Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch.
Groß Fürstin andeuten/ daß wir verlangen tragen bey ihrer Liebe uns anzufinden/ und un-
ser vorhaben unerschrocken fortzusetzen. Ja sagte Baldrich/ eben diß ist auch meine Mey-
nung/ und könnet solches erster mögligkeit bestellen. Jene beyden nahmen hieraus ab/ daß
die Fürsten gerne allein seyn wolten/ deßwegen sie alsbald auffstunden (dann sie hatten sich
in ihren Kleidern nidergelegt) und davon gingen. Bald darauff sagte Baldrich zu Sieg-
warden; Mein Bruder/ nun habe ich Gott lob eigentlich erfahren/ daß das gestrige Ge-
blärre ein lauter Gespenst gewesen ist des schwachen Teuffels/ welcher wieder der Christen
Gott weniger dann nichts vermag/ und ich demnach kein bedenken mehr trage/ alle deine
und meine teuflische ertichtete Götter zuverlassen und zuverachten; aber höre doch/ wie
mirs gangen ist; als ich in sanfter Ruhe und tiefem Schlaffe lag/ ließ mein ehmaliger Gott
Krodo sich abermahl vor mir finden/ aber mehr saursichtig als erschreklich/ taht doch so viel/
wie mich dauchte/ daß er meines Herzen mächtig ward/ und mir dasselbe aus dem Leibe ris-
se/ da dann kein Vermögen bey mir wahr/ ihm solches zu wehren; als ers nun zu sich ge-
rissen hatte/ und es in eine schwarze Lade einschliessen wolte/ trat die Groß Fürstin in beglei-
tung meiner geliebten Fräulein ihm unerschrocken entgegen/ setzete mit einem helblitzenden
Schwerte auff ihn zu/ und ängstete ihn dermassen/ daß wie ungerne gleich/ er ihr doch mein
Herz überlassen muste/ und lieff er heulend davon als einer dem kein herzhaftiges äderchen
mehr übrig ist/ daher ich ihm nachschrihe; O du elender Tropff/ bistu der starke Gott/ und
kanst dich eines schwachen Weibesbildes nicht erwehren? Inzwischen nam die Groß Für-
stin mein Herz mit lachendem Munde zu sich/ und hielt es einer schneweissen Täubelein zu/
die mit ihrem güldenen Schnabel es hin und wieder fleissig reinigte/ auch viel Unflahts her-
aus zog; endlich wischete es die Groß Fürstin mit einer zarten Linnewand/ gab es Frl. Lu-
krezien hin/ und sagete: Sehet da Frl. Schwester/ von nun an lasset euch dieses Herz stets
anbefohlen seyn/ weil in seiner vorigen unreinigkeit es euch nicht gefallen kunte. Diese we-
gerte sich dessen gar nicht/ sondern/ nachdem sie es zu unterschiedenenmahlen geküsset/ öffnete
sie ihre Brust/ steckete es in ihre linke Seite/ zog ihr eigen Herz wieder heraus/ drückete es
in meinen Leib hinein/ und sagte: Dieser Tausch wird unser keinen gereuen. Zeit dieser be-
gebnis aber sahe ich König Ladisla und meinen Bruder Herkules von ferne stehen/ die mit
auffgehobenen Händen vor unser beyder Wolfahrt zu Gott im Himmel fleissig behteten/
und gedauchte mich/ als wann die vorige weisse Taube sich oben auff ihre Finger setzete/ und
nachgehends gen Himmel flöge. Geliebter Bruder antwortete Siegward/ hieraus schlies-
se ich/ daß nicht allein durch der Groß Fürstin bemühung/ die ich vor sehr heilig halte/ wir
zum Christentuhm gebracht werden sollen/ sondern du auch deiner Fräulein volkommene
hulde durch eben ihren vorschub erhalten werdest/ Gott gebe/ wie es mit meiner Liebe kömt/
an welcher ich doch nicht verzweiffeln wil. Betreffend sonst meine Nachtruhe/ ist dieselbe
auch ungestöret blieben/ nur kurz zuvor ehe ich erwachete/ sahe ich der Christen Gott mit ei-
nem rohten Kreuz/ welcher alle meine nichtigen Götter mit einem einzigen Augenwink zur
Erden niderschlug/ nicht anders/ als ob sie durch den Donner währen gerühret worden/ dz
ich demnach derselben unvermögen schon ja so hoch verlache/ als gestriges tages die Groß-
Fürstin. Sie macheten sich mit dem Tage von dem Lager auff/ legeten Schneweisse seide-
ne Kleider an/ mit güldenen Blumen durchwirket/ und gingen hin/ vor dem bezeichneten

Gema-

Sechſtes Buch.
Groß Fuͤrſtin andeuten/ daß wir verlangen tragen bey ihrer Liebe uns anzufinden/ und un-
ſer vorhaben unerſchrocken fortzuſetzen. Ja ſagte Baldrich/ eben diß iſt auch meine Mey-
nung/ und koͤnnet ſolches erſter moͤgligkeit beſtellen. Jene beyden nahmen hieraus ab/ daß
die Fuͤrſten gerne allein ſeyn wolten/ deßwegen ſie alsbald auffſtunden (dann ſie hatten ſich
in ihren Kleidern nidergelegt) und davon gingen. Bald darauff ſagte Baldrich zu Sieg-
warden; Mein Bruder/ nun habe ich Gott lob eigentlich erfahren/ daß das geſtrige Ge-
blaͤrre ein lauter Geſpenſt geweſen iſt des ſchwachen Teuffels/ welcher wieder der Chriſten
Gott weniger dann nichts vermag/ und ich demnach kein bedenken mehr trage/ alle deine
und meine teufliſche ertichtete Goͤtter zuverlaſſen und zuverachten; aber hoͤre doch/ wie
mirs gangen iſt; als ich in ſanfter Ruhe und tiefem Schlaffe lag/ ließ mein ehmaliger Gott
Krodo ſich abeꝛmahl vor mir findẽ/ aber mehr ſaurſichtig als erſchreklich/ taht doch ſo viel/
wie mich dauchte/ daß er meines Herzen maͤchtig ward/ und mir daſſelbe aus dem Leibe riſ-
ſe/ da dann kein Vermoͤgen bey mir wahr/ ihm ſolches zu wehren; als ers nun zu ſich ge-
riſſen hatte/ und es in eine ſchwarze Lade einſchlieſſen wolte/ trat die Groß Fuͤrſtin in beglei-
tung meiner geliebten Fraͤulein ihm unerſchrocken entgegen/ ſetzete mit einem helblitzenden
Schwerte auff ihn zu/ und aͤngſtete ihn dermaſſen/ daß wie ungeꝛne gleich/ er ihꝛ doch mein
Herz uͤberlaſſen muſte/ und lieff er heulend davon als einer dem kein herzhaftiges aͤderchen
mehr uͤbrig iſt/ daher ich ihm nachſchrihe; O du elender Tropff/ biſtu der ſtarke Gott/ und
kanſt dich eines ſchwachen Weibesbildes nicht erwehren? Inzwiſchen nam die Groß Fuͤr-
ſtin mein Herz mit lachendem Munde zu ſich/ und hielt es einer ſchneweiſſen Taͤubelein zu/
die mit ihrem güldenen Schnabel es hin uñ wieder fleiſſig reinigte/ auch viel Unflahts her-
aus zog; endlich wiſchete es die Groß Fuͤrſtin mit einer zarten Linnewand/ gab es Frl. Lu-
krezien hin/ und ſagete: Sehet da Frl. Schweſter/ von nun an laſſet euch dieſes Herz ſtets
anbefohlen ſeyn/ weil in ſeiner vorigen unreinigkeit es euch nicht gefallen kunte. Dieſe we-
gerte ſich deſſen gar nicht/ ſondern/ nachdem ſie es zu unterſchiedenenmahlẽ gekuͤſſet/ oͤffnete
ſie ihre Bruſt/ ſteckete es in ihre linke Seite/ zog ihr eigen Herz wieder heraus/ drückete es
in meinen Leib hinein/ und ſagte: Dieſer Tauſch wird unſer keinen gereuen. Zeit dieſer be-
gebnis aber ſahe ich Koͤnig Ladiſla und meinen Bruder Herkules von ferne ſtehen/ die mit
auffgehobenen Haͤnden vor unſer beyder Wolfahrt zu Gott im Himmel fleiſſig behteten/
und gedauchte mich/ als wann die vorige weiſſe Taube ſich oben auff ihre Finger ſetzete/ uñ
nachgehends gen Himmel floͤge. Geliebter Bruder antwortete Siegward/ hieraus ſchlieſ-
ſe ich/ daß nicht allein durch der Groß Fuͤrſtin bemühung/ die ich vor ſehr heilig halte/ wir
zum Chriſtentuhm gebracht werden ſollen/ ſondern du auch deiner Fraͤulein volkommene
hulde durch eben ihren vorſchub erhalten werdeſt/ Gott gebe/ wie es mit meiner Liebe koͤmt/
an welcher ich doch nicht verzweiffeln wil. Betreffend ſonſt meine Nachtruhe/ iſt dieſelbe
auch ungeſtoͤret blieben/ nur kurz zuvor ehe ich erwachete/ ſahe ich der Chriſten Gott mit ei-
nem rohten Kreuz/ welcher alle meine nichtigen Goͤtter mit einem einzigen Augenwink zur
Erden niderſchlug/ nicht anders/ als ob ſie durch den Donner waͤhren geruͤhret worden/ dz
ich demnach derſelben unveꝛmoͤgen ſchon ja ſo hoch verlache/ als geſtriges tages die Groß-
Fuͤrſtin. Sie macheten ſich mit dem Tage von dem Lager auff/ legeten Schneweiſſe ſeide-
ne Kleider an/ mit guͤldenen Blumen durchwirket/ und gingen hin/ vor dem bezeichneten

Gema-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0342" n="336"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch.</hi></fw><lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin andeuten/ daß wir verlangen tragen bey ihrer Liebe uns anzufinden/ und un-<lb/>
&#x017F;er vorhaben uner&#x017F;chrocken fortzu&#x017F;etzen. Ja &#x017F;agte Baldrich/ eben diß i&#x017F;t auch meine Mey-<lb/>
nung/ und ko&#x0364;nnet &#x017F;olches er&#x017F;ter mo&#x0364;gligkeit be&#x017F;tellen. Jene beyden nahmen hieraus ab/ daß<lb/>
die Fu&#x0364;r&#x017F;ten gerne allein &#x017F;eyn wolten/ deßwegen &#x017F;ie alsbald auff&#x017F;tunden (dann &#x017F;ie hatten &#x017F;ich<lb/>
in ihren Kleidern nidergelegt) und davon gingen. Bald darauff &#x017F;agte Baldrich zu Sieg-<lb/>
warden; Mein Bruder/ nun habe ich Gott lob eigentlich erfahren/ daß das ge&#x017F;trige Ge-<lb/>
bla&#x0364;rre ein lauter Ge&#x017F;pen&#x017F;t gewe&#x017F;en i&#x017F;t des &#x017F;chwachen Teuffels/ welcher wieder der Chri&#x017F;ten<lb/>
Gott weniger dann nichts vermag/ und ich demnach kein bedenken mehr trage/ alle deine<lb/>
und meine teufli&#x017F;che ertichtete Go&#x0364;tter zuverla&#x017F;&#x017F;en und zuverachten; aber ho&#x0364;re doch/ wie<lb/>
mirs gangen i&#x017F;t; als ich in &#x017F;anfter Ruhe und tiefem Schlaffe lag/ ließ mein ehmaliger Gott<lb/>
Krodo &#x017F;ich abe&#xA75B;mahl vor mir finde&#x0303;/ aber mehr &#x017F;aur&#x017F;ichtig als er&#x017F;chreklich/ taht doch &#x017F;o viel/<lb/>
wie mich dauchte/ daß er meines Herzen ma&#x0364;chtig ward/ und mir da&#x017F;&#x017F;elbe aus dem Leibe ri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e/ da dann kein Vermo&#x0364;gen bey mir wahr/ ihm &#x017F;olches zu wehren; als ers nun zu &#x017F;ich ge-<lb/>
ri&#x017F;&#x017F;en hatte/ und es in eine &#x017F;chwarze Lade ein&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en wolte/ trat die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin in beglei-<lb/>
tung meiner geliebten Fra&#x0364;ulein ihm uner&#x017F;chrocken entgegen/ &#x017F;etzete mit einem helblitzenden<lb/>
Schwerte auff ihn zu/ und a&#x0364;ng&#x017F;tete ihn derma&#x017F;&#x017F;en/ daß wie unge&#xA75B;ne gleich/ er ih&#xA75B; doch mein<lb/>
Herz u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te/ und lieff er heulend davon als einer dem kein herzhaftiges a&#x0364;derchen<lb/>
mehr u&#x0364;brig i&#x017F;t/ daher ich ihm nach&#x017F;chrihe; O du elender Tropff/ bi&#x017F;tu der &#x017F;tarke Gott/ und<lb/>
kan&#x017F;t dich eines &#x017F;chwachen Weibesbildes nicht erwehren? Inzwi&#x017F;chen nam die Groß Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tin mein Herz mit lachendem Munde zu &#x017F;ich/ und hielt es einer &#x017F;chnewei&#x017F;&#x017F;en Ta&#x0364;ubelein zu/<lb/>
die mit ihrem güldenen Schnabel es hin un&#x0303; wieder flei&#x017F;&#x017F;ig reinigte/ auch viel Unflahts her-<lb/>
aus zog; endlich wi&#x017F;chete es die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin mit einer zarten Linnewand/ gab es Frl. Lu-<lb/>
krezien hin/ und &#x017F;agete: Sehet da Frl. Schwe&#x017F;ter/ von nun an la&#x017F;&#x017F;et euch die&#x017F;es Herz &#x017F;tets<lb/>
anbefohlen &#x017F;eyn/ weil in &#x017F;einer vorigen unreinigkeit es euch nicht gefallen kunte. Die&#x017F;e we-<lb/>
gerte &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en gar nicht/ &#x017F;ondern/ nachdem &#x017F;ie es zu unter&#x017F;chiedenenmahle&#x0303; geku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ o&#x0364;ffnete<lb/>
&#x017F;ie ihre Bru&#x017F;t/ &#x017F;teckete es in ihre linke Seite/ zog ihr eigen Herz wieder heraus/ drückete es<lb/>
in meinen Leib hinein/ und &#x017F;agte: Die&#x017F;er Tau&#x017F;ch wird un&#x017F;er keinen gereuen. Zeit die&#x017F;er be-<lb/>
gebnis aber &#x017F;ahe ich Ko&#x0364;nig Ladi&#x017F;la und meinen Bruder Herkules von ferne &#x017F;tehen/ die mit<lb/>
auffgehobenen Ha&#x0364;nden vor un&#x017F;er beyder Wolfahrt zu Gott im Himmel flei&#x017F;&#x017F;ig behteten/<lb/>
und gedauchte mich/ als wann die vorige wei&#x017F;&#x017F;e Taube &#x017F;ich oben auff ihre Finger &#x017F;etzete/ un&#x0303;<lb/>
nachgehends gen Himmel flo&#x0364;ge. Geliebter Bruder antwortete Siegward/ hieraus &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e ich/ daß nicht allein durch der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin bemühung/ die ich vor &#x017F;ehr heilig halte/ wir<lb/>
zum Chri&#x017F;tentuhm gebracht werden &#x017F;ollen/ &#x017F;ondern du auch deiner Fra&#x0364;ulein volkommene<lb/>
hulde durch eben ihren vor&#x017F;chub erhalten werde&#x017F;t/ Gott gebe/ wie es mit meiner Liebe ko&#x0364;mt/<lb/>
an welcher ich doch nicht verzweiffeln wil. Betreffend &#x017F;on&#x017F;t meine Nachtruhe/ i&#x017F;t die&#x017F;elbe<lb/>
auch unge&#x017F;to&#x0364;ret blieben/ nur kurz zuvor ehe ich erwachete/ &#x017F;ahe ich der Chri&#x017F;ten Gott mit ei-<lb/>
nem rohten Kreuz/ welcher alle meine nichtigen Go&#x0364;tter mit einem einzigen Augenwink zur<lb/>
Erden nider&#x017F;chlug/ nicht anders/ als ob &#x017F;ie durch den Donner wa&#x0364;hren geru&#x0364;hret worden/ dz<lb/>
ich demnach der&#x017F;elben unve&#xA75B;mo&#x0364;gen &#x017F;chon ja &#x017F;o hoch verlache/ als ge&#x017F;triges tages die Groß-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tin. Sie macheten &#x017F;ich mit dem Tage von dem Lager auff/ legeten Schnewei&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eide-<lb/>
ne Kleider an/ mit gu&#x0364;ldenen Blumen durchwirket/ und gingen hin/ vor dem bezeichneten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gema-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[336/0342] Sechſtes Buch. Groß Fuͤrſtin andeuten/ daß wir verlangen tragen bey ihrer Liebe uns anzufinden/ und un- ſer vorhaben unerſchrocken fortzuſetzen. Ja ſagte Baldrich/ eben diß iſt auch meine Mey- nung/ und koͤnnet ſolches erſter moͤgligkeit beſtellen. Jene beyden nahmen hieraus ab/ daß die Fuͤrſten gerne allein ſeyn wolten/ deßwegen ſie alsbald auffſtunden (dann ſie hatten ſich in ihren Kleidern nidergelegt) und davon gingen. Bald darauff ſagte Baldrich zu Sieg- warden; Mein Bruder/ nun habe ich Gott lob eigentlich erfahren/ daß das geſtrige Ge- blaͤrre ein lauter Geſpenſt geweſen iſt des ſchwachen Teuffels/ welcher wieder der Chriſten Gott weniger dann nichts vermag/ und ich demnach kein bedenken mehr trage/ alle deine und meine teufliſche ertichtete Goͤtter zuverlaſſen und zuverachten; aber hoͤre doch/ wie mirs gangen iſt; als ich in ſanfter Ruhe und tiefem Schlaffe lag/ ließ mein ehmaliger Gott Krodo ſich abeꝛmahl vor mir findẽ/ aber mehr ſaurſichtig als erſchreklich/ taht doch ſo viel/ wie mich dauchte/ daß er meines Herzen maͤchtig ward/ und mir daſſelbe aus dem Leibe riſ- ſe/ da dann kein Vermoͤgen bey mir wahr/ ihm ſolches zu wehren; als ers nun zu ſich ge- riſſen hatte/ und es in eine ſchwarze Lade einſchlieſſen wolte/ trat die Groß Fuͤrſtin in beglei- tung meiner geliebten Fraͤulein ihm unerſchrocken entgegen/ ſetzete mit einem helblitzenden Schwerte auff ihn zu/ und aͤngſtete ihn dermaſſen/ daß wie ungeꝛne gleich/ er ihꝛ doch mein Herz uͤberlaſſen muſte/ und lieff er heulend davon als einer dem kein herzhaftiges aͤderchen mehr uͤbrig iſt/ daher ich ihm nachſchrihe; O du elender Tropff/ biſtu der ſtarke Gott/ und kanſt dich eines ſchwachen Weibesbildes nicht erwehren? Inzwiſchen nam die Groß Fuͤr- ſtin mein Herz mit lachendem Munde zu ſich/ und hielt es einer ſchneweiſſen Taͤubelein zu/ die mit ihrem güldenen Schnabel es hin uñ wieder fleiſſig reinigte/ auch viel Unflahts her- aus zog; endlich wiſchete es die Groß Fuͤrſtin mit einer zarten Linnewand/ gab es Frl. Lu- krezien hin/ und ſagete: Sehet da Frl. Schweſter/ von nun an laſſet euch dieſes Herz ſtets anbefohlen ſeyn/ weil in ſeiner vorigen unreinigkeit es euch nicht gefallen kunte. Dieſe we- gerte ſich deſſen gar nicht/ ſondern/ nachdem ſie es zu unterſchiedenenmahlẽ gekuͤſſet/ oͤffnete ſie ihre Bruſt/ ſteckete es in ihre linke Seite/ zog ihr eigen Herz wieder heraus/ drückete es in meinen Leib hinein/ und ſagte: Dieſer Tauſch wird unſer keinen gereuen. Zeit dieſer be- gebnis aber ſahe ich Koͤnig Ladiſla und meinen Bruder Herkules von ferne ſtehen/ die mit auffgehobenen Haͤnden vor unſer beyder Wolfahrt zu Gott im Himmel fleiſſig behteten/ und gedauchte mich/ als wann die vorige weiſſe Taube ſich oben auff ihre Finger ſetzete/ uñ nachgehends gen Himmel floͤge. Geliebter Bruder antwortete Siegward/ hieraus ſchlieſ- ſe ich/ daß nicht allein durch der Groß Fuͤrſtin bemühung/ die ich vor ſehr heilig halte/ wir zum Chriſtentuhm gebracht werden ſollen/ ſondern du auch deiner Fraͤulein volkommene hulde durch eben ihren vorſchub erhalten werdeſt/ Gott gebe/ wie es mit meiner Liebe koͤmt/ an welcher ich doch nicht verzweiffeln wil. Betreffend ſonſt meine Nachtruhe/ iſt dieſelbe auch ungeſtoͤret blieben/ nur kurz zuvor ehe ich erwachete/ ſahe ich der Chriſten Gott mit ei- nem rohten Kreuz/ welcher alle meine nichtigen Goͤtter mit einem einzigen Augenwink zur Erden niderſchlug/ nicht anders/ als ob ſie durch den Donner waͤhren geruͤhret worden/ dz ich demnach derſelben unveꝛmoͤgen ſchon ja ſo hoch verlache/ als geſtriges tages die Groß- Fuͤrſtin. Sie macheten ſich mit dem Tage von dem Lager auff/ legeten Schneweiſſe ſeide- ne Kleider an/ mit guͤldenen Blumen durchwirket/ und gingen hin/ vor dem bezeichneten Gema-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/342
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/342>, abgerufen am 23.11.2024.