Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
che Dornen/ ja Schwerter-Stiche in Artabanus Herzen wahren; gedachte deßwegen
sich durch eine verantwortung beliebet zu machen/ und fing also an: Ich weiß nicht/ Herr
Sysimithres/ ob ihr nicht allein der Vernunfft abgedanket/ sondern gar blöder Augen und
unsinlicher Sinnen worden seid/ in dem ihr lästern und straffen dürffet/ was alle Menschen
rühmen/ und Groß Königl. Hocheit selbst vor ihren unvergleichlichen Schaz hält. Drey-
erley habt ihr an dem vortreflichsten Fräulein der Welt (ja ich halte sie noch vor ein unbe-
rührtes Fräulein; massen die Parthischen Götter dem Diebischen Räuber Herkules das
Vermögen nicht gönnen werden/ ihr den genies abzurauben/ welcher ihrer Groß Königl.
Hocheit einig und allein zustehet/ sondern sie werden ihn lähmen und schänden/ als der des
guten unwirdig ist) so sage ich nun; dreyerley habt ihr an diesem unvergleichlichen Fräu-
lein getadelt und beschimpffet/ wo nicht gar geschändet; vor erst/ ihres Leibes allerzarteste
Schönheit; hernach ihrer Sitten und Geberden höchstwolgestalte bildung; und endlich
ihre Liebesneigungen gegen unsern grossen und höchstherschenden König. Das lezte muß
ich im aufange wiederlegen/ dann es deucht mich das wichtigste seyn. Hier sprechet ihr nun;
das Fräulein habe sich eines vorgehabten Mordes gegen unsern höchstgedachten König
vernehmen lassen. Ja wer hats gehöret? Herr Sysimithres. Hat sie es ihm dann in ver-
trauen gebeichtet/ und da sie mit ihm allein wahr/ daß sie nach ihrem Willen reden durfte?
Nein; in gegenware ihres Bruders und Oheims/ der beyden Wüteriche/ welche sie hier-
zu gezwungen. Ey daß währe wol ein statlicher Beweißtuhm/ daher man der Fräulein ei-
gentlichen Willen urteilen solte? Sie hat Bagophanes ihres Herzen Meynung wol auf
andere Weise entdecket/ mein Herr Sysimithres; da sie mit mir einen Abtrit in ein Ne-
bengemach nam/ und sich beklagete/ was gestalt der Zäuberer Valikules/ der ja sein Antliz
verendern kan/ wie oft/ und auff was Art er wil/ sie durch seine Schwarzkunst Wizloß ge-
macht/ und als im tieffen Schlaffe entführet/ daß sie noch nicht wissen könne/ wie ihr gesche-
hen sey; welches ich dann umb so viel gewisser seyn halte/ weil auch ihr Angesicht allerdin-
ge ist verendert gewesen/ und ihr Wirt/ da sie geherberget/ solches bezeugen kan/ wie er auch
schon äidlich darüber ist befraget worden. O wie beklagete sie gegen mich/ daß sie dem Al-
lergroßmächtigsten Könige entführet/ sich ohnzweifel rechtschaffen würde müssen streichen
und stäupen lassen/ weil sie nicht unterlassen könte/ nach ihm zu seufzen; und währe ihr noch
diese Hoffnung übrig/ ihr allergnädigster König/ der einige Schaz ihrer Seelen/ würde
sich ihrer erbarmen/ und mit dem Schwerte sie loßmachen. Sehet Herr Sysimithres/
diß ist ihr vorgenommener Mord; diß ist ihr verborgenes Messer im Luftweher; ja freilich
im Luftweher/ das ist/ in der tichtung/ die in der Luft verwehet wird. Aber sie sol ja den trefli-
chen Fürsten Gotarzes entleibet haben. O ein neues Gedichte! zu welcher Zeit? an was
Orte? etwan auff ihrem Schlosse? ey fraget ihr Frauenzimmer/ ob sie dessen einige Wis-
senschaft habe; oder anderswo? warumb weiß dann Königl. Hocheit nichts drumb? Es
ist wahr/ daß der junge Fürst verlohren worden/ aber weit von hinnen; nicht auff dem We-
ge Persenwerz/ sondern nach Indien zu/ woher er ein Kriegs Heer seinem Herr Vater und
Könige zuführen wollen. Vologeses niederschuß haben weder ihr noch ich zu rechtfertigen/
welchen Groß Königl. Hocheit selbst gebillichet/ dabey es seyn verbleiben hat. Also werdet
ihr nun lernen/ Herr Sysimithres/ daß ihr nur durch ein blindes schrecken auffgezogen

seid/

Fuͤnftes Buch.
che Dornen/ ja Schwerter-Stiche in Artabanus Herzen wahren; gedachte deßwegen
ſich durch eine verantwortung beliebet zu machen/ und fing alſo an: Ich weiß nicht/ Herr
Syſimithres/ ob ihr nicht allein der Vernunfft abgedanket/ ſondern gar bloͤder Augen und
unſinlicher Sinnen worden ſeid/ in dem ihr laͤſtern und ſtraffen duͤrffet/ was alle Menſchẽ
ruͤhmen/ und Groß Koͤnigl. Hocheit ſelbſt vor ihren unvergleichlichen Schaz haͤlt. Drey-
erley habt ihr an dem vortreflichſten Fraͤulein der Welt (ja ich halte ſie noch vor ein unbe-
ruͤhrtes Fraͤulein; maſſen die Parthiſchen Goͤtter dem Diebiſchen Raͤuber Herkules das
Vermoͤgen nicht goͤnnen werden/ ihr den genies abzurauben/ welcher ihrer Groß Koͤnigl.
Hocheit einig und allein zuſtehet/ ſondern ſie werden ihn laͤhmen und ſchaͤnden/ als der des
guten unwirdig iſt) ſo ſage ich nun; dreyerley habt ihr an dieſem unvergleichlichen Fraͤu-
lein getadelt und beſchimpffet/ wo nicht gar geſchaͤndet; vor erſt/ ihres Leibes allerzarteſte
Schoͤnheit; hernach ihrer Sitten und Geberden hoͤchſtwolgeſtalte bildung; und endlich
ihre Liebesneigungen gegen unſern groſſen und hoͤchſtherſchenden Koͤnig. Das lezte muß
ich im aufange wiederlegen/ dañ es deucht mich das wichtigſte ſeyn. Hier ſprechet ihꝛ nun;
das Fraͤulein habe ſich eines vorgehabten Mordes gegen unſern hoͤchſtgedachten Koͤnig
vernehmen laſſen. Ja wer hats gehoͤret? Herr Syſimithres. Hat ſie es ihm dann in ver-
trauen gebeichtet/ und da ſie mit ihm allein wahr/ daß ſie nach ihrem Willen reden durfte?
Nein; in gegenware ihres Bruders und Oheims/ der beyden Wuͤteriche/ welche ſie hier-
zu gezwungen. Ey daß waͤhre wol ein ſtatlicher Beweißtuhm/ daher man der Fraͤulein ei-
gentlichen Willen urteilen ſolte? Sie hat Bagophanes ihres Herzen Meynung wol auf
andere Weiſe entdecket/ mein Herr Syſimithres; da ſie mit mir einen Abtrit in ein Ne-
bengemach nam/ und ſich beklagete/ was geſtalt der Zaͤuberer Valikules/ der ja ſein Antliz
verendern kan/ wie oft/ und auff was Art er wil/ ſie durch ſeine Schwarzkunſt Wizloß ge-
macht/ uñ als im tieffen Schlaffe entfuͤhret/ daß ſie noch nicht wiſſen koͤnne/ wie ihr geſche-
hen ſey; welches ich dann umb ſo viel gewiſſer ſeyn halte/ weil auch ihr Angeſicht allerdin-
ge iſt verendert geweſen/ und ihr Wirt/ da ſie geherberget/ ſolches bezeugen kan/ wie er auch
ſchon aͤidlich daruͤber iſt befraget worden. O wie beklagete ſie gegen mich/ daß ſie dem Al-
lergroßmaͤchtigſten Koͤnige entfuͤhret/ ſich ohnzweifel rechtſchaffen würde muͤſſen ſtreichen
und ſtaͤupen laſſen/ weil ſie nicht unterlaſſen koͤnte/ nach ihm zu ſeufzen; und waͤhre ihr noch
dieſe Hoffnung uͤbrig/ ihr allergnaͤdigſter Koͤnig/ der einige Schaz ihrer Seelen/ wuͤrde
ſich ihrer erbarmen/ und mit dem Schwerte ſie loßmachen. Sehet Herr Syſimithres/
diß iſt ihr vorgenommener Mord; diß iſt ihr verborgenes Meſſer im Luftweher; ja freilich
im Luftweher/ das iſt/ in der tichtung/ die in der Luft verwehet wird. Aber ſie ſol ja den trefli-
chen Fuͤrſten Gotarzes entleibet haben. O ein neues Gedichte! zu welcher Zeit? an was
Orte? etwan auff ihrem Schloſſe? ey fraget ihr Frauenzimmer/ ob ſie deſſen einige Wiſ-
ſenſchaft habe; oder anderswo? warumb weiß dann Koͤnigl. Hocheit nichts drumb? Es
iſt wahr/ daß der junge Fuͤrſt verlohren worden/ aber weit von hinnen; nicht auff dem We-
ge Perſenwerz/ ſondern nach Indien zu/ woher er ein Kriegs Heer ſeinem Herr Vater uñ
Koͤnige zufuͤhren wollen. Vologeſes niederſchuß haben weder ihr noch ich zu rechtfertigẽ/
welchen Groß Koͤnigl. Hocheit ſelbſt gebillichet/ dabey es ſeyn verbleiben hat. Alſo werdet
ihr nun lernen/ Herr Syſimithres/ daß ihr nur durch ein blindes ſchrecken auffgezogen

ſeid/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0053" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
che Dornen/ ja Schwerter-Stiche in Artabanus Herzen wahren; gedachte deßwegen<lb/>
&#x017F;ich durch eine verantwortung beliebet zu machen/ und fing al&#x017F;o an: Ich weiß nicht/ Herr<lb/>
Sy&#x017F;imithres/ ob ihr nicht allein der Vernunfft abgedanket/ &#x017F;ondern gar blo&#x0364;der Augen und<lb/>
un&#x017F;inlicher Sinnen worden &#x017F;eid/ in dem ihr la&#x0364;&#x017F;tern und &#x017F;traffen du&#x0364;rffet/ was alle Men&#x017F;che&#x0303;<lb/>
ru&#x0364;hmen/ und Groß Ko&#x0364;nigl. Hocheit &#x017F;elb&#x017F;t vor ihren unvergleichlichen Schaz ha&#x0364;lt. Drey-<lb/>
erley habt ihr an dem vortreflich&#x017F;ten Fra&#x0364;ulein der Welt (ja ich halte &#x017F;ie noch vor ein unbe-<lb/>
ru&#x0364;hrtes Fra&#x0364;ulein; ma&#x017F;&#x017F;en die Parthi&#x017F;chen Go&#x0364;tter dem Diebi&#x017F;chen Ra&#x0364;uber Herkules das<lb/>
Vermo&#x0364;gen nicht go&#x0364;nnen werden/ ihr den genies abzurauben/ welcher ihrer Groß Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Hocheit einig und allein zu&#x017F;tehet/ &#x017F;ondern &#x017F;ie werden ihn la&#x0364;hmen und &#x017F;cha&#x0364;nden/ als der des<lb/>
guten unwirdig i&#x017F;t) &#x017F;o &#x017F;age ich nun; dreyerley habt ihr an die&#x017F;em unvergleichlichen Fra&#x0364;u-<lb/>
lein getadelt und be&#x017F;chimpffet/ wo nicht gar ge&#x017F;cha&#x0364;ndet; vor er&#x017F;t/ ihres Leibes allerzarte&#x017F;te<lb/>
Scho&#x0364;nheit; hernach ihrer Sitten und Geberden ho&#x0364;ch&#x017F;twolge&#x017F;talte bildung; und endlich<lb/>
ihre Liebesneigungen gegen un&#x017F;ern gro&#x017F;&#x017F;en und ho&#x0364;ch&#x017F;ther&#x017F;chenden Ko&#x0364;nig. Das lezte muß<lb/>
ich im aufange wiederlegen/ dan&#x0303; es deucht mich das wichtig&#x017F;te &#x017F;eyn. Hier &#x017F;prechet ih&#xA75B; nun;<lb/>
das Fra&#x0364;ulein habe &#x017F;ich eines vorgehabten Mordes gegen un&#x017F;ern ho&#x0364;ch&#x017F;tgedachten Ko&#x0364;nig<lb/>
vernehmen la&#x017F;&#x017F;en. Ja wer hats geho&#x0364;ret? Herr Sy&#x017F;imithres. Hat &#x017F;ie es ihm dann in ver-<lb/>
trauen gebeichtet/ und da &#x017F;ie mit ihm allein wahr/ daß &#x017F;ie nach ihrem Willen reden durfte?<lb/>
Nein; in gegenware ihres Bruders und Oheims/ der beyden Wu&#x0364;teriche/ welche &#x017F;ie hier-<lb/>
zu gezwungen. Ey daß wa&#x0364;hre wol ein &#x017F;tatlicher Beweißtuhm/ daher man der Fra&#x0364;ulein ei-<lb/>
gentlichen Willen urteilen &#x017F;olte? Sie hat Bagophanes ihres Herzen Meynung wol auf<lb/>
andere Wei&#x017F;e entdecket/ mein Herr Sy&#x017F;imithres; da &#x017F;ie mit mir einen Abtrit in ein Ne-<lb/>
bengemach nam/ und &#x017F;ich beklagete/ was ge&#x017F;talt der Za&#x0364;uberer Valikules/ der ja &#x017F;ein Antliz<lb/>
verendern kan/ wie oft/ und auff was Art er wil/ &#x017F;ie durch &#x017F;eine Schwarzkun&#x017F;t Wizloß ge-<lb/>
macht/ un&#x0303; als im tieffen Schlaffe entfu&#x0364;hret/ daß &#x017F;ie noch nicht wi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne/ wie ihr ge&#x017F;che-<lb/>
hen &#x017F;ey; welches ich dann umb &#x017F;o viel gewi&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn halte/ weil auch ihr Ange&#x017F;icht allerdin-<lb/>
ge i&#x017F;t verendert gewe&#x017F;en/ und ihr Wirt/ da &#x017F;ie geherberget/ &#x017F;olches bezeugen kan/ wie er auch<lb/>
&#x017F;chon a&#x0364;idlich daru&#x0364;ber i&#x017F;t befraget worden. O wie beklagete &#x017F;ie gegen mich/ daß &#x017F;ie dem Al-<lb/>
lergroßma&#x0364;chtig&#x017F;ten Ko&#x0364;nige entfu&#x0364;hret/ &#x017F;ich ohnzweifel recht&#x017F;chaffen würde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;treichen<lb/>
und &#x017F;ta&#x0364;upen la&#x017F;&#x017F;en/ weil &#x017F;ie nicht unterla&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nte/ nach ihm zu &#x017F;eufzen; und wa&#x0364;hre ihr noch<lb/>
die&#x017F;e Hoffnung u&#x0364;brig/ ihr allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/ der einige Schaz ihrer Seelen/ wu&#x0364;rde<lb/>
&#x017F;ich ihrer erbarmen/ und mit dem Schwerte &#x017F;ie loßmachen. Sehet Herr Sy&#x017F;imithres/<lb/>
diß i&#x017F;t ihr vorgenommener Mord; diß i&#x017F;t ihr verborgenes Me&#x017F;&#x017F;er im Luftweher; ja freilich<lb/>
im Luftweher/ das i&#x017F;t/ in der tichtung/ die in der Luft verwehet wird. Aber &#x017F;ie &#x017F;ol ja den trefli-<lb/>
chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Gotarzes entleibet haben. O ein neues Gedichte! zu welcher Zeit? an was<lb/>
Orte? etwan auff ihrem Schlo&#x017F;&#x017F;e? ey fraget ihr Frauenzimmer/ ob &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en einige Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaft habe; oder anderswo? warumb weiß dann Ko&#x0364;nigl. Hocheit nichts drumb? Es<lb/>
i&#x017F;t wahr/ daß der junge Fu&#x0364;r&#x017F;t verlohren worden/ aber weit von hinnen; nicht auff dem We-<lb/>
ge Per&#x017F;enwerz/ &#x017F;ondern nach Indien zu/ woher er ein Kriegs Heer &#x017F;einem Herr Vater un&#x0303;<lb/>
Ko&#x0364;nige zufu&#x0364;hren wollen. Vologe&#x017F;es nieder&#x017F;chuß haben weder ihr noch ich zu rechtfertige&#x0303;/<lb/>
welchen Groß Ko&#x0364;nigl. Hocheit &#x017F;elb&#x017F;t gebillichet/ dabey es &#x017F;eyn verbleiben hat. Al&#x017F;o werdet<lb/>
ihr nun lernen/ Herr Sy&#x017F;imithres/ daß ihr nur durch ein blindes &#x017F;chrecken auffgezogen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eid/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0053] Fuͤnftes Buch. che Dornen/ ja Schwerter-Stiche in Artabanus Herzen wahren; gedachte deßwegen ſich durch eine verantwortung beliebet zu machen/ und fing alſo an: Ich weiß nicht/ Herr Syſimithres/ ob ihr nicht allein der Vernunfft abgedanket/ ſondern gar bloͤder Augen und unſinlicher Sinnen worden ſeid/ in dem ihr laͤſtern und ſtraffen duͤrffet/ was alle Menſchẽ ruͤhmen/ und Groß Koͤnigl. Hocheit ſelbſt vor ihren unvergleichlichen Schaz haͤlt. Drey- erley habt ihr an dem vortreflichſten Fraͤulein der Welt (ja ich halte ſie noch vor ein unbe- ruͤhrtes Fraͤulein; maſſen die Parthiſchen Goͤtter dem Diebiſchen Raͤuber Herkules das Vermoͤgen nicht goͤnnen werden/ ihr den genies abzurauben/ welcher ihrer Groß Koͤnigl. Hocheit einig und allein zuſtehet/ ſondern ſie werden ihn laͤhmen und ſchaͤnden/ als der des guten unwirdig iſt) ſo ſage ich nun; dreyerley habt ihr an dieſem unvergleichlichen Fraͤu- lein getadelt und beſchimpffet/ wo nicht gar geſchaͤndet; vor erſt/ ihres Leibes allerzarteſte Schoͤnheit; hernach ihrer Sitten und Geberden hoͤchſtwolgeſtalte bildung; und endlich ihre Liebesneigungen gegen unſern groſſen und hoͤchſtherſchenden Koͤnig. Das lezte muß ich im aufange wiederlegen/ dañ es deucht mich das wichtigſte ſeyn. Hier ſprechet ihꝛ nun; das Fraͤulein habe ſich eines vorgehabten Mordes gegen unſern hoͤchſtgedachten Koͤnig vernehmen laſſen. Ja wer hats gehoͤret? Herr Syſimithres. Hat ſie es ihm dann in ver- trauen gebeichtet/ und da ſie mit ihm allein wahr/ daß ſie nach ihrem Willen reden durfte? Nein; in gegenware ihres Bruders und Oheims/ der beyden Wuͤteriche/ welche ſie hier- zu gezwungen. Ey daß waͤhre wol ein ſtatlicher Beweißtuhm/ daher man der Fraͤulein ei- gentlichen Willen urteilen ſolte? Sie hat Bagophanes ihres Herzen Meynung wol auf andere Weiſe entdecket/ mein Herr Syſimithres; da ſie mit mir einen Abtrit in ein Ne- bengemach nam/ und ſich beklagete/ was geſtalt der Zaͤuberer Valikules/ der ja ſein Antliz verendern kan/ wie oft/ und auff was Art er wil/ ſie durch ſeine Schwarzkunſt Wizloß ge- macht/ uñ als im tieffen Schlaffe entfuͤhret/ daß ſie noch nicht wiſſen koͤnne/ wie ihr geſche- hen ſey; welches ich dann umb ſo viel gewiſſer ſeyn halte/ weil auch ihr Angeſicht allerdin- ge iſt verendert geweſen/ und ihr Wirt/ da ſie geherberget/ ſolches bezeugen kan/ wie er auch ſchon aͤidlich daruͤber iſt befraget worden. O wie beklagete ſie gegen mich/ daß ſie dem Al- lergroßmaͤchtigſten Koͤnige entfuͤhret/ ſich ohnzweifel rechtſchaffen würde muͤſſen ſtreichen und ſtaͤupen laſſen/ weil ſie nicht unterlaſſen koͤnte/ nach ihm zu ſeufzen; und waͤhre ihr noch dieſe Hoffnung uͤbrig/ ihr allergnaͤdigſter Koͤnig/ der einige Schaz ihrer Seelen/ wuͤrde ſich ihrer erbarmen/ und mit dem Schwerte ſie loßmachen. Sehet Herr Syſimithres/ diß iſt ihr vorgenommener Mord; diß iſt ihr verborgenes Meſſer im Luftweher; ja freilich im Luftweher/ das iſt/ in der tichtung/ die in der Luft verwehet wird. Aber ſie ſol ja den trefli- chen Fuͤrſten Gotarzes entleibet haben. O ein neues Gedichte! zu welcher Zeit? an was Orte? etwan auff ihrem Schloſſe? ey fraget ihr Frauenzimmer/ ob ſie deſſen einige Wiſ- ſenſchaft habe; oder anderswo? warumb weiß dann Koͤnigl. Hocheit nichts drumb? Es iſt wahr/ daß der junge Fuͤrſt verlohren worden/ aber weit von hinnen; nicht auff dem We- ge Perſenwerz/ ſondern nach Indien zu/ woher er ein Kriegs Heer ſeinem Herr Vater uñ Koͤnige zufuͤhren wollen. Vologeſes niederſchuß haben weder ihr noch ich zu rechtfertigẽ/ welchen Groß Koͤnigl. Hocheit ſelbſt gebillichet/ dabey es ſeyn verbleiben hat. Alſo werdet ihr nun lernen/ Herr Syſimithres/ daß ihr nur durch ein blindes ſchrecken auffgezogen ſeid/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/53
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/53>, abgerufen am 25.11.2024.