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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Verschwiegenheit fodere ich von dir am allermeisten. Dieser wahr willig/ ginghin/ und
verrichtete den Befehl. Arbianes hatte sein herzliebes Fräulein auff seiner Schoß sitzen/
lehnete sein Häupt an ihres/ und horcheten miteinander fleissig zu. Unterdessen nun Wolf-
gang nach der Schenke wahr/ fing Arbianes an/ da ers zuvor gelassen hatte/ und sagte zu
ihr: O du allersüsseste Vergnügung der glükhaften Liebe! O wann werde ich mich deiner
dereins auch zuerfreuen haben? mein auserwähltes Fräulein/ gönnet bitte ich/ eurem be-
reitwilligsten Knechte/ daß durch betrachtung eurer vortreflichsten Volkommenheit er sei-
ne Gedanken/ welche fast leztzügig sind/ ergetzen möge/ und labet doch seine verzweiffelten
Geister mit dem allersüssesten erquikwasser eurer kraftbringenden Barmherzigkeit und gü-
te/ damit meine schwachen Glieder gestärket und zur Reise/ welche wir diese Nacht werden
tuhn müssen/ düchtig und bestand seyn mögen; kan aber dieses mein inbrünstiges ansuchen
nicht erhöret werden/ so freue ich mich doch/ daß der junge Baur sich ohnzweiffel bemühen
wird/ mein Fräulein zu den lieben ihrigen sicher durchzubringen. Dieses redete er mit so
schwacher Stimme/ und abgebrochenen Worten; daß daher gnug erschiene/ wie heftig
seine Geister von der Liebe geplaget wurden. Dem Fräulein ging diese Rede sehr zu herzen/
kunte doch schamhalber ihm die vergnügliche Versprechung nicht leisten/ ob gleich ihr Herz
darzu willig wahr/ sondern fing also an: O wehe mir armen verlassenen Tochter! wil mein
Fürst so unbarmherzig mit mir handeln/ und in dieser allerhöchsten Gefahr/ meine Ehr und
Leben einem groben unverständigen Baurenflegel anvertrauen/ der umb eines Groschen
willen mich verrahten und verkäuffen dürfte/ da doch seine so wol schrift-als mündlich mir
getahne verheissungen viel anders klungen; so hätte er weit besser an mir getahn/ daß er
mich mit samt den Räubern erschlagen hätte/ dann so währe ich ja dem Unglük auff ein-
mahl entgangen/ und dürfte mich nicht aufs neue einiger Entführung und angedräueten
Schande befürchten. O Träue/ O Glaube wo bistu? schwebestu auch nur in der mächti-
gen Fürsten Feder und Munde/ und bist von ihren Herzen so weit entfernet? Mit welchen
Worten die Trähnen häuffig aus ihren äugelein hervor drungen/ daß sie über Arbianes
Hände flossen/ aber sein Herz viel stärker traffen/ als die allerheftigsten Meerswellen/ wann
sie gegen die Felsenschlagen/ und ganze Fuder Steine hinweg reissen. O ihr allerschönsten
Augelein; sagte er/ wollet ihr dann durch diese Trähnen- Bach mein bißher lichterlohe
brennendes Herz nun ganz und gar ersauffen? O stillet stillet euch/ und lasset meine Augen
dieses verrichten. Aber O ihr Trähnen/ bin ich eures fliessens Ursach/ so machet mirs kund/
damit wegen dieses unverantwortlichen frevels ich mich gebührlich abstraffe. Nein/ sagte
sie/ kein lebendiger Mensch ist dieser Trähnen Ursach/ nur das leidige Glük/ welches mich
in diese Gefahr gestürzet/ dem boßhaften Wendischen Räuber mich überliefert/ und einen
solchen Fürsten mir zum Erretter/ zugeschicket hat/ welcher ohn Ursach mich in der einsa-
men Fremde verlassen/ und mich einem unflätigen Bauren anvertrauen wil. Arbianes
wischete ihr mit seinem Tüchlein die Trähnen ab/ und sagete: Ach Gott/ ich bekenne willig/
daß meine unvorsichtige Reden ihre Durchl. veranlasset haben/ meine Träue und Glau-
ben in zweiffel zuzihen/ und wahre ungleich besser gewesen/ ich hätte meines Herzen mattig-
keit verschwiegen gehalten/ und meine Reise so weit fortgesetzet/ als mein Leben mich beglei-
ten wird/ wann ihrer Liebe ja nicht gefallen kan/ durch eine beständige Erklärung meine ar-

beitende

Siebendes Buch.
Verſchwiegenheit fodere ich von dir am allermeiſten. Dieſer wahr willig/ ginghin/ und
verrichtete den Befehl. Arbianes hatte ſein herzliebes Fraͤulein auff ſeiner Schoß ſitzen/
lehnete ſein Haͤupt an ihres/ und horcheten miteinander fleiſſig zu. Unterdeſſen nun Wolf-
gang nach der Schenke wahr/ fing Arbianes an/ da ers zuvor gelaſſen hatte/ und ſagte zu
ihr: O du allerſüſſeſte Vergnuͤgung der gluͤkhaften Liebe! O wann werde ich mich deiner
dereins auch zuerfreuen haben? mein auserwaͤhltes Fraͤulein/ goͤnnet bitte ich/ eurem be-
reitwilligſten Knechte/ daß durch betrachtung eurer vortreflichſten Volkommenheit er ſei-
ne Gedanken/ welche faſt leztzuͤgig ſind/ ergetzen moͤge/ und labet doch ſeine verzweiffelten
Geiſter mit dem allerſuͤſſeſten erquikwaſſer eurer kraftbringenden Barmherzigkeit und guͤ-
te/ damit meine ſchwachen Glieder geſtaͤrket und zur Reiſe/ welche wir dieſe Nacht werden
tuhn muͤſſen/ duͤchtig und beſtand ſeyn moͤgen; kan aber dieſes mein inbrünſtiges anſuchen
nicht erhoͤret werden/ ſo freue ich mich doch/ daß der junge Baur ſich ohnzweiffel bemuͤhen
wird/ mein Fraͤulein zu den lieben ihrigen ſicher durchzubringen. Dieſes redete er mit ſo
ſchwacher Stimme/ und abgebrochenen Worten; daß daher gnug erſchiene/ wie heftig
ſeine Geiſter von der Liebe geplaget wurden. Dem Fraͤulein ging dieſe Rede ſehr zu herzen/
kunte doch ſchamhalber ihm die vergnuͤgliche Verſprechung nicht leiſten/ ob gleich ihr Heꝛz
darzu willig wahr/ ſondern fing alſo an: O wehe mir armen verlaſſenẽ Tochter! wil mein
Fuͤrſt ſo unbarmherzig mit mir handeln/ und in dieſer allerhoͤchſten Gefahr/ meine Ehr uñ
Leben einem groben unverſtaͤndigen Baurenflegel anvertrauen/ der umb eines Groſchen
willen mich verrahten und verkaͤuffen duͤrfte/ da doch ſeine ſo wol ſchrift-als muͤndlich mir
getahne verheiſſungen viel anders klungen; ſo haͤtte er weit beſſer an mir getahn/ daß er
mich mit ſamt den Raͤubern erſchlagen haͤtte/ dann ſo waͤhre ich ja dem Ungluͤk auff ein-
mahl entgangen/ und duͤrfte mich nicht aufs neue einiger Entführung und angedraͤueten
Schande befuͤrchten. O Traͤue/ O Glaube wo biſtu? ſchwebeſtu auch nur in der maͤchti-
gen Fuͤrſten Feder und Munde/ und biſt von ihren Herzen ſo weit entfernet? Mit welchen
Worten die Traͤhnen haͤuffig aus ihren aͤugelein hervor drungen/ daß ſie uͤber Arbianes
Haͤnde floſſen/ aber ſein Herz viel ſtaͤrker traffen/ als die allerheftigſten Meerswellen/ wann
ſie gegen die Felſenſchlagen/ und ganze Fuder Steine hinweg reiſſen. O ihr allerſchoͤnſten
Augelein; ſagte er/ wollet ihr dann durch dieſe Traͤhnen- Bach mein bißher lichterlohe
brennendes Herz nun ganz und gar erſåuffen? O ſtillet ſtillet euch/ und laſſet meine Augen
dieſes verrichten. Aber O ihr Traͤhnen/ bin ich eures flieſſens Urſach/ ſo machet mirs kund/
damit wegen dieſes unverantwortlichen frevels ich mich gebührlich abſtraffe. Nein/ ſagte
ſie/ kein lebendiger Menſch iſt dieſer Traͤhnen Urſach/ nur das leidige Gluͤk/ welches mich
in dieſe Gefahr geſtuͤrzet/ dem boßhaften Wendiſchen Raͤuber mich uͤberliefert/ und einen
ſolchen Fuͤrſten mir zum Erretter/ zugeſchicket hat/ welcher ohn Urſach mich in der einſa-
men Fremde verlaſſen/ und mich einem unflaͤtigen Bauren anvertrauen wil. Arbianes
wiſchete ihr mit ſeinem Tuͤchlein die Traͤhnen ab/ und ſagete: Ach Gott/ ich bekeñe willig/
daß meine unvorſichtige Reden ihre Durchl. veranlaſſet haben/ meine Traͤue und Glau-
ben in zweiffel zuzihen/ und wåhre ungleich beſſer geweſen/ ich haͤtte meines Herzen mattig-
keit verſchwiegen gehalten/ und meine Reiſe ſo weit fortgeſetzet/ als mein Leben mich beglei-
ten wird/ wann ihrer Liebe ja nicht gefallen kan/ durch eine beſtaͤndige Erklaͤrung meine ar-

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[520/0526] Siebendes Buch. Verſchwiegenheit fodere ich von dir am allermeiſten. Dieſer wahr willig/ ginghin/ und verrichtete den Befehl. Arbianes hatte ſein herzliebes Fraͤulein auff ſeiner Schoß ſitzen/ lehnete ſein Haͤupt an ihres/ und horcheten miteinander fleiſſig zu. Unterdeſſen nun Wolf- gang nach der Schenke wahr/ fing Arbianes an/ da ers zuvor gelaſſen hatte/ und ſagte zu ihr: O du allerſüſſeſte Vergnuͤgung der gluͤkhaften Liebe! O wann werde ich mich deiner dereins auch zuerfreuen haben? mein auserwaͤhltes Fraͤulein/ goͤnnet bitte ich/ eurem be- reitwilligſten Knechte/ daß durch betrachtung eurer vortreflichſten Volkommenheit er ſei- ne Gedanken/ welche faſt leztzuͤgig ſind/ ergetzen moͤge/ und labet doch ſeine verzweiffelten Geiſter mit dem allerſuͤſſeſten erquikwaſſer eurer kraftbringenden Barmherzigkeit und guͤ- te/ damit meine ſchwachen Glieder geſtaͤrket und zur Reiſe/ welche wir dieſe Nacht werden tuhn muͤſſen/ duͤchtig und beſtand ſeyn moͤgen; kan aber dieſes mein inbrünſtiges anſuchen nicht erhoͤret werden/ ſo freue ich mich doch/ daß der junge Baur ſich ohnzweiffel bemuͤhen wird/ mein Fraͤulein zu den lieben ihrigen ſicher durchzubringen. Dieſes redete er mit ſo ſchwacher Stimme/ und abgebrochenen Worten; daß daher gnug erſchiene/ wie heftig ſeine Geiſter von der Liebe geplaget wurden. Dem Fraͤulein ging dieſe Rede ſehr zu herzen/ kunte doch ſchamhalber ihm die vergnuͤgliche Verſprechung nicht leiſten/ ob gleich ihr Heꝛz darzu willig wahr/ ſondern fing alſo an: O wehe mir armen verlaſſenẽ Tochter! wil mein Fuͤrſt ſo unbarmherzig mit mir handeln/ und in dieſer allerhoͤchſten Gefahr/ meine Ehr uñ Leben einem groben unverſtaͤndigen Baurenflegel anvertrauen/ der umb eines Groſchen willen mich verrahten und verkaͤuffen duͤrfte/ da doch ſeine ſo wol ſchrift-als muͤndlich mir getahne verheiſſungen viel anders klungen; ſo haͤtte er weit beſſer an mir getahn/ daß er mich mit ſamt den Raͤubern erſchlagen haͤtte/ dann ſo waͤhre ich ja dem Ungluͤk auff ein- mahl entgangen/ und duͤrfte mich nicht aufs neue einiger Entführung und angedraͤueten Schande befuͤrchten. O Traͤue/ O Glaube wo biſtu? ſchwebeſtu auch nur in der maͤchti- gen Fuͤrſten Feder und Munde/ und biſt von ihren Herzen ſo weit entfernet? Mit welchen Worten die Traͤhnen haͤuffig aus ihren aͤugelein hervor drungen/ daß ſie uͤber Arbianes Haͤnde floſſen/ aber ſein Herz viel ſtaͤrker traffen/ als die allerheftigſten Meerswellen/ wann ſie gegen die Felſenſchlagen/ und ganze Fuder Steine hinweg reiſſen. O ihr allerſchoͤnſten Augelein; ſagte er/ wollet ihr dann durch dieſe Traͤhnen- Bach mein bißher lichterlohe brennendes Herz nun ganz und gar erſåuffen? O ſtillet ſtillet euch/ und laſſet meine Augen dieſes verrichten. Aber O ihr Traͤhnen/ bin ich eures flieſſens Urſach/ ſo machet mirs kund/ damit wegen dieſes unverantwortlichen frevels ich mich gebührlich abſtraffe. Nein/ ſagte ſie/ kein lebendiger Menſch iſt dieſer Traͤhnen Urſach/ nur das leidige Gluͤk/ welches mich in dieſe Gefahr geſtuͤrzet/ dem boßhaften Wendiſchen Raͤuber mich uͤberliefert/ und einen ſolchen Fuͤrſten mir zum Erretter/ zugeſchicket hat/ welcher ohn Urſach mich in der einſa- men Fremde verlaſſen/ und mich einem unflaͤtigen Bauren anvertrauen wil. Arbianes wiſchete ihr mit ſeinem Tuͤchlein die Traͤhnen ab/ und ſagete: Ach Gott/ ich bekeñe willig/ daß meine unvorſichtige Reden ihre Durchl. veranlaſſet haben/ meine Traͤue und Glau- ben in zweiffel zuzihen/ und wåhre ungleich beſſer geweſen/ ich haͤtte meines Herzen mattig- keit verſchwiegen gehalten/ und meine Reiſe ſo weit fortgeſetzet/ als mein Leben mich beglei- ten wird/ wann ihrer Liebe ja nicht gefallen kan/ durch eine beſtaͤndige Erklaͤrung meine ar- beitende

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/526>, abgerufen am 26.05.2024.