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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Gn. Herr Vaters ableben (welches Gott lange Zeit gnädigst verhüten wolle) auff mich
als den ältern Erben bestehen wird/ und zwey Königreiche unter einem Herrn sich nim-
mer mehr so ruhig befinden/ als wann jedes seinen eigenen König hat/ welcher sich seines
einigen dergestalt annimt/ daß er keinen fremden die hohen Bedienungen einraumet/ und
dadurch der einheimischen Haß und Wiederwillen (es geschehe dann mit deren freien be-
lieben) auf sich ladet; als habe in Betrachtung dessen/ ich vordißmahl meine Rede an ihre
Großfürstl. Hocheit/ meinen Gn. Herr Vater/ an seine Durchl. meinen geliebten Bru-
der Fürst Baldrich/ und an die Hochansehnlichen gesamten Land Stände richten wollen/
Kind-Brüder-freundlich bittend/ sie wollen allerseits dieses Reichs beste wol und fleissig
beobachten/ und ohn Einrede darein gehehlen/ daß die Beherschung desselben von mir ab-
genommen/ und meinem jeztgedachten lieben Bruder Fürst Baldrich auffgetragen wer-
de/ welcher dann seinem Fürstlichen Verstande und begnadeten Gaben nach/ diese Bür-
de wol wird tragen/ und dem Reiche als ein löblicher König vorstehen können. Versehe
mich dessen zu ihnen allen samt und fonders/ und wiederhohle hiemit mein voriges erbieten.
Der Alte Großfürst/ welcher dieses sein vorhaben schon zeitig an ihm gemerket hatte/ ant-
wortete darauf; ob er zwar des Vorsatzes gewesen währe/ ihn als seinen ältern Sohn ehe
in eine wirkliche Herschafft einzusetzen/ als den Jüngern/ so wolte er dannoch ihm hierin
seinen freien Willen gönnen/ insonderheit/ weil er betrachtete/ daß den beiden grossen Her-
schafften besser mit unterschiedlichen/ als einem Könige gedienet währe/ damit die Friesen
nicht ihr Recht und Schuz in Teutschland suchen dürfften/ welches einen Schein einiger
Dienstbarkeit und Vnterwerffung haben könte/ und mannichem unruhigen Kopffe Ur-
sach zur Neuerung an die Hand geben; zweifelte also nicht/ die Land Stände würden ihr
und des Landes beste beobachten/ und seinen jüngern Sohn Baldrich vor ihren König
erkennen. Hie wahr nun der Land Stände Vorsteher und Worthalter fertig/ gewierige
Antwort zugeben; aber Fürst Baldrich winkete ihm/ ein wenig zuverzihen/ und huhb
also an: Gnädigster Herr Vater/ und freundlicher lieber Herr Bruder/ ob sie wol allerseits
gedenken möchten/ mir geschähe durch diese Väter- und Brüderliche Hulde eine sonder-
bahre Annehmligkeit/ so zeuget doch mein Gewissen/ daß/ wo diese nicht weniger wieder-
wärtige als unvermuhtliche Anerbietung mir solte bewust gewesen seyn/ ich ohn genom-
menen Urlaub mich so lange wolte hinweg gemacht haben/ biß die Krönung meines Herr
Bruders würde geschehen seyn/ sintemahl nicht allein wegen meiner Jugend und Liebe zu
ritterlichen übungen ich dieser Reichs Last mich unbestand befinde/ sondern würde mir auch
zumahl verwägen und frech anstehen/ wann meinem ältern Herr Bruder/ der zum Reichs-
Stabe ungleich geschikter und begabter ist/ ich vorgreiffen/ und also eine Herschafft betre-
ten solte/ ehe und bevor dessen Liebe auff dem Gewalt Stuele sitzet. Ist es dann gleich/ daß
diese beyden Reiche von einem einzigen Könige nicht solten verwaltet werden/ welches
doch meines Herr Bruders Liebde ich von Herzen gönnen wolte/ ey so nehme nur diesel-
be die Herschafft bey unsers Gn. Herr Vaters Lebezeit über sich/ alsdann wird sichs her-
nach schon schicken/ wie es ferner wird anzuschlagen seyn; warum ich dann kind- und brü-
derlich anhalten/ und die Land Stände/ solches einzugehen und zuschliessen/ gebehten haben
wil. Nein/ geliebter Bruder/ antwortete Herkules/ du weist ohn mein erinnern/ was vor

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Siebendes Buch.
Gn. Herr Vaters ableben (welches Gott lange Zeit gnaͤdigſt verhuͤten wolle) auff mich
als den aͤltern Erben beſtehen wird/ und zwey Koͤnigreiche unter einem Herrn ſich nim-
mer mehr ſo ruhig befinden/ als wann jedes ſeinen eigenen Koͤnig hat/ welcher ſich ſeines
einigen dergeſtalt annimt/ daß er keinen fremden die hohen Bedienungen einraumet/ und
dadurch der einheimiſchen Haß und Wiederwillen (es geſchehe dann mit deren freien be-
lieben) auf ſich ladet; als habe in Betrachtung deſſen/ ich vordißmahl meine Rede an ihre
Großfuͤrſtl. Hocheit/ meinen Gn. Herr Vater/ an ſeine Durchl. meinen geliebten Bru-
der Fürſt Baldrich/ und an die Hochanſehnlichen geſamten Land Staͤnde richten wollen/
Kind-Bruͤder-freundlich bittend/ ſie wollen allerſeits dieſes Reichs beſte wol und fleiſſig
beobachten/ und ohn Einrede darein gehehlen/ daß die Beherſchung deſſelben von mir ab-
genommen/ und meinem jeztgedachten lieben Bruder Fuͤrſt Baldrich auffgetragen wer-
de/ welcher dann ſeinem Fuͤrſtlichen Verſtande und begnadeten Gaben nach/ dieſe Buͤr-
de wol wird tragen/ und dem Reiche als ein loͤblicher Koͤnig vorſtehen koͤnnen. Verſehe
mich deſſen zu ihnen allen ſamt und fonders/ und wiederhohle hiemit mein voriges erbietẽ.
Der Alte Großfuͤrſt/ welcher dieſes ſein vorhaben ſchon zeitig an ihm gemerket hatte/ ant-
wortete darauf; ob er zwar des Vorſatzes geweſen waͤhre/ ihn als ſeinen aͤltern Sohn ehe
in eine wirkliche Herſchafft einzuſetzen/ als den Juͤngern/ ſo wolte er dannoch ihm hierin
ſeinen freien Willen goͤnnen/ inſonderheit/ weil er betrachtete/ daß den beiden groſſen Her-
ſchafften beſſer mit unterſchiedlichen/ als einem Koͤnige gedienet waͤhre/ damit die Frieſẽ
nicht ihr Recht und Schuz in Teutſchland ſuchen dürfften/ welches einen Schein einiger
Dienſtbarkeit und Vnterwerffung haben koͤnte/ und mannichem unruhigen Kopffe Ur-
ſach zur Neuerung an die Hand geben; zweifelte alſo nicht/ die Land Staͤnde wuͤrden ihr
und des Landes beſte beobachten/ und ſeinen juͤngern Sohn Baldrich vor ihren Koͤnig
erkennen. Hie wahr nun der Land Staͤnde Vorſteher und Worthalter fertig/ gewierige
Antwort zugeben; aber Fuͤrſt Baldrich winkete ihm/ ein wenig zuverzihen/ und huhb
alſo an: Gnaͤdigſter Herr Vater/ und freundlicher lieber Herr Bruder/ ob ſie wol allerſeits
gedenken moͤchten/ mir geſchaͤhe durch dieſe Vaͤter- und Bruͤderliche Hulde eine ſonder-
bahre Annehmligkeit/ ſo zeuget doch mein Gewiſſen/ daß/ wo dieſe nicht weniger wieder-
waͤrtige als unvermuhtliche Anerbietung mir ſolte bewuſt geweſen ſeyn/ ich ohn genom-
menen Urlaub mich ſo lange wolte hinweg gemacht haben/ biß die Kroͤnung meines Herr
Bruders wuͤrde geſchehen ſeyn/ ſintemahl nicht allein wegen meiner Jugend und Liebe zu
ritterlichen übungẽ ich dieſer Reichs Laſt mich unbeſtand befinde/ ſondern wuͤrde mir auch
zumahl verwaͤgen und frech anſtehen/ wann meinem aͤltern Herr Bruder/ der zum Reichs-
Stabe ungleich geſchikter und begabter iſt/ ich vorgreiffen/ und alſo eine Herſchafft betre-
ten ſolte/ ehe und bevor deſſen Liebe auff dem Gewalt Stuele ſitzet. Iſt es dann gleich/ daß
dieſe beyden Reiche von einem einzigen Koͤnige nicht ſolten verwaltet werden/ welches
doch meines Herr Bruders Liebde ich von Herzen goͤnnen wolte/ ey ſo nehme nur dieſel-
be die Herſchafft bey unſers Gn. Herr Vaters Lebezeit uͤber ſich/ alsdann wird ſichs her-
nach ſchon ſchicken/ wie es ferner wird anzuſchlagen ſeyn; warum ich dann kind- und brü-
derlich anhalten/ und die Land Staͤnde/ ſolches einzugehen und zuſchlieſſen/ gebehten haben
wil. Nein/ geliebter Bruder/ antwortete Herkules/ du weiſt ohn mein erinnern/ was vor

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[587/0593] Siebendes Buch. Gn. Herr Vaters ableben (welches Gott lange Zeit gnaͤdigſt verhuͤten wolle) auff mich als den aͤltern Erben beſtehen wird/ und zwey Koͤnigreiche unter einem Herrn ſich nim- mer mehr ſo ruhig befinden/ als wann jedes ſeinen eigenen Koͤnig hat/ welcher ſich ſeines einigen dergeſtalt annimt/ daß er keinen fremden die hohen Bedienungen einraumet/ und dadurch der einheimiſchen Haß und Wiederwillen (es geſchehe dann mit deren freien be- lieben) auf ſich ladet; als habe in Betrachtung deſſen/ ich vordißmahl meine Rede an ihre Großfuͤrſtl. Hocheit/ meinen Gn. Herr Vater/ an ſeine Durchl. meinen geliebten Bru- der Fürſt Baldrich/ und an die Hochanſehnlichen geſamten Land Staͤnde richten wollen/ Kind-Bruͤder-freundlich bittend/ ſie wollen allerſeits dieſes Reichs beſte wol und fleiſſig beobachten/ und ohn Einrede darein gehehlen/ daß die Beherſchung deſſelben von mir ab- genommen/ und meinem jeztgedachten lieben Bruder Fuͤrſt Baldrich auffgetragen wer- de/ welcher dann ſeinem Fuͤrſtlichen Verſtande und begnadeten Gaben nach/ dieſe Buͤr- de wol wird tragen/ und dem Reiche als ein loͤblicher Koͤnig vorſtehen koͤnnen. Verſehe mich deſſen zu ihnen allen ſamt und fonders/ und wiederhohle hiemit mein voriges erbietẽ. Der Alte Großfuͤrſt/ welcher dieſes ſein vorhaben ſchon zeitig an ihm gemerket hatte/ ant- wortete darauf; ob er zwar des Vorſatzes geweſen waͤhre/ ihn als ſeinen aͤltern Sohn ehe in eine wirkliche Herſchafft einzuſetzen/ als den Juͤngern/ ſo wolte er dannoch ihm hierin ſeinen freien Willen goͤnnen/ inſonderheit/ weil er betrachtete/ daß den beiden groſſen Her- ſchafften beſſer mit unterſchiedlichen/ als einem Koͤnige gedienet waͤhre/ damit die Frieſẽ nicht ihr Recht und Schuz in Teutſchland ſuchen dürfften/ welches einen Schein einiger Dienſtbarkeit und Vnterwerffung haben koͤnte/ und mannichem unruhigen Kopffe Ur- ſach zur Neuerung an die Hand geben; zweifelte alſo nicht/ die Land Staͤnde wuͤrden ihr und des Landes beſte beobachten/ und ſeinen juͤngern Sohn Baldrich vor ihren Koͤnig erkennen. Hie wahr nun der Land Staͤnde Vorſteher und Worthalter fertig/ gewierige Antwort zugeben; aber Fuͤrſt Baldrich winkete ihm/ ein wenig zuverzihen/ und huhb alſo an: Gnaͤdigſter Herr Vater/ und freundlicher lieber Herr Bruder/ ob ſie wol allerſeits gedenken moͤchten/ mir geſchaͤhe durch dieſe Vaͤter- und Bruͤderliche Hulde eine ſonder- bahre Annehmligkeit/ ſo zeuget doch mein Gewiſſen/ daß/ wo dieſe nicht weniger wieder- waͤrtige als unvermuhtliche Anerbietung mir ſolte bewuſt geweſen ſeyn/ ich ohn genom- menen Urlaub mich ſo lange wolte hinweg gemacht haben/ biß die Kroͤnung meines Herr Bruders wuͤrde geſchehen ſeyn/ ſintemahl nicht allein wegen meiner Jugend und Liebe zu ritterlichen übungẽ ich dieſer Reichs Laſt mich unbeſtand befinde/ ſondern wuͤrde mir auch zumahl verwaͤgen und frech anſtehen/ wann meinem aͤltern Herr Bruder/ der zum Reichs- Stabe ungleich geſchikter und begabter iſt/ ich vorgreiffen/ und alſo eine Herſchafft betre- ten ſolte/ ehe und bevor deſſen Liebe auff dem Gewalt Stuele ſitzet. Iſt es dann gleich/ daß dieſe beyden Reiche von einem einzigen Koͤnige nicht ſolten verwaltet werden/ welches doch meines Herr Bruders Liebde ich von Herzen goͤnnen wolte/ ey ſo nehme nur dieſel- be die Herſchafft bey unſers Gn. Herr Vaters Lebezeit uͤber ſich/ alsdann wird ſichs her- nach ſchon ſchicken/ wie es ferner wird anzuſchlagen ſeyn; warum ich dann kind- und brü- derlich anhalten/ und die Land Staͤnde/ ſolches einzugehen und zuſchlieſſen/ gebehten haben wil. Nein/ geliebter Bruder/ antwortete Herkules/ du weiſt ohn mein erinnern/ was vor ein e e e e ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 587. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/593>, abgerufen am 23.11.2024.