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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
keinen schuldig sind? Eure Dienste und Woltahten/ durch preißwirdige tapfere bestreit-
und vertilgung der verschwornen Räuber/ dem Römischen Reiche erzeiget/ deren auch
eurer Liebden Herrn Bruder und Oheim neulich teilhafftig worden sind/ haben Ehre und
vergeltung verdienet/ und zwar ein mehres/ als bißher geschehen ist; und dannoch müssen
wir uns noch durch schwere lasten/ eurer in Asien erstrittenen Schätze überladen lassen/ des-
sen unsere Fr. Mutter und wir/ uns nicht unbillich beschweren; welches auff bessere gele-
genheit sol ausgesetzet seyn. Die angebohtene Freundschaft und Verbündnis nimt dz Rö-
mische Reich willig und mit auffrichtigem Herzen an/ erkläret euch/ eure Königreiche/ Für-
stentümer und Herschaften nochmahl vor freie Freunde/ und beut euch wieder eure Fein-
de/ die nicht unter Römischen Schuz gehören/ Hülffe und beystand an/ insonderheit/ weil
eure Liebden durch Römische heyrahten/ wozu wir Glük/ Heyl und Segen wünschen/ ihre
Freundes-Gemühter gegen das Römische Reich zur gnüge erscheinen lassen. Wir werden
uns aber in dieser unser Beredung unter dem freien Himmel mässigen/ und nach Padua
uns erheben/ das hinterstellige daselbst zuverrichten. Begehrete hierauff/ daß unsere Für-
sten sich wieder zu Pferde setzen möchten/ mit Vorwendung/ es unvonnöhten gewest wäh-
re/ daß sie davon abgestiegen. Ladisla winkete ihren Pferdeknechten/ da zween starke Teut-
schen Herkules Blänken leiteten/ der sich überaus unbändig stellete/ daß der Käyser fürch-
tete/ er würde seinen Reuter nicht auffsteigen lassen; welcher aber hinzu trat/ und ihm ei-
nen Streich mit der Geissel über die Lenden gab/ welches das Pferd geduldig litte/ und sich
wie ein Lamb oder Hund von ihm streicheln ließ. Der Käyser fragete Ladisla/ was art die-
ses Pferd währe; dem er zur Antwort gab: Der Groß Fürst aus Meden/ des gegenwär-
tigen Fürst Arbianes Herr Vater hätte es eine zeitlang im Stalle gehabt/ aber wegen sei-
ner halsstarrigen Unbendigkeit nie gebrauchen können/ biß seine Frl. Schwester/ dazu-
mahl unter 16 Jahren ihres Alters/ es gebendiget und zuerst beritten; nach deren Abschied
es vorige Wildheit wieder angenommen/ biß sein Bruder Herkules es zum sonderlichen
Geschenke von hochgedachtem Groß Fürsten bekommen/ und es unter den Sattel gebracht/
wiewol es noch diese Stunde keinen Menschen/ als diese beyden seine ersten Reuter auff-
sitzen liesse. Der Käyser hörete solches mit Verwunderung an/ sahe unterdessen fleissig zu/
wie artig Herkules hinauff sprang; da das Pferd wegen seines ädlen Reuters mit solchen
Stolze die Füsse warff/ sich richtete/ und zierliche Sprünge verrichtete/ an denen doch das
allergeringste nicht zutadeln wahr. Es wolten zwar unsere Helden hinter dem Käyser her-
reiten/ aber sie musten ihm zur Seite bleiben/ und ihn zwischen sich nehmen/ und folgeten
die drey Fürsten allernähest nach/ da es allerhand freundliche Gespräch unter ihnen gab/
und ihnen der Käyser sein Verlangen nach ihrer Kundschafft wissen ließ/ mit dem erbie-
ten/ er wolte ihnen aus seinen Landschafften gerne ein Heer von 50000 und mehr/ in Per-
sen zugeschikt haben/ da er nur ihre Meynung hätte wissen mögen. Eine halbe Meile von
der Stad kahmen die beyden Stathalter/ Fabius und Pompejus mit dem treflichsten Pa-
duanischen Adel ihm entgegen/ und geleiteten ihn biß vor den neuen Hoff/ weil unsere Für-
sten ihn umb solche Ehre sehr hart anlagen/ und er viel lieber sie alsbald mit sich auff das
daselbst in der Stad belegene Käyserliche Schloß geführet hätte. Die Groß Fürstin Va-
liska mit ihrer Fürstlichen Geselschafft/ stunden haussen vor des Hofes Tohr in prächtiger

Klei-
d d d

Sechſtes Buch.
keinen ſchuldig ſind? Eure Dienſte und Woltahten/ durch preißwirdige tapfere beſtreit-
und vertilgung der verſchwornen Raͤuber/ dem Roͤmiſchen Reiche erzeiget/ deren auch
eurer Liebden Herrn Bruder und Oheim neulich teilhafftig worden ſind/ haben Ehre und
vergeltung verdienet/ und zwar ein mehres/ als bißher geſchehen iſt; und dannoch muͤſſen
wir uns noch durch ſchwere laſten/ eurer in Aſien erſtrittenen Schaͤtze uͤberladen laſſen/ deſ-
ſen unſere Fr. Mutter und wir/ uns nicht unbillich beſchweren; welches auff beſſere gele-
genheit ſol ausgeſetzet ſeyn. Die angebohtene Freundſchaft und Verbuͤndnis nimt dz Roͤ-
miſche Reich willig und mit auffrichtigem Heꝛzen an/ erklaͤret euch/ eure Koͤnigreiche/ Fuͤꝛ-
ſtentuͤmer und Herſchaften nochmahl vor freie Freunde/ und beut euch wieder eure Fein-
de/ die nicht unter Roͤmiſchen Schuz gehoͤren/ Huͤlffe und beyſtand an/ inſonderheit/ weil
eure Liebden durch Roͤmiſche heyrahten/ wozu wir Gluͤk/ Heyl und Segen wünſchẽ/ ihre
Freundes-Gemuͤhter gegen das Roͤmiſche Reich zur gnuͤge erſcheinen laſſen. Wir werdẽ
uns aber in dieſer unſer Beredung unter dem freien Himmel maͤſſigen/ und nach Padua
uns erheben/ das hinterſtellige daſelbſt zuverrichten. Begehrete hierauff/ daß unſere Fuͤr-
ſten ſich wieder zu Pferde ſetzen moͤchten/ mit Vorwendung/ es unvonnoͤhten geweſt waͤh-
re/ daß ſie davon abgeſtiegen. Ladiſla winkete ihren Pferdeknechten/ da zween ſtarke Teut-
ſchen Herkules Blaͤnken leiteten/ der ſich uͤberaus unbaͤndig ſtellete/ daß deꝛ Kaͤyſer fuͤrch-
tete/ er wuͤrde ſeinen Reuter nicht auffſteigen laſſen; welcher aber hinzu trat/ und ihm ei-
nen Streich mit der Geiſſel uͤber die Lenden gab/ welches das Pferd geduldig litte/ und ſich
wie ein Lamb oder Hund von ihm ſtreicheln ließ. Der Kaͤyſer fragete Ladiſla/ was art die-
ſes Pferd waͤhre; dem er zur Antwort gab: Der Groß Fuͤrſt aus Meden/ des gegenwaͤr-
tigen Fuͤrſt Arbianes Herr Vater haͤtte es eine zeitlang im Stalle gehabt/ aber wegen ſei-
ner halsſtarrigen Unbendigkeit nie gebrauchen koͤnnen/ biß ſeine Frl. Schweſter/ dazu-
mahl unter 16 Jahren ihres Alters/ es gebendiget und zuerſt beritten; nach deren Abſchied
es vorige Wildheit wieder angenommen/ biß ſein Bruder Herkules es zum ſonderlichen
Geſchenke von hochgedachtem Groß Fuͤrſten bekommen/ und es unter dẽ Sattel gebracht/
wiewol es noch dieſe Stunde keinen Menſchen/ als dieſe beyden ſeine erſten Reuter auff-
ſitzen lieſſe. Der Kaͤyſer hoͤrete ſolches mit Verwunderung an/ ſahe unterdeſſen fleiſſig zu/
wie artig Herkules hinauff ſprang; da das Pferd wegen ſeines aͤdlen Reuters mit ſolchẽ
Stolze die Fuͤſſe warff/ ſich richtete/ und zierliche Spruͤnge verrichtete/ an denen doch das
allergeringſte nicht zutadeln wahr. Es wolten zwar unſere Helden hinter dem Kaͤyſer her-
reiten/ aber ſie muſten ihm zur Seite bleiben/ und ihn zwiſchen ſich nehmen/ und folgeten
die drey Fuͤrſten allernaͤheſt nach/ da es allerhand freundliche Geſpraͤch unter ihnen gab/
und ihnen der Kaͤyſer ſein Verlangen nach ihrer Kundſchafft wiſſen ließ/ mit dem erbie-
ten/ er wolte ihnen aus ſeinen Landſchafften gerne ein Heer von 50000 und mehr/ in Per-
ſen zugeſchikt haben/ da er nur ihre Meynung haͤtte wiſſen moͤgen. Eine halbe Meile von
der Stad kahmen die beyden Stathalter/ Fabius und Pompejus mit dem treflichſten Pa-
duaniſchen Adel ihm entgegen/ und geleiteten ihn biß vor den neuen Hoff/ weil unſere Fuͤr-
ſten ihn umb ſolche Ehre ſehr hart anlagen/ und er viel lieber ſie alsbald mit ſich auff das
daſelbſt in der Stad belegene Kaͤyſerliche Schloß gefuͤhret haͤtte. Die Groß Fuͤꝛſtin Va-
liſka mit ihrer Fuͤrſtlichen Geſelſchafft/ ſtunden hauſſen vor des Hofes Tohr in praͤchtigeꝛ

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[393/0399] Sechſtes Buch. keinen ſchuldig ſind? Eure Dienſte und Woltahten/ durch preißwirdige tapfere beſtreit- und vertilgung der verſchwornen Raͤuber/ dem Roͤmiſchen Reiche erzeiget/ deren auch eurer Liebden Herrn Bruder und Oheim neulich teilhafftig worden ſind/ haben Ehre und vergeltung verdienet/ und zwar ein mehres/ als bißher geſchehen iſt; und dannoch muͤſſen wir uns noch durch ſchwere laſten/ eurer in Aſien erſtrittenen Schaͤtze uͤberladen laſſen/ deſ- ſen unſere Fr. Mutter und wir/ uns nicht unbillich beſchweren; welches auff beſſere gele- genheit ſol ausgeſetzet ſeyn. Die angebohtene Freundſchaft und Verbuͤndnis nimt dz Roͤ- miſche Reich willig und mit auffrichtigem Heꝛzen an/ erklaͤret euch/ eure Koͤnigreiche/ Fuͤꝛ- ſtentuͤmer und Herſchaften nochmahl vor freie Freunde/ und beut euch wieder eure Fein- de/ die nicht unter Roͤmiſchen Schuz gehoͤren/ Huͤlffe und beyſtand an/ inſonderheit/ weil eure Liebden durch Roͤmiſche heyrahten/ wozu wir Gluͤk/ Heyl und Segen wünſchẽ/ ihre Freundes-Gemuͤhter gegen das Roͤmiſche Reich zur gnuͤge erſcheinen laſſen. Wir werdẽ uns aber in dieſer unſer Beredung unter dem freien Himmel maͤſſigen/ und nach Padua uns erheben/ das hinterſtellige daſelbſt zuverrichten. Begehrete hierauff/ daß unſere Fuͤr- ſten ſich wieder zu Pferde ſetzen moͤchten/ mit Vorwendung/ es unvonnoͤhten geweſt waͤh- re/ daß ſie davon abgeſtiegen. Ladiſla winkete ihren Pferdeknechten/ da zween ſtarke Teut- ſchen Herkules Blaͤnken leiteten/ der ſich uͤberaus unbaͤndig ſtellete/ daß deꝛ Kaͤyſer fuͤrch- tete/ er wuͤrde ſeinen Reuter nicht auffſteigen laſſen; welcher aber hinzu trat/ und ihm ei- nen Streich mit der Geiſſel uͤber die Lenden gab/ welches das Pferd geduldig litte/ und ſich wie ein Lamb oder Hund von ihm ſtreicheln ließ. Der Kaͤyſer fragete Ladiſla/ was art die- ſes Pferd waͤhre; dem er zur Antwort gab: Der Groß Fuͤrſt aus Meden/ des gegenwaͤr- tigen Fuͤrſt Arbianes Herr Vater haͤtte es eine zeitlang im Stalle gehabt/ aber wegen ſei- ner halsſtarrigen Unbendigkeit nie gebrauchen koͤnnen/ biß ſeine Frl. Schweſter/ dazu- mahl unter 16 Jahren ihres Alters/ es gebendiget und zuerſt beritten; nach deren Abſchied es vorige Wildheit wieder angenommen/ biß ſein Bruder Herkules es zum ſonderlichen Geſchenke von hochgedachtem Groß Fuͤrſten bekommen/ und es unter dẽ Sattel gebracht/ wiewol es noch dieſe Stunde keinen Menſchen/ als dieſe beyden ſeine erſten Reuter auff- ſitzen lieſſe. Der Kaͤyſer hoͤrete ſolches mit Verwunderung an/ ſahe unterdeſſen fleiſſig zu/ wie artig Herkules hinauff ſprang; da das Pferd wegen ſeines aͤdlen Reuters mit ſolchẽ Stolze die Fuͤſſe warff/ ſich richtete/ und zierliche Spruͤnge verrichtete/ an denen doch das allergeringſte nicht zutadeln wahr. Es wolten zwar unſere Helden hinter dem Kaͤyſer her- reiten/ aber ſie muſten ihm zur Seite bleiben/ und ihn zwiſchen ſich nehmen/ und folgeten die drey Fuͤrſten allernaͤheſt nach/ da es allerhand freundliche Geſpraͤch unter ihnen gab/ und ihnen der Kaͤyſer ſein Verlangen nach ihrer Kundſchafft wiſſen ließ/ mit dem erbie- ten/ er wolte ihnen aus ſeinen Landſchafften gerne ein Heer von 50000 und mehr/ in Per- ſen zugeſchikt haben/ da er nur ihre Meynung haͤtte wiſſen moͤgen. Eine halbe Meile von der Stad kahmen die beyden Stathalter/ Fabius und Pompejus mit dem treflichſten Pa- duaniſchen Adel ihm entgegen/ und geleiteten ihn biß vor den neuen Hoff/ weil unſere Fuͤr- ſten ihn umb ſolche Ehre ſehr hart anlagen/ und er viel lieber ſie alsbald mit ſich auff das daſelbſt in der Stad belegene Kaͤyſerliche Schloß gefuͤhret haͤtte. Die Groß Fuͤꝛſtin Va- liſka mit ihrer Fuͤrſtlichen Geſelſchafft/ ſtunden hauſſen vor des Hofes Tohr in praͤchtigeꝛ Klei- d d d

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/399>, abgerufen am 22.11.2024.