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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.

Die heidnischen Zuhörer verstunden dieses Gesanges Inhalt ganz nit/ meineten/ es wäh-
re von eines jr dischen Königes Tapferkeit und Heyraht getichtet/ und hatten mehr gefal-
len an der gesanges Weise/ als an den Worten. Ihre Fr. Mutter selbst/ die alte Teutsche
Königin/ zweifelte/ worauff sie zielete/ deßwegen Valiska mit lauter Stimme zu ihr sagete:
Gn. Fr. Mutter; dieser Gesang ist nichts anders/ als ein Geistliches Lied/ welches ein geist-
reicher weissagender König des Israelitischen Volkes/ nahmens David/ unserm Heylan-
de und Erlöser Jesus Christ/ und der glaubigen Christlichen Kirchen zu ehren getichtet hat/
mehr als 1000 Jahr vorher/ ehe derselbe unser Heyland seiner Menscheit nach an diese Welt
gebohren ist/ dann der heilige Geist Gottes hat ihm solches eingegeben/ er aber hat es auffge-
setzet den damahligen Gläubigen zu trost/ daß dieser versprochene Himmels König gewiß-
lich kommen und nicht ausbleiben würde/ wie lange sichs gleich damit verzöhe; Und rüh-
met alhie der Tichter den Sohn Gottes als einen himlischen Bräutigam seiner gläubigen
Kirchen/ wie derselbe so schön/ freundlich- beredsam/ mächtig und gerecht sey; seine Braut
aber/ daß dieselbe auch von ihrem Bräutigam treflich ausgeschmücket sey/ durch welchen
Schmuk die innerliche Zierligkeit des Glaubens/ der Hoffnung/ Liebe/ Geduld/ und anderer
Christlichen Tugenden verstanden wird; dann vor dem heiligen Gotte gilt kein äusserlicher
Pracht von Gold/ Perlen und ädlen Steinen/ sondern ein Herz/ welches sich von den
sündlichen Werken des Fleisches und von der Liebe der üppigen Wollust abzeuhet/ und
hingegen seinen Gott sich zu allem Gehorsam ergiebet. Diese Rede höreten alle im Saal
versamlete Heiden mit grosser befremdung an/ und begunten etliche zu sagen: Wann der
Christen Glaube also beschaffen währe/ daß er nur zur übung der Tugenden anführete/ so
müsten es gottlose Verleumder seyn/ die den Christen alle Freiheit zur Sünde und Schan-
de aufbürdeten. Herkules nam auff seiner Fr. Mutter begehren die Laute auch zur Hand/
und gab ihr zuvernehmen wie bereit er währe ihr zugehorsamen/ nebest anzeige/ er wolte ein
Lied hören lassen/ in welchem angezeiget würde/ was vor einen herlichen und kräftigen
Trost eine gläubige Seele daher zunehmen hätte/ daß dieser unser himlischer Bräutigam
JEsus Christ seiner Menscheit nach erhaben währe/ und zur rechten der Kraft Gottes im
Himmel sich gesetzet hätte; da er dann nach einem und anderem kurzen Vorspiel (umb die
reinstimmung der Lauten zuvernehmen) dieses Lied erschallen ließ.

Seelen-Trost
Uber unsers zur Rechten Gottes sitzenden Heylandes Vertretung seiner
Gläubigen bey GOtt.
[Spaltenumbruch]
1 GOtt Lob! das Heil ist wieder bracht/
Die Noht ist überwunden;
Weil JEsus Christ in grossem Pracht
Sich hin zu Gott hat funden
Dann weil er nun im Himmel sitzt/
Und kräfftig seine Schaar beschützt/
Ist sie der Angst entbunden.
2 Der schwarze Satan stund vor Gott/
Der uns sehr hart verklagte;
Die Sünde macht' uns grosse Noht/
Die das Gewissen plagte;
[Spaltenumbruch] Der Tod trat her mit vollem Lauff/
Die Helle taht den Rachen auff/
Daß alle Welt verzagte.
3 Der Eifer Gottes brante sehr/
Gesetzes Spruch wahr herbe;
Die Urtel drükte gar zu schwehr/
Wer sündiget der sterbe;
Dann Missetaht kan anders nicht/
Als daß sie stürzet ins Gericht/
Und raubt des Himmels Erbe
4 Wie
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Siebendes Buch.

Die heidniſchen Zuhoͤrer verſtunden dieſes Geſanges Inhalt ganz nit/ meineten/ es waͤh-
re von eines jr diſchen Koͤniges Tapferkeit und Heyraht getichtet/ und hatten mehr gefal-
len an der geſanges Weiſe/ als an den Worten. Ihre Fr. Mutter ſelbſt/ die alte Teutſche
Koͤnigin/ zweifelte/ worauff ſie zielete/ deßwegen Valiſka mit lauter Stimme zu ihr ſagete:
Gn. Fr. Mutter; dieſer Geſang iſt nichts anders/ als ein Geiſtliches Lied/ welches ein geiſt-
reicher weiſſagender Koͤnig des Iſraelitiſchen Volkes/ nahmens David/ unſerm Heylan-
de und Erloͤſer Jeſus Chriſt/ uñ der glaubigen Chriſtlichen Kirchen zu ehren getichtet hat/
mehr als 1000 Jahꝛ vorher/ ehe deꝛſelbe unſeꝛ Heyland ſeineꝛ Menſcheit nach an dieſe Welt
gebohren iſt/ dañ der heilige Geiſt Gottes hat ihm ſolches eingegeben/ er aber hat es auffge-
ſetzet den damahligen Glaͤubigen zu troſt/ daß dieſer verſprochene Himmels Koͤnig gewiß-
lich kommen und nicht ausbleiben wuͤrde/ wie lange ſichs gleich damit verzoͤhe; Und ruͤh-
met alhie der Tichter den Sohn Gottes als einen himliſchen Braͤutigam ſeiner glaͤubigen
Kirchen/ wie derſelbe ſo ſchoͤn/ freundlich- beredſam/ maͤchtig und gerecht ſey; ſeine Braut
aber/ daß dieſelbe auch von ihrem Braͤutigam treflich ausgeſchmuͤcket ſey/ durch welchen
Schmuk die iñerliche Zierligkeit des Glaubens/ der Hoffnung/ Liebe/ Geduld/ und anderer
Chriſtlichen Tugenden verſtanden wird; dañ vor dem heiligen Gotte gilt kein aͤuſſerlicheꝛ
Pracht von Gold/ Perlen und aͤdlen Steinen/ ſondern ein Herz/ welches ſich von den
ſuͤndlichen Werken des Fleiſches und von der Liebe der uͤppigen Wolluſt abzeuhet/ und
hingegen ſeinen Gott ſich zu allem Gehorſam ergiebet. Dieſe Rede hoͤreten alle im Saal
verſamlete Heiden mit groſſer befremdung an/ und begunten etliche zu ſagen: Wañ der
Chriſten Glaube alſo beſchaffen waͤhre/ daß er nur zur uͤbung der Tugenden anfuͤhrete/ ſo
muͤſten es gottloſe Verleumder ſeyn/ die den Chriſten alle Freiheit zur Suͤnde uñ Schan-
de aufbuͤrdeten. Herkules nam auff ſeiner Fr. Mutter begehren die Laute auch zur Hand/
und gab ihr zuvernehmen wie bereit er waͤhre ihr zugehorſamen/ nebeſt anzeige/ er wolte ein
Lied hoͤren laſſen/ in welchem angezeiget wuͤrde/ was vor einen herlichen und kraͤftigen
Troſt eine glaͤubige Seele daher zunehmen haͤtte/ daß dieſer unſer himliſcher Braͤutigam
JEſus Chriſt ſeiner Menſcheit nach erhaben waͤhre/ und zur rechten der Kraft Gottes im
Himmel ſich geſetzet haͤtte; da er dañ nach einem und anderem kurzen Vorſpiel (umb die
reinſtimmung der Lauten zuvernehmen) dieſes Lied erſchallen ließ.

Seelen-Troſt
Uber unſers zur Rechten Gottes ſitzenden Heylandes Vertretung ſeiner
Glaͤubigen bey GOtt.
[Spaltenumbruch]
1 GOtt Lob! das Heil iſt wieder bracht/
Die Noht iſt uͤberwunden;
Weil JEſus Chriſt in groſſem Pracht
Sich hin zu Gott hat funden
Dann weil er nun im Himmel ſitzt/
Und kraͤfftig ſeine Schaar beſchuͤtzt/
Iſt ſie der Angſt entbunden.
2 Der ſchwarze Satan ſtund vor Gott/
Der uns ſehr hart verklagte;
Die Suͤnde macht’ uns groſſe Noht/
Die das Gewiſſen plagte;
[Spaltenumbruch] Der Tod trat her mit vollem Lauff/
Die Helle taht den Rachen auff/
Daß alle Welt verzagte.
3 Der Eifer Gottes brante ſehr/
Geſetzes Spruch wahr herbe;
Die Urtel druͤkte gar zu ſchwehr/
Wer ſuͤndiget der ſterbe;
Dann Miſſetaht kan anders nicht/
Als daß ſie ſtuͤrzet ins Gericht/
Und raubt des Himmels Erbe
4 Wie
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/647>, abgerufen am 23.11.2024.