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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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mühen/ sondern ohn Zweifel in einen höhern (kans gleich nit der höchste seyn) Stand schrei-
ten werdet. Ich wil nur euer jezt bevorstehendes Glük euch vor Augen stellen: Ihr seid Bür-
ger Standes der Geburt nach/ jezt habt ihr euch zu meinem Diener bestellen lassen/ dessen
ihr in wenig Tagen grosse Vergeltung empfahen sollet/ nicht allein an Geld und Gütern/
sondern auch/ wann es euch geliebet/ könnet ihr in den Adel und Ritter Stand aufgenom-
men werden; massen was mein geträuer Diener Wolfgang und ich selbst euch versprochen
haben/ sol euch auf den Fall eures beständigen wolverhaltens (woran ich dann nicht zwei-
feln wil) Fürstlich geleistet werden; nur leget diese verkehrete Meinung abe/ und gönnet ho-
hen Fürstlichen Häuptern/ was ihnen von dem Himmel selbst und Einwilligung aller Völ-
ker zugeeignet und übergeben ist/ damit ihr nicht wieder den Stachel lecket/ und euch in Un-
glück stürzet/ welches ich euch gar nit gönne. Dleser verwägene Tropf hätte ihre Meinung
hieraus ja billich fassen/ und seinen gottlosen Vorsatz endern sollen/ insonderheit/ weil er
die ungezweifelte Rechnung zu machen hatte/ es würde ihm solches nimmermehr ungestra-
fet hin durchgehen; aber wie der leichtfertige Bube schon eines redlichen vornehmen Man-
nes Tochter wieder ihren Willen zu Unfal gebracht/ und ihr hernach den Raht gegeben/
sie solte schweigen/ und sich nicht selbst in der Leute Mäuler bringen/ welches sie auch vor
ihr bestes gehalten; alß gedachte er/ würde ein Fürstliches Fräulein vielmehr ihres guten
Leumuts acht haben/ und sich nicht verrahten; blieb demnach in seinem steifen Vorsatze/
und antwortete ihr so ungereimtes Ding/ daß er dadurch klar an den Tag gab/ die Sinnen
spieleten Meister über die Vernunft. Jedoch enthielt er sich aller äusserlichen Bezeigung
wodurch er den Argwohns Brunnen zustopfen meinete. Des Abends in der Herberge ei-
nes Dorffes/ ihrem Herr Vater schon unterworffen (welches ihnen allen ohn dem Boh-
ten/ der es vergaß anzuzeigen/ unbewust wahr) stellete sich Reichard gar wolgemuht/ ließ
seinen Reutern frisch aufftragen/ und nöhtigte sie/ insonderheit Wolffgangen/ gar freund-
lich zum trinken/ dann sein Vorhaben wahr/ sie alle trunken zumachen. Aber als die Reu-
ter sahen/ daß dieser sich wegerte über Durst zutrinken/ neben der Erinnerung/ man könte
nicht wissen/ was auff einem unverschlossenen Dorffe sich zutragen möchte/ welches durch
Nüchternheit müste abgelehnet werden/ wolte ihrer keiner sich zum sauffen bewägen las-
sen/ welches jenen nicht wenig verdroß/ daß er auch etlicher Dräuworte sich vernehmen
ließ; an welche sich doch niemand kehrete noch es beantwortete/ und er daher immer zu küh-
ner ward/ der Hoffnung/ niemand würde auffs äusserste widerstehen dürffen; setzete sich
demnach schon halb beräuschet zu dem Fräulein nider/ mit viel grösserer Verwägenheit
als vor nie/ und trank ihr auf Gesundheit dessen zu/ der sie mehr als sich selbst liebete. Das
Fräulein erinnerte sich bey dem Worte ihres lieben Fürsten nicht ohn seuffzen/ doch weil
ihr des Buben Gedanken nicht unbewust wahren/ gab sie ihm zur Antwort: Mein guter
Reichard/ ich begehre eines solchen Freundes nicht/ der mich mehr/ als sich selbst lieben sol-
te; so habe ich auch auff euer hartes nöhtigen schon mehr getrunken/ als mir dienet; wer-
det mich daher mit diesem Trunke/ wie ich weiß/ gerne verschonen. Dieser rechnete ihm
solches nicht vor einen geringen Schimpff/ baht/ sie möchte ihn doch nicht so gar unwir-
dig ihrer Freundschafft halten; dann ob er gleich der Geburt nach nur Bürgerstandes
(welchen Unterscheid der Stände ein Schelm erdacht hätte/ nachdem sie alle eines Zeu-

ges

Siebendes Buch.
muͤhen/ ſondern ohn Zweifel in einen hoͤhern (kans gleich nit der hoͤchſte ſeyn) Stand ſchꝛei-
ten werdet. Ich wil nur euer jezt bevorſtehendes Glük euch vor Augen ſtellen: Ihr ſeid Buͤꝛ-
ger Standes der Geburt nach/ jezt habt ihr euch zu meinem Diener beſtellen laſſen/ deſſen
ihr in wenig Tagen groſſe Vergeltung empfahen ſollet/ nicht allein an Geld und Guͤtern/
ſondern auch/ wann es euch geliebet/ koͤnnet ihr in den Adel und Ritter Stand aufgenom-
men werden; maſſen was mein getraͤuer Diener Wolfgang und ich ſelbſt euch verſprochẽ
haben/ ſol euch auf den Fall eures beſtaͤndigen wolverhaltens (woran ich dann nicht zwei-
feln wil) Fuͤrſtlich geleiſtet werden; nur leget dieſe verkehrete Meinung abe/ uñ goͤnnet ho-
hen Fuͤꝛſtlichen Haͤuptern/ was ihnen von dem Himmel ſelbſt und Einwilligung aller Voͤl-
ker zugeeignet und uͤbergeben iſt/ damit ihꝛ nicht wieder den Stachel lecket/ und euch in Un-
gluͤck ſtuͤrzet/ welches ich euch gar nit goͤnne. Dleſer verwaͤgene Tropf haͤtte ihre Meinung
hieraus ja billich faſſen/ und ſeinen gottloſen Vorſatz endern ſollen/ inſonderheit/ weil er
die ungezweifelte Rechnung zu machen hatte/ es wuͤrde ihm ſolches nim̄ermehr ungeſtra-
fet hin durchgehen; aber wie der leichtfertige Bube ſchon eines redlichen vornehmen Man-
nes Tochter wieder ihren Willen zu Unfal gebracht/ und ihr hernach den Raht gegeben/
ſie ſolte ſchweigen/ und ſich nicht ſelbſt in der Leute Maͤuler bringen/ welches ſie auch vor
ihr beſtes gehalten; alß gedachte er/ wuͤrde ein Fuͤrſtliches Fraͤulein vielmehr ihres guten
Leumuts acht haben/ und ſich nicht verrahten; blieb demnach in ſeinem ſteifen Vorſatze/
und antwortete ihr ſo ungereimtes Ding/ daß er dadurch klar an den Tag gab/ die Sinnẽ
ſpieleten Meiſter uͤber die Vernunft. Jedoch enthielt er ſich aller aͤuſſerlichen Bezeigung
wodurch er den Argwohns Brunnen zuſtopfen meinete. Des Abends in der Herberge ei-
nes Dorffes/ ihrem Herr Vater ſchon unterworffen (welches ihnen allen ohn dem Boh-
ten/ der es vergaß anzuzeigen/ unbewuſt wahr) ſtellete ſich Reichard gar wolgemuht/ ließ
ſeinen Reutern friſch aufftragen/ und noͤhtigte ſie/ inſonderheit Wolffgangen/ gar freund-
lich zum trinken/ dann ſein Vorhaben wahr/ ſie alle trunken zumachen. Aber als die Reu-
ter ſahen/ daß dieſer ſich wegerte uͤber Durſt zutrinken/ neben der Erinnerung/ man koͤnte
nicht wiſſen/ was auff einem unverſchloſſenen Dorffe ſich zutragen moͤchte/ welches durch
Nuͤchternheit muͤſte abgelehnet werden/ wolte ihrer keiner ſich zum ſauffen bewaͤgen laſ-
ſen/ welches jenen nicht wenig verdroß/ daß er auch etlicher Draͤuworte ſich vernehmen
ließ; an welche ſich doch niemand kehrete noch es beantwortete/ uñ er daher immer zu kuͤh-
ner ward/ der Hoffnung/ niemand wuͤrde auffs aͤuſſerſte widerſtehen duͤrffen; ſetzete ſich
demnach ſchon halb beraͤuſchet zu dem Fraͤulein nider/ mit viel groͤſſerer Verwaͤgenheit
als vor nie/ und trank ihr auf Geſundheit deſſen zu/ der ſie mehr als ſich ſelbſt liebete. Das
Fraͤulein erinnerte ſich bey dem Worte ihres lieben Fürſten nicht ohn ſeuffzen/ doch weil
ihr des Buben Gedanken nicht unbewuſt wahren/ gab ſie ihm zur Antwort: Mein guter
Reichard/ ich begehre eines ſolchen Freundes nicht/ der mich mehr/ als ſich ſelbſt lieben ſol-
te; ſo habe ich auch auff euer hartes noͤhtigen ſchon mehr getrunken/ als mir dienet; wer-
det mich daher mit dieſem Trunke/ wie ich weiß/ gerne verſchonen. Dieſer rechnete ihm
ſolches nicht vor einen geringen Schimpff/ baht/ ſie moͤchte ihn doch nicht ſo gar unwir-
dig ihrer Freundſchafft halten; dann ob er gleich der Geburt nach nur Buͤrgerſtandes
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[682/0688] Siebendes Buch. muͤhen/ ſondern ohn Zweifel in einen hoͤhern (kans gleich nit der hoͤchſte ſeyn) Stand ſchꝛei- ten werdet. Ich wil nur euer jezt bevorſtehendes Glük euch vor Augen ſtellen: Ihr ſeid Buͤꝛ- ger Standes der Geburt nach/ jezt habt ihr euch zu meinem Diener beſtellen laſſen/ deſſen ihr in wenig Tagen groſſe Vergeltung empfahen ſollet/ nicht allein an Geld und Guͤtern/ ſondern auch/ wann es euch geliebet/ koͤnnet ihr in den Adel und Ritter Stand aufgenom- men werden; maſſen was mein getraͤuer Diener Wolfgang und ich ſelbſt euch verſprochẽ haben/ ſol euch auf den Fall eures beſtaͤndigen wolverhaltens (woran ich dann nicht zwei- feln wil) Fuͤrſtlich geleiſtet werden; nur leget dieſe verkehrete Meinung abe/ uñ goͤnnet ho- hen Fuͤꝛſtlichen Haͤuptern/ was ihnen von dem Himmel ſelbſt und Einwilligung aller Voͤl- ker zugeeignet und uͤbergeben iſt/ damit ihꝛ nicht wieder den Stachel lecket/ und euch in Un- gluͤck ſtuͤrzet/ welches ich euch gar nit goͤnne. Dleſer verwaͤgene Tropf haͤtte ihre Meinung hieraus ja billich faſſen/ und ſeinen gottloſen Vorſatz endern ſollen/ inſonderheit/ weil er die ungezweifelte Rechnung zu machen hatte/ es wuͤrde ihm ſolches nim̄ermehr ungeſtra- fet hin durchgehen; aber wie der leichtfertige Bube ſchon eines redlichen vornehmen Man- nes Tochter wieder ihren Willen zu Unfal gebracht/ und ihr hernach den Raht gegeben/ ſie ſolte ſchweigen/ und ſich nicht ſelbſt in der Leute Maͤuler bringen/ welches ſie auch vor ihr beſtes gehalten; alß gedachte er/ wuͤrde ein Fuͤrſtliches Fraͤulein vielmehr ihres guten Leumuts acht haben/ und ſich nicht verrahten; blieb demnach in ſeinem ſteifen Vorſatze/ und antwortete ihr ſo ungereimtes Ding/ daß er dadurch klar an den Tag gab/ die Sinnẽ ſpieleten Meiſter uͤber die Vernunft. Jedoch enthielt er ſich aller aͤuſſerlichen Bezeigung wodurch er den Argwohns Brunnen zuſtopfen meinete. Des Abends in der Herberge ei- nes Dorffes/ ihrem Herr Vater ſchon unterworffen (welches ihnen allen ohn dem Boh- ten/ der es vergaß anzuzeigen/ unbewuſt wahr) ſtellete ſich Reichard gar wolgemuht/ ließ ſeinen Reutern friſch aufftragen/ und noͤhtigte ſie/ inſonderheit Wolffgangen/ gar freund- lich zum trinken/ dann ſein Vorhaben wahr/ ſie alle trunken zumachen. Aber als die Reu- ter ſahen/ daß dieſer ſich wegerte uͤber Durſt zutrinken/ neben der Erinnerung/ man koͤnte nicht wiſſen/ was auff einem unverſchloſſenen Dorffe ſich zutragen moͤchte/ welches durch Nuͤchternheit muͤſte abgelehnet werden/ wolte ihrer keiner ſich zum ſauffen bewaͤgen laſ- ſen/ welches jenen nicht wenig verdroß/ daß er auch etlicher Draͤuworte ſich vernehmen ließ; an welche ſich doch niemand kehrete noch es beantwortete/ uñ er daher immer zu kuͤh- ner ward/ der Hoffnung/ niemand wuͤrde auffs aͤuſſerſte widerſtehen duͤrffen; ſetzete ſich demnach ſchon halb beraͤuſchet zu dem Fraͤulein nider/ mit viel groͤſſerer Verwaͤgenheit als vor nie/ und trank ihr auf Geſundheit deſſen zu/ der ſie mehr als ſich ſelbſt liebete. Das Fraͤulein erinnerte ſich bey dem Worte ihres lieben Fürſten nicht ohn ſeuffzen/ doch weil ihr des Buben Gedanken nicht unbewuſt wahren/ gab ſie ihm zur Antwort: Mein guter Reichard/ ich begehre eines ſolchen Freundes nicht/ der mich mehr/ als ſich ſelbſt lieben ſol- te; ſo habe ich auch auff euer hartes noͤhtigen ſchon mehr getrunken/ als mir dienet; wer- det mich daher mit dieſem Trunke/ wie ich weiß/ gerne verſchonen. Dieſer rechnete ihm ſolches nicht vor einen geringen Schimpff/ baht/ ſie moͤchte ihn doch nicht ſo gar unwir- dig ihrer Freundſchafft halten; dann ob er gleich der Geburt nach nur Buͤrgerſtandes (welchen Unterſcheid der Staͤnde ein Schelm erdacht haͤtte/ nachdem ſie alle eines Zeu- ges

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 682. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/688>, abgerufen am 23.11.2024.