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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
und auff eigentlichern Bericht warten/ welcher uns ohndaß mehr als zu früh kommen wird;
wie solches auch geschahe; massen nach verlauff fünff Stunden die Verschlagene ankah-
men/ welche Vologeses ausser dem Lager aufffangen und vor sich allein fodern ließ/ die ihm
dann den Verlauff/ ohn was mit denen in den Wiesen sich begeben hatte/ erzähleten. Er
machete sich darauff mit obgedachten beyden Feld Herrn nach dem Könige/ ließ auch Osa-
zes und Karthasis herzu ruffen/ und fing also an: Allergnädigster König; hier stehen die
teuren Fürsten/ Herr Pakorus und Herr Vonones/ die mit Ohren angehöret/ wie geträu-
und brüderlich Dorylaus von mir gewarnet worden/ er solte sich ja nicht erkühnen/ noch
den Feind verachten/ damit er das ihm anvertrauete Heer wieder liefern könte; aber an
stat seines mir schuldigen gehorsams/ hat er mich mit solchen schimpflichen Spotreden auf-
gezogen/ daß Fürst Pakorus verursachet worden/ ihn deßwegen zu rede zustellen/ wozu ich
mich zu gut hielt; worauff aber dieses erfolget/ daß er als ein Unbesonnener fortgezogen/
sich ins offene Feld unbeschanzet nidergeschlagen/ und die halbscheid seiner Pferde ins
Graß gejaget/ als ob gute Sicherheit währe; worauff ihn der Feind mit geringer Mann-
schafft angegriffen/ und nach kurzem Gefechte/ neben allen den seinen/ wie man nit anders
weiß/ nidergehauen hat; ist es aber nicht eine überaus grosse Schande/ in solcher Unvor-
sichtigkeit zu gehen/ da man einen solchen muhtigen Feind in der nähe hat? und von ihm
nichts zuwissen/ che man das Schwert im Eingeweide empfindet? zwar ich bin gnug ent-
schuldiget/ dann an meiner Warnung hats nicht gemangelt/ und möchte wünschen/ daß
durch euer Königl. Hocheit anmahnung er nicht währe sicher gemacht/ die solchen Frevel
ihm eingegossen hatte/ daß er wünschete/ nicht unter 60 oder 70 tausend Feinde auff ein-
mahl anzutreffen. Eines setze ich nur hinzu; hätte Dorylaus mich hören wollen/ so lebete
er noch mit den seinen; und geben die Götter/ daß nicht seines gleichen hochmühtige Fre-
veler uns die Sache noch viel schlimmer machen. Artabanus erschrak der Zeitung/ und
fragete nach/ wie stark die Feinde gewesen; und als er deren geringe Mannschaft vernam/
währe er vor Eifer schier aus der Haut gefahren. Aber Vologeses tröstete ihn; es könte
ihnen sämptlich dieser Unfall zur warnung dienen/ daß man desto vorsichtiger spielen ler-
nete/ damit nicht durch frecheit verlohren würde/ was die Vorfahren durch herzhafte Vor-
sichtigkeit des Arsazes vor vierhundert und etliche siebenzig Jahren ritterlich erstritten/
und seine Nachkommen bißdaher kräftig erhalten hätten; vielleicht würden die Feinde
hiedurch sicher und verwägen/ dz in der Häupt Schlacht alles zehnfach könte eingebracht
werden.

Des folgenden Tages gar früh gab sich der Persische Heer Hold an/ und auff sein be-
gehren erlangete er vor die Begleitung freien Abzug; jedoch daß ihnen 1000 Reuter un-
ter Vologeses und Pakorus anführung solten entgegen zihen/ und die Gefangenen anneh-
men; welches alsbald geschahe/ da der Persische Führer diese Rede vortrug: Hochan-
sehnliche Herren; nach dem von der Durchleuchtigsten Groß Fürstin und Frauen/ Frauen
Valiska/ ich gnädigst befehlichet bin/ niemand anders als dem grossen Könige Artabanus
meine Werbung vorzut: agen/ als ersuche ich die Herren/ daß sie mich bißdahin geleiten.
Vologeses und Pakorus beredeten sich dessen/ liessen die Persische begleitungs Reuter
zurük zihen/ und mit den gefangenen Parthen kehreten sie umb nach ihrem Lager/ da die

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Fuͤnftes Buch.
und auff eigentlichern Bericht warten/ welcher uns ohndaß mehr als zu fruͤh kom̃en wiꝛd;
wie ſolches auch geſchahe; maſſen nach verlauff fuͤnff Stunden die Verſchlagene ankah-
men/ welche Vologeſes auſſer dem Lager aufffangen uñ vor ſich allein fodern ließ/ die ihm
dann den Verlauff/ ohn was mit denen in den Wieſen ſich begeben hatte/ erzaͤhleten. Er
machete ſich darauff mit obgedachten beyden Feld Herrn nach dem Koͤnige/ ließ auch Oſa-
zes und Karthaſis herzu ruffen/ und fing alſo an: Allergnaͤdigſter Koͤnig; hier ſtehen die
teuren Fuͤrſten/ Herr Pakorus und Herr Vonones/ die mit Ohren angehoͤret/ wie getraͤu-
und bruͤderlich Dorylaus von mir gewarnet worden/ er ſolte ſich ja nicht erkuͤhnen/ noch
den Feind verachten/ damit er das ihm anvertrauete Heer wieder liefern koͤnte; aber an
ſtat ſeines mir ſchuldigen gehorſams/ hat er mich mit ſolchen ſchimpflichẽ Spotreden auf-
gezogen/ daß Fürſt Pakorus verurſachet worden/ ihn deßwegen zu rede zuſtellen/ wozu ich
mich zu gut hielt; worauff aber dieſes erfolget/ daß er als ein Unbeſonnener fortgezogen/
ſich ins offene Feld unbeſchanzet nidergeſchlagen/ und die halbſcheid ſeiner Pferde ins
Graß gejaget/ als ob gute Sicherheit waͤhre; worauff ihn der Feind mit geringer Mann-
ſchafft angegriffen/ und nach kurzem Gefechte/ neben allen den ſeinen/ wie man nit anders
weiß/ nidergehauen hat; iſt es aber nicht eine uͤberaus groſſe Schande/ in ſolcher Unvor-
ſichtigkeit zu gehen/ da man einen ſolchen muhtigen Feind in der naͤhe hat? und von ihm
nichts zuwiſſen/ che man das Schwert im Eingeweide empfindet? zwar ich bin gnug ent-
ſchuldiget/ dann an meiner Warnung hats nicht gemangelt/ und moͤchte wünſchen/ daß
durch euer Koͤnigl. Hocheit anmahnung er nicht waͤhre ſicher gemacht/ die ſolchen Frevel
ihm eingegoſſen hatte/ daß er wuͤnſchete/ nicht unter 60 oder 70 tauſend Feinde auff ein-
mahl anzutreffen. Eines ſetze ich nur hinzu; haͤtte Dorylaus mich hoͤren wollen/ ſo lebete
er noch mit den ſeinen; und geben die Goͤtter/ daß nicht ſeines gleichen hochmuͤhtige Fre-
veler uns die Sache noch viel ſchlimmer machen. Artabanus erſchrak der Zeitung/ und
fragete nach/ wie ſtark die Feinde geweſen; und als er deren geringe Mannſchaft vernam/
waͤhre er vor Eifer ſchier aus der Haut gefahren. Aber Vologeſes troͤſtete ihn; es koͤnte
ihnen ſaͤmptlich dieſer Unfall zur warnung dienen/ daß man deſto vorſichtiger ſpielen ler-
nete/ damit nicht durch frecheit verlohren wuͤrde/ was die Vorfahrẽ durch herzhafte Vor-
ſichtigkeit des Arſazes vor vierhundert und etliche ſiebenzig Jahren ritterlich erſtritten/
und ſeine Nachkommen bißdaher kraͤftig erhalten haͤtten; vielleicht wuͤrden die Feinde
hiedurch ſicher und verwaͤgen/ dz in der Haͤupt Schlacht alles zehnfach koͤnte eingebracht
werden.

Des folgenden Tages gar fruͤh gab ſich der Perſiſche Heer Hold an/ und auff ſein be-
gehren erlangete er vor die Begleitung freien Abzug; jedoch daß ihnen 1000 Reuter un-
ter Vologeſes und Pakorus anfuͤhrung ſolten entgegen zihen/ und die Gefangenen anneh-
men; welches alsbald geſchahe/ da der Perſiſche Fuͤhrer dieſe Rede vortrug: Hochan-
ſehnliche Herren; nach dem von der Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſtin uñ Frauen/ Frauen
Valiſka/ ich gnaͤdigſt befehlichet bin/ niemand anders als dem groſſen Koͤnige Artabanus
meine Werbung vorzut: agen/ als erſuche ich die Herren/ daß ſie mich bißdahin geleiten.
Vologeſes und Pakorus beredeten ſich deſſen/ lieſſen die Perſiſche begleitungs Reuter
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[67/0073] Fuͤnftes Buch. und auff eigentlichern Bericht warten/ welcher uns ohndaß mehr als zu fruͤh kom̃en wiꝛd; wie ſolches auch geſchahe; maſſen nach verlauff fuͤnff Stunden die Verſchlagene ankah- men/ welche Vologeſes auſſer dem Lager aufffangen uñ vor ſich allein fodern ließ/ die ihm dann den Verlauff/ ohn was mit denen in den Wieſen ſich begeben hatte/ erzaͤhleten. Er machete ſich darauff mit obgedachten beyden Feld Herrn nach dem Koͤnige/ ließ auch Oſa- zes und Karthaſis herzu ruffen/ und fing alſo an: Allergnaͤdigſter Koͤnig; hier ſtehen die teuren Fuͤrſten/ Herr Pakorus und Herr Vonones/ die mit Ohren angehoͤret/ wie getraͤu- und bruͤderlich Dorylaus von mir gewarnet worden/ er ſolte ſich ja nicht erkuͤhnen/ noch den Feind verachten/ damit er das ihm anvertrauete Heer wieder liefern koͤnte; aber an ſtat ſeines mir ſchuldigen gehorſams/ hat er mich mit ſolchen ſchimpflichẽ Spotreden auf- gezogen/ daß Fürſt Pakorus verurſachet worden/ ihn deßwegen zu rede zuſtellen/ wozu ich mich zu gut hielt; worauff aber dieſes erfolget/ daß er als ein Unbeſonnener fortgezogen/ ſich ins offene Feld unbeſchanzet nidergeſchlagen/ und die halbſcheid ſeiner Pferde ins Graß gejaget/ als ob gute Sicherheit waͤhre; worauff ihn der Feind mit geringer Mann- ſchafft angegriffen/ und nach kurzem Gefechte/ neben allen den ſeinen/ wie man nit anders weiß/ nidergehauen hat; iſt es aber nicht eine uͤberaus groſſe Schande/ in ſolcher Unvor- ſichtigkeit zu gehen/ da man einen ſolchen muhtigen Feind in der naͤhe hat? und von ihm nichts zuwiſſen/ che man das Schwert im Eingeweide empfindet? zwar ich bin gnug ent- ſchuldiget/ dann an meiner Warnung hats nicht gemangelt/ und moͤchte wünſchen/ daß durch euer Koͤnigl. Hocheit anmahnung er nicht waͤhre ſicher gemacht/ die ſolchen Frevel ihm eingegoſſen hatte/ daß er wuͤnſchete/ nicht unter 60 oder 70 tauſend Feinde auff ein- mahl anzutreffen. Eines ſetze ich nur hinzu; haͤtte Dorylaus mich hoͤren wollen/ ſo lebete er noch mit den ſeinen; und geben die Goͤtter/ daß nicht ſeines gleichen hochmuͤhtige Fre- veler uns die Sache noch viel ſchlimmer machen. Artabanus erſchrak der Zeitung/ und fragete nach/ wie ſtark die Feinde geweſen; und als er deren geringe Mannſchaft vernam/ waͤhre er vor Eifer ſchier aus der Haut gefahren. Aber Vologeſes troͤſtete ihn; es koͤnte ihnen ſaͤmptlich dieſer Unfall zur warnung dienen/ daß man deſto vorſichtiger ſpielen ler- nete/ damit nicht durch frecheit verlohren wuͤrde/ was die Vorfahrẽ durch herzhafte Vor- ſichtigkeit des Arſazes vor vierhundert und etliche ſiebenzig Jahren ritterlich erſtritten/ und ſeine Nachkommen bißdaher kraͤftig erhalten haͤtten; vielleicht wuͤrden die Feinde hiedurch ſicher und verwaͤgen/ dz in der Haͤupt Schlacht alles zehnfach koͤnte eingebracht werden. Des folgenden Tages gar fruͤh gab ſich der Perſiſche Heer Hold an/ und auff ſein be- gehren erlangete er vor die Begleitung freien Abzug; jedoch daß ihnen 1000 Reuter un- ter Vologeſes und Pakorus anfuͤhrung ſolten entgegen zihen/ und die Gefangenen anneh- men; welches alsbald geſchahe/ da der Perſiſche Fuͤhrer dieſe Rede vortrug: Hochan- ſehnliche Herren; nach dem von der Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſtin uñ Frauen/ Frauen Valiſka/ ich gnaͤdigſt befehlichet bin/ niemand anders als dem groſſen Koͤnige Artabanus meine Werbung vorzut: agen/ als erſuche ich die Herren/ daß ſie mich bißdahin geleiten. Vologeſes und Pakorus beredeten ſich deſſen/ lieſſen die Perſiſche begleitungs Reuter zuruͤk zihen/ und mit den gefangenen Parthen kehreten ſie umb nach ihrem Lager/ da die frey- i ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/73>, abgerufen am 25.11.2024.