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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
als mein höchstgeliebter Gemahl den Kampf ohn tödliche Wunden geendiget haben/ wo-
vor ich dann nicht geringe Sorge getragen. Es hat in Warheit eure Liebe durch auffruf-
fung des Kampfs und der ganzen Fehde/ sich uns alle zu ihren verbundenen gemacht/ und
verspreche derselben ich meinesteils in künftig alle Dienste und Freundschaft/ die ohn Eh-
ren-verletzung von mir können geleistet werden; dessenich euer Liebe dieses schlechte Pfand
nunmehr selbst einliefern/ und ihrer künftigen Königlichen Braut mit einer halben Mil-
lion Goldes verfallen seyn wil/ selbe Zeit des Beylagers auszuzahlen; nahm hiemit einen
sehr köstlichen Ring/ steckete ihm denselben an den Finger und sagete; Wann sie ein wichti-
gers als ein Königreich erdenken könte/ wolte sie ihm darzu/ als viel an ihr währe/ schwe-
sterlich behülflich seyn. Der Fürst vergaffete sich fast an ihrer Schönheit und freundli-
chen Reden/ nam den Ring mit hoher Ehrerbietung von ihr an/ vermeldend/ daß noch nie
kein angenehmer Geschenk ihm dargebohten währe/ als dieser Ring; das übrige erbieten
wüste er nicht zubeantworten/ weil es gar über sein verdienst reichete; baht hernach/ dz das
vorgelauffene gänzlich möchte abgetahn/ und als ungeschehen in vergeß gestellet werden/
nachdem er numehr aller Ansprach an dieses Königreich/ sich willig begäbe/ welches er nie-
mand lieber als ihrer hohen vortrefligkeit gönnete/ deren auch seine Festung einzuräumen/
er alle Augenblik bereit und willig währe. Sie nam dieses Erbieten mit hohem Danke an/
und versprach im Nahmen ihres Herkules/ daß das grosse Fürstentuhm der Wenden ihm
erblich solte erstritten und zugestellet werden/ wurden auch dero behueff Siegward/ Leches
und Neda alsbald gevolmächtiget/ mit 8000 Teutschen und Böhmen/ denen 9000 Frisi-
sche Völker/ und 7000 gefangene Wendische Reuter solten beygefüet werden/ nach Wend-
land/ welches jetzo Mekelnburg heisset/ zu gehen/ die alte Fürstin ihrer Haft zuerlassen/ und
den Untertahnen anzutragen/ ob sie mit gutem Willen/ den Dänischen Fürsten/ Herrn
Olaff (welcher alle ihre Landes Freiheiten bekräftigen würde) zu ihrem Fürsten annehmen/
oder der gänzlichen Verwüstung wolten gewärtig seyn. Sie muhteten zwar Fürsten O-
laff an/ ob ihm gefallen könte/ als ein Feldherr mit zuzihen/ aber er wegerte sich dessen/ einwen-
dend/ weil er nichts höhers wünschete und begehrete/ als mit den Königl. und Fürstlichen
Helden in bessere Kundschaft zugerahten/ bähte er sehr/ ihm zu gönnen/ daß er ihrer Gesel-
schaft sich eine Zeitlang gebrauchen möchte. Niemand wolte ihm dieses versagen/ deßwe-
gen rieff Valiska Siegwarden zu sich/ und baht/ er möchte die mühe über sich nehmen/ und
seiner Frl. Schwester/ Frl. Schulda das Heyrahtgut erstreiten/ sie verhoffete zwischen ihr
und dem Dänischen Fürsten eine glükliche Ehe zu stiften; die Wenden würden zweifels
ohn erschrocken seyn/ weil nicht allein ihre Fürsten/ sondern auch ihre geübete Mannschafft
erschlagen und gefangen währen/ daß also die Eile alles nach Wunsch erhalten würde.
Siegward bedankete sich der schwesterlichen Vorsorge/ wegen seiner Frl. Schwester/
und machte sich fertig zum Auffbruch; nahm auch sein Gemahl mit sich/ deren Libussa ge-
selschaft leistete/ unter genommenem Abscheide/ daß inwendig sechs Wochen sie mit der hülffe
Gottes zu Magdeburg seyn wolten. Groß Fürst Henrich hielt sich insonderheit gar freund-
lich gegen Olaff/ dann er hatte in der Jugend mit seinem Vater gute Freundschaft gepslo-
gen/ als sie miteinander in Engeland und Reussen der Ritterschaft obgelegen; daher er sich
auch gegen den jungen Fürsten aller wilfahrung erboht; worauff er antwortete: Eure

Groß-

Siebendes Buch.
als mein hoͤchſtgeliebter Gemahl den Kampf ohn toͤdliche Wunden geendiget haben/ wo-
vor ich dann nicht geringe Sorge getragen. Es hat in Warheit eure Liebe durch auffruf-
fung des Kampfs und der ganzen Fehde/ ſich uns alle zu ihren verbundenen gemacht/ und
verſpreche derſelben ich meinesteils in kuͤnftig alle Dienſte und Freundſchaft/ die ohn Eh-
ren-verletzung von mir koͤnnen geleiſtet werden; deſſenich euer Liebe dieſes ſchlechte Pfand
nunmehr ſelbſt einliefern/ und ihrer kuͤnftigen Koͤniglichen Braut mit einer halben Mil-
lion Goldes verfallen ſeyn wil/ ſelbe Zeit des Beylagers auszuzahlen; nahm hiemit einen
ſehr koͤſtlichen Ring/ ſteckete ihm denſelben an den Finger und ſagete; Wann ſie ein wichti-
gers als ein Koͤnigreich erdenken koͤnte/ wolte ſie ihm darzu/ als viel an ihr waͤhre/ ſchwe-
ſterlich behuͤlflich ſeyn. Der Fuͤrſt vergaffete ſich faſt an ihrer Schoͤnheit und freundli-
chen Reden/ nam den Ring mit hoher Ehrerbietung von ihr an/ vermeldend/ daß noch nie
kein angenehmer Geſchenk ihm dargebohten waͤhre/ als dieſer Ring; das uͤbrige erbieten
wuͤſte er nicht zubeantworten/ weil es gar uͤber ſein verdienſt reichete; baht hernach/ dz das
vorgelauffene gaͤnzlich moͤchte abgetahn/ und als ungeſchehen in vergeß geſtellet werden/
nachdem er numehr aller Anſprach an dieſes Koͤnigreich/ ſich willig begaͤbe/ welches er nie-
mand lieber als ihrer hohen vortrefligkeit goͤnnete/ deren auch ſeine Feſtung einzuraͤumen/
er alle Augenblik bereit und willig waͤhre. Sie nam dieſes Erbieten mit hohem Danke an/
und verſprach im Nahmen ihres Herkules/ daß das groſſe Fuͤrſtentuhm der Wenden ihm
erblich ſolte erſtritten und zugeſtellet werden/ wurden auch dero behueff Siegward/ Leches
und Neda alsbald gevolmaͤchtiget/ mit 8000 Teutſchen und Boͤhmen/ denen 9000 Friſi-
ſche Voͤlker/ und 7000 gefangene Wendiſche Reuter ſolten beygefuͤet werdẽ/ nach Wend-
land/ welches jetzo Mekelnburg heiſſet/ zu gehen/ die alte Fuͤrſtin ihrer Haft zuerlaſſen/ und
den Untertahnen anzutragen/ ob ſie mit gutem Willen/ den Daͤniſchen Fuͤrſten/ Herrn
Olaff (welcher alle ihre Landes Freiheiten bekraͤftigen wuͤrde) zu ihrem Fuͤrſten annehmẽ/
oder der gaͤnzlichen Verwüſtung wolten gewaͤrtig ſeyn. Sie muhteten zwar Fuͤrſten O-
laff an/ ob ihm gefallen koͤnte/ als ein Feldherr mit zuzihẽ/ aber er wegerte ſich deſſen/ einwen-
dend/ weil er nichts hoͤhers wünſchete und begehrete/ als mit den Koͤnigl. und Fuͤrſtlichen
Helden in beſſere Kundſchaft zugerahten/ baͤhte er ſehr/ ihm zu goͤnnen/ daß er ihrer Geſel-
ſchaft ſich eine Zeitlang gebrauchen moͤchte. Niemand wolte ihm dieſes verſagen/ deßwe-
gen rieff Valiſka Siegwarden zu ſich/ und baht/ er moͤchte die muͤhe uͤber ſich nehmen/ und
ſeiner Frl. Schweſter/ Frl. Schulda das Heyrahtgut erſtreiten/ ſie verhoffete zwiſchen ihr
und dem Daͤniſchen Fürſten eine gluͤkliche Ehe zu ſtiften; die Wenden wuͤrden zweifels
ohn erſchrocken ſeyn/ weil nicht allein ihre Fürſten/ ſondern auch ihre geuͤbete Mannſchafft
erſchlagen und gefangen waͤhren/ daß alſo die Eile alles nach Wunſch erhalten wuͤrde.
Siegward bedankete ſich der ſchweſterlichen Vorſorge/ wegen ſeiner Frl. Schweſter/
und machte ſich fertig zum Auffbruch; nahm auch ſein Gemahl mit ſich/ deren Libuſſa ge-
ſelſchaft leiſtete/ unteꝛ genom̃enem Abſcheide/ daß inwendig ſechs Wochen ſie mit der huͤlffe
Gottes zu Magdeburg ſeyn woltẽ. Groß Fuͤrſt Henrich hielt ſich inſonderheit gar freund-
lich gegen Olaff/ dann er hatte in der Jugend mit ſeinem Vater gute Freundſchaft gepſlo-
gen/ als ſie miteinander in Engeland und Reuſſen der Ritterſchaft obgelegen; daher er ſich
auch gegen den jungen Fuͤrſten aller wilfahrung erboht; worauff er antwortete: Eure

Groß-
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[584/0590] Siebendes Buch. als mein hoͤchſtgeliebter Gemahl den Kampf ohn toͤdliche Wunden geendiget haben/ wo- vor ich dann nicht geringe Sorge getragen. Es hat in Warheit eure Liebe durch auffruf- fung des Kampfs und der ganzen Fehde/ ſich uns alle zu ihren verbundenen gemacht/ und verſpreche derſelben ich meinesteils in kuͤnftig alle Dienſte und Freundſchaft/ die ohn Eh- ren-verletzung von mir koͤnnen geleiſtet werden; deſſenich euer Liebe dieſes ſchlechte Pfand nunmehr ſelbſt einliefern/ und ihrer kuͤnftigen Koͤniglichen Braut mit einer halben Mil- lion Goldes verfallen ſeyn wil/ ſelbe Zeit des Beylagers auszuzahlen; nahm hiemit einen ſehr koͤſtlichen Ring/ ſteckete ihm denſelben an den Finger und ſagete; Wann ſie ein wichti- gers als ein Koͤnigreich erdenken koͤnte/ wolte ſie ihm darzu/ als viel an ihr waͤhre/ ſchwe- ſterlich behuͤlflich ſeyn. Der Fuͤrſt vergaffete ſich faſt an ihrer Schoͤnheit und freundli- chen Reden/ nam den Ring mit hoher Ehrerbietung von ihr an/ vermeldend/ daß noch nie kein angenehmer Geſchenk ihm dargebohten waͤhre/ als dieſer Ring; das uͤbrige erbieten wuͤſte er nicht zubeantworten/ weil es gar uͤber ſein verdienſt reichete; baht hernach/ dz das vorgelauffene gaͤnzlich moͤchte abgetahn/ und als ungeſchehen in vergeß geſtellet werden/ nachdem er numehr aller Anſprach an dieſes Koͤnigreich/ ſich willig begaͤbe/ welches er nie- mand lieber als ihrer hohen vortrefligkeit goͤnnete/ deren auch ſeine Feſtung einzuraͤumen/ er alle Augenblik bereit und willig waͤhre. Sie nam dieſes Erbieten mit hohem Danke an/ und verſprach im Nahmen ihres Herkules/ daß das groſſe Fuͤrſtentuhm der Wenden ihm erblich ſolte erſtritten und zugeſtellet werden/ wurden auch dero behueff Siegward/ Leches und Neda alsbald gevolmaͤchtiget/ mit 8000 Teutſchen und Boͤhmen/ denen 9000 Friſi- ſche Voͤlker/ und 7000 gefangene Wendiſche Reuter ſolten beygefuͤet werdẽ/ nach Wend- land/ welches jetzo Mekelnburg heiſſet/ zu gehen/ die alte Fuͤrſtin ihrer Haft zuerlaſſen/ und den Untertahnen anzutragen/ ob ſie mit gutem Willen/ den Daͤniſchen Fuͤrſten/ Herrn Olaff (welcher alle ihre Landes Freiheiten bekraͤftigen wuͤrde) zu ihrem Fuͤrſten annehmẽ/ oder der gaͤnzlichen Verwüſtung wolten gewaͤrtig ſeyn. Sie muhteten zwar Fuͤrſten O- laff an/ ob ihm gefallen koͤnte/ als ein Feldherr mit zuzihẽ/ aber er wegerte ſich deſſen/ einwen- dend/ weil er nichts hoͤhers wünſchete und begehrete/ als mit den Koͤnigl. und Fuͤrſtlichen Helden in beſſere Kundſchaft zugerahten/ baͤhte er ſehr/ ihm zu goͤnnen/ daß er ihrer Geſel- ſchaft ſich eine Zeitlang gebrauchen moͤchte. Niemand wolte ihm dieſes verſagen/ deßwe- gen rieff Valiſka Siegwarden zu ſich/ und baht/ er moͤchte die muͤhe uͤber ſich nehmen/ und ſeiner Frl. Schweſter/ Frl. Schulda das Heyrahtgut erſtreiten/ ſie verhoffete zwiſchen ihr und dem Daͤniſchen Fürſten eine gluͤkliche Ehe zu ſtiften; die Wenden wuͤrden zweifels ohn erſchrocken ſeyn/ weil nicht allein ihre Fürſten/ ſondern auch ihre geuͤbete Mannſchafft erſchlagen und gefangen waͤhren/ daß alſo die Eile alles nach Wunſch erhalten wuͤrde. Siegward bedankete ſich der ſchweſterlichen Vorſorge/ wegen ſeiner Frl. Schweſter/ und machte ſich fertig zum Auffbruch; nahm auch ſein Gemahl mit ſich/ deren Libuſſa ge- ſelſchaft leiſtete/ unteꝛ genom̃enem Abſcheide/ daß inwendig ſechs Wochen ſie mit der huͤlffe Gottes zu Magdeburg ſeyn woltẽ. Groß Fuͤrſt Henrich hielt ſich inſonderheit gar freund- lich gegen Olaff/ dann er hatte in der Jugend mit ſeinem Vater gute Freundſchaft gepſlo- gen/ als ſie miteinander in Engeland und Reuſſen der Ritterſchaft obgelegen; daher er ſich auch gegen den jungen Fuͤrſten aller wilfahrung erboht; worauff er antwortete: Eure Groß-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/590>, abgerufen am 23.11.2024.