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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
fallen. Aber da half nichts zu; dann Wolfgang antwortete/ man hätte an dem erbeuteten
und andern geschmeide Mittel gnug/ frische Pferde zukauffen/ wann diese gleich drauff
gehen würden/ weil ihre Wolfahrt auf der eile bestünde; daß er also nicht weiter wieder-
sprechen durfte. Auf der Gutsche fing er an sein Unglük zubeklagen/ daß er in so nidrigem
Stande hätte müssen gebohren werden; der Himmel hätte ihm wol eine so ädle und un-
überwindliche Seele gegeben/ als mannichem nicht/ der ein Fürstentuhm besässe; aber
was diesen wol anstünde/ und von jederman an ihnen gelobet würde/ dürften er und seines
gleichen kaum mit Gedanken überlegen; woraus leicht zuerkennen währe/ daß es einem
tapferen Manne und hohen Geiste nicht allein am Lebens-sondern vielmehr an Standes-
Glücke gelegen währe/ wann man empor schweben wolte. Das Fräulein erkennete hieraus
seinen Hochmuht/ und was er darunter verdeckete/ verließ sich auf Wolfganges Vertrö-
stung/ und gab ihm diese Antwort: guter Freund/ es hat unser Gott selbst der Stände Vn-
terscheid gesetzet/ daher sie kein Mensch vermischen muß/ sondern ein jeder ist billich mit
dem seinen zufrieden/ bloß darumb/ weil dem allerhöchsten es nit gefallen hat/ ihn in einen
andern zusetzen; welches ich nicht darumb sage/ ob solte niemand nach Ehren und Stan-
des Besserung trachten; dann was hat rechtschaffene Tugend sonst vor Lohn als Ehre? nur
dieses wird ein jeder Vernünftiger gestehen/ daß nicht ein jeder tapferer Mann könne zum
Fürsten Stande gelangen; und noch dannoch hat er seine Ehre und Ruhm vor der Welt;
dz also alle und jede/ in was Stande sie auch leben/ Gelegenheit haben können/ ihre Tugend
und gutes Herz zu üben. Daß er aber sich beschweret/ ein ander dürfte sich dessen nicht un-
terfahen/ was einem Fürsten erläubet ist/ solches muß trauen mit Unterscheid gesagt wer-
den; from und ehrlich leben/ ist allen Menschen frey gegeben/ ja sie sind durch die eingepflan-
zeten Gesetze darzu verbunden. Aber wann etwa ein Bürger oder ädles Standes/ Fürstli-
chen Häuptern dasselbe nachtuhn wolte/ was sie als Fürsten vornehmen/ würde ein gros-
ses Stük der wahnwitzigen Tohrheit seyn. Dann heissets nach dem bekantem Sprichwor-
te; Wann zween ungleiches Standes/ eines tuhn/ das ist nicht einerley. Zum Beyspiel:
Ein Fürst gebeut den Inwohnern seines Landes/ mit dem Gewehr auf zuseyn/ und einen
Zug gegen den Feind mit ihm zutuhn. Wann dessen aber ein ander sich unterstehen wolte/
dürfte er spot oder Schläge zu Lohn tragen. Also ordnet ein König oder Fürst in seinem
Lande allerhand Gesetze; ein ander muß es trauen wol bleiben lassen/ ob ergleich tausend-
mahl bessere Gesetze geben könte/ als dieser mit allen seinen Rähten. Ein ander Beyspiel;
Ein Fürst trachtet nach der Heyraht einer Fürstlichen Fräulein/ als die Standes ihm gleich
ist; würde nun ein ädler oder Bürgersmann/ wie tapfer/ reich/ und ansehnlich er gleich seyn
möchte/ ihm solches ungescheuet nachmachen wollen/ hätte er an stat der Braut entweder
eine Narren Kappe/ oder die Striegel/ wo nicht wol gar den Staupbesem zugewarten/
nach dem er die Sache angreiffen würde. Also sehet ihr nun/ Reichard/ daß ihr und eures
gleichen euch billich etlicher Sachen enthalten müsset/ die Königen und Fürsten allein zu-
stehen/ wo nicht sonst eine Verwirrung aller Stannde und Ordnung in die Welt solte ein-
gefuhret werden. So beklaget euch nun nicht/ wegen eurer angebohrnen Nidrigkeit/ son-
dern strebet der Erbarkeit und Tugend nach/ als weit euer Stand/ in welchen euch Gott
selbst gesetzet hat/ reichen kan/ und versichert euch alsdann/ daß ihr nicht um sonst euch be-

mühen/
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Siebendes Buch.
fallen. Aber da half nichts zu; dann Wolfgang antwortete/ man haͤtte an dem erbeuteten
und andern geſchmeide Mittel gnug/ friſche Pferde zukauffen/ wann dieſe gleich drauff
gehen wuͤrden/ weil ihre Wolfahrt auf der eile beſtuͤnde; daß er alſo nicht weiter wieder-
ſprechen durfte. Auf der Gutſche fing er an ſein Ungluͤk zubeklagen/ daß er in ſo nidrigem
Stande haͤtte muͤſſen gebohren werden; der Himmel haͤtte ihm wol eine ſo aͤdle und un-
uͤberwindliche Seele gegeben/ als mannichem nicht/ der ein Fuͤrſtentuhm beſaͤſſe; aber
was dieſen wol anſtuͤnde/ und von jederman an ihnen gelobet wuͤrde/ duͤrften er und ſeines
gleichen kaum mit Gedanken uͤberlegen; woraus leicht zuerkennen waͤhre/ daß es einem
tapferen Manne und hohen Geiſte nicht allein am Lebens-ſondern vielmehr an Standes-
Glücke gelegen waͤhre/ wañ man empor ſchweben wolte. Das Fraͤulein erkennete hieraus
ſeinen Hochmuht/ und was er darunter verdeckete/ verließ ſich auf Wolfganges Vertroͤ-
ſtung/ und gab ihm dieſe Antwort: guter Freund/ es hat unſer Gott ſelbſt der Staͤnde Vn-
terſcheid geſetzet/ daher ſie kein Menſch vermiſchen muß/ ſondern ein jeder iſt billich mit
dem ſeinen zufrieden/ bloß darumb/ weil dem allerhoͤchſten es nit gefallen hat/ ihn in einen
andern zuſetzen; welches ich nicht darumb ſage/ ob ſolte niemand nach Ehren und Stan-
des Beſſerung trachten; dañ was hat rechtſchaffene Tugend ſonſt vor Lohn als Ehre? nur
dieſes wird ein jeder Vernuͤnftiger geſtehen/ daß nicht ein jeder tapferer Mann koͤnne zum
Fuͤrſten Stande gelangen; und noch dannoch hat er ſeine Ehre und Ruhm vor der Welt;
dz alſo alle und jede/ in was Stande ſie auch leben/ Gelegenheit haben koͤnnen/ ihre Tugend
und gutes Herz zu uͤben. Daß er aber ſich beſchweret/ ein ander duͤrfte ſich deſſen nicht un-
terfahen/ was einem Fürſten erlaͤubet iſt/ ſolches muß trauen mit Unterſcheid geſagt wer-
den; from uñ ehrlich leben/ iſt allen Menſchen frey gegeben/ ja ſie ſind durch die eingepflan-
zeten Geſetze darzu verbunden. Aber wann etwa ein Buͤrger oder aͤdles Standes/ Fuͤrſtli-
chen Haͤuptern daſſelbe nachtuhn wolte/ was ſie als Fuͤrſten vornehmen/ wuͤrde ein groſ-
ſes Stuͤk der wahnwitzigen Tohrheit ſeyn. Dann heiſſets nach dem bekantem Sprichwor-
te; Wann zween ungleiches Standes/ eines tuhn/ das iſt nicht einerley. Zum Beyſpiel:
Ein Fuͤrſt gebeut den Inwohnern ſeines Landes/ mit dem Gewehr auf zuſeyn/ und einen
Zug gegen den Feind mit ihm zutuhn. Wann deſſen aber ein ander ſich unterſtehen wolte/
duͤrfte er ſpot oder Schlaͤge zu Lohn tragen. Alſo ordnet ein Koͤnig oder Fuͤrſt in ſeinem
Lande allerhand Geſetze; ein ander muß es trauen wol bleiben laſſen/ ob ergleich tauſend-
mahl beſſere Geſetze geben koͤnte/ als dieſer mit allen ſeinen Raͤhten. Ein ander Beyſpiel;
Ein Fürſt trachtet nach der Heyraht einer Fürſtlichẽ Fraͤulein/ als die Standes ihm gleich
iſt; wuͤrde nun ein aͤdler oder Buͤrgersmañ/ wie tapfer/ reich/ und anſehnlich er gleich ſeyn
moͤchte/ ihm ſolches ungeſcheuet nachmachen wollen/ haͤtte er an ſtat der Braut entweder
eine Narren Kappe/ oder die Striegel/ wo nicht wol gar den Staupbeſem zugewarten/
nach dem er die Sache angreiffen wuͤrde. Alſo ſehet ihr nun/ Reichard/ daß ihr und eures
gleichen euch billich etlicher Sachen enthalten muͤſſet/ die Koͤnigen und Fuͤrſten allein zu-
ſtehen/ wo nicht ſonſt eine Verwirrung aller Stānde und Ordnung in die Welt ſolte ein-
gefuhret werden. So beklaget euch nun nicht/ wegen eurer angebohrnen Nidrigkeit/ ſon-
dern ſtrebet der Erbarkeit und Tugend nach/ als weit euer Stand/ in welchen euch Gott
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[681/0687] Siebendes Buch. fallen. Aber da half nichts zu; dann Wolfgang antwortete/ man haͤtte an dem erbeuteten und andern geſchmeide Mittel gnug/ friſche Pferde zukauffen/ wann dieſe gleich drauff gehen wuͤrden/ weil ihre Wolfahrt auf der eile beſtuͤnde; daß er alſo nicht weiter wieder- ſprechen durfte. Auf der Gutſche fing er an ſein Ungluͤk zubeklagen/ daß er in ſo nidrigem Stande haͤtte muͤſſen gebohren werden; der Himmel haͤtte ihm wol eine ſo aͤdle und un- uͤberwindliche Seele gegeben/ als mannichem nicht/ der ein Fuͤrſtentuhm beſaͤſſe; aber was dieſen wol anſtuͤnde/ und von jederman an ihnen gelobet wuͤrde/ duͤrften er und ſeines gleichen kaum mit Gedanken uͤberlegen; woraus leicht zuerkennen waͤhre/ daß es einem tapferen Manne und hohen Geiſte nicht allein am Lebens-ſondern vielmehr an Standes- Glücke gelegen waͤhre/ wañ man empor ſchweben wolte. Das Fraͤulein erkennete hieraus ſeinen Hochmuht/ und was er darunter verdeckete/ verließ ſich auf Wolfganges Vertroͤ- ſtung/ und gab ihm dieſe Antwort: guter Freund/ es hat unſer Gott ſelbſt der Staͤnde Vn- terſcheid geſetzet/ daher ſie kein Menſch vermiſchen muß/ ſondern ein jeder iſt billich mit dem ſeinen zufrieden/ bloß darumb/ weil dem allerhoͤchſten es nit gefallen hat/ ihn in einen andern zuſetzen; welches ich nicht darumb ſage/ ob ſolte niemand nach Ehren und Stan- des Beſſerung trachten; dañ was hat rechtſchaffene Tugend ſonſt vor Lohn als Ehre? nur dieſes wird ein jeder Vernuͤnftiger geſtehen/ daß nicht ein jeder tapferer Mann koͤnne zum Fuͤrſten Stande gelangen; und noch dannoch hat er ſeine Ehre und Ruhm vor der Welt; dz alſo alle und jede/ in was Stande ſie auch leben/ Gelegenheit haben koͤnnen/ ihre Tugend und gutes Herz zu uͤben. Daß er aber ſich beſchweret/ ein ander duͤrfte ſich deſſen nicht un- terfahen/ was einem Fürſten erlaͤubet iſt/ ſolches muß trauen mit Unterſcheid geſagt wer- den; from uñ ehrlich leben/ iſt allen Menſchen frey gegeben/ ja ſie ſind durch die eingepflan- zeten Geſetze darzu verbunden. Aber wann etwa ein Buͤrger oder aͤdles Standes/ Fuͤrſtli- chen Haͤuptern daſſelbe nachtuhn wolte/ was ſie als Fuͤrſten vornehmen/ wuͤrde ein groſ- ſes Stuͤk der wahnwitzigen Tohrheit ſeyn. Dann heiſſets nach dem bekantem Sprichwor- te; Wann zween ungleiches Standes/ eines tuhn/ das iſt nicht einerley. Zum Beyſpiel: Ein Fuͤrſt gebeut den Inwohnern ſeines Landes/ mit dem Gewehr auf zuſeyn/ und einen Zug gegen den Feind mit ihm zutuhn. Wann deſſen aber ein ander ſich unterſtehen wolte/ duͤrfte er ſpot oder Schlaͤge zu Lohn tragen. Alſo ordnet ein Koͤnig oder Fuͤrſt in ſeinem Lande allerhand Geſetze; ein ander muß es trauen wol bleiben laſſen/ ob ergleich tauſend- mahl beſſere Geſetze geben koͤnte/ als dieſer mit allen ſeinen Raͤhten. Ein ander Beyſpiel; Ein Fürſt trachtet nach der Heyraht einer Fürſtlichẽ Fraͤulein/ als die Standes ihm gleich iſt; wuͤrde nun ein aͤdler oder Buͤrgersmañ/ wie tapfer/ reich/ und anſehnlich er gleich ſeyn moͤchte/ ihm ſolches ungeſcheuet nachmachen wollen/ haͤtte er an ſtat der Braut entweder eine Narren Kappe/ oder die Striegel/ wo nicht wol gar den Staupbeſem zugewarten/ nach dem er die Sache angreiffen wuͤrde. Alſo ſehet ihr nun/ Reichard/ daß ihr und eures gleichen euch billich etlicher Sachen enthalten muͤſſet/ die Koͤnigen und Fuͤrſten allein zu- ſtehen/ wo nicht ſonſt eine Verwirrung aller Stānde und Ordnung in die Welt ſolte ein- gefuhret werden. So beklaget euch nun nicht/ wegen eurer angebohrnen Nidrigkeit/ ſon- dern ſtrebet der Erbarkeit und Tugend nach/ als weit euer Stand/ in welchen euch Gott ſelbſt geſetzet hat/ reichen kan/ und verſichert euch alsdann/ daß ihr nicht um ſonſt euch be- muͤhen/ r r r r

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 681. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/687>, abgerufen am 23.11.2024.