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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
Die Wendischen Völker wurden auch wolbegabet/ nach Hause geschikt/ und die alte Für-
stin mit grossen Schenkungen angesehen/ auch zum Krönungs Fest eingeladen. Alle Ver-
wundete so das reiten nicht er dulden kunten/ musten im Lager bleiben/ da ihnen wol gedie-
net ward biß sie geheilet wahren; unter diesen wahr der neue Ritter Grozemisla/ der in al-
len Treffen mit gewesen wahr/ und 26 Wunden davon getragen hatte/ ward aber doch wie-
der geheilet/ wiewol er hinkend an der linken Huft und lahm am linken Arme blieb; man
hatte ihm aber 30000 Kronen von der Beute zugewendet/ und ward ihm ein statliches Rit-
tergut in dem abgetrettenen Pannonischen teile versprochen/ welches ihm auch nebest 50000
Kronen Baarschaft geliefert ward/ da ihm Valiska eine von ihren ädlen Kammerjnng-
fern freiete. Die König- und Fürstliche Geselschaft ward zu Prag mit grossen freuden von
den beyden alten Königinnen und den hinterbliebenen Römischen Herren und Frauen/
auch andern/ empfangen; nur Libussa und Euphrosyne rücketen es Herkules in freundli-
chem Schimpfe auf/ daß er ihre Eheliebsten noch weiter hinweg geschicket hätte/ und sie so
viel länger allein schlaffen müsten; wurden aber mit der Vertröstung einer guten Beute
auff ihre schleunige Wiederkunft wol begnüget. Gallus hatte nicht allein bey der Feldplun-
derung sondern auch aus Feindes Lager ein ansehnliches bekommen/ welches er seiner lieb-
sten Beaten zum Beutpfennige lieferte/ und seiner Schwigermutter davon 24000 Kro-
nen schenkete. Arbianes ward von seiner Klaren über aus freundlich empfangen/ entsetzete
sich zwar anfangs über seiner Verwundung/ aber da sie der schleunigen Gesundheit ver-
sichert ward/ gab sie sich zu frieden/ und dankete Gott herzlich vor seine erhaltung; da Kö-
nigin Valiska zu ihr sagete: Ihr tuht recht/ mein Schwesterchen/ daß ihr dem Allerhöch-
sten danket/ als welchem alles Häuptsachlich mus zugeschrieben werden; wann aber unser
Gott sich guter Leute gebrauchet/ die zu unser Rettung und Wolfahrt ihr leben gutwillig
in die Schanze schlagen/ müssen wir denselben auch unsere Dankbarkeit sehen lassen. Ja
mein Schaz/ setzete Arbianes hinzu/ es hat ein tapfer Ritmeister durch Gottes schickung
vor dißmahl mein Leben erhalten/ durch eine solche Wagnis/ die nicht leicht ein Bruder
dem andern leisten würde/ und hätte ohn dessen Rettung ich ausser allem zweifel meinen
Geist aufgeben müssen/ wiewol weder ihr noch ich/ demselben jemahls etwas gutes getahn;
er erinnert sich aber/ euch ehmahls beleidiget zu haben/ und wil es vor eine volkommene ver-
geltung halten/ wann ihr ihm sein voriges Verbrechen nur verzeihen/ und ihn zu Gnaden
aufnehmen wollet; erzählete hierauff/ wie es eigentlich ergangen/ und wie groß seine Gefahr
gewesen. Da sie ihm zur Antwort gab; Dem almächtigen und grundguntigen Gotte sey
dank in ewigkeit vor diese Rettung/ und werde ich dem tapferen Ritmeister wissen zubegeg-
nen/ wans gleich Reichard selber währe. Ja mein Schaz/ sagte Arbianes/ eben derselbe ist
es/ und hat nicht ohngefehr/ sondern aus willigem Vorsaz sein Leben vor mich gewaget/ so
daß die ganze Königl- und Fürstliche Geselschaft ihm nicht allein allerdinge verzihen/ son-
dern wolbegabet hinzihen lassen/ seine Eheliebste abzuhohlen/ und sich ehist in eures Herr
Bruders/ Königes Herkules beharliche Dienste wieder einzustellen; je gnädiger ihr nun
diesem redlichen Menschen (welcher seine rechtschaffene Busse durch Trähnen und seuf-
zen mit einem hochbewäglichen Fußfalle sehen lassen/ und sich aller Gnade unwirdig ge-
nennet hat) euch werdet erzeigen/ je mehr werdet ihr mich eurer Liebe versichern/ an welcher

mir

Achtes Buch.
Die Wendiſchen Voͤlker wurden auch wolbegabet/ nach Hauſe geſchikt/ und die alte Fuͤr-
ſtin mit groſſen Schenkungen angeſehen/ auch zum Kroͤnungs Feſt eingeladen. Alle Ver-
wundete ſo das reiten nicht er dulden kunten/ muſten im Lager bleiben/ da ihnen wol gedie-
net ward biß ſie geheilet wahren; unter dieſen wahr der neue Ritter Grozemiſla/ der in al-
len Treffen mit geweſen wahr/ und 26 Wunden davon getragen hatte/ ward abeꝛ doch wie-
der geheilet/ wiewol er hinkend an der linken Huft und lahm am linken Arme blieb; man
hatte ihm aber 30000 Kronen von der Beute zugewendet/ und ward ihm ein ſtatliches Rit-
tergut in dem abgetrettenen Pañoniſchen teile verſprochen/ welches ihm auch nebeſt 50000
Kronen Baarſchaft geliefert ward/ da ihm Valiſka eine von ihren aͤdlen Kammerjnng-
fern freiete. Die Koͤnig- und Fuͤrſtliche Geſelſchaft ward zu Prag mit groſſen freuden von
den beyden alten Koͤniginnen und den hinterbliebenen Roͤmiſchen Herren und Frauen/
auch andern/ empfangen; nur Libuſſa und Euphroſyne ruͤcketen es Herkules in freundli-
chem Schimpfe auf/ daß er ihre Eheliebſten noch weiter hinweg geſchicket haͤtte/ und ſie ſo
viel laͤnger allein ſchlaffen muͤſten; wurden aber mit der Vertroͤſtung einer guten Beute
auff ihre ſchleunige Wiederkunft wol begnuͤget. Gallus hatte nicht allein bey der Feldplun-
derung ſondern auch aus Feindes Lager ein anſehnliches bekommen/ welches er ſeiner lieb-
ſten Beaten zum Beutpfennige lieferte/ und ſeiner Schwigermutter davon 24000 Kro-
nen ſchenkete. Arbianes ward von ſeiner Klaren uͤber aus freundlich empfangen/ entſetzete
ſich zwar anfangs uͤber ſeiner Verwundung/ aber da ſie der ſchleunigen Geſundheit ver-
ſichert ward/ gab ſie ſich zu frieden/ und dankete Gott herzlich vor ſeine erhaltung; da Koͤ-
nigin Valiſka zu ihr ſagete: Ihr tuht recht/ mein Schweſterchen/ daß ihr dem Allerhoͤch-
ſten danket/ als welchem alles Haͤuptſachlich mus zugeſchrieben werden; wann aber unſer
Gott ſich guter Leute gebrauchet/ die zu unſer Rettung und Wolfahrt ihr leben gutwillig
in die Schanze ſchlagen/ müſſen wir denſelben auch unſere Dankbarkeit ſehen laſſen. Ja
mein Schaz/ ſetzete Arbianes hinzu/ es hat ein tapfer Ritmeiſter durch Gottes ſchickung
vor dißmahl mein Leben erhalten/ durch eine ſolche Wagnis/ die nicht leicht ein Bruder
dem andern leiſten wuͤrde/ und haͤtte ohn deſſen Rettung ich auſſer allem zweifel meinen
Geiſt aufgeben muͤſſen/ wiewol weder ihꝛ noch ich/ demſelben jemahls etwas gutes getahn;
er erinnert ſich aber/ euch ehmahls beleidiget zu haben/ und wil es voꝛ eine volkommene ver-
geltung halten/ wann ihr ihm ſein voriges Verbrechen nur verzeihen/ und ihn zu Gnaden
aufnehmen wollet; erzaͤhlete hierauff/ wie es eigentlich ergangen/ uñ wie groß ſeine Gefahr
geweſen. Da ſie ihm zur Antwort gab; Dem almaͤchtigen und grundgūtigen Gotte ſey
dank in ewigkeit vor dieſe Rettung/ und werde ich dem tapferen Ritmeiſter wiſſen zubegeg-
nen/ wans gleich Reichard ſelber waͤhre. Ja mein Schaz/ ſagte Arbianes/ eben derſelbe iſt
es/ und hat nicht ohngefehr/ ſondern aus willigem Vorſaz ſein Leben vor mich gewaget/ ſo
daß die ganze Koͤnigl- und Fuͤrſtliche Geſelſchaft ihm nicht allein allerdinge verzihen/ ſon-
dern wolbegabet hinzihen laſſen/ ſeine Eheliebſte abzuhohlen/ und ſich ehiſt in eures Herr
Bruders/ Koͤniges Herkules beharliche Dienſte wieder einzuſtellen; je gnaͤdiger ihr nun
dieſem redlichen Menſchen (welcher ſeine rechtſchaffene Buſſe durch Traͤhnen und ſeuf-
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[830/0836] Achtes Buch. Die Wendiſchen Voͤlker wurden auch wolbegabet/ nach Hauſe geſchikt/ und die alte Fuͤr- ſtin mit groſſen Schenkungen angeſehen/ auch zum Kroͤnungs Feſt eingeladen. Alle Ver- wundete ſo das reiten nicht er dulden kunten/ muſten im Lager bleiben/ da ihnen wol gedie- net ward biß ſie geheilet wahren; unter dieſen wahr der neue Ritter Grozemiſla/ der in al- len Treffen mit geweſen wahr/ und 26 Wunden davon getragen hatte/ ward abeꝛ doch wie- der geheilet/ wiewol er hinkend an der linken Huft und lahm am linken Arme blieb; man hatte ihm aber 30000 Kronen von der Beute zugewendet/ und ward ihm ein ſtatliches Rit- tergut in dem abgetrettenen Pañoniſchen teile verſprochen/ welches ihm auch nebeſt 50000 Kronen Baarſchaft geliefert ward/ da ihm Valiſka eine von ihren aͤdlen Kammerjnng- fern freiete. Die Koͤnig- und Fuͤrſtliche Geſelſchaft ward zu Prag mit groſſen freuden von den beyden alten Koͤniginnen und den hinterbliebenen Roͤmiſchen Herren und Frauen/ auch andern/ empfangen; nur Libuſſa und Euphroſyne ruͤcketen es Herkules in freundli- chem Schimpfe auf/ daß er ihre Eheliebſten noch weiter hinweg geſchicket haͤtte/ und ſie ſo viel laͤnger allein ſchlaffen muͤſten; wurden aber mit der Vertroͤſtung einer guten Beute auff ihre ſchleunige Wiederkunft wol begnuͤget. Gallus hatte nicht allein bey der Feldplun- derung ſondern auch aus Feindes Lager ein anſehnliches bekommen/ welches er ſeiner lieb- ſten Beaten zum Beutpfennige lieferte/ und ſeiner Schwigermutter davon 24000 Kro- nen ſchenkete. Arbianes ward von ſeiner Klaren uͤber aus freundlich empfangen/ entſetzete ſich zwar anfangs uͤber ſeiner Verwundung/ aber da ſie der ſchleunigen Geſundheit ver- ſichert ward/ gab ſie ſich zu frieden/ und dankete Gott herzlich vor ſeine erhaltung; da Koͤ- nigin Valiſka zu ihr ſagete: Ihr tuht recht/ mein Schweſterchen/ daß ihr dem Allerhoͤch- ſten danket/ als welchem alles Haͤuptſachlich mus zugeſchrieben werden; wann aber unſer Gott ſich guter Leute gebrauchet/ die zu unſer Rettung und Wolfahrt ihr leben gutwillig in die Schanze ſchlagen/ müſſen wir denſelben auch unſere Dankbarkeit ſehen laſſen. Ja mein Schaz/ ſetzete Arbianes hinzu/ es hat ein tapfer Ritmeiſter durch Gottes ſchickung vor dißmahl mein Leben erhalten/ durch eine ſolche Wagnis/ die nicht leicht ein Bruder dem andern leiſten wuͤrde/ und haͤtte ohn deſſen Rettung ich auſſer allem zweifel meinen Geiſt aufgeben muͤſſen/ wiewol weder ihꝛ noch ich/ demſelben jemahls etwas gutes getahn; er erinnert ſich aber/ euch ehmahls beleidiget zu haben/ und wil es voꝛ eine volkommene ver- geltung halten/ wann ihr ihm ſein voriges Verbrechen nur verzeihen/ und ihn zu Gnaden aufnehmen wollet; erzaͤhlete hierauff/ wie es eigentlich ergangen/ uñ wie groß ſeine Gefahr geweſen. Da ſie ihm zur Antwort gab; Dem almaͤchtigen und grundgūtigen Gotte ſey dank in ewigkeit vor dieſe Rettung/ und werde ich dem tapferen Ritmeiſter wiſſen zubegeg- nen/ wans gleich Reichard ſelber waͤhre. Ja mein Schaz/ ſagte Arbianes/ eben derſelbe iſt es/ und hat nicht ohngefehr/ ſondern aus willigem Vorſaz ſein Leben vor mich gewaget/ ſo daß die ganze Koͤnigl- und Fuͤrſtliche Geſelſchaft ihm nicht allein allerdinge verzihen/ ſon- dern wolbegabet hinzihen laſſen/ ſeine Eheliebſte abzuhohlen/ und ſich ehiſt in eures Herr Bruders/ Koͤniges Herkules beharliche Dienſte wieder einzuſtellen; je gnaͤdiger ihr nun dieſem redlichen Menſchen (welcher ſeine rechtſchaffene Buſſe durch Traͤhnen und ſeuf- zen mit einem hochbewaͤglichen Fußfalle ſehen laſſen/ und ſich aller Gnade unwirdig ge- nennet hat) euch werdet erzeigen/ je mehr werdet ihr mich eurer Liebe verſichern/ an welcher mir

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 830. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/836>, abgerufen am 23.11.2024.