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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
le/ vor den ich ihn gesezt habe. Kan ich aber die Wahl unter den vorgestelleten selber nicht
machen; dann trage ich meinen Leuten auff/ einen davon auszulesen/ und mit einhelliger
Stimme mir ihn zunennen; und wann solches geschiehet/ behalte ich mir dannoch die
Freyheit/ ihn anzunehmen/ oder eine andere Wahl von ihnen zuheischen. Können sie aber
der Sache unter ihnen nicht eins werden/ so lasse ich die/ an welchen keiner etwas zutadeln
hat/ zusammen treten/ und die Wahl durchs Loß ausrichten. Da dann bey Bestellung ich
meinen Leuten ehrlichen und gnugsamen Unterhalt vermache/ davon sie nicht allein leben
und ihren Stand führen/ sondern auch den ihren einen Noht- und Ehrenpfennig erspa-
ren können; jedoch nebest dieser ernstlichen Warschauung/ daß wo ich an ihnen einige
Unträue oder Ungerechtigkeit spüren würde/ daß umb Geschenk oder Gunst willen sie das
Recht verkehreten/ müste solches an ihnen/ andern zum Beyspiel/ ohn alle Gnade gestraffet
werden. Und bey Angelobung ihrer Träue erinnere ich sie zum überfluß/ daß diese meine
Warnung sie ja nimmer aus ihrem Gedächtniß sollen kommen lassen/ sondern bey allem
ihren Vornehmen daran gedenken. Doch untersuche ich hernach lhr verhalten auch nicht
auffs genaueste/ dann ich weiß/ daß wir alle der Schwacheit unterworffen sind/ und man
zuzeiten einen Fehltrit tuht/ der nicht aus Boßheit vorgenommen wird. Wiewol ich denen
zum fleissigsten auff die Hände acht gebe/ die mit dem Königlichen Schatze/ und gemeinen
Einnahmen und Außgaben umgehen. Dann wo diese nicht ehrliches Gemühts/ sondern
dem Geiz zugetahn sind/ können sie zu des Fürsten und Landes Nachteil sehr schlimme Hän-
del machen. Stehet einem und andern etwz aus bey dem Fürsten oder bey der Landschafft/
können sie tausend Anschläge machen/ daß ihr Anteil daran/ der gröste wird/ ob gleich ihnen
kein Heller davon mit Recht zukomt. Ich habs erlebet/ daß meines Reichs Rentmeister/
unterschiedlicher Leute rechtmässige Foderung/ umb ein gewisses Geld an sich gekaufft/ und
mir/ als währe es richtig bezahlet/ in Rechnung gebracht haben/ da auff fleissige Nachfor-
schung ich ihnen zimlicher massen hinter die Künste kam/ und ihnen den Strik zum Lohn
erteilet habe. Daß ich mich aber solte rühmen können/ ich hätte aller Diebsgriffe/ welche
hiebey vorgehen können/ völlige Erkäntniß/ ist weit gefehlet; dann ich muß bekennen/ daß
mir zuzeiten/ von einem und andern ein solcher blinder und unsichtbahrer Ohksbohks vor
die Augen gemacht wird/ daß ich zwar merke/ es sey nicht richtig/ kan aber den eigentlichen
Betrug nicht finden/ und muß also sehend blind seyn. Zum Beschluß währe noch übrig/
mit wenigen anzufügen/ wie mannicherley nöhtige Rahtsbedienungen anzuordnen sind/
als da man Reichs- oder Land Rähte/ Hof Rähte und Gerichts Rähte zubestellen hat; was
eines jeden Ampt und Verrichtung sey/ und wie man einen Rahtsbedieneten nicht mit
gar zu vielen ämptern überladen solle/ noch solche unterschiedliche Bedienungen vermi-
schen. Weil aber der späte Abend uns vermahnet/ die Ruhe zunehmen/ damit man der
morgenden Königlichen Krönung beyzuwohnen desto geschikter sey/ wil meiner ohndas
schon zu weitläufftiger und verdrießlicher Rede ich vor dißmahl anstand geben/ nebest
freundlicher Bitte/ alles was von mir vorgetragen ist/ im besten zuvermerken/ sampt ange-
fügeter ausdrüklicher Bedingung/ daß zu keines Menschen Unterweisung/ sondern bloß
meiner Durchl. Fr. Tochter zu wilfahren/ ich solches alles angeführet habe. Dieselbe nun
bedankete sich kind- und demühtig vor diese heilsame Unterrichtung/ nebest anzeige/ sie wür-

de wol

Achtes Buch.
le/ vor den ich ihn geſezt habe. Kan ich aber die Wahl unter den vorgeſtelleten ſelber nicht
machen; dann trage ich meinen Leuten auff/ einen davon auszuleſen/ und mit einhelliger
Stimme mir ihn zunennen; und wann ſolches geſchiehet/ behalte ich mir dannoch die
Freyheit/ ihn anzunehmen/ oder eine andere Wahl von ihnen zuheiſchen. Koͤnnen ſie aber
der Sache unter ihnen nicht eins werden/ ſo laſſe ich die/ an welchen keiner etwas zutadeln
hat/ zuſammen treten/ und die Wahl durchs Loß ausrichten. Da dann bey Beſtellung ich
meinen Leuten ehrlichen und gnugſamen Unterhalt vermache/ davon ſie nicht allein leben
und ihren Stand fuͤhren/ ſondern auch den ihren einen Noht- und Ehrenpfennig erſpa-
ren koͤnnen; jedoch nebeſt dieſer ernſtlichen Warſchauung/ daß wo ich an ihnen einige
Untraͤue oder Ungerechtigkeit ſpuͤren wuͤrde/ daß umb Geſchenk oder Gunſt willen ſie das
Recht verkehreten/ muͤſte ſolches an ihnen/ andern zum Beyſpiel/ ohn alle Gnade geſtraffet
werden. Und bey Angelobung ihrer Traͤue erinnere ich ſie zum uͤberfluß/ daß dieſe meine
Warnung ſie ja nimmer aus ihrem Gedaͤchtniß ſollen kommen laſſen/ ſondern bey allem
ihren Vornehmen daran gedenken. Doch unterſuche ich hernach lhr verhalten auch nicht
auffs genaueſte/ dann ich weiß/ daß wir alle der Schwacheit unterworffen ſind/ und man
zuzeiten einen Fehltrit tuht/ der nicht aus Boßheit vorgenommen wird. Wiewol ich denẽ
zum fleiſſigſten auff die Haͤnde acht gebe/ die mit dem Koͤniglichen Schatze/ und gemeinen
Einnahmen und Außgaben umgehen. Dann wo dieſe nicht ehrliches Gemuͤhts/ ſondern
dem Geiz zugetahn ſind/ koͤnnen ſie zu des Fuͤrſten und Landes Nachteil ſehr ſchlim̃e Haͤn-
del machen. Stehet einem und andern etwz aus bey dem Fuͤrſtẽ oder bey der Landſchafft/
koͤnnen ſie tauſend Anſchlaͤge machen/ daß ihr Anteil daran/ der groͤſte wird/ ob gleich ihnẽ
kein Heller davon mit Recht zukomt. Ich habs erlebet/ daß meines Reichs Rentmeiſter/
unterſchiedlicher Leute rechtmaͤſſige Foderung/ umb ein gewiſſes Geld an ſich gekaufft/ uñ
mir/ als waͤhre es richtig bezahlet/ in Rechnung gebracht haben/ da auff fleiſſige Nachfor-
ſchung ich ihnen zimlicher maſſen hinter die Kuͤnſte kam/ und ihnen den Strik zum Lohn
erteilet habe. Daß ich mich aber ſolte ruͤhmen koͤnnen/ ich haͤtte aller Diebsgriffe/ welche
hiebey vorgehen koͤnnen/ voͤllige Erkaͤntniß/ iſt weit gefehlet; dann ich muß bekennen/ daß
mir zuzeiten/ von einem und andern ein ſolcher blinder und unſichtbahrer Ohksbohks vor
die Augen gemacht wird/ daß ich zwar merke/ es ſey nicht richtig/ kan aber den eigentlichen
Betrug nicht finden/ und muß alſo ſehend blind ſeyn. Zum Beſchluß waͤhre noch uͤbrig/
mit wenigen anzufuͤgen/ wie mannicherley noͤhtige Rahtsbedienungen anzuordnen ſind/
als da man Reichs- oder Land Raͤhte/ Hof Raͤhte und Gerichts Raͤhte zubeſtellen hat; was
eines jeden Ampt und Verrichtung ſey/ und wie man einen Rahtsbedieneten nicht mit
gar zu vielen aͤmptern überladen ſolle/ noch ſolche unterſchiedliche Bedienungen vermi-
ſchen. Weil aber der ſpaͤte Abend uns vermahnet/ die Ruhe zunehmen/ damit man der
morgenden Koͤniglichen Kroͤnung beyzuwohnen deſto geſchikter ſey/ wil meiner ohndas
ſchon zu weitlaͤufftiger und verdrießlicher Rede ich vor dißmahl anſtand geben/ nebeſt
freundlicher Bitte/ alles was von mir vorgetragen iſt/ im beſten zuvermerken/ ſampt ange-
fuͤgeter ausdruͤklicher Bedingung/ daß zu keines Menſchen Unterweiſung/ ſondern bloß
meiner Durchl. Fr. Tochter zu wilfahren/ ich ſolches alles angefuͤhret habe. Dieſelbe nun
bedankete ſich kind- uñ demuͤhtig vor dieſe heilſame Unterrichtung/ nebeſt anzeige/ ſie wuͤr-

de wol
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[854/0860] Achtes Buch. le/ vor den ich ihn geſezt habe. Kan ich aber die Wahl unter den vorgeſtelleten ſelber nicht machen; dann trage ich meinen Leuten auff/ einen davon auszuleſen/ und mit einhelliger Stimme mir ihn zunennen; und wann ſolches geſchiehet/ behalte ich mir dannoch die Freyheit/ ihn anzunehmen/ oder eine andere Wahl von ihnen zuheiſchen. Koͤnnen ſie aber der Sache unter ihnen nicht eins werden/ ſo laſſe ich die/ an welchen keiner etwas zutadeln hat/ zuſammen treten/ und die Wahl durchs Loß ausrichten. Da dann bey Beſtellung ich meinen Leuten ehrlichen und gnugſamen Unterhalt vermache/ davon ſie nicht allein leben und ihren Stand fuͤhren/ ſondern auch den ihren einen Noht- und Ehrenpfennig erſpa- ren koͤnnen; jedoch nebeſt dieſer ernſtlichen Warſchauung/ daß wo ich an ihnen einige Untraͤue oder Ungerechtigkeit ſpuͤren wuͤrde/ daß umb Geſchenk oder Gunſt willen ſie das Recht verkehreten/ muͤſte ſolches an ihnen/ andern zum Beyſpiel/ ohn alle Gnade geſtraffet werden. Und bey Angelobung ihrer Traͤue erinnere ich ſie zum uͤberfluß/ daß dieſe meine Warnung ſie ja nimmer aus ihrem Gedaͤchtniß ſollen kommen laſſen/ ſondern bey allem ihren Vornehmen daran gedenken. Doch unterſuche ich hernach lhr verhalten auch nicht auffs genaueſte/ dann ich weiß/ daß wir alle der Schwacheit unterworffen ſind/ und man zuzeiten einen Fehltrit tuht/ der nicht aus Boßheit vorgenommen wird. Wiewol ich denẽ zum fleiſſigſten auff die Haͤnde acht gebe/ die mit dem Koͤniglichen Schatze/ und gemeinen Einnahmen und Außgaben umgehen. Dann wo dieſe nicht ehrliches Gemuͤhts/ ſondern dem Geiz zugetahn ſind/ koͤnnen ſie zu des Fuͤrſten und Landes Nachteil ſehr ſchlim̃e Haͤn- del machen. Stehet einem und andern etwz aus bey dem Fuͤrſtẽ oder bey der Landſchafft/ koͤnnen ſie tauſend Anſchlaͤge machen/ daß ihr Anteil daran/ der groͤſte wird/ ob gleich ihnẽ kein Heller davon mit Recht zukomt. Ich habs erlebet/ daß meines Reichs Rentmeiſter/ unterſchiedlicher Leute rechtmaͤſſige Foderung/ umb ein gewiſſes Geld an ſich gekaufft/ uñ mir/ als waͤhre es richtig bezahlet/ in Rechnung gebracht haben/ da auff fleiſſige Nachfor- ſchung ich ihnen zimlicher maſſen hinter die Kuͤnſte kam/ und ihnen den Strik zum Lohn erteilet habe. Daß ich mich aber ſolte ruͤhmen koͤnnen/ ich haͤtte aller Diebsgriffe/ welche hiebey vorgehen koͤnnen/ voͤllige Erkaͤntniß/ iſt weit gefehlet; dann ich muß bekennen/ daß mir zuzeiten/ von einem und andern ein ſolcher blinder und unſichtbahrer Ohksbohks vor die Augen gemacht wird/ daß ich zwar merke/ es ſey nicht richtig/ kan aber den eigentlichen Betrug nicht finden/ und muß alſo ſehend blind ſeyn. Zum Beſchluß waͤhre noch uͤbrig/ mit wenigen anzufuͤgen/ wie mannicherley noͤhtige Rahtsbedienungen anzuordnen ſind/ als da man Reichs- oder Land Raͤhte/ Hof Raͤhte und Gerichts Raͤhte zubeſtellen hat; was eines jeden Ampt und Verrichtung ſey/ und wie man einen Rahtsbedieneten nicht mit gar zu vielen aͤmptern überladen ſolle/ noch ſolche unterſchiedliche Bedienungen vermi- ſchen. Weil aber der ſpaͤte Abend uns vermahnet/ die Ruhe zunehmen/ damit man der morgenden Koͤniglichen Kroͤnung beyzuwohnen deſto geſchikter ſey/ wil meiner ohndas ſchon zu weitlaͤufftiger und verdrießlicher Rede ich vor dißmahl anſtand geben/ nebeſt freundlicher Bitte/ alles was von mir vorgetragen iſt/ im beſten zuvermerken/ ſampt ange- fuͤgeter ausdruͤklicher Bedingung/ daß zu keines Menſchen Unterweiſung/ ſondern bloß meiner Durchl. Fr. Tochter zu wilfahren/ ich ſolches alles angefuͤhret habe. Dieſelbe nun bedankete ſich kind- uñ demuͤhtig vor dieſe heilſame Unterrichtung/ nebeſt anzeige/ ſie wuͤr- de wol

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/860>, abgerufen am 23.11.2024.