Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Siebendes Buch. Stad an/ gleich da eine Geselschafft trunkener Bauren heraus schwärmeten/ und Arbia-nes zurechtfertigen begunten/ woher er kähme/ und wer er währe; welcher aber sich mit ihnen in kein Gespräch einlassen wolte/ sondern Wolffgangen das Wort überließ/ wickelte sich also sein von ihnen loß/ ohn mit dem lezten währe er schier in ein schlimmes Bad ge- rahten; dann als dieser sich an das Fräulein machete/ und mit ihr zutanzen/ sie bey der Hand fassete/ weil der Sakpfeiffer vor ihnen herging/ verdroß ihn solches so hart/ daß er schon im vollen Werke wahr/ von Leder zuzihen/ und den Schimpf zurächen/ dafern Wolf- gang sichs nicht angenommen hätte/ welcher den Bauren kennete/ und ihn erinnerte/ diese fremde Jungefrau unbeschimpffet zulassen; dieser aber mit hohen Flüchen (sie steiff bey der Hand haltend) beteurete/ er wolte der Dirnen kein Leid antuhn/ nur sie müste einmahl mit ihm tanzen/ und möchte hernach wol ungehindert ihres Weges gehen. Arbianes sich be- sinnend/ lachete endlich des Handels/ weil das Fräulein/ um Unheil abzuwenden/ sich zum Tantze anerboht/ da sie sich äusserst bemühete/ ja so unhöflich zuspringen/ wie sie wol ehmals es von den Sachsischen Bauren Mägdlein gesehen hatte/ wiewol dieser Tanz ihre verstel- lung leicht hätte verrahten mögen/ wann daß nüchterne Zuseher sich dabey angefunden/ massen der Baur seiner tölpischen Gewohnheit nach sie dergestalt herumb schwänkete/ daß die Kleider ihr zimlich in die höhe flogen/ und man das zarte ihres Beins nähest ober dem Knie sehen kunte/ fehlete auch wenig/ sie währe mit samt dem Tänzer übern hauffen gefal- len/ welcher im springen wegen des glatten Erdbodems ausglitschete/ und sich mitten im Koht rechtschaffen umbwälzete/ das Fräulein aber bloß durch ihre leichte geradigkeit sich des Falles entledigte. Wolfgang nahm ihres Beines entblössung wahr/ und aus der zarten Haut muhtmassete er/ sie müste unter dem Angesicht und an den Händen mit einer Kunstfarbe verstellet seyn/ weil der Alte ihm von ihrer Schönheit gesagt hatte. Der Baur machete sich aus dem stinkenden Lachen wieder hervor/ und weil der Sakpfeiffer noch im- merzu auffspielete/ wolte dieser noch weiter an den Tanz; aber Wolfgang/ auff Arbianes anmahnung machete den Spielman durch verehrung eines Groschen auffhören/ da der Baur das Fräulein schon wieder bey der Hand gefasset hatte/ und mit diesen Worten ab- scheid von ihr nam: Dirne/ du must deine Tage wenig mit den Händen gearbeitet haben/ dann niemahls habe ich so weiche Finger angerühret/ als die deine sind. Das erschrockene Fräulein wuste hierauf so bald nicht zu antworten/ endlich sagete sie: Sie währe eine Näh- terin/ darumb hätte sie keine schwelle in den Händen; zog sich hiemit von ihm nach ihrem Liebesten/ welcher zu ihr sagete: Dieses wahr gleichwol noch übrig/ mein Fräulein/ daß ich sie nicht hatte tantzen sehen. Verzeihe es euch Gott/ mein Schaz/ antwortete sie/ daß zu mei- nem grossen Unglük ihr mich noch auffzihen dürffet; niemahls habe ich in grösser angst und ungemach getanzet/ und behüte mich Gottes Barmherzigkeit ja hinfort/ daß dergleichen Tänzer ich nimmer wieder an die Hand bekomme; aber lasset uns schleunig fortgehen/ daß ich nicht weiter ansprach von den Trunkenbolzen bekomme/ und Wasser haben möge/ mei- ne besudelten stinkenden Hände abzuwaschen. Fassete ihn bey der Hand/ und ging mit ihm zum Stadtohr ein/ klagend/ es hätte der grobe Baur mit seiner steinharten Faust ihr die Finger dergestalt zerdrücket/ daß sie ihr rechtschaffen schmerzeten. Als sie in das Wirts- haus anlangeten/ sagte Wolfgang zu seinem Herrn; Hie sind fremde Leute auff dem Wege zu
Siebendes Buch. Stad an/ gleich da eine Geſelſchafft trunkener Bauren heraus ſchwaͤrmeten/ und Arbia-nes zurechtfertigen begunten/ woher er kaͤhme/ und wer er waͤhre; welcher aber ſich mit ihnen in kein Geſpraͤch einlaſſen wolte/ ſondern Wolffgangen das Wort uͤberließ/ wickelte ſich alſo ſein von ihnen loß/ ohn mit dem lezten waͤhre er ſchier in ein ſchlimmes Bad ge- rahten; dann als dieſer ſich an das Fraͤulein machete/ und mit ihr zutanzen/ ſie bey der Hand faſſete/ weil der Sakpfeiffer vor ihnen herging/ verdroß ihn ſolches ſo hart/ daß er ſchon im vollen Werke wahr/ von Leder zuzihen/ und den Schimpf zuraͤchen/ dafern Wolf- gang ſichs nicht angenommen haͤtte/ welcher den Bauren kennete/ und ihn erinnerte/ dieſe fremde Jungefrau unbeſchimpffet zulaſſen; dieſer aber mit hohen Fluͤchen (ſie ſteiff bey der Hand haltend) beteurete/ er wolte der Dirnen kein Leid antuhn/ nur ſie muͤſte einmahl mit ihm tanzen/ und moͤchte hernach wol ungehindert ihres Weges gehen. Arbianes ſich be- ſiñend/ lachete endlich des Handels/ weil das Fraͤulein/ um Unheil abzuwenden/ ſich zum Tantze anerboht/ da ſie ſich aͤuſſerſt bemuͤhete/ ja ſo unhoͤflich zuſpringẽ/ wie ſie wol ehmals es von den Sachſiſchen Bauren Maͤgdlein geſehen hatte/ wiewol dieſer Tanz ihre verſtel- lung leicht haͤtte verrahten moͤgen/ wann daß nuͤchterne Zuſeher ſich dabey angefunden/ maſſen der Baur ſeiner toͤlpiſchen Gewohnheit nach ſie dergeſtalt herumb ſchwaͤnkete/ daß die Kleider ihr zimlich in die hoͤhe flogen/ und man das zarte ihres Beins naͤheſt ober dem Knie ſehen kunte/ fehlete auch wenig/ ſie waͤhre mit ſamt dem Taͤnzer übern hauffen gefal- len/ welcher im ſpringen wegen des glatten Erdbodems ausglitſchete/ und ſich mitten im Koht rechtſchaffen umbwaͤlzete/ das Fraͤulein aber bloß durch ihre leichte geradigkeit ſich des Falles entledigte. Wolfgang nahm ihres Beines entbloͤſſung wahr/ und aus der zarten Haut muhtmaſſete er/ ſie muͤſte unter dem Angeſicht und an den Haͤnden mit einer Kunſtfarbe verſtellet ſeyn/ weil der Alte ihm von ihrer Schoͤnheit geſagt hatte. Der Bauꝛ machete ſich aus dem ſtinkenden Lachen wieder hervor/ und weil der Sakpfeiffer noch im- merzu auffſpielete/ wolte dieſer noch weiter an den Tanz; aber Wolfgang/ auff Arbianes anmahnung machete den Spielman durch verehrung eines Groſchen auffhoͤren/ da der Baur das Fraͤulein ſchon wieder bey der Hand gefaſſet hatte/ und mit dieſen Worten ab- ſcheid von ihr nam: Dirne/ du muſt deine Tage wenig mit den Haͤnden gearbeitet haben/ dann niemahls habe ich ſo weiche Finger angeruͤhret/ als die deine ſind. Das erſchrockene Fraͤulein wuſte hierauf ſo bald nicht zu antworten/ endlich ſagete ſie: Sie waͤhre eine Naͤh- terin/ darumb haͤtte ſie keine ſchwelle in den Haͤnden; zog ſich hiemit von ihm nach ihrem Liebeſten/ welcher zu ihr ſagete: Dieſes wahr gleichwol noch uͤbrig/ mein Fraͤulein/ daß ich ſie nicht hatte tantzen ſehen. Verzeihe es euch Gott/ mein Schaz/ antwortete ſie/ daß zu mei- nem groſſen Ungluͤk ihr mich noch auffzihen duͤrffet; niemahls habe ich in groͤſſer angſt uñ ungemach getanzet/ und behuͤte mich Gottes Barmherzigkeit ja hinfort/ daß dergleichen Taͤnzer ich nimmer wieder an die Hand bekomme; aber laſſet uns ſchleunig fortgehen/ daß ich nicht weiter anſprach von den Trunkenbolzen bekomme/ und Waſſer haben moͤge/ mei- ne beſudelten ſtinkenden Haͤnde abzuwaſchen. Faſſete ihn bey der Hand/ und ging mit ihm zum Stadtohr ein/ klagend/ es haͤtte der grobe Baur mit ſeiner ſteinharten Fauſt ihr die Finger dergeſtalt zerdruͤcket/ daß ſie ihr rechtſchaffen ſchmerzeten. Als ſie in das Wirts- haus anlangeten/ ſagte Wolfgang zu ſeinem Herrn; Hie ſind fremde Leute auff dem Wege zu
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Siebendes Buch.
Stad an/ gleich da eine Geſelſchafft trunkener Bauren heraus ſchwaͤrmeten/ und Arbia-
nes zurechtfertigen begunten/ woher er kaͤhme/ und wer er waͤhre; welcher aber ſich mit
ihnen in kein Geſpraͤch einlaſſen wolte/ ſondern Wolffgangen das Wort uͤberließ/ wickelte
ſich alſo ſein von ihnen loß/ ohn mit dem lezten waͤhre er ſchier in ein ſchlimmes Bad ge-
rahten; dann als dieſer ſich an das Fraͤulein machete/ und mit ihr zutanzen/ ſie bey der
Hand faſſete/ weil der Sakpfeiffer vor ihnen herging/ verdroß ihn ſolches ſo hart/ daß er
ſchon im vollen Werke wahr/ von Leder zuzihen/ und den Schimpf zuraͤchen/ dafern Wolf-
gang ſichs nicht angenommen haͤtte/ welcher den Bauren kennete/ und ihn erinnerte/ dieſe
fremde Jungefrau unbeſchimpffet zulaſſen; dieſer aber mit hohen Fluͤchen (ſie ſteiff bey der
Hand haltend) beteurete/ er wolte der Dirnen kein Leid antuhn/ nur ſie muͤſte einmahl mit
ihm tanzen/ und moͤchte hernach wol ungehindert ihres Weges gehen. Arbianes ſich be-
ſiñend/ lachete endlich des Handels/ weil das Fraͤulein/ um Unheil abzuwenden/ ſich zum
Tantze anerboht/ da ſie ſich aͤuſſerſt bemuͤhete/ ja ſo unhoͤflich zuſpringẽ/ wie ſie wol ehmals
es von den Sachſiſchen Bauren Maͤgdlein geſehen hatte/ wiewol dieſer Tanz ihre verſtel-
lung leicht haͤtte verrahten moͤgen/ wann daß nuͤchterne Zuſeher ſich dabey angefunden/
maſſen der Baur ſeiner toͤlpiſchen Gewohnheit nach ſie dergeſtalt herumb ſchwaͤnkete/ daß
die Kleider ihr zimlich in die hoͤhe flogen/ und man das zarte ihres Beins naͤheſt ober dem
Knie ſehen kunte/ fehlete auch wenig/ ſie waͤhre mit ſamt dem Taͤnzer übern hauffen gefal-
len/ welcher im ſpringen wegen des glatten Erdbodems ausglitſchete/ und ſich mitten im
Koht rechtſchaffen umbwaͤlzete/ das Fraͤulein aber bloß durch ihre leichte geradigkeit ſich
des Falles entledigte. Wolfgang nahm ihres Beines entbloͤſſung wahr/ und aus der
zarten Haut muhtmaſſete er/ ſie muͤſte unter dem Angeſicht und an den Haͤnden mit einer
Kunſtfarbe verſtellet ſeyn/ weil der Alte ihm von ihrer Schoͤnheit geſagt hatte. Der Bauꝛ
machete ſich aus dem ſtinkenden Lachen wieder hervor/ und weil der Sakpfeiffer noch im-
merzu auffſpielete/ wolte dieſer noch weiter an den Tanz; aber Wolfgang/ auff Arbianes
anmahnung machete den Spielman durch verehrung eines Groſchen auffhoͤren/ da der
Baur das Fraͤulein ſchon wieder bey der Hand gefaſſet hatte/ und mit dieſen Worten ab-
ſcheid von ihr nam: Dirne/ du muſt deine Tage wenig mit den Haͤnden gearbeitet haben/
dann niemahls habe ich ſo weiche Finger angeruͤhret/ als die deine ſind. Das erſchrockene
Fraͤulein wuſte hierauf ſo bald nicht zu antworten/ endlich ſagete ſie: Sie waͤhre eine Naͤh-
terin/ darumb haͤtte ſie keine ſchwelle in den Haͤnden; zog ſich hiemit von ihm nach ihrem
Liebeſten/ welcher zu ihr ſagete: Dieſes wahr gleichwol noch uͤbrig/ mein Fraͤulein/ daß ich
ſie nicht hatte tantzen ſehen. Verzeihe es euch Gott/ mein Schaz/ antwortete ſie/ daß zu mei-
nem groſſen Ungluͤk ihr mich noch auffzihen duͤrffet; niemahls habe ich in groͤſſer angſt uñ
ungemach getanzet/ und behuͤte mich Gottes Barmherzigkeit ja hinfort/ daß dergleichen
Taͤnzer ich nimmer wieder an die Hand bekomme; aber laſſet uns ſchleunig fortgehen/ daß
ich nicht weiter anſprach von den Trunkenbolzen bekomme/ und Waſſer haben moͤge/ mei-
ne beſudelten ſtinkenden Haͤnde abzuwaſchen. Faſſete ihn bey der Hand/ und ging mit ihm
zum Stadtohr ein/ klagend/ es haͤtte der grobe Baur mit ſeiner ſteinharten Fauſt ihr die
Finger dergeſtalt zerdruͤcket/ daß ſie ihr rechtſchaffen ſchmerzeten. Als ſie in das Wirts-
haus anlangeten/ ſagte Wolfgang zu ſeinem Herrn; Hie ſind fremde Leute auff dem Wege
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/570>, abgerufen am 16.07.2024. |