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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ren/ meinäidig zu werden/ könnet ihr uns damit zwar keinen Schaden/ sondern nur Wie-
derwillen tuhn; aber wir würden solches dergestalt an euch rächen/ daß das ganze Land
daran ein Beyspiel und Abscheuh haben würde; wiewol ich mich dessen zu euch nicht ver-
sehe/ daß ihr die wolangefangene Träue so schändlich soltet überschreiten. Arbianes befahl
ihm darauff/ er solte haussen nähest vor dem Gemache seine Schlafstelle nehmen/ damit er
ihn allemahl bey der Hand hätte/ wann er seiner Dienste benöhtiget währe. Das Fräulein
hatte ihre alte Lumpen noch an/ schämete sich auch in des Fürsten gegenwart ihren Leib zu
blössen/ daher sie ihn freundlich baht/ ihr die unhöfligkeit nicht zuverargen/ daß sie an ihm
einen kurzen Abtrit begehrete/ nur so lange/ biß sie sich entkleiden/ und ihr Bette einnehmen
könte. Der Fürst erkennete hieraus ihre Schamhaftigkeit/ wahr gehorsam/ und fand bey
seiner kurzen Wiederkunft sie im Bette/ vor welches er sich noch ein Stündichen niderset-
zete/ Sprache mit ihr zuhalten/ da sie ihn baht/ er möchte Morgen geringe Zeug zu Klei-
dern einkäuffen lassen/ daß sie nicht so gar lumpicht gingen/ sie währe ihrem zulappeten
Rocke so gram/ daß sie ihn an ihren Leib nicht wieder legen wolte. Hierzu wollen wir bald
raht schaffen/ antwortete er/ taht mit ihr den Schlafftrunk/ und nach gewünscheter glükse-
liger Ruhe/ legte er sich an sein absonderliches Bette. Des morgens da sie beyderseits wol
ausgeruhet hatten/ machete sich Arbianes auff/ stellete Wolfgangen einen köstlichen Ring
zu/ welchen er bey dem Goldschmiede umb 1500 Kronen ausbieten solte. Dieser ging zuvor
nach einem reichen der ädlen Steine wolerfahrnen Manne/ vorgebend/ es währe ein ädel-
mann bey ihnen zur Herberge/ welcher aus noht seinem Herrn diesen Ring verkäuffen
wolte/ der aber keinen verstand von solchen Waaren hätte/ und ihn bitten liesse/ ihm den
Wert ohngefehr anzuzeigen. Mein Kerl/ antwortete dieser/ nach genauer besichtigung;
diß ist trauen keines schlechten ädelmannes Ring/ der ihn aus noht verkäuffen müste/ son-
dern er kömt zweifels ohn aus einem Fürstlichen Schatze hervor/ und weiß ich gewiß/ daß
seines gleichen in diesem Königreiche nicht zu finden ist/ massen seine kostbarkeit über die
6000 Kronen austräget. Was wollet ihr mir aber davor geben/ fragete Wolfgang/ ich
wil euch die Warheit sagen/ daß ich ihn ohngefehr auff dem Felde gefunden habe da eine
Schaar verschlagener Wendischer Reuter vor mir hinjagete. Der Schätzer hätte sein
Wort gerne wieder zurücke gehabt/ besahe ihn aufs neue/ und gab vor/ weil der Ring nur
von einem Reuter herkähme/ müsten gewißlich die drey eingefasseten Demant nicht echte
seyn/ sagete auch bald darauff/ er befünde es schon an unfehlbaren Zeichen/ daß es keine
Morgenländische/ sondern geringe Bömische Steine währen. Aber Wolfgang merkete
den Kauffmansstreich/ und sagete/ es währe zu späht/ ihn zuhintergehen/ nachdem er ihn
schon anderswo/ doch unter einem andern vorgeben hätte besehen lassen/ da ihm schon 4000
Kronen davor gebohten währen. Dieser besahe ihn darauff zum drittenmahl/ und sagete:
Er müste zwar bekennen/ daß er nunmehr seiner gültigkeit innen würde/ aber solche kostbare
Sachen währen nicht jedermans kauff/ und müste er die Gefahr stehen/ ob er in etlichen
Jahren ihn an seinen Mann bringen könte; doch wann er ihm den Ring vor einem an-
dern gönnen wolte/ währe er erbötig/ ihm 3500 Kronen davor zu geben. Er hat mir eben
das meiste auch nicht gekostet/ antwortete Wolfgang/ nur daß ich gleichwol mein Glük nit
verschenken mus; ists euch aber ein ernst zu käuffen/ so leget noch 800 Kronen zu/ und schaf-

fet

Siebendes Buch.
ren/ meinaͤidig zu werden/ koͤnnet ihr uns damit zwar keinen Schaden/ ſondern nur Wie-
derwillen tuhn; aber wir wuͤrden ſolches dergeſtalt an euch raͤchen/ daß das ganze Land
daran ein Beyſpiel und Abſcheuh haben wuͤrde; wiewol ich mich deſſen zu euch nicht ver-
ſehe/ daß ihr die wolangefangene Traͤue ſo ſchaͤndlich ſoltet uͤberſchreiten. Arbianes befahl
ihm darauff/ er ſolte hauſſen naͤheſt vor dem Gemache ſeine Schlafſtelle nehmen/ damit er
ihn allemahl bey der Hand haͤtte/ wann er ſeiner Dienſte benoͤhtiget waͤhre. Das Fraͤulein
hatte ihre alte Lumpen noch an/ ſchaͤmete ſich auch in des Fuͤrſten gegenwart ihren Leib zu
bloͤſſen/ daher ſie ihn freundlich baht/ ihr die unhoͤfligkeit nicht zuverargen/ daß ſie an ihm
einen kurzen Abtrit begehrete/ nur ſo lange/ biß ſie ſich entkleiden/ und ihr Bette einnehmen
koͤnte. Der Fürſt erkennete hieraus ihre Schamhaftigkeit/ wahr gehorſam/ und fand bey
ſeiner kurzen Wiederkunft ſie im Bette/ vor welches er ſich noch ein Stuͤndichen niderſet-
zete/ Sprache mit ihr zuhalten/ da ſie ihn baht/ er moͤchte Morgen geringe Zeug zu Klei-
dern einkaͤuffen laſſen/ daß ſie nicht ſo gar lumpicht gingen/ ſie waͤhre ihrem zulappeten
Rocke ſo gram/ daß ſie ihn an ihren Leib nicht wieder legen wolte. Hierzu wollen wir bald
raht ſchaffen/ antwortete er/ taht mit ihr den Schlafftrunk/ und nach gewünſcheter gluͤkſe-
liger Ruhe/ legte er ſich an ſein abſonderliches Bette. Des morgens da ſie beyderſeits wol
ausgeruhet hatten/ machete ſich Arbianes auff/ ſtellete Wolfgangen einen koͤſtlichen Ring
zu/ welchen er bey dem Goldſchmiede umb 1500 Kronen ausbieten ſolte. Dieſer ging zuvor
nach einem reichen der aͤdlen Steine wolerfahrnen Manne/ vorgebend/ es waͤhre ein aͤdel-
mann bey ihnen zur Herberge/ welcher aus noht ſeinem Herrn dieſen Ring verkaͤuffen
wolte/ der aber keinen verſtand von ſolchen Waaren haͤtte/ und ihn bitten lieſſe/ ihm den
Wert ohngefehr anzuzeigen. Mein Kerl/ antwortete dieſer/ nach genauer beſichtigung;
diß iſt trauen keines ſchlechten aͤdelmannes Ring/ der ihn aus noht verkaͤuffen muͤſte/ ſon-
dern er koͤmt zweifels ohn aus einem Fuͤrſtlichen Schatze hervor/ und weiß ich gewiß/ daß
ſeines gleichen in dieſem Koͤnigreiche nicht zu finden iſt/ maſſen ſeine koſtbarkeit uͤber die
6000 Kronen austraͤget. Was wollet ihr mir aber davor geben/ fragete Wolfgang/ ich
wil euch die Warheit ſagen/ daß ich ihn ohngefehr auff dem Felde gefunden habe da eine
Schaar verſchlagener Wendiſcher Reuter vor mir hinjagete. Der Schaͤtzer haͤtte ſein
Wort gerne wieder zuruͤcke gehabt/ beſahe ihn aufs neue/ und gab vor/ weil der Ring nur
von einem Reuter herkaͤhme/ muͤſten gewißlich die drey eingefaſſeten Demant nicht echte
ſeyn/ ſagete auch bald darauff/ er befuͤnde es ſchon an unfehlbaren Zeichen/ daß es keine
Morgenlaͤndiſche/ ſondern geringe Boͤmiſche Steine waͤhren. Aber Wolfgang merkete
den Kauffmansſtreich/ und ſagete/ es waͤhre zu ſpaͤht/ ihn zuhintergehen/ nachdem er ihn
ſchon anderswo/ doch unter einem andern vorgebẽ haͤtte beſehen laſſen/ da ihm ſchon 4000
Kronen davor gebohten waͤhren. Dieſer beſahe ihn darauff zum drittenmahl/ und ſagete:
Er muͤſte zwar bekennen/ daß er nunmehꝛ ſeiner guͤltigkeit innen wuͤrde/ abeꝛ ſolche koſtbare
Sachen waͤhren nicht jedermans kauff/ und müſte er die Gefahr ſtehen/ ob er in etlichen
Jahren ihn an ſeinen Mann bringen koͤnte; doch wann er ihm den Ring vor einem an-
dern goͤnnen wolte/ waͤhre er erboͤtig/ ihm 3500 Kronen davor zu geben. Er hat mir eben
das meiſte auch nicht gekoſtet/ antwortete Wolfgang/ nur daß ich gleichwol mein Glük nit
verſchenken mus; iſts euch aber ein ernſt zu kaͤuffen/ ſo leget noch 800 Kronen zu/ und ſchaf-

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[566/0572] Siebendes Buch. ren/ meinaͤidig zu werden/ koͤnnet ihr uns damit zwar keinen Schaden/ ſondern nur Wie- derwillen tuhn; aber wir wuͤrden ſolches dergeſtalt an euch raͤchen/ daß das ganze Land daran ein Beyſpiel und Abſcheuh haben wuͤrde; wiewol ich mich deſſen zu euch nicht ver- ſehe/ daß ihr die wolangefangene Traͤue ſo ſchaͤndlich ſoltet uͤberſchreiten. Arbianes befahl ihm darauff/ er ſolte hauſſen naͤheſt vor dem Gemache ſeine Schlafſtelle nehmen/ damit er ihn allemahl bey der Hand haͤtte/ wann er ſeiner Dienſte benoͤhtiget waͤhre. Das Fraͤulein hatte ihre alte Lumpen noch an/ ſchaͤmete ſich auch in des Fuͤrſten gegenwart ihren Leib zu bloͤſſen/ daher ſie ihn freundlich baht/ ihr die unhoͤfligkeit nicht zuverargen/ daß ſie an ihm einen kurzen Abtrit begehrete/ nur ſo lange/ biß ſie ſich entkleiden/ und ihr Bette einnehmen koͤnte. Der Fürſt erkennete hieraus ihre Schamhaftigkeit/ wahr gehorſam/ und fand bey ſeiner kurzen Wiederkunft ſie im Bette/ vor welches er ſich noch ein Stuͤndichen niderſet- zete/ Sprache mit ihr zuhalten/ da ſie ihn baht/ er moͤchte Morgen geringe Zeug zu Klei- dern einkaͤuffen laſſen/ daß ſie nicht ſo gar lumpicht gingen/ ſie waͤhre ihrem zulappeten Rocke ſo gram/ daß ſie ihn an ihren Leib nicht wieder legen wolte. Hierzu wollen wir bald raht ſchaffen/ antwortete er/ taht mit ihr den Schlafftrunk/ und nach gewünſcheter gluͤkſe- liger Ruhe/ legte er ſich an ſein abſonderliches Bette. Des morgens da ſie beyderſeits wol ausgeruhet hatten/ machete ſich Arbianes auff/ ſtellete Wolfgangen einen koͤſtlichen Ring zu/ welchen er bey dem Goldſchmiede umb 1500 Kronen ausbieten ſolte. Dieſer ging zuvor nach einem reichen der aͤdlen Steine wolerfahrnen Manne/ vorgebend/ es waͤhre ein aͤdel- mann bey ihnen zur Herberge/ welcher aus noht ſeinem Herrn dieſen Ring verkaͤuffen wolte/ der aber keinen verſtand von ſolchen Waaren haͤtte/ und ihn bitten lieſſe/ ihm den Wert ohngefehr anzuzeigen. Mein Kerl/ antwortete dieſer/ nach genauer beſichtigung; diß iſt trauen keines ſchlechten aͤdelmannes Ring/ der ihn aus noht verkaͤuffen muͤſte/ ſon- dern er koͤmt zweifels ohn aus einem Fuͤrſtlichen Schatze hervor/ und weiß ich gewiß/ daß ſeines gleichen in dieſem Koͤnigreiche nicht zu finden iſt/ maſſen ſeine koſtbarkeit uͤber die 6000 Kronen austraͤget. Was wollet ihr mir aber davor geben/ fragete Wolfgang/ ich wil euch die Warheit ſagen/ daß ich ihn ohngefehr auff dem Felde gefunden habe da eine Schaar verſchlagener Wendiſcher Reuter vor mir hinjagete. Der Schaͤtzer haͤtte ſein Wort gerne wieder zuruͤcke gehabt/ beſahe ihn aufs neue/ und gab vor/ weil der Ring nur von einem Reuter herkaͤhme/ muͤſten gewißlich die drey eingefaſſeten Demant nicht echte ſeyn/ ſagete auch bald darauff/ er befuͤnde es ſchon an unfehlbaren Zeichen/ daß es keine Morgenlaͤndiſche/ ſondern geringe Boͤmiſche Steine waͤhren. Aber Wolfgang merkete den Kauffmansſtreich/ und ſagete/ es waͤhre zu ſpaͤht/ ihn zuhintergehen/ nachdem er ihn ſchon anderswo/ doch unter einem andern vorgebẽ haͤtte beſehen laſſen/ da ihm ſchon 4000 Kronen davor gebohten waͤhren. Dieſer beſahe ihn darauff zum drittenmahl/ und ſagete: Er muͤſte zwar bekennen/ daß er nunmehꝛ ſeiner guͤltigkeit innen wuͤrde/ abeꝛ ſolche koſtbare Sachen waͤhren nicht jedermans kauff/ und müſte er die Gefahr ſtehen/ ob er in etlichen Jahren ihn an ſeinen Mann bringen koͤnte; doch wann er ihm den Ring vor einem an- dern goͤnnen wolte/ waͤhre er erboͤtig/ ihm 3500 Kronen davor zu geben. Er hat mir eben das meiſte auch nicht gekoſtet/ antwortete Wolfgang/ nur daß ich gleichwol mein Glük nit verſchenken mus; iſts euch aber ein ernſt zu kaͤuffen/ ſo leget noch 800 Kronen zu/ und ſchaf- fet

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/572>, abgerufen am 23.11.2024.