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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
mein Fräulein/ sagte er/ lasset mir/ bitte ich/ dieses liebe Band/ weil es wirdig gewesen ist/
ihren allerschönsten Leib zuumfassen/ und nehmet von mir dieses Ringelein zum Gegenge-
dächtniß an/ welches meine geliebte Fr. Mutter mir angestecket/ da ich von ihr schiede; je-
doch bitte ich/ es hinzulegen/ daß es von meinem Ladisla nicht gesehen werde/ dann ich habe
höchstwichtige Ursachen/ ihm unsere Liebe noch zur Zeit zuverbergen. Eben diese Ver-
schwiegenheit/ sagete ich/ ist mein einiger Wunsch; nam den Ring mit einer Schamröh-
te/ ließ ihm das Band ohn fernere Einrede/ und verhieß/ bey künfftiger glüklicher Einlie-
ferung es mit einer gewissen Anzahl Küsse einzulösen/ steckete ihm auch einen Ring an/ und
sagete: Dabey gedenke mein Fürst und Bruder seiner Valisken/ ja der seinen/ sage ich/ da-
fern es durch der Götter Almacht und unserer Eltern Widerspenstigkeit (dessen ich keines
hoffen wil) nicht gehindert wird. Also wahr unser Ehe Verlöbniß fester geschlossen/ als ich
mir selber einbilden kunte/ wiewol ich sie viel fester wünschete; und lebeten wir in solcher
keuschen Zucht beyeinander/ sonderlich wann wir allein wahren/ daß je länger wir mit ein-
ander umgingen/ je mehr sich einer vor dem andern schämete. Fürstin Sibylla baht umb
Verzeihung/ und fragete/ ob dann Groß Fürst Herkules ihr das Leib Band auch wieder
zugestellet hätte. Ja/ sagete sie/ zu Charas auff meinem Schlosse habe ichs von seinen Hän-
den empfangen/ so weit hat er mirs nachgeschleppet/ bin daher auch/ vermöge meiner Zu-
sage/ gehalten gewesen/ ihm bald darauff das eheliche Beylager zugönnen/ dessen ich an die-
sem meinem allerliebsten Herkuliskus (welchen sie auff der Schoß hielt) Beweißtuhms
gnug habe; Ich hätte aber schier vergessen/ meiner Fr. Schwester zumelden/ dz bald dar-
auff meine Libussa das Band an meinem Leibe vermissete/ ging stille schweigens hin/ holete
ein anders/ und sagete nach ihrer Verschlagen heit zu mir: Gnädigstes Fräulein/ ich bitte
untertähnigst/ mir zuvergeben/ daß ich heut vergessen habe/ Ihrer Gn. das Leibband umb-
zubinden; und ohn weiteres Wortsprechen legete sie mir ein schneeweisses an/ mit gülde-
nen Fäden durchzogen/ da ich vor freuden nicht unterlassen kunte/ mit einem lachen zu ihr
zusagen: O du leichtfärtiger Sak/ wiewol ist dir bewust/ daß du mir schon eines umgebun-
den hast; nur woltestu gerne wissen/ wohin es kommen sey; aber so gut sol dirs nicht wer-
den/ es fey dann/ daß du auff den Abend es in drey mahlen errahten wirst. Ja/ antwortete
sie/ wann ich nur die Freiheit haben mag/ nach Willen zurahten/ wil ich den Groß Fürstli-
chen jungen Herrn zuallererst nennen/ ob derselbe es etwa ohngefehr möchte abgelös-wol-
te sagen/ gefunden haben. Ich gab ihr darauff einen gelinden Backenschlag/ aus welchem
sie meine Gewogenheit zuurteilen pflegete/ und fing sie darauff an zubitten/ ob ich etwa ei-
ner geträuen und verschwiegenen Dienerin benöhtiget währe/ möchte ich keine andere als
sie wählen; redete mir auch den Abend (dann sie muste stets bey mir schlaffen) so bewäg-
lich zu/ daß ich meines Herkules ansuchen/ aber nicht mein getahnes Versprechen ihr of-
fenbahrete/ da sie dann durch allerhand kräfftige Ursachen suchete mich zubereden/ daß ich
solche Liebe ja nicht ausschlagen vielweniger verachten solte/ in betrachtung/ daß kein ander
Fürst der Welt mit diesem zuvergleichen währe; welches ich zwar mit einem lachen an-
hörete/ aber doch den Angel/ welchen ich schon eingeschlukt hatte/ nicht verbergen kunte;
wie sie dann des morgens mir vorhielt/ daß ich im Schlaffe allerhand Liebes Reden ge-
pflogen/ und unter andern geruffen hätte: O Herkules/ Herkules/ was vor ein Feur habt

ihr
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Sechſtes Buch.
mein Fraͤulein/ ſagte er/ laſſet mir/ bitte ich/ dieſes liebe Band/ weil es wirdig geweſen iſt/
ihren allerſchoͤnſten Leib zuumfaſſen/ und nehmet von mir dieſes Ringelein zum Gegenge-
daͤchtniß an/ welches meine geliebte Fr. Mutter mir angeſtecket/ da ich von ihr ſchiede; je-
doch bitte ich/ es hinzulegen/ daß es von meinem Ladiſla nicht geſehen werde/ dann ich habe
hoͤchſtwichtige Urſachen/ ihm unſere Liebe noch zur Zeit zuverbergen. Eben dieſe Ver-
ſchwiegenheit/ ſagete ich/ iſt mein einiger Wunſch; nam den Ring mit einer Schamroͤh-
te/ ließ ihm das Band ohn fernere Einrede/ und verhieß/ bey kuͤnfftiger gluͤklicher Einlie-
ferung es mit einer gewiſſen Anzahl Kuͤſſe einzuloͤſen/ ſteckete ihm auch einen Ring an/ uñ
ſagete: Dabey gedenke mein Fuͤrſt und Bruder ſeiner Valiſken/ ja der ſeinen/ ſage ich/ da-
fern es durch der Goͤtter Almacht und unſerer Eltern Widerſpenſtigkeit (deſſen ich keines
hoffen wil) nicht gehindert wird. Alſo wahr unſer Ehe Verloͤbniß feſter geſchloſſen/ als ich
mir ſelber einbilden kunte/ wiewol ich ſie viel feſter wuͤnſchete; und lebeten wir in ſolcher
keuſchen Zucht beyeinander/ ſonderlich wann wir allein wahren/ daß je laͤnger wir mit ein-
ander umgingen/ je mehr ſich einer vor dem andern ſchaͤmete. Fuͤrſtin Sibylla baht umb
Verzeihung/ und fragete/ ob dann Groß Fuͤrſt Herkules ihr das Leib Band auch wieder
zugeſtellet haͤtte. Ja/ ſagete ſie/ zu Charas auff meinem Schloſſe habe ichs von ſeinen Haͤn-
den empfangen/ ſo weit hat er mirs nachgeſchleppet/ bin daher auch/ vermoͤge meiner Zu-
ſage/ gehalten geweſen/ ihm bald darauff das eheliche Beylager zugoͤnnen/ deſſen ich an die-
ſem meinem allerliebſten Herkuliſkus (welchen ſie auff der Schoß hielt) Beweißtuhms
gnug habe; Ich haͤtte aber ſchier vergeſſen/ meiner Fr. Schweſter zumelden/ dz bald dar-
auff meine Libuſſa das Band an meinem Leibe vermiſſete/ ging ſtille ſchweigens hin/ holete
ein anders/ und ſagete nach ihrer Verſchlagen heit zu mir: Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ ich bitte
untertaͤhnigſt/ mir zuvergeben/ daß ich heut vergeſſen habe/ Ihrer Gn. das Leibband umb-
zubinden; und ohn weiteres Wortſprechen legete ſie mir ein ſchneeweiſſes an/ mit guͤlde-
nen Faͤden durchzogen/ da ich vor freuden nicht unterlaſſen kunte/ mit einem lachen zu ihr
zuſagen: O du leichtfaͤrtiger Sak/ wiewol iſt dir bewuſt/ daß du mir ſchon eines umgebun-
den haſt; nur wolteſtu gerne wiſſen/ wohin es kommen ſey; aber ſo gut ſol dirs nicht wer-
den/ es fey dann/ daß du auff den Abend es in drey mahlen errahten wirſt. Ja/ antwortete
ſie/ wann ich nur die Freiheit haben mag/ nach Willen zurahten/ wil ich den Groß Fuͤrſtli-
chen jungen Herrn zuallererſt nennen/ ob derſelbe es etwa ohngefehr moͤchte abgeloͤſ-wol-
te ſagen/ gefunden haben. Ich gab ihr darauff einen gelinden Backenſchlag/ aus welchem
ſie meine Gewogenheit zuurteilen pflegete/ und fing ſie darauff an zubitten/ ob ich etwa ei-
ner getraͤuen und verſchwiegenen Dienerin benoͤhtiget waͤhre/ moͤchte ich keine andere als
ſie waͤhlen; redete mir auch den Abend (dann ſie muſte ſtets bey mir ſchlaffen) ſo bewaͤg-
lich zu/ daß ich meines Herkules anſuchen/ aber nicht mein getahnes Verſprechen ihr of-
fenbahrete/ da ſie dann durch allerhand kraͤfftige Urſachen ſuchete mich zubereden/ daß ich
ſolche Liebe ja nicht ausſchlagen vielweniger verachten ſolte/ in betrachtung/ daß kein andeꝛ
Fuͤrſt der Welt mit dieſem zuvergleichen waͤhre; welches ich zwar mit einem lachen an-
hoͤrete/ aber doch den Angel/ welchen ich ſchon eingeſchlukt hatte/ nicht verbergen kunte;
wie ſie dann des morgens mir vorhielt/ daß ich im Schlaffe allerhand Liebes Reden ge-
pflogen/ und unter andern geruffen haͤtte: O Herkules/ Herkules/ was vor ein Feur habt

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[379/0385] Sechſtes Buch. mein Fraͤulein/ ſagte er/ laſſet mir/ bitte ich/ dieſes liebe Band/ weil es wirdig geweſen iſt/ ihren allerſchoͤnſten Leib zuumfaſſen/ und nehmet von mir dieſes Ringelein zum Gegenge- daͤchtniß an/ welches meine geliebte Fr. Mutter mir angeſtecket/ da ich von ihr ſchiede; je- doch bitte ich/ es hinzulegen/ daß es von meinem Ladiſla nicht geſehen werde/ dann ich habe hoͤchſtwichtige Urſachen/ ihm unſere Liebe noch zur Zeit zuverbergen. Eben dieſe Ver- ſchwiegenheit/ ſagete ich/ iſt mein einiger Wunſch; nam den Ring mit einer Schamroͤh- te/ ließ ihm das Band ohn fernere Einrede/ und verhieß/ bey kuͤnfftiger gluͤklicher Einlie- ferung es mit einer gewiſſen Anzahl Kuͤſſe einzuloͤſen/ ſteckete ihm auch einen Ring an/ uñ ſagete: Dabey gedenke mein Fuͤrſt und Bruder ſeiner Valiſken/ ja der ſeinen/ ſage ich/ da- fern es durch der Goͤtter Almacht und unſerer Eltern Widerſpenſtigkeit (deſſen ich keines hoffen wil) nicht gehindert wird. Alſo wahr unſer Ehe Verloͤbniß feſter geſchloſſen/ als ich mir ſelber einbilden kunte/ wiewol ich ſie viel feſter wuͤnſchete; und lebeten wir in ſolcher keuſchen Zucht beyeinander/ ſonderlich wann wir allein wahren/ daß je laͤnger wir mit ein- ander umgingen/ je mehr ſich einer vor dem andern ſchaͤmete. Fuͤrſtin Sibylla baht umb Verzeihung/ und fragete/ ob dann Groß Fuͤrſt Herkules ihr das Leib Band auch wieder zugeſtellet haͤtte. Ja/ ſagete ſie/ zu Charas auff meinem Schloſſe habe ichs von ſeinen Haͤn- den empfangen/ ſo weit hat er mirs nachgeſchleppet/ bin daher auch/ vermoͤge meiner Zu- ſage/ gehalten geweſen/ ihm bald darauff das eheliche Beylager zugoͤnnen/ deſſen ich an die- ſem meinem allerliebſten Herkuliſkus (welchen ſie auff der Schoß hielt) Beweißtuhms gnug habe; Ich haͤtte aber ſchier vergeſſen/ meiner Fr. Schweſter zumelden/ dz bald dar- auff meine Libuſſa das Band an meinem Leibe vermiſſete/ ging ſtille ſchweigens hin/ holete ein anders/ und ſagete nach ihrer Verſchlagen heit zu mir: Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ ich bitte untertaͤhnigſt/ mir zuvergeben/ daß ich heut vergeſſen habe/ Ihrer Gn. das Leibband umb- zubinden; und ohn weiteres Wortſprechen legete ſie mir ein ſchneeweiſſes an/ mit guͤlde- nen Faͤden durchzogen/ da ich vor freuden nicht unterlaſſen kunte/ mit einem lachen zu ihr zuſagen: O du leichtfaͤrtiger Sak/ wiewol iſt dir bewuſt/ daß du mir ſchon eines umgebun- den haſt; nur wolteſtu gerne wiſſen/ wohin es kommen ſey; aber ſo gut ſol dirs nicht wer- den/ es fey dann/ daß du auff den Abend es in drey mahlen errahten wirſt. Ja/ antwortete ſie/ wann ich nur die Freiheit haben mag/ nach Willen zurahten/ wil ich den Groß Fuͤrſtli- chen jungen Herrn zuallererſt nennen/ ob derſelbe es etwa ohngefehr moͤchte abgeloͤſ-wol- te ſagen/ gefunden haben. Ich gab ihr darauff einen gelinden Backenſchlag/ aus welchem ſie meine Gewogenheit zuurteilen pflegete/ und fing ſie darauff an zubitten/ ob ich etwa ei- ner getraͤuen und verſchwiegenen Dienerin benoͤhtiget waͤhre/ moͤchte ich keine andere als ſie waͤhlen; redete mir auch den Abend (dann ſie muſte ſtets bey mir ſchlaffen) ſo bewaͤg- lich zu/ daß ich meines Herkules anſuchen/ aber nicht mein getahnes Verſprechen ihr of- fenbahrete/ da ſie dann durch allerhand kraͤfftige Urſachen ſuchete mich zubereden/ daß ich ſolche Liebe ja nicht ausſchlagen vielweniger verachten ſolte/ in betrachtung/ daß kein andeꝛ Fuͤrſt der Welt mit dieſem zuvergleichen waͤhre; welches ich zwar mit einem lachen an- hoͤrete/ aber doch den Angel/ welchen ich ſchon eingeſchlukt hatte/ nicht verbergen kunte; wie ſie dann des morgens mir vorhielt/ daß ich im Schlaffe allerhand Liebes Reden ge- pflogen/ und unter andern geruffen haͤtte: O Herkules/ Herkules/ was vor ein Feur habt ihr b b b ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/385>, abgerufen am 22.11.2024.