Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite
Siebendes Buch.

Sonders liebe Freundin/ Jungfer Alheid/ eurer unbarmherzigen Mutter ehmahlige armseli-
ge Magd und Nähterin Armgart/ sonsten vor dem/ und Gott lob nunmehr wieder/ gebohrnes König-
liches Fräulein aus Teutschland/ Frl. Klara/ bedancket sich nochmahls alles geleisteten guten Willen/
sendet ihr alle heimlich und offentlich entwendete Geschmeide unversehret wieder/ nebest 10000. Kro-
nen/ und etliche Kleinot Gnaden-Gelder/ ihr und ihren beyden Schwestern nehest begrüssung/ und
stellet ihnen allen dreyen frey/ zu ihr nach Prag zukommen/ und ihrer Königlichen Hochzeit/ welche
sie mit dem Durchl. Großfürsten Herr Arbianes aus Meden schier zu halten entschlossen ist/ bey-
zuwohnen/ da ihnen alle Gnade und milde Königliche Woltaht wiederfahren sol. Zwar es währe mir
gar ein leichtes/ mich noch weiters an eurer grausamen Mutter/ und ehebrecherischen Vater gebühr-
lich zu rächen/ aber aus lauter Gnade sol ihnen verziehen seyn/ wiewol ich nicht ungerne gesehen hät-
te/ daß euer Vater den Prügel wegen seines huhrischen Herzens/ gleich eurer Mutter kosten mögen/
damit eins dem andern nichts vorwerffen dürffte/ doch weil mir der Zorn nunmehr vergangen/ mag
er so hinlauffen/ und sich bessern. Gehabt euch wol und besucht mich kühnlich nach eurem belieben 3
insonderheit grüsset mir die kleine Adelgund/ als welche durch ihre Gegenwart eures schlimmen Va-
ters unkeusches Vorhaben (welches/ da ers vollendet hätte/ ihm und allen den seinen den Halß würde
verlustig gemacht haben) guten teils abgewendet und verhindert hat. Ich bin und verbleibe eure und
eurer beyden Schwestern gute Freundin Klara/ Königliches Fräulein aus Teutschland/ verspro-
cheue Großfürstin in Meden.

Wir haben bißdaher die wol zuprügelte Frau Mechtild mit ihrer Angst-vollen Tochter
auf ihrem Wagen im Pusche verlassen/ welche nach Wolfganges Abscheid gerne alsbald
wieder nach Hause gefahren währen/ aber die Dräuung hielt sie zurük/ und daß sie keinen
Fuhrmann hatten/ daher sie den Tag und die Nacht daselbst außhielten/ und noch ihr bestes
wahr/ daß sie Essen und Trinken gnug bey sich hatten. Die Nacht wehrete ihnen sehr lan-
ge/ und empfand das Weib überaus grosse Schmerzen wegen der Prügelung/ weil sie kei-
ne Salbe zur Linderung bey sich hatte. Daß ihre Armgart ein Fürstliches Fräulein seyn
solte/ wolte ihr in den Kopff nicht/ wie wol die Tochter solches gerne gläubete/ weil
sie nur mit einer angestrichenen Farbe sich so heßlich gemacht/ und vor dem Abzuge
ihre wunder zarten Hände/ Hals und Angesicht ihr hätte sehen lassen. Aber die Mutter sa-
gete; Ey was Fräulein/ lag sie doch fast alle Nacht bey dem Baurflegel Wolfgang/ den sie
selbst ihren Mann nennete. Nein herzen Mutter/ antwortete sie/ ich erinnere mich/ daß un-
sere Haußmagd etlichemahl mir angezeiget hat/ daß sie allemahl nur eine Schlafstelle in ih-
rem Bette gefunden/ und also der Baur sich ohn Zweifel auf der blossen Erde hat behelfen
müssen. Sie sey wer sie wolle/ sagte die Mutter; hätte ich aber gewust/ daß ich diese schmertz-
hafte Prügelung von ihr sollen gewärtig seyn/ wolte ich ihr den Hals zubrochen haben. Ach
liebe Mutter/ sagte sie/ ihr seid auch alzu hart mit ihr gewesen dann ungeachtet sie kein Au-
genblik bey ihrer Arbeit seumete/ suchetet ihr doch allemahl Uhrsach an sie/ daß michs oft
gejammert hat. Was wiltu junge Metze mich auch noch rechtfärtigen? sagte die Mutter;
währe ich meiner Hände mächtig/ ich wolte dir das weise Maul dergestalt zurichten/ daß
du es auff ein andermahl schon halten soltest. Ich sage nichts ungebührliches/ sagte die
Tochter/ und gebe der Himmel/ daß wir nicht von diesem Fürstlichen Fräulein noch eine
grössere Straffe zugewarten haben. Und ach ach! was muß doch mein Vater ihr vor Un-
gebührligkeit angemuhtet haben/ davon das kleine Kind gestern zusagen wuste? dein Va-
ter ist ein alter verhuhreter Bube/ antwortete sie/ und hätte ihm wol gönnen mögen/ daß er

davor
Siebendes Buch.

Sonders liebe Freundin/ Jungfer Alheid/ eurer unbarmherzigen Mutter ehmahlige armſeli-
ge Magd und Naͤhterin Armgart/ ſonſten vor dem/ und Gott lob nunmehr wieder/ gebohrnes Koͤnig-
liches Fraͤulein aus Teutſchland/ Frl. Klara/ bedancket ſich nochmahls alles geleiſteten guten Willen/
ſendet ihr alle heimlich und offentlich entwendete Geſchmeide unverſehret wieder/ nebeſt 10000. Kro-
nen/ und etliche Kleinot Gnaden-Gelder/ ihr und ihren beyden Schweſtern neheſt begruͤſſung/ und
ſtellet ihnen allen dreyen frey/ zu ihr nach Prag zukommen/ und ihrer Koͤniglichen Hochzeit/ welche
ſie mit dem Durchl. Großfuͤrſten Herꝛ Arbianes aus Meden ſchier zu halten entſchloſſen iſt/ bey-
zuwohnen/ da ihnen alle Gnade und milde Koͤnigliche Woltaht wiederfahren ſol. Zwar es waͤhre mir
gar ein leichtes/ mich noch weiters an eurer grauſamen Mutter/ und ehebrecheriſchen Vater gebuͤhr-
lich zu raͤchen/ aber aus lauter Gnade ſol ihnen verziehen ſeyn/ wiewol ich nicht ungerne geſehen haͤt-
te/ daß euer Vater den Pruͤgel wegen ſeines huhriſchen Herzens/ gleich eurer Mutter koſten moͤgen/
damit eins dem andern nichts vorwerffen duͤrffte/ doch weil mir der Zorn nunmehr vergangen/ mag
er ſo hinlauffen/ und ſich beſſern. Gehabt euch wol und beſucht mich kuͤhnlich nach eurem belieben 3
inſonderheit gruͤſſet mir die kleine Adelgund/ als welche durch ihre Gegenwart eures ſchlimmen Va-
ters unkeuſches Vorhaben (welches/ da ers vollendet haͤtte/ ihm und allen den ſeinen den Halß wuͤrde
verluſtig gemacht haben) guten teils abgewendet und verhindert hat. Ich bin und verbleibe eure und
eurer beyden Schweſtern gute Freundin Klara/ Koͤnigliches Fraͤulein aus Teutſchland/ verſpro-
cheue Großfuͤrſtin in Meden.

Wir haben bißdaher die wol zupruͤgelte Frau Mechtild mit ihrer Angſt-vollen Tochter
auf ihrem Wagen im Puſche verlaſſen/ welche nach Wolfganges Abſcheid gerne alsbald
wieder nach Hauſe gefahren waͤhren/ aber die Draͤuung hielt ſie zuruͤk/ und daß ſie keinen
Fuhrmann hatten/ daher ſie den Tag und die Nacht daſelbſt außhieltẽ/ und noch ihr beſtes
wahr/ daß ſie Eſſen und Trinken gnug bey ſich hatten. Die Nacht wehrete ihnen ſehr lan-
ge/ und empfand das Weib uͤberaus groſſe Schmerzen wegen der Pruͤgelung/ weil ſie kei-
ne Salbe zur Linderung bey ſich hatte. Daß ihre Armgart ein Fuͤrſtliches Fraͤulein ſeyn
ſolte/ wolte ihr in den Kopff nicht/ wie wol die Tochter ſolches gerne glaͤubete/ weil
ſie nur mit einer angeſtrichenen Farbe ſich ſo heßlich gemacht/ und vor dem Abzuge
ihre wunder zarten Haͤnde/ Hals und Angeſicht ihr haͤtte ſehen laſſen. Aber die Mutter ſa-
gete; Ey was Fraͤulein/ lag ſie doch faſt alle Nacht bey dem Baurflegel Wolfgang/ den ſie
ſelbſt ihren Mann nennete. Nein herzen Mutter/ antwortete ſie/ ich erinnere mich/ daß un-
ſere Haußmagd etlichemahl mir angezeiget hat/ daß ſie allemahl nur eine Schlafſtelle in ih-
rem Bette gefunden/ und alſo der Baur ſich ohn Zweifel auf der bloſſen Erde hat behelfen
muͤſſen. Sie ſey wer ſie wolle/ ſagte die Mutter; haͤtte ich aber gewuſt/ daß ich dieſe ſchmertz-
hafte Pruͤgelung von ihr ſollen gewaͤrtig ſeyn/ wolte ich ihr den Hals zubꝛochen haben. Ach
liebe Mutter/ ſagte ſie/ ihr ſeid auch alzu hart mit ihr geweſen dann ungeachtet ſie kein Au-
genblik bey ihrer Arbeit ſeumete/ ſuchetet ihr doch allemahl Uhrſach an ſie/ daß michs oft
gejammert hat. Was wiltu junge Metze mich auch noch rechtfaͤrtigen? ſagte die Mutter;
waͤhre ich meiner Haͤnde maͤchtig/ ich wolte dir das weiſe Maul dergeſtalt zurichten/ daß
du es auff ein andermahl ſchon halten ſolteſt. Ich ſage nichts ungebuͤhrliches/ ſagte die
Tochter/ und gebe der Himmel/ daß wir nicht von dieſem Fuͤrſtlichen Fraͤulein noch eine
groͤſſere Straffe zugewarten haben. Und ach ach! was muß doch mein Vater ihr vor Un-
gebuͤhrligkeit angemuhtet haben/ davon das kleine Kind geſtern zuſagen wuſte? dein Va-
ter iſt ein alter verhuhreter Bube/ antwortete ſie/ und haͤtte ihm wol goͤnnen moͤgen/ daß er

davor
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0712" n="706"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <p>Sonders liebe Freundin/ Jungfer Alheid/ eurer unbarmherzigen Mutter ehmahlige arm&#x017F;eli-<lb/>
ge Magd und Na&#x0364;hterin Armgart/ &#x017F;on&#x017F;ten vor dem/ und Gott lob nunmehr wieder/ gebohrnes Ko&#x0364;nig-<lb/>
liches Fra&#x0364;ulein aus Teut&#x017F;chland/ Frl. Klara/ bedancket &#x017F;ich nochmahls alles gelei&#x017F;teten guten Willen/<lb/>
&#x017F;endet ihr alle heimlich und offentlich entwendete Ge&#x017F;chmeide unver&#x017F;ehret wieder/ nebe&#x017F;t 10000. Kro-<lb/>
nen/ und etliche Kleinot Gnaden-Gelder/ ihr und ihren beyden Schwe&#x017F;tern nehe&#x017F;t begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung/ und<lb/>
&#x017F;tellet ihnen allen dreyen frey/ zu ihr nach Prag zukommen/ und ihrer Ko&#x0364;niglichen Hochzeit/ welche<lb/>
&#x017F;ie mit dem Durchl. Großfu&#x0364;r&#x017F;ten Her&#xA75B; Arbianes aus Meden &#x017F;chier zu halten ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ bey-<lb/>
zuwohnen/ da ihnen alle Gnade und milde Ko&#x0364;nigliche Woltaht wiederfahren &#x017F;ol. Zwar es wa&#x0364;hre mir<lb/>
gar ein leichtes/ mich noch weiters an eurer grau&#x017F;amen Mutter/ und ehebrecheri&#x017F;chen Vater gebu&#x0364;hr-<lb/>
lich zu ra&#x0364;chen/ aber aus lauter Gnade &#x017F;ol ihnen verziehen &#x017F;eyn/ wiewol ich nicht ungerne ge&#x017F;ehen ha&#x0364;t-<lb/>
te/ daß euer Vater den Pru&#x0364;gel wegen &#x017F;eines huhri&#x017F;chen Herzens/ gleich eurer Mutter ko&#x017F;ten mo&#x0364;gen/<lb/>
damit eins dem andern nichts vorwerffen du&#x0364;rffte/ doch weil mir der Zorn nunmehr vergangen/ mag<lb/>
er &#x017F;o hinlauffen/ und &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;ern. Gehabt euch wol und be&#x017F;ucht mich ku&#x0364;hnlich nach eurem belieben 3<lb/>
in&#x017F;onderheit gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et mir die kleine Adelgund/ als welche durch ihre Gegenwart eures &#x017F;chlimmen Va-<lb/>
ters unkeu&#x017F;ches Vorhaben (welches/ da ers vollendet ha&#x0364;tte/ ihm und allen den &#x017F;einen den Halß wu&#x0364;rde<lb/>
verlu&#x017F;tig gemacht haben) guten teils abgewendet und verhindert hat. Ich bin und verbleibe eure und<lb/>
eurer beyden Schwe&#x017F;tern gute Freundin Klara/ Ko&#x0364;nigliches Fra&#x0364;ulein aus Teut&#x017F;chland/ ver&#x017F;pro-<lb/>
cheue Großfu&#x0364;r&#x017F;tin in Meden.</p><lb/>
          <p>Wir haben bißdaher die wol zupru&#x0364;gelte Frau Mechtild mit ihrer Ang&#x017F;t-vollen Tochter<lb/>
auf ihrem Wagen im Pu&#x017F;che verla&#x017F;&#x017F;en/ welche nach Wolfganges Ab&#x017F;cheid gerne alsbald<lb/>
wieder nach Hau&#x017F;e gefahren wa&#x0364;hren/ aber die Dra&#x0364;uung hielt &#x017F;ie zuru&#x0364;k/ und daß &#x017F;ie keinen<lb/>
Fuhrmann hatten/ daher &#x017F;ie den Tag und die Nacht da&#x017F;elb&#x017F;t außhielte&#x0303;/ und noch ihr be&#x017F;tes<lb/>
wahr/ daß &#x017F;ie E&#x017F;&#x017F;en und Trinken gnug bey &#x017F;ich hatten. Die Nacht wehrete ihnen &#x017F;ehr lan-<lb/>
ge/ und empfand das Weib u&#x0364;beraus gro&#x017F;&#x017F;e Schmerzen wegen der Pru&#x0364;gelung/ weil &#x017F;ie kei-<lb/>
ne Salbe zur Linderung bey &#x017F;ich hatte. Daß ihre Armgart ein Fu&#x0364;r&#x017F;tliches Fra&#x0364;ulein &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;olte/ wolte ihr in den Kopff nicht/ wie wol die Tochter &#x017F;olches gerne gla&#x0364;ubete/ weil<lb/>
&#x017F;ie nur mit einer ange&#x017F;trichenen Farbe &#x017F;ich &#x017F;o heßlich gemacht/ und vor dem Abzuge<lb/>
ihre wunder zarten Ha&#x0364;nde/ Hals und Ange&#x017F;icht ihr ha&#x0364;tte &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en. Aber die Mutter &#x017F;a-<lb/>
gete; Ey was Fra&#x0364;ulein/ lag &#x017F;ie doch fa&#x017F;t alle Nacht bey dem Baurflegel Wolfgang/ den &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ihren Mann nennete. Nein herzen Mutter/ antwortete &#x017F;ie/ ich erinnere mich/ daß un-<lb/>
&#x017F;ere Haußmagd etlichemahl mir angezeiget hat/ daß &#x017F;ie allemahl nur eine Schlaf&#x017F;telle in ih-<lb/>
rem Bette gefunden/ und al&#x017F;o der Baur &#x017F;ich ohn Zweifel auf der blo&#x017F;&#x017F;en Erde hat behelfen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Sie &#x017F;ey wer &#x017F;ie wolle/ &#x017F;agte die Mutter; ha&#x0364;tte ich aber gewu&#x017F;t/ daß ich die&#x017F;e &#x017F;chmertz-<lb/>
hafte Pru&#x0364;gelung von ihr &#x017F;ollen gewa&#x0364;rtig &#x017F;eyn/ wolte ich ihr den Hals zub&#xA75B;ochen haben. Ach<lb/>
liebe Mutter/ &#x017F;agte &#x017F;ie/ ihr &#x017F;eid auch alzu hart mit ihr gewe&#x017F;en dann ungeachtet &#x017F;ie kein Au-<lb/>
genblik bey ihrer Arbeit &#x017F;eumete/ &#x017F;uchetet ihr doch allemahl Uhr&#x017F;ach an &#x017F;ie/ daß michs oft<lb/>
gejammert hat. Was wiltu junge Metze mich auch noch rechtfa&#x0364;rtigen? &#x017F;agte die Mutter;<lb/>
wa&#x0364;hre ich meiner Ha&#x0364;nde ma&#x0364;chtig/ ich wolte dir das wei&#x017F;e Maul derge&#x017F;talt zurichten/ daß<lb/>
du es auff ein andermahl &#x017F;chon halten &#x017F;olte&#x017F;t. Ich &#x017F;age nichts ungebu&#x0364;hrliches/ &#x017F;agte die<lb/>
Tochter/ und gebe der Himmel/ daß wir nicht von die&#x017F;em Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Fra&#x0364;ulein noch eine<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Straffe zugewarten haben. Und ach ach! was muß doch mein Vater ihr vor Un-<lb/>
gebu&#x0364;hrligkeit angemuhtet haben/ davon das kleine Kind ge&#x017F;tern zu&#x017F;agen wu&#x017F;te? dein Va-<lb/>
ter i&#x017F;t ein alter verhuhreter Bube/ antwortete &#x017F;ie/ und ha&#x0364;tte ihm wol go&#x0364;nnen mo&#x0364;gen/ daß er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">davor</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[706/0712] Siebendes Buch. Sonders liebe Freundin/ Jungfer Alheid/ eurer unbarmherzigen Mutter ehmahlige armſeli- ge Magd und Naͤhterin Armgart/ ſonſten vor dem/ und Gott lob nunmehr wieder/ gebohrnes Koͤnig- liches Fraͤulein aus Teutſchland/ Frl. Klara/ bedancket ſich nochmahls alles geleiſteten guten Willen/ ſendet ihr alle heimlich und offentlich entwendete Geſchmeide unverſehret wieder/ nebeſt 10000. Kro- nen/ und etliche Kleinot Gnaden-Gelder/ ihr und ihren beyden Schweſtern neheſt begruͤſſung/ und ſtellet ihnen allen dreyen frey/ zu ihr nach Prag zukommen/ und ihrer Koͤniglichen Hochzeit/ welche ſie mit dem Durchl. Großfuͤrſten Herꝛ Arbianes aus Meden ſchier zu halten entſchloſſen iſt/ bey- zuwohnen/ da ihnen alle Gnade und milde Koͤnigliche Woltaht wiederfahren ſol. Zwar es waͤhre mir gar ein leichtes/ mich noch weiters an eurer grauſamen Mutter/ und ehebrecheriſchen Vater gebuͤhr- lich zu raͤchen/ aber aus lauter Gnade ſol ihnen verziehen ſeyn/ wiewol ich nicht ungerne geſehen haͤt- te/ daß euer Vater den Pruͤgel wegen ſeines huhriſchen Herzens/ gleich eurer Mutter koſten moͤgen/ damit eins dem andern nichts vorwerffen duͤrffte/ doch weil mir der Zorn nunmehr vergangen/ mag er ſo hinlauffen/ und ſich beſſern. Gehabt euch wol und beſucht mich kuͤhnlich nach eurem belieben 3 inſonderheit gruͤſſet mir die kleine Adelgund/ als welche durch ihre Gegenwart eures ſchlimmen Va- ters unkeuſches Vorhaben (welches/ da ers vollendet haͤtte/ ihm und allen den ſeinen den Halß wuͤrde verluſtig gemacht haben) guten teils abgewendet und verhindert hat. Ich bin und verbleibe eure und eurer beyden Schweſtern gute Freundin Klara/ Koͤnigliches Fraͤulein aus Teutſchland/ verſpro- cheue Großfuͤrſtin in Meden. Wir haben bißdaher die wol zupruͤgelte Frau Mechtild mit ihrer Angſt-vollen Tochter auf ihrem Wagen im Puſche verlaſſen/ welche nach Wolfganges Abſcheid gerne alsbald wieder nach Hauſe gefahren waͤhren/ aber die Draͤuung hielt ſie zuruͤk/ und daß ſie keinen Fuhrmann hatten/ daher ſie den Tag und die Nacht daſelbſt außhieltẽ/ und noch ihr beſtes wahr/ daß ſie Eſſen und Trinken gnug bey ſich hatten. Die Nacht wehrete ihnen ſehr lan- ge/ und empfand das Weib uͤberaus groſſe Schmerzen wegen der Pruͤgelung/ weil ſie kei- ne Salbe zur Linderung bey ſich hatte. Daß ihre Armgart ein Fuͤrſtliches Fraͤulein ſeyn ſolte/ wolte ihr in den Kopff nicht/ wie wol die Tochter ſolches gerne glaͤubete/ weil ſie nur mit einer angeſtrichenen Farbe ſich ſo heßlich gemacht/ und vor dem Abzuge ihre wunder zarten Haͤnde/ Hals und Angeſicht ihr haͤtte ſehen laſſen. Aber die Mutter ſa- gete; Ey was Fraͤulein/ lag ſie doch faſt alle Nacht bey dem Baurflegel Wolfgang/ den ſie ſelbſt ihren Mann nennete. Nein herzen Mutter/ antwortete ſie/ ich erinnere mich/ daß un- ſere Haußmagd etlichemahl mir angezeiget hat/ daß ſie allemahl nur eine Schlafſtelle in ih- rem Bette gefunden/ und alſo der Baur ſich ohn Zweifel auf der bloſſen Erde hat behelfen muͤſſen. Sie ſey wer ſie wolle/ ſagte die Mutter; haͤtte ich aber gewuſt/ daß ich dieſe ſchmertz- hafte Pruͤgelung von ihr ſollen gewaͤrtig ſeyn/ wolte ich ihr den Hals zubꝛochen haben. Ach liebe Mutter/ ſagte ſie/ ihr ſeid auch alzu hart mit ihr geweſen dann ungeachtet ſie kein Au- genblik bey ihrer Arbeit ſeumete/ ſuchetet ihr doch allemahl Uhrſach an ſie/ daß michs oft gejammert hat. Was wiltu junge Metze mich auch noch rechtfaͤrtigen? ſagte die Mutter; waͤhre ich meiner Haͤnde maͤchtig/ ich wolte dir das weiſe Maul dergeſtalt zurichten/ daß du es auff ein andermahl ſchon halten ſolteſt. Ich ſage nichts ungebuͤhrliches/ ſagte die Tochter/ und gebe der Himmel/ daß wir nicht von dieſem Fuͤrſtlichen Fraͤulein noch eine groͤſſere Straffe zugewarten haben. Und ach ach! was muß doch mein Vater ihr vor Un- gebuͤhrligkeit angemuhtet haben/ davon das kleine Kind geſtern zuſagen wuſte? dein Va- ter iſt ein alter verhuhreter Bube/ antwortete ſie/ und haͤtte ihm wol goͤnnen moͤgen/ daß er davor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/712
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/712>, abgerufen am 23.11.2024.