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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fräulein (welches ihm nicht unbewust gewesen) nach Ehr und Keuscheit zustreben; wo-
durch er dann verdienet/ daß er andern seines gleichen Buben zur Warnung und Beyspiel
abgestraffet würde/ und zwar auff diese weise: Daß sein schandsüchtiger Leib an allen sei-
nen Gliedern solte mit einem Rade durch des Henkers Hand zustossen/ und hernach den
Raben zur Speise darauff gelegt werden; worzu er sich nach Verlauff drey Stunden sol-
te gefasset halten/ weil er aus blossem vorsezlichen und muhtwilligen Frevel ein solches lie-
ber hätte verdienen/ als der hochversprochenen Fürstlichen Vergeltung abwarten wollen.
Er erblassete anfangs in etwas über der harten Straffe/ jedoch verging ihm solches gar
bald/ stellete sich standhafftig und unerschrocken/ und gab diese Antwort: Ja Herr Richter/
ich erkenne und bekenne/ daß durch meine vorsezliche Boßheit ich diese Straffe wol verdie-
net habe/ und aller Begnadigung unwirdig bin/ die mir sonsten/ wann ich meine unbilliche
Begierden hätte bendigen wollen/ mit grösser masse als meinen Reutern würde zugewen-
det worden seyn; wil demnach die Volstreckung eurer Urtel mit möglichster Standhaff-
tigkeit über mich nehmen/ und vor die Bosheit leiden/ weil ich durch Tugend mich nicht
habe wollen verdienet machen; nur allein bitte ich untertähnigst/ dz das Königliche Fräu-
lein mir nach meinem Tode vergeben wolle; und daß meinen lieben Eltern und Anver-
wanten diese meine schändliche Hinrichtung nicht möge kund gemacht werden. Wolf-
gang/ wie ihm befohlen wahr/ fragete ihn/ ob er dann nicht umb Gnade anhalten wolte;
es könte geschehen/ daß seine demühtige Bitte das Königliche Fräulein und die ganze Kö-
nigliche Geselschafft bewägen möchte/ ihm auffs wenigste einen gelinderen Tod auffzule-
gen/ erboht sich auch/ ihm hierin gerne zudienen/ weil er ihm schon von Herzen die ihm an-
gelegte Verwundung vergeben hätte. Worauff er antwortete: Euer Herz/ mein Freund/
muß gewißlich eine Wohnung vieler herlichen Tugenden seyn; und wolte Gott/ daß in
meiner Kindheit ich durch Verzärtelung nicht zum Muhtwillen veranlasset währe/ hätte
ich auch etwas gutes verrichten können/ welche Reue aber nunmehr zuspäte ist. Ich ge-
dachte/ ihr hättet euch hieher gestellet/ umb an meiner Verurteilung und Hinrichtung
euer Herz und Augen zubelustigen/ und muß nun hören/ daß solches aus Erbarmung ge-
schehen ist/ ja ihr noch vor mich bitten wollet/ welches ich umb euch gar nicht verdienet ha-
be. Die Götter verleihen euch davor alle Glükseligkeit/ die einem Menschen zufallen kan;
Ich bedanke mich von Herzen/ nicht allein vor diese Gewogenheit/ sondern daß durch eu-
re Vorsorge ihr das übel verhütet/ welches ich zubegehen willens wahr. Jedoch/ wollet
ihr auch noch solcher gestalt eure Tugend scheinen lassen/ und euch bemühen/ bey dem Kö-
niglichen Fräulein zuerhalten/ daß mein Leib in die Erde verscharret werde/ wil ich den
Tod/ auff was weise er mir zugesprochen ist/ gerne und frölich ausstehen/ und die Götter
bitten/ daß sie euch solche Guttaht unvergolten nicht lassen. Als die Königliche Geselschaft
diese Erklärung vernam/ sagte Herkules: Der Mensch ist der Gnade wert/ und wird ohn
zweifel zum feinen Manne gedeten; doch weil ich weiß/ daß meine Frl. Schwester ihn vor
Augen nicht leiden kan/ ist mein Bedenken/ daß man ihm seine angewante Kosten nebest
einer Verehrung/ die doch in unserm Nahmen nicht geschehen muß/ zuwende. Und als sie
alle einwilligten/ auch das Fräulein selbst auff Arbianes einreden sich sein erbarmete/ in
Betrachtung des guten/ das er gleichwol bey ihr getahn hatte/ wolte Herkules sein Ge-

müht
t t t t iij

Siebendes Buch
Fraͤulein (welches ihm nicht unbewuſt geweſen) nach Ehr und Keuſcheit zuſtreben; wo-
durch er dann verdienet/ daß er andern ſeines gleichen Buben zur Warnung und Beyſpiel
abgeſtraffet wuͤrde/ und zwar auff dieſe weiſe: Daß ſein ſchandſuͤchtiger Leib an allen ſei-
nen Gliedern ſolte mit einem Rade durch des Henkers Hand zuſtoſſen/ und hernach den
Raben zur Speiſe darauff gelegt werden; worzu er ſich nach Verlauff drey Stunden ſol-
te gefaſſet halten/ weil er aus bloſſem vorſezlichen und muhtwilligen Frevel ein ſolches lie-
ber haͤtte verdienen/ als der hochverſprochenen Fuͤrſtlichen Vergeltung abwarten wollẽ.
Er erblaſſete anfangs in etwas über der harten Straffe/ jedoch verging ihm ſolches gar
bald/ ſtellete ſich ſtandhafftig und unerſchrocken/ und gab dieſe Antwort: Ja Herr Richter/
ich erkenne und bekenne/ daß durch meine vorſezliche Boßheit ich dieſe Straffe wol verdie-
net habe/ und aller Begnadigung unwirdig bin/ die mir ſonſten/ wann ich meine unbilliche
Begierden haͤtte bendigen wollen/ mit groͤſſer maſſe als meinen Reutern wuͤrde zugewen-
det worden ſeyn; wil demnach die Volſtreckung eurer Urtel mit moͤglichſter Standhaff-
tigkeit uͤber mich nehmen/ und vor die Bosheit leiden/ weil ich durch Tugend mich nicht
habe wollen verdienet machen; nur allein bitte ich untertaͤhnigſt/ dz das Koͤnigliche Fraͤu-
lein mir nach meinem Tode vergeben wolle; und daß meinen lieben Eltern und Anver-
wanten dieſe meine ſchaͤndliche Hinrichtung nicht moͤge kund gemacht werden. Wolf-
gang/ wie ihm befohlen wahr/ fragete ihn/ ob er dann nicht umb Gnade anhalten wolte;
es koͤnte geſchehen/ daß ſeine demuͤhtige Bitte das Koͤnigliche Fraͤulein und die ganze Koͤ-
nigliche Geſelſchafft bewaͤgen moͤchte/ ihm auffs wenigſte einen gelinderen Tod auffzule-
gen/ erboht ſich auch/ ihm hierin gerne zudienen/ weil er ihm ſchon von Herzen die ihm an-
gelegte Verwundung vergeben haͤtte. Worauff er antwortete: Euer Herz/ mein Freund/
muß gewißlich eine Wohnung vieler herlichen Tugenden ſeyn; und wolte Gott/ daß in
meiner Kindheit ich durch Verzaͤrtelung nicht zum Muhtwillen veranlaſſet waͤhre/ haͤtte
ich auch etwas gutes verrichten koͤnnen/ welche Reue aber nunmehr zuſpaͤte iſt. Ich ge-
dachte/ ihr haͤttet euch hieher geſtellet/ umb an meiner Verurteilung und Hinrichtung
euer Herz und Augen zubeluſtigen/ und muß nun hoͤren/ daß ſolches aus Erbarmung ge-
ſchehen iſt/ ja ihr noch vor mich bitten wollet/ welches ich umb euch gar nicht verdienet ha-
be. Die Goͤtter verleihen euch davor alle Gluͤkſeligkeit/ die einem Menſchen zufallen kan;
Ich bedanke mich von Herzen/ nicht allein vor dieſe Gewogenheit/ ſondern daß durch eu-
re Vorſorge ihr das übel verhuͤtet/ welches ich zubegehen willens wahr. Jedoch/ wollet
ihr auch noch ſolcher geſtalt eure Tugend ſcheinen laſſen/ und euch bemuͤhen/ bey dem Koͤ-
niglichen Fraͤulein zuerhalten/ daß mein Leib in die Erde verſcharret werde/ wil ich den
Tod/ auff was weiſe er mir zugeſprochen iſt/ gerne und froͤlich ausſtehen/ und die Goͤtter
bitten/ daß ſie euch ſolche Guttaht unvergolten nicht laſſen. Als die Koͤnigliche Geſelſchaft
dieſe Erklaͤrung vernam/ ſagte Herkules: Der Menſch iſt der Gnade wert/ und wird ohn
zweifel zum feinen Manne gedeten; doch weil ich weiß/ daß meine Frl. Schweſter ihn vor
Augen nicht leiden kan/ iſt mein Bedenken/ daß man ihm ſeine angewante Koſten nebeſt
einer Verehrung/ die doch in unſerm Nahmen nicht geſchehen muß/ zuwende. Und als ſie
alle einwilligten/ auch das Fraͤulein ſelbſt auff Arbianes einreden ſich ſein erbarmete/ in
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[701/0707] Siebendes Buch Fraͤulein (welches ihm nicht unbewuſt geweſen) nach Ehr und Keuſcheit zuſtreben; wo- durch er dann verdienet/ daß er andern ſeines gleichen Buben zur Warnung und Beyſpiel abgeſtraffet wuͤrde/ und zwar auff dieſe weiſe: Daß ſein ſchandſuͤchtiger Leib an allen ſei- nen Gliedern ſolte mit einem Rade durch des Henkers Hand zuſtoſſen/ und hernach den Raben zur Speiſe darauff gelegt werden; worzu er ſich nach Verlauff drey Stunden ſol- te gefaſſet halten/ weil er aus bloſſem vorſezlichen und muhtwilligen Frevel ein ſolches lie- ber haͤtte verdienen/ als der hochverſprochenen Fuͤrſtlichen Vergeltung abwarten wollẽ. Er erblaſſete anfangs in etwas über der harten Straffe/ jedoch verging ihm ſolches gar bald/ ſtellete ſich ſtandhafftig und unerſchrocken/ und gab dieſe Antwort: Ja Herr Richter/ ich erkenne und bekenne/ daß durch meine vorſezliche Boßheit ich dieſe Straffe wol verdie- net habe/ und aller Begnadigung unwirdig bin/ die mir ſonſten/ wann ich meine unbilliche Begierden haͤtte bendigen wollen/ mit groͤſſer maſſe als meinen Reutern wuͤrde zugewen- det worden ſeyn; wil demnach die Volſtreckung eurer Urtel mit moͤglichſter Standhaff- tigkeit uͤber mich nehmen/ und vor die Bosheit leiden/ weil ich durch Tugend mich nicht habe wollen verdienet machen; nur allein bitte ich untertaͤhnigſt/ dz das Koͤnigliche Fraͤu- lein mir nach meinem Tode vergeben wolle; und daß meinen lieben Eltern und Anver- wanten dieſe meine ſchaͤndliche Hinrichtung nicht moͤge kund gemacht werden. Wolf- gang/ wie ihm befohlen wahr/ fragete ihn/ ob er dann nicht umb Gnade anhalten wolte; es koͤnte geſchehen/ daß ſeine demuͤhtige Bitte das Koͤnigliche Fraͤulein und die ganze Koͤ- nigliche Geſelſchafft bewaͤgen moͤchte/ ihm auffs wenigſte einen gelinderen Tod auffzule- gen/ erboht ſich auch/ ihm hierin gerne zudienen/ weil er ihm ſchon von Herzen die ihm an- gelegte Verwundung vergeben haͤtte. Worauff er antwortete: Euer Herz/ mein Freund/ muß gewißlich eine Wohnung vieler herlichen Tugenden ſeyn; und wolte Gott/ daß in meiner Kindheit ich durch Verzaͤrtelung nicht zum Muhtwillen veranlaſſet waͤhre/ haͤtte ich auch etwas gutes verrichten koͤnnen/ welche Reue aber nunmehr zuſpaͤte iſt. Ich ge- dachte/ ihr haͤttet euch hieher geſtellet/ umb an meiner Verurteilung und Hinrichtung euer Herz und Augen zubeluſtigen/ und muß nun hoͤren/ daß ſolches aus Erbarmung ge- ſchehen iſt/ ja ihr noch vor mich bitten wollet/ welches ich umb euch gar nicht verdienet ha- be. Die Goͤtter verleihen euch davor alle Gluͤkſeligkeit/ die einem Menſchen zufallen kan; Ich bedanke mich von Herzen/ nicht allein vor dieſe Gewogenheit/ ſondern daß durch eu- re Vorſorge ihr das übel verhuͤtet/ welches ich zubegehen willens wahr. Jedoch/ wollet ihr auch noch ſolcher geſtalt eure Tugend ſcheinen laſſen/ und euch bemuͤhen/ bey dem Koͤ- niglichen Fraͤulein zuerhalten/ daß mein Leib in die Erde verſcharret werde/ wil ich den Tod/ auff was weiſe er mir zugeſprochen iſt/ gerne und froͤlich ausſtehen/ und die Goͤtter bitten/ daß ſie euch ſolche Guttaht unvergolten nicht laſſen. Als die Koͤnigliche Geſelſchaft dieſe Erklaͤrung vernam/ ſagte Herkules: Der Menſch iſt der Gnade wert/ und wird ohn zweifel zum feinen Manne gedeten; doch weil ich weiß/ daß meine Frl. Schweſter ihn vor Augen nicht leiden kan/ iſt mein Bedenken/ daß man ihm ſeine angewante Koſten nebeſt einer Verehrung/ die doch in unſerm Nahmen nicht geſchehen muß/ zuwende. Und als ſie alle einwilligten/ auch das Fraͤulein ſelbſt auff Arbianes einreden ſich ſein erbarmete/ in Betrachtung des guten/ das er gleichwol bey ihr getahn hatte/ wolte Herkules ſein Ge- müht t t t t iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/707>, abgerufen am 16.07.2024.