Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch,
und verehelichet würde/ die hernähst ohn zweifel dessen schwere Straffe zugewarten hätten;
sein König Artabanus währe von solcher Macht/ daß der Römische Käyser sich vor ihm
fürchten müste/ daher er seinen Lehnträgern solche bespottung nicht zu gute halten würde.
Das Fräulein antwortete ihm: Sie hätte der Fürsten Sache wieder den König nicht zu
verfechten/ nur dieses möchte er wol wissen/ daß die Parthen finden würden was sie wol
nicht sucheten; und wann diesen Fürsten wegen ihrer Heiraht solte zugesetzet werden/ dürf-
ten wol ihr Bräutigam und Bruder so bald noch nicht räumen/ die sonst ehisten Abscheid
zunehmen gesinnet währen. Der Gesante wolte sich weiter nicht einlassen/ sondern hielt
an umb Morgenden Abschied und schriftliche Antwort/ welches sie ihm zu werben verhieß.
Am späten Abend wurden beyde Fürstliche Bräute ihren Gemahlen zugeführet/ ungeach-
tet die Böhmische wol der kühnheit gewesen währe/ ohn begleitung zu ihrem Herkules zu-
gehen; wie dann ihr Bruder sie damit auffzohe/ und sie es mit dem wunsche beantwortete/
daß sie nur bald zu Padua anlangen möchten. Libussa hatte Frl. Klaren aus Teutschland
Brustbildichen/ eines guten Tahlers breit/ sehr wol gemahlet/ und mit dero untergezeich-
netem Nahmen/ von ihr zum Gedächtnis empfangen/ welches sie diesen Abend ohn gefehr
fallen ließ/ und von Arbianes gefunden ward/ der aus dem Nahmen sahe/ wessen Bilde es
wahr/ und verliebete sich dergestalt daran/ daß man ihn nachdem eine zeitlang nicht frö-
lich sahe. Des folgenden Morgens gab man Sysimithres abscheid/ und keine fernere Ant-
wort/ als einen schriftlichen Beweiß/ daß er zwey Schreiben an gehörigen Ort wol ein-
geliefert/ und darauff mündliche Antwort empfangen hätte/ welche er seinem Könige/ ver-
möge seiner Pflicht wol anzeigen würde. Fürstin Valiska aber schikte dem Gesanten bey
Kleofis eine trefliche güldene Kette zur verehrung/ die er mit dank annam/ und ihrer Durchl.
dabey zugedenken sich erboht. Tyriotes hatte sich in Fr. Valisken Kammerjungfer Ame-
stris verliebet/ welches er Leches zuverstehen gab/ der ihm so wol zu hülffe kam/ daß sie ihm
des dritten Tages hernach beygelegt ward; und weil er sich schon etlichemahl im gefechte
wieder die Feinde rühmlich verhalten hatte/ schenkete ihm Pharnabazus eine freie Herr-
schaft in Susiana/ und gab ihm 6000 Reuter zuführen/ die er so wol abrichtete/ daß unter
allen Sufianern ihres gleichen nicht wahr. Also lebeten sie alle miteinander/ Herr und
Knecht/ in täglicher fröligkeit/ ohn der elende Orsillos muste sich immerfort mit schweren
Ketten schleppen/ und die unflätigste Arbeit bey sehr geringer Speise verrichten/ wobey ihm
täglich die Peitsche gegeben ward/ und ihm noch das unerträglichste wahr/ daß er nicht
eins um erleichterung anhalten durfte/ biß endlich des dritten Tages in dem Hochzeitfeste/
als er den Köchen Holz spaltete/ Libussa ihn ersahe/ und durch Timokles forschete/ was vor
ein Mensch er währe; welchem er sein Unglük zuerkennen gab/ und sehr kläglich baht/ ihm
ein untertähnigstes Bitte-Schreiben an die junge Groß Fürstin Valiska auffzusetzen/ daß
sie vor ihn bey seinem Herrn Fabius umb linderung der Straffe/ oder da es möglich/ umb
vorige Freyheit gnädigste Vorbitte tuhn möchte. Libussa wahr ohndaß mitleidig/ über-
gab solches Schreiben ihrer Gn. Frauen bey der Mahlzeit/ welche es öffnete/ und folgen-
den Inhalt lase:

Ich der ehmahls verwägene/ nun eine Zeit her hart büssende/ und mit Ketten schwer beladene
Orsillos/ falle vor der höchstberühmeten Barmherzigkeit der Durchleuchtigsten Groß Fürstin Frau

Va-

Fuͤnftes Buch,
und verehelichet wuͤrde/ die hernaͤhſt ohn zweifel deſſen ſchwere Straffe zugewarten haͤttẽ;
ſein Koͤnig Artabanus waͤhre von ſolcher Macht/ daß der Roͤmiſche Kaͤyſer ſich vor ihm
fürchten muͤſte/ daher er ſeinen Lehntraͤgern ſolche beſpottung nicht zu gute halten wuͤrde.
Das Fraͤulein antwortete ihm: Sie haͤtte der Fuͤrſten Sache wieder den Koͤnig nicht zu
verfechten/ nur dieſes moͤchte er wol wiſſen/ daß die Parthen finden wuͤrden was ſie wol
nicht ſucheten; und wañ dieſen Fuͤrſten wegen ihrer Heiraht ſolte zugeſetzet werden/ dürf-
ten wol ihr Braͤutigam und Bruder ſo bald noch nicht raͤumen/ die ſonſt ehiſten Abſcheid
zunehmen geſinnet waͤhren. Der Geſante wolte ſich weiter nicht einlaſſen/ ſondern hielt
an umb Morgenden Abſchied uñ ſchriftliche Antwort/ welches ſie ihm zu werben verhieß.
Am ſpaͤten Abend wurden beyde Fuͤrſtliche Braͤute ihren Gemahlen zugefuͤhret/ ungeach-
tet die Boͤhmiſche wol der kuͤhnheit geweſen waͤhre/ ohn begleitung zu ihrem Herkules zu-
gehen; wie dann ihr Bruder ſie damit auffzohe/ und ſie es mit dem wunſche beantwortete/
daß ſie nur bald zu Padua anlangen moͤchten. Libuſſa hatte Frl. Klaren aus Teutſchland
Bruſtbildichen/ eines guten Tahlers breit/ ſehr wol gemahlet/ und mit dero untergezeich-
netem Nahmen/ von ihr zum Gedaͤchtnis empfangen/ welches ſie dieſen Abend ohn gefehꝛ
fallen ließ/ und von Arbianes gefunden ward/ der aus dem Nahmen ſahe/ weſſen Bilde es
wahr/ und verliebete ſich dergeſtalt daran/ daß man ihn nachdem eine zeitlang nicht froͤ-
lich ſahe. Des folgenden Morgens gab man Syſimithres abſcheid/ und keine fernere Ant-
wort/ als einen ſchriftlichen Beweiß/ daß er zwey Schreiben an gehoͤrigen Ort wol ein-
geliefert/ und darauff muͤndliche Antwort empfangen haͤtte/ welche er ſeinem Koͤnige/ ver-
moͤge ſeiner Pflicht wol anzeigen wuͤrde. Fuͤrſtin Valiſka aber ſchikte dem Geſanten bey
Kleofis eine trefliche guͤldene Kette zur verehrung/ die er mit dank añam/ uñ ihreꝛ Durchl.
dabey zugedenken ſich erboht. Tyriotes hatte ſich in Fr. Valiſken Kammerjungfer Ame-
ſtris verliebet/ welches er Leches zuverſtehen gab/ der ihm ſo wol zu huͤlffe kam/ daß ſie ihm
des dritten Tages hernach beygelegt ward; und weil er ſich ſchon etlichemahl im gefechte
wieder die Feinde ruͤhmlich verhalten hatte/ ſchenkete ihm Pharnabazus eine freie Herr-
ſchaft in Suſiana/ und gab ihm 6000 Reuter zufuͤhren/ die er ſo wol abrichtete/ daß unter
allen Sufianern ihres gleichen nicht wahr. Alſo lebeten ſie alle miteinander/ Herr und
Knecht/ in taͤglicher froͤligkeit/ ohn der elende Orſillos muſte ſich immerfort mit ſchweren
Ketten ſchleppen/ und die unflaͤtigſte Arbeit bey ſehr geringer Speiſe verrichtẽ/ wobey ihm
taͤglich die Peitſche gegeben ward/ und ihm noch das unertraͤglichſte wahr/ daß er nicht
eins um erleichterung anhalten durfte/ biß endlich des dritten Tages in dem Hochzeitfeſte/
als er den Koͤchen Holz ſpaltete/ Libuſſa ihn erſahe/ und durch Timokles forſchete/ was vor
ein Menſch er waͤhre; welchem er ſein Ungluͤk zuerkennen gab/ und ſehr klaͤglich baht/ ihm
ein untertaͤhnigſtes Bitte-Schreiben an die junge Groß Fuͤrſtin Valiſka auffzuſetzen/ daß
ſie vor ihn bey ſeinem Herrn Fabius umb linderung der Straffe/ oder da es moͤglich/ umb
vorige Freyheit gnaͤdigſte Vorbitte tuhn moͤchte. Libuſſa wahr ohndaß mitleidig/ uͤber-
gab ſolches Schreiben ihrer Gn. Frauen bey der Mahlzeit/ welche es oͤffnete/ und folgen-
den Inhalt laſe:

Ich der ehmahls verwaͤgene/ nun eine Zeit her hart buͤſſende/ und mit Ketten ſchwer beladene
Orſillos/ falle vor der hoͤchſtberuͤhmeten Barmherzigkeit der Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſtin Frau

Va-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0044" n="38"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch,</hi></fw><lb/>
und verehelichet wu&#x0364;rde/ die herna&#x0364;h&#x017F;t ohn zweifel de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chwere Straffe zugewarten ha&#x0364;tte&#x0303;;<lb/>
&#x017F;ein Ko&#x0364;nig Artabanus wa&#x0364;hre von &#x017F;olcher Macht/ daß der Ro&#x0364;mi&#x017F;che Ka&#x0364;y&#x017F;er &#x017F;ich vor ihm<lb/>
fürchten mu&#x0364;&#x017F;te/ daher er &#x017F;einen Lehntra&#x0364;gern &#x017F;olche be&#x017F;pottung nicht zu gute halten wu&#x0364;rde.<lb/>
Das Fra&#x0364;ulein antwortete ihm: Sie ha&#x0364;tte der Fu&#x0364;r&#x017F;ten Sache wieder den Ko&#x0364;nig nicht zu<lb/>
verfechten/ nur die&#x017F;es mo&#x0364;chte er wol wi&#x017F;&#x017F;en/ daß die Parthen finden wu&#x0364;rden was &#x017F;ie wol<lb/>
nicht &#x017F;ucheten; und wan&#x0303; die&#x017F;en Fu&#x0364;r&#x017F;ten wegen ihrer Heiraht &#x017F;olte zuge&#x017F;etzet werden/ dürf-<lb/>
ten wol ihr Bra&#x0364;utigam und Bruder &#x017F;o bald noch nicht ra&#x0364;umen/ die &#x017F;on&#x017F;t ehi&#x017F;ten Ab&#x017F;cheid<lb/>
zunehmen ge&#x017F;innet wa&#x0364;hren. Der Ge&#x017F;ante wolte &#x017F;ich weiter nicht einla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern hielt<lb/>
an umb Morgenden Ab&#x017F;chied un&#x0303; &#x017F;chriftliche Antwort/ welches &#x017F;ie ihm zu werben verhieß.<lb/>
Am &#x017F;pa&#x0364;ten Abend wurden beyde Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Bra&#x0364;ute ihren Gemahlen zugefu&#x0364;hret/ ungeach-<lb/>
tet die Bo&#x0364;hmi&#x017F;che wol der ku&#x0364;hnheit gewe&#x017F;en wa&#x0364;hre/ ohn begleitung zu ihrem Herkules zu-<lb/>
gehen; wie dann ihr Bruder &#x017F;ie damit auffzohe/ und &#x017F;ie es mit dem wun&#x017F;che beantwortete/<lb/>
daß &#x017F;ie nur bald zu Padua anlangen mo&#x0364;chten. Libu&#x017F;&#x017F;a hatte Frl. Klaren aus Teut&#x017F;chland<lb/>
Bru&#x017F;tbildichen/ eines guten Tahlers breit/ &#x017F;ehr wol gemahlet/ und mit dero untergezeich-<lb/>
netem Nahmen/ von ihr zum Geda&#x0364;chtnis empfangen/ welches &#x017F;ie die&#x017F;en Abend ohn gefeh&#xA75B;<lb/>
fallen ließ/ und von Arbianes gefunden ward/ der aus dem Nahmen &#x017F;ahe/ we&#x017F;&#x017F;en Bilde es<lb/>
wahr/ und verliebete &#x017F;ich derge&#x017F;talt daran/ daß man ihn nachdem eine zeitlang nicht fro&#x0364;-<lb/>
lich &#x017F;ahe. Des folgenden Morgens gab man Sy&#x017F;imithres ab&#x017F;cheid/ und keine fernere Ant-<lb/>
wort/ als einen &#x017F;chriftlichen Beweiß/ daß er zwey Schreiben an geho&#x0364;rigen Ort wol ein-<lb/>
geliefert/ und darauff mu&#x0364;ndliche Antwort empfangen ha&#x0364;tte/ welche er &#x017F;einem Ko&#x0364;nige/ ver-<lb/>
mo&#x0364;ge &#x017F;einer Pflicht wol anzeigen wu&#x0364;rde. Fu&#x0364;r&#x017F;tin Vali&#x017F;ka aber &#x017F;chikte dem Ge&#x017F;anten bey<lb/>
Kleofis eine trefliche gu&#x0364;ldene Kette zur verehrung/ die er mit dank an&#x0303;am/ un&#x0303; ihre&#xA75B; Durchl.<lb/>
dabey zugedenken &#x017F;ich erboht. Tyriotes hatte &#x017F;ich in Fr. Vali&#x017F;ken Kammerjungfer Ame-<lb/>
&#x017F;tris verliebet/ welches er Leches zuver&#x017F;tehen gab/ der ihm &#x017F;o wol zu hu&#x0364;lffe kam/ daß &#x017F;ie ihm<lb/>
des dritten Tages hernach beygelegt ward; und weil er &#x017F;ich &#x017F;chon etlichemahl im gefechte<lb/>
wieder die Feinde ru&#x0364;hmlich verhalten hatte/ &#x017F;chenkete ihm Pharnabazus eine freie Herr-<lb/>
&#x017F;chaft in Su&#x017F;iana/ und gab ihm 6000 Reuter zufu&#x0364;hren/ die er &#x017F;o wol abrichtete/ daß unter<lb/>
allen Sufianern ihres gleichen nicht wahr. Al&#x017F;o lebeten &#x017F;ie alle miteinander/ Herr und<lb/>
Knecht/ in ta&#x0364;glicher fro&#x0364;ligkeit/ ohn der elende Or&#x017F;illos mu&#x017F;te &#x017F;ich immerfort mit &#x017F;chweren<lb/>
Ketten &#x017F;chleppen/ und die unfla&#x0364;tig&#x017F;te Arbeit bey &#x017F;ehr geringer Spei&#x017F;e verrichte&#x0303;/ wobey ihm<lb/>
ta&#x0364;glich die Peit&#x017F;che gegeben ward/ und ihm noch das unertra&#x0364;glich&#x017F;te wahr/ daß er nicht<lb/>
eins um erleichterung anhalten durfte/ biß endlich des dritten Tages in dem Hochzeitfe&#x017F;te/<lb/>
als er den Ko&#x0364;chen Holz &#x017F;paltete/ Libu&#x017F;&#x017F;a ihn er&#x017F;ahe/ und durch Timokles for&#x017F;chete/ was vor<lb/>
ein Men&#x017F;ch er wa&#x0364;hre; welchem er &#x017F;ein Unglu&#x0364;k zuerkennen gab/ und &#x017F;ehr kla&#x0364;glich baht/ ihm<lb/>
ein unterta&#x0364;hnig&#x017F;tes Bitte-Schreiben an die junge Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin Vali&#x017F;ka auffzu&#x017F;etzen/ daß<lb/>
&#x017F;ie vor ihn bey &#x017F;einem Herrn Fabius umb linderung der Straffe/ oder da es mo&#x0364;glich/ umb<lb/>
vorige Freyheit gna&#x0364;dig&#x017F;te Vorbitte tuhn mo&#x0364;chte. Libu&#x017F;&#x017F;a wahr ohndaß mitleidig/ u&#x0364;ber-<lb/>
gab &#x017F;olches Schreiben ihrer Gn. Frauen bey der Mahlzeit/ welche es o&#x0364;ffnete/ und folgen-<lb/>
den Inhalt la&#x017F;e:</p><lb/>
          <p>Ich der ehmahls verwa&#x0364;gene/ nun eine Zeit her hart bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ende/ und mit Ketten &#x017F;chwer beladene<lb/>
Or&#x017F;illos/ falle vor der ho&#x0364;ch&#x017F;tberu&#x0364;hmeten Barmherzigkeit der Durchleuchtig&#x017F;ten Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin Frau<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Va-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0044] Fuͤnftes Buch, und verehelichet wuͤrde/ die hernaͤhſt ohn zweifel deſſen ſchwere Straffe zugewarten haͤttẽ; ſein Koͤnig Artabanus waͤhre von ſolcher Macht/ daß der Roͤmiſche Kaͤyſer ſich vor ihm fürchten muͤſte/ daher er ſeinen Lehntraͤgern ſolche beſpottung nicht zu gute halten wuͤrde. Das Fraͤulein antwortete ihm: Sie haͤtte der Fuͤrſten Sache wieder den Koͤnig nicht zu verfechten/ nur dieſes moͤchte er wol wiſſen/ daß die Parthen finden wuͤrden was ſie wol nicht ſucheten; und wañ dieſen Fuͤrſten wegen ihrer Heiraht ſolte zugeſetzet werden/ dürf- ten wol ihr Braͤutigam und Bruder ſo bald noch nicht raͤumen/ die ſonſt ehiſten Abſcheid zunehmen geſinnet waͤhren. Der Geſante wolte ſich weiter nicht einlaſſen/ ſondern hielt an umb Morgenden Abſchied uñ ſchriftliche Antwort/ welches ſie ihm zu werben verhieß. Am ſpaͤten Abend wurden beyde Fuͤrſtliche Braͤute ihren Gemahlen zugefuͤhret/ ungeach- tet die Boͤhmiſche wol der kuͤhnheit geweſen waͤhre/ ohn begleitung zu ihrem Herkules zu- gehen; wie dann ihr Bruder ſie damit auffzohe/ und ſie es mit dem wunſche beantwortete/ daß ſie nur bald zu Padua anlangen moͤchten. Libuſſa hatte Frl. Klaren aus Teutſchland Bruſtbildichen/ eines guten Tahlers breit/ ſehr wol gemahlet/ und mit dero untergezeich- netem Nahmen/ von ihr zum Gedaͤchtnis empfangen/ welches ſie dieſen Abend ohn gefehꝛ fallen ließ/ und von Arbianes gefunden ward/ der aus dem Nahmen ſahe/ weſſen Bilde es wahr/ und verliebete ſich dergeſtalt daran/ daß man ihn nachdem eine zeitlang nicht froͤ- lich ſahe. Des folgenden Morgens gab man Syſimithres abſcheid/ und keine fernere Ant- wort/ als einen ſchriftlichen Beweiß/ daß er zwey Schreiben an gehoͤrigen Ort wol ein- geliefert/ und darauff muͤndliche Antwort empfangen haͤtte/ welche er ſeinem Koͤnige/ ver- moͤge ſeiner Pflicht wol anzeigen wuͤrde. Fuͤrſtin Valiſka aber ſchikte dem Geſanten bey Kleofis eine trefliche guͤldene Kette zur verehrung/ die er mit dank añam/ uñ ihreꝛ Durchl. dabey zugedenken ſich erboht. Tyriotes hatte ſich in Fr. Valiſken Kammerjungfer Ame- ſtris verliebet/ welches er Leches zuverſtehen gab/ der ihm ſo wol zu huͤlffe kam/ daß ſie ihm des dritten Tages hernach beygelegt ward; und weil er ſich ſchon etlichemahl im gefechte wieder die Feinde ruͤhmlich verhalten hatte/ ſchenkete ihm Pharnabazus eine freie Herr- ſchaft in Suſiana/ und gab ihm 6000 Reuter zufuͤhren/ die er ſo wol abrichtete/ daß unter allen Sufianern ihres gleichen nicht wahr. Alſo lebeten ſie alle miteinander/ Herr und Knecht/ in taͤglicher froͤligkeit/ ohn der elende Orſillos muſte ſich immerfort mit ſchweren Ketten ſchleppen/ und die unflaͤtigſte Arbeit bey ſehr geringer Speiſe verrichtẽ/ wobey ihm taͤglich die Peitſche gegeben ward/ und ihm noch das unertraͤglichſte wahr/ daß er nicht eins um erleichterung anhalten durfte/ biß endlich des dritten Tages in dem Hochzeitfeſte/ als er den Koͤchen Holz ſpaltete/ Libuſſa ihn erſahe/ und durch Timokles forſchete/ was vor ein Menſch er waͤhre; welchem er ſein Ungluͤk zuerkennen gab/ und ſehr klaͤglich baht/ ihm ein untertaͤhnigſtes Bitte-Schreiben an die junge Groß Fuͤrſtin Valiſka auffzuſetzen/ daß ſie vor ihn bey ſeinem Herrn Fabius umb linderung der Straffe/ oder da es moͤglich/ umb vorige Freyheit gnaͤdigſte Vorbitte tuhn moͤchte. Libuſſa wahr ohndaß mitleidig/ uͤber- gab ſolches Schreiben ihrer Gn. Frauen bey der Mahlzeit/ welche es oͤffnete/ und folgen- den Inhalt laſe: Ich der ehmahls verwaͤgene/ nun eine Zeit her hart buͤſſende/ und mit Ketten ſchwer beladene Orſillos/ falle vor der hoͤchſtberuͤhmeten Barmherzigkeit der Durchleuchtigſten Groß Fuͤrſtin Frau Va-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/44
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/44>, abgerufen am 29.03.2024.