Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
ken/ und traffen so wol/ daß 5000 Parther sitzen blieben/ und 3000 hart verwundet wurden/
da hingegen der unsern etwa 200 von Arbianes Heer verletzet und 80 zu bodem gestürzet
wurden; daher diesem Feindes hauffen nicht mehr gelüstete/ sich unter die Pfeile zuwagen.
Herkules sendete unter diesem Schiessen seinen Klodius an Ladisla/ und ließ ihm ansagen/
daß er aus der erfahrung gelernet/ wie man sich bey diesem Pfeil-Treffen zuverhalten hät-
te/ welche unterrichtung ihm wol zu statten kam. Artabanus sahe/ daß der Bogen Streit/
welcher der Parther bestes wahr/ und er darauff seine gröste Hoffnung gesezt hatte/ ihm
den Sieg nicht bringen würde/ wie ihm solches auch Vologeses schon hatte zuvor gesagt/
daß Herkules viel zu behuhtsam währe/ und die fliehenden so blindlings nicht würde ver-
folgen lassen/ welches er zwar dazumahl verlachete/ aber es in der Taht mit grossem unlust
und verlust erfuhr; befahl demnach/ es mit dem Schwerte auffs tapferste zu wagen/ und
den ersten Feinden nur getrost entgegen zugehen/ alsdann würde das Feld leicht zuerhal-
ten seyn. Es wahren hierzu seine Leute willig/ und die unsern sehr froh/ daher sie/ als hätten
sie sich dessen verglichen/ zu ihren Schwertern griffen. Mithridates setzete abermahl vor-
aus/ welches Pharnabazus ersehend/ den seinen geherzt zuredete: Sie solten gedenken/ dz
sie Männer währen/ und die verübte träulosigkeit ihrer Landsleute unter Gobares/ mit
einer ruhmwirdigen Taht abwischeten/ damit die Susianer/ so vor diesem die ädlesten ge-
ach (et/ ihren Ruhm und Preiß nicht verlieren möchten. Führete sie damit an den Feind/
und griff mit ganzer Wuht an/ da seine Leute/ die sich alle zum Tode bereitet hatten/ nichts
mehr begehreten/ als ihr sterben noch lebendig zurächen; und wann einer seinen Feind er-
legt hatte/ meinete er daß seine getahn haben/ wiewol ihrer viel den dritten/ vierden und
mehr hinrichteten/ und gleichwol ohn sonderliche Wunden blieben; und tahten die 500
Teutschen hieselbst ein grosses durch ihr tapfferes vorgehen/ denen die Susianer rechtschaf-
fen folgeten. Mithridates wahr dieses verzweiffelten fechtens an den Persen nicht gewoh-
net/ bemühete sich sehr/ ihren dolkühnen Einbruch auffzuhalten/ aber vergebens; dann da
wahr kein weichen/ biß Mann oder Pferd stürzete; und gab ein lustiges ansehen/ daß des
Feindes hauffe/ welcher drey gegen zween hatte/ in kurzer Zeit geringer ward als diese.
Niemand freuete sich dessen mehr/ als ihr Führer/ welcher nur suchete Mithridates anzu-
packen/ der sonst sein vertraueter brüderlicher Freund wahr; samlete deßwegen eine Schaar
von 150 Teutschen umb sich/ brach mit ihnen durch/ und traff seinen Mann zeitig an/ wel-
chen er mit aller Macht überfiel/ aber gute gegenwehre fand; doch halff ihm das Glük/ dz
seines Feindes Pferd über eines ertödteten Harnisch strauchelte/ und mit samt seinem
Reuter zu bodem fiel. Da hätte man mögen ein verwirretes schlagen sehen; jene wolten
ihren Feld Herrn retten/ und diese den so gut als gefangenen nit verlassen. Aber der Teut-
schen Schwert drang durch/ daß Pharnabazus gelegenheit bekam abzusteigen und ihm
auffzuhelffen/ da er zu ihm sagte: Bruder gib dich/ daß du leben bleibest/ du weist daß ich
allemahl dein Freund gewesen bin. Ich muß mit des Glückes Unfal zu frieden seyn/ ant-
wortete dieser/ gab das Schwert von sich/ und ward von 20 Sustanern nach Arbianes ge-
führet/ der ihn Artaxerxes zusendete. Vologeses sahe diesem Treffen mit grossem Unlust
zu/ hielt neben Osazes/ und sagte: Jedes Ding hat seine Zeit und verenderung; wie haben
doch die Persen in so kurzer Zeit solchen beständigen Muht gefasset/ dz da ihrer drey vorhin

kaum
k iij

Fuͤnftes Buch.
ken/ und traffen ſo wol/ daß 5000 Parther ſitzen blieben/ und 3000 hart verwundet wurdẽ/
da hingegen der unſern etwa 200 von Arbianes Heer verletzet und 80 zu bodem geſtuͤrzet
wurden; daher dieſem Feindes hauffen nicht mehr geluͤſtete/ ſich unter die Pfeile zuwagẽ.
Herkules ſendete unter dieſem Schieſſen ſeinen Klodius an Ladiſla/ und ließ ihm anſagen/
daß er aus der erfahrung gelernet/ wie man ſich bey dieſem Pfeil-Treffen zuverhalten haͤt-
te/ welche unterrichtung ihm wol zu ſtatten kam. Artabanus ſahe/ daß der Bogen Streit/
welcher der Parther beſtes wahr/ und er darauff ſeine groͤſte Hoffnung geſezt hatte/ ihm
den Sieg nicht bringen wuͤrde/ wie ihm ſolches auch Vologeſes ſchon hatte zuvor geſagt/
daß Herkules viel zu behuhtſam waͤhre/ und die fliehenden ſo blindlings nicht wuͤrde ver-
folgen laſſen/ welches er zwar dazumahl verlachete/ aber es in der Taht mit groſſem unluſt
und verluſt erfuhr; befahl demnach/ es mit dem Schwerte auffs tapferſte zu wagen/ und
den erſten Feinden nur getroſt entgegen zugehen/ alsdann wuͤrde das Feld leicht zuerhal-
ten ſeyn. Es wahren hierzu ſeine Leute willig/ und die unſern ſehr froh/ daher ſie/ als haͤtten
ſie ſich deſſen verglichen/ zu ihren Schwertern griffen. Mithridates ſetzete abermahl vor-
aus/ welches Pharnabazus erſehend/ den ſeinen geherzt zuredete: Sie ſolten gedenken/ dz
ſie Maͤnner waͤhren/ und die veruͤbte traͤuloſigkeit ihrer Landsleute unter Gobares/ mit
einer ruhmwirdigen Taht abwiſcheten/ damit die Suſianer/ ſo vor dieſem die aͤdleſten ge-
ach (et/ ihren Ruhm und Preiß nicht verlieren moͤchten. Fuͤhrete ſie damit an den Feind/
und griff mit ganzer Wuht an/ da ſeine Leute/ die ſich alle zum Tode bereitet hatten/ nichts
mehr begehreten/ als ihr ſterben noch lebendig zuraͤchen; und wann einer ſeinen Feind er-
legt hatte/ meinete er daß ſeine getahn haben/ wiewol ihrer viel den dritten/ vierden und
mehr hinrichteten/ und gleichwol ohn ſonderliche Wunden blieben; und tahten die 500
Teutſchen hieſelbſt ein groſſes durch ihr tapfferes vorgehen/ denẽ die Suſianer rechtſchaf-
fen folgeten. Mithridates wahꝛ dieſes verzweiffelten fechtens an den Peꝛſen nicht gewoh-
net/ bemuͤhete ſich ſehr/ ihren dolkuͤhnen Einbruch auffzuhalten/ aber vergebens; dañ da
wahr kein weichen/ biß Mann oder Pferd ſtuͤrzete; und gab ein luſtiges anſehen/ daß des
Feindes hauffe/ welcher drey gegen zween hatte/ in kurzer Zeit geringer ward als dieſe.
Niemand freuete ſich deſſen mehr/ als ihr Fuͤhrer/ welcher nur ſuchete Mithridates anzu-
packẽ/ der ſonſt ſein vertraueter bruͤderlicher Freund wahr; ſamlete deßwegẽ eine Schaaꝛ
von 150 Teutſchen umb ſich/ brach mit ihnen durch/ und traff ſeinen Mann zeitig an/ wel-
chen er mit aller Macht uͤberfiel/ aber gute gegenwehre fand; doch halff ihm das Glük/ dz
ſeines Feindes Pferd uͤber eines ertoͤdteten Harniſch ſtrauchelte/ und mit ſamt ſeinem
Reuter zu bodem fiel. Da haͤtte man moͤgen ein verwirretes ſchlagen ſehen; jene wolten
ihren Feld Herrn retten/ und dieſe den ſo gut als gefangenen nit verlaſſen. Aber der Teut-
ſchen Schwert drang durch/ daß Pharnabazus gelegenheit bekam abzuſteigen und ihm
auffzuhelffen/ da er zu ihm ſagte: Bruder gib dich/ daß du leben bleibeſt/ du weiſt daß ich
allemahl dein Freund geweſen bin. Ich muß mit des Gluͤckes Unfal zu frieden ſeyn/ ant-
wortete dieſer/ gab das Schwert von ſich/ und ward von 20 Suſtanern nach Arbianes ge-
fuͤhret/ der ihn Artaxerxes zuſendete. Vologeſes ſahe dieſem Treffen mit groſſem Unluſt
zu/ hielt neben Oſazes/ und ſagte: Jedes Ding hat ſeine Zeit und verenderung; wie haben
doch die Perſen in ſo kurzer Zeit ſolchen beſtaͤndigen Muht gefaſſet/ dz da ihrer drey vorhin

kaum
k iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0083" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
ken/ und traffen &#x017F;o wol/ daß 5000 Parther &#x017F;itzen blieben/ und 3000 hart verwundet wurde&#x0303;/<lb/>
da hingegen der un&#x017F;ern etwa 200 von Arbianes Heer verletzet und 80 zu bodem ge&#x017F;tu&#x0364;rzet<lb/>
wurden; daher die&#x017F;em Feindes hauffen nicht mehr gelu&#x0364;&#x017F;tete/ &#x017F;ich unter die Pfeile zuwage&#x0303;.<lb/>
Herkules &#x017F;endete unter die&#x017F;em Schie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;einen Klodius an Ladi&#x017F;la/ und ließ ihm an&#x017F;agen/<lb/>
daß er aus der erfahrung gelernet/ wie man &#x017F;ich bey die&#x017F;em Pfeil-Treffen zuverhalten ha&#x0364;t-<lb/>
te/ welche unterrichtung ihm wol zu &#x017F;tatten kam. Artabanus &#x017F;ahe/ daß der Bogen Streit/<lb/>
welcher der Parther be&#x017F;tes wahr/ und er darauff &#x017F;eine gro&#x0364;&#x017F;te Hoffnung ge&#x017F;ezt hatte/ ihm<lb/>
den Sieg nicht bringen wu&#x0364;rde/ wie ihm &#x017F;olches auch Vologe&#x017F;es &#x017F;chon hatte zuvor ge&#x017F;agt/<lb/>
daß Herkules viel zu behuht&#x017F;am wa&#x0364;hre/ und die fliehenden &#x017F;o blindlings nicht wu&#x0364;rde ver-<lb/>
folgen la&#x017F;&#x017F;en/ welches er zwar dazumahl verlachete/ aber es in der Taht mit gro&#x017F;&#x017F;em unlu&#x017F;t<lb/>
und verlu&#x017F;t erfuhr; befahl demnach/ es mit dem Schwerte auffs tapfer&#x017F;te zu wagen/ und<lb/>
den er&#x017F;ten Feinden nur getro&#x017F;t entgegen zugehen/ alsdann wu&#x0364;rde das Feld leicht zuerhal-<lb/>
ten &#x017F;eyn. Es wahren hierzu &#x017F;eine Leute willig/ und die un&#x017F;ern &#x017F;ehr froh/ daher &#x017F;ie/ als ha&#x0364;tten<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en verglichen/ zu ihren Schwertern griffen. Mithridates &#x017F;etzete abermahl vor-<lb/>
aus/ welches Pharnabazus er&#x017F;ehend/ den &#x017F;einen geherzt zuredete: Sie &#x017F;olten gedenken/ dz<lb/>
&#x017F;ie Ma&#x0364;nner wa&#x0364;hren/ und die veru&#x0364;bte tra&#x0364;ulo&#x017F;igkeit ihrer Landsleute unter Gobares/ mit<lb/>
einer ruhmwirdigen Taht abwi&#x017F;cheten/ damit die Su&#x017F;ianer/ &#x017F;o vor die&#x017F;em die a&#x0364;dle&#x017F;ten ge-<lb/>
ach (et/ ihren Ruhm und Preiß nicht verlieren mo&#x0364;chten. Fu&#x0364;hrete &#x017F;ie damit an den Feind/<lb/>
und griff mit ganzer Wuht an/ da &#x017F;eine Leute/ die &#x017F;ich alle zum Tode bereitet hatten/ nichts<lb/>
mehr begehreten/ als ihr &#x017F;terben noch lebendig zura&#x0364;chen; und wann einer &#x017F;einen Feind er-<lb/>
legt hatte/ meinete er daß &#x017F;eine getahn haben/ wiewol ihrer viel den dritten/ vierden und<lb/>
mehr hinrichteten/ und gleichwol ohn &#x017F;onderliche Wunden blieben; und tahten die 500<lb/>
Teut&#x017F;chen hie&#x017F;elb&#x017F;t ein gro&#x017F;&#x017F;es durch ihr tapfferes vorgehen/ dene&#x0303; die Su&#x017F;ianer recht&#x017F;chaf-<lb/>
fen folgeten. Mithridates wah&#xA75B; die&#x017F;es verzweiffelten fechtens an den Pe&#xA75B;&#x017F;en nicht gewoh-<lb/>
net/ bemu&#x0364;hete &#x017F;ich &#x017F;ehr/ ihren dolku&#x0364;hnen Einbruch auffzuhalten/ aber vergebens; dan&#x0303; da<lb/>
wahr kein weichen/ biß Mann oder Pferd &#x017F;tu&#x0364;rzete; und gab ein lu&#x017F;tiges an&#x017F;ehen/ daß des<lb/>
Feindes hauffe/ welcher drey gegen zween hatte/ in kurzer Zeit geringer ward als die&#x017F;e.<lb/>
Niemand freuete &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en mehr/ als ihr Fu&#x0364;hrer/ welcher nur &#x017F;uchete Mithridates anzu-<lb/>
packe&#x0303;/ der &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;ein vertraueter bru&#x0364;derlicher Freund wahr; &#x017F;amlete deßwege&#x0303; eine Schaa&#xA75B;<lb/>
von 150 Teut&#x017F;chen umb &#x017F;ich/ brach mit ihnen durch/ und traff &#x017F;einen Mann zeitig an/ wel-<lb/>
chen er mit aller Macht u&#x0364;berfiel/ aber gute gegenwehre fand; doch halff ihm das Glük/ dz<lb/>
&#x017F;eines Feindes Pferd u&#x0364;ber eines erto&#x0364;dteten Harni&#x017F;ch &#x017F;trauchelte/ und mit &#x017F;amt &#x017F;einem<lb/>
Reuter zu bodem fiel. Da ha&#x0364;tte man mo&#x0364;gen ein verwirretes &#x017F;chlagen &#x017F;ehen; jene wolten<lb/>
ihren Feld Herrn retten/ und die&#x017F;e den &#x017F;o gut als gefangenen nit verla&#x017F;&#x017F;en. Aber der Teut-<lb/>
&#x017F;chen Schwert drang durch/ daß Pharnabazus gelegenheit bekam abzu&#x017F;teigen und ihm<lb/>
auffzuhelffen/ da er zu ihm &#x017F;agte: Bruder gib dich/ daß du leben bleibe&#x017F;t/ du wei&#x017F;t daß ich<lb/>
allemahl dein Freund gewe&#x017F;en bin. Ich muß mit des Glu&#x0364;ckes Unfal zu frieden &#x017F;eyn/ ant-<lb/>
wortete die&#x017F;er/ gab das Schwert von &#x017F;ich/ und ward von 20 Su&#x017F;tanern nach Arbianes ge-<lb/>
fu&#x0364;hret/ der ihn Artaxerxes zu&#x017F;endete. Vologe&#x017F;es &#x017F;ahe die&#x017F;em Treffen mit gro&#x017F;&#x017F;em Unlu&#x017F;t<lb/>
zu/ hielt neben O&#x017F;azes/ und &#x017F;agte: Jedes Ding hat &#x017F;eine Zeit und verenderung; wie haben<lb/>
doch die Per&#x017F;en in &#x017F;o kurzer Zeit &#x017F;olchen be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Muht gefa&#x017F;&#x017F;et/ dz da ihrer drey vorhin<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">k iij</fw><fw place="bottom" type="catch">kaum</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0083] Fuͤnftes Buch. ken/ und traffen ſo wol/ daß 5000 Parther ſitzen blieben/ und 3000 hart verwundet wurdẽ/ da hingegen der unſern etwa 200 von Arbianes Heer verletzet und 80 zu bodem geſtuͤrzet wurden; daher dieſem Feindes hauffen nicht mehr geluͤſtete/ ſich unter die Pfeile zuwagẽ. Herkules ſendete unter dieſem Schieſſen ſeinen Klodius an Ladiſla/ und ließ ihm anſagen/ daß er aus der erfahrung gelernet/ wie man ſich bey dieſem Pfeil-Treffen zuverhalten haͤt- te/ welche unterrichtung ihm wol zu ſtatten kam. Artabanus ſahe/ daß der Bogen Streit/ welcher der Parther beſtes wahr/ und er darauff ſeine groͤſte Hoffnung geſezt hatte/ ihm den Sieg nicht bringen wuͤrde/ wie ihm ſolches auch Vologeſes ſchon hatte zuvor geſagt/ daß Herkules viel zu behuhtſam waͤhre/ und die fliehenden ſo blindlings nicht wuͤrde ver- folgen laſſen/ welches er zwar dazumahl verlachete/ aber es in der Taht mit groſſem unluſt und verluſt erfuhr; befahl demnach/ es mit dem Schwerte auffs tapferſte zu wagen/ und den erſten Feinden nur getroſt entgegen zugehen/ alsdann wuͤrde das Feld leicht zuerhal- ten ſeyn. Es wahren hierzu ſeine Leute willig/ und die unſern ſehr froh/ daher ſie/ als haͤtten ſie ſich deſſen verglichen/ zu ihren Schwertern griffen. Mithridates ſetzete abermahl vor- aus/ welches Pharnabazus erſehend/ den ſeinen geherzt zuredete: Sie ſolten gedenken/ dz ſie Maͤnner waͤhren/ und die veruͤbte traͤuloſigkeit ihrer Landsleute unter Gobares/ mit einer ruhmwirdigen Taht abwiſcheten/ damit die Suſianer/ ſo vor dieſem die aͤdleſten ge- ach (et/ ihren Ruhm und Preiß nicht verlieren moͤchten. Fuͤhrete ſie damit an den Feind/ und griff mit ganzer Wuht an/ da ſeine Leute/ die ſich alle zum Tode bereitet hatten/ nichts mehr begehreten/ als ihr ſterben noch lebendig zuraͤchen; und wann einer ſeinen Feind er- legt hatte/ meinete er daß ſeine getahn haben/ wiewol ihrer viel den dritten/ vierden und mehr hinrichteten/ und gleichwol ohn ſonderliche Wunden blieben; und tahten die 500 Teutſchen hieſelbſt ein groſſes durch ihr tapfferes vorgehen/ denẽ die Suſianer rechtſchaf- fen folgeten. Mithridates wahꝛ dieſes verzweiffelten fechtens an den Peꝛſen nicht gewoh- net/ bemuͤhete ſich ſehr/ ihren dolkuͤhnen Einbruch auffzuhalten/ aber vergebens; dañ da wahr kein weichen/ biß Mann oder Pferd ſtuͤrzete; und gab ein luſtiges anſehen/ daß des Feindes hauffe/ welcher drey gegen zween hatte/ in kurzer Zeit geringer ward als dieſe. Niemand freuete ſich deſſen mehr/ als ihr Fuͤhrer/ welcher nur ſuchete Mithridates anzu- packẽ/ der ſonſt ſein vertraueter bruͤderlicher Freund wahr; ſamlete deßwegẽ eine Schaaꝛ von 150 Teutſchen umb ſich/ brach mit ihnen durch/ und traff ſeinen Mann zeitig an/ wel- chen er mit aller Macht uͤberfiel/ aber gute gegenwehre fand; doch halff ihm das Glük/ dz ſeines Feindes Pferd uͤber eines ertoͤdteten Harniſch ſtrauchelte/ und mit ſamt ſeinem Reuter zu bodem fiel. Da haͤtte man moͤgen ein verwirretes ſchlagen ſehen; jene wolten ihren Feld Herrn retten/ und dieſe den ſo gut als gefangenen nit verlaſſen. Aber der Teut- ſchen Schwert drang durch/ daß Pharnabazus gelegenheit bekam abzuſteigen und ihm auffzuhelffen/ da er zu ihm ſagte: Bruder gib dich/ daß du leben bleibeſt/ du weiſt daß ich allemahl dein Freund geweſen bin. Ich muß mit des Gluͤckes Unfal zu frieden ſeyn/ ant- wortete dieſer/ gab das Schwert von ſich/ und ward von 20 Suſtanern nach Arbianes ge- fuͤhret/ der ihn Artaxerxes zuſendete. Vologeſes ſahe dieſem Treffen mit groſſem Unluſt zu/ hielt neben Oſazes/ und ſagte: Jedes Ding hat ſeine Zeit und verenderung; wie haben doch die Perſen in ſo kurzer Zeit ſolchen beſtaͤndigen Muht gefaſſet/ dz da ihrer drey vorhin kaum k iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/83
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/83>, abgerufen am 24.11.2024.