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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
bißher nichts gehöret/ als daß umb eines Weibes willen er der Römer Joch ohn einigen
Schwertschlag über sich genommen/ und ihnen als ein Knecht bedienet währe; daher
man ihn mehr vor einen Sklaven als König achten müste/ und zugleich unwirdig schätzen/
mit welchem ein freier Fürst absonderliche Handwechselung hielte; So wüste man über-
das schon/ daß kein Teutscher junger Fürst mehr im Leben währe/ und sein Sohn viel zu an-
del/ mit einem ertichteten Fürsten sich zuschmeissen; den begehreten Abtrag wolte er ihm
diese Stunde machen/ und ohn weitere Anfoderung willig und gerne vergnügen/ daß er
dessen forthin nicht mehr begehren solte: Leches antwortete hierauff: Daß mein gnädig-
ster König seine freiheit den Römern übergeben/ und deren Dienstbarkeit solte über sich ge-
nommen haben/ ist eine offentliche Land- und Schandlüge/ und wird von deinem Fürsten
nur zu dem Ende ertichtet/ daß er sich des absonderlichen Kampffs entbrechen möge/ wel-
ches ihm doch sein Leben nicht lange fristen wird. Ob auch der Durchl. Fürst Baldrich
tod oder im Leben sey/ wird seine streitbare Faust gar bald Kundschafft geben. So sage du
nun deinem Fürsten zum endlichen Schlusse: Mein gnädigster König halte deinen Für-
sten als einen überzeugeten öffentlichen Strassen Räuber und Menschen Dieb unwirdig
seines Schwerts/ und sich zu hoch/ seine Hände mit solchem nichtigen Blute zubesudeln/
gelebe auch der Hoffnung/ es werde der gerechte Gott seiner guten Sache beypflichten/ und
ihm gönnen/ daß der ruchlose Räuber zur gebührlichen Straffe gezogen werde. Gunde-
rich wiedersprach diesem/ als einer unbillichen Schmähung/ die einem Heerhold nicht frey
hingehen müste. Aber Leches sagte zu ihm: Mein Kerl/ hier gilt nicht lange zankens/ son-
dern ich bleibe auff meinem Vorbringen/ dessen ich gnugsame Volmacht habe/ und weil
du mir dräuest/ fodere ich dich auff einen absonderlichen Kampf/ welchen du mit mir aus-
tragen must/ wo du sonst Ritter Standes nicht wilt unwirdig gescholten seyn. Kehrete hie-
mit umb/ und rennete Sporenstreiches nach ihrem Heer/ weil er etliche sich hervor tuhn
sahe/ die ihn schelmichter weise angreiffen wolten/ und darzu von ihrem Fürsten ausdrük-
lich hingeschikt wurden. Nun wahr Gunderich nicht allein ein sehr verwägener/ sondern
auch wol geübeter starker Ritter/ welcher ihm schon die Hoffnung gefasset hatte/ des Va-
ters und Sohns Zwiespalt solte zu seiner Erhöhung dienen/ ob sie unter einander sich auf-
reiben möchten/ weil alsdann er der näheste Erbe währe; daher er sich auch bey solcher
Uneinigkeit bezeigete/ daß er so wenig dem einen als dem andern Beystand leisten wolte/
und ob er gleich von beiderseits Anhange darzu gereizet ward/ wendete er beständigst ein/
es wolte ihm durchaus nicht gebühren/ sich zwischen seines gnädigsten Fürsten und dessen
Sohns Streithändel einzumischen/ wann sie aber ihn zu ihrer Versöhnung gebrauchen
wolten/ währe er willig und schuldig alle seine Kräffte daran zustrecken. Die Ausfoderung
von Leches nam er getrost an/ und mit diesen Worten baht er seinen Fürsten umb Vergün-
stigung den Kampff auszuüben: Großmächtiger Fürst; mein Sinn/ der mich noch nicht
betrogen hat/ saget mir gänzlich zu/ dieser schmähsüchtige Gesanter müsse den Lohn seines
frechen Mauls von meinem Schwerte einnehmen/ welches er so frevelmühtig ausgefo-
dert hat; bitte demnach untertähnigst/ Eure Durchl. wolle mir gnädig erlauben/ daß un-
serm Heer ich die Bahn öfne/ und dem herlichen Siege über die tölpischen Böhmen und
Sachsen den rühmlichen Anfang mache; hernach wollen wir des Böhmischen Königes

unbe-
q q q ij

Siebendes Buch.
bißher nichts gehoͤret/ als daß umb eines Weibes willen er der Roͤmer Joch ohn einigen
Schwertſchlag uͤber ſich genommen/ und ihnen als ein Knecht bedienet waͤhre; daher
man ihn mehr vor einen Sklaven als Koͤnig achten muͤſte/ und zugleich unwirdig ſchaͤtzẽ/
mit welchem ein freier Fuͤrſt abſonderliche Handwechſelung hielte; So wuͤſte man uͤber-
das ſchon/ daß kein Teutſcher junger Fuͤrſt mehr im Leben waͤhre/ und ſein Sohn viel zu ã-
del/ mit einem ertichteten Fuͤrſten ſich zuſchmeiſſen; den begehreten Abtrag wolte er ihm
dieſe Stunde machen/ und ohn weitere Anfoderung willig und gerne vergnuͤgen/ daß er
deſſen forthin nicht mehr begehren ſolte: Leches antwortete hierauff: Daß mein gnaͤdig-
ſter Koͤnig ſeine freiheit den Roͤmern uͤbergeben/ und deren Dienſtbarkeit ſolte uͤber ſich ge-
nommen haben/ iſt eine offentliche Land- und Schandluͤge/ und wird von deinem Fuͤrſten
nur zu dem Ende ertichtet/ daß er ſich des abſonderlichen Kampffs entbrechen moͤge/ wel-
ches ihm doch ſein Leben nicht lange friſten wird. Ob auch der Durchl. Fuͤrſt Baldrich
tod oder im Leben ſey/ wird ſeine ſtreitbare Fauſt gar bald Kundſchafft geben. So ſage du
nun deinem Fuͤrſten zum endlichen Schluſſe: Mein gnaͤdigſter Koͤnig halte deinen Fuͤr-
ſten als einen uͤberzeugeten oͤffentlichen Straſſen Raͤuber und Menſchen Dieb unwirdig
ſeines Schwerts/ und ſich zu hoch/ ſeine Haͤnde mit ſolchem nichtigen Blute zubeſudeln/
gelebe auch der Hoffnung/ es werde der gerechte Gott ſeiner guten Sache beypflichten/ uñ
ihm goͤnnen/ daß der ruchloſe Raͤuber zur gebuͤhrlichen Straffe gezogen werde. Gunde-
rich wiederſprach dieſem/ als einer unbillichen Schmaͤhung/ die einem Heerhold nicht frey
hingehen muͤſte. Aber Leches ſagte zu ihm: Mein Kerl/ hier gilt nicht lange zankens/ ſon-
dern ich bleibe auff meinem Vorbringen/ deſſen ich gnugſame Volmacht habe/ und weil
du mir draͤueſt/ fodere ich dich auff einen abſonderlichen Kampf/ welchen du mit mir aus-
tragen muſt/ wo du ſonſt Ritter Standes nicht wilt unwirdig geſcholten ſeyn. Kehrete hie-
mit umb/ und rennete Sporenſtreiches nach ihrem Heer/ weil er etliche ſich hervor tuhn
ſahe/ die ihn ſchelmichter weiſe angreiffen wolten/ und darzu von ihrem Fuͤrſten ausdruͤk-
lich hingeſchikt wurden. Nun wahr Gunderich nicht allein ein ſehr verwaͤgener/ ſondern
auch wol geuͤbeter ſtarker Ritter/ welcher ihm ſchon die Hoffnung gefaſſet hatte/ des Va-
ters und Sohns Zwieſpalt ſolte zu ſeiner Erhoͤhung dienen/ ob ſie unter einander ſich auf-
reiben moͤchten/ weil alsdann er der naͤheſte Erbe waͤhre; daher er ſich auch bey ſolcher
Uneinigkeit bezeigete/ daß er ſo wenig dem einen als dem andern Beyſtand leiſten wolte/
und ob er gleich von beiderſeits Anhange darzu gereizet ward/ wendete er beſtaͤndigſt ein/
es wolte ihm durchaus nicht gebuͤhren/ ſich zwiſchen ſeines gnaͤdigſten Fuͤrſten und deſſen
Sohns Streithaͤndel einzumiſchen/ wann ſie aber ihn zu ihrer Verſoͤhnung gebrauchen
wolten/ waͤhre er willig und ſchuldig alle ſeine Kraͤffte daran zuſtrecken. Die Ausfoderung
von Leches nam er getroſt an/ und mit dieſen Worten baht er ſeinen Fuͤrſten umb Verguͤn-
ſtigung den Kampff auszuuͤben: Großmaͤchtiger Fuͤrſt; mein Sinn/ der mich noch nicht
betrogen hat/ ſaget mir gaͤnzlich zu/ dieſer ſchmaͤhſuͤchtige Geſanter muͤſſe den Lohn ſeines
frechen Mauls von meinem Schwerte einnehmen/ welches er ſo frevelmuͤhtig ausgefo-
dert hat; bitte demnach untertaͤhnigſt/ Eure Durchl. wolle mir gnaͤdig erlauben/ daß un-
ſerm Heer ich die Bahn oͤfne/ und dem herlichen Siege uͤber die toͤlpiſchen Boͤhmen und
Sachſen den rühmlichen Anfang mache; hernach wollen wir des Boͤhmiſchen Koͤniges

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/497>, abgerufen am 22.11.2024.