Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. jederman gedachte/ er würde wegen zittern seiner Beine niderfallen; und wann er den Bo-gen ergrieff/ zitterten ihm die Hände als das Laub an den Bäumen/ daß alle Zuseher sein spotteten/ und Herkules zu Pharnabazus sagete; Wann dieser etwas redliches treffen wird/ mus mans bloß vor ungefehr rechnen. Dieser Alte sahe und hörete den durchgehenden Spot mit stilschweigen an/ blieb in seinem angenommenen Ernste/ und schoß nur nach dem allerweitesten Ziele/ welches er allemahl traff/ biß ers gar herunter warff/ und der Zuseher Spot sich in eine Verwunderung verkehrete. Batis wahr mit in dieser Ubung/ neben an- deren Meden und Parthern/ welche auch die meisten/ und zwar alle vornehmsten Gewin davon brachten/ nur daß ein Teutscher den vierzehnden/ ein Pannonier den zwölften/ und ein Franke den zehnden erhielt. Das Gesöffe/ welches die Böhmen und Teutschen dabey trieben/ wahr auch wüste gnug/ wobey ihrer etliche blaue Augen davon trugen. Darauff folgeten des dritten Tages die ädlen/ welche nicht geringen fleiß anlegeten/ ihre Wissen- schaft in dieser übung sehen zulassen/ insonderheit die Meden und Parther. Batis war auch hieselbst zugelassen/ und hielt sich wol/ wie auch Neklam und Reichard; dann jener schoß den achzehnden und neunzehnden; der andere den achten und zwölften; der dritte den zehn- den und vierzehnden hölzern Reuter mitten durchs Herz. Nach vierstündigem Schiessen kam ein Alter auff einer Sänfte herzu/ ließ sich von zween Dienern herab heben/ und in ein Zelt tragen; von Leibe wahr er dürre und hager/ hatte einen langen schneweissen Bart/ und im Gesichte/ auch an Händen/ wahr er voller Sonnenflecken; sein Diener gab ihn vor ei- nen 84 järigen an/ der noch von guten Leibeskräften währe/ ohn daß er neulich am Zipper- lein hart danider gelegen. Er ließ sich nach dem Schießstande leiten/ zielete nach dem 21sten Reuter/ und traff gewünschet; und weil die Freyheit in diesem Schiessen gegeben wahr/ daß wer eines Ziels mittel getroffen/ noch einen Schuß darauff hatte/ biß er fehl schoß/ machte er sich an die vier lezten auch/ und erhielt sie alle in vier Schüssen/ daß Herkules zu zweifeln begunte/ wie es umb diesen Schützen eine beschaffenheit haben möchte. Die Teut- schen und Pannonier wendeten allen fleiß an/ einen Nahmen zuerlangen/ aber es glückete wenigen/ doch bekam Ekhard den 20sten. Es ward dieses Schiessen bey früher Tageszeit geendet/ und gute zubereitung auff daß Fürstliche gemacht/ welches des andern Morgens anging. Alle Anwesende junge Könige/ Fürsten und Herren/ an der Zahl 42 liessen sich hie- bey finden/ auch Valiska selbst/ und ward Könige Mnata die Ehre gegeben/ dem Schiessen den Anfang zu machen; der vor dißmahl vom niedrigsten anhueb/ und es glüklich gewan/ nehmlich eine Taube/ die ein güldenes Ketchen umb den Hals trug. Diesem folgeten drey Teutsche Herren/ deren zween nach dem andern Ziel vergebens schossen/ und der dritte es herunter warff. Bubazes erhielt das dritte; Tyriotes das vierde. Nachdem fünften schos- sen drey Bömische Herren vergebens/ biß es Prinsla erwarb. Neda rührete den sechsten Vogel/ aber Leches bekam ihn. Ein Friese/ zween Pannonier und ein Römer zielet[en] auff den siebenden/ aber ohn wirkung/ ein Franke traf ihn/ aber er fiel nicht/ Markus erlangete ihn endlich. Den achten Vogel bekam Fürst Mazeus/ als ein Teutscher Herr/ nahmens Wengist/ auch Klodius/ Bertram und Wedekind vergeblich geschossen hatten. Olaf er- freuete sich des neunden. Gallus und zween Friesen hoffeten den zehnden zuerlangen/ aber ein Schwede/ nahmens Biorn hatte dieses Glük. Hierauff trachteten zween Dähnen/ ein Wen-
Achtes Buch. jederman gedachte/ er wuͤrde wegen zittern ſeiner Beine niderfallen; und wann er den Bo-gen ergrieff/ zitterten ihm die Haͤnde als das Laub an den Baͤumen/ daß alle Zuſeher ſein ſpotteten/ und Herkules zu Pharnabazus ſagete; Wañ dieſer etwas redliches treffen wird/ mus mans bloß vor ungefehr rechnen. Dieſer Alte ſahe und hoͤrete den durchgehenden Spot mit ſtilſchweigen an/ blieb in ſeinem angenom̃enen Ernſte/ und ſchoß nur nach dem allerweiteſten Ziele/ welches er allemahl traff/ biß ers gar herunter warff/ und der Zuſeher Spot ſich in eine Verwunderung verkehrete. Batis wahr mit in dieſer Ubung/ neben an- deren Meden und Parthern/ welche auch die meiſten/ und zwar alle vornehmſten Gewin davon brachten/ nur daß ein Teutſcher den vierzehnden/ ein Pannonier den zwoͤlften/ und ein Franke den zehnden erhielt. Das Geſoͤffe/ welches die Boͤhmen und Teutſchen dabey trieben/ wahr auch wuͤſte gnug/ wobey ihrer etliche blaue Augen davon trugen. Darauff folgeten des dritten Tages die aͤdlen/ welche nicht geringen fleiß anlegeten/ ihre Wiſſen- ſchaft in dieſeꝛ uͤbung ſehen zulaſſen/ inſonderheit die Meden und Parther. Batis war auch hieſelbſt zugelaſſen/ und hielt ſich wol/ wie auch Neklam und Reichard; dann jener ſchoß den achzehnden und neunzehnden; der andere den achten und zwoͤlften; der dritte den zehn- den und vierzehnden hoͤlzern Reuter mitten durchs Herz. Nach vierſtündigem Schieſſen kam ein Alter auff einer Saͤnfte herzu/ ließ ſich von zween Dienern herab heben/ und in ein Zelt tragen; von Leibe wahr er duͤrre und hager/ hatte einen langen ſchneweiſſen Bart/ uñ im Geſichte/ auch an Haͤnden/ wahr er voller Sonnenflecken; ſein Diener gab ihn vor ei- nen 84 jaͤrigen an/ der noch von guten Leibeskraͤften waͤhre/ ohn daß er neulich am Zipper- lein hart danider gelegen. Er ließ ſich nach dem Schießſtande leiten/ zielete nach dem 21ſten Reuter/ und traff gewuͤnſchet; und weil die Freyheit in dieſem Schieſſen gegeben wahr/ daß wer eines Ziels mittel getroffen/ noch einen Schuß darauff hatte/ biß er fehl ſchoß/ machte er ſich an die vier lezten auch/ und erhielt ſie alle in vier Schuͤſſen/ daß Herkules zu zweifeln begunte/ wie es umb dieſen Schuͤtzen eine beſchaffenheit haben moͤchte. Die Teut- ſchen und Pannonier wendeten allen fleiß an/ einen Nahmen zuerlangen/ aber es gluͤckete wenigen/ doch bekam Ekhard den 20ſten. Es ward dieſes Schieſſen bey früher Tageszeit geendet/ und gute zubereitung auff daß Fürſtliche gemacht/ welches des andern Morgens anging. Alle Anweſende junge Koͤnige/ Fuͤrſten und Herren/ an der Zahl 42 lieſſen ſich hie- bey finden/ auch Valiſka ſelbſt/ und ward Koͤnige Mnata die Ehre gegeben/ dem Schieſſen den Anfang zu machen; der vor dißmahl vom niedrigſten anhueb/ und es gluͤklich gewan/ nehmlich eine Taube/ die ein guͤldenes Ketchen umb den Hals trug. Dieſem folgeten drey Teutſche Herren/ deren zween nach dem andern Ziel vergebens ſchoſſen/ und der dritte es herunter warff. Bubazes erhielt das dritte; Tyriotes das vierde. Nachdem fuͤnften ſchoſ- ſen drey Boͤmiſche Herren vergebens/ biß es Prinſla erwarb. Neda ruͤhrete den ſechſten Vogel/ aber Leches bekam ihn. Ein Frieſe/ zween Pannonier und ein Roͤmer zielet[en] auff den ſiebenden/ aber ohn wirkung/ ein Franke traf ihn/ aber er fiel nicht/ Markus erlangete ihn endlich. Den achten Vogel bekam Fuͤrſt Mazeus/ als ein Teutſcher Herr/ nahmens Wengiſt/ auch Klodius/ Bertram und Wedekind vergeblich geſchoſſen hatten. Olaf er- freuete ſich des neunden. Gallus und zween Frieſen hoffeten den zehnden zuerlangen/ aber ein Schwede/ nahmens Biorn hatte dieſes Gluͤk. Hierauff trachteten zween Daͤhnen/ ein Wen-
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Achtes Buch.
jederman gedachte/ er wuͤrde wegen zittern ſeiner Beine niderfallen; und wann er den Bo-
gen ergrieff/ zitterten ihm die Haͤnde als das Laub an den Baͤumen/ daß alle Zuſeher ſein
ſpotteten/ und Herkules zu Pharnabazus ſagete; Wañ dieſer etwas redliches treffen wird/
mus mans bloß vor ungefehr rechnen. Dieſer Alte ſahe und hoͤrete den durchgehenden
Spot mit ſtilſchweigen an/ blieb in ſeinem angenom̃enen Ernſte/ und ſchoß nur nach dem
allerweiteſten Ziele/ welches er allemahl traff/ biß ers gar herunter warff/ und der Zuſeher
Spot ſich in eine Verwunderung verkehrete. Batis wahr mit in dieſer Ubung/ neben an-
deren Meden und Parthern/ welche auch die meiſten/ und zwar alle vornehmſten Gewin
davon brachten/ nur daß ein Teutſcher den vierzehnden/ ein Pannonier den zwoͤlften/ und
ein Franke den zehnden erhielt. Das Geſoͤffe/ welches die Boͤhmen und Teutſchen dabey
trieben/ wahr auch wuͤſte gnug/ wobey ihrer etliche blaue Augen davon trugen. Darauff
folgeten des dritten Tages die aͤdlen/ welche nicht geringen fleiß anlegeten/ ihre Wiſſen-
ſchaft in dieſeꝛ uͤbung ſehen zulaſſen/ inſonderheit die Meden und Parther. Batis war auch
hieſelbſt zugelaſſen/ und hielt ſich wol/ wie auch Neklam und Reichard; dann jener ſchoß
den achzehnden und neunzehnden; der andere den achten und zwoͤlften; der dritte den zehn-
den und vierzehnden hoͤlzern Reuter mitten durchs Herz. Nach vierſtündigem Schieſſen
kam ein Alter auff einer Saͤnfte herzu/ ließ ſich von zween Dienern herab heben/ und in ein
Zelt tragen; von Leibe wahr er duͤrre und hager/ hatte einen langen ſchneweiſſen Bart/ uñ
im Geſichte/ auch an Haͤnden/ wahr er voller Sonnenflecken; ſein Diener gab ihn vor ei-
nen 84 jaͤrigen an/ der noch von guten Leibeskraͤften waͤhre/ ohn daß er neulich am Zipper-
lein hart danider gelegen. Er ließ ſich nach dem Schießſtande leiten/ zielete nach dem 21ſten
Reuter/ und traff gewuͤnſchet; und weil die Freyheit in dieſem Schieſſen gegeben wahr/
daß wer eines Ziels mittel getroffen/ noch einen Schuß darauff hatte/ biß er fehl ſchoß/
machte er ſich an die vier lezten auch/ und erhielt ſie alle in vier Schuͤſſen/ daß Herkules zu
zweifeln begunte/ wie es umb dieſen Schuͤtzen eine beſchaffenheit haben moͤchte. Die Teut-
ſchen und Pannonier wendeten allen fleiß an/ einen Nahmen zuerlangen/ aber es gluͤckete
wenigen/ doch bekam Ekhard den 20ſten. Es ward dieſes Schieſſen bey früher Tageszeit
geendet/ und gute zubereitung auff daß Fürſtliche gemacht/ welches des andern Morgens
anging. Alle Anweſende junge Koͤnige/ Fuͤrſten und Herren/ an der Zahl 42 lieſſen ſich hie-
bey finden/ auch Valiſka ſelbſt/ und ward Koͤnige Mnata die Ehre gegeben/ dem Schieſſen
den Anfang zu machen; der vor dißmahl vom niedrigſten anhueb/ und es gluͤklich gewan/
nehmlich eine Taube/ die ein guͤldenes Ketchen umb den Hals trug. Dieſem folgeten drey
Teutſche Herren/ deren zween nach dem andern Ziel vergebens ſchoſſen/ und der dritte es
herunter warff. Bubazes erhielt das dritte; Tyriotes das vierde. Nachdem fuͤnften ſchoſ-
ſen drey Boͤmiſche Herren vergebens/ biß es Prinſla erwarb. Neda ruͤhrete den ſechſten
Vogel/ aber Leches bekam ihn. Ein Frieſe/ zween Pannonier und ein Roͤmer zieleten auff
den ſiebenden/ aber ohn wirkung/ ein Franke traf ihn/ aber er fiel nicht/ Markus erlangete
ihn endlich. Den achten Vogel bekam Fuͤrſt Mazeus/ als ein Teutſcher Herr/ nahmens
Wengiſt/ auch Klodius/ Bertram und Wedekind vergeblich geſchoſſen hatten. Olaf er-
freuete ſich des neunden. Gallus und zween Frieſen hoffeten den zehnden zuerlangen/ aber
ein Schwede/ nahmens Biorn hatte dieſes Gluͤk. Hierauff trachteten zween Daͤhnen/ ein
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/948>, abgerufen am 16.07.2024. |