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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
begegnen/ daß sie ihre Tochter wegen dieser Heyraht glükselig schätzete. Nach geendigtem
umbfangen/ setzeten sie sich wieder auff/ und muste H. Pompejus zwischen Ladisla und Her-
kules reiten/ Lukrezie aber vergeselschaftete sich mit ihrer Mutter/ und berichtete sie alles des-
sen/ was bißher vorgangen wahr/ zeigete ihr auch die Beinnarbe/ welche ich/ sagte sie/ zum
stetswehrenden Zeichen und unablöschlichem Gedächtnis meines herzliebsten Gemahls
und seiner ungefärbeten Liebe tragen wil. Also zogen sie auff Padua zu/ und wurden daselbst
von neuen wol empfangen/ woselbst sie des Käysers ankunft erwarteten/ und alles König-
lich anordnen liessen/ dann sie wolten das Hochzeitfest in dem neuerbaueten Hofe halten/
dessen Gemächer mit den kostbahresten Persischen Tüchern behänget wurden/ und bestelle-
te der Stathalter auff Herkules ersuchen/ daß in allen Flecken und Städten eine Tagereise
nach Rom hin/ reitende Diener heimlich befehlichet wurden/ des Käysers ankunft mit
schnellen Pferden nach Padua zuberichten. Zween Tage vor der angesezten Hochzeit kam
Zeitung/ der Käyser in Geselschaft 30 Gutschen und 300 Pferde/ würde drey grosser Mei-
len von Padua das Nachtlager halten/ daher macheten sich Herkules und Ladisla mit den
dreyen Fürsten zu rechter Zeit auff/ ihm eine gute Meile von der Stad zubegegnen/ da sie
eine Reuterey von 150 Mann mit sich nahmen. Herkules und Ladisla ritten vorne an/ ih-
nen folgeten die drey Fürsten/ und zwar Arbianes in Medischer Kleidung/ denen Klodius
und Prinsla in vollem köstlichen Reitharnisch nachritten; aller nähest hinter denen/ 150
Bömische ädelknaben/ in ihren rohten Scharlaken Manteln mit Golde reichlich verbre-
met; zulezt wahren Leches und Neda/ welche obgedachte wolbewapnete Reuterey führe-
ten/ und auff ihren Helmen allemiteinander die allerschönsten langen schneweissen Feder-
büsche aufgestecket trugen. Die vier Fürsten wahren gleich gekleidet in Persischem Gül-
den Stük/ mit herlichen ädelgesteinen besetzet/ die einen grossen Schein von sich gaben.
Auff ihren Hüten hatten sie weisse Federbüsche/ an welchen trefliche Kleinot geheftet wah-
ren. Der Käyser wahr der Hofnung/ seine ankunft würde zu Padua ungemeldet seyn/ doch
auff wiedrigen fall hatte er sich über seine Gewohnheit herlich angelegt/ und in eine verdec-
kete Gutsche sich gesetzet/ vor welcher 50 Mann her ritten/ und 250 hinten nach folgeten.
Nun wurden die Vorreuter der unsern in ihrer schimmernden Kleidung von ferne gewahr/
jedoch unwissend/ wer sie seyn möchten/ meldeten es dem Käyser an/ und führeten ihm sei-
nen hochmuhtigen Hengst zu/ auff welchen er sich setzete/ und zween Hoffjungkern an die
unsern abschickete/ mit freundlicher Frage/ ob sie von Padua kähmen; denen Herkules zur
Antwort gab; Ja/ sie als fremde/ die sich zu Padua eine Zeitlang auffgehalten/ währen ih-
rer Käyserlichen Hocheit ankunft inne worden/ hätten demnach/ ihre Schuldigkeit abzu-
legen/ deroselben auffwärtig entgegen reiten wollen. Diese jageten schleunig zurük/ und ü-
berbrachten solche Antwort/ daneben vermeldend/ es sähen die vier ersten den Göttern ähn-
licher als den Menschen/ insonderheit der/ so ihnen die Antwort gegeben. Also zweifelte der
Käyser nicht mehr an der Warheit/ ritte sanftmühtig f[o]rt/ und sahe mit grosser verwun-
derung an/ was gestalt Herkules seinen Blänken tummelte/ und wie artige Sprünge das
Pferd sehen lies; biß sie etwa auff 50 Schritte beysammen wahren/ da sprungen unsere Für-
sten ab von ihren Pferden/ entblösseten die Häupter/ und erzeigeten dem Käyser sehr grosse
Ehrerbietung; und als sie so nahe kamen/ fasseten sie seinen Stegrieff an/ welches er ihnen

doch

Sechſtes Buch.
begegnen/ daß ſie ihre Tochter wegen dieſer Heyraht gluͤkſelig ſchaͤtzete. Nach geendigtem
umbfangen/ ſetzeten ſie ſich wieder auff/ und muſte H. Pompejus zwiſchen Ladiſla und Her-
kules reiten/ Lukrezie aber vergeſelſchaftete ſich mit ihreꝛ Mutter/ und berichtete ſie alles deſ-
ſen/ was bißher vorgangen wahr/ zeigete ihr auch die Beinnarbe/ welche ich/ ſagte ſie/ zum
ſtetswehrenden Zeichen und unabloͤſchlichem Gedaͤchtnis meines herzliebſten Gemahls
und ſeiner ungefaͤrbeten Liebe tragen wil. Alſo zogen ſie auff Padua zu/ uñ wurden daſelbſt
von neuen wol empfangen/ woſelbſt ſie des Kaͤyſers ankunft erwarteten/ und alles Koͤnig-
lich anordnen lieſſen/ dann ſie wolten das Hochzeitfeſt in dem neuerbaueten Hofe halten/
deſſen Gemaͤcher mit den koſtbahreſten Perſiſchen Tüchern behaͤnget wurden/ und beſtelle-
te der Stathalter auff Herkules erſuchen/ daß in allen Flecken und Staͤdten eine Tagereiſe
nach Rom hin/ reitende Diener heimlich befehlichet wurden/ des Kaͤyſers ankunft mit
ſchnellen Pferden nach Padua zuberichten. Zween Tage vor der angeſezten Hochzeit kam
Zeitung/ der Kaͤyſer in Geſelſchaft 30 Gutſchen und 300 Pferde/ wuͤrde drey groſſer Mei-
len von Padua das Nachtlager halten/ daher macheten ſich Herkules und Ladiſla mit den
dreyen Fuͤrſten zu rechter Zeit auff/ ihm eine gute Meile von der Stad zubegegnen/ da ſie
eine Reuterey von 150 Mann mit ſich nahmen. Herkules und Ladiſla ritten vorne an/ ih-
nen folgeten die drey Fuͤrſten/ und zwar Arbianes in Mediſcher Kleidung/ denen Klodius
und Prinſla in vollem koͤſtlichen Reitharniſch nachritten; aller naͤheſt hinter denen/ 150
Boͤmiſche aͤdelknaben/ in ihren rohten Scharlaken Manteln mit Golde reichlich verbre-
met; zulezt wahren Leches und Neda/ welche obgedachte wolbewapnete Reuterey fuͤhre-
ten/ und auff ihren Helmen allemiteinander die allerſchoͤnſten langen ſchneweiſſen Feder-
buͤſche aufgeſtecket trugen. Die vier Fuͤrſten wahren gleich gekleidet in Perſiſchem Guͤl-
den Stuͤk/ mit herlichen aͤdelgeſteinen beſetzet/ die einen groſſen Schein von ſich gaben.
Auff ihren Huͤten hatten ſie weiſſe Federbuͤſche/ an welchen trefliche Kleinot geheftet wah-
ren. Der Kaͤyſer wahr der Hofnung/ ſeine ankunft wuͤrde zu Padua ungemeldet ſeyn/ doch
auff wiedrigen fall hatte er ſich uͤber ſeine Gewohnheit herlich angelegt/ und in eine verdec-
kete Gutſche ſich geſetzet/ vor welcher 50 Mann her ritten/ und 250 hinten nach folgeten.
Nun wurden die Vorreuter der unſern in ihreꝛ ſchim̃ernden Kleidung von ferne gewahꝛ/
jedoch unwiſſend/ wer ſie ſeyn moͤchten/ meldeten es dem Kaͤyſer an/ und fuͤhreten ihm ſei-
nen hochmuhtigen Hengſt zu/ auff welchen er ſich ſetzete/ und zween Hoffjungkern an die
unſern abſchickete/ mit freundlicher Frage/ ob ſie von Padua kaͤhmen; denen Herkules zuꝛ
Antwort gab; Ja/ ſie als fremde/ die ſich zu Padua eine Zeitlang auffgehalten/ waͤhren ih-
rer Kaͤyſerlichen Hocheit ankunft inne worden/ haͤtten demnach/ ihre Schuldigkeit abzu-
legen/ deroſelben auffwaͤrtig entgegen reiten wollen. Dieſe jageten ſchleunig zuruͤk/ und uͤ-
berbrachten ſolche Antwort/ daneben vermeldend/ es ſaͤhen die vier erſten den Goͤttern aͤhn-
licher als den Menſchen/ inſonderheit der/ ſo ihnen die Antwort gegeben. Alſo zweifelte der
Kaͤyſer nicht mehr an der Warheit/ ritte ſanftmuͤhtig f[o]rt/ und ſahe mit groſſer verwun-
derung an/ was geſtalt Herkules ſeinen Blaͤnken tummelte/ und wie artige Spruͤnge das
Pferd ſehen lies; biß ſie etwa auff 50 Schritte beyſam̃en wahren/ da ſprungen unſere Fuͤr-
ſten ab von ihren Pferden/ entbloͤſſeten die Haͤupter/ und erzeigeten dem Kaͤyſer ſehr groſſe
Ehrerbietung; und als ſie ſo nahe kamen/ faſſeten ſie ſeinen Stegrieff an/ welches er ihnen

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[391/0397] Sechſtes Buch. begegnen/ daß ſie ihre Tochter wegen dieſer Heyraht gluͤkſelig ſchaͤtzete. Nach geendigtem umbfangen/ ſetzeten ſie ſich wieder auff/ und muſte H. Pompejus zwiſchen Ladiſla und Her- kules reiten/ Lukrezie aber vergeſelſchaftete ſich mit ihreꝛ Mutter/ und berichtete ſie alles deſ- ſen/ was bißher vorgangen wahr/ zeigete ihr auch die Beinnarbe/ welche ich/ ſagte ſie/ zum ſtetswehrenden Zeichen und unabloͤſchlichem Gedaͤchtnis meines herzliebſten Gemahls und ſeiner ungefaͤrbeten Liebe tragen wil. Alſo zogen ſie auff Padua zu/ uñ wurden daſelbſt von neuen wol empfangen/ woſelbſt ſie des Kaͤyſers ankunft erwarteten/ und alles Koͤnig- lich anordnen lieſſen/ dann ſie wolten das Hochzeitfeſt in dem neuerbaueten Hofe halten/ deſſen Gemaͤcher mit den koſtbahreſten Perſiſchen Tüchern behaͤnget wurden/ und beſtelle- te der Stathalter auff Herkules erſuchen/ daß in allen Flecken und Staͤdten eine Tagereiſe nach Rom hin/ reitende Diener heimlich befehlichet wurden/ des Kaͤyſers ankunft mit ſchnellen Pferden nach Padua zuberichten. Zween Tage vor der angeſezten Hochzeit kam Zeitung/ der Kaͤyſer in Geſelſchaft 30 Gutſchen und 300 Pferde/ wuͤrde drey groſſer Mei- len von Padua das Nachtlager halten/ daher macheten ſich Herkules und Ladiſla mit den dreyen Fuͤrſten zu rechter Zeit auff/ ihm eine gute Meile von der Stad zubegegnen/ da ſie eine Reuterey von 150 Mann mit ſich nahmen. Herkules und Ladiſla ritten vorne an/ ih- nen folgeten die drey Fuͤrſten/ und zwar Arbianes in Mediſcher Kleidung/ denen Klodius und Prinſla in vollem koͤſtlichen Reitharniſch nachritten; aller naͤheſt hinter denen/ 150 Boͤmiſche aͤdelknaben/ in ihren rohten Scharlaken Manteln mit Golde reichlich verbre- met; zulezt wahren Leches und Neda/ welche obgedachte wolbewapnete Reuterey fuͤhre- ten/ und auff ihren Helmen allemiteinander die allerſchoͤnſten langen ſchneweiſſen Feder- buͤſche aufgeſtecket trugen. Die vier Fuͤrſten wahren gleich gekleidet in Perſiſchem Guͤl- den Stuͤk/ mit herlichen aͤdelgeſteinen beſetzet/ die einen groſſen Schein von ſich gaben. Auff ihren Huͤten hatten ſie weiſſe Federbuͤſche/ an welchen trefliche Kleinot geheftet wah- ren. Der Kaͤyſer wahr der Hofnung/ ſeine ankunft wuͤrde zu Padua ungemeldet ſeyn/ doch auff wiedrigen fall hatte er ſich uͤber ſeine Gewohnheit herlich angelegt/ und in eine verdec- kete Gutſche ſich geſetzet/ vor welcher 50 Mann her ritten/ und 250 hinten nach folgeten. Nun wurden die Vorreuter der unſern in ihreꝛ ſchim̃ernden Kleidung von ferne gewahꝛ/ jedoch unwiſſend/ wer ſie ſeyn moͤchten/ meldeten es dem Kaͤyſer an/ und fuͤhreten ihm ſei- nen hochmuhtigen Hengſt zu/ auff welchen er ſich ſetzete/ und zween Hoffjungkern an die unſern abſchickete/ mit freundlicher Frage/ ob ſie von Padua kaͤhmen; denen Herkules zuꝛ Antwort gab; Ja/ ſie als fremde/ die ſich zu Padua eine Zeitlang auffgehalten/ waͤhren ih- rer Kaͤyſerlichen Hocheit ankunft inne worden/ haͤtten demnach/ ihre Schuldigkeit abzu- legen/ deroſelben auffwaͤrtig entgegen reiten wollen. Dieſe jageten ſchleunig zuruͤk/ und uͤ- berbrachten ſolche Antwort/ daneben vermeldend/ es ſaͤhen die vier erſten den Goͤttern aͤhn- licher als den Menſchen/ inſonderheit der/ ſo ihnen die Antwort gegeben. Alſo zweifelte der Kaͤyſer nicht mehr an der Warheit/ ritte ſanftmuͤhtig fort/ und ſahe mit groſſer verwun- derung an/ was geſtalt Herkules ſeinen Blaͤnken tummelte/ und wie artige Spruͤnge das Pferd ſehen lies; biß ſie etwa auff 50 Schritte beyſam̃en wahren/ da ſprungen unſere Fuͤr- ſten ab von ihren Pferden/ entbloͤſſeten die Haͤupter/ und erzeigeten dem Kaͤyſer ſehr groſſe Ehrerbietung; und als ſie ſo nahe kamen/ faſſeten ſie ſeinen Stegrieff an/ welches er ihnen doch

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/397>, abgerufen am 22.11.2024.