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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
ihres abwesens die Fürstin zu den Anwesenden sagete: Ich werde diesen meinen geliebten
Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben/ weil ich ihnen den jetzigen Fürsten
von Susa nicht genennet; wie dann in Warheit geschahe/ massen diese drey sich keines
Schlusses zuerklären wusten. Zwar das Fürstentuhm Susiana wahr ihnen angenehm/
aber Gobares/ welchen sie vor einen Witwer hielten/ gar zuverhasset/ und wahr das Fräu-
lein nicht bedacht denselben vor Pharnabazus zuwählen; beschlossen demnach/ bey der Für-
stin anzuhalten/ daß sie von solchem Vorhaben abstehen möchte; gingen zu ihr hinein/ und
fing Fr. Roxane also an: Durchleuchtigstes Fräulein/ daß eure Durchl. ihr gnädigst wol-
len gefallen lassen/ vor meiner Frl. Schwester Wolfahrt zu sorgen/ unter dem gn. Vorsaz/
sie gar in den Fürstenstand zuerheben/ davor bedanken wir uns untertähnigst; weil aber
meine Frl. Schwester sich nicht kan bereden lassen/ eine so ungleiche Heyraht einzugehen/
da sie ohnzweifel von demselben Fürsten schier heut oder Morgen zu unwert seines Ehebet-
tes möchte geschätzet/ und nach kurzer Zeit wol gar verstossen werden/ insonderheit/ wann eu-
re Durchl. diese Länder bald verlassen solte; so ist unsere untertähnigste Bitte/ uns dieser
Heyraht gnädigst zuerlassen/ und diesen Fürsten einer Standesmässigen wirdigeren Braut
zuzuführen; zumahl daß meine gnädigste Groß Fürstin meiner Frl. Schwester wol schon
einen andern Gemahl möchte ausersehen haben. Herzgeliebete Freundinnen/ antwortete
die Fürstin/ ich hätte nimmermehr gedacht/ daß sie mir dieses mein so wolgemeintes An-
suchen würden so kurz vor der Faust abgeschlagen haben/ welches doch meines ermässens
nicht zu endern stehet/ ich mich auch dessen verpflichten wil/ daß meine höchstwerte Eltern/
Groß Fürst Phraortes und dessen Gemahl in diesen meinen Vortrag noch wol gehehlen
werden; hoffe also/ von ihnen eine genehmere Erklärung zu hören/ und wollen sie beyde sich
kürzlich bereden/ und ihre endliche Meynung mich wissen lassen/ wornach ich mich alsdann
gerne richten und schicken wil/ muß euch doch eine Geheimnis offenbahren/ was gestalt der
Fürst zu Susa und mein Freund Pharnabazus nunmehr in solchem Bunde stehen/ das
dieses sein Gemahl jenem/ und jenes seine/ hinwiederumb diesem gemein seyn solle. Die bey-
de Schwestern ängsteten sich dergestalt/ daß ihnen der Schweiß außbrach/ traten ab/ und
wahr ihnen die lezte Zeitung so unangenehm/ daß sie so wol Pharnabazus als den Susia-
ner anfeindeten; endlich machten sie den Schluß/ daß das Fräulein durch einen Fußfal/
umb die Ehe auffzuruffen/ anhalten solte; welche darzu fertig wahr und mit tränenden Au-
gen sich vor der Fürstin in die Knie nidersetzete/ willens nicht auffzustehen/ biß sie gnädige
Antwort erlanget hätte. Aber die Fürstin sprang geschwinde auff/ richtete sie küssend in die
höhe/ und sagte: Herzen Freundin als Schwester/ beschimpfet mich nicht mit diesem Vor-
nehmen/ und bringet mir euren endlichen Willen stehend vor. Ja/ nach meiner gnädigsten
Fräulein Befehl/ antwortete sie/ und fuhr also fort: Nach dem ich das feste Vertrauen zu
euer Durchl. gefasset habe/ dieselbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren lassen/ als
welche meinem Herzen angenehm/ und ich aber meine Seele dessen durchaus nicht zubere-
den weiß/ daß ich dem Fürsten zu Susa mich ehelich ergeben solte/ vielweniger mich miß-
brauchen zulassen willens bin/ als bitte ihre Durchl. ich untertähnigst/ dieselbe wolle mich
dieser Unangenehmen gnädigst erlassen. Ey meine allerliebste Freundin/ sagte die Fürstin/
ich kan in diese eure Bitte durchaus nicht willigen/ sondern mein Wille und Vorschlag

muß
d ij

Fuͤnftes Buch.
ihres abweſens die Fuͤrſtin zu den Anweſenden ſagete: Ich werde dieſen meinen geliebten
Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben/ weil ich ihnen den jetzigen Fuͤrſten
von Suſa nicht genennet; wie dann in Warheit geſchahe/ maſſen dieſe drey ſich keines
Schluſſes zuerklaͤren wuſten. Zwar das Fuͤrſtentuhm Suſiana wahr ihnen angenehm/
aber Gobares/ welchen ſie vor einen Witwer hielten/ gar zuverhaſſet/ und wahr das Fraͤu-
lein nicht bedacht denſelben vor Pharnabazus zuwaͤhlen; beſchloſſen demnach/ bey der Fuͤr-
ſtin anzuhalten/ daß ſie von ſolchem Vorhaben abſtehen moͤchte; gingen zu ihr hinein/ und
fing Fr. Roxane alſo an: Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ daß eure Durchl. ihr gnaͤdigſt wol-
len gefallen laſſen/ vor meiner Frl. Schweſter Wolfahrt zu ſorgen/ unter dem gn. Vorſaz/
ſie gar in den Fuͤrſtenſtand zuerheben/ davor bedanken wir uns untertaͤhnigſt; weil aber
meine Frl. Schweſter ſich nicht kan bereden laſſen/ eine ſo ungleiche Heyraht einzugehen/
da ſie ohnzweifel von demſelben Fuͤrſten ſchier heut oder Morgen zu unwert ſeines Ehebet-
tes moͤchte geſchaͤtzet/ und nach kurzer Zeit wol gar verſtoſſen werden/ inſonderheit/ wañ eu-
re Durchl. dieſe Laͤnder bald verlaſſen ſolte; ſo iſt unſere untertaͤhnigſte Bitte/ uns dieſer
Heyraht gnaͤdigſt zuerlaſſen/ uñ dieſen Fuͤrſten einer Standesmaͤſſigen wirdigeren Braut
zuzuführẽ; zumahl daß meine gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin meiner Frl. Schweſter wol ſchon
einen andern Gemahl moͤchte auserſehen haben. Herzgeliebete Freundinnen/ antwortete
die Fuͤrſtin/ ich haͤtte nimmermehr gedacht/ daß ſie mir dieſes mein ſo wolgemeintes An-
ſuchen würden ſo kurz vor der Fauſt abgeſchlagen haben/ welches doch meines ermaͤſſens
nicht zu endern ſtehet/ ich mich auch deſſen verpflichten wil/ daß meine hoͤchſtwerte Eltern/
Groß Fuͤrſt Phraortes und deſſen Gemahl in dieſen meinen Vortrag noch wol gehehlen
werden; hoffe alſo/ von ihnen eine genehmere Erklaͤrung zu hoͤren/ uñ wollen ſie beyde ſich
kuͤrzlich bereden/ und ihre endliche Meynung mich wiſſen laſſen/ wornach ich mich alsdañ
gerne richten und ſchicken wil/ muß euch doch eine Geheimnis offenbahren/ was geſtalt der
Fuͤrſt zu Suſa und mein Freund Pharnabazus nunmehr in ſolchem Bunde ſtehen/ das
dieſes ſein Gemahl jenem/ uñ jenes ſeine/ hinwiederumb dieſem gemein ſeyn ſolle. Die bey-
de Schweſtern aͤngſteten ſich dergeſtalt/ daß ihnen der Schweiß außbrach/ traten ab/ und
wahr ihnen die lezte Zeitung ſo unangenehm/ daß ſie ſo wol Pharnabazus als den Suſia-
ner anfeindeten; endlich machten ſie den Schluß/ daß das Fraͤulein durch einen Fußfal/
umb die Ehe auffzuruffen/ anhalten ſolte; welche darzu fertig wahr und mit traͤnenden Au-
gen ſich vor der Fuͤrſtin in die Knie niderſetzete/ willens nicht auffzuſtehen/ biß ſie gnaͤdige
Antwort erlanget haͤtte. Aber die Fuͤrſtin ſprang geſchwinde auff/ richtete ſie kuͤſſend in die
hoͤhe/ und ſagte: Herzen Freundin als Schweſter/ beſchimpfet mich nicht mit dieſem Voꝛ-
nehmen/ und bringet mir euren endlichen Willen ſtehend vor. Ja/ nach meiner gnaͤdigſten
Fraͤulein Befehl/ antwortete ſie/ und fuhr alſo fort: Nach dem ich das feſte Vertrauen zu
euer Durchl. gefaſſet habe/ dieſelbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren laſſen/ als
welche meinem Herzen angenehm/ und ich aber meine Seele deſſen durchaus nicht zubere-
den weiß/ daß ich dem Fuͤrſten zu Suſa mich ehelich ergeben ſolte/ vielweniger mich miß-
brauchen zulaſſen willens bin/ als bitte ihre Durchl. ich untertaͤhnigſt/ dieſelbe wolle mich
dieſer Unangenehmen gnaͤdigſt erlaſſen. Ey meine allerliebſte Freundin/ ſagte die Fuͤrſtin/
ich kan in dieſe eure Bitte durchaus nicht willigen/ ſondern mein Wille und Vorſchlag

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[27/0033] Fuͤnftes Buch. ihres abweſens die Fuͤrſtin zu den Anweſenden ſagete: Ich werde dieſen meinen geliebten Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben/ weil ich ihnen den jetzigen Fuͤrſten von Suſa nicht genennet; wie dann in Warheit geſchahe/ maſſen dieſe drey ſich keines Schluſſes zuerklaͤren wuſten. Zwar das Fuͤrſtentuhm Suſiana wahr ihnen angenehm/ aber Gobares/ welchen ſie vor einen Witwer hielten/ gar zuverhaſſet/ und wahr das Fraͤu- lein nicht bedacht denſelben vor Pharnabazus zuwaͤhlen; beſchloſſen demnach/ bey der Fuͤr- ſtin anzuhalten/ daß ſie von ſolchem Vorhaben abſtehen moͤchte; gingen zu ihr hinein/ und fing Fr. Roxane alſo an: Durchleuchtigſtes Fraͤulein/ daß eure Durchl. ihr gnaͤdigſt wol- len gefallen laſſen/ vor meiner Frl. Schweſter Wolfahrt zu ſorgen/ unter dem gn. Vorſaz/ ſie gar in den Fuͤrſtenſtand zuerheben/ davor bedanken wir uns untertaͤhnigſt; weil aber meine Frl. Schweſter ſich nicht kan bereden laſſen/ eine ſo ungleiche Heyraht einzugehen/ da ſie ohnzweifel von demſelben Fuͤrſten ſchier heut oder Morgen zu unwert ſeines Ehebet- tes moͤchte geſchaͤtzet/ und nach kurzer Zeit wol gar verſtoſſen werden/ inſonderheit/ wañ eu- re Durchl. dieſe Laͤnder bald verlaſſen ſolte; ſo iſt unſere untertaͤhnigſte Bitte/ uns dieſer Heyraht gnaͤdigſt zuerlaſſen/ uñ dieſen Fuͤrſten einer Standesmaͤſſigen wirdigeren Braut zuzuführẽ; zumahl daß meine gnaͤdigſte Groß Fuͤrſtin meiner Frl. Schweſter wol ſchon einen andern Gemahl moͤchte auserſehen haben. Herzgeliebete Freundinnen/ antwortete die Fuͤrſtin/ ich haͤtte nimmermehr gedacht/ daß ſie mir dieſes mein ſo wolgemeintes An- ſuchen würden ſo kurz vor der Fauſt abgeſchlagen haben/ welches doch meines ermaͤſſens nicht zu endern ſtehet/ ich mich auch deſſen verpflichten wil/ daß meine hoͤchſtwerte Eltern/ Groß Fuͤrſt Phraortes und deſſen Gemahl in dieſen meinen Vortrag noch wol gehehlen werden; hoffe alſo/ von ihnen eine genehmere Erklaͤrung zu hoͤren/ uñ wollen ſie beyde ſich kuͤrzlich bereden/ und ihre endliche Meynung mich wiſſen laſſen/ wornach ich mich alsdañ gerne richten und ſchicken wil/ muß euch doch eine Geheimnis offenbahren/ was geſtalt der Fuͤrſt zu Suſa und mein Freund Pharnabazus nunmehr in ſolchem Bunde ſtehen/ das dieſes ſein Gemahl jenem/ uñ jenes ſeine/ hinwiederumb dieſem gemein ſeyn ſolle. Die bey- de Schweſtern aͤngſteten ſich dergeſtalt/ daß ihnen der Schweiß außbrach/ traten ab/ und wahr ihnen die lezte Zeitung ſo unangenehm/ daß ſie ſo wol Pharnabazus als den Suſia- ner anfeindeten; endlich machten ſie den Schluß/ daß das Fraͤulein durch einen Fußfal/ umb die Ehe auffzuruffen/ anhalten ſolte; welche darzu fertig wahr und mit traͤnenden Au- gen ſich vor der Fuͤrſtin in die Knie niderſetzete/ willens nicht auffzuſtehen/ biß ſie gnaͤdige Antwort erlanget haͤtte. Aber die Fuͤrſtin ſprang geſchwinde auff/ richtete ſie kuͤſſend in die hoͤhe/ und ſagte: Herzen Freundin als Schweſter/ beſchimpfet mich nicht mit dieſem Voꝛ- nehmen/ und bringet mir euren endlichen Willen ſtehend vor. Ja/ nach meiner gnaͤdigſten Fraͤulein Befehl/ antwortete ſie/ und fuhr alſo fort: Nach dem ich das feſte Vertrauen zu euer Durchl. gefaſſet habe/ dieſelbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren laſſen/ als welche meinem Herzen angenehm/ und ich aber meine Seele deſſen durchaus nicht zubere- den weiß/ daß ich dem Fuͤrſten zu Suſa mich ehelich ergeben ſolte/ vielweniger mich miß- brauchen zulaſſen willens bin/ als bitte ihre Durchl. ich untertaͤhnigſt/ dieſelbe wolle mich dieſer Unangenehmen gnaͤdigſt erlaſſen. Ey meine allerliebſte Freundin/ ſagte die Fuͤrſtin/ ich kan in dieſe eure Bitte durchaus nicht willigen/ ſondern mein Wille und Vorſchlag muß d ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/33>, abgerufen am 24.11.2024.