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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
chen Zuneigung/ und versprach ihm im übrigen allen möglichen und bereitwilligen Ge-
horsam/ mit Beteurung/ ihr Glaube währe nicht also beschaffen/ daß man die Menschen
mit Gewalt darzu zwingen müste/ sondern wann die Untertahnen sich nicht wolten durch
Freundligkeit leiten lassen/ währen sie nicht willens/ jemand zunöhtigen; wiewol sie auch
nicht zugeben könten/ daß die Unte rtahnen sie und andere/ wegen solches Glaubens verfol-
gen solten/ da etliche aus gutem freyen Willen ihn annehmen würden. Bald darauf nam
Leches einen Abtrit/ vorgebend/ er wolte etlicher Geschäffte halber bey dem Heer Anord-
nung tuhn/ verfügete sich hin zu Herkules/ mit der erfreulichen Zeitung/ der Großfürst
hätte auff Fürst Baldrichs Rede und gegebenen Bericht/ sich nach Wunsch erkläret/ wol-
te seinen Kindern/ und jederman Glaubens Freiheit gönnen/ und deswegen niemand ge-
hässig seyn; erkennete schon guten teils/ daß seiner Pfaffen Verleumdung auff Lügen be-
ruhete/ und liesse sich vernehmen/ daß er nicht abgeneigt sey/ von der Christlichen Lehre
besseren Unterricht anzuhören/ nachdem Fürst Baldrich durch sein ernstliches Vorbrin-
gen ihn zur mildiglichen Vergiessung seiner Trähnen bewäget hätte; welches sie alle hoffen
machete/ er würde mit der Zeit selbst können gewonnen/ und zur Erkäntniß der himlischen
Warheit angeführet werden. Herkules wuste nicht/ wie er seine Vergnügung hierüber
auslassen solte/ und fing an: Dir sey Dank und Preiß/ O mein HErr JEsus/ daß du mir
meines Vaters Herz wieder zugewendet/ und dem Christentuhm ihn gewogener gemacht
hast/ daß ich nunmehr in guter Hoffnung stehe/ ich werde nach diesem Leben nit allein vor
mich/ sondern zugleich mit meinen hezlieben Eltern der himlischen Seligkeit geniessen. Er
und Ladisla rieben die angestrichene Farbe ab legten ihre Kleider an/ und erwarteten nichts/
als daß Baldrich/ genommener Abrede nach/ mit seinen Eltern des Weges hergehen sol-
te/ wie dann bald darauff geschahe/ und er dessen zeitig gnug berichtet ward; deswegen er
sein Gemahl bey der Hand fassete/ und seinen Eltern entgegen ging/ hielt sich auch fest/ die
Freuden Trähnen einzuzwingen/ die wider seinen Willen loßbrechen wolten. Seine El-
tern sahen ihn von ferne in der von Demanten schimmernder Kleidung daher treten/ und
frageten Baldrich/ wz vor trefliche Leute jene wären/ die in mehr als Königlichem Pracht
sich sehen liessen? Herzlieber Herr Vater und Fr. Mutter/ antwortete er; es ist eben der
tapffere Held/ welcher heut die Feld Schlacht wider den Feind geordnet/ den ersten Angrif
getahn/ und durch seine hohe Erfahrenheit zustreiten/ das Feld erhalten hat- Die/ so er bey
der Hand führet/ ist sein einiggeliebtes Gemahl/ die Ehre und Kron des ganzen weiblichen
Geschlechtes; und sehet/ wie sie eilen/ euch wirdig zuempfahen; hoffe demnach/ meine ge-
liebete Eltern werden nunmehr in der nähe ihren wirdigsten Sohn Herkules/ und die un-
vergleichliche Valiska erkennen/ dann eben die sind es/ und keine andere. Uber dieser Rede
erstarreten die Eltern/ daß sie weder vor sich gehe[n] noch ein einziges Wort sprechen kun-
ten. Herkules aber eilete mit seiner Valisken ihnen stark entgegen/ dann die kindliche In-
brunst trieb ihn fort; und als er nahe vor sie kam/ setzete er sich vor dem Vater auf die Knie/
küssete ihm die Hand ganz anmuhtig/ und fing also an: Gnädigster herzallerliebster Herr
und Vater/ euer Sohn Herkules/ welchen der grosse Gott in dieser seiner Jugend wun-
derlich/ aber sehr gnädig und wol geführet hat/ stellet sich in kindlichem Gehorsam unter-
tähnigst ein/ nachdem er erfreulich vernommen/ daß euer liebreiches Vaterherz seine Ge-

gen-
s s s iij

Siebendes Buch.
chen Zuneigung/ und verſprach ihm im übrigen allen moͤglichen und bereitwilligen Ge-
horſam/ mit Beteurung/ ihr Glaube waͤhre nicht alſo beſchaffen/ daß man die Menſchen
mit Gewalt darzu zwingen muͤſte/ ſondern wann die Untertahnen ſich nicht wolten durch
Freundligkeit leiten laſſen/ waͤhren ſie nicht willens/ jemand zunoͤhtigen; wiewol ſie auch
nicht zugeben koͤnten/ daß die Unte rtahnen ſie und andere/ wegen ſolches Glaubens verfol-
gen ſolten/ da etliche aus gutem freyen Willen ihn annehmen wuͤrden. Bald darauf nam
Leches einen Abtrit/ vorgebend/ er wolte etlicher Geſchaͤffte halber bey dem Heer Anord-
nung tuhn/ verfuͤgete ſich hin zu Herkules/ mit der erfreulichen Zeitung/ der Großfuͤrſt
haͤtte auff Fuͤrſt Baldrichs Rede und gegebenen Bericht/ ſich nach Wunſch erklaͤret/ wol-
te ſeinen Kindern/ und jederman Glaubens Freiheit goͤnnen/ und deswegen niemand ge-
haͤſſig ſeyn; erkennete ſchon guten teils/ daß ſeiner Pfaffen Verleumdung auff Luͤgen be-
ruhete/ und lieſſe ſich vernehmen/ daß er nicht abgeneigt ſey/ von der Chriſtlichen Lehre
beſſeren Unterricht anzuhoͤren/ nachdem Fuͤrſt Baldrich durch ſein ernſtliches Vorbrin-
gen ihn zur mildiglichen Vergieſſung ſeiner Traͤhnen bewaͤget haͤtte; welches ſie alle hoffen
machete/ er wuͤrde mit der Zeit ſelbſt koͤnnen gewonnen/ und zur Erkaͤntniß der himliſchen
Warheit angefuͤhret werden. Herkules wuſte nicht/ wie er ſeine Vergnuͤgung hieruͤber
auslaſſen ſolte/ und fing an: Dir ſey Dank und Preiß/ O mein HErr JEſus/ daß du mir
meines Vaters Herz wieder zugewendet/ und dem Chriſtentuhm ihn gewogener gemacht
haſt/ daß ich nunmehr in guter Hoffnung ſtehe/ ich werde nach dieſem Leben nit allein vor
mich/ ſondern zugleich mit meinen hezlieben Eltern der himliſchen Seligkeit genieſſen. Eꝛ
und Ladiſla rieben die angeſtrichene Farbe ab legten ihre Kleider an/ und eꝛwartetẽ nichts/
als daß Baldrich/ genommener Abrede nach/ mit ſeinen Eltern des Weges hergehen ſol-
te/ wie dann bald darauff geſchahe/ und er deſſen zeitig gnug berichtet ward; deswegen er
ſein Gemahl bey der Hand faſſete/ und ſeinen Eltern entgegen ging/ hielt ſich auch feſt/ die
Freuden Traͤhnen einzuzwingen/ die wider ſeinen Willen loßbrechen wolten. Seine El-
tern ſahen ihn von ferne in der von Demanten ſchimmernder Kleidung daher treten/ und
frageten Baldrich/ wz vor trefliche Leute jene waͤren/ die in mehr als Koͤniglichem Pracht
ſich ſehen lieſſen? Herzlieber Herr Vater und Fr. Mutter/ antwortete er; es iſt eben der
tapffere Held/ welcher heut die Feld Schlacht wider den Feind geordnet/ den erſten Angrif
getahn/ und durch ſeine hohe Erfahrenheit zuſtreiten/ das Feld erhalten hat- Die/ ſo er bey
der Hand fuͤhret/ iſt ſein einiggeliebtes Gemahl/ die Ehre und Kron des ganzen weiblichẽ
Geſchlechtes; und ſehet/ wie ſie eilen/ euch wirdig zuempfahen; hoffe demnach/ meine ge-
liebete Eltern werden nunmehr in der naͤhe ihren wirdigſten Sohn Herkules/ und die un-
vergleichliche Valiſka erkennen/ dann eben die ſind es/ und keine andere. Uber dieſer Rede
erſtarreten die Eltern/ daß ſie weder vor ſich gehe[n] noch ein einziges Wort ſprechen kun-
ten. Herkules aber eilete mit ſeiner Valiſken ihnen ſtark entgegen/ dann die kindliche In-
brunſt trieb ihn fort; und als er nahe vor ſie kam/ ſetzete er ſich vor dem Vater auf die Knie/
kuͤſſete ihm die Hand ganz anmuhtig/ und fing alſo an: Gnaͤdigſter herzallerliebſter Herr
und Vater/ euer Sohn Herkules/ welchen der groſſe Gott in dieſer ſeiner Jugend wun-
derlich/ aber ſehr gnaͤdig und wol gefuͤhret hat/ ſtellet ſich in kindlichem Gehorſam unter-
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[509/0515] Siebendes Buch. chen Zuneigung/ und verſprach ihm im übrigen allen moͤglichen und bereitwilligen Ge- horſam/ mit Beteurung/ ihr Glaube waͤhre nicht alſo beſchaffen/ daß man die Menſchen mit Gewalt darzu zwingen muͤſte/ ſondern wann die Untertahnen ſich nicht wolten durch Freundligkeit leiten laſſen/ waͤhren ſie nicht willens/ jemand zunoͤhtigen; wiewol ſie auch nicht zugeben koͤnten/ daß die Unte rtahnen ſie und andere/ wegen ſolches Glaubens verfol- gen ſolten/ da etliche aus gutem freyen Willen ihn annehmen wuͤrden. Bald darauf nam Leches einen Abtrit/ vorgebend/ er wolte etlicher Geſchaͤffte halber bey dem Heer Anord- nung tuhn/ verfuͤgete ſich hin zu Herkules/ mit der erfreulichen Zeitung/ der Großfuͤrſt haͤtte auff Fuͤrſt Baldrichs Rede und gegebenen Bericht/ ſich nach Wunſch erklaͤret/ wol- te ſeinen Kindern/ und jederman Glaubens Freiheit goͤnnen/ und deswegen niemand ge- haͤſſig ſeyn; erkennete ſchon guten teils/ daß ſeiner Pfaffen Verleumdung auff Luͤgen be- ruhete/ und lieſſe ſich vernehmen/ daß er nicht abgeneigt ſey/ von der Chriſtlichen Lehre beſſeren Unterricht anzuhoͤren/ nachdem Fuͤrſt Baldrich durch ſein ernſtliches Vorbrin- gen ihn zur mildiglichen Vergieſſung ſeiner Traͤhnen bewaͤget haͤtte; welches ſie alle hoffen machete/ er wuͤrde mit der Zeit ſelbſt koͤnnen gewonnen/ und zur Erkaͤntniß der himliſchen Warheit angefuͤhret werden. Herkules wuſte nicht/ wie er ſeine Vergnuͤgung hieruͤber auslaſſen ſolte/ und fing an: Dir ſey Dank und Preiß/ O mein HErr JEſus/ daß du mir meines Vaters Herz wieder zugewendet/ und dem Chriſtentuhm ihn gewogener gemacht haſt/ daß ich nunmehr in guter Hoffnung ſtehe/ ich werde nach dieſem Leben nit allein vor mich/ ſondern zugleich mit meinen hezlieben Eltern der himliſchen Seligkeit genieſſen. Eꝛ und Ladiſla rieben die angeſtrichene Farbe ab legten ihre Kleider an/ und eꝛwartetẽ nichts/ als daß Baldrich/ genommener Abrede nach/ mit ſeinen Eltern des Weges hergehen ſol- te/ wie dann bald darauff geſchahe/ und er deſſen zeitig gnug berichtet ward; deswegen er ſein Gemahl bey der Hand faſſete/ und ſeinen Eltern entgegen ging/ hielt ſich auch feſt/ die Freuden Traͤhnen einzuzwingen/ die wider ſeinen Willen loßbrechen wolten. Seine El- tern ſahen ihn von ferne in der von Demanten ſchimmernder Kleidung daher treten/ und frageten Baldrich/ wz vor trefliche Leute jene waͤren/ die in mehr als Koͤniglichem Pracht ſich ſehen lieſſen? Herzlieber Herr Vater und Fr. Mutter/ antwortete er; es iſt eben der tapffere Held/ welcher heut die Feld Schlacht wider den Feind geordnet/ den erſten Angrif getahn/ und durch ſeine hohe Erfahrenheit zuſtreiten/ das Feld erhalten hat- Die/ ſo er bey der Hand fuͤhret/ iſt ſein einiggeliebtes Gemahl/ die Ehre und Kron des ganzen weiblichẽ Geſchlechtes; und ſehet/ wie ſie eilen/ euch wirdig zuempfahen; hoffe demnach/ meine ge- liebete Eltern werden nunmehr in der naͤhe ihren wirdigſten Sohn Herkules/ und die un- vergleichliche Valiſka erkennen/ dann eben die ſind es/ und keine andere. Uber dieſer Rede erſtarreten die Eltern/ daß ſie weder vor ſich gehen noch ein einziges Wort ſprechen kun- ten. Herkules aber eilete mit ſeiner Valiſken ihnen ſtark entgegen/ dann die kindliche In- brunſt trieb ihn fort; und als er nahe vor ſie kam/ ſetzete er ſich vor dem Vater auf die Knie/ kuͤſſete ihm die Hand ganz anmuhtig/ und fing alſo an: Gnaͤdigſter herzallerliebſter Herr und Vater/ euer Sohn Herkules/ welchen der groſſe Gott in dieſer ſeiner Jugend wun- derlich/ aber ſehr gnaͤdig und wol gefuͤhret hat/ ſtellet ſich in kindlichem Gehorſam unter- taͤhnigſt ein/ nachdem er erfreulich vernommen/ daß euer liebreiches Vaterherz ſeine Ge- gen- ſ ſ ſ iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/515>, abgerufen am 22.11.2024.