Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
wahr; freueten sich aber noch/ daß das Volk auf zween Tage Brod hatte zu sich nehmen
müssen/ und hoffeten des folgenden Tages von den unsern schon zu bekommen/ was ihnen
nunmehr mangelte. Von 50000 geraubeten- und Wagen-Pferden verdurben 10000 im
Feur/ die übrigen nebest 9000 stük Rind Vieh lieffen zum Lande hinein/ und wurden von
den Einwohnern aufgefangen. Als die Morgenröhte anbrach/ funden sich die neun Neu-
geworbene nicht/ und meinete man anfangs/ sie würden im Schlaffe vom Feur ergriffen/
und verbrennet seyn/ aber weil kein einziger davon erschiene/ muhtmasseten sie/ eben diese
müsten diese Taht begangen haben/ wodurch sie immer heftiger zum Zorn bewäget wurden/
daß sie einmühtig aufbrachen/ und gerade zu auf der unsern Lager zogen. Unsere ausgesetze-
te Schildwachten wurden ihrer zeitig innen/ flohen davon/ und liessen die Lumpen samt dem
bäurischen Gewehr/ als aus Furcht/ dahinten/ welches die Feinde mit grossem Gelächter
besahen/ und sich wolrechtschaffen darüber zukitzelten/ gerieten auch hiedurch in solche Si-
cherheit/ dz sie sageten; es müste der Pannonische Adel sich billich eines solchen elenden Fein-
des schähmen/ welcher ohn Zweifel/ wann er ihre Rüstung nur sehen solte/ alsbald davon
lauffen würde/ und aus diesem eingebildeten Wahn den Schluß macheten/ straks Ange-
sichts das Lager anzugreiffen/ und mit stürmender Hand hinweg zunehmen; jedoch stelle-
ten sie ihre Feldschlacht gar ansehnlich/ die unsern destomehr dadurch zuschrecken. Herku-
les hielt auf einem Hügel/ betrachtete des Feindes Macht gar eigen/ und sahe wol/ daß bey
öffentlicher Feldschlacht es an beiden Seiten viel Blut kosten würde/ und seine Völker
ihnen wegen Unerfahrenheit und geringer Anzahl nicht gewachsen währen; ließ auch Fa-
bius andeuten/ er möchte sich gefasset halten/ und die besten Völker vorne anstellen/ den er-
sten Anlauff abzuschlagen. Seine Reuter aber ließ er zwischen den Bäumen und hinter
den Hügeln stille halten/ daß der Feind ihrer nicht gewahr würde/ sendete auch keinen ein-
zigen Reuter dem Feinde entgegen/ welches sie ihm zur sonderlichen Furcht außlegeten/
und einen Abgesanten biß aus Lager reiten liessen/ welcher ihnen dieses in Böhmischer Spra-
che vortragen muste: Es erinnerte sich der Großmächtigste König in Pannonien/ Herr
Mnata/ und sein unvergleichlicher Adel/ was gestalt vor etlichen Jahren ihrer ansehnlichen
Gesanten einer/ Herr Bato der Großtähtige/ einen unablöschlichen Schimpf zu Prag
einnehmen müssen/ welchen zurächen man zwar bald aufangs vorgenommen/ aber weil
ihr König durch der Götter Rache umkommen/ und sein Sohn sich in Winkeln verstecket/
hätte der Pannonische König sich an einer Elenden/ vielleicht unschuldigen Wittiben nit
rächen/ sondern biß zu gelegener Zeit versparen wollen; inzwischen hätte man in gläubwir-
dige Erfahrung bracht/ daß der junge Böhmische König mit unter den Kämpfern zu Pa-
dua gewesen/ die ihre Gesanten schelmischer Weise und durch Zauberkünste erleget/ wel-
ches ungestraffet nicht bleiben müste; worzu noch dieses kähme/ daß man lhre Völker bey
dem Abzuge von Padua feindlich angefallen/ und unabgesaget bestritten. Währe demnach
gegenwärtiges unüberwindliches Krieges-Heer des Großmächtigsten Pannonischen Kö-
niges zugegen/ die Volstreckung der gebührlichen Rache vor die Hand zunehmen/ und zu-
gleich mit abzulegen/ was ihre unbillicher weise erhenkete von ihnen foderten; jedoch trüge
der Pannonische Feldherr Mitleiden mit den unschuldigen Untertahnen; wolte demnach
vernehmen/ ob dieselben ihr bestes erkennen/ Lebens-Gnade annehmen/ und ihren König

samt

Achtes Buch.
wahr; freueten ſich aber noch/ daß das Volk auf zween Tage Brod hatte zu ſich nehmen
muͤſſen/ und hoffeten des folgenden Tages von den unſern ſchon zu bekommen/ was ihnen
nunmehr mangelte. Von 50000 geraubeten- und Wagen-Pferden verdurben 10000 im
Feur/ die uͤbrigen nebeſt 9000 ſtuͤk Rind Vieh lieffen zum Lande hinein/ und wurden von
den Einwohnern aufgefangen. Als die Morgenroͤhte anbrach/ funden ſich die neun Neu-
geworbene nicht/ und meinete man anfangs/ ſie wuͤrden im Schlaffe vom Feur ergriffen/
und verbrennet ſeyn/ aber weil kein einziger davon erſchiene/ muhtmaſſeten ſie/ eben dieſe
muͤſten dieſe Taht begangen haben/ wodurch ſie immer heftiger zum Zorn bewaͤget wurdẽ/
daß ſie einmuͤhtig aufbrachen/ und gerade zu auf der unſern Lager zogen. Unſere ausgeſetze-
te Schildwachten wurden ihrer zeitig iñen/ flohen davon/ und lieſſen die Lumpen ſamt dem
baͤuriſchen Gewehr/ als aus Furcht/ dahinten/ welches die Feinde mit groſſem Gelaͤchter
beſahen/ uñ ſich wolrechtſchaffen daruͤber zukitzelten/ gerieten auch hiedurch in ſolche Si-
cherheit/ dz ſie ſageten; es muͤſte der Pañoniſche Adel ſich billich eines ſolchen elenden Fein-
des ſchaͤhmen/ welcher ohn Zweifel/ wann er ihre Ruͤſtung nur ſehen ſolte/ alsbald davon
lauffen wuͤrde/ und aus dieſem eingebildeten Wahn den Schluß macheten/ ſtraks Ange-
ſichts das Lager anzugreiffen/ und mit ſtuͤrmender Hand hinweg zunehmen; jedoch ſtelle-
ten ſie ihre Feldſchlacht gar anſehnlich/ die unſern deſtomehr dadurch zuſchrecken. Herku-
les hielt auf einem Huͤgel/ betrachtete des Feindes Macht gar eigen/ und ſahe wol/ daß bey
oͤffentlicher Feldſchlacht es an beiden Seiten viel Blut koſten wuͤrde/ und ſeine Voͤlker
ihnen wegen Unerfahrenheit und geringer Anzahl nicht gewachſen waͤhren; ließ auch Fa-
bius andeuten/ er moͤchte ſich gefaſſet halten/ und die beſten Voͤlker vorne anſtellen/ den er-
ſten Anlauff abzuſchlagen. Seine Reuter aber ließ er zwiſchen den Baͤumen und hinter
den Huͤgeln ſtille halten/ daß der Feind ihrer nicht gewahr wuͤrde/ ſendete auch keinen ein-
zigen Reuter dem Feinde entgegen/ welches ſie ihm zur ſonderlichen Furcht außlegeten/
und einen Abgeſanten biß aus Lager reiten lieſſen/ welcher ihnẽ dieſes in Boͤhmiſcher Spꝛa-
che vortragen muſte: Es erinnerte ſich der Großmaͤchtigſte Koͤnig in Pannonien/ Herr
Mnata/ und ſein unvergleichlicher Adel/ was geſtalt vor etlichen Jahren ihrer anſehnlichẽ
Geſanten einer/ Herr Bato der Großtaͤhtige/ einen unabloͤſchlichen Schimpf zu Prag
einnehmen muͤſſen/ welchen zuraͤchen man zwar bald aufangs vorgenommen/ aber weil
ihr Koͤnig durch der Goͤtter Rache umkommen/ und ſein Sohn ſich in Winkeln verſtecket/
haͤtte der Pannoniſche Koͤnig ſich an einer Elenden/ vielleicht unſchuldigen Wittiben nit
raͤchen/ ſondern biß zu gelegener Zeit veꝛſpaꝛen wollen; inzwiſchen haͤtte man in glaͤubwiꝛ-
dige Erfahrung bracht/ daß der junge Boͤhmiſche Koͤnig mit unter den Kaͤmpfern zu Pa-
dua geweſen/ die ihre Geſanten ſchelmiſcher Weiſe und durch Zauberkuͤnſte erleget/ wel-
ches ungeſtraffet nicht bleiben muͤſte; worzu noch dieſes kaͤhme/ daß man lhre Voͤlker bey
dem Abzuge von Padua feindlich angefallen/ und unabgeſaget beſtritten. Waͤhre demnach
gegenwaͤrtiges unuͤberwindliches Krieges-Heer des Großmaͤchtigſten Pannoniſchen Koͤ-
niges zugegen/ die Volſtreckung der gebuͤhrlichen Rache vor die Hand zunehmen/ und zu-
gleich mit abzulegen/ was ihre unbillicher weiſe erhenkete von ihnen foderten; jedoch truͤge
der Pannoniſche Feldherr Mitleiden mit den unſchuldigen Untertahnen; wolte demnach
vernehmen/ ob dieſelben ihr beſtes erkennen/ Lebens-Gnade annehmen/ und ihren Koͤnig

ſamt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0740" n="734"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
wahr; freueten &#x017F;ich aber noch/ daß das Volk auf zween Tage Brod hatte zu &#x017F;ich nehmen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ und hoffeten des folgenden Tages von den un&#x017F;ern &#x017F;chon zu bekommen/ was ihnen<lb/>
nunmehr mangelte. Von 50000 geraubeten- und Wagen-Pferden verdurben 10000 im<lb/>
Feur/ die u&#x0364;brigen nebe&#x017F;t 9000 &#x017F;tu&#x0364;k Rind Vieh lieffen zum Lande hinein/ und wurden von<lb/>
den Einwohnern aufgefangen. Als die Morgenro&#x0364;hte anbrach/ funden &#x017F;ich die neun Neu-<lb/>
geworbene nicht/ und meinete man anfangs/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden im Schlaffe vom Feur ergriffen/<lb/>
und verbrennet &#x017F;eyn/ aber weil kein einziger davon er&#x017F;chiene/ muhtma&#x017F;&#x017F;eten &#x017F;ie/ eben die&#x017F;e<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;ten die&#x017F;e Taht begangen haben/ wodurch &#x017F;ie immer heftiger zum Zorn bewa&#x0364;get wurde&#x0303;/<lb/>
daß &#x017F;ie einmu&#x0364;htig aufbrachen/ und gerade zu auf der un&#x017F;ern Lager zogen. Un&#x017F;ere ausge&#x017F;etze-<lb/>
te Schildwachten wurden ihrer zeitig in&#x0303;en/ flohen davon/ und lie&#x017F;&#x017F;en die Lumpen &#x017F;amt dem<lb/>
ba&#x0364;uri&#x017F;chen Gewehr/ als aus Furcht/ dahinten/ welches die Feinde mit gro&#x017F;&#x017F;em Gela&#x0364;chter<lb/>
be&#x017F;ahen/ un&#x0303; &#x017F;ich wolrecht&#x017F;chaffen daru&#x0364;ber zukitzelten/ gerieten auch hiedurch in &#x017F;olche Si-<lb/>
cherheit/ dz &#x017F;ie &#x017F;ageten; es mu&#x0364;&#x017F;te der Pan&#x0303;oni&#x017F;che Adel &#x017F;ich billich eines &#x017F;olchen elenden Fein-<lb/>
des &#x017F;cha&#x0364;hmen/ welcher ohn Zweifel/ wann er ihre Ru&#x0364;&#x017F;tung nur &#x017F;ehen &#x017F;olte/ alsbald davon<lb/>
lauffen wu&#x0364;rde/ und aus die&#x017F;em eingebildeten Wahn den Schluß macheten/ &#x017F;traks Ange-<lb/>
&#x017F;ichts das Lager anzugreiffen/ und mit &#x017F;tu&#x0364;rmender Hand hinweg zunehmen; jedoch &#x017F;telle-<lb/>
ten &#x017F;ie ihre Feld&#x017F;chlacht gar an&#x017F;ehnlich/ die un&#x017F;ern de&#x017F;tomehr dadurch zu&#x017F;chrecken. Herku-<lb/>
les hielt auf einem Hu&#x0364;gel/ betrachtete des Feindes Macht gar eigen/ und &#x017F;ahe wol/ daß bey<lb/>
o&#x0364;ffentlicher Feld&#x017F;chlacht es an beiden Seiten viel Blut ko&#x017F;ten wu&#x0364;rde/ und &#x017F;eine Vo&#x0364;lker<lb/>
ihnen wegen Unerfahrenheit und geringer Anzahl nicht gewach&#x017F;en wa&#x0364;hren; ließ auch Fa-<lb/>
bius andeuten/ er mo&#x0364;chte &#x017F;ich gefa&#x017F;&#x017F;et halten/ und die be&#x017F;ten Vo&#x0364;lker vorne an&#x017F;tellen/ den er-<lb/>
&#x017F;ten Anlauff abzu&#x017F;chlagen. Seine Reuter aber ließ er zwi&#x017F;chen den Ba&#x0364;umen und hinter<lb/>
den Hu&#x0364;geln &#x017F;tille halten/ daß der Feind ihrer nicht gewahr wu&#x0364;rde/ &#x017F;endete auch keinen ein-<lb/>
zigen Reuter dem Feinde entgegen/ welches &#x017F;ie ihm zur &#x017F;onderlichen Furcht außlegeten/<lb/>
und einen Abge&#x017F;anten biß aus Lager reiten lie&#x017F;&#x017F;en/ welcher ihne&#x0303; die&#x017F;es in Bo&#x0364;hmi&#x017F;cher Sp&#xA75B;a-<lb/>
che vortragen mu&#x017F;te: Es erinnerte &#x017F;ich der Großma&#x0364;chtig&#x017F;te Ko&#x0364;nig in Pannonien/ Herr<lb/>
Mnata/ und &#x017F;ein unvergleichlicher Adel/ was ge&#x017F;talt vor etlichen Jahren ihrer an&#x017F;ehnliche&#x0303;<lb/>
Ge&#x017F;anten einer/ Herr Bato der Großta&#x0364;htige/ einen unablo&#x0364;&#x017F;chlichen Schimpf zu Prag<lb/>
einnehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ welchen zura&#x0364;chen man zwar bald aufangs vorgenommen/ aber weil<lb/>
ihr Ko&#x0364;nig durch der Go&#x0364;tter Rache umkommen/ und &#x017F;ein Sohn &#x017F;ich in Winkeln ver&#x017F;tecket/<lb/>
ha&#x0364;tte der Pannoni&#x017F;che Ko&#x0364;nig &#x017F;ich an einer Elenden/ vielleicht un&#x017F;chuldigen Wittiben nit<lb/>
ra&#x0364;chen/ &#x017F;ondern biß zu gelegener Zeit ve&#xA75B;&#x017F;pa&#xA75B;en wollen; inzwi&#x017F;chen ha&#x0364;tte man in gla&#x0364;ubwi&#xA75B;-<lb/>
dige Erfahrung bracht/ daß der junge Bo&#x0364;hmi&#x017F;che Ko&#x0364;nig mit unter den Ka&#x0364;mpfern zu Pa-<lb/>
dua gewe&#x017F;en/ die ihre Ge&#x017F;anten &#x017F;chelmi&#x017F;cher Wei&#x017F;e und durch Zauberku&#x0364;n&#x017F;te erleget/ wel-<lb/>
ches unge&#x017F;traffet nicht bleiben mu&#x0364;&#x017F;te; worzu noch die&#x017F;es ka&#x0364;hme/ daß man lhre Vo&#x0364;lker bey<lb/>
dem Abzuge von Padua feindlich angefallen/ und unabge&#x017F;aget be&#x017F;tritten. Wa&#x0364;hre demnach<lb/>
gegenwa&#x0364;rtiges unu&#x0364;berwindliches Krieges-Heer des Großma&#x0364;chtig&#x017F;ten Pannoni&#x017F;chen Ko&#x0364;-<lb/>
niges zugegen/ die Vol&#x017F;treckung der gebu&#x0364;hrlichen Rache vor die Hand zunehmen/ und zu-<lb/>
gleich mit abzulegen/ was ihre unbillicher wei&#x017F;e erhenkete von ihnen foderten; jedoch tru&#x0364;ge<lb/>
der Pannoni&#x017F;che Feldherr Mitleiden mit den un&#x017F;chuldigen Untertahnen; wolte demnach<lb/>
vernehmen/ ob die&#x017F;elben ihr be&#x017F;tes erkennen/ Lebens-Gnade annehmen/ und ihren Ko&#x0364;nig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;amt</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[734/0740] Achtes Buch. wahr; freueten ſich aber noch/ daß das Volk auf zween Tage Brod hatte zu ſich nehmen muͤſſen/ und hoffeten des folgenden Tages von den unſern ſchon zu bekommen/ was ihnen nunmehr mangelte. Von 50000 geraubeten- und Wagen-Pferden verdurben 10000 im Feur/ die uͤbrigen nebeſt 9000 ſtuͤk Rind Vieh lieffen zum Lande hinein/ und wurden von den Einwohnern aufgefangen. Als die Morgenroͤhte anbrach/ funden ſich die neun Neu- geworbene nicht/ und meinete man anfangs/ ſie wuͤrden im Schlaffe vom Feur ergriffen/ und verbrennet ſeyn/ aber weil kein einziger davon erſchiene/ muhtmaſſeten ſie/ eben dieſe muͤſten dieſe Taht begangen haben/ wodurch ſie immer heftiger zum Zorn bewaͤget wurdẽ/ daß ſie einmuͤhtig aufbrachen/ und gerade zu auf der unſern Lager zogen. Unſere ausgeſetze- te Schildwachten wurden ihrer zeitig iñen/ flohen davon/ und lieſſen die Lumpen ſamt dem baͤuriſchen Gewehr/ als aus Furcht/ dahinten/ welches die Feinde mit groſſem Gelaͤchter beſahen/ uñ ſich wolrechtſchaffen daruͤber zukitzelten/ gerieten auch hiedurch in ſolche Si- cherheit/ dz ſie ſageten; es muͤſte der Pañoniſche Adel ſich billich eines ſolchen elenden Fein- des ſchaͤhmen/ welcher ohn Zweifel/ wann er ihre Ruͤſtung nur ſehen ſolte/ alsbald davon lauffen wuͤrde/ und aus dieſem eingebildeten Wahn den Schluß macheten/ ſtraks Ange- ſichts das Lager anzugreiffen/ und mit ſtuͤrmender Hand hinweg zunehmen; jedoch ſtelle- ten ſie ihre Feldſchlacht gar anſehnlich/ die unſern deſtomehr dadurch zuſchrecken. Herku- les hielt auf einem Huͤgel/ betrachtete des Feindes Macht gar eigen/ und ſahe wol/ daß bey oͤffentlicher Feldſchlacht es an beiden Seiten viel Blut koſten wuͤrde/ und ſeine Voͤlker ihnen wegen Unerfahrenheit und geringer Anzahl nicht gewachſen waͤhren; ließ auch Fa- bius andeuten/ er moͤchte ſich gefaſſet halten/ und die beſten Voͤlker vorne anſtellen/ den er- ſten Anlauff abzuſchlagen. Seine Reuter aber ließ er zwiſchen den Baͤumen und hinter den Huͤgeln ſtille halten/ daß der Feind ihrer nicht gewahr wuͤrde/ ſendete auch keinen ein- zigen Reuter dem Feinde entgegen/ welches ſie ihm zur ſonderlichen Furcht außlegeten/ und einen Abgeſanten biß aus Lager reiten lieſſen/ welcher ihnẽ dieſes in Boͤhmiſcher Spꝛa- che vortragen muſte: Es erinnerte ſich der Großmaͤchtigſte Koͤnig in Pannonien/ Herr Mnata/ und ſein unvergleichlicher Adel/ was geſtalt vor etlichen Jahren ihrer anſehnlichẽ Geſanten einer/ Herr Bato der Großtaͤhtige/ einen unabloͤſchlichen Schimpf zu Prag einnehmen muͤſſen/ welchen zuraͤchen man zwar bald aufangs vorgenommen/ aber weil ihr Koͤnig durch der Goͤtter Rache umkommen/ und ſein Sohn ſich in Winkeln verſtecket/ haͤtte der Pannoniſche Koͤnig ſich an einer Elenden/ vielleicht unſchuldigen Wittiben nit raͤchen/ ſondern biß zu gelegener Zeit veꝛſpaꝛen wollen; inzwiſchen haͤtte man in glaͤubwiꝛ- dige Erfahrung bracht/ daß der junge Boͤhmiſche Koͤnig mit unter den Kaͤmpfern zu Pa- dua geweſen/ die ihre Geſanten ſchelmiſcher Weiſe und durch Zauberkuͤnſte erleget/ wel- ches ungeſtraffet nicht bleiben muͤſte; worzu noch dieſes kaͤhme/ daß man lhre Voͤlker bey dem Abzuge von Padua feindlich angefallen/ und unabgeſaget beſtritten. Waͤhre demnach gegenwaͤrtiges unuͤberwindliches Krieges-Heer des Großmaͤchtigſten Pannoniſchen Koͤ- niges zugegen/ die Volſtreckung der gebuͤhrlichen Rache vor die Hand zunehmen/ und zu- gleich mit abzulegen/ was ihre unbillicher weiſe erhenkete von ihnen foderten; jedoch truͤge der Pannoniſche Feldherr Mitleiden mit den unſchuldigen Untertahnen; wolte demnach vernehmen/ ob dieſelben ihr beſtes erkennen/ Lebens-Gnade annehmen/ und ihren Koͤnig ſamt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/740
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/740>, abgerufen am 23.11.2024.