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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
etliche zu uns kommen/ welche mich hindern werden/ mich des ergangnen recht zuerinnern. O du
wunderbarer Gott/ sagte hierauff Königin Valiska/ wie gehestu mit deinen lieben Kindern
so wunderlich um auf dieser Welt! jedoch muß ihnen alles zum besten gereichen/ insonder-
heit deine väterliche Heimsuchungen; dann ich gläube nicht/ daß ein Mensch/ wes Stan-
des er auch seyn mag/ sich recht erkenne/ oder seine Schwacheit gläube/ dafern er nicht un-
ter deiner Zucht gedemühtiget wird. Aber gnug vor dißmahl/ von diesen traurigen Be-
gebnissen/ wollen auch bey besserer Gelegenheit euren ausgestandenen Straus mit dem
grossen Versucher/ anhören/ und nunmehr geschäfftig seyn/ bey des zu euer Hochzeit/ nnd
zu meines Herr Bruders Krönung Bereitschafft zumachen/ und daß die geladenen Kö-
nige aus Gallien/ Schweden und Dänenmark wol und gebührlich empfangen werden;
nur wird ein einziges Fräulein-Bild uns bey dieser Fröligkeit mangeln/ welche zweifels
ohn mein Herr Bruder Arbianes gerne/ meine Fr. Schwester Klara aber sehr ungerne
dabey leiden möchte. Diese kunten nicht gedenken/ was vor eine diese seyn möchte/ biß Va-
liska sagete: Er solte sich seines ehmahligen Bräutigam-Standes mit dem Bauren Fräu-
lein/ Frl. Metten erinnern; worüber sie beyderseits überlaut lacheten/ und Fr. Klara sage-
te: Ja Herzen Fr. Schwester/ gedenket eure Liebe wol/ daß ich meinen Fürsten aus dieser
Bauren Hütte so rein und züchtig solte wieder bekommen haben/ als er dahinein gangen
ist? gewißlich möchte ich dieses schöne Bildichen mit ihren pflaumen-weichen Händichen
und blut-bund-gefärbeten Mündichen hieselbst sehr ungerne sehen; dann wer weiß/ ob sie
nicht allein kühne Einsprache tähte/ sondern mein Fürst den alten Schrol wieder bekommen/
mich verlassen/ und mit dieser kühnen Heldin/ die ihrem Vater die Kehle so freundlich zu
küssen weiß gar davon zihen möchte. Verzeihe es Gott euch beyden/ sagte Arbianes/ aber
5000 Kronen gäbe ich drumb/ dz sie möchte zugegen seyn/ es dürfte noch lustige Schwänke
abgeben/ und erkenne ich mich schuldig/ ihr das Pferd/ Kleider und andere angewante Ko-
sten zuerstatten/ in sonderheit möchte ich dem guten Weibe ihren Pelz gerne bezahlen/ ob sie
gleich davor ein übriges gescholten und gefluchet hat. Also brachten sie diese Zeit in aller
geziemenden Fröligkeit zu/ und ob zwar König Mnata Freiheit hatte/ nach seinem König-
reich zuzihen/ baht er sich doch selbst zu Arbianes Hochzeit/ welches den unsern sehr wol ge-
fiel/ und auff sein Ansuchen ihm ganz gerne einwilligten/ daß er 100 seiner besten Ritter-
schafft zu sich foderte/ ihm auffzuwarten. Mit Auffbauung der verstöreten Städte und
Dörffer ward fleissig fortgefahren/ und alles auff Königs Mnata Befehl besser gemacht/
als es vorhin gewesen; so hielt er auch mit seinen Schenkungen bey dem Königl- und
Fürstlichen Frauenzimmer immer an/ daß Valiska ungeduldig drüber ward; er aber hoch
beteurete/ daß er sein halbes Königreich nicht drum nehmen wolte/ daß er in diese Tugend-
Schuele nicht kommen währe/ wo selbst er nunmehr in etwas gefasset hätte/ was einem
Könige anstünde/ welches ihm dann überaus lieb währe/ ungeachtet er zuvor eine zimlich
harte Stäupe/ welche er wol verdienet/ hätte aushalten müssen. Er lebete sonst wie ein
Bruder mit unsern Königen/ und erlangete bey Valisken/ daß Herkules nacketer Kampf
mit seinem ehmaligen Bato gehalten/ auff seine Kosten zum zierlichsten auff vier Tücher
abgemahlet/ und auff dem langen Umgange auffgehenket ward.

Bald nach geendigtem Pannonischen Kriege/ kam der alte Friese Wittho mit sei-

nem

Achtes Buch.
etliche zu uns kom̃en/ welche mich hindeꝛn werdẽ/ mich des ergangnẽ recht zueriñeꝛn. O du
wunderbarer Gott/ ſagte hierauff Koͤnigin Valiſka/ wie geheſtu mit deinẽ lieben Kindern
ſo wunderlich um auf dieſer Welt! jedoch muß ihnen alles zum beſten gereichen/ inſonder-
heit deine vaͤterliche Heimſuchungen; dann ich glaͤube nicht/ daß ein Menſch/ wes Stan-
des er auch ſeyn mag/ ſich recht erkenne/ oder ſeine Schwacheit glaͤube/ dafern er nicht un-
ter deiner Zucht gedemuͤhtiget wird. Aber gnug vor dißmahl/ von dieſen traurigen Be-
gebniſſen/ wollen auch bey beſſerer Gelegenheit euren ausgeſtandenen Straus mit dem
groſſen Verſucher/ anhoͤren/ und nunmehr geſchaͤfftig ſeyn/ bey des zu euer Hochzeit/ nnd
zu meines Herr Bruders Kroͤnung Bereitſchafft zumachen/ und daß die geladenen Koͤ-
nige aus Gallien/ Schweden und Daͤnenmark wol und gebuͤhrlich empfangen werden;
nur wird ein einziges Fraͤulein-Bild uns bey dieſer Froͤligkeit mangeln/ welche zweifels
ohn mein Herr Bruder Arbianes gerne/ meine Fr. Schweſter Klara aber ſehr ungerne
dabey leiden moͤchte. Dieſe kunten nicht gedenken/ was vor eine dieſe ſeyn moͤchte/ biß Va-
liſka ſagete: Er ſolte ſich ſeines ehmahligen Braͤutigam-Standes mit dem Bauren Fraͤu-
lein/ Frl. Metten erinnern; woruͤber ſie beyderſeits uͤberlaut lacheten/ und Fr. Klara ſage-
te: Ja Herzen Fr. Schweſter/ gedenket eure Liebe wol/ daß ich meinen Fuͤrſten aus dieſer
Bauren Huͤtte ſo rein und zuͤchtig ſolte wieder bekommen haben/ als er dahinein gangen
iſt? gewißlich moͤchte ich dieſes ſchoͤne Bildichen mit ihren pflaumen-weichen Haͤndichen
und blut-bund-gefaͤrbeten Muͤndichen hieſelbſt ſehr ungerne ſehen; dann wer weiß/ ob ſie
nicht allein kuͤhne Einſprache taͤhte/ ſondern mein Fuͤrſt den alten Schrol wieder bekom̃en/
mich verlaſſen/ und mit dieſer kuͤhnen Heldin/ die ihrem Vater die Kehle ſo freundlich zu
küſſen weiß gar davon zihen moͤchte. Verzeihe es Gott euch beyden/ ſagte Arbianes/ aber
5000 Kronen gaͤbe ich drumb/ dz ſie moͤchte zugegen ſeyn/ es duͤrfte noch luſtige Schwaͤnke
abgeben/ und erkenne ich mich ſchuldig/ ihr das Pferd/ Kleider und andere angewante Ko-
ſten zuerſtatten/ in ſonderheit moͤchte ich dem guten Weibe ihren Pelz gerne bezahlen/ ob ſie
gleich davor ein uͤbriges geſcholten und gefluchet hat. Alſo brachten ſie dieſe Zeit in aller
geziemenden Froͤligkeit zu/ und ob zwar Koͤnig Mnata Freiheit hatte/ nach ſeinem Koͤnig-
reich zuzihen/ baht er ſich doch ſelbſt zu Arbianes Hochzeit/ welches den unſern ſehr wol ge-
fiel/ und auff ſein Anſuchen ihm ganz gerne einwilligten/ daß er 100 ſeiner beſten Ritter-
ſchafft zu ſich foderte/ ihm auffzuwarten. Mit Auffbauung der verſtoͤreten Staͤdte und
Doͤrffer ward fleiſſig fortgefahren/ und alles auff Koͤnigs Mnata Befehl beſſer gemacht/
als es vorhin geweſen; ſo hielt er auch mit ſeinen Schenkungen bey dem Koͤnigl- und
Fuͤrſtlichen Frauenzimmer immer an/ daß Valiſka ungeduldig druͤber ward; er aber hoch
beteurete/ daß er ſein halbes Koͤnigreich nicht drum nehmen wolte/ daß er in dieſe Tugend-
Schuele nicht kommen waͤhre/ wo ſelbſt er nunmehr in etwas gefaſſet haͤtte/ was einem
Koͤnige anſtuͤnde/ welches ihm dann uͤberaus lieb waͤhre/ ungeachtet er zuvor eine zimlich
harte Staͤupe/ welche er wol verdienet/ haͤtte aushalten muͤſſen. Er lebete ſonſt wie ein
Bruder mit unſern Koͤnigen/ und erlangete bey Valiſken/ daß Herkules nacketer Kampf
mit ſeinem ehmaligen Bato gehalten/ auff ſeine Koſten zum zierlichſten auff vier Tuͤcher
abgemahlet/ und auff dem langen Umgange auffgehenket ward.

Bald nach geendigtem Pannoniſchen Kriege/ kam der alte Frieſe Wittho mit ſei-

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[842/0848] Achtes Buch. etliche zu uns kom̃en/ welche mich hindeꝛn werdẽ/ mich des ergangnẽ recht zueriñeꝛn. O du wunderbarer Gott/ ſagte hierauff Koͤnigin Valiſka/ wie geheſtu mit deinẽ lieben Kindern ſo wunderlich um auf dieſer Welt! jedoch muß ihnen alles zum beſten gereichen/ inſonder- heit deine vaͤterliche Heimſuchungen; dann ich glaͤube nicht/ daß ein Menſch/ wes Stan- des er auch ſeyn mag/ ſich recht erkenne/ oder ſeine Schwacheit glaͤube/ dafern er nicht un- ter deiner Zucht gedemuͤhtiget wird. Aber gnug vor dißmahl/ von dieſen traurigen Be- gebniſſen/ wollen auch bey beſſerer Gelegenheit euren ausgeſtandenen Straus mit dem groſſen Verſucher/ anhoͤren/ und nunmehr geſchaͤfftig ſeyn/ bey des zu euer Hochzeit/ nnd zu meines Herr Bruders Kroͤnung Bereitſchafft zumachen/ und daß die geladenen Koͤ- nige aus Gallien/ Schweden und Daͤnenmark wol und gebuͤhrlich empfangen werden; nur wird ein einziges Fraͤulein-Bild uns bey dieſer Froͤligkeit mangeln/ welche zweifels ohn mein Herr Bruder Arbianes gerne/ meine Fr. Schweſter Klara aber ſehr ungerne dabey leiden moͤchte. Dieſe kunten nicht gedenken/ was vor eine dieſe ſeyn moͤchte/ biß Va- liſka ſagete: Er ſolte ſich ſeines ehmahligen Braͤutigam-Standes mit dem Bauren Fraͤu- lein/ Frl. Metten erinnern; woruͤber ſie beyderſeits uͤberlaut lacheten/ und Fr. Klara ſage- te: Ja Herzen Fr. Schweſter/ gedenket eure Liebe wol/ daß ich meinen Fuͤrſten aus dieſer Bauren Huͤtte ſo rein und zuͤchtig ſolte wieder bekommen haben/ als er dahinein gangen iſt? gewißlich moͤchte ich dieſes ſchoͤne Bildichen mit ihren pflaumen-weichen Haͤndichen und blut-bund-gefaͤrbeten Muͤndichen hieſelbſt ſehr ungerne ſehen; dann wer weiß/ ob ſie nicht allein kuͤhne Einſprache taͤhte/ ſondern mein Fuͤrſt den alten Schrol wieder bekom̃en/ mich verlaſſen/ und mit dieſer kuͤhnen Heldin/ die ihrem Vater die Kehle ſo freundlich zu küſſen weiß gar davon zihen moͤchte. Verzeihe es Gott euch beyden/ ſagte Arbianes/ aber 5000 Kronen gaͤbe ich drumb/ dz ſie moͤchte zugegen ſeyn/ es duͤrfte noch luſtige Schwaͤnke abgeben/ und erkenne ich mich ſchuldig/ ihr das Pferd/ Kleider und andere angewante Ko- ſten zuerſtatten/ in ſonderheit moͤchte ich dem guten Weibe ihren Pelz gerne bezahlen/ ob ſie gleich davor ein uͤbriges geſcholten und gefluchet hat. Alſo brachten ſie dieſe Zeit in aller geziemenden Froͤligkeit zu/ und ob zwar Koͤnig Mnata Freiheit hatte/ nach ſeinem Koͤnig- reich zuzihen/ baht er ſich doch ſelbſt zu Arbianes Hochzeit/ welches den unſern ſehr wol ge- fiel/ und auff ſein Anſuchen ihm ganz gerne einwilligten/ daß er 100 ſeiner beſten Ritter- ſchafft zu ſich foderte/ ihm auffzuwarten. Mit Auffbauung der verſtoͤreten Staͤdte und Doͤrffer ward fleiſſig fortgefahren/ und alles auff Koͤnigs Mnata Befehl beſſer gemacht/ als es vorhin geweſen; ſo hielt er auch mit ſeinen Schenkungen bey dem Koͤnigl- und Fuͤrſtlichen Frauenzimmer immer an/ daß Valiſka ungeduldig druͤber ward; er aber hoch beteurete/ daß er ſein halbes Koͤnigreich nicht drum nehmen wolte/ daß er in dieſe Tugend- Schuele nicht kommen waͤhre/ wo ſelbſt er nunmehr in etwas gefaſſet haͤtte/ was einem Koͤnige anſtuͤnde/ welches ihm dann uͤberaus lieb waͤhre/ ungeachtet er zuvor eine zimlich harte Staͤupe/ welche er wol verdienet/ haͤtte aushalten muͤſſen. Er lebete ſonſt wie ein Bruder mit unſern Koͤnigen/ und erlangete bey Valiſken/ daß Herkules nacketer Kampf mit ſeinem ehmaligen Bato gehalten/ auff ſeine Koſten zum zierlichſten auff vier Tuͤcher abgemahlet/ und auff dem langen Umgange auffgehenket ward. Bald nach geendigtem Pannoniſchen Kriege/ kam der alte Frieſe Wittho mit ſei- nem

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/848>, abgerufen am 23.11.2024.