Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Siebendes Buch. dem sie Arzney eingenommen hat. Inzwischen ritte der/ welchen er vorigen Tages vomPferde gerissen/ zu ihm hinan/ und fragete ihn/ warumb er ihm den Schimpff angeleget/ welches er ihm nicht gut heissen könte/ sondern müste sich deswegen ritterlich mit ihm ver- gleichen. Gar willig und gern/ mein guter Kerl/ antwortete er/ so bald ich dessen nur von meinem Allergnädigsten Könige Erlaubniß habe/ sol dir ein solcher Rittertanz unversa- get seyn/ dessen zum Pfande ich dir diesen Handschuch gebe. Dieser wolte so lange nicht harren/ aber die ädlen redeten ihm ein: Er solte der Sachen einen geringen Anstand geben/ weil dieser Herr sich aller Billigkeit erböhte. Sie wolten aber auff vorgebrachte Groß- fürstliche Frage ein mehres nicht antworten/ sondern zogen/ Prinslaen Einrede ungeach- tet/ frisch fort nach des Groß Fürsten Lager zu. Herkules verdroß dieser Troz nicht wenig/ nam Prinsla mit seinen Reutern in die Festung/ und gab ihm Urlaub/ wieder hinaus zu reiten/ und dem Ausfoderer Fuß zuhalten; welches er geschwinde verrichtete/ und im ach- ten Hiebe ihm den Schedel herunter schlug/ welches die Pfaffheit nicht vor ein gutes Zei- chen hielt/ deren doch 12 sich nach geendigtem Kampffe nahe an den äussersten Graben ma- cheten/ und hinüber rieffen: Der Großfürst möchte sichs gefallen lassen/ den Abgeordenten Gehör zugeben; ward ihnen aber durch Neklam geantwortet: Seine Großfürstl. Hocheit könte sich über diesen grossen Frevel nicht gnug verwundern/ warumb sie mit so starker Manschafft herzu nahen dürfften/ und überdas wider sein ausdrükliches Verbot diesen Morgen umb Handelung anhalten; Ihr Groß Fürst währe anjetzo ganz unmüssig/ und mit andern Wichtigkeiten beladen/ solten biß gegen den Abend verharren/ und alsdann/ was vorzubringen währe/ durch verständige und höfliche des Teutschen Adels und der Gemeine antragen lassen; Es währen Reichs Händel/ die man vor hätte; die Pfaffen sol- ten ihres dinges warten/ und sich umb solches/ was sie nicht anginge/ unbekümmert lassen/ welches ihnen bey Vermeidung hoher Ungnade und unausbleiblicher Straffe hiemit sol- te gebohten seyn. Köntet nun ihr anwesende alle miteinander euch rahten lassen/ setzete er auff Befehl hinzu/ soltet ihr straks angesichts euren Frevel erkennen/ umb Gnade anhalten/ und wie das Fürstliche Heer alsbald getahn/ euch zu eures Groß Fürsten Schuz einstellen/ alsdann würdet ihr redlich bey eurer Obrigkeit/ und wol bey euch selbst handeln. Diese Pfaffen kunten solches Vorbringen kaum abwarten/ und gaben zur Antwort: Sie müsten es dahin lassen gestellet seyn/ daß ihr Groß Fürst in so hochwichtiger Sache ihnen Gehör versagete/ dessen man in Teutschland bißher ganz ungewohnet währe; doch würden die Götter es in kurzem anders schicken; fingen darauff an/ die Großfürstlichen Völker hef- tig auszuschelten/ daß sie widersinnisch worden/ und das gemeine Wesen stecken liessen/ sie würden solches alle miteinander in wenig Tagen mit dem Leben bezahlen müssen/ wo sie nit alsbald wieder kehreten. Es rief aber einer von dem Heer über den Wahl ihnen zu/ er wäh- re von dem ganzen Heer befehlichet/ ihren Landsleuten zudanken vor die guten Speisen/ welche sie ihnen zukommen lassen/ hoffeten/ wann sie verzehret seyn würden/ dürfte man um ein mehres ansuchen. O ihr meinäidige Betrieger rief ein Pfaffe darauff/ freuet euch des Diebstahls nicht/ Gott Krodo wird euch die Speise gesegnen/ daß sie euch das Herz ab- stossen muß. Herkules ließ 26 Parther ausgehen/ welche diese Pfaffen alle griffen/ und ins Lager sühreten; Ihre Völker solches sehend/ ranten in zimlicher Anzahl herzu/ in Mei- nung
Siebendes Buch. dem ſie Arzney eingenommen hat. Inzwiſchen ritte der/ welchen er vorigen Tages vomPferde geriſſen/ zu ihm hinan/ und fragete ihn/ warumb er ihm den Schimpff angeleget/ welches er ihm nicht gut heiſſen koͤnte/ ſondern muͤſte ſich deswegen ritterlich mit ihm ver- gleichen. Gar willig und gern/ mein guter Kerl/ antwortete er/ ſo bald ich deſſen nur von meinem Allergnaͤdigſten Koͤnige Erlaubniß habe/ ſol dir ein ſolcher Rittertanz unverſa- get ſeyn/ deſſen zum Pfande ich dir dieſen Handſchuch gebe. Dieſer wolte ſo lange nicht harren/ aber die aͤdlen redeten ihm ein: Er ſolte der Sachen einen geringen Anſtand gebẽ/ weil dieſer Herr ſich aller Billigkeit erboͤhte. Sie wolten aber auff vorgebrachte Groß- fuͤrſtliche Frage ein mehres nicht antworten/ ſondern zogen/ Prinſlaen Einrede ungeach- tet/ friſch fort nach des Groß Fuͤrſten Lager zu. Herkules verdroß dieſer Troz nicht wenig/ nam Prinſla mit ſeinen Reutern in die Feſtung/ und gab ihm Urlaub/ wieder hinaus zu reiten/ und dem Ausfoderer Fuß zuhalten; welches er geſchwinde verrichtete/ und im ach- ten Hiebe ihm den Schedel herunter ſchlug/ welches die Pfaffheit nicht vor ein gutes Zei- chen hielt/ deren doch 12 ſich nach geendigtem Kampffe nahe an den aͤuſſerſten Graben ma- cheten/ und hinuͤber rieffen: Der Großfuͤrſt moͤchte ſichs gefallen laſſen/ den Abgeordentẽ Gehoͤr zugeben; ward ihnen aber durch Neklam geantwortet: Seine Großfuͤrſtl. Hocheit koͤnte ſich uͤber dieſen groſſen Frevel nicht gnug verwundern/ warumb ſie mit ſo ſtarker Manſchafft herzu nahen duͤrfften/ und uͤberdas wider ſein ausdruͤkliches Verbot dieſen Morgen umb Handelung anhalten; Ihr Groß Fuͤrſt waͤhre anjetzo ganz unmuͤſſig/ und mit andern Wichtigkeiten beladen/ ſolten biß gegen den Abend verharren/ und alsdann/ was vorzubringen waͤhre/ durch verſtaͤndige und hoͤfliche des Teutſchen Adels und der Gemeine antragen laſſen; Es waͤhren Reichs Haͤndel/ die man vor haͤtte; die Pfaffen ſol- ten ihres dinges warten/ und ſich umb ſolches/ was ſie nicht anginge/ unbekümmert laſſen/ welches ihnen bey Vermeidung hoher Ungnade und unausbleiblicher Straffe hiemit ſol- te gebohten ſeyn. Koͤntet nun ihr anweſende alle miteinander euch rahten laſſen/ ſetzete er auff Befehl hinzu/ ſoltet ihr ſtraks angeſichts euren Frevel erkennen/ umb Gnade anhaltẽ/ und wie das Fuͤrſtliche Heer alsbald getahn/ euch zu eures Groß Fuͤrſten Schuz einſtellẽ/ alsdann wuͤrdet ihr redlich bey eurer Obrigkeit/ und wol bey euch ſelbſt handeln. Dieſe Pfaffen kunten ſolches Vorbringen kaum abwarten/ und gaben zur Antwort: Sie muͤſten es dahin laſſen geſtellet ſeyn/ daß ihr Groß Fuͤrſt in ſo hochwichtiger Sache ihnen Gehoͤr verſagete/ deſſen man in Teutſchland bißher ganz ungewohnet waͤhre; doch wuͤrden die Goͤtter es in kurzem anders ſchicken; fingen darauff an/ die Großfuͤrſtlichen Voͤlker hef- tig auszuſchelten/ daß ſie widerſinniſch worden/ und das gemeine Weſen ſtecken lieſſen/ ſie wuͤrden ſolches alle miteinander in wenig Tagen mit dem Leben bezahlen muͤſſen/ wo ſie nit alsbald wieder kehreten. Es rief aber einer von dem Heer über den Wahl ihnen zu/ er waͤh- re von dem ganzen Heer befehlichet/ ihren Landsleuten zudanken vor die guten Speiſen/ welche ſie ihnen zukom̃en laſſen/ hoffeten/ wann ſie verzehret ſeyn wuͤrden/ duͤrfte man um ein mehres anſuchen. O ihr meinaͤidige Betrieger rief ein Pfaffe darauff/ freuet euch des Diebſtahls nicht/ Gott Krodo wird euch die Speiſe geſegnen/ daß ſie euch das Herz ab- ſtoſſen muß. Herkules ließ 26 Parther ausgehen/ welche dieſe Pfaffen alle griffen/ und ins Lager ſuͤhreten; Ihre Voͤlker ſolches ſehend/ ranten in zimlicher Anzahl herzu/ in Mei- nung
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Siebendes Buch.
dem ſie Arzney eingenommen hat. Inzwiſchen ritte der/ welchen er vorigen Tages vom
Pferde geriſſen/ zu ihm hinan/ und fragete ihn/ warumb er ihm den Schimpff angeleget/
welches er ihm nicht gut heiſſen koͤnte/ ſondern muͤſte ſich deswegen ritterlich mit ihm ver-
gleichen. Gar willig und gern/ mein guter Kerl/ antwortete er/ ſo bald ich deſſen nur von
meinem Allergnaͤdigſten Koͤnige Erlaubniß habe/ ſol dir ein ſolcher Rittertanz unverſa-
get ſeyn/ deſſen zum Pfande ich dir dieſen Handſchuch gebe. Dieſer wolte ſo lange nicht
harren/ aber die aͤdlen redeten ihm ein: Er ſolte der Sachen einen geringen Anſtand gebẽ/
weil dieſer Herr ſich aller Billigkeit erboͤhte. Sie wolten aber auff vorgebrachte Groß-
fuͤrſtliche Frage ein mehres nicht antworten/ ſondern zogen/ Prinſlaen Einrede ungeach-
tet/ friſch fort nach des Groß Fuͤrſten Lager zu. Herkules verdroß dieſer Troz nicht wenig/
nam Prinſla mit ſeinen Reutern in die Feſtung/ und gab ihm Urlaub/ wieder hinaus zu
reiten/ und dem Ausfoderer Fuß zuhalten; welches er geſchwinde verrichtete/ und im ach-
ten Hiebe ihm den Schedel herunter ſchlug/ welches die Pfaffheit nicht vor ein gutes Zei-
chen hielt/ deren doch 12 ſich nach geendigtem Kampffe nahe an den aͤuſſerſten Graben ma-
cheten/ und hinuͤber rieffen: Der Großfuͤrſt moͤchte ſichs gefallen laſſen/ den Abgeordentẽ
Gehoͤr zugeben; ward ihnen aber durch Neklam geantwortet: Seine Großfuͤrſtl. Hocheit
koͤnte ſich uͤber dieſen groſſen Frevel nicht gnug verwundern/ warumb ſie mit ſo ſtarker
Manſchafft herzu nahen duͤrfften/ und uͤberdas wider ſein ausdruͤkliches Verbot dieſen
Morgen umb Handelung anhalten; Ihr Groß Fuͤrſt waͤhre anjetzo ganz unmuͤſſig/ und
mit andern Wichtigkeiten beladen/ ſolten biß gegen den Abend verharren/ und alsdann/
was vorzubringen waͤhre/ durch verſtaͤndige und hoͤfliche des Teutſchen Adels und der
Gemeine antragen laſſen; Es waͤhren Reichs Haͤndel/ die man vor haͤtte; die Pfaffen ſol-
ten ihres dinges warten/ und ſich umb ſolches/ was ſie nicht anginge/ unbekümmert laſſen/
welches ihnen bey Vermeidung hoher Ungnade und unausbleiblicher Straffe hiemit ſol-
te gebohten ſeyn. Koͤntet nun ihr anweſende alle miteinander euch rahten laſſen/ ſetzete er
auff Befehl hinzu/ ſoltet ihr ſtraks angeſichts euren Frevel erkennen/ umb Gnade anhaltẽ/
und wie das Fuͤrſtliche Heer alsbald getahn/ euch zu eures Groß Fuͤrſten Schuz einſtellẽ/
alsdann wuͤrdet ihr redlich bey eurer Obrigkeit/ und wol bey euch ſelbſt handeln. Dieſe
Pfaffen kunten ſolches Vorbringen kaum abwarten/ und gaben zur Antwort: Sie muͤſten
es dahin laſſen geſtellet ſeyn/ daß ihr Groß Fuͤrſt in ſo hochwichtiger Sache ihnen Gehoͤr
verſagete/ deſſen man in Teutſchland bißher ganz ungewohnet waͤhre; doch wuͤrden die
Goͤtter es in kurzem anders ſchicken; fingen darauff an/ die Großfuͤrſtlichen Voͤlker hef-
tig auszuſchelten/ daß ſie widerſinniſch worden/ und das gemeine Weſen ſtecken lieſſen/ ſie
wuͤrden ſolches alle miteinander in wenig Tagen mit dem Leben bezahlen muͤſſen/ wo ſie nit
alsbald wieder kehreten. Es rief aber einer von dem Heer über den Wahl ihnen zu/ er waͤh-
re von dem ganzen Heer befehlichet/ ihren Landsleuten zudanken vor die guten Speiſen/
welche ſie ihnen zukom̃en laſſen/ hoffeten/ wann ſie verzehret ſeyn wuͤrden/ duͤrfte man um
ein mehres anſuchen. O ihr meinaͤidige Betrieger rief ein Pfaffe darauff/ freuet euch des
Diebſtahls nicht/ Gott Krodo wird euch die Speiſe geſegnen/ daß ſie euch das Herz ab-
ſtoſſen muß. Herkules ließ 26 Parther ausgehen/ welche dieſe Pfaffen alle griffen/ und
ins Lager ſuͤhreten; Ihre Voͤlker ſolches ſehend/ ranten in zimlicher Anzahl herzu/ in Mei-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/616>, abgerufen am 16.07.2024. |