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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
Gemache auffzuwarten/ biß ihnen geruffen würde. Die Groß Fürstin wahr von Euphro-
synen des wolstandes der beyden Fürsten nach Leches begehren schon berichtet/ dann sie
schlieff diese Nacht abermahl bey Fr. Sophien und den beyden Fräulein/ welche sie in ih-
rer Ruhe liegen ließ/ und mit Fr. Sophien hinging in das näheste Gemach/ führete die bey-
den Fürsten mit sich/ und fragete kürzlich nach ihrem zustande/ und als sie den eigentlichen
bericht (ohn was Frl. Lukrezien betraff/ welches ihr verschwigen ward) eingenommen hat-
te/ fing sie diese Christliche Rede an: Durchleuchtigste Fürsten/ hochgeliebte Herren Ohei-
me und Brüderliche Freunde; ich zweiffele durchaus nicht/ es müsse Gottes sonderbahre
schickung seyn/ welche uns an diesen Ort zusammen geführet hat/ umb/ eure Seligkeit/ wel-
che das höchste Gut ist/ und zugleich eure zeitliche Vergnügung/ durch gewünschete hey-
rahten zubefodern/ auch hiedurch uns andere/ eure näheste Anverwanten höchlich zuer-
freuen. Nun weiß ich zwar wol/ wie hart es unserm Fleisch und Blute eingehet/ wann wir
den Glauben/ in welchem wir gebohren und aufferzogen sind/ fahren lassen/ und dagegen
einen neuen/ entweder zuvor unbekanten/ oder doch bey den unsern verhasseten und verflu-
cheten annehmen sollen. Wann wir aber dagegen bedenken/ wie eine hohe wichtigkeit die-
sem oblieget/ daß man den wahren Almächtigen Gott recht erkenne/ dann so pfleget sich un-
ser Sinn schon in etwas besser zihen zu lassen/ insonderheit/ wann wir vorerst zu dieser Er-
käntnis gelangen/ daß nach diesem zeitlichen kurzen Leben unsere Seele nicht verschwindet/
sondern entweder zur ewigen Straffe wegen begangener boßheit behalten/ oder mit unauf-
hörlicher Himmels Lust von Gott beseliget werden sol; alsdann wil unser Verstand gerne
nachsinnen/ wie mans anfahen müsse/ daß man der Verdamnis entrissen/ und der göttli-
chen Geselschaft einverleibet werde; aber ohn leit- und führung der himlischen Taube/
nehmlich Gottes des Heiligen Geistes/ arbeitet man alhie vergebens und umbsonst; dann
nachdem der Mensch aus dem Stande der heiligen volkommenheit in die boßhafte Sün-
de gerahten ist/ kan ihm der Weg zur Himmelstühr ohn Gottes gnädige offenbahrung
nicht gezeiget werden; massen bloß allein sein heiliges Wort der Brunnen ist/ aus dem wir
das seligmachende Wasser der geistlichen erkäntnis schöpffen/ so dz unsere blinde vernunft
hieselbst nicht herschen/ sondern sich demühtig vor Gott erzeigen/ und demselben sich unter-
geben/ auch gewiß gläuben muß/ wessen wir in seinem Worte unterrichtet werden. Wer
nun anfangs diese erste Gnade von Gott dem Heiligen Geiste überkommen hat/ daß er ihm
vornimt/ den Christlichen Glauben anzutreten/ derselbe muß vorerst solches nicht nur zum
schein/ oder andern zugefallen tuhn/ sondern sein Herz muß sich bloß wegen der Ehre Got-
tes/ und umb seiner eigenen Seligkeit willen darzu schicken/ sonst ists nur eine Heucheley/
und währe tausend mahl besser/ man liesse es gar bleiben; gestaltsam solche vorfezliche Got-
tes Verächter nach diesem Leben hundert tausendfach mehr und härter/ als die ärgesten
Mörder/ Räuber und Diebe gestraffet werden. Vors ander muß ihm keiner durch Anneh-
mung des Christentuhms Hoffnung zu zeitlicher Glükseligkeit und Leibes Wollust machen/
daß er gedenken wolte/ Gott würde ihm wegen dieses Glaubens in diesem Leben allerhand
Lust und Freude gönnen und geben/ oder er dürffte alsdann schalten und walten/ wie es sei-
nem mutwilligen Fleische am besten däuchte. O nein! Unser Gott hat uns wissen lassen/
und selbst angedeutet/ je lieber ihm ein Kind in dieser Welt sey/ je mehr wolle ers unter sei-

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Sechſtes Buch.
Gemache auffzuwarten/ biß ihnen geruffen wuͤrde. Die Groß Fuͤrſtin wahr von Euphro-
ſynen des wolſtandes der beyden Fuͤrſten nach Leches begehren ſchon berichtet/ dann ſie
ſchlieff dieſe Nacht abermahl bey Fr. Sophien und den beyden Fraͤulein/ welche ſie in ih-
rer Ruhe liegen ließ/ und mit Fr. Sophien hinging in das naͤheſte Gemach/ fuͤhrete die bey-
den Fuͤrſten mit ſich/ und fragete kuͤrzlich nach ihrem zuſtande/ und als ſie den eigentlichen
bericht (ohn was Frl. Lukrezien betraff/ welches ihr verſchwigen ward) eingenommen hat-
te/ fing ſie dieſe Chriſtliche Rede an: Durchleuchtigſte Fuͤrſten/ hochgeliebte Herren Ohei-
me und Bruͤderliche Freunde; ich zweiffele durchaus nicht/ es muͤſſe Gottes ſonderbahre
ſchickung ſeyn/ welche uns an dieſen Ort zuſammen gefuͤhret hat/ umb/ eure Seligkeit/ wel-
che das hoͤchſte Gut iſt/ und zugleich eure zeitliche Vergnuͤgung/ durch gewuͤnſchete hey-
rahten zubefodern/ auch hiedurch uns andere/ eure naͤheſte Anverwanten hoͤchlich zuer-
freuen. Nun weiß ich zwar wol/ wie hart es unſerm Fleiſch und Blute eingehet/ wann wir
den Glauben/ in welchem wir gebohren und aufferzogen ſind/ fahren laſſen/ und dagegen
einen neuen/ entweder zuvor unbekanten/ oder doch bey den unſern verhaſſeten und verflu-
cheten annehmen ſollen. Wann wir aber dagegen bedenken/ wie eine hohe wichtigkeit die-
ſem oblieget/ daß man den wahren Almaͤchtigen Gott recht erkenne/ dann ſo pfleget ſich un-
ſer Sinn ſchon in etwas beſſer zihen zu laſſen/ inſonderheit/ wann wir vorerſt zu dieſer Er-
kaͤntnis gelangen/ daß nach dieſem zeitlichen kurzen Leben unſere Seele nicht verſchwindet/
ſondern entweder zur ewigen Straffe wegen begangener boßheit behalten/ oder mit unauf-
hoͤrlicher Himmels Luſt von Gott beſeliget werden ſol; alsdann wil unſer Verſtand gerne
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chen Geſelſchaft einverleibet werde; aber ohn leit- und fuͤhrung der himliſchen Taube/
nehmlich Gottes des Heiligen Geiſtes/ arbeitet man alhie vergebens und umbſonſt; dann
nachdem der Menſch aus dem Stande der heiligen volkommenheit in die boßhafte Suͤn-
de gerahten iſt/ kan ihm der Weg zur Himmelstuͤhr ohn Gottes gnaͤdige offenbahrung
nicht gezeiget werden; maſſen bloß allein ſein heiliges Wort der Brunnen iſt/ aus dem wir
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hieſelbſt nicht herſchen/ ſondern ſich demuͤhtig vor Gott erzeigen/ und demſelben ſich unter-
geben/ auch gewiß glaͤuben muß/ weſſen wir in ſeinem Worte unterrichtet werden. Wer
nun anfangs dieſe erſte Gnade von Gott dem Heiligen Geiſte uͤberkommen hat/ daß er ihm
vornimt/ den Chriſtlichen Glauben anzutreten/ derſelbe muß vorerſt ſolches nicht nur zum
ſchein/ oder andern zugefallen tuhn/ ſondern ſein Herz muß ſich bloß wegen der Ehre Got-
tes/ und umb ſeiner eigenen Seligkeit willen darzu ſchicken/ ſonſt iſts nur eine Heucheley/
und waͤhre tauſend mahl beſſer/ man lieſſe es gar bleiben; geſtaltſam ſolche vorfezliche Got-
tes Veraͤchter nach dieſem Leben hundert tauſendfach mehr und haͤrter/ als die aͤrgeſten
Moͤrder/ Raͤuber und Diebe geſtraffet werden. Vors ander muß ihm keiner durch Anneh-
mung des Chriſtentuhms Hoffnung zu zeitlicher Glükſeligkeit und Leibes Wolluſt machẽ/
daß er gedenken wolte/ Gott wuͤrde ihm wegen dieſes Glaubens in dieſem Leben allerhand
Luſt und Freude goͤnnen und geben/ oder er duͤrffte alsdann ſchalten und walten/ wie es ſei-
nem mutwilligen Fleiſche am beſten daͤuchte. O nein! Unſer Gott hat uns wiſſen laſſen/
und ſelbſt angedeutet/ je lieber ihm ein Kind in dieſer Welt ſey/ je mehr wolle ers unter ſei-

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[337/0343] Sechſtes Buch. Gemache auffzuwarten/ biß ihnen geruffen wuͤrde. Die Groß Fuͤrſtin wahr von Euphro- ſynen des wolſtandes der beyden Fuͤrſten nach Leches begehren ſchon berichtet/ dann ſie ſchlieff dieſe Nacht abermahl bey Fr. Sophien und den beyden Fraͤulein/ welche ſie in ih- rer Ruhe liegen ließ/ und mit Fr. Sophien hinging in das naͤheſte Gemach/ fuͤhrete die bey- den Fuͤrſten mit ſich/ und fragete kuͤrzlich nach ihrem zuſtande/ und als ſie den eigentlichen bericht (ohn was Frl. Lukrezien betraff/ welches ihr verſchwigen ward) eingenommen hat- te/ fing ſie dieſe Chriſtliche Rede an: Durchleuchtigſte Fuͤrſten/ hochgeliebte Herren Ohei- me und Bruͤderliche Freunde; ich zweiffele durchaus nicht/ es muͤſſe Gottes ſonderbahre ſchickung ſeyn/ welche uns an dieſen Ort zuſammen gefuͤhret hat/ umb/ eure Seligkeit/ wel- che das hoͤchſte Gut iſt/ und zugleich eure zeitliche Vergnuͤgung/ durch gewuͤnſchete hey- rahten zubefodern/ auch hiedurch uns andere/ eure naͤheſte Anverwanten hoͤchlich zuer- freuen. Nun weiß ich zwar wol/ wie hart es unſerm Fleiſch und Blute eingehet/ wann wir den Glauben/ in welchem wir gebohren und aufferzogen ſind/ fahren laſſen/ und dagegen einen neuen/ entweder zuvor unbekanten/ oder doch bey den unſern verhaſſeten und verflu- cheten annehmen ſollen. Wann wir aber dagegen bedenken/ wie eine hohe wichtigkeit die- ſem oblieget/ daß man den wahren Almaͤchtigen Gott recht erkenne/ dann ſo pfleget ſich un- ſer Sinn ſchon in etwas beſſer zihen zu laſſen/ inſonderheit/ wann wir vorerſt zu dieſer Er- kaͤntnis gelangen/ daß nach dieſem zeitlichen kurzen Leben unſere Seele nicht verſchwindet/ ſondern entweder zur ewigen Straffe wegen begangener boßheit behalten/ oder mit unauf- hoͤrlicher Himmels Luſt von Gott beſeliget werden ſol; alsdann wil unſer Verſtand gerne nachſinnen/ wie mans anfahen muͤſſe/ daß man der Verdamnis entriſſen/ und der goͤttli- chen Geſelſchaft einverleibet werde; aber ohn leit- und fuͤhrung der himliſchen Taube/ nehmlich Gottes des Heiligen Geiſtes/ arbeitet man alhie vergebens und umbſonſt; dann nachdem der Menſch aus dem Stande der heiligen volkommenheit in die boßhafte Suͤn- de gerahten iſt/ kan ihm der Weg zur Himmelstuͤhr ohn Gottes gnaͤdige offenbahrung nicht gezeiget werden; maſſen bloß allein ſein heiliges Wort der Brunnen iſt/ aus dem wir das ſeligmachende Waſſer der geiſtlichen erkaͤntnis ſchoͤpffen/ ſo dz unſere blinde vernunft hieſelbſt nicht herſchen/ ſondern ſich demuͤhtig vor Gott erzeigen/ und demſelben ſich unter- geben/ auch gewiß glaͤuben muß/ weſſen wir in ſeinem Worte unterrichtet werden. Wer nun anfangs dieſe erſte Gnade von Gott dem Heiligen Geiſte uͤberkommen hat/ daß er ihm vornimt/ den Chriſtlichen Glauben anzutreten/ derſelbe muß vorerſt ſolches nicht nur zum ſchein/ oder andern zugefallen tuhn/ ſondern ſein Herz muß ſich bloß wegen der Ehre Got- tes/ und umb ſeiner eigenen Seligkeit willen darzu ſchicken/ ſonſt iſts nur eine Heucheley/ und waͤhre tauſend mahl beſſer/ man lieſſe es gar bleiben; geſtaltſam ſolche vorfezliche Got- tes Veraͤchter nach dieſem Leben hundert tauſendfach mehr und haͤrter/ als die aͤrgeſten Moͤrder/ Raͤuber und Diebe geſtraffet werden. Vors ander muß ihm keiner durch Anneh- mung des Chriſtentuhms Hoffnung zu zeitlicher Glükſeligkeit und Leibes Wolluſt machẽ/ daß er gedenken wolte/ Gott wuͤrde ihm wegen dieſes Glaubens in dieſem Leben allerhand Luſt und Freude goͤnnen und geben/ oder er duͤrffte alsdann ſchalten und walten/ wie es ſei- nem mutwilligen Fleiſche am beſten daͤuchte. O nein! Unſer Gott hat uns wiſſen laſſen/ und ſelbſt angedeutet/ je lieber ihm ein Kind in dieſer Welt ſey/ je mehr wolle ers unter ſei- ner u u

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/343>, abgerufen am 23.11.2024.