . Pfund geſtoſſen und geſichten
Weinſtein . Mit dieſer Materia / nachdem ſie ein klein wenig miteinander ge-
ſotten / und wiederum erkaltet / wird die Leuterung / und nachdem der Sod
groß iſt / zu zwey oder dreymalen abgeſchreckt / und die aufwerffende Unſauber-
keit mit dem Faum-Loͤffel davon genommen . Wann dieſes gethan : muß man
eine Buͤtte oder Faß / welches mit einem Geſtelle / worauf Stroh / und auf die-
ſes ein gute quer Hand hoch Eichen-Segenſpehne geleget / verſehen ſeyn / die
Lauge darein gieſſen / eine weile ſtehen laſſen / wiederum abzapffen / in dem Keſ-
ſel vollends zur Probe ſieden / und ferner braͤuchlichen procedir en .
Zu merken /
Es wird demjenigen ſo Salpeter leutert / meiſtentheils auf 1. Centner
10. Pfund Abgang paſſiret / wiewohln wenn der Salpeter geringe 11. bis 12.
Pfund / hingegen : wann der Salpeter gut / etwan 6. bis 8. Pfund abgehen .
Man hat auch bis anhero befunden / daß dem guten Oſt-Jndiſchen Salpeter
von jedem Centner nur 2. bis 3. Pfund abgangen . Dannenhero wann etwan
eine Quantitaͤt einerley Salpeter zu leuteru / und man vorhero in etlichen
Centnern den Abgang erforſchet / gar leichtlichen der Uberſchlag wegen des
gaͤnzlichen Abgangs zu machen / und deſto beſſer Rechnung fordern kan .
C Sal-
Salpeter zu brechen / oder zu zerfaͤllen .
Das Salpeter brechen / oder in das kleinſte zu zerſaͤllen / iſt gar ein noͤ-
thig Ding bey der Artillerie / indem man ſolchen nicht alleine zu allerhand Pul-
ver / ſondern auch zu unterſchiedlichen Arten Ernſt- als auch Luſt Feuerwerks-
Sachen brauchen / und dardurch des vielen ſtoſſens / reibens und ſiebens / uͤber-
haben ſeyn kan . Solches zu vollbringen wird etwan 1. 4tels Centner etliche
Pfund mehr oder weniger / nachdem der Brechkeſſel groß und die Arbeiter ein-
ander abzuloͤſen vorhanden ſeyn / in gemeldten Brechkeſſel gethan / deſſen Ge-
ſtalt zeiget die 6. Figur . Dieſes geſchehen : gieſſet man auf 1. 4tels Centner
ungefehr 5. oder 6. Meßkannen oder ſo viel warm Waſſer / ( welches beſſer als
das kalte ) bis es dem Salpeter gleich gehet / weiln mit vielen Waſſer man ſich
nur lange aufhaͤlt ; laͤſſet ſolchen vollend ſachte zergehen / und ja nicht gehling
heiß werden / inzwiſchen aber mit dem Brech-Scheide oder Brech-Stange /
welche etwas ſcharff zugehende Metallene Schue haben / wie in gedachten 6.
Fig. mit ſigno ♀ angedeutet / aufruͤhren / und den befindenden Schaum aufhe-
ben . Wann er nun ſachte anfaͤnget zu wallen / und etwan noch einige Unſau-
berkeit zu ſpuͤhren / kan etwas weiſſer Eſſig oder ein wenig rein gebrandt- und
klein durchgeſiebte Alaune darein geſprenget / und die davon zuſammen getrie-
bene Unſauberkeit mit dem Faum Loͤffel weggenommen werden .
So ferne der Salpeter ſich etwan ſtark erhitzt / uͤberſich wallet / und in die
Hoͤhe ſteiget / muß man von dem Feuer was hinweg thun / auf dem Grunde wol
aufruͤhren / bis er ſich ſetzet / auch den auf dem Rande anhaͤngenden Salpeter
mit dem Brechſcheite wieder hinein ſtoſſen .
Wann er nun anfaͤnget zu plappern / laͤſſet man ſolchen in einen feinen
gleichen / ſo lange darmit fortfahren / doch unterweiln / mit der Brechſtangen auf
den Boden geruͤhret / bis der Salpeter beginnet dicke zu werden / und nachdem
er anfaͤhet zu trocknen oder zu harꝛſchen / muͤſſen zu 1. 4tels Centner Salpeter
zwey Perſonen / zu beyden Seiten ſtehende / ohn Unterlaß mit den Brechſtangen
Ereutzweis Creutzweis hindurch fahren / und ſolchen auf den Boden luͤfften / damit er ſich
nicht ſetzen / oder an dem Keſſel anhaͤngen moͤge / deßwegen ſolcher in einem ge-
linden Feuer zu erhalten noͤthig . Durch dieſes mit den Brechſtangen erfolgend
ſtetiges hin und wiederwerffen / wird der Salpeter ganzlich ausgetrucknet und
gekleinet / bis er endlichen von den Brechſtangen abfaͤllet / und anfaͤnget zu ſtau-
ben / alsdann iſt Zeit ſolchen aus dem Keſſel in ein trocken Gefaͤſſe zu thun . Un-
ter wehrenden Herausnehmen / kan der gebrochene Salpeter durch ein klaar
haͤaͤrn Sieb in ein trucken Faß oder auf eine Werk-Tafel geſiebet / die Klump-
per / welche die Feuerwerker Griefen heiſſen / mit einem Reubeholze oder hoͤl-
zernen Handkeyle zerrieben / und wiederum durchgeſiebet oder ſolche zu Feuer-
werks-Sachen aufgehaben werden .
Wie der Zapffen-Salpeter zu ſchmelzen .
Wenn der Schmelz-Keſſel und die Kuͤpfferne oder Metallene Gefaͤſ-
ſe / in welche der Salpeter hernach zu gieſſen / ſauber gereiniget ſeyn / wird
der Salpeter in den Keſſel / und ein kuͤpffern Deckel darauf gethan / dann ſel-
bigen durch ein ſtaͤrker Feuer als beym Brechen braͤuchlich nach und nach zer-
gehen laſſen / ſo wirfft er einen Schaum wie eine dicke Haut anzuſehen auf / wel-
cher hinweg zu nehmen und ſonſten zu gebrauchen iſt . So dieſes geſchehen : nim̃t
man ein klein wenig gekleinten Schwefel / ſprenget ihn auf den zerſchmolzenen
Salpeter / wovon ein Plitz entſtehet / und die Fettigkeit verzehret wird . Wer aber
die dickliche Haut nicht abnehmen will / muß etlichemal mit dem Schwefelſpren-
gen fortfahren / bis der lauter Kern zu ſehen / und ſich darinnen zu beſpiegeln .
Nach dieſem wirfft man eine gluͤende Kohle hinein / welche in ihren herum tan-
zen/
zen die uͤbrige Fettigkeit vollends abbrennet / und an ſich ziehet . Wann die-
ſes auch gethan / wird von den meiſten Artillerie-Perſonen die rechte Er-
hitzung des Salpeters alſo probiret . Man nimmt ein gruͤn friſch hoͤl-
zern Stoͤckgen oder Ruͤtgen / thut die Schaale davon / ſtellet ſelbiges her-
nach mit dem dickeſten Ende bis auf den Boden des Schmelz-Keſſels / davon
beginnet der Salpeter kleine Wellen zu werffen / und das Stoͤckgen helle zu
brennen / welches wahrnehmende / ſtracks heraus gezogen / und die / von
dieſem Erwallen / aufwerffende Unreinigkeit / entweder mit dem gekleinten
Schwefel oder glimmenden Kohle nachmals abgebrennet wird . Hier-
auf den Salpeter in die zubereiteten Metallenen Gefaͤſſe gegoſſen / erkalten
laſſen / und ſo man den Abgang zu wiſſen verlanget ſelbigen gewogen .
Meines Erachtens iſt die Probe / daß der Salpeter recht zerſchmelzen /
dieſe :
Wann der Salpeter alſo gereiniget iſt / daß man ſich darinnen beſpiegeln
kan / oder mit einer warmen Kelle ein kleines Kugel-Foͤrmgen voll gieſſer / und
nach der Eroͤffnung den Salpeter fein glatt / rein und weiß findet / alsdann
wird die rechte Erhitzung ſchon erkandt .
Sonſten hat man wahrgenommen / daß die Salpeter-Scheiben offt-
mals nicht recht weiß / ſondern gelbig worden / welches der viele eingeſprengte
Schwefel / und ſonderlich wenn nicht eine reine Stuͤrze aufgedeckt worden / ver-
urſachet / deßwegen man die gluͤende Kohlen / ingleichen die pulverſirte Bott-
Aſche vor beſſer haͤlt .
Was vom geſchmelzten Salpeter zu halten / und warum
er geſchmolzen wird .
Daß der Salpeter geſchmolzen wird / iſt meines Beduͤnkens keine ſol-
che Urſache wie die meiſten Feuerwerker und Pulvermacher vorgeben / ſol-
chen dadurch deſto reiner / ſtaͤrker / und zu allerhand Feuerwerks-Sachen /
ſonderlich dem Pulvermachen dienlicher zu machen / ꝛc . Der Salpeter
wird meines Erachtens deßwegen geſchmolzen / daß ihn die anfallende Feuch-
tigkeit ( wegen ſeiner ohne dis kalten und an ſich ziehenden feuchten Natur )
nicht ſo bald aus dem ungeſchmelzten / ſonderlich rohen Salpeter ſchade und
benaͤſſe ; Welcher wann man ihn nicht in guten truckenen Orten / offt darnach
ſehende wohl verwahret / leichtlichen eine Feuchte annimmt / auch nach und
nach mehr an ſich ziehet / wie ich offters wahr genommen / daß der rohe
Salpeter / wie man ſelbigen von den Salpeter-Siedern erkaufft / die Ge-
faͤſſe durchnaͤſſet / und nachdem ſolcher in den Faſſen nur wenige Zeit an ei-
ner Stette gelegen / gar hindurch gequollen : Alſo / daß der Profit davon
gelauffen .
Sonſten ſtehe ich in den Gedanken / daß bey dem Schmelzen des Salpe-
ters ohne den darneben habenden Abgang / dem Spiritu oder deſſen Krafft nicht
wenig entgehe / ingleichen waͤre meiner Einbildung nach abzunehmen / daß der
geſchmolzene Salpeter welcher nach deren Zerſtemppen oder Zerkleinung / wie
Sand anzufuͤhlen nicht ſo poro ſiſch als der geſtampffte Zapffen-Salpeter und
alſo auch etwas geringer Wuͤrkung ſeyn muͤſſe / wiewol alles dasjenige was
durch Austruckung oder Verlierung der Feuchtigkeit eine Haͤrte bekommt / das
wird auch durch Anfeuchtung wiederum aufgeloͤſet ; dahero der uͤbern Feuer
geſchmolzene Salpeter / damit er deſto poro ſiſch oder luͤfftiger / und alſo zum
Pulver zu gebrauchen dienlicher werde / vorhero brochen werden kan / ingleichen
was harte worden iſt durch eine feurige Doͤrrung / das zerſchmelzet wieder durch
eine waͤſſerige Netzung / ausgenommen diejenige Dinge welche ihre Haͤrtte
durch eine gewaltſame truckene Hitze erhalten / als da ſind Metallen und
dergleichen . Jch halte aber den Zapffen-Salpeter / fuͤrnemlich den zwey
C 2 mal
mal geleuterten in allen Artillerie-Sachen weit beſſer und dienlicher zu ge-
brauchen .
Wie der Salpeter ob er gut oder dienlich zu probiren .
Zum Erſten /
Welcher Salpeter feine glatte / und nicht rauhe oder grießliche Zapffen
hat / derſelbe wird vor allen andern vor gut erkandt .
zum Andern /
So man von dem rohen Salpeter eine Hand voll faſſet / und etwas zu-
ſammen trucket / dann nach der Eroͤffnung nichts oder ein wenig behengen blei-
bet / ſo erkennt man denſelben vor gut ; ſonderlich wenn er fein weiß und
ſchwer iſt .
zum Dritten /
Wann der Salpeter / davon man ein wenig auf die Zunge leget / und
nicht Salzig oder Alaunig / ſondern kuͤhle und ſuͤßlich ſchmecket / derſelbe wird
auch vor gut gehalten .
zum Vierdten /
Wenn des Salpeters etwan ein welſche Nuß groß auf ein Bret gethan /
und durch eine wolglimmende Kohle / welches durch Stein-Kohlen am fuͤg-
lichſten geſchiehet / bald angebrennet wird / auch ohne ſonderlichs ſpritzeln mit
einer Lichtblauigen etwas rauſchenden Flamme / auf und tief in das Bret bren-
net / auch wenig Materia liegen laͤſſet / derſelbe wird vor tauglich geachtet ;
widrigenfalls man den Salpeter oͤffters anzuͤnden muß / und ſelbiger mit ei-
ner tunkelen rauchenden Flamme ſehr ſpritzende / auch nicht tieff in das Holz
brennet / derſelbe fuͤhret Salz und Alaune bey ſich ; wann er aber dicken
ſchwarzen Schaum giebet / fuͤhrt er ſolche ſchlammige Fettigkeit bey ſich .
Noch ſchlimmer aber iſt der Salpeter ſo er uͤber itzt erzehlte Dinge im brennen
ſchwaͤrzlich flieſſet und flaͤtſchlich in das Bret brennet / ſonderlich wenn er
ſtark praſſellende um ſich wirfft / auch viel Materia ſitzen bleibet / derſelbe Sal-
peter iſt nicht genug ausgetrucknet / fuͤhret auch uͤber die Salzige und Alauni-
ſche / noch eine Kalkigte Materia bey ſich .
Was nun dergleichen Salpeter in dem Pulver vor einen Effect zu erwei-
ſen pfleget / ſolches ſoll bey der Beſchreibung des Pulvermachens / wie auch die
Eygenſchafft des Salpeters remonſtrir et werden .
Sonſten hat der ſeel. Herꝛ Joſeph Furtenbach in ſeinem Anno 1630 . in
Druck ausgegangenen Kriegs-Buche Architectura Martialis pag. 33. ein
Jnſtrument Salpeter zu probiren beſchrieben / darinnen er deſſen Guͤte er-
kundigen will / ſo beliebende nachzuſchlagen .
Von des Salpeters Eigenſchafft / und wie derſelbe zum
Pulver zu gebrauchen .
Bey der Leuterung des Salpeters iſt gedacht worden / daß der Salpeter
das principalſte Stuͤck und der Effectuant , ja die Seele / welches auch die War-
heit / des Pulvers iſt .
Es iſt aber nicht genug daß man dieſes wiſſe / ſondern auch die Eygen-
ſchafft des Salpeters alſo erkenne / und jeder Art nach davon zu judiciren / einen
guten Verſtand habe / aufdaß man in allen vorfallenden Artillerie-Saͤtzen / ſich
fuͤglich darnach richten / und deſſen Mangel anderer Geſtalt erſetzen koͤnne / wor-
zu die Probirung des Salpeters / ob er gut oder geringe / wie oben allbereit
er-
erwehnt / etlicher maſſen auch Anleitung giebet . Sonſt iſt der Eygenſchafft
nach / wie allzubekandt der Salpeter / ob er gleich einen hitzigen und brennen-
den Geiſt in ſich haͤlt / kalter Natur / welcher wenn er wol angebrandt / ( wie er
dann wegen ſeiner Kaͤlte und annoch anhaͤngender Feuchte nicht geſchwind in
Brand zu bringen / ſondern wie bey Probirung des Salpeters erwehnt / man
gut glimmendes Feuer haben muß ) die davon entſtehende Flamme gleich an-
dern gemeinen Feuer zwar uͤberſich / deſto mehr aber / wegen in ſich habenden
maͤchtigen Hitze / ſeine Gewalt unter ſich fuͤhret ; dahero abzunehmen / daß ein
ſonderbares oder Himmliſches Feuer / gegen andern ( welches mehr uͤber als
unter ſich brennet / ) darinnen verborgen ſtecket / welche die im Salpeter noch
habende Feuchtigkeit / in Lufft verwandelt . Je beſſer nun der Salpeter von
der bey ſich habenden Materia gereiniget iſt / je geſchwinder wird er ſich ſelbſt
zerſtoͤren / und dasjenige ſo ſeiner Natur zuwider von ſich werffen / oder mit
ihme zugleich verzehren . Hingegen aber wenn man den Salpeter von den Sal-
peterſiedern ( manchmal ſchlecht genug / und dem Anſehen nach vor gut ach-
tende ) erkaufft / gleich alſo rohe und ohne Reinigung von der bey ſich fuͤhrenden
Materia / zum Pulverm̃achen oder andern Artillerie-Saͤtzen gebraucht / wird
derſelbe in Effectu ſich ganz anders befinden / wahrnehmende / wie das von der-
gleichen Salpeter verfertigte Pulver nicht ſo wol / als das von wolgeleuterten
fuͤr ſich / ſondern wegen der annoch bey ſich fuͤhrenden unterſchiedlichen widri-
gen Materien / wovon eine widerſpaͤnſtige Dunſt herruͤhret ſeitenwerts reiſſet ;
dannenhero und nachdem das Pulver mit guten Salpeter und zwar in rechter
Doſis eingeſetzt worden / ſo iſt auch der Effect zu hoffen / woran bey Probirung
des Pulvers mehr Unterricht erfolgen ſoll .
Hieraus nun / wie die Praxi vielfaͤltig erwieſen / iſt unſchwer abzuneh-
men / was am guten Salpeter gelegen / und daß nach der Guͤte des Salpeters
die Artillerie-Verſtaͤndigen / allbereit vorhero / was vor gutes Pulver zu hof-
fen / judiciren koͤnnen / ob gleich mancher es ſeinem Principalen / wie offt zu ge-
ſchehen pfleget nicht weiß machet ; ſondern wegen darbey habenden Profits ſol-
chen ſaubern Salpeter zu erkauffen einſchwatzet / wiewol es unrecht / daß einer
ſo auf Pflicht ſitzet / ſich dergleichen unterfaͤnget .
Wann man aber darnebenſt betrachtet / wie in theils groſſen Staͤdten /
allwo der Rath alles ſelbſt dirigir et / dero eigenen Gefallen und Belieben nach die
Kriegs-Aemter austheilet / und / ich ſage mit ſolchen Perſonen beſtellet ; So
ſind zwar dieſelben mit Chargen und Aembtern / aber die Aemter nicht mit qua-
lificirt en Perſonen verſehen / nicht conſiderir end / was vor Unheil und Scha-
den daraus entſtehen / ſonderlich wann einer durch ſpendir en / oder andere Ge-
ſtalt / demjenigen ſo es beſſer meritir et / vorgezogen worden / und was noch mehr
iſt von ſolchen Leuten / und zwar ohne Nachſinnen und Verſtand / gleich zupla-
tzende commandiren und befehlen laſſen muß . Dieſes kraͤnket billich : Dahero
es auch manchmal / ich ſage an gemeldten Orten / indem kein rechtes Haupt bey
der Artillerie vorhanden / ſo verwirrt hergehet / daß verſtaͤndige Leute daruͤ-
ber billich zu lachen / ſolche Befehlhaber aber nur Schande und uͤbele Nachrede
zu gewarteu haben . Es wird ohn Zweiffel mir ein jeder Unpartheyiſcher Bey-
fall geben / daß wann man wie gedacht / in theils vornehmen Staͤdten / Zeug-
herꝛn oder Zeugmeiſtere / ſo doch das wenigſte von der Loͤbl . Artillerie verſte-
hen . Jngleichen ſolche Baumeiſter oder Bauherꝛn / welche manchmal kaum
eine perpendicular- Linia auffuͤhren / geſchweige ihre unterhabende Geſchuͤtz-
und Werkmeiſter / mit guten und reſonablen Verſtande was widerlegen oder
noch beſſer angeben koͤnnen / erwehlet und beſtellet / es endlichen / und ſonder-
lich in Kriegs-Zeiten / nichts anders als uͤbel ablauffen muß . Hingegen ſo die
Inſpection einem verſuchten und in dergleichen Kriegs-Wiſſenſchafften erfahr-
nen Manne anvertrauet iſt / derſelbe wird ſo wol was die gute Beſtellung der Ar-
C 3 til-
als auch Kriegs- und Civil- Baukunſt anlanget / ſolche Aemter mit qualificir-
ten Perſonen beſtmoͤglich zu beſtellen wiſſen / maſſen dann an denjenigen Ve-
ſtungen welche Potentaten mit Volk beſetzen laſſen / ein groſſer Unterſcheid zu
ſehen / da ſich dann nicht leicht einer aufducken / was ungereumtes vortragen /
viel weniger will er anders nicht unhoͤflich abgewieſen und tractirt ſeyn / was
einzuſchwatzen erkuͤhnen darf .
Anmerkung /
Hierbey iſt noch mit wenigen zu gedenken / weiln Kunſt-verſtaͤndige wiſ-
ſen / daß an dem Salpeter bey der Artollerie nicht wenig gelegen / und derſelbe
hierinnen die vornehmſte Stelle bekleidet / man werde mir dieſen gethanen lan-
gen / und vielleicht manchem verdrießlichen Bericht / welcher mir uͤber Ver-
hoffen laͤnger worden als ich vermeinet / nicht ungleich deuten ; ſondern von dem
angehenden Feuerwerkern hoffentlich wol aufgenommen werden / wenig ach-
tende / wenn gleich mancher der ſich alleine klug / will nicht ſagen zum kluͤgſten
zu ſeyn beduͤnket / die Naſe daruͤber ſitzet / und dergleichen Proceß vor eine ge-
ringe und gemeine Arbeit haͤlt / gleichwol aber darbey nicht penetri rt / ( ob es
gleich nicht ein ſo kuͤnſtliche ſondern / wie ich ſelbſt geſtehe / nur gemeiner Leute /
die man vorhero unterrichten muß / Arbeit iſt ) daß es eben deßwegen die Feu-
erwerker und ſonderlich die Officirer welchen Salpeter-Huͤtten / Leuter-Haͤu-
ſer und Pulver-Muͤhlen anvertrauet / nicht aus dem Fundament verſtehen
doͤrfften / je wie leichtlichen wuͤrden doch ſolche unwiſſende Inſpectores von
den gemeinen Salpeter-Siedern hinters Licht gefuͤhret / und noch wol darzu
ausgelacht werden .
Weiln nun ein jeder rechtſchaffener Feuerwerker mehr um Ehre als um
Geld dienet / und die Hoffnung weiter avancement zu erlangen ſich bemuͤhet /
derſelbe ſoll ſich auch billich nicht verdrieſſen laſſen / die bey der Loͤbl . Artille-
rie-Kunſt / ſo wol kuͤnſtliche als gemeine Arbeit bekandt zu machen / damit / ob
er gleich nicht ſelbſt arbeitet / dennoch ſelbigen Arbeitenden es fuͤglich ange-
ben / und ihre Fehler corrigiren koͤnne . Weiln nun in den ausgegangenen Ar-
tillerie-Buͤchern noch keine rechte ausfuͤhrliche Beſchreibung / ſondern nur oben
hin einige Nachrichtung hiervon zu finden .
Als habe dieſen Salpeter-Bericht / ſo weit ſich mein weniger Verſtand
erſtrecket / in dieſes dritte Theil etwas ausfuͤhrlich beſchreiben wollen / der gu-
ten Zuverſicht lebende / es werden dieſe angezogene Urſachen / der langweili-
gen Beſchreibung halber / bey den angehenden Feuerwerkern nur mehr zu einer
Entſchuldigung / als Verkleinerung dienen / und wol aufgenommen werden .
Von dem Schwefel / deſſen Eygenſchafft / und wie er zum
Pulver dienlich zu gebrauchen .
Der Schwefel iſt ein mineraliſcher Coͤrper / von Fett und Feuerfangen-
den Theilen / von welchen / ( und um ſo viel deſto ehe wann Kohlen / als deſſen
rechter Zunder darunter vermenget worden ) das durchgehen und ſtark bren-
nende Feuer / wenn man ſolchen unter einige Artillerie-Saͤtze incorporir et /
herkoͤmt / man brauchet ſolchen in gemeldten / auch andern unterſchiedlichen
Dingen / entweder rohe / oder reiniget ihn zuvor / von ſeiner bey ſich fuͤhrenden
irꝛdiſchen Materia / wovon er eine lichtgelbe Farbe / da er ſonſt eine tunklere ge-
habt / empfaͤhet / hernach zum Verkauff in runde Stuͤcke gieſſet . Sonſten
iſt der Schwefel unterſchiedlicher Art und Farbe / theils roͤthlich / gruͤnlich /
Glaß- und Lichtgelbe / deren letzte Gattung man vor den beſten haͤlt / wiewol
ande-
andere den Glaßgelben vorziehen wollen / und wie allzubekandt in unterſchied-
lichen Oertern und Laͤndern von der Feuchtigkeit des ungleichen Erdreichs /
durch der Sonnen Gewalt temporir et / und alſo unterſchiedener Arten gene-
rir et / auch / ſo ſolcher in kein Feuer kommen / lebendiger Schwefel genennet
wird .
Der Schwefel iſt an ſich ſelbſt hitziger und fluͤchtiger Natur / daß / wenn
er angezuͤndet / ſtets uͤber ſich zu brennen pfleget / dem Feuer iſt er eine anmuthi-
ge Speiſe / und locket es von weiten zu ſich / er wird hieſiger Lande in ziemli-
cher Menge gefunden ; will man ihn nicht aus den Bergwerken verſchreiben /
kan ſolcher itziger Zeit faſt in allen Materialiſten-Gewoͤlbern / maſſen ſolcher
auch zu allerhand Dingen zu gebrauchen / der Centner vor 6. bis 7. Thaler er-
kaufft werden / von welchen man den Elnbogner und Freybergiſchen vor den
beſten / den Goßlariſchen und Hollaͤndiſchen aber vor geringer achtet / deren
letzte Art wegen ſchlechten Preiſſes ſich viel Pulvermacher bedienen . Meines
Orts halte gaͤnzlich darfuͤr / je hitziger und zaͤrter der Schwefel iſt / deſto ge-
ſchwinder und beſſer wird er Feuer fangen / und in dem Pulver / ſeiner Part
nach / die Wuͤrkung vollbringen / er muß aber wie oben gedacht / von der Un-
ſauberkeit ( nicht aber / wie viel Feuerwerker und Pulvermacher im Brauch
haben / ſelben durch oͤffters ſchmelzen nur haͤrter machen ) wol gereiniget ſeyn /
wie dann der Elnbogner und Freybergiſche Schwefel meiſt ſo ſauber / daß er
ſtracks zu gebrauchen / und man nicht die Zeit in mehrer Reinigung anwenden
darf / er muß aber zum Pulvermachen / ſolchen deſto beſſer unter die andern
Species zu incorporir en / vorhero wol gekleint / und durch ein Haar-Sieb ge-
ſiebet werden .
Hieher koͤnte man noch ein und anders / nemlich wie der Schwefel zu rei-
nigen / zu ſchmelzen / und mancher Autorn Meinung nach / durch Zuſetzen Queck-
ſilbers und andern bruͤnſtiger zu machen / ingleichen / wie das Oel und Flores
zu bereiten / anfuͤhren und beſchreiben . Nachdem aber der Schwefel / wie
vorhero gemeldet / aus den Bergwerken und Materialiſten Gewoͤlbern / allbe-
reit wol gereiniget zu erhandeln / dadurch ſolche Muͤhe zu erſparen : Wie dann
auch einem Feuerwerker dergleichen Oel und Schwefel-Blumen ſelbſt zu berei-
ten und in Artillerie Saͤtzen zu gebrauchen / maſſen dann dergleichen genugſam
zu bekommen / die Muͤhe ſchwerlich verlohnen wird . Als will ich nur die
Manir wie der Schwefel zu ſchmelzen / und die Unſauberkeit davon zu bringen /
auch wie theils Feuerwerker den Schwefel durch Zuſatz zu ſtaͤrken vermeinen /
ingleichen wie der Schwefel in der Hand gemeiner Meynung nach zu probiren /
mit wenigen anzeigen .
Wer unreinen Schwefel hat / derſelbe laſſe ihn in einem Jrꝛden / Meſ-
ſing oder Kuͤpffern Geſchirre / uͤber ein gelinde Kohl-Feuer fein gemaͤhlich zer-
gehen / und wenn er zergangen / mit der Kellen umruͤhren / den Schaum und
Unſauberkeit mit einem Loͤffel abnehmen . Dieſes geſchehen : und der Schwe-
fel iſt ſo duͤnne daß er vom Loͤffel flieſſet ; hebet man die Schale oder Tiegel
mit dem Schwefel vom Feuer / und gieſſet ſolchen durch einen einfachen oder
doppelten Leimt-Sack in ein ander ſauber Geſchirre / ſo bleibet alle Unreinig-
keit in dem Sacke . Wer aber durch ſolches Schmelzen den Schwefel noch
beſſer und bruͤnſtiger zu machen vermeinet / derſelbe wird meines Beduͤnkens
keinen andern Vortheil erlangen / als daß er den Schwefel ſo er zuvor zum
Feuerfangen zaͤrter und ſubtiler geweſen / durch oͤffters ſchmelzen deſto fehrer
erhaͤrtet / welcher dann zum Pulvermachen wegen ſeiner tichte / nicht ſo dienlich
als der vorige zu gebrauchen .
Wer auch der Meynung / daß der Schwefel durch Queckſilber geſtaͤrket
und fluͤchtiger gemacht werde / derſelbe kan in 10. Pfund Schwefel 4. bis 5.
Loth Queckſilber / wenn der Schwefel vom Feuer abgehaben / mit einem Ruͤhr-
ſcheite
Scheite bis er erkaltet einruͤhren und incorporir en / ſo wird er leicht den Un-
terſcheid finden .
Andere vermeinen den Schwefel mit pulverſirten Glaſe / wenn ſie ſolches
darein werffen / auch Brandtewein und etwas Alaune darein gieſſen / zu ſtaͤrken /
wovon der Herꝛ Sieminovviz in ſeinem erſten Theile pag. 59. gedenket / auch
daſelbſt das Schwefel-Oel zubereiten lernet .
Wie der Schwefel zuprobiren .
1.
Was den Schwefel in der Hand zu probiren anlanget / geſchiehet / wann
man ein Stuͤcke runden gegoſſenen Schwefel in die Hand nimmt vor ein Ohr
haͤlt / feſte zudruͤcket / und darbey in acht nimmt ob ſelbiger knuͤſtere oder krache /
welches wenn es geſchiehet / vor gut / wo aber nicht / vor hart erkennet wird /
maſſen er ſeine Subtilheit And poros durch das Schmelzen verlohren .
Der Schwefel wird in gedachter Probe am meiſten knuͤſtern / wann ſel-
biger inwendig nicht dichte / ſondern im Guſſe loͤcherig oder blaͤſſerig gefallen ;
dahero man dieſer Probenicht allzeit trauen darff / und wird nachfolgende vor
beſſer gehalten .
2.
Es wird der Schwefel auch vor gut erkandt / wann man ſolchen
zwiſchen zwey heiſſe eiſerne Bleche faſſet / und derſelbe wie Wachs ohne Ge-
ſtank abflieſſet / auch das zuruckgelaſſene roth bleibet . Jngemein aber / haͤlt
man darfuͤr / daß wann der Schwefel geſchwind Feuer faͤnget und mit einer
ſeinen Flamme aufwarts brennet / auch nicht viel Materia zuruͤcke laͤſſet / wol
zu gebrauchen .
Belangende des Holzes wovon die Kohlen und wie ſel-
bige zu allerhand Pulver und Feuerwerks-Sachen dienlich /
zugerichtet / und gebrandt werden .
Das Holz wovon man Kohlen zum Pulver und vielerley Feuerwerks-
Sachen brennet / muß leichter und harziger Art ſeyn .
Bis anhero ſind von Schießbern und Erln- oder Ellern Holz gebrandte
Kohlen / hieſiger Orten im Brauch geweſen / und gar dienlich befunden wor-
den . Es wird auch ſonſt noch andern als Weiden / Eſchen / Haͤſeln / Eſpen
und Scherppen oder Vogelbaum-Holz / zum Kohlen gebraucht / welchen aber
die von vorig gedachten Holze dieſem / hinwiederum die von Hanffſtaͤngeln ge-
brandte Kohlen jenem / wenn nur die Hanffſtaͤngel in der noͤthigen Quantitaͤt
zu bekommen / vorgezogen werden . Dahero auch / ſonderlich im Fall der
Noth / da das verlangte Holz nicht zu erlangen / man unterſchiedliches ander
leichtes Holz / ja wol gar gemeine Kohlen gebrauchen muß . Derowegen
waͤre nicht unrathſam / daß man nebſt dem Salpeter und Schwefel auch eine
gute Quantitaͤt einerley Holz oder Kohlen ſammlete / dadurch deſto ehe zu ei-
nerley Pulver zu gelangen / da dann das darzu brauchbare Holz / entweder im
Monat Majo oder Junio / ( weiln in ſelbiger Zeit wegen inhabender vielen
Feuchtigkeit ſich die Rinde oder Schaale leichtlich luͤfften und abzunehmen am
fuͤglichſten thun laͤſſet ) gefaͤllt / ungefaͤhr ½ . Ele lang und 1. Zoll dicke / in Stuͤ-
cken zerhacket / die noͤthigen Aeſte hinweg geſchnitten / die Schaale abgethan /
auch das inwendig befindende Mark davon abgenommen / nachmals an der
Lufft / oder in gemachter Waͤrme ertrocknet / und bis zum brennen ( welche Ar-
beit meiſtentheils im Winter geſchiehet / verwahrlich aufgehaben und geſam̃let
werden kan .
Wann
Wann dieſes geſchehen / und man von dem Holze Kohlen brennen will /
muß der von Ziegelſteinen darzu erbaute Ofen / oder eine mit Ziegelſteinen wol
ausgemauerte Grube / auch das Holz / ehe man es in den Ofen oder Grube
thut / vorhero von einiger Unſauberkeit geſaubert werden . Dieſem nach / le-
get man von gedachten Holze ein gute Spanne hoch Holz / Creutzweis hinein /
zuͤndet ſolches durch etliche brennende Spaͤngen an / und wann ſolches im
Brande / mit Nachlegung mehrern Holzes continuiret / darbey in acht zu neh-
men / daß alles faſt in einer Zeit / und alſo ein Theil des Holzes nicht vie ehe als
des andern verbrennen moͤge .
Wann es nun abgebrandt und nichts als Kohlen zu ſehen / machet man
von Brettern oder von groſſen Dachſteinen einen Deckel daruͤber / welcher /
damit keine Lufft darzu komme / mit Erde beſchuͤttet / und dadurch die inhaben-
de Glut erſticket wird .
So nun ſolche in 24. oder mehr Stunden / und nachdem der Kohlen viel
geweſen / bedeckt geſtanden / heraus genommen / nachmals an einem reinen
Ort / daß nicht unſauber Materia darunter komme / gebracht / hernach / und ehe
man die Kohlen mit dem Salpeter und Schwefel in die Stampff-Toͤpffe oder
Grube einſetzet / werden ſelbige um mehrer Sicherheit willen ( damit ja nicht ein
Steinlein oder ander harte Materia darinnen verbleibe ) vorhero ſauber und
rein geleſen / zu andern Feuerwerks-Sachen aber / entweder in der Pulver-
muͤhle oder auf dem Wergbrete gekleint / und durchgeſiebet / auch wol dieſer we-
gen bey jeder Pulvermuͤhle / ein abſonderlicher Kohlen-Knecht gehalten .
Es koͤnnen auch viel Kohlen auf einmal ohne abſonderlichen Ofen in ei-
ner viereckigten oder runden Erdgrube / vorigen Bericht nach gebrandt / und
nach vergangener Flamme / die gluͤenden Kohlen / mit Uberlegung Bretter und
aufſchuͤttende Erde gedaͤmpffet und erſtickt werden / dergleichen Kohlen aber
wollen von der Unſauberkeit ſehr wol gereiniget ſeyn .
Man koͤnte auch wol die Kohlen / wie ſie die Koͤhler zu brennen pflegen /
verfertigen / weiln aber in ſo groſſer Quantitaͤt nicht alles zu Kohlen verbren-
net ; ſondern noch viel ganz Holz bleibet / und viel Aſche giebet / auch zu beſor-
geu / daß ſolche von dem Regen ernaͤſſen moͤgen . Als wird billich die erſte Ma-
nir vor gewiſſer gehalten / dadurch man nicht alleine b eſſere Kohlen bekoͤmt ;
ſondern auch des vielen ſauberns entuͤbrigt iſt .
Wer aber etliche wenige Pfund Kohlen benoͤthiget waͤre / ſo kan das klei-
ne gehackte Holz nur in einem Metallenen oder ſtark gebrandten Topffe auf
erſtgedachte Manir gebrandt / nach etlichen Stunden eroͤffnet / die Kohlen her-
aus genommen / und nach Begehren gekleint werden .
Noch beſſer aber kan man wenig Kohlen in einer ſtarken Eiſern / Bleche-
chenen oder Jrꝛdiſchen Roͤhre ( welche man mit dinngeſpaltenen Schießbern /
Wachholder oder andern Holze / Jtem Hanffſtaͤngel ausgefuͤllt ( auf die Art
wie die Schloſſer zu loͤthen pflegen mit Lehm umſchlaͤget ) innerhalb 2. Stun-
den in einer Schmiede-Eſſe / auf welche Manir die Mahler aus Zweckholz ihre
Reiß-Kohlen verfertigen / brennen .
Nachricht was die Kohlen im Pulver wuͤrken .
Nachdem / wie die Kohlen zum Pulvermachen dienlich zu brennen / ge-
handelt worden ; So iſt nunmehro noͤthig den eigentlichen Nutzen oder Wuͤr-
kung ſo ſelbige bey dem Pulver haben in etwas anzuſehen . Es ſind die Koh-
len luͤfftiger und Feuerfangender Natur ; dahero ſie auch mehr vor einen Zun-
der des Feuers als natuͤrliches Feuer ſelbſt zu halten . Der Rauch wenn er
fett iſt faͤnget leichtlich die Flamme / ( wovon beym Capitel von des Pulvers
Gewaltſamkeit / ein mehrers gedacht ) halte alſo meines Erachtens die Kohlen
vor das nechſte zum Rauche / dañ beydes der Rauch und die Kohlen ſind anders
D nichts
nichts als ein Zunder . Wann nun die Kohlen in gewiſſer Maaſe unter Salpe-
ter und Schwefel gemiſchet werden / bekommen ſie durch das lange Stampffen
oder incorporir en von dem Schwefel gleichſam eine anhaͤngende hitzige Fettig-
keit / wodurch ſelbige um ſo viel ehe ( als blos alleine angezuͤndet ) das Feuer fan-
gen / und die im Pulver verhandene Species geſchwind entzuͤnden und in Brand
bringen . Sonſten auch / weñ die Kohlen nicht in gehoͤriger proportion nebſt de-
nen andern zu dem Pulver erforderten Specierum , ſondern in mehrer Quanti-
taͤt gebraucht wuͤrden / geben ſie dem Pulver eine Schwerung / und gehet nach deꝛ
Entzuͤndung ſolches langſamer auf / welches daher entſtehet / weiln das Feuer
von demſelben nicht ſo ploͤtzlich ( als bey gehoͤriger Proportion Kohlen ) hindurch
tringen kan . Wie dañ bey dem mit Kohlen uͤberladenem Pulver nach ſelbiger Ent-
zuͤndung / der ſchwerzen hinterlaſſenen Materia ( wovon bey Probirung des
Pulvers mehr Bericht erfolgen ſoll ) zu erſehen .
Von Staͤrkung der Kohlen einige Nachricht .
Es vermeinen theils Feuerwerker die zum Pulver verfertigte Kohlen zundri-
ger oder Feuꝛfangendeꝛ zu machen / wañ ſie ſolche bey der Erkuͤhlung mit Brande-
weine ableſchen / ich ſehe aber hierbey keinen Nutzen / und bekommen ſolche Pul-
vermacher vor ihren vermeinten Vortheil nur mehr Muͤhe und Arbeit / weiln der
Spiritus vom Brandwein in kurzen davon fleucht / und alſo noͤthig waͤre / die
Kohlen in der Waͤrme oder an der Sonnen zu trucknen .
Bey der Beſchreibung des Pulvermachens will ich anzeigen / was von
Brandewein und andern ſolchen Anfeuchtungen zu halten . Sie pflegen auch un-
ter die Kohlen Atrament und Campher zu miſchen / welche wie ihrer viel darfuͤr
halten die Kohlen vor der Feulung zu bewahren / nicht aber anderer Meynung
nach das Pulver dadurch zu ſtaͤrken / welches in wenigen leichtlich probiret
werden kan .
Wem die Erfindung des Buͤchſen-Pulvers zugeſchrieben wird .
Ehe und bevor wie das Pulver zu machen / einige Beſchreibung erfolget /
will ich von der Erfindung des Buͤchſenpulvers / davon unterſchiedliche Autores
vielerley Erfinder und zwar zu ungleichen Zeiten gedenken / nur was weniges /
den Unwiſſenden zu Gefallen beybringen und anfuͤhren . Die meiſten halten
darvor es ſey der Erfinder des Buͤchſenpulvers geweſen ein Alchimiſt / Barthol-
dus Niger genandt / wiewol etliche duꝛch den Namen Bartholdus Niger den Bar-
thel Schwarzen einen Muͤnch von Coͤln verſtehen / weiln es faſt einerley Namen
iſt / theils ſetzen einen Muͤnch und Alchimiſten von Freyberg in Meiſſen / und
wollen / daß die Erfindung 1380 . und zwar auf nachfolgende Art dis ungefahr-
lichen Jnnhalts geſchehen ſey .
Er wollte einmal Gold-Farbe brennen / darzu hatte er unter andern ge-
nommen Salpeter / Schwefel und Oel / ſolches in einen Metallenen Topff ge-
than / mit einem Stein bedeckt / zum Feuer geſetzt einkochen laſſen ; Nachdem
aber von dieſer Materia durch die Hitze des Feuers die meiſte Fettigkeit ſich ver-
zehret / iſt ſolche im Topff angangen / den darauf gedeckten Stein mit einem ſtar-
ken Dampff und Blatzen uͤber ſich geworffen / welches der Muͤnch warnehmen-
de noch 1. oder 2. mal probiret / der Sachen weiter nachgedacht / und an ſtatt des
Oels Kohlen hinzu geſetzet ; ſich auch hernach ein eiſern Rohr gegoſſen / und das
erfundene Pulver darinnen in gutem Effect befunden ; hernachmals / wie man
darvor haͤlt / ſolches am erſten den Venetianern offenbaret .
Andere wollen / nachdem der Muͤnch Salpeter und Schwefel in einẽ Stampf-
Moͤrſſer nebſt andern zur Arzney dienlichen Sachen incorporir en wollen / waͤre
als derſelbe / durch den Feuer-Stal Feuer aufgeſchlagen / ein Fuͤnklein ungefehr
in den Moͤrſſer gefallen / dadurch ſich die Materia entzuͤndet / und mit groſſem
Knall und Quall in die Lufft gefahren / ſo er nachmals durch Hinwegthuung des
undien-
undienlichen / mit Zuſetzen Kohlen verbeſſert / und zu einẽ Pulver arbeiten laſſen .
Dieſes ſey nun wie ihm wolle / ſo haben doch unterſchiedliche Scriben-
ten von Erfindung des Geſchuͤtzes allbereit vor dem 1380ſten Jahr geſchrieben /
und wird in dem neuausgegangenen Saͤchſ. Helden-Saale pag. 336. gedacht /
daß / als 1365 . Marggraf Friederich oder Fridericus Strenuus Landgraf in
Duͤringen / und Marggraf zu Meiſſen / die Stadt Einbeck mit 18000 . Mann
belaͤgerte / kunte er den Ort nicht erobern / weiln die Belaͤgerten mit einem Ge-
ſchuͤtze heraus geplitzet / und ihnen viel Schaden zugefuͤget . Andere Scriben-
ten / welche noch weit ehe von Erfindung des Pulvers und Practicirung des Ge-
ſchuͤtzes / welches allhier zu berichten zu lang werden doͤrffe / geſchrieben / zu ge-
ſchweigen .
Nur dieſes iſt meines Erachtens merkwuͤrdig / allhier davon zu gedenken .
Demnach An. 1380 . Pabſt Urbanus VI. der H. Jungfrauen zu Ehren das Feſt
der Heimſuchung Marice / um und von derſelben / wider den Tuͤrken / ( von wel-
chen damals die Chriſten viel Verfolgung ausgeſtanden / Huͤlffe zu erwerben
eingeſetzet / und aber in dieſem 1380 . Jahre die Buͤchſen-Kunſt von einem Muͤn-
che Namens Bartholomaͤo Nigro oder Schwarzen ( dem Vorgeben nach ) er-
funden worden / haben ſolches der Pabſt und ſeine Glieder alſobald vor ein ſon-
derliches Gnadenwerk der Jungfer Mariæ / und hohe Belohnung des eingeſetz-
ten Feſtes / das ſie den Chriſten geſchenket / durch ſolche Mittel den Tuͤrken ganz
und gar zu vertilgen / hefftig ausgeſchryen / welches der ſeel. Herꝛ Doct . Marti-
nus Mirus in ſeiner ausgegangenen Poſtilla / ſo 1614 . zu Jena gedruckt pag.
569. angefuͤhret .
Jtztangezogene Worte ſind den Herꝛn Geiſtlichen / welche die Erfindung des
Buͤchſenpulvers und des Geſchuͤtzes vor des Teufels Erfindung achten / ganz zu-
wider / und iſt recht laͤcherlich / daß eine Parthey / und zwar die ſtaͤrkſte / dieſe Jn-
vention als ein Geſchenke und hohe Belohnung vor das vom Pabſt Urbani VI.
eingeſetzte Heimſuchungs Feſt der Jungfer Mariaͤ achten und halten / andere
aber ſolche Jnvention vom Teufel herfuͤhren / und denjenigen Menſchen / ja
nicht mit den Buͤchſen oder Artillerie-Kuͤnſten umzugehen ſo umſtaͤndig ab-
mahnen wollen .
Ob ich zwar nicht glaͤube / daß obiger Meynug nach es ein ſonderbares Gna-
denwerk von der Jungfr . Mariæ , den Tuͤrken dadurch zu vertilgen herruͤhrende /
noch / welches meines Erachtens auch laͤſterlich / daß es eine Kunſt ſey / die der
Teuffel erfunden ; So ſage ich dieſes / wann folgen ſollte / daß das Buͤchſen-
Pulver eine Erfindung des Teufels waͤre / ſo muͤſten alle Ruͤſtungen und Kriegs-
werkzeuge welche wider die Feinde ( weiln man dadurch ebenſalls die Menſchen
umbringet ) gebraucht werden / auch Jnſtrumenta vom Teufel herruͤhrende und
deſſen Erfindungen ſeyn . Welches ja ganz falſch / ſintemal ja GOtt der All er-
hoͤchſte / das Kriegen den Kindern Jſrael ſelbſt gebilliget / und wie die Bogen zu
ſpannen gelehret hat .
Uberdis auch wer die Zeit und Muͤhe daran wenden wollte / koͤnte ausfuͤhr-
lich dargethan werden / wie durch Erfindung des Buͤchſenpulvers viel 1000 . Mi-
lionen Menſchen ſint der Zeit die Artillerie in Brauch kom̃en conſerviret und er-
halten worden / maſſen ja die unzehligen Raub-und Mauſe-Schloͤſſer / ingleichen
die wilden Thiere ſelbſt durch die Buͤchſenroͤhre und Stuͤcken wie in Teatſchlande
zur Gnuͤge zu erſehen / anderer Koͤnigreiche und Republiquen zu geſchweigen /
zerſtoͤret ſind / daß GOtt ſey Dank / vor dergleichen raͤuberiſchen loſen Geſindel /
( welche ſich in groſſer Anzahl in den Klippen / Bergen und Schloͤſſern /
wohl verwahret aufgehalten / die Straſſen ganz unſicher gemacht / und
die vorhero ganze Armeen wenig zu zwingen / noch zu bendigen vermocht /
worvon die Hiſtorien ganz voll / nunmehro zerſtoͤhret ſind ) ein jeder
ſicher reiſen / ſein Gewerb und Handthierung treiben kan . Man hat
auch ſint der Zeit / als die Artillerie-Kunſt in Aufnehmen kommen /
D 2 nicht
nicht erfahren / daß ſolche groſſe Schlachten / ſint der Zeit man von keinem
Buͤchſen-Pulver gewuſt / die etliche 100000 . Menſchen-Seelen auf einmal
erleget / erfolget ſeyn ; wie dann zu derſelben Zeit derjenige / ungeachtet der
ſtattlichen eſperit und Courage , welcher nicht die Koſten gehabt / ſich und ſein
Pferd zu panzern und mit guten Ruͤſtungen zu verſehen / ſtetigs einbuͤſſen muͤſ-
ſen / alſo : daß nur die wolhabenden ſich groß und Rittermaͤſſig gemacht . Hin-
gegen hat man jetziger Zeit erfahren und gelernet / ſich beſtmoͤglich vor den
Donnern des groſſen als kleinen Geſchuͤtzes zu verſchanzen und zu bewahren /
auch behutſamer gegen den ankommenden Feind zu defendiren und das Volk zu
confervir en wodurch das Land durch Vielheit der Menſchen / anitzo viel beſ-
ſer und herꝛlicher erbauet worden . Uder diß hat der kleinſte Mann itziger Zeit
ebenfalls den Vortheil zukriegen / welchen ein groſſer oder ſtarker ( vor-
mals duppel Soldner ) gehabt / und noch zu haben vermeinet / will dem-
nach zu dem Proceß / wie das Buͤchſen-Pulver auf unterſchiedliche Arten zu
verfertigen / ſchreiten / vorhero aber einiger Pulvermuͤhlen gedenken .
Beſchreibung zweyerley Arten Pulvermuͤhlen / darin-
nen ſo wol das Pulver als andere Artillerie-Saͤtze in kurzer
Zeit zu verfertigen .
Es ſollten billich unterſchiedliche Arten Pulvermuͤhlen beſchrieben und
mit den Riſſen erklaͤret werden / weiln aber die einfachen Pulverſtampffen / in-
gleichen die mit etlichen Staͤmpffen gemachte Waſſermuͤhlen allzubekandt /
und heutiges Tages / weiln ſie das Pulvermachen am beſten befoͤrdern / ſehr im
Brauch ſeyn ; Als kan ein dergleichen Liebhaber ſolche leichtlich zu ſehen be-
kommen / und deren Vorthel ſich erkundigen . Will derowegen nur von zwey-
erley / als einer Hand-und einer Anhaͤnge Pulvermuͤhle / welche noch weni-
gen bekandt / und dennoch fuͤglich / ſonderlich in Beſatzung / ſo wol das Pul-
ver / als andere zum Feuerwerk dienliche Compoſitiones darinnen zu arbeiten
oder zu kleinen / zu gebrauchen / etwas melden / wie dann in Fig. 7. die er-
ſte Manir des verjungten Abriſſes / ſelbige Handthierung guten theils zu er-
kennen .
Dergleichen Pulvermuͤhle hat nur 3. Stampffen / wird ſonſt durch 2.
Perſonen gar leichtlich regieret / welche die beyden Armen mit Lit. A. und B.
angemerket / ( wann erſtlich die beyden Schwunk-Raͤder CD. durch das Stirn-
Rad E. und Drehling F. in Gang gebracht ) durch Huͤlffe des hin und wieder
ſtoſſens .
Sonſten iſt die Hoͤhe der Pulvermuͤhle 5 Elen . GH .
Der Creutzſtock oder Schwelle 3 Elen IK .
Der Grubenſtock / daß aber 2. Elen zum Gruben bleiben 4 Elen LM .
Die Hoͤhe der Schwunk-Raͤder 2 und drey 4tel Elen NO .
Die Dicke der Schwunk-Raͤder ein 8tel der Ele .
Jn die Felgen der Schwunk-Raͤder wird an etlichen Orten Bley eingegoſ-
ſen und angeſchraubt / ſo in der Figur mit ſchwarzen runden Tuͤpfflein an-
gemerkt .
Der Trehling hat 12. Stoͤcke von 1. Zoll / die Hoͤhe 1½. Viertel .
Die Laͤnge der Stampffen / da ein jede einen Metallenen Schuh hat / 4. Elen .
Die Hebelatten ½ Elen P .
Die Daumen-Scheiben : 2½ . Viertel QR .
Das Stampffen-Futter iſt mit duppelten Pfoſten mit 1. und 2. bemerkt .
Die in den Gruben ſtehende Metallene Toͤpffe ſind mit 3. 4. und 5. ſigni rt .
Ubri-
Ubriges kan nach Belieben / durch Huͤlffe beygeſetzten Maasſtabes abgemeſ-
ſen werden .
Die andere Pulvermuͤhle / welche man an ein groß Werk anhaͤnget /
( wiewol wenn ſelbige ſtaͤrker und groͤſſer gemacht wuͤrde / vor eine abſonderli-
che Pulvermuͤhle paſſiren kan ) beſtehet erſtlich in einem viereckigten Balken /
hat oben bey A. ein Loch / wordurch ein Metallener Wellbaum gehet / woran
man jedes Orts ein bleyern Rad / mit Metallener Schiene verſehen / anſtecket /
und auswendig befeſtiget . Dieſe beyde Raͤder gehen in einem Metallenen
Troge B. um die ganze Circumferenz des Troges / wird unter demſelben ein
kuͤpfferner Mantel in die Hoͤhe gehend befeſtiget / dienet darzu / daß das Pul-
ver nicht leichtlich verſtiebet / C. Wann man nun einen Pulverſatz welcher in
etlichen Pfunden ( und nachdem die Muͤhle groß iſt ) beſtehet / in den Trog ein-
ſetzet / und dieſe Muͤhle an eine Waſſermuͤhle / deßwegen ſie nahe darbey ſtehen
muß / anhaͤnget ; werden die bleyern Raͤder / durch das herumtreiben / die ein-
geſetzte Compoſition innerhalb 6. Stunden Zeit / zu einem guten Pulver ar-
beiten . Es muß aber der Satz durch ein Ruͤhrholz mit Behutſamkeit / da-
mit es die Raͤder nicht ertappen / oder durch einen Metallenen Ruͤhrer / wel-
cher an der einen Seiten des Balkens zwiſchen den Raͤdern befeſtiget / gewen-
det / auch gehoͤrige Zeit gefeuchtet werden . Die Geſtalt itztgemeldter Pul-
vermuͤhle iſt zu mehrer Nachricht in Fig. 8. nebſt dem Grund-Riſſe mit ♂ ver-
juͤngt vorgeſtellet .
Jch habe ſonſt eine Pulvermuͤhle zwiſchen 2. breiten hoͤlzern Staͤndern
ſtehende / mit 12. von Anhernholz verfertigten Walzen oder Rollen / deren eine
faſt Elen lang / uͤbern Diameter ½ Elen ſtark / duppelt neben und ganz dichte
aufeinander paſſende ( doch daß ſelbige Rollen / wenn man dieſe Muͤhle an eine
Waſſermuͤhle anhengte / ohne ſonderbare Muͤhe herum getrehet wuͤrden ) als
eine beſondere Invention eines weitberuͤhmten Mannes geſehen . Die Com-
poſition ſchuͤttete man oben ein / welche ſich durch die Rollen hindurch zwenge-
te / und unten ſich in ein Gefaͤſſe einfuͤllete . Es war wol eine feine Manir / gab
aber wegen Schwindung des Holzes / und oͤfftern mahlens immer zu flicken und
zu beſſern / bis ſolche Muͤhle endlich gar unbrauchbar ſtehen blieb .
Hieraus iſt zu erſehen daß ehe man zum rechten Gebrauch eines Dinges
koͤmt / es nicht alleine Nachſinnens / Muͤhe / Fleiß und Arbeit ; ſondern auch
Geld oder Koſten erfordert . Haͤtten wir nun nicht vor unſern Zeiten in ſol-
chen und andern hohen Wiſſenſchafften / Liebhabere und Inventores gehabt /
wuͤrde manches noch in Dunkeln / und uneroͤrtert ſtehen / welches wir billich
mit Dank erkennen ſollen / weiln uns der Weg / dadurch was beſſers und ge-
ſchwinders zu inventir en / in vielen Dingen gebaͤhnet worden / darfuͤr ſolchen
ſtattlichen Leuten billich jederzeit der Ruhm verbleibet .
Von dem Pulvermachen und wie ſich darbey
zu verhalten .
Bey Einſetzen des Pulverſatzes / muß man in acht nehmen / ſonderlich
wenn das Pulver gut werden ſoll / daß auch jede Materia in der Qualitaͤt und
Quantitaͤt die rechte Proportion habe / wie bey den Pulverſaͤtzen Demonſtra-
tion erfolgen ſoll .
Wann dieſes nun in genaue Obſerva nz gezogen / muß der geſchmolzene
Salpeter vorhero klein geſtoſſen / was aber Zapffen Salpeter anlanget / nur
ganz / der gebrochene aber / weiln ſelbiger allbereit zart und ſubtil nur gleich
ab- und eingewogen werden .
Theils Pulvermacher wegen die Kohlen zu jedem Einſatze erſtlich ab /
thun ſie in eine Mulde / nachmals den Salpeter / und auf dieſen den Schwefel /
D 3 ſchuͤt-
ſchuͤtten dieſe 3. Species zuſammen in den Stampff-Topff oder Grube / feuch-
ten ſelbige entweder mit Schellkraut-Waſſer / Brandwein / Eſſig / oder nur
ſchlecht Waſſer an / wie dann ihrer viel noch andere Liquores gebrauchen / wo-
von gleichfalls was ſolche in dem Pulver nutzen meinem wenigen Verſtande
nach / Erklaͤrung erfolgen ſoll .
Zum Erſten /
Man haͤlt aber vor beſſer wann erſtlich die Kohlen / hernach der Salpe-
ter / und dann der Schwefel / jedes abſonderlich in die Stampff-Gruben ein-
geſetzt / nachmals die Stampffen etwan 1½ . Viertel Stunde / bis es anfaͤnget
zu ſtieben darauf gehen laͤſſet .
Zum Andern /
So dieſes wahrgenommen : wird die Materia in den Gruben nur ein
wenig angefeuchtet und mit dem Ruͤhrholze oder Brechſcheite wohl umgeruͤh-
ret / und untereinander gemenget / dann die Stampffen darauf ſallen zu laſſen /
und ſo es ſich wiederum zum ſtieben anlaͤſſet / die Stampffen aufgehaben / je-
den Einſatz mit einer Metallenen Scharre oder Loͤffel / heraus genommen / in
eine Mulden gethan / angefeucht / und mit den Haͤnden untereinander gearbei-
tet / doch muß man darbey in acht nehmen / daß ſolcher nicht zu ſehre / ſondern
wie die Erfahrung bezeiget / etwan zu 10. Pfund Satz ein 8tel oder 10tel einer
Leipziger Schenk-Kanne von der beliebigen Anfeuchtung genommen werde .
Zum Dritten /
Die Materia wiederum in die Gruben gethan / die Stampffen darauf
2. bis 3. Stunden gehen laſſen / davon wird ſich der meiſte Satz / feſte anſetzen /
welches die Pulvermacher zum Keyl geſetzt heiſſen . So dieſes geſchehen :
wird jeder Satz wiederum mit dem Metallenen Loͤffel heraus genommen / in
Mulden gethan / die Klumpper mit den Haͤnden zerdruͤcket und zerrieben /
auch nachmaln / wie vor gemeldet / angefeucht / dann ferner in die Gruben ein-
geſetzet / und durch die Stampffen bey 3. bis 4. Stunden lang arbeiten laſſen .
Unter wehrender Zeit / ſo fern ſich ein ſtarker Keyl findet / daß ſich der Satz
nicht ſelſter wendet / mit dem Ruͤhrſcheite nachgeholffen und gewandt / wie
dann nicht ſchaden kan / wenn ſich die Schue am Stampffen ziemlich abgear-
beitet / offte hernach zu ſehen / und den Satz zu wenden .
Zum Vierdten /
Wann wie gedacht itztgemeldte Zeit verfloſſen / und der Satz wiederum
anfaͤnget zu ſtieben / muß man eylen / ſolchen heraus zu nehmen / und wie vor
gedacht mit den Haͤnden zerrieben und angefeucht / nachmals unter die Stampf-
fen bringen / und alle 3. oder 4. Stunden zum hoͤchſten darmit continuiren bis
die beſtimmte Zeik ( wie lange der Satz zu arbeiten beliebet worden ) verfloſſen ;
Nachdem letzten Anfeuchten / werden die Stampffen nur etwan 1. oder 1. und
ein Viertel Stund darauf gehende Zeit gelaſſen / oder nachdem die Muͤhle ge-
ſchwind oder langſam arbeitet / ſich jedesmal darnach zu richten ; alsdann her-
aus genommen und zum Koͤrnen gefaſt gemacht .
Anmerkung /
Daß letzlichen nur 1. oder 1. und ein Viertel Stunde der Satz unter den
Stampffen gearbeitet wird / geſchiehet deßwegen / damit der Satz nicht zu ſehr
ertrockne / ſondern zum Koͤrn dienlich ſeye . Wie dann auch zu merken / wenn
der Satz zu ſehr gefeuchtet wird / wendet er ſich nicht wol um / ſondern haͤnget
ſich an Seiten an / alsdann ſchlaͤget die Stamppe gemeiniglich durch . So
man
man aber den Satz zu wenig feuchtet / wird ſolcher nicht wol incorporiret faͤn-
get leicht an zu ſtaͤuben / deßwegen gewiſſe Maa ß zu halten ſehr noͤthig ; maſ-
ſen dann das Pulvermachen / wie theils vermeinen / nicht in wenig Tagen zu
erlernen / es brauchet gute Fuͤrſichtigkeit indem es eine Halsbrechende Arbeit
iſt / und mancher unvorſichtiger Pulvermacher allbere i t mit groſſem Schaden
erfahren .
Den Pulverſatz zu probiren ob er genung gearbeitet .
Zum Erſten /
Wann wie in dem Bericht des Pulvermachens erwehnt / ſich der Satz
zum Keyl geſetzet / wird ein Stuͤcke davon heraus genommen / mit einem Meſ-
ſer durchſchnitten . Wann ſich nun in dem Durchſchnitt / entweder weiſſe /
gelbe oder ſchwarze Flecken befinden / ſo iſt der Satz noch zu wenig gearbeitet ;
deßwegen man ſolchen ferner einſetzen und bis er einerley Coloͤr erlanget / mit
der Arbeit continuiren muß .
Zum Zweyten /
Wird auch der Satz von den Pulvermachern nur in den Haͤnden probi-
ret / alſo : daß je gelinder ſich ſelbiger angreiffen oder zuſammen trucken laͤſſet /
deſto beſſer ſie ihn erkennen / wann ſie ihn aber noch ſcharff oder ſandig ſpuͤren /
ſolchen noch laͤnger zu arbeiten einſetzen .
Zum Dritten /
Wann bey den herannahenden letzten Stunden ehe man den Satz wieder
feuchtet / ein gewiſſes daran genommen / in eine perpendicular ſtehende Pul-
ver-Probe gethan / und hernach angezuͤndet wird / kan man deſſen Effect / was
er vor gradus geſchlagen / bemerken ; Nachmals aber / wenn das Pulver ge-
koͤrnt / wiederum mit itziger Probe verfahren / und deſſen Staͤrke oder Gewalt
gegeneinander halten / welches um mehrer Gewißheit willen / in unterſchiedli-
chen Pulverſaͤtzen zu probiren / und jeden Effect zu bemerken / einem Pulver-
macher zur guten Nachricht dienet / alſo / daß wenn wie gedacht / der Pulver-
macher einen Satz von vorhergebrauchten Pulver-Saͤtzen / jedoch von einer
Species eingeſetzet / und nach verfloſſenen oder beſtimmten Stunden / wie vor
gemeldt probiret / kan er leicht ermeſſen / ob ſelbiger / wie der vorige Satz ge-
nug gearbeitet worden / welchen hernach durch ferner Arbeit zu helffen und den
vorigen in Effect gleich zu machen . Auf dieſe Manir koͤnte man eine groſſe
Quantitaͤt einerley Pulver zu wege bringen / und ſeinen Landes-Fuͤrſten nicht
geringen Nutzen dadurch ſchaffen .
Wie viel Stunden Zeit / man das Pulver in der Muͤhle
zu arbeiten pfleget .
Nachdem nun das Pulver in effectu gut werden ſoll / darzu wird auch
ein bequemer Satz genommen und das beſte Pirſchpulver zu den gezogenen
Buͤchſen oder kleinen Roͤhren zum wenigſten 24. bis 30. Stunden in der Pul-
vermuͤhle gearbeitet .
Was aber Haacken-Pulver anlanget / welches man zu den Mußqueten /
ingleichen zu halben / ganzen und tuppel Haacken / auch itziger Zeit zu den Stuͤ-
cken gebrauchet / wird ſelbiges manchmal nach Beſchaffenheit des Satzes und
habender Zeit 12. 16. bis 20. Stunden lang gearbeitet . Und ob gleich vor
nicht allzulanger Zeit / abſonderliches Schlangen und Carthaunen-Pulver /
welches wol noch einmal ſo groß als das / ingemein genennte Haackenpulver
gekoͤrnt
gekoͤrnt / und verfertigt worden / iſt doch ſelbiges hieſiger Orten nicht mehr
im Brauch / auch ander Orte n meiſtentheils in Abnehmen kommen / ſintemal
wann ſolches von geringem Satze / auch wie gedacht ſehr grobkoͤrnigt gearbei-
tet / dahero der Buͤchſenneiſter nach itzigem Pulver zu rechnen / deſto mehr faul
Pulver den verlangten Effect dadurch zu erhalten / und zwar auf zweymal in
das Stuͤcke einladen / auch wegen ſolchen langweiligen Ladens und der groſſen
Schleimung ſo von dergleichen geringen Pulver entſtehet / um das Stuͤcke rei-
ner auszuwiſcheu die Zeit nicht alleine vergeblichen anwenden ; ſondern auch
wider ſeinen Willen ſich in laͤnger Gefahr vom Feinde getroffen zu werden / ſe-
tzen muß / anderer incommodit aͤten ſo ſich ſonſten bey ſolchen groben Pulver er-
eignen und vielfaͤltig begeben zu geſchweigen .
Sonſten iſt das Schlangenpulver gemeiniglich 10. bis 12. das Carthau-
nenpulver aber 8. bis 10. Stunden lang in der Pulvermuͤhlen gearbeitet wor-
den / doch iſt jederzeit / wie allbereit gedacht / auf die Zeit und Gelegenheit des
Wetters zu ſehen / ingleichen ob die Pulvermuͤhle alſo zugerichtet / daß ſolche
wol und geſchwind arbeite / da dann die Vorſichtigkeit / damit man kein Ungluͤck
habe / das vornehmſte Stuͤcke bey dieſer gefaͤhrlichen Arbeit iſt .
Warum und weßwegen man die Pulverſaͤtze anfeuchtet
und nicht ohne Feuchtung zur Vollkommenheit arbeitet / auch
was bey den ſonderlichen Anfeuchtungen / welche theils
Pulvermacher im Brauch haben /
zu obſervir en .
Dieſe Frage warum man das Pulver nicht ohne Anfeuchtung zur Per-
fection arbeitet / kan der geringſte von der Artillerie oder ſo einer nur ein wenig
Verſtand hat aufloͤſen / und beantwortrn / ſintemal ja von dieſen 3. zuſammen-
geſetzten Speciebus , die Kohlen erſtlich hernach der feinſte und ſubtilſte Schwe-
fel hinweg ſtieben wuͤrde / ſo waͤre auch das uͤbrige ohne groſſe Gefahr nicht zu
einem Pulver zu arbeiten moͤglichen : Dannenhero und zwar zu gewiſſen Zei-
ten / wie bey der Pulver-Arbeit gemeldet / um den Satz dadurch beſſer unter-
einander zu arbeiten / auch wegen des Koͤrnens die Anfeuchtungen nothwendig
geſchehen muͤſſen .
Daß aber theils Feuerwerker und Pulvermacher ſich unterſchiedlicher
Anfeuchtungen / nemlich uͤber das gemeine Waſſer / allerhand andere als Koͤ-
nigskerz- und Schellkraut-Waſſer / gemeinen und guten / wie auch gebrandten
Wein / gemeine und gute Eſſige / Urin / Campher in Eſſig ſolui rt / und was
des Dinges mehr iſt / bey dem Pulvermachen bedienen / dadurch ſie dem Pul-
ver eine ſonderbare Staͤrke zuwege zu bringen vermeinen / welches zwar / wie
bey dem Koͤrnen des Pulvers Meldung geſchehen ſoll / nicht gaͤnzlichen zu ver-
werffen .
Daß aber ein oder der andere in der loͤbl . Artillerie-Kunſt Wohlerfahr-
ner / ſolchen und andern liquoribus durch unterſchiedliche angefuͤhrte ratio-
nes abſonderliche Kraͤffte und Wuͤrkungen ( als ob ſolche liquores , der von
dergleichen Pulver entſtehenden Dunſt / oder der an ſich ſelbſt vor ſich treiben-
den Gewalt zuwider / ſolche mehr hinter und neben / als vor ſich zu treiben / Ur-
ſache waͤren / auch den Stuͤcken in kurzen groſſen Schaden thun oder wol gar
Zerſprengung verurſachen ſollten ) beymeſſen und demonſtrir en wollen / hal-
te ich zwar ziemlich Sinnreich / dennoch aber kommen ſolche Argumenta mir
nicht ſo vor / als ob genug Grund darinnen waͤre / indem es meines Erachtens
ja ſo ſubtile Sachen / wovon nicht leichtlichen oder wol gar nicht ( ob gleich von
ſolchen
ſolchen Liquoribus einige Staͤrkung / wie viele glauben / erlanget ) ein gewiſ-
ſer Schluß zu machen ; weiln einem Menſchen zwar wol mit den Gedanken /
aber nicht mit den Augen erlaubt / ſolche gewaltſame Zerreiſſung und Zertren-
nung in dem Pulver zu ſehen moͤglichen . Es ſagen auch diejenigen / welche
dergleichen wie gedacht mit unterſchiedlichen Demonſtrationibus zu erwei-
ſen vermeinen / man ſoll bey Erhitzung der Stuͤcken / ſelbige mit Eſſig / Urin ꝛc.
abkuͤhlen .
Wann nun ſolche bey dem Pulver gebrauchte Feuchtungen / den Stuͤ-
cken im Losbrennen ſelbiger / Schaden thun ſollte ; wie viel mehr wuͤrde doch
bey Erkuͤhlung der Stuͤcken / das hitzige Metall / den Eſſig oder Urin an , und in
ſich ziehen / und conſequenter den Stuͤcken auf einmal mehr Schaden zufuͤ-
gen / als ſonſt von ſolchen angefeuchten Pulver in 1000 . und mehr Schuͤſſen
nicht geſchehenkoͤnte . Dannenhero leichtlichen zu pruͤfen ſtehet / weiln in die-
ſem Caſu Menſchlicher Vernunfft nach / ziemlich ſcharff judicir et wor-
den / und gleichwol an andern Orten ſelbſten contradicir et / daß noch viel
und lange Zeit dahin gehoͤrt / zu der euſerſten Hoͤhe Menſchlichen Witzes zu
gelangen .
Wie ſich bey dem Pulverkoͤrnen und Trocknen zu verhal-
ten und darbey in acht zu nehmen .
Bey dem Pulvermachen iſt gedacht / daß der Satz / wenn er ſeine beſtim̃te
Zeit in der Arbeit faſt erreichet / man ihn nur 1. oder fuͤnff Viertel Stunde ar-
beiten / ſelbigen etwas feuchte heraus nehmen und zum Kornen bringen ſoll .
Es haben theils Pulvermacher im Brauch / damit ja dem arbeitenden Pulver
in der Anfeuchtung nicht zu wenig oder zu viel geſchehen moͤge ; ſie ſelbiges in
den Gruben mit dem Ruͤhrſcheite offt wendende / nach und nach ſo lange feuch-
ten / bis ſich die Materia in der Hand zuſammen ballen laͤſſet . Denn wo der
Satz nicht einige Feuchte behielte / wuͤrde ſelbiger / durch die verordneten Sie-
be nicht gekoͤrnt zu bringen ſeyn / dann dergleichen Sieben / wird von den
Pulvermachern Koͤrnen genennet / weiln durch das oͤfftere herum- als hin-
und wiedertrehen / ſich der Satz zuſammen druͤcket und gleichſam in Koͤrner
begiebet .
Zu ſolchem Sieben nun / wenn es Mußqueten- oder Haacken-Pul-
ver ſeyn ſoll / welches wie oben erwaͤhnt / man auch zu den Stuͤcken gebrau-
chet / wird das Schlangen- oder grobe Haacken-Sieb genommen / der Zeug
oder gearbeitete Satz darein geſchuͤttet / und 2. hoͤlzerne Deller darauf gele-
get / nachmals in einen hoͤlzern Kaſten hindurch geſiebet . Wann die-
ſes geſchehen : pfleget man das durch geſiebte Pulver wiederum durch das
rechte Haacken-Sieb zu ſieben / da auch unter wehrenden hindurch ſie-
ben / ſich einige Knollen befinden / ſelbige zerrieben / oder wann ſie zu hart /
wiederum in den Stampff-Topff oder Grube gearbeitet / und ferner durch-
geſiebet .
Bey dem Pirſchpulver / wird erſtlich das gemeine hernach das rechte
Pirſch-Sieb genom̃en / und wie bey dem Haackenpulver erwehnt / procedir et ;
nur daß man zu jeder Sorte Pulver noch das Staub-Sieb / den Staub dadurch
zu ſieben gebrauchet .
Wer aber fein rund Pulver haben will / kan ſich einiger Siebe von ſtar-
kem Pergament / worinnen runde Loͤcher geſtochen / bedienen / Es ge-
het aber mit dergleichen Koͤrnen langſam daher / und ſtehet jedem eine Manir
anzunehmen frey .
Nach dem Koͤrn wird das Pulver auf die Pulffer-Tafeln gethan / da je-
de ungefehr 3. Elen lang und 1½ . Elen breit iſt / haben zu beyden Seiten gleich-
E wie
wie die Werkbreter Leiſten / des Sommers in der Sonnen / im Winter aber in
der Koͤrnſtube getrocknet .
Das Pulver muß auf die Taffeln dinne aufgeſchuͤttet / unterweilen mit
einem hoͤlzern Rechen ( Harke ) durchzogen / und an der Sonnen-Hitze in etlichen
auch wol mehr Stunden Zeit / getrocknet werden .
NOTA .
Wann man das Pulver nur mit ſchlechten Waſſer gefeuchtet / deſto mehr
Zeit wird erfordert die grobe und kalte Feuchtigkeit auszutrocknen ; im Ge-
gentheil der Brandewein und unterſchiedliche Eſſentien ſo eine Hitze in ſich
fuͤhren / ob gleich ihre Wurzel das Waſſer kalt ; Wiederum : Scheidewaſſer
und alle andere dergleichen haben eine brennende und feurige Krafft ; dahero
auch das Pulver / welches mit oben benennten Liquoribus wegen bey ſich
habenden Hitze angefeuchtet worden / viel ehe ertrocknet / als das mit ſchlech-
ten Waſſer angefeuchtete .
Auch iſt zu merken / ob gleich itztangezogenen Worten nach / das Pulver
viel ehe als von ſchlechter Anfeuchtung ertrocknet ; dann vielmehr Vortheil iſt
meines Erachtens nicht darbey ; So folget noch lange nicht / wie im vorigen
Capitel erwehnt / daß ſolche Liquores ( wenn gleich einiger Meynung nach in
ſolchen ein ſaltartari ſches Weſen enthalten ( dem Pulver eine ſonderliche
Staͤrke geben / auch im Loßbrennen / eine widrige / hinter oder ſeiten-reiſſende
Dunſt / ja was noch mehr iſt / dem Stuͤcke Schaden oder Zerſprengung ver-
urſachen ſollten ; maſſen ja ſolche groſſe Gewalt von nichts anders / als
aus dem in gedachten Liquoribus enthaltenen Spiritu oder noch bey ſich
fuͤhrenden Weinſtein Salzigen Materia / ( welche / wenn ſolche aus einem
Schuß Pulver durch Chymi ſche Kunſt / davon geſchieden / gewißlichen kaum
zu erkennen ) herruͤhren muͤſte .
Weiln nun / wie allzubekandt / man das Pulver in Sommers-Zeit unter
den freyen Himmel an der Sonnen-Hitze oder ſtillen Lufft zu ertrocknen auf lan-
ge und breite hoͤlzerne Tafeln etwan 3. 4 tels oder 1. Zoll hoch ſchuͤttet / wie leich-
te wird doch der in den Pulver-Koͤrnern enthaltene Spiritus wegen der weiten
Ausſtreuung verrauchen / und alſo von ſeiner Krafft / wenig oder gar nichts
zuruͤcke laſſen .
Daraus zu ſchlieſſen : daß / wenn gleich in dem Pulver von gedachten
Liquoribus noch was zuruͤcke bliebe / dennoch kein mehrer Effect ( als das Pul-
ver an ſich ſelbſten ) zu hoffen / viel weniger eine widrige Dunſt verurſachen
ſollte .
Vor Alters haben ſie das Pulver mit Kalk-Waſſer gefeuchtet / was aber
ſolches vor ſchoͤnen Nutzen bracht / iſt leicht zu erachten .
Sonſten habe ich eine Manir das Pulver Winters Zeit in einer Pfanne
uͤbern Feuer zu trocknen geſehen / war folgende Geſtalt gemacht :
Es war eine Pfanne von Kupffer 2½ . Ele lang / und 1½ . Ele breit / vorn am
Rande in etwas offen / wie bey den Pulver- oder Werg-Taffeln braͤuchlich / das
Pulver daſelbſt heraus zu nehmen / und zwar alſo verfertiget ; daß noch eine an-
dere Pfanne ein 4tels Ele unterwerts abgeſetzt .
Dieſe beyde Pfannen waren rings um mit einer Mauer umgeben / welche
unter gedachten Pfannen einen Ofen præſentir te / ſelbigen kunte man von auſ-
ſenwerts durch gehoͤriges Ofenloch feuern / uͤber welches eine ſonderliche Roͤhre
( worein man Waſſer / das Vacuum zwiſchen beyden Pfannen dadurch auszu-
fuͤllen gieſſen kunte ) gemachet war / alſo : daß / wenn man die Pfanne mit Waſ-
ſer anfuͤllte und Feuer in den Ofen machte / ſich dadurch das darein geſchuͤttete
Pulver ohne Gefahr abtrocknen lieſe .
Dieſes aber war darbey zu obſervir en / daß wenn das eingethane Pulver
nicht
nicht oͤffters geruͤhret wurde / ſelbiges wegen der / an die Oberpfanne anwal-
lende Feuchtigkeit / einige weiſſe Flecklein oder Tuͤppfflein bekame / meines
Erachtens daher ruͤhrende / weiln zwiſchen des Salpeters Feuchtigkeit und
dem Brodendes Waſſers / ſich einige Sympathie befindet / dannenhero auch ſol-
ches Pulver / ob es gleich ſeine rechte Zeit mit Arbeiten bekommen / nicht ſo gut
als das im Sommer gemachte und an der Sonnen ertrocknete / wegen Aus-
ſchlagung des Salpeters in der Probe befunden wurde . So man aber im Fall der
Noth eyligſt Pulver machen muͤſte / waͤre dennoch dieſe Manir der Trocknung
halber dienlich zu gebrauchen ; will aber fleiſſig inacht genom̃en ſeyn / daß die un-
tere Pfanne und der Ofen nicht Schaden leide / wovon leicht Ungluͤck entſtehen
koͤnte .
Vom gerollten oder polirten Pulver .
Nach der Arbeit des Koͤrns / wird das Rollen oder poliren vorgenom-
men / wiewol es beydem Haackenpulver ſelten / bey dem Pirſchpulver aber meiſt
braͤuchlichen / dergleichen Rollen iſt eine Sache ſo in gewiſſen Dingen / wovon
ich unten Bericht geben werde / ſehr noͤthig / hingegen : wenn dergleichen Pulver
die betruͤglichen Pulvermacher verhandeln ( deren unterſchiedliche Betruͤgerey
ich den hiervon unwiſſenden Feuerwerkern bey Probirung des Pulvers zur gutẽ
Nachricht gleichfalls entdecken will ) ſo wird derjenige / welcher es erkauffet / dem
Anſehen nach zwar ſchoͤnes / in der Probe aber gar ſchlechtes Pulver empfangen .
Das Poliren oder Rollen iſt ſonſt eine leichte Sache / indem man nur ein
Faͤßgen / welches durchgehend eine 4 eckigte hoͤlzerne Stange hat / ( in welches un-
gefehr ½. oder 3. 4tels Quintl. Pulver gehet / und an der einen Seiten zu Ende des
Wellbaums oder Daumenwelle die Pulvermuͤhle befeſtiget / oder a parte an das
Stirnrad anhaͤnget ( des vierdten oder dritten Theil voll Pulver ſchuͤttet / und al-
ſo etliche Stunden an den Wellbaum mit herum trehen laͤſſet / davon dann das
Pulver nicht allein ein fein Anſehen / ſondern auch ein feſtes Korn bekoͤmmt / und
wann der Staub davon geſiebet noch reiner wird .
Der Nutzen ſo man vom gerollten Pulver haben kan / iſt dieſer / daß vors
erſte ſich dergleichen Pulver laͤngere Jahre / als das ungerollte haͤlt / indem wie
erfahren / das ungerollte Pulver / wann es etliche 20. oder mehr Jahr ſtehet / ſich
leichtlichen / durch das Jaͤhrliche 2. oder 3 malige ruͤtteln oder ſtuͤrzen ( damit ſich
das Pulver nicht in groſſe Knollen oder ſonſt terb zuſammen ſetze ) zermalmet /
und viel Mehl giebet / wovon es ſchwaͤcher und geringer wird / wie dann offt ge-
ſchiehet / daß wenn das ungerollte Pulver nicht von einem guten Satze und auf
der Eyl in wenig Stunden verfertiget worden / ſich der Salpeter / ungeacht des
angefuͤhrten ruͤtteln und ſtuͤrzen / in den Pulverſaͤßgen / wieder auseinander
begiebet / und wol gar auf einen Hauffen ſetzet / und ſolches erweiſet ſich auch
deſto ehe / wann man zum wenigſten dergleichen Pulver in 2. oder 3. Jahren
nicht auf die Pulffer-Tafeln ausſchuͤttet / ſo wol das Pulver als auch die Faͤßgen
an der Sonnen oder Lufft trocknet / den Staub davon ſiebet / und wiederum an
trockene Orte in Verwahrung bringet . Hingegen ſo man das Pulver von guten
geleuterten Salpeter / reinem Schwefel und tichtigen Kohlen rechte Zeit in der
Muͤhlen / und ferner durch das Koͤrnen wol arbeiten laͤſſet / wird ſelbiges nicht
alleine den verlangten Effect erweiſen / ſondern auch in truckener Verwahrung
( welches deſto ehe von dem gerollten Pulver wegen der feſten Koͤrner zu hoffen )
viel Jahr lang ohne einigen Abgang halten laſſen .
Wer etwan einwenden wollte / das gerollte oder polirte Pulver entzuͤndete
ſich nicht ſo geſchwind als das ungerollte ( welches auch die Warheit / und leicht-
lichen auf der Zuͤndpfanne eines Piſtols oder ſonſt zu probiren ) dahero es im
Geſchuͤtze nicht ſo geſchwind als das andere in Feuer und Tampff kommen /
folglich nicht ſo ein kraͤfftiger Schuß geſchehen koͤnte .
E 2 Dem
Dem gebe ich zur Antwort / was das Anzuͤnden auf einem Brete / Pap-
pier oder Zuͤndpfannen betrifft / ſolches begehre ich nicht zu verneinen / was aber
die Entzuͤndung im Stuͤcke oder Rohre anlanget / darinnen wird man meines
Erachtens ſchlechten Unterſcheid finden / maſſen durch einroͤhren und aufſchuͤt-
ten ungerollten Lauffpulvers / ſelbiges ſehr geſchwind in Brand koͤmmt . Wer
aber dißfalls Sorge truͤge / und haͤtte neugerollt Pulver / aus Pirſchbuͤchſen
oder Piſtohlen zu ſchieſſen / derſelbe beliebe nur das Pulver in dem Gefaͤſſe etli-
che mahl zu ruͤtteln / ſo wird er befinden / daß ſolches wegen etwas entgange-
nen Glanzes oder rollens / was linder oder raucher / und alſo zum Feurfangen
dienlicher worden ; ob aber allzeit ſo gar gleiche Schuͤſſe dadurch zu behalten /
zweifele ich / das gerollte Pulver aber ſo man in Quantitaͤt in den Pulverver-
wahrungen zu den Mußqueten / Duppelhacken und Stuͤcken etliche Jahre in
Vorrahte gehabt / kan man ſtracks wie das ungerollte gebrauchen / weiln durch
jaͤhrliches ſtuͤrzen und ruͤtteln / ſelbigen der Glanz ziemlich entgangen . Und
dennoch wie oben erwaͤhnt / ſeine Guͤte behalten .
Von des Pulvers Gewaltſamkeit oder deſſen erſchroͤck-
lichen Effect / abſonderlich was zu gedenken .
Es iſt ein wundervolles Ding / welches die Sinne nicht wol begreiffen
koͤnnen / daß die in gewiſſer Harmonie zuſammengeſetzte und incorporir te
Salpeter / Schwefel und Kohlen / durch Anzuͤndung des geringſten Feurfuͤnk-
gens ſonderlich wann das von gedachten dreyen Speciebus gemachte Pulver /
in den Metallen oder andern Behaͤltnuſſen ( gleichſam gefangen ſitzende ) einge-
ſchloſſen / ſo gar erſchroͤcklichen Gewalt ( und nach des Cardani Meynung / das
angezuͤndte Pulver hundertmal ſo viel Platz als ſeine eigene Groͤſſe erfordert
einnehmen ſoll . Oder vielmehr wie Schellius viel genauer ausgerechnet / daß
der letzte Platz 12000. und 500 . mal groͤſſer ſeyn ſoll als der erſte ) vollbringen .
Ob man nun wol die Urſache ( wie es dann der Warheit aͤhnlich ) der zuſammen
incorporir ten vom Salpeter und Schwefel bey ſich fuͤhrenden Kaͤlte und Hi-
tze / weiln zwiſchen dieſen beyden / es eine Antipathie und natuͤrliche Feind-
ſchafft giebet / beymeſſen will ; So iſt meines Erachtens / von der Eygenſchafft
ſolcher contrarien , in denen ausgegangenen Artillerie-Buͤchern / durch An-
fuͤhrung guͤltiger Beweiß-Gruͤnde / theils wenig oder gar nichts enthalten .
Dahero ich bewogen worden / den annoch in dieſem Stuͤck unerfahrnen Feu-
erwerkern zum beſten / ſo viel mir hierinnen wiſſend / eine hoffentlich gruͤndli-
che Nachricht zu ertheilen / ich begehre aber dieſe und andere meine angefuͤhrte
opiniones niemanden aufzubuͤrden / viel weniger / der nicht Achtung halber /
mir die Krauſe daruͤber zu zerreiſſen / noch andere als Unwiſſende zu ſchelten
und Geſetze vorzuſchreiben ; ſondern mich allzeit / wann guͤltigere Rationes
beygebracht werden / in der Nachgebung bequemen und informir en laſ-
ſen will .
Ehe und bevor aber / wegen der Entſtehung des erſchroͤcklichen Effects
ein Schluß zu machen / will ich vorhero von dem grauſamen Krachen und Knal-
len ſo ſich bey den Gewittern zu ereignen pfleget / etwas gedenken .
Dieſes nun verurſachen nichts anders als die Salpeteriſchen und Schwe-
feliſchen Daͤmpffe / welche ſich in den Wolken entzuͤnden / wodurch es aber ge-
ſchiehet ſoll unten gelehret werden .
Je dicker nun die Wolke iſt / und von dergleichen Materia viel in ſich
haͤlt / deſto ſtaͤrker iſt auch der Ausbruch welcher / nachdem er einen weit groͤſ-
ſern Platz erfordert / nicht alleine die Wolken durchtringet ; ſondern auch die
Lufft gehling durchreiſſet / und alſo einen erſchroͤcklichen Donner verurſachet .
Hingegen wann die Wolke dinne / und die Geiſter ſchwach ſind / ſo werden / we-
gen
gen des geringen Ausbruchs / nur Wetterleuchten ohne Krachen / welche ſelten
einen Schaden thun / daraus entſtehen / und ſolches ſoll weiter nicht als auf
2. Meilweeges hoch von uns geſchehen .
Dergleichen erklaͤret der vortreffliche Naturkuͤndiger / welcher ſeinen
Namen in dem Spruche Spes mea eſt in Agno zu verbergen beliebet / ingemein
das Buch Unterſuchung der gemeinen Jrꝛthuͤmer genannt / in dem erſten Thei-
le ſeiner beſondern Abhandlung / pag. 117 . bey dem 121. Satze / alſo :
Diejenigen ſo davor gehalten / daß die aus der Erden in die Lufft geſtie-
gene Daͤmpffe / weiln ſie daſelbſt feurig und angezuͤndet werden / deßwegen irꝛ-
diſch / und in das Element des Feuers verwandelt worden ſind / betruͤgen ſich
in beyden Stuͤcken ſehr weit ; ſondern dieſelben ſind nicht irꝛdiſcher / ſondern
vielmehr luͤfftiger Natur ; ſintemal unſere Lufft / welche wegen Untermiſchung
des Waſſers feucht iſt / wann ſie in den trockenen Schoß der Erden lange ſtille
und verſchloſſen ſtehet / zu einer Feuchtigkeit wird ; darinnen durch Einmi-
ſchung der Erden / das Feuchte mit dem Trockenen gleich gemenget iſt / wann
ſie aber durch Antrieb der Hitze aus den Loͤchlein und Ritzen der Erden heraus
duͤnſtet ; oder auch wann der Materia viel und ihre Macht groͤſſer wird / nicht
ohne Knallen und Krachen ihr Gefaͤngnuͤs zerſchmettert und durchbricht / und
alſo heraus faͤhret / welches falls ſich viel Erdbeben und Berſtungen mit groſ-
ſem Schaden begeben ; ſo fleugt derſelbe Dampff nach erlangter Freyheit / in
die Gegend der leichten Coͤrper / und wird daſelbſt durch ſeine umſchweiffende
Bewegung und Waͤrme zu einer Schwefflichen Materia beſſer ausgezeitiget
und endlich angezuͤndet . Dannenhero iſt dieſelbe Materia in der Warheit
nicht irꝛdiſch / weiln ſie nicht ſchwer und kalt iſt / ſondern weiln ſie durch Zuſam-
mentretung eines warmen / truckenen und feuchten Waſſers fett und verbrenn-
lich worden ; ſo iſt ſie mehr vor ein Zunder des Feuers / als vor ein natuͤrlich
und elementiſch Feuer ſelbſt zu halten . Und iſt dieſe Geburt ein unaͤchtes We-
ſen / die billich unter die Elementen nicht gerechnet / noch mit deren Namen be-
nennet werden kan . Dahero von dem Ariſtotele ſolche Feuerzeichen gar recht /
unvollkommen-vermiſchte Dinge genannt worden ; Eben dergleichen iſt auch
zu urtheilen von dem Rauch verbrennter Dinge / denn der Rauch / weiln er fett
iſt / faͤngt gar leichtlich die Flammen als welche nichts anders iſt / als ein ange-
zuͤndeter Rauch . So weit gedachter 121. Satz .
Daß auch Donnerkeyle generi rt und durch das Wetter herunter ge-
ſchmiſſen werden / davon redet hocherwehnter vortreffliche Mann in ſeinem 123.
Satze pag. 118. ſehr Sinnreich mit nachſolgenden Worten :
Es begehen die jenigen einen ſchaͤndlichen Jrꝛthum / welche / wenn ſie ſe-
hen / daß bisweilen Steine und andere ſchwere Coͤrper in der Lufft gezeuget /
und bey Donner- und Wetter-Stralen auch Wolken-Bruͤchen etwan herun-
ter geworffen werden / und ſich in Erden verwandeln / oder / daß die Erde da
hinauf gefuͤhret worden ; da ſich doch die Sache weit anders verhaͤlt / dann
dieſelbe Materia iſt weder Feuer noch Erde geweſen / noch von der Feurkugel /
ſo eine ſolche verhanden / oder von dem Erden-Coͤrper heraus gegangen ; ſon-
dern iſt eine fette und zehe Feuchtigkeit geweſen / einem Leimen gleich / ſo in eine
Trockene gleichſam als in einem Ofen / nichts anders als ein Haffner-Geſchir-
re / verſchloſſen / durch die Hitze der entzuͤndenden Daͤmpffe alſo abgebacken und
gebrennet wird / daß ſie ſich in Stein verwandelt / und findet man / daß auf ſol-
che Art offtmals Donnerkeyle durch den Wetter-Strahl herunter geſchmiſſen
werden . Dergleichen Lufft-Werke ſind ſo zu ſagen Geſchwulſten / Schnupf-
fen und Krankheiten der Natur und nicht ihre Elementen . Auf gleiche Weiſe /
aber langſamer gehet es zu / daß der Stein und Grieß / aus der Waͤßrigkeit in
E 3 den
den Nieren gezeuget wird : Allermaſſen auch die kleine Welt ihre Meteor en
oder Lufftwerke hat ꝛc. ꝛc .
Daß ſich die Sache nun alſo verhalten muͤſſe / und ſich nicht ehe ein Don-
ner-Wetter oder Gewitter erhebe / wie vorgedachter 121. Satz klaͤrlich beſa-
get . Es ſey dann der aus der Erden ausgebrochene und aufgeſtiegene Dampff /
durch umſchweiffende Bewegung und Waͤrme zu einer Schwefflichen Materia
beſſer ausgezeitiget worden ; welche / vielmehr ſolcher Zunder ( wovor auch
dieſe Materia nicht unbillich zu halten ) leichtlich Feuer faͤnget / die in den Wol-
ken befindende Schweffliſchen und Salpetriſchen Daͤmpffe entzuͤndet / auch
ſo bald ſie in Brand gerathen wegen natuͤrlicher Antipathie und Feindſchafft /
in geſchwinder Eyl / voneinander begeben / die Wolken durchtringen / und die
die Lufft gehling zerreiſſen / alſo : daß durch ſolche ſchnelle Zertrennung ein
ſchroͤcklich Donnern verurſachet wird / ( welches aber nicht geſchiehet / wann
die Wolke dinne / auch von der Schwefelichen / ſonderlich aber Salpetriſchen
Materia darinnen wenig enthalten / und alſo wegen geringen Ausbruchs / nur
Wetterleuchten ohne Donnern / welche ſelten einen Schaden thun / entſtehen .
Hingegen wann nach angezogenen 123. Satze uͤber die gemeldten Schwefel
und Salpetriſchen angefuͤllten Daͤmpffe / ſich noch zehe und fette Feuchtigkei-
ten einem Leimen gleich / ( welche Lufftwerke / Schnupffen / und Krankheiten
der Natur zu nennen ) befinden / nachmals durch die Hitze der entzuͤndeten
Daͤmpffe / als in einem Ofen wie ein Toͤpffern ( Hafner ) Geſchirre / alſo abge-
backen und gebrennet werden / daß ſie ſich in Stein verwandeln . So findet
man daß durch den Wetter-Strahl offtmals Donnerkeyle herunter geſchmiſ-
ſen worden .
Vorangezogene Beweis-Grunde ( des Krachen und Knallens ſo ſich bey
dem Gewitter ereignen / als auch die Zerreiſſung der Erden ) betreffende / laſſe
ich mir billich zu einem Behelff dienen / von der Urſache des erſchrecklichen und
gewaltſamen Pulver-Effects und zwar wie in dieſem Capitel allbereit oben ge-
dacht / den noch in dieſem Stuͤck unerfahrnen Feuerwerker zum beſten / ein meh-
res zu handeln / und beides miteinander zu vergleichen .
Halte aber unnoͤthig zu ſeyn / die Wuͤrkung eines jeden / als des Salpe-
ters / Schwefels und der Kohlen / allhier nochmaln zu wiederholen / ſintemal
bey jedem Capitul davon gehandelt worden .
Es iſt bekandt / daß wenn man gleich die zwey contrar en Dinge / als
Salpeter und Schwefel nach Proportion eines Pulverſatzes / ohne Zuthun
Kohlen / untereinander corporir et / ſelbige doch keinen ſolchen geſchwinden
und gewaltſamen Effect ; ſondern nur ein ganz langſames brennen / mit keiner
ſondern Krafft erweiſen / und oͤffters angezuͤndet werden muͤſſen ; So bald
aber die gehoͤrige Kohlen darzu incorporir et / oder vermenget werden / pfleget
ſtracks eine geſchwinde Entzuͤndung und Aufloͤſung zu folgen ; dannenhero ab-
zunehmen / daß / wenn gleichwol die nicht die Kohlen / oder an deſſen ſtatt ( wie
bey dem bunten Farben-Pulver geſchiehet ( andere Feurfaugende dem Pulver
gleichende Dinge darzu genommen wuͤrden / nicht zu der gewaltſamen Krafft
des Pulvers zu gelangen ; alſo auch / wird unſerer Vernunfft nach / ein abſon-
derlicher Zunder die in den Wolken befindende Salpetriſch- und Schwefliſche
Daͤmpffe zu entzuͤnden / vorgebildet ; deßwegen an den guten Kohlen bey dem
Pulvermachen viel gelegen / weiln ſelbige in dem Pulver als ein rechter Zunder
den Schweſel ganz geſchwind entzuͤnden / der den Zunder und das Feuer augen-
blicklich vermehret und hindurch fuͤhret / daß alſo der Salpeter / oder eines mit
dem andern / in einem Huy verzehret wird / darauf die verlangte Wuͤrkung des
erſchroͤcklichen Ausbruchs ſonderlich wann das Pulver gleichſam in den Stuͤ-
cken / Granaten oder andern Behaltnuͤſſen gefangen ſitzende / erfolget .
Jſt nun das Pulver vom wolgeleuterten Salpeter / ſo von aller ſalzigen /
in-
ingleichen von lebendigen oder ſonſt guten reinen Schwefel / ſo wol rechten tro-
ckenen und Zunderhaltenden Kohlen / in gewiſſer Zuſammenſtimmung des Sa-
tzes / in der Pulvermuͤhlen / voͤllige Zeit incorporir et / und alles ſo wol bey den
Anfeuchten / Koͤrnen / Trocknen und Rollen / auch in der Verwahrung des Pul-
vers wol in acht genommen worden / ſo wird ſelbiges nicht alleine geſchwind
Feuer fangen ; ſondern auch ſich in moment eines mit den andern verzehren /
in Feuer und Dampff reſolvir en / alſo : daß von irꝛdiſcher hinterlaſſener Ma-
teria nichts zuruͤcke bleibet . Hinwiederum ſo man den Salpeter nicht ge-
nugſam von ſeiner bey ſich ſpuͤrenden ſalzigen als andern Unreinigkeiten / ſo
wol den Schwefel / nicht wol gereiniget / oder die Kohlen von braͤuchlichen
Holz auch nicht recht gebrandt hat / wird nicht gutes Pulver zu hoffen ſeyn /
und nach der Anzuͤndung viel Unreinigkeit zuruͤcke laſſen .
Um ſo viel deſto mehr aber / wenn das Pulver von rohen Salpeter / wie
ſelbiger von Salpeterſiedern erhandelt / auch geringer Schwefel und Kohlen
genommen / ingleichen nicht gehoͤrige Zeit in der Muͤhlen gearbeitet worden /
wird ſelbiges in der Probirung nach der Anzuͤndung / ohne ſonderbare Schnel-
ligkeit / ſich zwar zertrennent aber nicht mit einem feinen Knall / ſchnell auffah-
rende erweiſen ; ſondern auch einige Materia worunter theils harte Kuͤglein / in
Groͤſſe der Maankoͤrnlein zuruͤcke laſſen .
So ich nun dem Verſtande oder Vernunfft nach / eine application uͤber
die von dem entzuͤndten Pulver zuruͤckgebliebene Materia machen wollte / wird
meines Erachtens nicht unfuͤglich ſeyn / wann ich den gedachten 123. Satz / ſo
viel zu dieſem meinem Vorhaben noͤthig / wiederhole und anfuͤhre / wie etwan
ſchwere Coͤrper in der Lufft gezeuget / bey dem Donner und Wetterſtralen / auch
Wolken-Bruͤchen herunter geworffen werden / welches / wenn es geſchehen ;
ſoll nach angezogenen Worten / es eine fette und zehe Feuchtigkeit einem Leimen
gleich / ( ſo in eine Trockene gleichſam / als in einem Ofen nichts anders als ein
Haffner ( Toͤpffer ) Geſchirre / verſchloſſen / durch die Hitze der entzuͤndeten
Daͤmpffe alſo abgebacken und gebrennt wird / daß ſie ſich in Stein verwandelt )
oder auch ſolche Lufft-Werke ſo zu ſagen / Geſchwulſten / Schnupffen und Krank-
heiten der Natur ſeyn .
Was iſt nun die von dem entzuͤndeten Pulver hinterlaſſene Materia an-
ders / als eine in dem Salpeter und Schwefel noch enthaltene fette und zehe
Materia einem Leimen gleich ( welches ſo zu reden / gleichſam vor Krankheiten
des unreinen Salpeters und Schwefels zu halten ) ſonderlich wenn man con-
ſideri ret / wie ſich dieſe Materia durch des Salpeter- und Schwefels bey ſich
fuͤhrenden Hitze / um ſo viel deſto mehr aber bey Entzuͤndung des Pulvers in
harte Materia und kleine Steine abbaͤcket oder generir et .
Wird demnach meines Erachtens nicht unfuͤglich fallen / wenn ich ſchlieſ-
ſe und die von dem entzuͤndeten Pulver hinterlaſſene zehe und harte Materia
mit den in den Wolken generir ten ſchweren Coͤrpern / weiln ſelbige in der Zeu-
gung einander ziemlich nahe kommen / vergleiche ; Nur daß bey ereigneten
Donnerwetter / wegen Vielheit der in Wolken enthaltenen Lufftwerke ſo groſ-
ſe Steine oder Donnerkeyle / ( welche gegen diejenigen / ſo von einem Schuß
Pulver zu rechnen viel 1000 . mal groͤſſer ſey ) generi rt worden .
Nachdem nun der im Pulver incorporir te Salpeter und Schwefel un-
reine / oder die Wolke mit vielen ſo genannten Lufftwerken erfuͤllet geweſen /
deſto groͤſſere generation der abgeſchmiſſenen Coͤrper erfolgen . Und ſtehe ich
in den Gedanken / daß ein ſolches unreines Pulver dem Geſchuͤtze auf einmal
mehr Schaden zufuͤget / als ander reines und wol incorporir tes Pulver in
in 100. Schuͤſſen . Dannenhero ich ſolchen Pulver mehr Urſache der Zer-
ſpren-
ſprengung der Stuͤcken / als dem ſo mit obengedachten Liquoribus angefeuch-
tet worden / beymeſſe .
Wie das Pulver ob ſelbiges von einem recht proportio-
nirten Satze / wol oder nicht gearbeitet iſt / auf unterſchied-
liche Arten zu probiren .
Zum Erſten /
Dem Anſehen nach / will man das Pulver vor gut erkennen / wenn es
ſein gleichkoͤrnig und braunblauig ſcheinet .
Zum Andern /
Wer uͤber voriges Anſehen etwas Pulver in die Hand nimmt / mit ei-
nem Finger darauf druͤcket / ſelbiges ein wenig reibet / und dennoch harte Koͤrner
behaͤlt / ſo ſoll es auch eine Anzeigung guten Pulvers ſeyn .
Zum Dritten /
So man ein wenig Pulver in Mund auf die Zunge leget / vom ſelbigen
eine kalte und ſuͤßliche doch nicht ſalzige Schaͤrffe oder Bitterkeit empfindet /
wird es auch vor eine Probe des guten Pulvers geachtet .
Daß man aber durch dieſe drey Proben von theils Pulvermachern hin-
ters Licht gefuͤhret wird / will ich wie allbereit oben gedacht / in einem abſonder-
lichen Capitel beſchreiben .
Zum Vierdten /
Man thue etwan oder ungefehr einen halben Piſtolen-Schuß Pulver
auf ein Bret oder ſtark Pappier / zerknirſche ſolches mit einem Meſſer oder
Spatel / und ſtreiche es auseinander / wie bey den Pflaſtern geſchiehet . So
kan man / wenn alles einerley Coloͤr / ſtracks ſehen ob das Pulver genug /
wenn aber weiſſe / gelbe oder ſchwarze Puͤnctgen und Strichlein ſich befin-
den / nicht genung gearbeitet ſey / auch wie ſich ſelbiges nachmals im Anzuͤn-
den verhalten werde . Wie aus nachgeſetzter ſechſter und ſiebender Art zu
urtheilen .
zum Fuͤnfften .
Erkennet man auch ein Pulver am Knalle oder Schalle / welches durch
eine Mußqueten-Kugel Forme geſchiehet / ſelbige voll Pulver ſchuͤttet / zu-
trucket / und in der Hand haltende an dem Loͤchlein der Forme anzuͤndet ;
Nachdem nun der Knall ſtark oder ſchwach / und der davon entſtehende Quall
oder Dampff ſtark in die Hoͤhe treibet / wird deſſen Guͤte erforſchet .
zum Sechſten /
Wann man etwan einen Piſtolen-Schuß Pulver / auf ein rein eben Pap-
pier / Stein oder Bret in ein Haͤufflein ſetzet / ſelbiges anzuͤndet / dann mit einer
hellen Flammen abbrennende / und lichtfarbigen Rauche ſchnell und etwas
ſchallende aufdaͤmpffet / auch keine uͤnſaubere Materia zuruck laſſende / befindet ;
ſonderlich / wenn man von dergleichen Pulver ungefehr 4. Zoll breit voneinan-
der / etliche kleine Haͤufflein ſetzet / und eins ohne des andern Anzundung ſchnell
auffaͤhret / wird es von jederman gelobet . Von dergleichen guten Pulver iſt
gar ſicher und ohne Schaden etwan ein ½. Quintl. ſchwer / in der flachen Hand
anzuzuͤnden / und da ſelbiges nicht in die Hand brennet / oder ohn einiges Ver-
ſehrn aufblatzet / vor dichtig erklaͤret . Hingegen : wann das Pulver langſam
ab-
abbrennet / und nicht geſchwind aufplatzet / auch viel unreine Materia zuruͤcke
laͤſſet / wird ſelbiges nach Befindung gemeldter Urſachen / entweder vor gut
oder untuͤchtig æſtimir et .
Sonſten ſind bey dem Probiren des Pulvers folgende Rationes wohl
zu obſervir en .
Zum Erſten /
Wann das Pulver nach der Anzuͤndung nicht ſchnell auffaͤhret ſondern ſei-
tenwerts mit ausſchlaͤget / iſt ſelbiges in der Muͤhlen nicht genung gearbeitet /
oder / der Salpeter iſt noch rohe / und ſehr unrein geweſen .
Zum Zweyten /
Jſt in einem Pulver des geleuterten Salpeters nach Proportion des
Schwefels und Kohlen zu viel geweſen wird ſelbiges ſich nicht ſo gar geſchwind /
wie das in rechter Harmonie zuſammen geſetzte Pulver / in Feur und Dampff
reſolviren / ſondern was langſamer auffahren / auch in das Pappier oder Bret
eingreiffen / und kleine weißliche Flecke zuruͤcke laſſen / welche um ſo viel mehr
ſich erweiſen / wenn das Pulver von unreinem Salpeter gearbeitet worden .
Zum Dritten /
Wird zu einem Pulver zu viel Schweſel genommen / bekommt ſelbiges
dadurch eine Schwaͤche / brennet langſam mit blaulichen Feuer auf / und laͤſſet
gemeiniglich kleine gelbliche Flecken nach ſich / oder brennet gar durch das
Pappier .
Zum Vierdten /
Sind aber in einem Pulver zu viel Kohlen / wird ſelbiges nach der Ent-
zuͤndung gleichfalls langſam / mit einer roͤthlichen Flamme und ſchwarz dun-
kelen Rauche auffahren / auch ſchwarze unſaubere Materia zuruͤcke laſſen /
jedoch ſchwaͤchen die Kohlen das Pulver nicht ſo ſehre als der Schwefel .
Nun dann von der Probe des Pulvers wie ſelbiges dem Anſehen nach zu
erkennen / und ohne Jnſtrument zu probirene meines Beduͤnkens genugſamer
Bericht erfolget ; Als will ich ferner anzeigen .
Wie das Pulver durch Jnſtrumenta zu probiren .
Heutiges Tages ſind meines Wiſſens nur zweyerley Maniren / ſo im
Brauch ſeyn / die erſte iſt alſo gemacht . Es wird auf ein Geſtelle oder Gehaͤuſe
eine polirte Stange in der Laͤnge ungefehr 1. Elen und 1. oder 1. und ein 4tels
Zoll dicke / auch wo der Aufſchlag oder Auftreibung ſeyn ſoll / ſelbige Seite in
unterſchiedliche gradus , in welche kleine Loͤchlein mit Abſaͤtzen gehen / ſo mit
Numeren bemerket / eingetheilet / perpendicular iter aufgeſtellet / und unten
oder uͤbern Gehaͤuſe mit Schrauben / ingleichen an die Seite der Aufreibung /
ein klein Metallen Feuermoͤrſergen / worein ungefehr ein halber oder ganzer
Piſtolſchuß Pulver eingehet / befeſtiget / uͤber welches man ein Metallen De-
ckelgen mit einer Feder decket / welches an der Stangen alſo angemacht / daß ſol-
che gehebe auf und nieder zu ſchieben / alſo : daß wenn die Feder bey dem einen
gradu in das Loͤchlein einſchnappet / ſich das Deckelgen jedesmal ohne Scha-
den leichtlichen wieder abloͤſen und loß machen laſſe .
Will man nun des Pulvers Guͤte durch dieſe Probe erforſchen / wird das
Moͤrſergen fein eben voll Pulver / und das Deckelgen daruͤber gethan / dem
Moͤrſergen durch das Zuͤndloͤchlein Feuer gegeben / und alſo das Deckelgen an
der Stangen in die Hoͤhe getriben / welches / wenn der Trieb vergangen / durch
Einſchnappen der Feder behaͤngen bleibet . Dieſem nach werden die gradus
F wie
wie hoch das Pulver geſchlagen / gezehlet . Auf dieſe Art koͤnnen unterſchiedli-
che Arten Pulver probiret / und deren Staͤrke erkundiget werden .
Zu mehrer Nachricht iſt eine ſolche Pulverprobe den Unwiſſenden zu
Gefallen in Fig. 9. verjuͤngt aufgeriſſen / das Gehaͤuſe / worein ein Schubkaͤſt-
lein zu machen / ein kleines Handwaͤgelein und Gewichte darein zu legen / iſt mit
Lit. A. bemerkt .
Bey B. iſt das Feurmoͤrſergen .
Bey C. die Stange / woran man auf der Seite hinter der Eintheilung /
einen kleinen Waagbalken Arm einſchra uben / und ein klein Handwaͤgelein da-
ran hengen kan .
Bey D. iſt zu erſehen / wie der Deckel an die Stange befeſtiget / damit er
nicht ſeitenwerts weichen und fein gleich aufgetrieben werden moͤge .
Auf dieſe Art der aufgerichten perpendicular ſtehenden Stange /
koͤnnen auch an ſtatt der kleinen Abſaͤtzlein / unterſchiedliche bey 3. Zollen lan-
ge Zaͤhne / welche ſich bey Aufſteigen des Metallen Deckelgens / ( damit es druͤ-
ber hin fahren moͤge ) in die Hoͤhe begeben / angemacht werden ; da dann / wenn
das Deckelgen zu ſteigen aufhoͤret / ſolches auf einem Zahne zu ruhen komme ;
dergleichen zaͤhnige Pulver-Probe hat Herꝛ Joſeph Furtenbach in ſeinem aus-
gegangenen Artillerie-Buche beſchrieben .
Das andere Pulverproben-Jnſtrument beſtehet darinnen / daß wenn
das Pulver in kleinen Moͤrſſergen angezuͤndet worden / es das an einem Raͤd-
gen angemachte Deckelgen in die Runde ſchlaͤget ; weiln nun das Raͤdgen in
unterſchiedliche gradus eingetheilet und in lauter Wiederhaͤcklein gefeilet / in-
gleichen mit einer Feder ( welche wann der Trieb vergangen / in ein Haͤcklein
einſchnappet ) verſehen iſt / koͤnnen die gradus gezehlet / und dadurch des Pul-
vers Staͤrke erkundiget werden . Und ſind dergleichen Pulver-Proben
gar gemein .
Es iſt aber darbey zu merken / daß wenn an dergleichen Pulverprobe die
Feder ſtark / ſolche nicht ſo viel gradus als wo die Feder ſchwach iſt / ſchlaͤget ;
dannenhero man bey einerley Pulver-Probe bleiben muß / und iſt meines Er-
achtens die erſte Art dieſer weit vorzuziehen / weiln ſie mit vollem Triebe recht
perpendicular aufſchlaͤget . Hingegen an der andern Probe das Deckelgen
ſtracks in die Runde getrieben / auch manchmal von guten Pulver das Raͤdgen /
ſonderlich wann die Feder ſchwach / uͤber und uͤber geſchlagen wird / wodurch des
Pulvers Staͤrke nicht eygentlich zu urtheilen .
Eine ſolche Pulver-Probe nebſt darbey geordneten Feuerzeug iſt in Fig.
10. zu erſehen aufgeriſſen / und ſind deſſen Glieder / als :
Das Moͤrſſergen mit Lit. A.
Das Raͤdgen mit B .
Der Feurzeug mit C.
Die Federn mit D. angedeutet .
Es dienet aber den angehenden Feuerwerkern und Buͤchſenmeiſtern zu
merken / daß bey Probirung des Pulvers / wenn man gleich jedesmal dem Ge-
wichte nach einerley Pulver in das Moͤrſergen einladet / ſelbiges doch nicht al-
lemal einerley gradus ſchlaͤget / weiln unmoͤglich alle Koͤrnlein Pulver in glei-
cher Schwere ( daß auch einem jeden gleiche Theile des Pulverſatzes incorpo-
ri rt ſey ) und ſonderlich wenn es einmal bey krockenen / das andere mal aber bey
naß oder feuchten Wetter probiret wird .
Da auch die Pulver-Probe von unterſchiedlichen Sorten Pulver nach-
einander geſchehen ſoll / muß man ſo wol das Moͤſſergen / die Gradus , Zaͤhne
und Feder / wegen anfallenden Pulver-Feuchtigkeit wol reinigen / ſonſten wuͤrde
die Probe nicht mit den beſten ſeyn .
Auf
Auf was Art die betruͤglichen Pulvermacher das Pul-
ver verfertigen / und die Unwiſſenden damit be-
vortheilen .
Was theils Pulvermacher in Zubereitung des Pulvers / ſelbiges und zwar
am allermeiſten die unverſtaͤndigen Kaͤuffer dadurch zu betruͤgen einige Vor-
theile gebrauchen / ein ſolches hat mancher mit Schaden erfahren . Damit
aber dißfalls die hierinnen noch Unerfahrne auch davon einige Nachricht oder
Verſtand bekommen / ſo will ich ihnen / ſo viel mir von dergleichen Stuͤckgen
wiſſend / Nachricht ertheilen .
Zum Erſten /
Es ſtehet der meiſte Vortheil des Pulvermachers in menagir en des
Salpeters / ſolchen nun zu erlangen / ſo nimmt der betruͤgliche Pulver-
macher keinen geleuterten / ſondern nur rohen Salpeter / und manchmal ſchlecht
genug / und der Centner nicht wol uͤber 6. Thaler werth iſt / nimmt auch nicht
ſo viel als billich in einen Satz gehoͤrt / darzu / und ſetzet auch wol mit allen Fleiß
Schalk darunter / damit wenn man dergleichen Pulver im Munde verſuchet /
es Salpetrich ſchmecken moͤge .
Zum Andern /
Was aber den Schwefel anlanget / brauchen ſie meiſt Niederlaͤndiſchen /
wovon man allhier zu Lande den Centner vor 4. bis 4½ . Thaler erkauffen kan /
da ſie ſonſt den Elnbogner und Freybergiſchen wol noch halb ſo theuer bezah-
len muͤſſen .
Zum Dritten /
Gewinnet der Pulvermacher auch die Zeit / weiln er das Pulver nur we-
nig Stunden in der Muͤhle arbeiten laͤſſet / und alſo wenig Muͤhe anwenden
darff ; damit aber das Pulver in dem Koͤrnen feſte Koͤrner bekomme / brauchen
ſelbige eine beſondere Anfeuchtung / nemlich : ſie thun Schaafbeine in Waſſer /
wovon das Pulver wegen angenommener Kleberigkeit haͤrtere Koͤrner / als
vom bloſſen Waſſer bekoͤmt .
Zum Vierdten /
Weiln nun von der gleichen kleberigen Anfeuchtung das Pulver oben her
bald harſchet oder trucknet / laſſen ſie ſolches nicht ganz austrocknen / aufdaß ſie
auch einigen Vortheil beym Verkauff / der Schwere halber genieſſen .
zum Fuͤnfften .
Damit es aber zum Verkauff und ſonderlich die Albern damit zu bevor-
theilen / ein fein Anſehen bekomme / ſchuͤtten ſie davon eine Quantitaͤt auf ein-
mal in ein Roll-Faß / legen etliche Stuͤcken Roth- oder Braunkohl darein / oder
uͤberſchmieren die durch das Rollfaß gehende viereckigte Stange mit Waſſer-
Bley / und laſſen ſolch Pulver etliche Stunden darinnen rollen / wovon es
dann poliret oder glaͤnzend / auch eine ſchwarzbraͤunliche Farbe bekoͤmt / w el ches
dann / indem es beſſer als manchmal gutes Pulver ausſiehet / von den un wiſ-
ſenden ehe gekaufft wird / darzu aber hilfft am meiſten /
zum Sechſten /
Daß wenn ein dergleichen Pulvermacher beym Verkauff eine Pulver p robe mit
dem Raͤdgen gebrauchet / darinnen er und zwar zum Schein / ander gu tes / doch
F 2 dem
dem vorigen in Anſehen nach gleiches Pulver probiret / um ſo viel mehr wird
der Unwiſſende / ( abſonderlich aber wenn er dergleichen geſchminktes Pulver
vorhero in der Hand reibet / feſte Koͤrner und ſolches ohne Staub befindet / auch
ob es Salpeter-reich im Munde verſucht hat ) hinter das Licht gefuͤhret .
Dieſer angefuͤhrten Urſachen halben / ſoll man nicht ſtracks zuplatzen /
und ein Pulver nach dem Anſehen erkauffen ; Sondern ob ſelbiges gerecht
und gut ( wie im Capitel vom Pulver probiren gemeldet ) vorhero recht er-
kennen lernen .
Von den Pulverſaͤtzen / was darbey zu obſerviren eine
gute Nachrichtung .
Man pfleget in gemeinem Sprichworte zu ſagen / ſo viel Koͤpffe ſo
viel Sinne : und trifft dieſes wol bey manchen / ohne Zweifel auch bey
theils Pulvermachern ein / wenn ſie ihre habende Pulverſaͤtze vor die beſten
halten / und keines Weges davon zu bringen ſeyn . Solchen Unverſtand laſſen
auch wol manche ſo genandte Feuerwerker und Buͤchſenmeiſter ſpuͤren / indem
ſie ihre in Copia habende und vermeinend offt probirte Artillerie-Saͤtze / ſo hoch
ruͤhmen vor andern heraus ſtreichen / und dennoch keine Wuͤrkung der Specie-
rum verſtehen / viel weniger remonſtrir en noch practicir en koͤnnen . Es ge-
mahnen mich ſolche eigenſinnige noch nicht ſo gut als die Quackſalbere / wel-
che offt und blos um Gewinns willen ihre Salbe den Leuten vor die allerbe-
ſte einſchwatzen / jene aber keinen Nutzen / ſondern nur Schaden und vergebene
Muͤhe haben .
Wer einen Satz es ſey in Pulver oder andern Feuerwerken anſetzen will / der
muß vor allen Dingen dahin ſehen / daß er vor ſeine Muͤhe auch den Zweck tref-
fe / oder den begehrten Effect erlange .
Dannenhero ſoll ein Feuerwerker oder Pulvermacher / ehe er einen Satz
an- oder einſetzet / die darzu kommende Species ob ſelbige gegen den offtmals
angeſetzten und gut befundenen Saͤtzen / gleiches Weſens / jedesmal vorhero
probiren / denn nach Bfindung einem Theile ab / dem andern zulegen / und den
Satz dadurch moͤglichſt verbeſſern / auch nicht mit der kahlen Entſchuldigung
( wie ihrer viel im Brauch haben ) mein Lehrmeiſter hat mirs nicht anders geler-
net / angeſtochen kommen .
Es iſt ja bekandt / daß man aus guten Zeuge auch was rechtes zubereiten
kan ; alſo wird auch aus gutem Salpeter / Schwefel und Kohlen / wenn
man anderſt ſolche 3. Species in rechter Zuſammenſtim̃ung anſetzet / und rechte
Zeit lang darmit umgehet / das beſte Pulver gemacht . Man wollte denn kuͤn-
ſteln und an ſtatt des Salpeters Salproticum , ſtatt des Schwefels Flores oder
Blumen gebrauchen / ſo nicht wenig koſtet .
Wer ſich aber an recommendir te oder ſonſt beſchriebene Pulverſaͤtze
bindet / und ſolche generaliter gebrauchet / derſelbe bringt nimmermehr was
rechtes zuwege / indem er niemals jeder Species Eygenſchafft ( ob ſelbige zu viel
oder zu wenig vorhero unterſuchet und erkundiget ; ſondern bleibet ſo zu reden
ſtets bey der en Leyer .
Aus dieſen Urſachen / will man anders gut Pulver verfertigen iſt un-
ſchwer abzunehmen / daß man vor allen Dingen auf die Proportion ſehe / wie
ſich jede Species , ſo wol die Quantitaͤt als Qualitaͤt betreffende / gegeneinan-
der verhalte / und habe meines Erachtens / nach der Unterſuchung / ich die
Pulver-Saͤtze folgender Geſtalt vor dienlich anzuſetzen gefunden . Nem-
lichen :
Wie ſich haͤlt 10. gegen 70. alſo verhaͤlt ſich Schwefel gegen den Salpe-
ter / und wiedrum /
wie
Wie ſich \frac{50}{40} halten gegen 70. ſo halten ſich die Kohlen gegen den Salpeter
in Proportion des Gewichts .
Wie dann auch dergleichen Proportion bey den Churfuͤrſtl. Saͤchſiſchen
Pulvermuͤhlen viel Jahre lang wenig differir ende in Brauch geweſen / wie
aus nachgeſetzten Pulverſaͤtzen zu erſehen . Und wird meiſtentheils nur in
Haacken- oder Mußqueten-Pulver / welches man auch zu dem groſſen Geſchuͤ-
tze gebrauchet / der Unterſcheid gemacht / daß ſo man einerley Satz gebrau-
chet / ſelbiges nicht ſo viel Stunden Zeit / als das Pirſch-Pulver zu arbeiten
pfleget .
Folgen etliche wolgebrauchte Pulver-Saͤtze .
1.
7. ℔. geleuterter Salpeter /
30. Loth gekleinter reiner Schwefel .
1. ℔. 8. Loth Schießberne-Kohlen .
2.
8. ℔. gebrochene Salpeter .
1. ℔. 4. Loth reinen Schwefel /
1. ℔. 14. Loth Schießberne-Kohlen .
3.
6. ℔. Zapffen-Salpeter /
27. Loth Schwefel /
1. ℔. 4. Loth Erlen-Kohlen .
Dieſe 3. Saͤtze ſind meiſtentheils mit Schellkraut-Waſſer / und wenn
keines vorhanden / nur mit ſchlechten Waſſer angefeucht worden / haben all-
zeit gute Probe ſo wol in Pirſch- als Haacken-Pulver erwieſen .
Weiln nun dieſe Pulver Saͤtze mit der vorig gedachten Proportion ein-
ander ziemlich gleich und ganz wenig different ; als halte ich vor unnoͤthig / wie
ſonſten theils zu thun pflegen / ſonderlich Haacken-Schlangen-und Carthau-
nen Pulver-Saͤtze anhero zu bringen / weiln dergleichen Saͤtze meiſtentheils
was ſchwaͤcher angeſetzt / und grobkoͤrnig als Pirſch-Pulver / gemacht wer-
den / zumahln auch ſo wohl das Schlangen- als Carthaunen-Pulver / wie
ich bey der Beſchreibung des Pulvermachens davon gehandelt / nicht ſonderlich
mehr im Brauche .
Von dem ſtarken Pulver .
Nachdem einige vermeinen / wenn ſie unter das Pulver uͤber die noͤthi-
gen 3. Species , noch andere Dinge / als gebrandten Campher , Salarmoniac ,
Antimonium , Queckſilber und dergleichen vermengen oder incorporir en / es
muͤſſe das Pulver dadurch ſonderliche Gewalt bekommen . Es laͤſſet ſich aber
ein ſolches Pulver wegen entſtehenden widrigen Dunſt / nicht wol zu den Stuͤ-
cken / viel beſſer aber in unterſchiedlichen Spreng-Kugeln gebrauchen / wenn
anders wahr / daß ſo eine Krafft darinnen ſtecket ? Wovon der beruͤhmte Na-
turkuͤndiger / welcher wie im Capitel von des Pulvers Gewaltſamkeit gedacht /
ſeinen Namen verborgen haͤlt / unter andern alſo redet : Es moͤchten vielleicht
der rothe und gelbe Arſenic , die ſonſt Auripigment und Sandrach geneinet
werden / etwas thun / weiln ſie ſich entzuͤnden laſſen / und einen Schwefel i n ſich
haben ; Nachdem ſie aber gewiſſe Miſchung von Salz und Queckſilber i n ſich
enthalten / ſo haben ſie in dieſem Stuͤcke eine ſchlechte Wuͤrkung / noch veniger
ehut der weiſſe oder Cryſtalliſche Arſenic , weiln er durch Kunſt zubreitet /
F 3 und
und mit Salz ſublimir et / in die Hoͤhe getrieben wird / ſo nimmt er das Feuer
nicht wol an ; aber das ſo genannte Metallen-Saffran / oder verpuffte Spieß-
glaß-Pulver / ſoll wie Kunſtverſtaͤndige bezeugen / ſich geſchwind entzuͤnden /
und wie Buͤchſen-Pulver plitzen ; darzu doch nichts anders als Antimonium
und Salpeter genommen wird . Es kom̃t aber ſolches eigentlich vom Spieß-
glaß Schwefel her / welcher mit dem Salpeter eben ſo wenig als der Berg-
Schwefel in Geſellſchafft zu ſeyn begehret ꝛc. ꝛc .
Was den Campher anlanget / von welchem ich vor dieſem geglaubet / daß
er in dem Pulver wegen ſeiner ausſchlagenden Flamme eine ſtarke Wuͤrkung
thun ſollte / habe ich nunmehro nicht wahr zu ſeyn befunden / er iſt von gerin-
ger Staͤrke / ob es ihm gleich an dem Stuͤcke / was die Entzuͤndung verurſa-
chet / nicht ermangelt / wie er dann auch nicht einmal ſo lebhafft als der Schwe-
fel blitzet / welches bey der Zubereitung des geſchmelzten Salpeters / etwas
darauf ſtreuende / zu ſehen / und beliebende zu probiren ſtehet .
Hiernach folgende Pulver-Saͤtze ſind vor dieſem ( doch mit wenigen Sal-
peter angeſetzt ) und gebraucht worden .
Starke oder reiſſende Pulver-Saͤtze .
7.
7. ℔. geleuterten Salpeter / 1. ℔. Schwefel / 1. ℔. Kohlen / 7. Loth
Gruͤnſpahn / 3. Loth gebrandten Salarmoniac , 3½ . Loth gebrandten
Campher / mit ſcharffen Wein-Eſſig / oder Rheiniſchen Brandteweine
angefeucht .
2.
6. ℔. Salpeter / 28 . Loth Schwefel / 1. ℔. Kohlen / 2. Loth Campher /
1. Loth Auripigmentum . Der Campher ſoll in einem ½ . Noͤſſel Weinheſen-
Brandtewein ſolvi rt / geſotten / und der Pulver-Satz mit dieſer Materialan-
gefeucht werden .
3.
5. ℔. Salpeter / 3. 4tels ℔. Schweſel / 1. ℔. Kohlen / 1½. Quintl. Arſe-
nicum Album , ½ . Loth Campher / welcher in Rheiniſchen Brandtewein zu
ſieden / und damit anzufeuchten /
Zu gedenken /
Es haben die lieben Alten vor mehr als 100. Jahren dergleichen Pul-
ver-Saͤtze ( weiln ſie ein weitſchieſſendes Pulver dadurch zu erlangen ver-
meinet ) gebraucht und viel darauf gehalten ; Wie dann aus deren unter-
ſchiedlichen Beſchreibungen / daß ſie ſolches Pulver vor gut und probirt be-
funden / zu erſehen .
Meines Erachtens halte dafuͤr / indem ſie zu dem Pulver wenig Salpe-
ter / gleichwol aber viel Schwefel und Kohlen / und alſo nicht jedes wie heut zu
Tage uͤblich und ſehr verbeſſert / in gewiſſer Zuſammenſtimmung incorpori-
ret/ genommen ; Sie dißfalls bedacht geweſen / wie die Staͤrke welche dem
Salpeter ermangelt / durch andere Dinge oder Apotheckereyen zu erſetzen .
M a n kuͤnnte hieraus leicht auf die Gedanken gerathen / daß ohngeachtet ih-
rem uͤnſteln / ſie dadurch doch wol kaum die Staͤrke unſers heutigen Haacken-
Pulvers erlange t ; und dennoch werden ſolche werkliche Pulver-Saͤtze von
theils F euerwerkern / welche die Sache nicht beſſer verſtehen / heutiges Tages
vor wasſonderbares gehalten und als Arcane aufgehaben .
Wr ſonſten in Spreng-Sachen / es ſeyn Bommen / Granaten / Spreng-
kaſten
kaſten oder Kugeln einem reiſſenden Satz zu gebrauchen / beliebet . Derſelbe
kan nur ſeinem Gefallen nach / ſich in Petarten-Saͤtzen umſehen / und was ihm
etwan dienet unter das Pulver vermengen / dann nach Befindung endern und
verbeſſern . Nachfolgender Satz iſt vor vielen Jahren / das Pulver dadurch zu
ſtaͤrken noch im Brauch geweſen . Nemlichen :
℞. 9. ℔. Salpeter / 2. ℔. Schwefel / 1. ℔. Kohlen / 1. ℔. Salarmoniac ,
alles klein geſtoſſen / in einen reinen Topff gethan / und Baumoͤle / daß ſel-
bige nur druͤber gehe / darein gegoſſen ; nachmals den Topff mit Lut .
Sapient . vermacht / uͤber ein gelinde Feuer geſetzt / und eine kleine Zeit ko-
chen laſſen . Dieſes geſchehen / vom Feuer gehaben / aufgebrochen / und
vollends an der Sonnen getrocknet / nachmals ſoll man von dieſem 1.
Loth unter 1. ℔. Schießpulver vermengen / und alſo das Pulver ſtaͤrken .
Jch habe dieſen Satz nur deßwegen mit anhero geſetzet / daraus zuerſehen /
wie die Vorfahren ebenfalls Fleiß angewendet / um die Kunſt in groͤſſer Auf-
nehmen und æſtim zu bringen / meines Erachtens halte den guten Salpeter
oder Salproticum vor das beſte Mittel das Pulver zu ſtaͤrken .
Was aber mehr eine zerreiſſende als vor ſich treibende Gewalthat / ( wie
ich dann gar wol glaͤube / daß das Pulver durch gewiſſe Dinge zu ſtaͤrken / ob
gleich ſelbige / wie oben allbereit ekwehnt / nicht wol in die Geſchuͤtze / wol aber
in Spreng Sachen zu gebrauchen ) iſt dißfalls in angezogenen Buͤche ( Unter-
ſuchung der gemeinen Jrꝛthuͤmer ) pag. 113. eine Anmerkung in folgenden Wor-
ten zu befinden .
Wenn Weinſtein-Salz in gewiſſem Gewichte unter das Pulver ge-
miſcht worden / daſſelbe viel ſtaͤrker werden / und aͤrger knallen ſolle ; dahero
man in Engelland ſich dieſer Art gebrauche / die groſſen Eichenen Stoͤcke da-
mit aus der Erden zu ſprengen ; und bedoͤrffe man dazu uͤber 3. ℔. nicht / in
die groſſen Stoͤcke und deren Wurzeln einzuſpuͤnden ; da man von gemeinem
Pulver woleine Tonne verbrauchen muͤſte . Ja es ſoll alsdann ſo ein grau-
ſamer Knall erfolgen / daß er auf 9. Engliſche Meilen / welche noch nicht 2. Teut-
ſcher Meil machen / hoͤren ꝛc. ꝛc .
Wer dißfalls einer andern Opinion , der mag ſeinem Belieben nach
uͤber den Salarmoniac Queckſilber und dergleichen angefuͤhrte / noch andere
Dinge gebrauchen .
Daß man auch das Geſchuͤtze durch andere Kunſtſtuͤcklein zurichten / und
auf einmal ſo weit / als ordinari geſchiehet / daraus ſchieſſen will / hab ich viel-
mal maͤchtig ruͤhmen hoͤren / aber gleichwol noch niemal probirt geſehen . Was
nun daran ſeyn mag / will ich eheſten / weil ich was anders darvor zu geben ver-
ſprochen / erfahren .
Nachdem ſo wol von guten vor ſich treibenden / als reiſſenden Pulver ei-
nige Erklaͤrung geſchehen / kan ich nicht vorbey von dem Buͤchſenpulver / ſo man
ohne Salpeter zubereiten will / ingleichen auch von unterſchiedlichen Farben-
Schlag- oder Platz-Stillen oder Stummen / wie auch vom Sympathie- Pulver
etwas zu gedenken / und Erſtlich :
Von dem Pulver ohne Salpeter .
Man will den Pilſenſaamen / wenn ſolcher zu gewiſſer Zeit geholet wird /
eine ſonderbare Krafft ( wenn ſolcher den Schwefel und Kohlen einverleibet /
auch gleich elnem andern Pulver in der Pulvermuͤhle gearbeitet worden ) bey-
meſſen / und habe ich hier nechſtfolgenden Satz in einem alten geſchriebenen Ar-
tillerie-Buch / ſo noch meinem ſeel. Groß-Vater geweſen / gefunden / und nur
aus Curioſit aͤt / beliebende zu probiren / anher geſetzt .
℞. 8. ℔. Pilſenſaamen / 1. ℔. Schwefel / 1. ℔. 8. Loth Kohlen .
Oder/
Oder /
Den Pilſenſaamen mehr als des ordinari Salpeters genommen / her-
nach den Schwefel und Kohlen in rechter Proportion und Gewichte hinzu ge-
ſetzt / und gleich andern Pulver in der Muͤhlen gearbeitet .
Von unterſchiedlichen bunten Farben Pulver .
Das Schieß-Pulver wird meiſt aus Courioſit aͤt / oder den Unwiſſenden
dadurch gleichſam was Ungemeines zu zeigen / nicht aber aus Mangel der Koh-
len / und zwar an ſelbiger ſtatt / nachdem das Pulver farbig ſeyn ſoll / durch
andern Zuſatz / verfertiget .
Daß aber recht wolgebrandte Kohlen ( an deſſen Stelle man andere
Feurfangende Species nimmet ) dieſem nicht weit vorzuziehen / und dienlicher
waͤre / ein ſolches iſt hoffentlich von keinem Verſtaͤndigen zu verneinen / weiln
dergleichen Pulver wie oben angefuͤhrte Worte melden / meiſtens aus Curioſi-
taͤt/ und nicht einen ſonderlichen oder beſſern Effect ( als bey dem ſchwarzen
Pulver geſchiehet ) dadurch zu erlangen / verfertiget wird . Dennoch aber es
ſey nun was oder nichts ſonderliches / darbey zu merken ; ſo kan doch nicht
ſchaden / daß man / fuͤrnemlich ein angehender Feuerwerker davon Wiſſen-
ſchafft habe / und ſich wegen der Unwiſſenheit ( welche verurſachet / daß offt
was geringes in Verwunderung gezogen wird ) nicht was anders uͤberreden laſ-
ſen darff ; dahero ich bewogen worden / gleichfalls einige Nachricht / und zwar
den unwiſſenden Feuerwerkern zu Gefallen / davon zu geben .
Wie ſo gar weit die bunten Pulver-Saͤtze voneinander differir en / iſt aus
unterſchiedlichen / ſo wol alten als neubeſchriebenen und in Druck ausgegan-
genen Artillerie-Buͤchern zu erſehen / und habe ich meines Erachtens keine
gleichſtimmige Saͤtze befunden / als diejenigen welche in vorgemeldten Buche
pag. 52. ſtehen / ſo ich auch hieher geſetzt / und dieſe / ſo der ſeel . Herꝛ Siemi-
nowitz ſeinem Bericht nach ſelbſt practiciret / allwo im Erſten Theile pag. 63.
des Teutſchen Exemplars ( wiewoln in dem ſo genandten andern Theile auch
Meldung geſchehen ) davon gehandelt .
Weiſſer Pulver-Satz .
℞. 6. ℔. Salpeter / 1. ℔. Schwefel / 1. ℔. gedoͤrꝛtes Mark vom Hollunder /
Ein Ander /
6. ℔. Salpeter / Schwefel 1. ℔. und dann ſoll man Weinſtein brennen
bis er weiß wird / und hernach in Waſſer zergehen laſſen / dieſes leutern / und
in einem unverglaſſirten Hafen ganz einkochen / und darunter miſchen 1. Unze .
Oder /
10. ℔. Salpeter / 1. ℔. Schwefel und die Rinde oder das Baſt / oder die
Aegen ( Aanen ) võ dem gebrechten Hanf auch klein geſtoſſen und zu gerichtet 1. ℔.
Rother Pulver-Satz .
6. ℔. Salpeter / 1. ℔. Schwefel / gedoͤrꝛt und zu Pulver geriebenes / her-
nach in Cinober oder Braſilien Holz / mit Waſſer gekochtes und wieder getrock-
netes Papier auch 1. ℔. Oder von dem rothen Papier darein die Goldſchlager
die Gold-und Silber-Blaͤttgen legen .
Gelbes Pulver .
8. ℔. Salpeter / 1. ℔. Schwefel / hernach ſoll man wilden Saffran erſt-
lich in Brandtewein kochen / hernach wol doͤrren und zu Pulver ſtoſſen / und da-
runter miſchen 1. Pfund .
Gruͤnes Pulver .
10. ℔. Salpeter / 1. ℔. Schwefel / und hierzu ſoll man faul Holz in Gruͤn-
ſpan ud Brandtewein kochen / und wol trucknen / darunter miſchen 2. ℔. ꝛc .
Satz
Satz zum blauen Pulver .
8. ℔. Salpeter / 1. ℔. Schwefel / 1. ℔. klein geraſpelt Linden Holz in Jn-
dich und Brandtewein gekocht / hernach wol gedoͤrꝛt und gepulvert 1. ℔..
Wer dergleichen buntfarbig Pulver in der Pulvermuͤhlen verſetzen / ar-
beiten / koͤrnen und nicht in abſonderlichen Stampff-Toͤpffen zu rechte machen
will / derſelbe muß den Grubenſtock / die Schue an den Stampffen / Sieben /
Mulden und ſonſt alles was man zum Pulvermachen braucht / vorhero wohl
reinigen und ſaubern laſſen .
Was etwan ſonſten mit dem bunten Farben-Pulver in Kriegs-Zeiten
zu practiciren moͤglich / will ich mit Stillſchweigen uͤbergehen .
Es hatte vor etlich Jahren einer von meinen geweſenen Scholarn der-
gleichen Pulver verfertiget / war graulich anzuſehen / und hartkoͤrnig / welches
ihrer viel vor einen Saamen gehalten / und hernach als ſie ſolches anzuͤnden ge-
ſehen / bekennet / daß ſie ſolches / wenn man es ihnen gleich vorhero geſaget / den-
noch nicht geglaubet haͤtten .
Daß auch die Aehnlichkeit eines Saamens zu bekommen / koͤnnen in die
Siebe die Koͤrnloͤchergen ovalich gemacht werden .
Des Schlag-Knall- oder Platz-Pulvers einige Nach-
richtung betreffende .
Das ſo genannte Platz-Schlag- oder Knall-Pulver wird gar leicht ver-
fertiget / gleichwol aber iſt deſſen anlegende und unter ſich fuͤhrende Wuͤrkung /
oder woher eygentlich ein ſolches Platzen entſtehe / wenigen bekand .
Man thut etwan ſo viel von dergleichen Pulver / als auf 1. oder 2. Meſ-
ſerſpitzen zu faſſen / in einem ſilbern oder nur blechernen Loͤffel / haͤlt ſolches uͤber
ein brennend Licht / ſo bald es nun zergangen / erfolget / welches zu verwundern /
einem Piſtolſchuß gleichender Knall / worzu das Weinſtein-Salz nicht wenig
hilfft / davon bey der Anmerkung im Capitel vom ſtarken Pulver etwas Mel-
dung geſchehen ; deßwegen es ſeiner natuͤrlichen ſonderbaren Kaͤlte und Wider-
ſpaͤnſtigkeit / die Kraͤffte unter ſich fuͤhret .
Was aber eygentlich die Entzuͤndung des Schlage-Pulvers betrifft / ge-
ſchiehet immer einmal ehe als das andermal / und muß man ſonderlich bey der-
jenigen Compoſition , ſo nicht wol incorporir et / oder zu viel Saltartari in ſich
hat / auf den Effect was laͤnger als ſonſten warten / indem die Entzuͤndung we-
gen der hefftigen Kaͤlte des Salpeters und Saltartari nicht ehe geſchehen kan /
es habe ſich dann von der im Loͤffel befindenden Materia durch empfangene Hi-
tze was gehaben und aufgeblaͤſſert / und der Schwefel ſich in ſchwarz braͤunli-
cher Farbe angeleget / wodurch erſtlich die Entzuͤndung ( ſtatt der Kohlen bey
dem Buͤchſen-Pulver ) entſtehet / und der Effect oͤffters alſo ſtark erfolget / daß
einem die Ohren etliche Stunden davon klingen .
Noch viel einen hefftigern Schlag ſoll das Aurum fulminans vollbrin-
gen / wenn nur 1. oder 2. Gran auf ein Meſſer genommeu / und uͤber einem bren-
nenden Lichte gehalten wird . Die Urſache ſolchen erſchroͤcklichen Knalls / ſoll
wie der Herꝛ Sieminowiz aus Oswaldi Crollii Baſilica Chymica in ſeinem Ar-
tillerie-Buche des Teutſchen Exemplars pag. 69. und 70. beſchrieben / von dem
Salarmoniacum herruͤhren / bey deſſen Beſchreibung wird unter andern dieſer
Worte gedacht . Jch halte darfuͤr daß der Salarmoniac ſolch ſchlagen verur-
ſache / denn gleichwie der Salpeter und Schwefel Feinde ſeynd / und ſich nicht
miteinander vertragen / wie in Anzuͤndung des Buͤchſen-Pulvers zu ſehen / al-
ſo iſt der SalArmoniac und Oleum oder Saltartari widereinander ꝛc. ꝛc . Ein
Liebhaber dergleichen Dinge wird ſich nicht verdrieſſen laſſen / angezogenes
ganzes Capitel zu leſen .
G Dieſen
Dieſen itztangefuͤhrten Worten wird in offtgedachten Buche ( Unterſu-
chung der gemeinen Jrꝛthuͤmer ( pag. 516. unter andern auch mit dieſen Wor-
ten widerſprochen .
Alſo faͤngt das Eiſen im Scheidewaſſer an zu kochen und zu prudeln /
mit groſſen Prauſen und Plitzen / auch ſtarken Rauchen und Daͤmpffen / wel-
ches alles auch herkoͤmt von dieſem Streit des Eiſen-Schwefels / mit den
ſauern und Salpetriſchen Geiſtern des Scheidewaſſers . So geher es
auch zu mit dem Schlag-Golde / welches nichts anders iſt / als Gold in
Gold-Waſſer aufgeloͤſt / und mit Weinſtein-Oel niedergeſchlagen / welches
ſich entzuͤndet / ohne wuͤrkliches Feuer / knallet und ſchlaͤgt wie Buͤchſen-
Pulver / welches nicht herkoͤmmt wie Crollius vermeinet ( von einer natuͤrlichen
Feindſchafft / die ſich zwiſchen dem Salmiac und Weinſteine befinden ſollte ;
ſondern vielmehr von der / ſo die Salpetriſchen Geiſter des Goldes oder Koͤ-
nigs-Waſſers und der Schwefel des Goldes / welche darinnen in ihren klein-
ſten Theilen vermiſchet worden / gegeneinander tragen / wie Sennertus wohl
angemerkt / ꝛc .
So wird nun meines Erachtens das Saltartari , was ſeine Natur der
unter ſich wendenden Macht anlanget / dem Salpeter / welcher / wann er
angezuͤndet zwar die Flamme uͤber ſich / dennoch aber ſeine Gewalt in Einbren-
nung eines Brets unter ſich fuͤhret / ſehr nahe kommen / auch in der Kaͤlte uͤber-
treffen / was aber ſeine Anzuͤndung oder Feurhaltende Macht betrifft / ſo iſt es
gegen dem Salpeter zu rechnen / ſelbſt todt .
Weiln nun der Salpeter in dem Buͤchſen-Pulver der Effectuant iſt /
und ſeine Gewalt die groͤſte Exhalation oder Dampff machet / ſo wird man /
wenn man Saltartari darunter vermenget / wahrnehmen / daß der Dampff
dadurch groͤſſer und mit ſchnellerm Ausbruche geſchiehet / welches ohne Zwei-
ſel daher ruͤhret / weiln ſich das Saltartari mit der andern Materia geſchwind
entzuͤndet / ſo er doch wie oben gedacht an ſich ſelbſt nicht brennet ) und alſo we-
gen ſeiner Kaͤlte und luͤfftigen Geiſter / ſolche Widerſtrebung und Zerreiſſung
verurſachet .
Folgen etliche Saͤtze des ſo genannten Platz- oder Schlag-
Pulvers .
1.
℞. 1. Loth geſchmelzter Salpeter / 1. Loth Flores : Sulphuris , 2. Loth
calcinirt en oder gebrandten Weinſtein / alles klein untereinander gerieben .
2.
Schwefel und Saltartari jedes gleich ſo viel als des andern / nachmals et-
wan 1. 4 theil mehr Salpeter / als des Schwefels und ganz klar untereinander
gerieben .
3.
℞. 3. Loth Salpeter / Flores Sulphuris Saltartarii jedes 2. Loth wie
vorgemeldt / gekleint / und untereinander gearbeitet .
Was es vor eine Bewandnuͤs mit dem ſtillen oder ſtum-
men Pulver habe .
Daß offt ſo viel Weſens von dem ſtillen oder ſogenandten ſtummen Pul-
ver gemacht wird / geſchiehet nur von ſolchen Leuten / welche die loͤbl . Artillerie
keines Weges verſtehen .
Es iſt ja genugſam bekandt / daß der Salpeter in dem Pulver der Effe-
ctuant oder das principal ſte Stuͤcke iſt . Wenn man nun wenig Salpeter zu ei-
nem Pulver nim̃t / ſo wird es geringe / ſo man auch / wie bey den Saͤtzen / welche
man
man zu unterſchiedlichen Ernſt- und andern Feurrn gebrauchet / zu erſehen /
zu dem angeſatzten Salpeter / Schwefel und Kohlen / noch andere ſchwechende
oder niederſchlagende Dinge / entweder in der Materia viel oder wenig / feucht
oder trocken hinzu thut / deſto ſchwaͤcher wird auch der Satz . Alſo auch / wenn
man unter das Pulver ſolche Dinge miſchet / die dem Salpeter contrarie oder /
ſelbigen gleichſam im Wege ſeyn / daß er ſeine Gewalt nicht recht anlegen kan /
muß ohn Zweifel ein unkraͤfftiger Schuß erfolgen / welcher ob er gleich nicht ſo
ſtark als recht Pulver platzet / es dennoch nicht ſo ſtille / als mancher wol ver-
meinet ablaͤufft .
Es ſchreibet Porta man ſoll etwas fettes unter das Pulver nehmen /
oder Boras und Butter in gewiſſer Maaſe darunter miſchen / ſo ſoll es nicht
knallen / hierbey iſt aber zu merken / daß ſo viel in dem Knall abgehet / ſo viel ge-
het auch dem Schuß an Staͤrcke ab . Jſt alſo meines Erachtens unrecht / daß
es ſtummes Pulver genennt wird / maſſen man eine Wind-Buͤchſe / worzu wie
bekandt doch kein Koͤrnigen Pulver koͤmmt / ingleichen ein Armbruſt abſchieſ-
ſen hoͤret .
Vor vielen Jahren iſt ſchon von den ſtillen Pulver geſchrieben / aber
darbey berichtet worden / daß es kaum ein Huhn todt ſchieſſen koͤnnen / der-
gleichen ein Feuerwerker mit einem gemeinen Satze / wenn ſolcher lucker in
das Rohr / ( um ſich geſchwinder in Feuer und Dampff zu reſolviren ) geladen
wird / verichten kan . Wann nun wie bey den ſo genannten ſtillen Pulver-
Saͤtzen zu erſehen / das ohne dis geringe Pulver entweder mit Borras / gemei-
nem Salze / gepuͤlverte Hunds-Beine und dergleichen Dingen vermenget wor-
den / kan ſelbiges freylich nicht ſehr platzen oder knallen / ſondern nur ein Rau-
ſchen verbringen / deſſen die Banditen gute Nachricht haben und gebrauchen /
worzu dann der Venediſche Borras / weiln er im Feuer einen Fluß bekommt /
wordurch er die gehlinge Durchtringung verhindert / viel hilfft . Theils neh-
men auch unter die ſtillen Pulverſaͤtze Opio und dergleichen / wie im Scammo-
nio zu befinden / welcher ſchreibet / daß ein Theil Opio , die Staͤrke des Pulvers /
und den Schuß toͤdten ſoll / wiewol es vor andern Gummi oder zehen Weſens
nichts ſonderbares verrichtet .
Stille Pulver-Saͤtze .
1.
Man ſoll nehmen 2. ℔. gemein Buͤchſen-Pulver / 1. ℔. Venediſchen Bo-
ras / alles klein reiben / und wohl untereinander mengen / dann wieder koͤrnen
laſſen .
2.
6. ℔. gemeines Pulver / 1. ℔. Venediſchen Boras / 3. ℔. Galmey / 3. ℔.
Salmiac / alles wol untereinander gemiſchet und gekoͤrnt .
3.
6. ℔. Salpeter 1½. ℔. Schwefel / 3. ℔. gedoͤrꝛte und zu Pulver geſtoſſene /
der andern Hollunder-Rinde / 2. ℔. verkrachtes oder gebrandten Salzes / alles
zu einem Pulver gemacht und gekoͤrnt .
4.
1. ℔. Salpeter / 6. Loth Schwefel / 12 . Loth Salz / 9. Loth Kohlen / 1½ .
Loth Borras / alles klein gearbeitet / und mit Zwiebel-Safft angefeucht / dann
wieder ertrocknen laſſen .
5.
Man ſoll nehmen Pulver / Petroleum und Boras / ſolches untereinan-
der reiben / hernach ein Rohr oder Buͤchſe damit laden / die Kugel mit einer naſ-
ſen Leimt umſchlagen / und aufs Pulver ſtoſſen . Es ſoll nicht platzen / und
gleichwol durch ein Bret ſchieſſen .
G 2 6. Einen
6.
Einen Natterbalk zwiſchen 2. Steinen zu Pulver gebrandt / dann gemein
Salz jedes ſo viel als des andern / darunter incorporir et / und von dieſem Pul-
ver nach Gelegenheit des Schuſſes etwas untermenget / ſoll nicht krachen .
Hierbey kan ich unerinnert nicht laſſen / daß ſo man Boras ins Pulver
leget / ſoll ſich der Schwefel und Salpeter davon keylen und zuſammen ſetzen ;
dahero ihme wegen des auseinander gegangenen Satzes / die treibende Krafft
benommen wird / auch ſolches Pulver vielmehr ein Satz wie oben angefuͤhrt
als ein rechtes Pulver zu nennen iſt .
Vom Vexier-Pulver .
Dieſes Pulver / ſo nur deßwegen gemacht wird / einander dadurch zu ve-
xiren / kan mit viel beſſern Rechte als das vorige / ein ſtill oder ſtummes Pulver
zu nennen ſeyn / weiln es ganz keinen Effect erweiſet / und demjenigen ſo es vor
rechtes Pulver brauchet / Zeit und Gelegenheit nach / entweder ein Poſſen ver-
urſachen / oder auch in Noth und Lebens-Gefahr ſetzen kan . Maſſen ſolch
Pulver dem Anſehen nach nicht anders als recht gut Pulver ausſiehet / auch we-
gen ſeiner feſten Koͤrner in der Hand reiben als auch auf der Zungen ( von dem-
jenigen ſo hiervon nicht guten Verſtand hat ) probiren laͤſſet / deſſen Zuberei-
tung geſchiehet wie bey dem rechten Pulver braͤuchlich / jedoch nur wenig
Stunden Zeit zu arbeiten .
Vexier-Pulver-Saͤtze .
3. ℔. Alaune / 2. ℔. ungeleſchten Kalk / und 2. ℔. Kohlen .
Oder /
Schalk / oder an deſſen Stelle Alaune und Salz / ingleichen Kalk und
Kohlen / alles untereinander gemenget / angefeuchtet / hernach auf der Muͤhlen
etliche Stunden gearbeitet / gekoͤrnt und gerollt .
Nachrichtung / des Sympathie- Pulvers betreffende /
Was vor Wunders biß anhero von dem Sympathie- Pulver gemacht
worden / wird hoffentlich denen Artillerie-Verſtaͤndigen kund ſeyn / maſſen
theils vor gewiß berichtet / ( aber wer ſie ſcharff examiniren ſollte / ſolches nim-
mermehr practiciren geſehen / ) daß es angehen muͤſte / maſſen als ich vor etli-
chen 20. Jahren in Koͤnigl. Daͤnnemaͤrkiſchen Artillerie-Dienſten war / man
ſelbes mal vor warhafftig ausgab / ob haͤtten Se. Koͤnigl. Majeſt. Fridericus
Tertius dergleichen Pulver im Felde probiret / und befunden / daß als ſie einen
Schuß Pulver in dero Zelte / von demjenigen ſo etliche 100. Schritte in einem
auſgethanen Faͤßgen / davon geſtanden / anzuͤnden laſſen / waͤre das andere
gleichfalls entzuͤndet / und ſeine Wuͤrkung vollbracht worden . So ſehr / nebſt
andern dergleichen Liebhaber ich mich um die Gewißheit erkundiget / haben
wir niemanden antreffen koͤnnen / ſo es ſelbſt geſehen ; Jedennoch wie mir
noch gar neulich vor beſtaͤndig erzehlet worden / ſoll ein hocherfahrner von Adel
in der Ober-Laußnitz ſeyn / welcher dergleichen / wiewol auf gar kurze Diſtantz
verrichtet / welches meines Bedunkens eine Art von Schlag-Golde ſo ſich ( wie
in dem Capitel vom Schlag-Pulver erwehnt ) ohne wuͤrkliches Feuer entzuͤn-
den / und wie Buͤchſen-Pulver knallen und plitzen ſoll / ſeyn mag .
Sonſten habe ich in Artillerie noch andern curioſ en Buͤchern niemaln
von dem Sympathie- Pulver als in den offtgemeldten Buche pag. 515. was ge-
funden / wie aus nachſolgenden Worten zu erſehen .
Wann man Kohlen / ſo am St. Johannis Tage des Taͤuffers fruͤhe
Morgens
der Sonnen Aufgang / oder ſonſt an heiſſen Sommer-Tagen /
Wurzeln des Krauts Artemiſia , oder Beyfuß genannt / finden kan /
und ſelbe an ſtatt der gemeinen Kohlen zum Schieß-Pulver brauchet / wird ih-
nen eine gewiſſe Sympathie oder natuͤrliche Verwandnuͤs zugeſchrieben / alſo :
daß ſie ſich / wenn ein wenig von ſolchem Pulver angezuͤndet wird / alles auf
dergleichen Art gemachte / auf viel 100. Schritte umher befindliche auch an-
zuͤnden ſoll / dahero ſolches einige zu einer gewiſſen Kriegs-Liſt zu gebrauchen
gedenken / und zu probiren ſtehet .
Dieſe Kunſt Sympathie- Pulver machen zu lernen / doͤrffte meines Er-
achtens langſam oder wol gar nicht angehen / ſintemal einer oͤffters und lange
genug an unterſchiedlichen Orten vergebens ſuchen / ehe er Kohlen unter dem
Beyfuſſe finden moͤchte / es waͤren dann ſolche vorhero dahin gehext oder ver-
graben worden .
Wann nun der gleichen Sympathie- Pulver mit verbotenen Dingen zu-
bereitet wird / kan es mit Fug und Recht nicht natuͤrlich zugehen / oder ſolches
Pulver eine ſo gleich natuͤrliche Verwandſchafft in der Anzuͤndung haben /
wiewol nichts neues / daß man Sympathie- Sachen zur Wund Arzney ( einen
Verwundten auf etliche Meilen darmit zu curiren / oder deſſelben Zuſtand oder
Geſundheit zu erkundigen ) dienlichen / auch andern dem Verſtande nach uͤber-
natuͤrliche Dingen Wiſſenſchafft habe / und practiciren koͤnne / welche Kuͤnſte
dann jederzeit von deren Meiſtern daß es natuͤrlich zugehe / wiewol es die we-
nigſten glaͤuben hochgeruͤhmet werden . Was aber unſer Sympathie- Pulver
anlanget / und ja dergleichen Pulver zu machen moͤglichen / wuͤrde es doch wie
oben allbereit gedacht / nimmermehr in der Weite effectuir en / ſondern wol na-
he genung und zwar ( wie ihrer viel vermeinen ) kein ſonderbarer Effect geſche-
hen / maſſen ſolche Kuͤnſte aus bloſſer Curioſitat bekannt / und meines Erach-
tens von den Leichtglaubigen 100 mal groͤſſer gemacht werden .
Habe demnach meine wenige Gedanken gleichfalls uͤber das Sympathie ,
als in vorigen Beſchreibungen unterſchiedliche Arten Pulver / dem angehen-
den Feuerwerker zu Gefallen ſich deſſen in Diſcurs und ſonſt beliebende zu be-
dienen / den Drittin Theile meiner Artillerie einverleiben wollen / mit dem
gaͤnzlichen Vorbehalt / mich deßwegen mit keinem in ein Streit einzulaſſen /
ſondern ſo ferne man mir mit gewiſſen Demonſtrationibus ein beſſers lehret /
mich deſſen Information gerne unterwerffen will .
Wie verdorben Pulver zu ſcheiden .
Nachdem in dieſem Dritten Theile blos und alleine das Pulver anlan-
gende / zu handeln / mir vorgenommen ; Als will ich fortfahren und Bericht
thun / wie das verdorbene Pulver voneinander zu ſcheiden / und nachmals wie-
der gutes Pulver daraus zu verfertigen .
Das Pulver zu ſcheiden / ruͤhret meiſt daher / wann etwan in demſelben
die Kohlen verfaulet / oder der Pulver-Satz / in lang geſtanden und nicht wol
gearbeiteten Pulver / auseinander gangen / oder wenn das Pulver feuchte und
naß worden / dahero ſelbiges nicht mehr zu dem Geſchuͤtze zu gebrauchen . Und
ob gleich einige dergleichen Pulver mit Zuſatz friſchen Kohlen oder Salpeter
dann ferner in etlichen Stunden auf der Pulvermuͤhle gut und duͤchtig zu ar-
beiten vermeinen / ſo wird man doch kein gutes Pulver / ſondern nur ſo zu re-
den geflicktes Pulver / welches in kurzer Zeit wiederum verdirbet / bekommen .
Als ich in Koͤnigl. Daͤnnemaͤrkiſchen Artillerie-Dienſten war / hat An-
no 1662 . das groſſe Waſſer / unter andern auch zu Gluͤckſtadt in Holſtein viel
Schaden gethan / und ſelbes mal den Tham an Hafen auf der Seite nach des
Grafen Benzens Hauſe zu / guten theils zerriſſen und durch die Gaͤrten hin-
G 3 durch
durch getrungen / alſo : daß auch viel Centner Pulver in dem Pulver-
Thurne / hinter dem Baͤhre / ſehr ernaͤſſet / theils gar ausgewaͤſſert wurde und
verdurbe .
Dieſem nun wo immer moͤglich zu begegnen / hat man das allzu naſſe
Pulver vollends ausgewaͤſſert / den annoch darinnen befindenden Salpeter zur
Probe geſotten / das ernaͤſſete Pulver aber auf Tafeln legen / und an der Sonen
oder gelinden Lufft / ſo viel im̃er moͤglich / durch fleiſſiges wenden wieder ertrock-
nen laſſen / hat aber keinen Beſtand gehabt / dahero man dergleichen Pulver
durch Zuſatz friſchen Salpeters und Kohlen / in Hamburg umzuarbeiten ver-
tungen / nachmals / damit es nicht in kurzen Jahren wieder umſchlagen moͤge /
alsbald zur Ausgabe verbraucht .
Sonſten aber / wann das Pulver nur zum Schieſſen undienlich waͤre /
und alſo nicht ganz verdorben / hielte ich vor rathſamer / man brauchte es zu
unterſchiedlichen Feuerwerks-Sachen / da es dann durch Zuſatz anderer Spe-
cierum zu einem Feuerwerks-Satze ſchon dienlich zu machen / und man alſo
der Muͤhe des Scheidens uͤberhaben ſeyn kan . Die Pulver-Scheidung aber
wird auf nachfolgende Art vollbracht .
Man thue in einen Keſſel ſo viel verdorben Pulver als auf einmal darinn
zu ſcheiden moͤglich / gieſſe Eſſig oder nur rein Brunnen-Waſſer / daß ſelbiges
ungefehr den dritten Theil daruͤber gehe / hinein / laſſe das Pulver allmaͤhlig
zergehen / biß der Eſſig recht heiß werde / unterweilen aber mit einem Ruͤhr-
oder Brechſcheite durcheinander geruͤhret / eine Weile ſtehen zu laſſen / davon
ſchwimmen die Kohlen uͤber ſich in die Hoͤhe / welche mit einer Kelle / oder mit
einem Tuͤchlein zwiſchen ein hoͤlzern Gaͤblein geſpannet / abzunehmen ſeynd .
So dieſes erfolget / wird ein Sack uͤber ein rein Gefaͤſſe gehangen / der Eſſig
darein gegoſſen / welcher dann in das darunter geſetzte Gefaͤſſe mit dem zergan-
genen Salpeter hindurch gehet / und der Schwefel in dem Sacke verbleibet /
welcher nachmals ander Sonne oder in der Waͤrme abzutrocknen / der Eſſig
aber zur Probe geſotten und nach der Erkaltung / auch ſo er genugſam ange-
ſchoſſen / heraus genommen .
Wer aber / wie oben bey Zubereitung der Stellbuͤtte beſchrieben / ſtracks
einen / nach dem Keſſel gemachten Sacke / uͤber den Keſſel ſpannet / derſelbe darff
nicht erſtlich den Eſſig in ein ſonderlich Gefaͤſſe gieſſen / ſondern weiln die Koh-
len wie gedacht / bald abzunehmen / der Schwefel auch im Sacke verbleibet /
den Eſſig oder Waſſer / nur alſobald zur Probe ſieden und wie bey dem Anſchieſ-
ſen des Salpeters gemeldet / procedir en .
Von viſiren der Pulver-Faͤſſer / welche Art leichtlichen
zu den Stuͤcken und andern ſo wol compact en / als flieſſen-
den Materien / zu gebrauchen .
Nachdeme ich in dieſem Dritten Theile von demjenigen / ſo man zum
Pulver brauchet : ingleichen von den unterſchiedlichen Arten Pulver gehan-
delt ; als will zum Beſchluß dieſen Theils / ich noch hinzufuͤgen / wie die groſſen
als kleinen Faͤſſer / welche mit etlichen Centnern oder wenigern Pulver gefuͤllt /
auf eine beſondere und nicht gemeine Manir / behende zu viſiren / aufdaß man
ſelbiger Schwere nicht allein bey eyliger und geſchwinder Fortſchaffung / inglei-
chen im Felde wo keine groſſe Wage vorhanden / in Aufladen und ſonſten erkun-
digen koͤnne .
Dieſe Manir wird einem allerhand hart und flieſſende Materien in ihren
Behaltnuͤſſen oder Faͤſſern / ohne abſonderliches Wiegen und Ausmeſſen / gleich-
falls zu viſiren / Anlaß geben . Und kan ſolches nachfolgender Geſtalt geſchehen .
Man
Man theilet das Pulver Pfund-Maas in 1000 . gleiche Theile / wie
zu erſehen in Fig. 11 . Nach dieſem ſiehet man / wie viel dem erſten Boden des
Pulver-Faſſes ſo man zu viſiren Vorhabens / ſolcher 1000 . Theile zu kom-
men. ex. gr. man haͤtte 3090 . gefunden / ſetzet ſolche beyſeite . Dieſes geſche-
hen / auch den hintern Boden gemeſſen / welcher 3080 . ſolcher Theile gehalten /
dieſe Zahl unter erſtgefundene geſetzt / und zuſammen addir t / koͤmmt 6170 . ſol-
che halbirt / daraus entſtehet der verglichene Diameter des erſten und andern
Bodens / als 3085 . ſo ebenfalls unter die vorig gefundene zu ſetzen . Dieſem
nach : den Diametrum des Faſſes / in der Mitten / allwo es am dickeſten / durch
Huͤlffe zweyer Winkelhaacken oder einer Chorde , wie im erſten Theile pag. 32.
Fig. 78. zu erſehen / jedoch ſolcher Geſtalt / daß die Staͤrke des Holzes nicht mit
gerechnet werde / abgenommen / koͤmmt 3645 . welche Zahl man zu dem vergli-
chenen Diametro der Boͤden addir et / ſo 6365 . machet / nachmals halbiret /
koͤmmt 3366 . iſt demnach dieſes der verglichene Diameter des ganzen Faſſes /
welchen man quatratæ multiplicir et / woraus 11323226 . erwaͤchſt / wann
dieſe gefunden / wird ſolche mit der Laͤnge des Faſſes / allhier / 4807 . wovon
gleichfalls der Boͤden und Zargen Staͤrke abgezogen / multiplicir et / aus wel-
chen der cubiſche Jnhalt an der Zahl 54144105750 . erwaͤchſt / letztens das in
1000 . Theile getheilte Pfund cubice multiplicir et / koͤmmt / 1000000000 .
vor dem Diviſorem worunt voriger cubiſcher Jnhalt des ganzen Faſſes / durch
Abſchneidung der Nullen dividir et wird / kommen 54. ℔. das Uberbliebene iſt
3⅕ . Loth oder \frac{1}{10} theil eines Pfundes / ſo in der Quantitaͤt nicht zu æſtimi-
ren iſt .
Zu mehrem Verſtande habe ich nur dieſes kleine Exempel anhero ſetzen /
darbey aber gedenken wollen / daß bey groͤſſern Faſſen man Pfunde zu Centnern
machet .
Exempel .
3090 . Der erſte Boden des Pulver-Faſſes
3080 . Der andere Boden /
6170 . iſt alſo beydes addi rt . ferner :
3085 . Halbirt / oder verglichener Diameter der Boͤden .
3645 . Die Dicke oder der Diameter des Faſſes in der Mitten /
6730 . addi rt .
3365 . medi rt . iſt der verglichener Diameter des
3365 . ganzen Faſſes / welcher muß quadri rt werden .
16825 .
20190 .
10095 .
10095 .
11323225 . Dieſes iſt der Quadratiſche Jnhalt /
4870 . Die Laͤnge des ganzen Faſſes .
79262575 .
80585800 .
45202900 .
54144105750 . Cubiſcher Jnhalt .
1000
1000 Theile des Pfundes
1000
1000000. Quadrat .
1000 .
1000000000 Cubus welches iſt der
diviſor zum Cubiſchen Jnhalte / des Faſſes / ſtehet alſo :
54 1
14410575 . 00000000
54. ℔. 3⅕ Loth .
Anmerkung .
Weiln die Pfund faſt aller Orten varir en / kan ein immaginirt es Pfund
genommen / und in 1000 . gleiche Theile getheilet werden / nachmals dieſes
Pfund zur Baſis genommen und einen gleichſeitigen Triangul aufgerichtet /
an obern Punct das Linial geleget / und von ſelbigen auf jede Theile Linien
gezogen . So man nun ein ander Pfund-Maas bekoͤmmt / darf ſolches nur
aus dem obern Punct A. in beyde Seiten B. und C. abgeſtochen und zuſammen
gezogen werden . So iſt demnach die Linia B. C. gleichfalls in 1000 . gleiche
Theile getheilet / wie in Fig. 12. zu erſehen .
Weiln nun / wie in meinem andern Theile pag. 36. erwehnt / einige Kuͤpf-
ferne Pulvermaaſe bey Ausgeben des Pulvers ſehr noͤthig / auch in meiſten
Zeughaͤuſern zu befinden / ſolche aber nicht allzeit gleich hoch und weit ſeyn /
muß man dergleichen Pfund-Maas zuvor nach Art der Geometri ſchen Auf-
gabe / wie ein Cylinder / ſo hoͤher als ſtark / in einem gleich hoch und ſtarken / zu
verwandeln wiſſen / nachmals ſelbigen wie oben gelehrt in 1000 . gleiche Theile
theilen / und nach angezogenen Exempel procedir en .
Letzlichen bitte ich / der hochgeneigte Leſer / beliebe wegen meiner ſo wol
des ſchlechten Styli , als andern unterlauffenden Fehler halber / gleichwie ich
im Beſchluß des andern Theils gebeten / zu perdonir en / und alles wol auf-
zunehmen .
Schlieſſe demnach wie angefangen / alſo auch im Namen GOttes
dieſes Dritten Theils
ENDE .
ERRATA
des D ritten T heils .
pag. 3. linia 16. Areillerie / lis Artillerie .
pag. 4. linia 16. verloſchener / lis verloſchene .
pag. 6. linia 28. Sonnen / lis Sonne. lin. 30. flieſſende / lis ſchieſſende . lin. 47. und an / lis
und ſo an .
pag. 7. lin. 14. Rimppel / lis Tuͤmppel. lin. 19. einziehen / liß einziehet. lin. 21. in der mit
lit. A. lis mit lit. A .
pag. 8. lin. 39. daran waͤchſt / lis darvon waͤchſt .
pag. 9. lin. 5. aber neben / lis oben neben. lin. 8. Troͤpffelwaſſers / liß Troͤpffelſaſſes. lin. 12.
ein Viertheils Viertel / lis einer Viertel Ellen tieff. lin. 17. ein halb Viertel /
lis anderthalb Viertel. ibid. im Diametro , liß Diametri .
pag. 10. lin. 18. Unſchlet / lis wie Unſchlet. lin. 22. oder 1½. Stunde / liß 1. oder 1½.
Stunde / lin. 41. vorbeſchriebenen / lis vorbeſchrieben .
pag. 11. lin. 3. kan / lis koͤm̃t .
pag. 12. lin. 46. auf der / liß auf die .
pag. 14. lin. 17. 1. Quintlein / liß 1. Centner. lin. 19. 1½. Zolldick / liß ¼ Zoll dicke .
pag. 17. lin. 11. miſchende / lis ein miſchende .
pag. 19. lin. 12. zerſchmelzen / liß zerſchmolzen. lin. 48. brochen / lis gebrochen .
pag. 21. lin. 23. woran / lis wovon .
pag. 22. lin. ultima Glaß / l. blaß .
pag. 23. lin. 1. Glaßgelben / liß blaßgelben .
pag. 30. lin. 30. ſelbſter / l. ſelbſten .
pag. 31. lin. 22. daran / l. darvon. lin. 29. einer / l. einerley .
pag. 35. lin. 23. Quintl. l. Centner .
pag. 36. ſtehet 46 . lis 36 .
pag. 38. lin. 41. die nicht die / liß nicht die. lin. ult. ſalzigen / liß ſalzigen Materia gerei-
niget .
pag. 39. lin. 9. ſpuͤrenden / l. fuͤhrenden. lin. 45. worden / l. werden .
pag. 41. lin. 37. Aufreibung / l. Auftreibung .
pag. 43. lin. 12. ſuchen / l. ſolchen .
pag. 45. lin. ult. ehut / l. thut .
pag. 47. lin. 47. elnem / l. einem .
pag. 55. lin. 13. 6365 . liß 6730. lin. 14. 3366 . liß 3365. lin. 15. 11323226 . liß
11323225 . lin. 16. 4807 . liß 4870. lin. 21. 54. liß 55. lin. 43. 80585800 .
liß 90585800 . lin. ult. 54144105750 . liß 55144105750 .
pag. 56. lin. 7. 54. liß 55 .