Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
sie hernach zu dem Fürsten: Eure Liebe hat bloß dem Glücke zudanken/ daß mir Zeit und
Gelegenheit benommen wird/ mich an ihr zurächen; jedoch ernstlich davon zureden/ wolle
Eure Liebe hinfüro sich des unbillichen Ruhms enthalten/ und mit solchen unverdienten/
oder recht zusagen/ un- und übermenschlichen preisen mich verschonen/ dafern er sonst mich
zu einer steten Freundin haben wil. Vor dißmahl wollen wir die anjezt glüklich bestetigte
Heyraht besser zuordnen vor uns nehmen/ und weiß Eure Liebe sich wol zuerinnern/ welcher
gestalt dieselbe sich bißher gewegert hat/ das Wendische Fürstentuhm anzunehmen/ unge-
achtet die Durchleuchtigste Fürstin der Wenden/ Fr. Bochild/ auff unsern Vorschlag Eu-
re Liebe zum Nachfolger in der Herschafft schon erkläret hat; solte nun dieselbe sich dessen
noch weiter zuwegern gesinnet seyn/ wil ich die jezt hochgedachte Wendische Fürstin/ Euer
Liebe Herrn Vaters leibliche Fr. Schwester hiemit bitlich ersuchet haben/ sie wolle Euer
Liebe solches Fürstentuhm entzihen/ und dem Durchleuchtigsten Schwedischen Fräulein
es nach ihrem Tode (welchen Gott lange verhüten wolle) als zur Heimsteur zuwenden.
Ja/ fing Fürstin Bochild an/ weil mein Herr Sohn mein Mutterherz bißdaher nicht hat
wollen erkennen/ noch der Wendischen Herschafft sich mit annehmen/ welche mir und ihm
aus Königlicher Teutscher Mildigkeit gegeben ist sol hinfüro das Durchläuchtigste Fräu-
lein/ Frl. Schulda die Erbin seyn/ also und dergestalt/ daß ihr künfftiger Ander-gebohrner
Sohn dereins herschender Fürst in Wendland gesetzet werde; welches sie alle gut hiessen.
Valiska ließ darauff die verwahreten Pannonischen 10 Tonnen Goldes/ nebest den eh-
mahls versprochenen fünff Tonnen auch herzu tragen/ und stellete sie dem Fräulein hin zun
Füssen/ mit anmeldung/ wie sie ihr zum besten solche bißher in Verwahrung gehabt hätte;
Vor welches alles so wol die Braut als ihre Eltern sich sehr bedanketen. Des Bräuti-
gams Stiefmutter kam gleich dazu/ brachte unter andern Kleinoten einen treflichen Ring/
und entschuldigte sich/ sie hätte sich nicht darauff geschicket/ daß in dieser weit abgelegenen
fremde sie einen Sohn und eine Schwester zugleich und auff einmahl ehelich versprechen
solte; sonsten würde sie sich ihrer Schuldigkeit besser erinnert haben. Er aber nach gebühr-
licher Danksagung nam die Kleinot zu sich/ vermehrete sie mit einer zimlichen Anzahl von
seinen eigenen/ und lieferte sie seinem geliebeten Fräulein; empfing auch hinwieder von
ihr einen köstlichen Ring/ welchen ihre Fr. Mutter ihr zugestellet hatte/ und wahr keine des
vornehmen Frauenzimmers zugegen/ welche dieser Braut zur Glükwünschung nicht solte
ein oder etliche Kleinot verehret haben/ deren Königin Valiska und Fürstin Sibylla/ als
künfftige Schwester/ ihr ganze Schachteln vol einlieferten/ und ward die übrige Tages-
zeit in aller Fröligkeit zugebracht/ auch des folgenden Tages die Verlöbniß gehalten/ da
die beyden Bräutigambe ihren Liebsten das Königliche Leibgedinge vermacheten/ auch
Fürstin Sibyllen und Königin Lukrezien ihres zugleich mit bekräfftiget ward.

Desselben Abends kahmen Herkules und Arbianes mit ihren Gemahlen ohngefehr
bey einander zusitzen/ da Valiska den Fürsten erinnerte/ er möchte ihnen die Anfechtung
erzählen/ welche er zeit seines Bettelstandes von dem leidigen Teuffel in Bettlers Gestalt
ausgestanden hätte; worzu er willig wahr/ und zur Antwort gab: Ob ich gleich hievon lie-
ber schweige/ als viel Worte mache/ weil durch Gottes sonderbahre Krafft ich diese Ver-
suchung überstanden habe/ so tuhe ichs doch nicht ungerne/ unter der Hoffnung/ mein Herr

Bru-

Achtes Buch.
ſie hernach zu dem Fuͤrſten: Eure Liebe hat bloß dem Gluͤcke zudanken/ daß mir Zeit und
Gelegenheit benommen wird/ mich an ihr zuraͤchen; jedoch ernſtlich davon zureden/ wolle
Eure Liebe hinfuͤro ſich des unbillichen Ruhms enthalten/ und mit ſolchen unverdienten/
oder recht zuſagen/ un- und uͤbermenſchlichẽ preiſen mich verſchonen/ dafern er ſonſt mich
zu einer ſteten Freundin haben wil. Vor dißmahl wollen wir die anjezt gluͤklich beſtetigte
Heyraht beſſer zuordnen vor uns nehmen/ und weiß Eure Liebe ſich wol zuerinnern/ welcher
geſtalt dieſelbe ſich bißher gewegert hat/ das Wendiſche Fuͤrſtentuhm anzunehmen/ unge-
achtet die Durchleuchtigſte Fürſtin der Wenden/ Fr. Bochild/ auff unſern Vorſchlag Eu-
re Liebe zum Nachfolger in der Herſchafft ſchon erklaͤret hat; ſolte nun dieſelbe ſich deſſen
noch weiter zuwegern geſinnet ſeyn/ wil ich die jezt hochgedachte Wendiſche Fuͤrſtin/ Euer
Liebe Herrn Vaters leibliche Fr. Schweſter hiemit bitlich erſuchet haben/ ſie wolle Euer
Liebe ſolches Fürſtentuhm entzihen/ und dem Durchleuchtigſten Schwediſchen Fraͤulein
es nach ihrem Tode (welchen Gott lange verhuͤten wolle) als zur Heimſteur zuwenden.
Ja/ fing Fuͤrſtin Bochild an/ weil mein Herr Sohn mein Mutterherz bißdaher nicht hat
wollen erkennen/ noch der Wendiſchen Herſchafft ſich mit annehmen/ welche mir und ihm
aus Koͤniglicher Teutſcher Mildigkeit gegebẽ iſt ſol hinfuͤro das Durchlaͤuchtigſte Fraͤu-
lein/ Frl. Schulda die Erbin ſeyn/ alſo und dergeſtalt/ daß ihr künfftiger Ander-gebohrner
Sohn dereins herſchender Fuͤrſt in Wendland geſetzet werde; welches ſie alle gut hieſſen.
Valiſka ließ darauff die verwahreten Pannoniſchen 10 Tonnen Goldes/ nebeſt den eh-
mahls verſprochenen fuͤnff Tonnen auch herzu tragen/ und ſtellete ſie dem Fraͤulein hin zun
Fuͤſſen/ mit anmeldung/ wie ſie ihr zum beſten ſolche bißher in Verwahrung gehabt haͤtte;
Vor welches alles ſo wol die Braut als ihre Eltern ſich ſehr bedanketen. Des Braͤuti-
gams Stiefmutter kam gleich dazu/ brachte unter andern Kleinoten einen treflichen Ring/
und entſchuldigte ſich/ ſie haͤtte ſich nicht darauff geſchicket/ daß in dieſer weit abgelegenen
fremde ſie einen Sohn und eine Schweſter zugleich und auff einmahl ehelich verſprechen
ſolte; ſonſten würde ſie ſich ihrer Schuldigkeit beſſer erinnert haben. Er aber nach gebuͤhr-
licher Dankſagung nam die Kleinot zu ſich/ vermehrete ſie mit einer zimlichen Anzahl von
ſeinen eigenen/ und lieferte ſie ſeinem geliebeten Fraͤulein; empfing auch hinwieder von
ihr einen koͤſtlichen Ring/ welchen ihre Fr. Mutter ihr zugeſtellet hatte/ und wahr keine des
vornehmen Frauenzimmers zugegen/ welche dieſer Braut zur Gluͤkwuͤnſchung nicht ſolte
ein oder etliche Kleinot verehret haben/ deren Koͤnigin Valiſka und Fuͤrſtin Sibylla/ als
kuͤnfftige Schweſter/ ihr ganze Schachteln vol einlieferten/ und ward die uͤbrige Tages-
zeit in aller Froͤligkeit zugebracht/ auch des folgenden Tages die Verloͤbniß gehalten/ da
die beyden Braͤutigambe ihren Liebſten das Koͤnigliche Leibgedinge vermacheten/ auch
Fuͤrſtin Sibyllen und Koͤnigin Lukrezien ihres zugleich mit bekraͤfftiget ward.

Deſſelben Abends kahmen Herkules und Arbianes mit ihren Gemahlen ohngefehr
bey einander zuſitzen/ da Valiſka den Fuͤrſten erinnerte/ er moͤchte ihnen die Anfechtung
erzaͤhlen/ welche er zeit ſeines Bettelſtandes von dem leidigen Teuffel in Bettlers Geſtalt
ausgeſtanden haͤtte; worzu er willig wahr/ und zur Antwort gab: Ob ich gleich hievon lie-
ber ſchweige/ als viel Worte mache/ weil durch Gottes ſonderbahre Krafft ich dieſe Ver-
ſuchung uͤberſtanden habe/ ſo tuhe ichs doch nicht ungerne/ unter der Hoffnung/ mein Herr

Bru-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0888" n="882"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie hernach zu dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten: Eure Liebe hat bloß dem Glu&#x0364;cke zudanken/ daß mir Zeit und<lb/>
Gelegenheit benommen wird/ mich an ihr zura&#x0364;chen; jedoch ern&#x017F;tlich davon zureden/ wolle<lb/>
Eure Liebe hinfu&#x0364;ro &#x017F;ich des unbillichen Ruhms enthalten/ und mit &#x017F;olchen unverdienten/<lb/>
oder recht zu&#x017F;agen/ un- und u&#x0364;bermen&#x017F;chliche&#x0303; prei&#x017F;en mich ver&#x017F;chonen/ dafern er &#x017F;on&#x017F;t mich<lb/>
zu einer &#x017F;teten Freundin haben wil. Vor dißmahl wollen wir die anjezt glu&#x0364;klich be&#x017F;tetigte<lb/>
Heyraht be&#x017F;&#x017F;er zuordnen vor uns nehmen/ und weiß Eure Liebe &#x017F;ich wol zuerinnern/ welcher<lb/>
ge&#x017F;talt die&#x017F;elbe &#x017F;ich bißher gewegert hat/ das Wendi&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;tentuhm anzunehmen/ unge-<lb/>
achtet die Durchleuchtig&#x017F;te Für&#x017F;tin der Wenden/ Fr. Bochild/ auff un&#x017F;ern Vor&#x017F;chlag Eu-<lb/>
re Liebe zum Nachfolger in der Her&#x017F;chafft &#x017F;chon erkla&#x0364;ret hat; &#x017F;olte nun die&#x017F;elbe &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
noch weiter zuwegern ge&#x017F;innet &#x017F;eyn/ wil ich die jezt hochgedachte Wendi&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ Euer<lb/>
Liebe Herrn Vaters leibliche Fr. Schwe&#x017F;ter hiemit bitlich er&#x017F;uchet haben/ &#x017F;ie wolle Euer<lb/>
Liebe &#x017F;olches Für&#x017F;tentuhm entzihen/ und dem Durchleuchtig&#x017F;ten Schwedi&#x017F;chen Fra&#x0364;ulein<lb/>
es nach ihrem Tode (welchen Gott lange verhu&#x0364;ten wolle) als zur Heim&#x017F;teur zuwenden.<lb/>
Ja/ fing Fu&#x0364;r&#x017F;tin Bochild an/ weil mein Herr Sohn mein Mutterherz bißdaher nicht hat<lb/>
wollen erkennen/ noch der Wendi&#x017F;chen Her&#x017F;chafft &#x017F;ich mit annehmen/ welche mir und ihm<lb/>
aus Ko&#x0364;niglicher Teut&#x017F;cher Mildigkeit gegebe&#x0303; i&#x017F;t &#x017F;ol hinfu&#x0364;ro das Durchla&#x0364;uchtig&#x017F;te Fra&#x0364;u-<lb/>
lein/ Frl. Schulda die Erbin &#x017F;eyn/ al&#x017F;o und derge&#x017F;talt/ daß ihr künfftiger Ander-gebohrner<lb/>
Sohn dereins her&#x017F;chender Fu&#x0364;r&#x017F;t in Wendland ge&#x017F;etzet werde; welches &#x017F;ie alle gut hie&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Vali&#x017F;ka ließ darauff die verwahreten Pannoni&#x017F;chen 10 Tonnen Goldes/ nebe&#x017F;t den eh-<lb/>
mahls ver&#x017F;prochenen fu&#x0364;nff Tonnen auch herzu tragen/ und &#x017F;tellete &#x017F;ie dem Fra&#x0364;ulein hin zun<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ mit anmeldung/ wie &#x017F;ie ihr zum be&#x017F;ten &#x017F;olche bißher in Verwahrung gehabt ha&#x0364;tte;<lb/>
Vor welches alles &#x017F;o wol die Braut als ihre Eltern &#x017F;ich &#x017F;ehr bedanketen. Des Bra&#x0364;uti-<lb/>
gams Stiefmutter kam gleich dazu/ brachte unter andern Kleinoten einen treflichen Ring/<lb/>
und ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich/ &#x017F;ie ha&#x0364;tte &#x017F;ich nicht darauff ge&#x017F;chicket/ daß in die&#x017F;er weit abgelegenen<lb/>
fremde &#x017F;ie einen Sohn und eine Schwe&#x017F;ter zugleich und auff einmahl ehelich ver&#x017F;prechen<lb/>
&#x017F;olte; &#x017F;on&#x017F;ten würde &#x017F;ie &#x017F;ich ihrer Schuldigkeit be&#x017F;&#x017F;er erinnert haben. Er aber nach gebu&#x0364;hr-<lb/>
licher Dank&#x017F;agung nam die Kleinot zu &#x017F;ich/ vermehrete &#x017F;ie mit einer zimlichen Anzahl von<lb/>
&#x017F;einen eigenen/ und lieferte &#x017F;ie &#x017F;einem geliebeten Fra&#x0364;ulein; empfing auch hinwieder von<lb/>
ihr einen ko&#x0364;&#x017F;tlichen Ring/ welchen ihre Fr. Mutter ihr zuge&#x017F;tellet hatte/ und wahr keine des<lb/>
vornehmen Frauenzimmers zugegen/ welche die&#x017F;er Braut zur Glu&#x0364;kwu&#x0364;n&#x017F;chung nicht &#x017F;olte<lb/>
ein oder etliche Kleinot verehret haben/ deren Ko&#x0364;nigin Vali&#x017F;ka und Fu&#x0364;r&#x017F;tin Sibylla/ als<lb/>
ku&#x0364;nfftige Schwe&#x017F;ter/ ihr ganze Schachteln vol einlieferten/ und ward die u&#x0364;brige Tages-<lb/>
zeit in aller Fro&#x0364;ligkeit zugebracht/ auch des folgenden Tages die Verlo&#x0364;bniß gehalten/ da<lb/>
die beyden Bra&#x0364;utigambe ihren Lieb&#x017F;ten das Ko&#x0364;nigliche Leibgedinge vermacheten/ auch<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin Sibyllen und Ko&#x0364;nigin Lukrezien ihres zugleich mit bekra&#x0364;fftiget ward.</p><lb/>
          <p>De&#x017F;&#x017F;elben Abends kahmen Herkules und Arbianes mit ihren Gemahlen ohngefehr<lb/>
bey einander zu&#x017F;itzen/ da Vali&#x017F;ka den Fu&#x0364;r&#x017F;ten erinnerte/ er mo&#x0364;chte ihnen die Anfechtung<lb/>
erza&#x0364;hlen/ welche er zeit &#x017F;eines Bettel&#x017F;tandes von dem leidigen Teuffel in Bettlers Ge&#x017F;talt<lb/>
ausge&#x017F;tanden ha&#x0364;tte; worzu er willig wahr/ und zur Antwort gab: Ob ich gleich hievon lie-<lb/>
ber &#x017F;chweige/ als viel Worte mache/ weil durch Gottes &#x017F;onderbahre Krafft ich die&#x017F;e Ver-<lb/>
&#x017F;uchung u&#x0364;ber&#x017F;tanden habe/ &#x017F;o tuhe ichs doch nicht ungerne/ unter der Hoffnung/ mein Herr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Bru-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[882/0888] Achtes Buch. ſie hernach zu dem Fuͤrſten: Eure Liebe hat bloß dem Gluͤcke zudanken/ daß mir Zeit und Gelegenheit benommen wird/ mich an ihr zuraͤchen; jedoch ernſtlich davon zureden/ wolle Eure Liebe hinfuͤro ſich des unbillichen Ruhms enthalten/ und mit ſolchen unverdienten/ oder recht zuſagen/ un- und uͤbermenſchlichẽ preiſen mich verſchonen/ dafern er ſonſt mich zu einer ſteten Freundin haben wil. Vor dißmahl wollen wir die anjezt gluͤklich beſtetigte Heyraht beſſer zuordnen vor uns nehmen/ und weiß Eure Liebe ſich wol zuerinnern/ welcher geſtalt dieſelbe ſich bißher gewegert hat/ das Wendiſche Fuͤrſtentuhm anzunehmen/ unge- achtet die Durchleuchtigſte Fürſtin der Wenden/ Fr. Bochild/ auff unſern Vorſchlag Eu- re Liebe zum Nachfolger in der Herſchafft ſchon erklaͤret hat; ſolte nun dieſelbe ſich deſſen noch weiter zuwegern geſinnet ſeyn/ wil ich die jezt hochgedachte Wendiſche Fuͤrſtin/ Euer Liebe Herrn Vaters leibliche Fr. Schweſter hiemit bitlich erſuchet haben/ ſie wolle Euer Liebe ſolches Fürſtentuhm entzihen/ und dem Durchleuchtigſten Schwediſchen Fraͤulein es nach ihrem Tode (welchen Gott lange verhuͤten wolle) als zur Heimſteur zuwenden. Ja/ fing Fuͤrſtin Bochild an/ weil mein Herr Sohn mein Mutterherz bißdaher nicht hat wollen erkennen/ noch der Wendiſchen Herſchafft ſich mit annehmen/ welche mir und ihm aus Koͤniglicher Teutſcher Mildigkeit gegebẽ iſt ſol hinfuͤro das Durchlaͤuchtigſte Fraͤu- lein/ Frl. Schulda die Erbin ſeyn/ alſo und dergeſtalt/ daß ihr künfftiger Ander-gebohrner Sohn dereins herſchender Fuͤrſt in Wendland geſetzet werde; welches ſie alle gut hieſſen. Valiſka ließ darauff die verwahreten Pannoniſchen 10 Tonnen Goldes/ nebeſt den eh- mahls verſprochenen fuͤnff Tonnen auch herzu tragen/ und ſtellete ſie dem Fraͤulein hin zun Fuͤſſen/ mit anmeldung/ wie ſie ihr zum beſten ſolche bißher in Verwahrung gehabt haͤtte; Vor welches alles ſo wol die Braut als ihre Eltern ſich ſehr bedanketen. Des Braͤuti- gams Stiefmutter kam gleich dazu/ brachte unter andern Kleinoten einen treflichen Ring/ und entſchuldigte ſich/ ſie haͤtte ſich nicht darauff geſchicket/ daß in dieſer weit abgelegenen fremde ſie einen Sohn und eine Schweſter zugleich und auff einmahl ehelich verſprechen ſolte; ſonſten würde ſie ſich ihrer Schuldigkeit beſſer erinnert haben. Er aber nach gebuͤhr- licher Dankſagung nam die Kleinot zu ſich/ vermehrete ſie mit einer zimlichen Anzahl von ſeinen eigenen/ und lieferte ſie ſeinem geliebeten Fraͤulein; empfing auch hinwieder von ihr einen koͤſtlichen Ring/ welchen ihre Fr. Mutter ihr zugeſtellet hatte/ und wahr keine des vornehmen Frauenzimmers zugegen/ welche dieſer Braut zur Gluͤkwuͤnſchung nicht ſolte ein oder etliche Kleinot verehret haben/ deren Koͤnigin Valiſka und Fuͤrſtin Sibylla/ als kuͤnfftige Schweſter/ ihr ganze Schachteln vol einlieferten/ und ward die uͤbrige Tages- zeit in aller Froͤligkeit zugebracht/ auch des folgenden Tages die Verloͤbniß gehalten/ da die beyden Braͤutigambe ihren Liebſten das Koͤnigliche Leibgedinge vermacheten/ auch Fuͤrſtin Sibyllen und Koͤnigin Lukrezien ihres zugleich mit bekraͤfftiget ward. Deſſelben Abends kahmen Herkules und Arbianes mit ihren Gemahlen ohngefehr bey einander zuſitzen/ da Valiſka den Fuͤrſten erinnerte/ er moͤchte ihnen die Anfechtung erzaͤhlen/ welche er zeit ſeines Bettelſtandes von dem leidigen Teuffel in Bettlers Geſtalt ausgeſtanden haͤtte; worzu er willig wahr/ und zur Antwort gab: Ob ich gleich hievon lie- ber ſchweige/ als viel Worte mache/ weil durch Gottes ſonderbahre Krafft ich dieſe Ver- ſuchung uͤberſtanden habe/ ſo tuhe ichs doch nicht ungerne/ unter der Hoffnung/ mein Herr Bru-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/888
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 882. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/888>, abgerufen am 23.11.2024.