Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
Linnewad eingehüllet/ aber nie etwas wolständigers oder anmuhtigers gesehen hast/ und
deine Augen nicht den allergeringsten Unterscheid der Zierligkeit und grösse an diesen ein-
trächtigen Zwilling-Rehen merken kunten. Wer nun mir nicht gläuben wil/ der frage
ihr hieselbst anwesendes Frauenzimmer/ ob sie sich unterstehen dürffen/ ihres Busems vol-
kommenheit außzureden. Das übrige ihres Leibes bleibet noch zur Zeit allen Mannesbil-
dern verborgen/ biß ihre Groß Königl. Hocheit sie wieder bekommen wird; dann ich weiß/
daß sie dem Laffen Herkules solches nimmermehr sehen lässet. Dieses alles nun darf Herr
Sysimithres nicht allein geringe schätzen/ sondern es gar als eine Gebrechligkeit verwerf-
fen. Aber er sage mir/ bitte ich/ aus was Ursachen er die zarte Haut und schneweisse Farbe
ein Häupstük der Schönheit seyn/ leugnet? kan er etwa die schärffe der Haut/ und schwärze
der Farbe ohn anhang der heßligkeit ihm wol einbilden? ja/ spricht er; die schwarzen Kir-
schen und Pflaumen sind besser dann die weissen. Ey der ungereimten Vergleichung! H.
Sysimithres/ wisset ihr nicht/ daß dieser gewächse Schönheit in der schwärze bestehet? ists
aber mit den Weibsbildern auch also beschaffen/ ey so ist trauen eure Odatis noch lange nit
schön genug/ sondern ihr müsset sie in die Schwarzfärbe schicken; oder fürchtet ihr was
ungenehmes von den Färberknechten/ so fahret mit der Schwarzbürste über ihren Leib/
wie euer Junge über die Stieffeln/ stellet sie an die Heerstrasse/ und fraget/ ob sie dann nun
nicht schier hübsch und schöne gnug sey. Ja ja Herr Sysimithres/ wir müssen nunmehr
die Weiber nach euer Urtel aus Morenland hohlen/ da es ihnen an der Sonne nicht ge-
bricht/ sondern sie schwarz genug gefärbet werden. Deucht euch aber dieses ungereimet/ so
beschuldiget hinfüro die liebe Sonne nicht/ umb das sie dieses allerschönste Fräulein nicht
schwarz färben wollen/ und lernet die Ungültigkeit euer gleichnis von den Pflaumen Bäu-
men/ aus meiner vielbessern erkennen. Wann ihr grobe und zarte Linnewad an die Sonne
außleget/ welche machet sie doch am weissesten? die grobe/ oder die zarte? Es ist hie keiner
Nachfrage von nöhten/ die Bauren Mägdlein wissens wol. Nur dieses einige hat etwas
Schein/ daß ihr saget/ die weisse Farbe sey bey den mitternächtigen Völkern gemein. Ge-
setzet; sind aber die Weibsbilder alle bey ihnen so zart/ so wolgestalt/ so artig gegliedert? und
last es seyn/ daß die Farbe von ihrer Landesart/ und gemein sey; so ist sie uns aber selzam und
fremde. Das selzame aber wird immer am höchsten geschätzet/ wo es dessen sonsten wert ist.
Was machet den Tyrischen Purpur in andern Ländern teur? je weil man ihn daselbst
nicht zurichten kan. Nun Herr Sysimithres/ so lasset doch die Schönheit dieser unver-
gleichlichen Fräulein unangefochten und ungeschändet/ wovon euch abzuhalten dieses gnug
seyn solte/ daß sie unserm allergnädigsten Könige gefället/ dessen Urtel und Wille ja den eu-
ren billich zum gehorsamen Untertahnen haben sol; wiewol bey dessen Groß Königl. Hoch-
heit euch zuverunglimpfen ich durchaus nicht gesonnen bin/ sondern vielmehr darlege und
erweise/ daß euer I[r]tuhm nicht aus Vorsaz oder wiederspenst[i]gkeit/ sondern bloß aus un-
bedachtsamen unverstande/ in dieser Sache zu urteilen/ herrühret/ und ihre Groß Königl.
Hocheit euch deßwegen allergnädigst verzeihen wird. Artabanus wahr durch diese Be-
schreibung der Schönheit und Wiederlegung der Sysimithrischen gründe in allen seinen
bewägungen zugleich auffgemuntert; er kunte weder den Liebesreizungen/ noch dem über
Sysimithres gefasseten Eifer steuren/ daher er mit rasender Stimme also loßbrach: Dem-

nach
g

Fuͤnftes Buch.
Linnewad eingehuͤllet/ aber nie etwas wolſtaͤndigers oder anmuhtigers geſehen haſt/ und
deine Augen nicht den allergeringſten Unterſcheid der Zierligkeit und groͤſſe an dieſen ein-
traͤchtigen Zwilling-Rehen merken kunten. Wer nun mir nicht glaͤuben wil/ der frage
ihr hieſelbſt anweſendes Frauenzimmer/ ob ſie ſich unterſtehen duͤrffen/ ihres Buſems vol-
kommenheit außzureden. Das uͤbrige ihres Leibes bleibet noch zur Zeit allen Mannesbil-
dern verborgen/ biß ihre Groß Koͤnigl. Hocheit ſie wieder bekommen wird; dañ ich weiß/
daß ſie dem Laffen Herkules ſolches nimmermehr ſehen laͤſſet. Dieſes alles nun darf Herꝛ
Syſimithres nicht allein geringe ſchaͤtzen/ ſondern es gar als eine Gebrechligkeit verwerf-
fen. Aber er ſage mir/ bitte ich/ aus was Urſachen er die zarte Haut und ſchneweiſſe Farbe
ein Haͤupſtük der Schoͤnheit ſeyn/ leugnet? kan er etwa die ſchaͤrffe der Haut/ und ſchwaͤrze
der Farbe ohn anhang der heßligkeit ihm wol einbilden? ja/ ſpricht er; die ſchwarzen Kir-
ſchen und Pflaumen ſind beſſer dann die weiſſen. Ey der ungereimten Vergleichung! H.
Syſimithres/ wiſſet ihr nicht/ daß dieſer gewaͤchſe Schoͤnheit in der ſchwaͤrze beſtehet? iſts
aber mit den Weibsbildern auch alſo beſchaffen/ ey ſo iſt trauen eure Odatis noch lange nit
ſchoͤn genug/ ſondern ihr muͤſſet ſie in die Schwarzfaͤrbe ſchicken; oder fürchtet ihr was
ungenehmes von den Faͤrberknechten/ ſo fahret mit der Schwarzbuͤrſte uͤber ihren Leib/
wie euer Junge uͤber die Stieffeln/ ſtellet ſie an die Heerſtraſſe/ und fraget/ ob ſie dann nun
nicht ſchier hübſch und ſchoͤne gnug ſey. Ja ja Herr Syſimithres/ wir müſſen nunmehr
die Weiber nach euer Urtel aus Morenland hohlen/ da es ihnen an der Sonne nicht ge-
bricht/ ſondern ſie ſchwarz genug gefaͤrbet werden. Deucht euch aber dieſes ungereimet/ ſo
beſchuldiget hinfuͤro die liebe Sonne nicht/ umb das ſie dieſes allerſchoͤnſte Fraͤulein nicht
ſchwarz faͤrben wollen/ und lernet die Unguͤltigkeit euer gleichnis von den Pflaumen Baͤu-
men/ aus meiner vielbeſſern erkennen. Wann ihr grobe und zarte Linnewad an die Sonne
außleget/ welche machet ſie doch am weiſſeſten? die grobe/ oder die zarte? Es iſt hie keiner
Nachfrage von noͤhten/ die Bauren Maͤgdlein wiſſens wol. Nur dieſes einige hat etwas
Schein/ daß ihr ſaget/ die weiſſe Farbe ſey bey den mitternaͤchtigen Voͤlkern gemein. Ge-
ſetzet; ſind aber die Weibsbilder alle bey ihnen ſo zart/ ſo wolgeſtalt/ ſo artig gegliedert? und
laſt es ſeyn/ daß die Farbe von ihrer Landesart/ und gemein ſey; ſo iſt ſie uns aber ſelzam uñ
fremde. Das ſelzame aber wird immer am hoͤchſten geſchaͤtzet/ wo es deſſen ſonſten wert iſt.
Was machet den Tyriſchen Purpur in andern Laͤndern teur? je weil man ihn daſelbſt
nicht zurichten kan. Nun Herr Syſimithres/ ſo laſſet doch die Schoͤnheit dieſer unver-
gleichlichen Fꝛaͤulein unangefochten uñ ungeſchaͤndet/ wovon euch abzuhalten dieſes gnug
ſeyn ſolte/ daß ſie unſerm allergnaͤdigſten Koͤnige gefaͤllet/ deſſen Urtel und Wille ja den eu-
ren billich zum gehorſamen Untertahnẽ haben ſol; wiewol bey deſſen Groß Koͤnigl. Hoch-
heit euch zuverunglimpfen ich durchaus nicht geſonnen bin/ ſondern vielmehr darlege uñ
erweiſe/ daß euer I[r]tuhm nicht aus Vorſaz oder wiederſpenſt[i]gkeit/ ſondern bloß aus un-
bedachtſamen unverſtande/ in dieſer Sache zu urteilen/ herruͤhret/ und ihre Groß Koͤnigl.
Hocheit euch deßwegen allergnaͤdigſt verzeihen wird. Artabanus wahr durch dieſe Be-
ſchreibung der Schoͤnheit und Wiederlegung der Syſimithriſchen gruͤnde in allen ſeinen
bewaͤgungen zugleich auffgemuntert; er kunte weder den Liebesreizungen/ noch dem über
Syſimithres gefaſſeten Eifer ſteuren/ daher er mit raſender Stim̃e alſo loßbrach: Dem-

nach
g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0055" n="49"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
Linnewad eingehu&#x0364;llet/ aber nie etwas wol&#x017F;ta&#x0364;ndigers oder anmuhtigers ge&#x017F;ehen ha&#x017F;t/ und<lb/>
deine Augen nicht den allergering&#x017F;ten Unter&#x017F;cheid der Zierligkeit und gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e an die&#x017F;en ein-<lb/>
tra&#x0364;chtigen Zwilling-Rehen merken kunten. Wer nun mir nicht gla&#x0364;uben wil/ der frage<lb/>
ihr hie&#x017F;elb&#x017F;t anwe&#x017F;endes Frauenzimmer/ ob &#x017F;ie &#x017F;ich unter&#x017F;tehen du&#x0364;rffen/ ihres Bu&#x017F;ems vol-<lb/>
kommenheit außzureden. Das u&#x0364;brige ihres Leibes bleibet noch zur Zeit allen Mannesbil-<lb/>
dern verborgen/ biß ihre Groß Ko&#x0364;nigl. Hocheit &#x017F;ie wieder bekommen wird; dan&#x0303; ich weiß/<lb/>
daß &#x017F;ie dem Laffen Herkules &#x017F;olches nimmermehr &#x017F;ehen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Die&#x017F;es alles nun darf Her&#xA75B;<lb/>
Sy&#x017F;imithres nicht allein geringe &#x017F;cha&#x0364;tzen/ &#x017F;ondern es gar als eine Gebrechligkeit verwerf-<lb/>
fen. Aber er &#x017F;age mir/ bitte ich/ aus was Ur&#x017F;achen er die zarte Haut und &#x017F;chnewei&#x017F;&#x017F;e Farbe<lb/>
ein Ha&#x0364;up&#x017F;tük der Scho&#x0364;nheit &#x017F;eyn/ leugnet? kan er etwa die &#x017F;cha&#x0364;rffe der Haut/ und &#x017F;chwa&#x0364;rze<lb/>
der Farbe ohn anhang der heßligkeit ihm wol einbilden? ja/ &#x017F;pricht er; die &#x017F;chwarzen Kir-<lb/>
&#x017F;chen und Pflaumen &#x017F;ind be&#x017F;&#x017F;er dann die wei&#x017F;&#x017F;en. Ey der ungereimten Vergleichung! H.<lb/>
Sy&#x017F;imithres/ wi&#x017F;&#x017F;et ihr nicht/ daß die&#x017F;er gewa&#x0364;ch&#x017F;e Scho&#x0364;nheit in der &#x017F;chwa&#x0364;rze be&#x017F;tehet? i&#x017F;ts<lb/>
aber mit den Weibsbildern auch al&#x017F;o be&#x017F;chaffen/ ey &#x017F;o i&#x017F;t trauen eure Odatis noch lange nit<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n genug/ &#x017F;ondern ihr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ie in die Schwarzfa&#x0364;rbe &#x017F;chicken; oder fürchtet ihr was<lb/>
ungenehmes von den Fa&#x0364;rberknechten/ &#x017F;o fahret mit der Schwarzbu&#x0364;r&#x017F;te u&#x0364;ber ihren Leib/<lb/>
wie euer Junge u&#x0364;ber die Stieffeln/ &#x017F;tellet &#x017F;ie an die Heer&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e/ und fraget/ ob &#x017F;ie dann nun<lb/>
nicht &#x017F;chier hüb&#x017F;ch und &#x017F;cho&#x0364;ne gnug &#x017F;ey. Ja ja Herr Sy&#x017F;imithres/ wir mü&#x017F;&#x017F;en nunmehr<lb/>
die Weiber nach euer Urtel aus Morenland hohlen/ da es ihnen an der Sonne nicht ge-<lb/>
bricht/ &#x017F;ondern &#x017F;ie &#x017F;chwarz genug gefa&#x0364;rbet werden. Deucht euch aber die&#x017F;es ungereimet/ &#x017F;o<lb/>
be&#x017F;chuldiget hinfu&#x0364;ro die liebe Sonne nicht/ umb das &#x017F;ie die&#x017F;es aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Fra&#x0364;ulein nicht<lb/>
&#x017F;chwarz fa&#x0364;rben wollen/ und lernet die Ungu&#x0364;ltigkeit euer gleichnis von den Pflaumen Ba&#x0364;u-<lb/>
men/ aus meiner vielbe&#x017F;&#x017F;ern erkennen. Wann ihr grobe und zarte Linnewad an die Sonne<lb/>
außleget/ welche machet &#x017F;ie doch am wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten? die grobe/ oder die zarte? Es i&#x017F;t hie keiner<lb/>
Nachfrage von no&#x0364;hten/ die Bauren Ma&#x0364;gdlein wi&#x017F;&#x017F;ens wol. Nur die&#x017F;es einige hat etwas<lb/>
Schein/ daß ihr &#x017F;aget/ die wei&#x017F;&#x017F;e Farbe &#x017F;ey bey den mitterna&#x0364;chtigen Vo&#x0364;lkern gemein. Ge-<lb/>
&#x017F;etzet; &#x017F;ind aber die Weibsbilder alle bey ihnen &#x017F;o zart/ &#x017F;o wolge&#x017F;talt/ &#x017F;o artig gegliedert? und<lb/>
la&#x017F;t es &#x017F;eyn/ daß die Farbe von ihrer Landesart/ und gemein &#x017F;ey; &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie uns aber &#x017F;elzam un&#x0303;<lb/>
fremde. Das &#x017F;elzame aber wird immer am ho&#x0364;ch&#x017F;ten ge&#x017F;cha&#x0364;tzet/ wo es de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;on&#x017F;ten wert i&#x017F;t.<lb/>
Was machet den Tyri&#x017F;chen Purpur in andern La&#x0364;ndern teur? je weil man ihn da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht zurichten kan. Nun Herr Sy&#x017F;imithres/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;et doch die Scho&#x0364;nheit die&#x017F;er unver-<lb/>
gleichlichen F&#xA75B;a&#x0364;ulein unangefochten un&#x0303; unge&#x017F;cha&#x0364;ndet/ wovon euch abzuhalten die&#x017F;es gnug<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;olte/ daß &#x017F;ie un&#x017F;erm allergna&#x0364;dig&#x017F;ten Ko&#x0364;nige gefa&#x0364;llet/ de&#x017F;&#x017F;en Urtel und Wille ja den eu-<lb/>
ren billich zum gehor&#x017F;amen Untertahne&#x0303; haben &#x017F;ol; wiewol bey de&#x017F;&#x017F;en Groß Ko&#x0364;nigl. Hoch-<lb/>
heit euch zuverunglimpfen ich durchaus nicht ge&#x017F;onnen bin/ &#x017F;ondern vielmehr darlege un&#x0303;<lb/>
erwei&#x017F;e/ daß euer I<supplied>r</supplied>tuhm nicht aus Vor&#x017F;az oder wieder&#x017F;pen&#x017F;t<supplied>i</supplied>gkeit/ &#x017F;ondern bloß aus un-<lb/>
bedacht&#x017F;amen unver&#x017F;tande/ in die&#x017F;er Sache zu urteilen/ herru&#x0364;hret/ und ihre Groß Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit euch deßwegen allergna&#x0364;dig&#x017F;t verzeihen wird. Artabanus wahr durch die&#x017F;e Be-<lb/>
&#x017F;chreibung der Scho&#x0364;nheit und Wiederlegung der Sy&#x017F;imithri&#x017F;chen gru&#x0364;nde in allen &#x017F;einen<lb/>
bewa&#x0364;gungen zugleich auffgemuntert; er kunte weder den Liebesreizungen/ noch dem über<lb/>
Sy&#x017F;imithres gefa&#x017F;&#x017F;eten Eifer &#x017F;teuren/ daher er mit ra&#x017F;ender Stim&#x0303;e al&#x017F;o loßbrach: Dem-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">g</fw><fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0055] Fuͤnftes Buch. Linnewad eingehuͤllet/ aber nie etwas wolſtaͤndigers oder anmuhtigers geſehen haſt/ und deine Augen nicht den allergeringſten Unterſcheid der Zierligkeit und groͤſſe an dieſen ein- traͤchtigen Zwilling-Rehen merken kunten. Wer nun mir nicht glaͤuben wil/ der frage ihr hieſelbſt anweſendes Frauenzimmer/ ob ſie ſich unterſtehen duͤrffen/ ihres Buſems vol- kommenheit außzureden. Das uͤbrige ihres Leibes bleibet noch zur Zeit allen Mannesbil- dern verborgen/ biß ihre Groß Koͤnigl. Hocheit ſie wieder bekommen wird; dañ ich weiß/ daß ſie dem Laffen Herkules ſolches nimmermehr ſehen laͤſſet. Dieſes alles nun darf Herꝛ Syſimithres nicht allein geringe ſchaͤtzen/ ſondern es gar als eine Gebrechligkeit verwerf- fen. Aber er ſage mir/ bitte ich/ aus was Urſachen er die zarte Haut und ſchneweiſſe Farbe ein Haͤupſtük der Schoͤnheit ſeyn/ leugnet? kan er etwa die ſchaͤrffe der Haut/ und ſchwaͤrze der Farbe ohn anhang der heßligkeit ihm wol einbilden? ja/ ſpricht er; die ſchwarzen Kir- ſchen und Pflaumen ſind beſſer dann die weiſſen. Ey der ungereimten Vergleichung! H. Syſimithres/ wiſſet ihr nicht/ daß dieſer gewaͤchſe Schoͤnheit in der ſchwaͤrze beſtehet? iſts aber mit den Weibsbildern auch alſo beſchaffen/ ey ſo iſt trauen eure Odatis noch lange nit ſchoͤn genug/ ſondern ihr muͤſſet ſie in die Schwarzfaͤrbe ſchicken; oder fürchtet ihr was ungenehmes von den Faͤrberknechten/ ſo fahret mit der Schwarzbuͤrſte uͤber ihren Leib/ wie euer Junge uͤber die Stieffeln/ ſtellet ſie an die Heerſtraſſe/ und fraget/ ob ſie dann nun nicht ſchier hübſch und ſchoͤne gnug ſey. Ja ja Herr Syſimithres/ wir müſſen nunmehr die Weiber nach euer Urtel aus Morenland hohlen/ da es ihnen an der Sonne nicht ge- bricht/ ſondern ſie ſchwarz genug gefaͤrbet werden. Deucht euch aber dieſes ungereimet/ ſo beſchuldiget hinfuͤro die liebe Sonne nicht/ umb das ſie dieſes allerſchoͤnſte Fraͤulein nicht ſchwarz faͤrben wollen/ und lernet die Unguͤltigkeit euer gleichnis von den Pflaumen Baͤu- men/ aus meiner vielbeſſern erkennen. Wann ihr grobe und zarte Linnewad an die Sonne außleget/ welche machet ſie doch am weiſſeſten? die grobe/ oder die zarte? Es iſt hie keiner Nachfrage von noͤhten/ die Bauren Maͤgdlein wiſſens wol. Nur dieſes einige hat etwas Schein/ daß ihr ſaget/ die weiſſe Farbe ſey bey den mitternaͤchtigen Voͤlkern gemein. Ge- ſetzet; ſind aber die Weibsbilder alle bey ihnen ſo zart/ ſo wolgeſtalt/ ſo artig gegliedert? und laſt es ſeyn/ daß die Farbe von ihrer Landesart/ und gemein ſey; ſo iſt ſie uns aber ſelzam uñ fremde. Das ſelzame aber wird immer am hoͤchſten geſchaͤtzet/ wo es deſſen ſonſten wert iſt. Was machet den Tyriſchen Purpur in andern Laͤndern teur? je weil man ihn daſelbſt nicht zurichten kan. Nun Herr Syſimithres/ ſo laſſet doch die Schoͤnheit dieſer unver- gleichlichen Fꝛaͤulein unangefochten uñ ungeſchaͤndet/ wovon euch abzuhalten dieſes gnug ſeyn ſolte/ daß ſie unſerm allergnaͤdigſten Koͤnige gefaͤllet/ deſſen Urtel und Wille ja den eu- ren billich zum gehorſamen Untertahnẽ haben ſol; wiewol bey deſſen Groß Koͤnigl. Hoch- heit euch zuverunglimpfen ich durchaus nicht geſonnen bin/ ſondern vielmehr darlege uñ erweiſe/ daß euer Irtuhm nicht aus Vorſaz oder wiederſpenſtigkeit/ ſondern bloß aus un- bedachtſamen unverſtande/ in dieſer Sache zu urteilen/ herruͤhret/ und ihre Groß Koͤnigl. Hocheit euch deßwegen allergnaͤdigſt verzeihen wird. Artabanus wahr durch dieſe Be- ſchreibung der Schoͤnheit und Wiederlegung der Syſimithriſchen gruͤnde in allen ſeinen bewaͤgungen zugleich auffgemuntert; er kunte weder den Liebesreizungen/ noch dem über Syſimithres gefaſſeten Eifer ſteuren/ daher er mit raſender Stim̃e alſo loßbrach: Dem- nach g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/55
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/55>, abgerufen am 23.11.2024.