Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch. ten/ daß er nach seiner guten Gelegenheit zuzeiten auff die darzu behörige Landgüter reite/und Auffsicht habe/ daß der Ackerbau geträulich in acht genommen werde/ und sollet ihm meinet wegen alle Monat 20 Kronen samt gnugsamer Speise/ Trank/ und Bürgerlicher Kleidung ausfolgen lassen; Und dafern ihr euch aus gutem freien willen auch zum Christ- lichen Glauben hinbegeben könnet/ sagte er zu Dametas seiner Frauen/ sollet ihr alles gu- ten mit zugeniessen haben/ wo nicht/ wil ich euch zwar von eurem Ehegatten nicht abschei- den/ aber doch werdet ihr euch selbst Unterhalt schaffen müssen. Der fromme Alte fiel nie- der in die Knie/ und bedankete sich vor solche hohe Gnade mit weinenden Augen; hernach wendete er sich zu seiner Frauen/ und vermahnete sie/ daß sie sich ihres offemahligen Ver- sprechens erinnern/ und ihrer Seelen und Leibes Wolfahrt wahrnehmen/ ja auch seines Gottes Gnade und Schickung erkennen solte. Welche sich darauff neben ihn auf die Knie setzete/ und also anfing: Ihr grosse Fürsten und Fürstinnen gegenwärtig; ich bekenne/ daß biß daher mein lieber Mann mich auf keinerley weise hat können zum Christlichen Glau- ben bewägen/ wie hefftig ers ihm gleich hat lassen angelegen seyn; dessen aber meiner mei- nung nach er selbst mit ursach ist; gestaltsam/ da ich vor viel Jahren ihm verweißlich vor- warff/ wie er doch so albern währe/ und umb eines Gottes willen/ der seine Gläubigen so verfolgen liesse/ alle andere Götter verachtete/ und diesem einigen so fest anhinge/ daß er um dessen willen alles das seine verliesse; gab er mir zur Antwort: Sein Gott währe so gnä- dig und reich/ daß er seinen Gläubigen alles hundertfältig zuvergelten versprochen hätte/ was sie etwa an zeitlichen Gütern umb seinet willen verlassen würden. Nun habe ich biß- her auff solche Vergeltung geharret/ des steiffen Vorsatzes/ daß/ so bald selbe sich blicken liesse/ ich den Christlichen Glauben annehmen wolte. Und weil dieselbe schon vorhanden ist/ so erkenne ich daher/ daß der Christen Gott warhafftig sey/ und wil forthin bey demsel- ben leben und sterben. Herkules antwortete: Gute Frau/ ich wil in eurem schwachen Glau- bensanfange euch nicht irre machen/ wiewol ihr eures Mannes Reden unrecht verstanden/ und Gottes Vergeltung auff diese zeitlichen Güter hingezogen habt/ welche von den künf- tigen ewigen zuverstehen ist; wie ihr dann nach diesem euch werdet unterrichten lassen. Hieß sie beyde auffstehen/ und musten Klaudius und sein Weib ihren Eltern die 200 Kronen zustellen/ denen die andere anwesende eine Beysteur tahten/ daß sie 800 Kronen baar bekahmen/ und sich wegerten alles anzunehmen; erhielten endlich auch durch einen Fußfall gar leicht/ daß sie die übrige Zeit ihres Lebens in dem Flecken zubringen möchten; da ihnen dann der Stathalter zu Padua verhieß/ ihnen zu ihrem Unterhalt alles gnug zu verschaffen. Nun wohnete ein armer frommer Christ in demselben Flecken/ dem Dametas eine Almosen baht/ und von Herkules zur Antwort bekam/ er solte demselben seines Schwie- ger Sohns Hauß und Acker schenken/ er wolte ihm solches schon wieder ersetzen/ gab ihm darzu 50 Kronen/ daß er Mittel hätte/ den Acker zubestellen. Dem Klaudius aber verma- chete er manatlich 60 Kronen Bestallung/ und hielt ihm einen reitenden Diener; dagegen solte er geträu und fleissig seyn/ auff Wagen und Gutschen gute achtung geben/ und das baufällige zeitig bessern lassen/ dero behuef ihm unterschiedliche Rademacher zu Dienern untergeben wurden. Der einfältige Klaudius wuste nicht/ was er vor freuden beginnen solte/ bedankete sich in aller Demuht/ und versprach möglichsten Fleiß anzuwenden; wozu er
Sechſtes Buch. ten/ daß er nach ſeiner guten Gelegenheit zuzeiten auff die darzu behoͤrige Landguͤter reite/und Auffſicht habe/ daß der Ackerbau getraͤulich in acht genommen werde/ und ſollet ihm meinet wegen alle Monat 20 Kronen ſamt gnugſamer Speiſe/ Trank/ und Bürgerlicher Kleidung ausfolgen laſſen; Und dafern ihr euch aus gutem freien willen auch zum Chriſt- lichen Glauben hinbegeben koͤnnet/ ſagte er zu Dametas ſeiner Frauen/ ſollet ihr alles gu- ten mit zugenieſſen haben/ wo nicht/ wil ich euch zwar von eurem Ehegatten nicht abſchei- den/ aber doch werdet ihr euch ſelbſt Unterhalt ſchaffen muͤſſen. Der fromme Alte fiel nie- der in die Knie/ und bedankete ſich vor ſolche hohe Gnade mit weinenden Augen; hernach wendete er ſich zu ſeiner Frauen/ und vermahnete ſie/ daß ſie ſich ihres offemahligen Ver- ſprechens erinnern/ und ihrer Seelen und Leibes Wolfahrt wahrnehmen/ ja auch ſeines Gottes Gnade und Schickung erkennen ſolte. Welche ſich darauff neben ihn auf die Knie ſetzete/ und alſo anfing: Ihr groſſe Fuͤrſten und Fuͤrſtinnen gegenwaͤrtig; ich bekenne/ daß biß daher mein lieber Mann mich auf keinerley weiſe hat koͤnnen zum Chriſtlichen Glau- ben bewaͤgen/ wie hefftig ers ihm gleich hat laſſen angelegen ſeyn; deſſen aber meiner mei- nung nach er ſelbſt mit urſach iſt; geſtaltſam/ da ich vor viel Jahren ihm verweißlich vor- warff/ wie er doch ſo albern waͤhre/ und umb eines Gottes willen/ der ſeine Glaͤubigen ſo verfolgen lieſſe/ alle andere Goͤtter verachtete/ und dieſem einigen ſo feſt anhinge/ daß er um deſſen willen alles das ſeine verlieſſe; gab er mir zur Antwort: Sein Gott waͤhre ſo gnaͤ- dig und reich/ daß er ſeinen Glaͤubigen alles hundertfaͤltig zuvergelten verſprochen haͤtte/ was ſie etwa an zeitlichen Guͤtern umb ſeinet willen verlaſſen wuͤrden. Nun habe ich biß- her auff ſolche Vergeltung geharret/ des ſteiffen Vorſatzes/ daß/ ſo bald ſelbe ſich blicken lieſſe/ ich den Chriſtlichen Glauben annehmen wolte. Und weil dieſelbe ſchon vorhanden iſt/ ſo erkenne ich daher/ daß der Chriſten Gott warhafftig ſey/ und wil forthin bey demſel- ben leben und ſterben. Herkules antwortete: Gute Frau/ ich wil in eurem ſchwachẽ Glau- bensanfange euch nicht irre machen/ wiewol ihr eures Mannes Reden unrecht verſtandẽ/ und Gottes Vergeltung auff dieſe zeitlichen Guͤter hingezogen habt/ welche von den kuͤnf- tigen ewigen zuverſtehen iſt; wie ihr dann nach dieſem euch werdet unterrichten laſſen. Hieß ſie beyde auffſtehen/ und muſten Klaudius und ſein Weib ihren Eltern die 200 Kronen zuſtellen/ denen die andere anweſende eine Beyſteur tahten/ daß ſie 800 Kronen baar bekahmen/ und ſich wegerten alles anzunehmen; erhielten endlich auch durch einen Fußfall gar leicht/ daß ſie die uͤbrige Zeit ihres Lebens in dem Flecken zubringen moͤchten; da ihnen dann der Stathalter zu Padua verhieß/ ihnen zu ihrem Unterhalt alles gnug zu verſchaffen. Nun wohnete ein armer frommer Chriſt in demſelben Flecken/ dem Dametas eine Almoſen baht/ und von Herkules zur Antwort bekam/ er ſolte demſelbẽ ſeines Schwie- ger Sohns Hauß und Acker ſchenken/ er wolte ihm ſolches ſchon wieder erſetzen/ gab ihm darzu 50 Kronen/ daß er Mittel haͤtte/ den Acker zubeſtellen. Dem Klaudius aber verma- chete er manatlich 60 Kronen Beſtallung/ und hielt ihm einen reitenden Diener; dagegẽ ſolte er getraͤu und fleiſſig ſeyn/ auff Wagen und Gutſchen gute achtung geben/ und das baufaͤllige zeitig beſſern laſſen/ dero behuef ihm unterſchiedliche Rademacher zu Dienern untergeben wurden. Der einfaͤltige Klaudius wuſte nicht/ was er vor freuden beginnen ſolte/ bedankete ſich in aller Demuht/ und verſprach moͤglichſten Fleiß anzuwenden; wozu er
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Sechſtes Buch.
ten/ daß er nach ſeiner guten Gelegenheit zuzeiten auff die darzu behoͤrige Landguͤter reite/
und Auffſicht habe/ daß der Ackerbau getraͤulich in acht genommen werde/ und ſollet ihm
meinet wegen alle Monat 20 Kronen ſamt gnugſamer Speiſe/ Trank/ und Bürgerlicher
Kleidung ausfolgen laſſen; Und dafern ihr euch aus gutem freien willen auch zum Chriſt-
lichen Glauben hinbegeben koͤnnet/ ſagte er zu Dametas ſeiner Frauen/ ſollet ihr alles gu-
ten mit zugenieſſen haben/ wo nicht/ wil ich euch zwar von eurem Ehegatten nicht abſchei-
den/ aber doch werdet ihr euch ſelbſt Unterhalt ſchaffen muͤſſen. Der fromme Alte fiel nie-
der in die Knie/ und bedankete ſich vor ſolche hohe Gnade mit weinenden Augen; hernach
wendete er ſich zu ſeiner Frauen/ und vermahnete ſie/ daß ſie ſich ihres offemahligen Ver-
ſprechens erinnern/ und ihrer Seelen und Leibes Wolfahrt wahrnehmen/ ja auch ſeines
Gottes Gnade und Schickung erkennen ſolte. Welche ſich darauff neben ihn auf die Knie
ſetzete/ und alſo anfing: Ihr groſſe Fuͤrſten und Fuͤrſtinnen gegenwaͤrtig; ich bekenne/ daß
biß daher mein lieber Mann mich auf keinerley weiſe hat koͤnnen zum Chriſtlichen Glau-
ben bewaͤgen/ wie hefftig ers ihm gleich hat laſſen angelegen ſeyn; deſſen aber meiner mei-
nung nach er ſelbſt mit urſach iſt; geſtaltſam/ da ich vor viel Jahren ihm verweißlich vor-
warff/ wie er doch ſo albern waͤhre/ und umb eines Gottes willen/ der ſeine Glaͤubigen ſo
verfolgen lieſſe/ alle andere Goͤtter verachtete/ und dieſem einigen ſo feſt anhinge/ daß er um
deſſen willen alles das ſeine verlieſſe; gab er mir zur Antwort: Sein Gott waͤhre ſo gnaͤ-
dig und reich/ daß er ſeinen Glaͤubigen alles hundertfaͤltig zuvergelten verſprochen haͤtte/
was ſie etwa an zeitlichen Guͤtern umb ſeinet willen verlaſſen wuͤrden. Nun habe ich biß-
her auff ſolche Vergeltung geharret/ des ſteiffen Vorſatzes/ daß/ ſo bald ſelbe ſich blicken
lieſſe/ ich den Chriſtlichen Glauben annehmen wolte. Und weil dieſelbe ſchon vorhanden
iſt/ ſo erkenne ich daher/ daß der Chriſten Gott warhafftig ſey/ und wil forthin bey demſel-
ben leben und ſterben. Herkules antwortete: Gute Frau/ ich wil in eurem ſchwachẽ Glau-
bensanfange euch nicht irre machen/ wiewol ihr eures Mannes Reden unrecht verſtandẽ/
und Gottes Vergeltung auff dieſe zeitlichen Guͤter hingezogen habt/ welche von den kuͤnf-
tigen ewigen zuverſtehen iſt; wie ihr dann nach dieſem euch werdet unterrichten laſſen.
Hieß ſie beyde auffſtehen/ und muſten Klaudius und ſein Weib ihren Eltern die 200
Kronen zuſtellen/ denen die andere anweſende eine Beyſteur tahten/ daß ſie 800 Kronen
baar bekahmen/ und ſich wegerten alles anzunehmen; erhielten endlich auch durch einen
Fußfall gar leicht/ daß ſie die uͤbrige Zeit ihres Lebens in dem Flecken zubringen moͤchten;
da ihnen dann der Stathalter zu Padua verhieß/ ihnen zu ihrem Unterhalt alles gnug zu
verſchaffen. Nun wohnete ein armer frommer Chriſt in demſelben Flecken/ dem Dametas
eine Almoſen baht/ und von Herkules zur Antwort bekam/ er ſolte demſelbẽ ſeines Schwie-
ger Sohns Hauß und Acker ſchenken/ er wolte ihm ſolches ſchon wieder erſetzen/ gab ihm
darzu 50 Kronen/ daß er Mittel haͤtte/ den Acker zubeſtellen. Dem Klaudius aber verma-
chete er manatlich 60 Kronen Beſtallung/ und hielt ihm einen reitenden Diener; dagegẽ
ſolte er getraͤu und fleiſſig ſeyn/ auff Wagen und Gutſchen gute achtung geben/ und das
baufaͤllige zeitig beſſern laſſen/ dero behuef ihm unterſchiedliche Rademacher zu Dienern
untergeben wurden. Der einfaͤltige Klaudius wuſte nicht/ was er vor freuden beginnen
ſolte/ bedankete ſich in aller Demuht/ und verſprach moͤglichſten Fleiß anzuwenden; wozu
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/468>, abgerufen am 16.07.2024. |