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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
des Menschen Herz aller Zuversicht zuberauben/ und die völlige Verzweifelung ihm bey-
zubringen. Ja es hat noch Mühe gnug/ daß ein gläubiger frommer Christ vor den Anfech-
tungs Pfeilen dieses Hundert-Tausend-Künstlers gesichert bleibe/ deren freilich die Hei-
ligen Kinder Gottes/ als lange sie in dieser gebrechligkeit wallen/ nicht können allerdinge
enthoben seyn; massen dieser Feind unserer Seligkeit ein unverschämter Gast ist/ und sich
lieber einstellet/ da er nichtgeladen wird/ als da er seine Stelle schon weiß. Jedoch sind wir
in der Schuz Hand unsers Almächtigen Gottes/ der uns mit seinem Gnaden Schilde dec-
ket/ daß die Anfechtungs-Schüsse leer und ohn Blut abgehen müssen. Aber uns lieget in-
zwischen ob/ Gottes Barmherzigkeit hierüber inbrünstig anzuruffen/ und dabey uns fleis-
sig zuhüten/ daß wir nicht durch unsere Sicherheit und üppiges getrieb den Schuz Got-
tes von uns wenden/ und dem Versucher uns unbewaffnet darstellen. Wann wir nun
hieselbst das unsere nach Vermögen tuhn/ und mit Furcht und Zittern im Glauben unsere
Seligkeit wirken/ ob wir gleich zuzeiten aus Fleisches Schwacheit straucheln/ wil doch
Gott darumb nicht alsbald die Hand gar abzihen/ sondern auf ergangene Berenung gnä-
dig seyn/ und gerne wie der auffhelffen. Ich erinnere mich/ daß meine gn. Fr. Mutter mir
schon mehr als einmahl ihres Herzen Anliegen zuverstehen gegeben/ daß sie den Anfech-
tungen nicht allemahl zusteuren wisse; aber wir müssen den Teuffel nicht zuviel hofiren/ noch
auff alle seine Einwürffe uns zur Verantwortung einlassen/ sondern uns auff unsers Got-
tes Barmherzigkeit und seines lieben Sohns Verdienst beruffen/ alsdann wird der Het-
lige Geist seinen kräfftigen Trost in unser Herz fest einsenken/ daß Satan mit allen seinen
Versuchungen zu schanden werden muß. Meine herzgeliebte Fr. Tochter hat mir vor et-
lichen Tagen auff der Reise/ da wir auf dem Elefanten beyeinander wahren/ ein tröstliches
Lied hören lassen/ sagte die alte Königin/ dessen Anfang dieser wahr: Ach wie angst ist unser
Seelen/ wann der Teufel auff uns sticht; und möchte ich dasselbe noch gerne einmahl hören.
Valiska gab zur Antwort: Mein Herr Bruder König Ladisla hat dasselbe auffgesetzet/ und
wird verhoffentlich seiner Fr. Mutter nicht versagen/ es alsbald anzustimmen. Ihr Bruder
sagte mit einem Lachen: Geliebte Schwester/ du weist allerhand Mittel zuerfinden/ mich
und andere zum Schuelrecht anzufodern/ so daß man nicht bald gelegenheit haben kan/ dir
dein begehren zuversagen; nam die Laute zur Hand/ gab ihr eine andere Verstimmung/
und sang dieses Lied darein.

Umb Beystand des Heiligen Geistes zeit der Anfechtung.
[Spaltenumbruch]
1 ACh wie angst ist unser Seelen
Wann der Teuffel auf uns sticht;
Wann er/ Herz und Geist zu quählen/
Unsern Trost-Stab gar zubricht;
Wann er seine Pfleil' ohn Ruh
Scheust auff uns Elenden zu/
Und macht uns mit seinen Waffen
Unerträglich viel zuschaffen.
2 O da ist kein Trost zu finden/
Da fält alle Freude hin:
Unsre Kräffte die verschwinden/
Und der hart geplagte Sin
[Spaltenumbruch] Schreiet lauter weh und Ach/
Lässet keine Stunde nach/
Kan die Pein nicht mehr ertragen/
Noch sein Herzleid von sich sagen.
3 Geiliger Geist/ du Kraft der schwachen/
Du im tunkeln helles Licht/
Wirstu über uns nicht wachen/
Wirstu uns erleuchten nicht/
So ist es um uns getahn.
Keiner ist der helffen kan/
Wann du wirst dein Heil versagen/
Und vor uns nicht Sorge tragen.
4 Schau
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Siebendes Buch.
des Menſchen Herz aller Zuverſicht zuberauben/ und die voͤllige Verzweifelung ihm bey-
zubringen. Ja es hat noch Muͤhe gnug/ daß ein glaͤubiger frommer Chriſt vor den Anfech-
tungs Pfeilen dieſes Hundert-Tauſend-Kuͤnſtlers geſichert bleibe/ deren freilich die Hei-
ligen Kinder Gottes/ als lange ſie in dieſer gebrechligkeit wallen/ nicht koͤnnen allerdinge
enthoben ſeyn; maſſen dieſer Feind unſerer Seligkeit ein unverſchaͤmter Gaſt iſt/ und ſich
lieber einſtellet/ da er nichtgeladen wird/ als da er ſeine Stelle ſchon weiß. Jedoch ſind wir
in der Schuz Hand unſers Almaͤchtigen Gottes/ der uns mit ſeinem Gnaden Schilde dec-
ket/ daß die Anfechtungs-Schuͤſſe leer und ohn Blut abgehen muͤſſen. Aber uns lieget in-
zwiſchen ob/ Gottes Barmherzigkeit hieruͤber inbruͤnſtig anzuruffen/ und dabey uns fleiſ-
ſig zuhuͤten/ daß wir nicht durch unſere Sicherheit und uͤppiges getrieb den Schuz Got-
tes von uns wenden/ und dem Verſucher uns unbewaffnet darſtellen. Wann wir nun
hieſelbſt das unſere nach Vermoͤgen tuhn/ und mit Furcht und Zittern im Glauben unſere
Seligkeit wirken/ ob wir gleich zuzeiten aus Fleiſches Schwacheit ſtraucheln/ wil doch
Gott darumb nicht alsbald die Hand gar abzihen/ ſondern auf ergangene Berenung gnaͤ-
dig ſeyn/ und gerne wie der auffhelffen. Ich erinnere mich/ daß meine gn. Fr. Mutter mir
ſchon mehr als einmahl ihres Herzen Anliegen zuverſtehen gegeben/ daß ſie den Anfech-
tungẽ nicht allemahl zuſteuren wiſſe; aber wir muͤſſen den Teuffel nicht zuviel hofiren/ noch
auff alle ſeine Einwuͤrffe uns zur Verantwortung einlaſſen/ ſondern uns auff unſers Got-
tes Barmherzigkeit und ſeines lieben Sohns Verdienſt beruffen/ alsdann wird der Het-
lige Geiſt ſeinen kraͤfftigen Troſt in unſer Herz feſt einſenken/ daß Satan mit allen ſeinen
Verſuchungen zu ſchanden werden muß. Meine herzgeliebte Fr. Tochter hat mir vor et-
lichen Tagen auff der Reiſe/ da wir auf dem Elefanten beyeinander wahren/ ein troͤſtliches
Lied hoͤren laſſen/ ſagte die alte Koͤnigin/ deſſen Anfang dieſer wahr: Ach wie angſt iſt unſer
Seelen/ wann der Teufel auff uns ſticht; und moͤchte ich daſſelbe noch gerne einmahl hoͤren.
Valiſka gab zur Antwort: Mein Herr Bruder Koͤnig Ladiſla hat daſſelbe auffgeſetzet/ uñ
wird verhoffentlich ſeiner Fr. Mutteꝛ nicht verſagen/ es alsbald anzuſtim̄en. Ihr Bruder
ſagte mit einem Lachen: Geliebte Schweſter/ du weiſt allerhand Mittel zuerfinden/ mich
und andere zum Schuelrecht anzufodern/ ſo daß man nicht bald gelegenheit haben kan/ diꝛ
dein begehren zuverſagen; nam die Laute zur Hand/ gab ihr eine andere Verſtimmung/
und ſang dieſes Lied darein.

Umb Beyſtand des Heiligen Geiſtes zeit der Anfechtung.
[Spaltenumbruch]
1 ACh wie angſt iſt unſer Seelen
Wann der Teuffel auf uns ſticht;
Wann er/ Herz und Geiſt zu quaͤhlen/
Unſern Troſt-Stab gar zubricht;
Wann er ſeine Pfleil’ ohn Ruh
Scheuſt auff uns Elenden zu/
Und macht uns mit ſeinen Waffen
Unertraͤglich viel zuſchaffen.
2 O da iſt kein Troſt zu finden/
Da faͤlt alle Freude hin:
Unſre Kraͤffte die verſchwinden/
Und der hart geplagte Sin
[Spaltenumbruch] Schreiet lauter weh und Ach/
Laͤſſet keine Stunde nach/
Kan die Pein nicht mehr ertragen/
Noch ſein Herzleid von ſich ſagen.
3 Geiliger Geiſt/ du Kraft der ſchwachen/
Du im tunkeln helles Licht/
Wirſtu uͤber uns nicht wachen/
Wirſtu uns erleuchten nicht/
So iſt es um uns getahn.
Keiner iſt der helffen kan/
Wann du wirſt dein Heil verſagen/
Und vor uns nicht Sorge tragen.
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[643/0649] Siebendes Buch. des Menſchen Herz aller Zuverſicht zuberauben/ und die voͤllige Verzweifelung ihm bey- zubringen. Ja es hat noch Muͤhe gnug/ daß ein glaͤubiger frommer Chriſt vor den Anfech- tungs Pfeilen dieſes Hundert-Tauſend-Kuͤnſtlers geſichert bleibe/ deren freilich die Hei- ligen Kinder Gottes/ als lange ſie in dieſer gebrechligkeit wallen/ nicht koͤnnen allerdinge enthoben ſeyn; maſſen dieſer Feind unſerer Seligkeit ein unverſchaͤmter Gaſt iſt/ und ſich lieber einſtellet/ da er nichtgeladen wird/ als da er ſeine Stelle ſchon weiß. Jedoch ſind wir in der Schuz Hand unſers Almaͤchtigen Gottes/ der uns mit ſeinem Gnaden Schilde dec- ket/ daß die Anfechtungs-Schuͤſſe leer und ohn Blut abgehen muͤſſen. Aber uns lieget in- zwiſchen ob/ Gottes Barmherzigkeit hieruͤber inbruͤnſtig anzuruffen/ und dabey uns fleiſ- ſig zuhuͤten/ daß wir nicht durch unſere Sicherheit und uͤppiges getrieb den Schuz Got- tes von uns wenden/ und dem Verſucher uns unbewaffnet darſtellen. Wann wir nun hieſelbſt das unſere nach Vermoͤgen tuhn/ und mit Furcht und Zittern im Glauben unſere Seligkeit wirken/ ob wir gleich zuzeiten aus Fleiſches Schwacheit ſtraucheln/ wil doch Gott darumb nicht alsbald die Hand gar abzihen/ ſondern auf ergangene Berenung gnaͤ- dig ſeyn/ und gerne wie der auffhelffen. Ich erinnere mich/ daß meine gn. Fr. Mutter mir ſchon mehr als einmahl ihres Herzen Anliegen zuverſtehen gegeben/ daß ſie den Anfech- tungẽ nicht allemahl zuſteuren wiſſe; aber wir muͤſſen den Teuffel nicht zuviel hofiren/ noch auff alle ſeine Einwuͤrffe uns zur Verantwortung einlaſſen/ ſondern uns auff unſers Got- tes Barmherzigkeit und ſeines lieben Sohns Verdienſt beruffen/ alsdann wird der Het- lige Geiſt ſeinen kraͤfftigen Troſt in unſer Herz feſt einſenken/ daß Satan mit allen ſeinen Verſuchungen zu ſchanden werden muß. Meine herzgeliebte Fr. Tochter hat mir vor et- lichen Tagen auff der Reiſe/ da wir auf dem Elefanten beyeinander wahren/ ein troͤſtliches Lied hoͤren laſſen/ ſagte die alte Koͤnigin/ deſſen Anfang dieſer wahr: Ach wie angſt iſt unſer Seelen/ wann der Teufel auff uns ſticht; und moͤchte ich daſſelbe noch gerne einmahl hoͤren. Valiſka gab zur Antwort: Mein Herr Bruder Koͤnig Ladiſla hat daſſelbe auffgeſetzet/ uñ wird verhoffentlich ſeiner Fr. Mutteꝛ nicht verſagen/ es alsbald anzuſtim̄en. Ihr Bruder ſagte mit einem Lachen: Geliebte Schweſter/ du weiſt allerhand Mittel zuerfinden/ mich und andere zum Schuelrecht anzufodern/ ſo daß man nicht bald gelegenheit haben kan/ diꝛ dein begehren zuverſagen; nam die Laute zur Hand/ gab ihr eine andere Verſtimmung/ und ſang dieſes Lied darein. Umb Beyſtand des Heiligen Geiſtes zeit der Anfechtung. 1 ACh wie angſt iſt unſer Seelen Wann der Teuffel auf uns ſticht; Wann er/ Herz und Geiſt zu quaͤhlen/ Unſern Troſt-Stab gar zubricht; Wann er ſeine Pfleil’ ohn Ruh Scheuſt auff uns Elenden zu/ Und macht uns mit ſeinen Waffen Unertraͤglich viel zuſchaffen. 2 O da iſt kein Troſt zu finden/ Da faͤlt alle Freude hin: Unſre Kraͤffte die verſchwinden/ Und der hart geplagte Sin Schreiet lauter weh und Ach/ Laͤſſet keine Stunde nach/ Kan die Pein nicht mehr ertragen/ Noch ſein Herzleid von ſich ſagen. 3 Geiliger Geiſt/ du Kraft der ſchwachen/ Du im tunkeln helles Licht/ Wirſtu uͤber uns nicht wachen/ Wirſtu uns erleuchten nicht/ So iſt es um uns getahn. Keiner iſt der helffen kan/ Wann du wirſt dein Heil verſagen/ Und vor uns nicht Sorge tragen. 4 Schau m m m m ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/649>, abgerufen am 05.06.2024.