Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
der Verrähterey sich hatten wirklich gebrauchen lassen/ und weil der Tod den Niklot nicht
durch die Spiessung so bald würgen wolte/ ward endlich ein Steckenknecht befehlichet/
ihm das Herz abzustechen. Drey Stunde vor Abends brach der Groß Fürst mit dem Heer
auff/ und ging damit Nordwerz nach der Vechte auff Frießland zu/ blieben auff der Gren-
ze liegen/ und enthielten sich aller tähtligkeit/ sendeten aber an die Stände und Städte/ daß
nach empfangener angebohtenen schrifftlichen Gnade sie sich stündlich erkläreten/ oder des
Ernstes gewärtig seyn solten. Als sie auff dem Zuge wahren/ kahmen die ausgeschikten
Reuter Schaarsweise wieder an/ aber kein einiger wuste das geringste von Arbianes oder
dem Fräulein zu sagen/ dessen die Fürstliche Geselschaft von herzen betrübt ward/ ohn Va-
liska hatte noch gute Hoffnung/ und fragete/ vor was Leute sie sich im nachfragen ausgege-
ben hätten; und als sie antworteten/ weil es in Feindes Land währe/ hätten sie sich vor Wen-
dische Reuter angemeldet; ward sie dessen sehr unwillig/ und sagete: Hiedurch habt ihr
trauen die allergrösseste Narrey und Tohrheit begangen; dann meinet ihr nicht/ daß der
Fürst mit dem Fräulein sich etwa in einem Dorffe heimlich verstecket habe/ und bey seinem
Wirte durch Geschenk und Verheissungen es leicht dahin gebracht/ daß sie ihn ungemel-
det gelassen? Hättet ihr euch vor die ihr seid/ angegeben/ was gilts/ ihr würdet sie schon an-
getroffen haben. O nein mein Schaz/ sagte Herkules/ so leicht gläubet man einem nachfor-
schenden Reuter nicht/ daß man umb eines Worts willen sich ihm alsbald vertrauen solte;
der almächtige Gott nehme sie in seinen väterlichen Gnadenschuz/ sonst könten sie leicht in
ungelegenheit/ und unter die flüchtigen Wenden gerahten; gelebe aber der gänzlichen Hof-
nung/ sie werden sich etliche Tage verbergen/ biß die flüchtige Schaaren vorbey gangen
sind/ die sich nicht lange pflegen auffzuhalten. Baldrich scherzete drüber/ und sagete: Ohn
zweifel sitzet mein Bruder Arbianes mit meiner Frl. Schwester an Ort und Enden/ wel-
che er umb diß Königreich nicht vertauschete/ nachdem ich mich nit erinnern kan/ jemahls
einen verliebetern Menschen gesehen zu haben. Sie sitzen/ wie es ihnen beyden beliebt/ sagte
der Vater/ wann sie nur frisch und gesund wieder bey uns anlangen; das übrige sey der
göttlichen Versehung heimgestellet/ und meiner geliebten Tochter Fr. Valiska/ als deren
ich sie in meinem herzen geschenket habe/ sie nach ihrer wilkühr zuverheyrahten. Ich bedan-
ke mich dessen kindlich und demühtig/ antwortete sie/ und wünsche nähst meiner herzaller-
liebsten Frl. Schwester Gesundheit nicht mehr/ als daß mein Bruder Arbianes/ das auf-
richtige geträue Herz/ diese Worte anhören möchte.

Diese beyde Verliebeten aber sassen denselben Tag noch immerzu auff dem starkrie-
chenden Häu/ und unter ihrem Liebes Gespräch und unnachlässigen küssen beklageten sie
dannoch/ daß die ihrigen ohn allen zweifel ihres aussenbleibens sehr betrübt seyn würden/
daher das Fräulein zu ihrem Liebsten sagete: Höchster Schaz/ wir lassen uns unser Unglük
wenig anfechten/ und gedenken nicht eines auff das zukünfftige; meynen vielleicht auf die-
ser Sträu immerhin zufaulenzen/ oder im nähesten Städlein das Ende unsers Kummers
zufinden/ da es wol erst recht angehen möchte/ massen unter der Vergnügung eurer herzli-
chen keuschen Liebe/ mir dannoch mein Herz so schwer als ein Stein unter der Brust lie-
get/ und mir nicht viel gutes verspricht; Ach daß doch meine liebe Eltern und Brüder nur
wissen möchten/ wo wir uns auffhalten/ zweifelt mir nicht/ sie würden schon ein zimlich

fliegen-

Siebendes Buch.
der Verraͤhterey ſich hatten wirklich gebrauchen laſſen/ und weil der Tod den Niklot nicht
durch die Spieſſung ſo bald wuͤrgen wolte/ ward endlich ein Steckenknecht befehlichet/
ihm das Herz abzuſtechen. Drey Stunde vor Abends brach der Groß Fuͤrſt mit dem Heeꝛ
auff/ und ging damit Nordwerz nach der Vechte auff Frießland zu/ blieben auff der Gren-
ze liegen/ und enthielten ſich aller taͤhtligkeit/ ſendeten aber an die Staͤnde und Staͤdte/ daß
nach empfangener angebohtenen ſchrifftlichen Gnade ſie ſich ſtuͤndlich erklaͤreten/ oder des
Ernſtes gewaͤrtig ſeyn ſolten. Als ſie auff dem Zuge wahren/ kahmen die ausgeſchikten
Reuter Schaarsweiſe wieder an/ aber kein einiger wuſte das geringſte von Arbianes oder
dem Fraͤulein zu ſagen/ deſſen die Fuͤrſtliche Geſelſchaft von herzen betruͤbt ward/ ohn Va-
liſka hatte noch gute Hoffnung/ und fragete/ vor was Leute ſie ſich im nachfragen ausgege-
ben haͤtten; uñ als ſie antworteten/ weil es in Feindes Land waͤhre/ haͤtten ſie ſich vor Wen-
diſche Reuter angemeldet; ward ſie deſſen ſehr unwillig/ und ſagete: Hiedurch habt ihr
trauen die allergroͤſſeſte Narrey und Tohrheit begangen; dann meinet ihr nicht/ daß der
Fuͤrſt mit dem Fraͤulein ſich etwa in einem Dorffe heimlich verſtecket habe/ und bey ſeinem
Wirte durch Geſchenk und Verheiſſungen es leicht dahin gebracht/ daß ſie ihn ungemel-
det gelaſſen? Haͤttet ihr euch vor die ihr ſeid/ angegeben/ was gilts/ ihr wuͤrdet ſie ſchon an-
getroffen haben. O nein mein Schaz/ ſagte Herkules/ ſo leicht glaͤubet man einem nachfor-
ſchenden Reuter nicht/ daß man umb eines Worts willen ſich ihm alsbald vertrauen ſolte;
der almaͤchtige Gott nehme ſie in ſeinen vaͤterlichen Gnadenſchuz/ ſonſt koͤnten ſie leicht in
ungelegenheit/ und unter die fluͤchtigen Wenden gerahten; gelebe aber der gaͤnzlichen Hof-
nung/ ſie werden ſich etliche Tage verbergen/ biß die fluͤchtige Schaaren vorbey gangen
ſind/ die ſich nicht lange pflegen auffzuhalten. Baldrich ſcherzete drüber/ und ſagete: Ohn
zweifel ſitzet mein Bruder Arbianes mit meiner Frl. Schweſter an Ort und Enden/ wel-
che er umb diß Koͤnigreich nicht vertauſchete/ nachdem ich mich nit erinnern kan/ jemahls
einen verliebetern Menſchen geſehen zu haben. Sie ſitzen/ wie es ihnen beyden beliebt/ ſagte
der Vater/ wann ſie nur friſch und geſund wieder bey uns anlangen; das uͤbrige ſey der
goͤttlichen Verſehung heimgeſtellet/ und meiner geliebten Tochter Fr. Valiſka/ als deren
ich ſie in meinem herzen geſchenket habe/ ſie nach ihrer wilkuͤhr zuveꝛheyrahten. Ich bedan-
ke mich deſſen kindlich und demuͤhtig/ antwortete ſie/ und wuͤnſche naͤhſt meiner herzaller-
liebſten Frl. Schweſter Geſundheit nicht mehr/ als daß mein Bruder Arbianes/ das auf-
richtige getraͤue Herz/ dieſe Worte anhoͤren moͤchte.

Dieſe beyde Verliebeten aber ſaſſen denſelben Tag noch immerzu auff dem ſtarkrie-
chenden Haͤu/ und unter ihrem Liebes Geſpraͤch und unnachlaͤſſigen küſſen beklageten ſie
dannoch/ daß die ihrigen ohn allen zweifel ihres auſſenbleibens ſehr betruͤbt ſeyn wuͤrden/
daher das Fraͤulein zu ihrem Liebſten ſagete: Hoͤchſter Schaz/ wir laſſen uns unſer Ungluͤk
wenig anfechten/ und gedenken nicht eines auff das zukünfftige; meynen vielleicht auf die-
ſer Straͤu immerhin zufaulenzen/ oder im naͤheſten Staͤdlein das Ende unſers Kummers
zufinden/ da es wol erſt recht angehen moͤchte/ maſſen unter der Vergnuͤgung eurer herzli-
chen keuſchen Liebe/ mir dannoch mein Herz ſo ſchwer als ein Stein unter der Bruſt lie-
get/ und mir nicht viel gutes verſpricht; Ach daß doch meine liebe Eltern und Bruͤder nur
wiſſen moͤchten/ wo wir uns auffhalten/ zweifelt mir nicht/ ſie wuͤrden ſchon ein zimlich

fliegen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0558" n="552"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
der Verra&#x0364;hterey &#x017F;ich hatten wirklich gebrauchen la&#x017F;&#x017F;en/ und weil der Tod den Niklot nicht<lb/>
durch die Spie&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;o bald wu&#x0364;rgen wolte/ ward endlich ein Steckenknecht befehlichet/<lb/>
ihm das Herz abzu&#x017F;techen. Drey Stunde vor Abends brach der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t mit dem Hee&#xA75B;<lb/>
auff/ und ging damit Nordwerz nach der Vechte auff Frießland zu/ blieben auff der Gren-<lb/>
ze liegen/ und enthielten &#x017F;ich aller ta&#x0364;htligkeit/ &#x017F;endeten aber an die Sta&#x0364;nde und Sta&#x0364;dte/ daß<lb/>
nach empfangener angebohtenen &#x017F;chrifftlichen Gnade &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;tu&#x0364;ndlich erkla&#x0364;reten/ oder des<lb/>
Ern&#x017F;tes gewa&#x0364;rtig &#x017F;eyn &#x017F;olten. Als &#x017F;ie auff dem Zuge wahren/ kahmen die ausge&#x017F;chikten<lb/>
Reuter Schaarswei&#x017F;e wieder an/ aber kein einiger wu&#x017F;te das gering&#x017F;te von Arbianes oder<lb/>
dem Fra&#x0364;ulein zu &#x017F;agen/ de&#x017F;&#x017F;en die Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Ge&#x017F;el&#x017F;chaft von herzen betru&#x0364;bt ward/ ohn Va-<lb/>
li&#x017F;ka hatte noch gute Hoffnung/ und fragete/ vor was Leute &#x017F;ie &#x017F;ich im nachfragen ausgege-<lb/>
ben ha&#x0364;tten; un&#x0303; als &#x017F;ie antworteten/ weil es in Feindes Land wa&#x0364;hre/ ha&#x0364;tten &#x017F;ie &#x017F;ich vor Wen-<lb/>
di&#x017F;che Reuter angemeldet; ward &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr unwillig/ und &#x017F;agete: Hiedurch habt ihr<lb/>
trauen die allergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Narrey und Tohrheit begangen; dann meinet ihr nicht/ daß der<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t mit dem Fra&#x0364;ulein &#x017F;ich etwa in einem Dorffe heimlich ver&#x017F;tecket habe/ und bey &#x017F;einem<lb/>
Wirte durch Ge&#x017F;chenk und Verhei&#x017F;&#x017F;ungen es leicht dahin gebracht/ daß &#x017F;ie ihn ungemel-<lb/>
det gela&#x017F;&#x017F;en? Ha&#x0364;ttet ihr euch vor die ihr &#x017F;eid/ angegeben/ was gilts/ ihr wu&#x0364;rdet &#x017F;ie &#x017F;chon an-<lb/>
getroffen haben. O nein mein Schaz/ &#x017F;agte Herkules/ &#x017F;o leicht gla&#x0364;ubet man einem nachfor-<lb/>
&#x017F;chenden Reuter nicht/ daß man umb eines Worts willen &#x017F;ich ihm alsbald vertrauen &#x017F;olte;<lb/>
der alma&#x0364;chtige Gott nehme &#x017F;ie in &#x017F;einen va&#x0364;terlichen Gnaden&#x017F;chuz/ &#x017F;on&#x017F;t ko&#x0364;nten &#x017F;ie leicht in<lb/>
ungelegenheit/ und unter die flu&#x0364;chtigen Wenden gerahten; gelebe aber der ga&#x0364;nzlichen Hof-<lb/>
nung/ &#x017F;ie werden &#x017F;ich etliche Tage verbergen/ biß die flu&#x0364;chtige Schaaren vorbey gangen<lb/>
&#x017F;ind/ die &#x017F;ich nicht lange pflegen auffzuhalten. Baldrich &#x017F;cherzete drüber/ und &#x017F;agete: Ohn<lb/>
zweifel &#x017F;itzet mein Bruder Arbianes mit meiner Frl. Schwe&#x017F;ter an Ort und Enden/ wel-<lb/>
che er umb diß Ko&#x0364;nigreich nicht vertau&#x017F;chete/ nachdem ich mich nit erinnern kan/ jemahls<lb/>
einen verliebetern Men&#x017F;chen ge&#x017F;ehen zu haben. Sie &#x017F;itzen/ wie es ihnen beyden beliebt/ &#x017F;agte<lb/>
der Vater/ wann &#x017F;ie nur fri&#x017F;ch und ge&#x017F;und wieder bey uns anlangen; das u&#x0364;brige &#x017F;ey der<lb/>
go&#x0364;ttlichen Ver&#x017F;ehung heimge&#x017F;tellet/ und meiner geliebten Tochter Fr. Vali&#x017F;ka/ als deren<lb/>
ich &#x017F;ie in meinem herzen ge&#x017F;chenket habe/ &#x017F;ie nach ihrer wilku&#x0364;hr zuve&#xA75B;heyrahten. Ich bedan-<lb/>
ke mich de&#x017F;&#x017F;en kindlich und demu&#x0364;htig/ antwortete &#x017F;ie/ und wu&#x0364;n&#x017F;che na&#x0364;h&#x017F;t meiner herzaller-<lb/>
lieb&#x017F;ten Frl. Schwe&#x017F;ter Ge&#x017F;undheit nicht mehr/ als daß mein Bruder Arbianes/ das auf-<lb/>
richtige getra&#x0364;ue Herz/ die&#x017F;e Worte anho&#x0364;ren mo&#x0364;chte.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e beyde Verliebeten aber &#x017F;a&#x017F;&#x017F;en den&#x017F;elben Tag noch immerzu auff dem &#x017F;tarkrie-<lb/>
chenden Ha&#x0364;u/ und unter ihrem Liebes Ge&#x017F;pra&#x0364;ch und unnachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen kü&#x017F;&#x017F;en beklageten &#x017F;ie<lb/>
dannoch/ daß die ihrigen ohn allen zweifel ihres au&#x017F;&#x017F;enbleibens &#x017F;ehr betru&#x0364;bt &#x017F;eyn wu&#x0364;rden/<lb/>
daher das Fra&#x0364;ulein zu ihrem Lieb&#x017F;ten &#x017F;agete: Ho&#x0364;ch&#x017F;ter Schaz/ wir la&#x017F;&#x017F;en uns un&#x017F;er Unglu&#x0364;k<lb/>
wenig anfechten/ und gedenken nicht eines auff das zukünfftige; meynen vielleicht auf die-<lb/>
&#x017F;er Stra&#x0364;u immerhin zufaulenzen/ oder im na&#x0364;he&#x017F;ten Sta&#x0364;dlein das Ende un&#x017F;ers Kummers<lb/>
zufinden/ da es wol er&#x017F;t recht angehen mo&#x0364;chte/ ma&#x017F;&#x017F;en unter der Vergnu&#x0364;gung eurer herzli-<lb/>
chen keu&#x017F;chen Liebe/ mir dannoch mein Herz &#x017F;o &#x017F;chwer als ein Stein unter der Bru&#x017F;t lie-<lb/>
get/ und mir nicht viel gutes ver&#x017F;pricht; Ach daß doch meine liebe Eltern und Bru&#x0364;der nur<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chten/ wo wir uns auffhalten/ zweifelt mir nicht/ &#x017F;ie wu&#x0364;rden &#x017F;chon ein zimlich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fliegen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[552/0558] Siebendes Buch. der Verraͤhterey ſich hatten wirklich gebrauchen laſſen/ und weil der Tod den Niklot nicht durch die Spieſſung ſo bald wuͤrgen wolte/ ward endlich ein Steckenknecht befehlichet/ ihm das Herz abzuſtechen. Drey Stunde vor Abends brach der Groß Fuͤrſt mit dem Heeꝛ auff/ und ging damit Nordwerz nach der Vechte auff Frießland zu/ blieben auff der Gren- ze liegen/ und enthielten ſich aller taͤhtligkeit/ ſendeten aber an die Staͤnde und Staͤdte/ daß nach empfangener angebohtenen ſchrifftlichen Gnade ſie ſich ſtuͤndlich erklaͤreten/ oder des Ernſtes gewaͤrtig ſeyn ſolten. Als ſie auff dem Zuge wahren/ kahmen die ausgeſchikten Reuter Schaarsweiſe wieder an/ aber kein einiger wuſte das geringſte von Arbianes oder dem Fraͤulein zu ſagen/ deſſen die Fuͤrſtliche Geſelſchaft von herzen betruͤbt ward/ ohn Va- liſka hatte noch gute Hoffnung/ und fragete/ vor was Leute ſie ſich im nachfragen ausgege- ben haͤtten; uñ als ſie antworteten/ weil es in Feindes Land waͤhre/ haͤtten ſie ſich vor Wen- diſche Reuter angemeldet; ward ſie deſſen ſehr unwillig/ und ſagete: Hiedurch habt ihr trauen die allergroͤſſeſte Narrey und Tohrheit begangen; dann meinet ihr nicht/ daß der Fuͤrſt mit dem Fraͤulein ſich etwa in einem Dorffe heimlich verſtecket habe/ und bey ſeinem Wirte durch Geſchenk und Verheiſſungen es leicht dahin gebracht/ daß ſie ihn ungemel- det gelaſſen? Haͤttet ihr euch vor die ihr ſeid/ angegeben/ was gilts/ ihr wuͤrdet ſie ſchon an- getroffen haben. O nein mein Schaz/ ſagte Herkules/ ſo leicht glaͤubet man einem nachfor- ſchenden Reuter nicht/ daß man umb eines Worts willen ſich ihm alsbald vertrauen ſolte; der almaͤchtige Gott nehme ſie in ſeinen vaͤterlichen Gnadenſchuz/ ſonſt koͤnten ſie leicht in ungelegenheit/ und unter die fluͤchtigen Wenden gerahten; gelebe aber der gaͤnzlichen Hof- nung/ ſie werden ſich etliche Tage verbergen/ biß die fluͤchtige Schaaren vorbey gangen ſind/ die ſich nicht lange pflegen auffzuhalten. Baldrich ſcherzete drüber/ und ſagete: Ohn zweifel ſitzet mein Bruder Arbianes mit meiner Frl. Schweſter an Ort und Enden/ wel- che er umb diß Koͤnigreich nicht vertauſchete/ nachdem ich mich nit erinnern kan/ jemahls einen verliebetern Menſchen geſehen zu haben. Sie ſitzen/ wie es ihnen beyden beliebt/ ſagte der Vater/ wann ſie nur friſch und geſund wieder bey uns anlangen; das uͤbrige ſey der goͤttlichen Verſehung heimgeſtellet/ und meiner geliebten Tochter Fr. Valiſka/ als deren ich ſie in meinem herzen geſchenket habe/ ſie nach ihrer wilkuͤhr zuveꝛheyrahten. Ich bedan- ke mich deſſen kindlich und demuͤhtig/ antwortete ſie/ und wuͤnſche naͤhſt meiner herzaller- liebſten Frl. Schweſter Geſundheit nicht mehr/ als daß mein Bruder Arbianes/ das auf- richtige getraͤue Herz/ dieſe Worte anhoͤren moͤchte. Dieſe beyde Verliebeten aber ſaſſen denſelben Tag noch immerzu auff dem ſtarkrie- chenden Haͤu/ und unter ihrem Liebes Geſpraͤch und unnachlaͤſſigen küſſen beklageten ſie dannoch/ daß die ihrigen ohn allen zweifel ihres auſſenbleibens ſehr betruͤbt ſeyn wuͤrden/ daher das Fraͤulein zu ihrem Liebſten ſagete: Hoͤchſter Schaz/ wir laſſen uns unſer Ungluͤk wenig anfechten/ und gedenken nicht eines auff das zukünfftige; meynen vielleicht auf die- ſer Straͤu immerhin zufaulenzen/ oder im naͤheſten Staͤdlein das Ende unſers Kummers zufinden/ da es wol erſt recht angehen moͤchte/ maſſen unter der Vergnuͤgung eurer herzli- chen keuſchen Liebe/ mir dannoch mein Herz ſo ſchwer als ein Stein unter der Bruſt lie- get/ und mir nicht viel gutes verſpricht; Ach daß doch meine liebe Eltern und Bruͤder nur wiſſen moͤchten/ wo wir uns auffhalten/ zweifelt mir nicht/ ſie wuͤrden ſchon ein zimlich fliegen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/558
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/558>, abgerufen am 23.11.2024.