Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. styes; daß ein jedes Königreich/ krafft durchgehender Gerechtigkeit/ über das gemei-ne Recht aller Völker steiff zuhalten schuldig sey/ ob gleich die unbedachtsamen Feinde solches nicht in obacht nehmen wolten. Zwar wir sind beleidiget/ wie ich nicht zweifeln wil; aber sollen wir aus diesem Grunde nicht mit Vorbehalt unser Ehren und Ansehens ver- suchen/ ob der Feind auff ergangene großmühtige Erinnerung in sich gehen/ der Billigkeit stat geben/ und den groben Fehler verbessern wolle? Ja sollen wir aus eben demselben Grunde ihm auff den fal der Wegerung nicht den Krieg ankündigen/ sondern ihn unge- warnet anfallen/ so würde daraus folgen/ daß nur der erste Beleidiger solche beyderley vornehmen/ und der Beleidigte sich deren enthalten müste/ welche Meynung ohn zweifel viel Widersprachs bey den Kriegs- und Rechtsverständigen finden würde; Und kan uns von vernünfftigen redlichen Leuten (der unwissenden muß man nicht achten) nicht vor ei- nen Unglimpff ausgeleget werden/ daß wir dem frevelhafften Beleidiger friedlichen Ab- trag anfodern/ nebest dem ansdrüklichen Bedinge/ daß im widrigen falle uns nicht unbe- wust sey/ wie wir des empfangenen Schimpfes und Schadens halben Erstattung zusuchen wol befuget sind/ und das Herz haben/ uns mit dem Schwerte dessen beydes zuentschütten. Wird dann der Feind auch solches in den Wind schlagen/ und sich zur Gegenwehr rüsten/ so stehet uns ja besser/ dz wir fechten als rauben/ dz wir unser Recht gebührlich suchen/ als die- bischer weise stehlen; es währe dann/ dz wir uns vor unsern gewaffneten Feinden fürchteten/ und dieselben lieber ermorden als bestreiten wolten. Jedoch dürfen wir nit gedenken/ der Feind werde auf unsern unabgesagten Anfal alsbald ve lohren geben/ das Land verlauffen/ und der gegenwehr vergessen. Sie kommen erst aus dem Kriege/ sind des fechtens wol gewohnet/ und wegen des neuen erst erhaltenen Sieges sind sie muhtig; ja wer weiß ob sie ihr tapferes Heer nicht mehrenteils noch beyeinander haben/ und nichts mehr wünschen/ als daß wir durch unrechtmässiges vornehmen unsere Sache verdächtig und ihre scheinbar machen/ welches ihre Völker zur herzhaftigkeit anspornen wird? Ich kan mir durchaus nicht ein- bilden/ daß ihnen unsere starke Kriegsverfassung allerdinge solte unbewust und verborgen seyn. Diesem allen nach ist mein gutachten/ man handele nach Herrn Mastyes vorschlage/ wo sonst nicht des Königes Machtschluß ein anders gebeut/ auf welchen fall ich meine mei- nung billich zu endern habe. Die Anwesende/ so viel ihrer des Königes und des Vaterlan- des beste sucheten/ kahmen zu weit anderen Gedanken/ als sie mit sich in die Versamlung gebracht hatten/ und wurden sehr wankelmühtig/ ob man auch in warheit von dem Teut- schen und Bömischen Könige beleidiget währe; dann daß dieser seine unwissenheit vor- wendete/ geschahe bloß darumb/ daß er Dropions ungunst und Zorn nicht wolte durch die runde wiedersprechung auff sich laden. Doch sahen die in zweifel gerahtene/ das solches in obacht und beredung zu nehmen (ob man beleidiget währe oder nicht) nunmehr zu späte seyn würde. Der König selbst saß als währe er nicht bey sich selber/ währe auch durch die eingeführeten Häuptgründeschier auff andere Meinung gebracht/ wann nicht der dum- kühne Pelegon/ Dropions ergebener/ ein Feldhäuptman über ein fliegendes Heer/ mit sei- ner ungestümigkeit dem Fasse gar den Bodem ausgestossen hätte/ in dem auff Königlichen Befehl er also anfing: Solte ich ein hocherhabener Pannonischer König seyn/ und mei- nen mutwilligen Beleidiger mit sanften friedfertigen Worten ersuchen/ daß er den ange- legten
Achtes Buch. ſtyes; daß ein jedes Koͤnigreich/ krafft durchgehender Gerechtigkeit/ über das gemei-ne Recht aller Voͤlker ſteiff zuhalten ſchuldig ſey/ ob gleich die unbedachtſamen Feinde ſolches nicht in obacht nehmen wolten. Zwar wir ſind beleidiget/ wie ich nicht zweifeln wil; aber ſollen wir aus dieſem Grunde nicht mit Vorbehalt unſer Ehren und Anſehens ver- ſuchen/ ob der Feind auff ergangene großmuͤhtige Erinnerung in ſich gehen/ der Billigkeit ſtat geben/ und den groben Fehler verbeſſern wolle? Ja ſollen wir aus eben demſelben Grunde ihm auff den fal der Wegerung nicht den Krieg ankündigen/ ſondern ihn unge- warnet anfallen/ ſo wuͤrde daraus folgen/ daß nur der erſte Beleidiger ſolche beyderley vornehmen/ und der Beleidigte ſich deren enthalten muͤſte/ welche Meynung ohn zweifel viel Widerſprachs bey den Kriegs- und Rechtsverſtaͤndigen finden würde; Und kan uns von vernuͤnfftigen redlichen Leuten (der unwiſſenden muß man nicht achten) nicht vor ei- nen Unglimpff ausgeleget werden/ daß wir dem frevelhafften Beleidiger friedlichen Ab- trag anfodern/ nebeſt dem ansdruͤklichen Bedinge/ daß im widrigen falle uns nicht unbe- wuſt ſey/ wie wir des empfangenen Schimpfes und Schadens halben Erſtattung zuſuchẽ wol befuget ſind/ und das Herz haben/ uns mit dem Schwerte deſſen beydes zuentſchuͤtten. Wird dañ der Feind auch ſolches in dẽ Wind ſchlagen/ und ſich zur Gegenwehr ruͤſten/ ſo ſtehet uns ja beſſer/ dz wir fechten als rauben/ dz wir unſer Recht gebuͤhrlich ſuchẽ/ als die- biſcher weiſe ſtehlẽ; es waͤhre dann/ dz wir uns vor unſern gewaffnetẽ Feinden fürchteten/ uñ dieſelben lieber ermordẽ als beſtreiten woltẽ. Jedoch duͤrfen wir nit gedenkẽ/ der Feind werde auf unſern unabgeſagten Anfal alsbald ve lohrẽ geben/ das Land verlauffen/ und der gegenwehr vergeſſen. Sie kommen erſt aus dem Kriege/ ſind des fechtens wol gewohnet/ und wegen des neuen erſt erhaltenen Sieges ſind ſie muhtig; ja wer weiß ob ſie ihr tapferes Heer nicht mehrenteils noch beyeinander haben/ und nichts mehr wuͤnſchen/ als daß wir durch unrechtmaͤſſiges vornehmen unſere Sache verdaͤchtig und ihre ſcheinbar machen/ welches ihre Voͤlker zur herzhaftigkeit anſpornen wird? Ich kan mir durchaus nicht ein- bilden/ daß ihnen unſere ſtarke Kriegsverfaſſung allerdinge ſolte unbewuſt und verborgen ſeyn. Dieſem allen nach iſt mein gutachten/ man handele nach Herrn Maſtyes vorſchlage/ wo ſonſt nicht des Koͤniges Machtſchluß ein anders gebeut/ auf welchen fall ich meine mei- nung billich zu endeꝛn habe. Die Anweſende/ ſo viel ihrer des Koͤniges und des Vaterlan- des beſte ſucheten/ kahmen zu weit anderen Gedanken/ als ſie mit ſich in die Verſamlung gebracht hatten/ und wurden ſehr wankelmuͤhtig/ ob man auch in warheit von dem Teut- ſchen und Boͤmiſchen Koͤnige beleidiget waͤhre; dann daß dieſer ſeine unwiſſenheit vor- wendete/ geſchahe bloß darumb/ daß er Dropions ungunſt und Zorn nicht wolte durch die runde wiederſprechung auff ſich laden. Doch ſahen die in zweifel gerahtene/ das ſolches in obacht und beredung zu nehmen (ob man beleidiget waͤhre oder nicht) nunmehr zu ſpaͤte ſeyn wuͤrde. Der Koͤnig ſelbſt ſaß als waͤhre er nicht bey ſich ſelber/ waͤhre auch durch die eingefuͤhretẽ Haͤuptgruͤndeſchier auff andere Meinung gebracht/ wann nicht der dum- kuͤhne Pelegon/ Dropions ergebener/ ein Feldhaͤuptman uͤber ein fliegendes Heer/ mit ſei- ner ungeſtuͤmigkeit dem Faſſe gar den Bodem ausgeſtoſſen haͤtte/ in dem auff Koͤniglichẽ Befehl er alſo anfing: Solte ich ein hocherhabener Pannoniſcher Koͤnig ſeyn/ und mei- nen mutwilligen Beleidiger mit ſanften friedfertigen Worten erſuchen/ daß er den ange- legten
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Achtes Buch.
ſtyes; daß ein jedes Koͤnigreich/ krafft durchgehender Gerechtigkeit/ über das gemei-
ne Recht aller Voͤlker ſteiff zuhalten ſchuldig ſey/ ob gleich die unbedachtſamen Feinde
ſolches nicht in obacht nehmen wolten. Zwar wir ſind beleidiget/ wie ich nicht zweifeln wil;
aber ſollen wir aus dieſem Grunde nicht mit Vorbehalt unſer Ehren und Anſehens ver-
ſuchen/ ob der Feind auff ergangene großmuͤhtige Erinnerung in ſich gehen/ der Billigkeit
ſtat geben/ und den groben Fehler verbeſſern wolle? Ja ſollen wir aus eben demſelben
Grunde ihm auff den fal der Wegerung nicht den Krieg ankündigen/ ſondern ihn unge-
warnet anfallen/ ſo wuͤrde daraus folgen/ daß nur der erſte Beleidiger ſolche beyderley
vornehmen/ und der Beleidigte ſich deren enthalten muͤſte/ welche Meynung ohn zweifel
viel Widerſprachs bey den Kriegs- und Rechtsverſtaͤndigen finden würde; Und kan uns
von vernuͤnfftigen redlichen Leuten (der unwiſſenden muß man nicht achten) nicht vor ei-
nen Unglimpff ausgeleget werden/ daß wir dem frevelhafften Beleidiger friedlichen Ab-
trag anfodern/ nebeſt dem ansdruͤklichen Bedinge/ daß im widrigen falle uns nicht unbe-
wuſt ſey/ wie wir des empfangenen Schimpfes und Schadens halben Erſtattung zuſuchẽ
wol befuget ſind/ und das Herz haben/ uns mit dem Schwerte deſſen beydes zuentſchuͤtten.
Wird dañ der Feind auch ſolches in dẽ Wind ſchlagen/ und ſich zur Gegenwehr ruͤſten/ ſo
ſtehet uns ja beſſer/ dz wir fechten als rauben/ dz wir unſer Recht gebuͤhrlich ſuchẽ/ als die-
biſcher weiſe ſtehlẽ; es waͤhre dann/ dz wir uns vor unſern gewaffnetẽ Feinden fürchteten/
uñ dieſelben lieber ermordẽ als beſtreiten woltẽ. Jedoch duͤrfen wir nit gedenkẽ/ der Feind
werde auf unſern unabgeſagten Anfal alsbald ve lohrẽ geben/ das Land verlauffen/ und der
gegenwehr vergeſſen. Sie kommen erſt aus dem Kriege/ ſind des fechtens wol gewohnet/
und wegen des neuen erſt erhaltenen Sieges ſind ſie muhtig; ja wer weiß ob ſie ihr tapferes
Heer nicht mehrenteils noch beyeinander haben/ und nichts mehr wuͤnſchen/ als daß wir
durch unrechtmaͤſſiges vornehmen unſere Sache verdaͤchtig und ihre ſcheinbar machen/
welches ihre Voͤlker zur herzhaftigkeit anſpornen wird? Ich kan mir durchaus nicht ein-
bilden/ daß ihnen unſere ſtarke Kriegsverfaſſung allerdinge ſolte unbewuſt und verborgen
ſeyn. Dieſem allen nach iſt mein gutachten/ man handele nach Herrn Maſtyes vorſchlage/
wo ſonſt nicht des Koͤniges Machtſchluß ein anders gebeut/ auf welchen fall ich meine mei-
nung billich zu endeꝛn habe. Die Anweſende/ ſo viel ihrer des Koͤniges und des Vaterlan-
des beſte ſucheten/ kahmen zu weit anderen Gedanken/ als ſie mit ſich in die Verſamlung
gebracht hatten/ und wurden ſehr wankelmuͤhtig/ ob man auch in warheit von dem Teut-
ſchen und Boͤmiſchen Koͤnige beleidiget waͤhre; dann daß dieſer ſeine unwiſſenheit vor-
wendete/ geſchahe bloß darumb/ daß er Dropions ungunſt und Zorn nicht wolte durch die
runde wiederſprechung auff ſich laden. Doch ſahen die in zweifel gerahtene/ das ſolches in
obacht und beredung zu nehmen (ob man beleidiget waͤhre oder nicht) nunmehr zu ſpaͤte
ſeyn wuͤrde. Der Koͤnig ſelbſt ſaß als waͤhre er nicht bey ſich ſelber/ waͤhre auch durch die
eingefuͤhretẽ Haͤuptgruͤndeſchier auff andere Meinung gebracht/ wann nicht der dum-
kuͤhne Pelegon/ Dropions ergebener/ ein Feldhaͤuptman uͤber ein fliegendes Heer/ mit ſei-
ner ungeſtuͤmigkeit dem Faſſe gar den Bodem ausgeſtoſſen haͤtte/ in dem auff Koͤniglichẽ
Befehl er alſo anfing: Solte ich ein hocherhabener Pannoniſcher Koͤnig ſeyn/ und mei-
nen mutwilligen Beleidiger mit ſanften friedfertigen Worten erſuchen/ daß er den ange-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/724>, abgerufen am 16.07.2024. |