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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
trifft/ mit allerley Straffen hinter ihnen her ist/ auff daß so ein verfluchtes Unwesen gänz-
lich möge abgetahn/ und aus der Welt geräumet werden/ weil die Götter selbst hiedurch so
hoch beleidiget werden/ daß sie die Welt umb solcher Boßheit willen/ mit Verwüstung/
Auffruhr/ Pestilenz/ schädlichem Ungewitter/ und anderen Landstraffen heimsuchen und
überschwemmen. Sibylla/ ungeachtet sie kaum vor zween Tagen zum Christentuhm ge-
treten wahr/ hatte sie doch dessen eine zeit her gute Unterrichtung von ihrer Wasen einge-
nommen/ hörete deswegen diesen Einwurff mit geduldigen Ohren an/ und antwortete mit
einem sanfften Gelächter: Wie nun dann/ Durchleuchtigster Fürst/ hält Eure Liebe die
unvergleichlichen Welt Muster/ Herren Ladisla und Herkules/ ja auch die in allen Tugen-
den volkommenste Fürstin dieser Welt/ Groß Fürstin Valisken/ samt meinen Wasen Fr.
Sophien und Frl. Lukrezien vor solche nichtige und schändliche Leute/ und ehret nicht de-
stoweniger dieselben äusserlich so hoch? so kan ich ja daher nicht anders schliessen/ als daß
Eure Liebe durchaus kein Freundesherz zu ihnen träget/ sondern sie inniglich hassen muß/
weil mein Fürst keine boßhaffte Feinde der Tugend und Erbarkeit lieben kan. Siegward
bestürzete hierüber/ und sagete: Wie so? haben dann die jeztgenennete denselben Glau-
ben auch angenommen? Ja freilich/ antwortete sie; und zwar eifern sie über dieser Er-
käntniß der Himlischen Warheit ja so hefftig/ als Fürst Herkules selbst; aber dieses al-
les beyseit gesetzet; Hält dann Eure Liebe den frommen Tugendergebenen Fürsten Herrn
Herkules vor einen Ehr- und Tugendlosen/ so entäussere die sich seiner Freundschafft/
und überweise ihn solcher Laster/ alsdann wil ich seiner auch müssig gehen; kan aber eure
Liebe solches nicht leisten/ wie sie es in Ewigkeit nicht leisten wird/ und gleichwol den unbil-
lichen argwohn nicht ablegen/ sonder der Meynung bleiben wil/ daß der Christen Nahme
dieser beschuldigung unterworffen sey/ so wende sie ja zugleich alle bißher vorgegebene nei-
gungen von mir abe/ und beschmitze sich nicht mit einer solchen vermeineten lasterhaften/
umb deretwillen seine vermeineten (aber O der elenden!) Götter sein künftiges Erb Reich
mit verwüstung/ Auffruhr/ Pestilenz und dergleichen Straffen heimsuchen möchten; ich
werde trauen so wenig zugeben/ daß man mich vor solchen Fluch außtrage/ als wenig ich
denselben lieben kan/ der mich ohn beweißtuhm/ der Schande und Laster zeihen darff. Hie
wahr Siegward mit einem zweyschneidigen Schwert geschlagen; er durffte seine beschul-
digung nicht rechtfertigen/ und gleichwol wahren die Worte aus götzeneiferiger unbedacht-
samkeit geredet/ bemühete sich deßwegen/ seinen fehler zuverbessern/ in dem er vorgab/ er
wolte dieses nicht von allen Christen insgemein/ sondern nur von den vornehmsten und
verführern verstanden haben/ welche die einfältigen und unwissenden zu solcher neuerung
antrieben/ und dem gemeinen vorgeben nach/ durch Zäuberey ihr Gemüht blendeten/ wel-
che dann ohn zweisel ihre boßheit artig würden zuverbergen wissen/ daß sie von den wenig-
sten kaum erkennet würde/ mit denen sie ihre Schande und Boßheit begingen; in dieser
meinung währe er allemahl steiff gewesen/ was gleich seine Pfaffen ihm von allen Chri-
sten durch die Bank hin vorschwätzeten. Aber sie antwortete ihm: O nein Durchl. Fürst/
so leicht entwischet man hier nicht; dann last seyn/ daß er die ein fältigen außnehme/ und die
Gelehrten/ welche er verführer nennet/ allein wolle verstanden haben/ wird doch solches
seinen Markt nich verbessern/ massen Groß Fürst Herkules ein außbündig gelehrter Christ/

und

Sechſtes Buch.
trifft/ mit allerley Straffen hinter ihnen her iſt/ auff daß ſo ein verfluchtes Unweſen gaͤnz-
lich moͤge abgetahn/ und aus der Welt geraͤumet werden/ weil die Goͤtter ſelbſt hiedurch ſo
hoch beleidiget werden/ daß ſie die Welt umb ſolcher Boßheit willen/ mit Verwuͤſtung/
Auffruhr/ Peſtilenz/ ſchaͤdlichem Ungewitter/ und anderen Landſtraffen heimſuchen und
uͤberſchwemmen. Sibylla/ ungeachtet ſie kaum vor zween Tagen zum Chriſtentuhm ge-
treten wahr/ hatte ſie doch deſſen eine zeit her gute Unterrichtung von ihrer Waſen einge-
nommen/ hoͤrete deswegen dieſen Einwurff mit geduldigen Ohren an/ und antwortete mit
einem ſanfften Gelaͤchter: Wie nun dann/ Durchleuchtigſter Fuͤrſt/ haͤlt Eure Liebe die
unvergleichlichen Welt Muſter/ Herren Ladiſla und Herkules/ ja auch die in allen Tugen-
den volkommenſte Fuͤrſtin dieſer Welt/ Groß Fuͤrſtin Valiſken/ ſamt meinen Waſen Fr.
Sophien und Frl. Lukrezien vor ſolche nichtige und ſchaͤndliche Leute/ und ehret nicht de-
ſtoweniger dieſelben aͤuſſerlich ſo hoch? ſo kan ich ja daher nicht anders ſchlieſſen/ als daß
Eure Liebe durchaus kein Freundesherz zu ihnen traͤget/ ſondern ſie inniglich haſſen muß/
weil mein Fuͤrſt keine boßhaffte Feinde der Tugend und Erbarkeit lieben kan. Siegward
beſtuͤrzete hieruͤber/ und ſagete: Wie ſo? haben dann die jeztgenennete denſelben Glau-
ben auch angenommen? Ja freilich/ antwortete ſie; und zwar eifern ſie uͤber dieſer Er-
kaͤntniß der Himliſchen Warheit ja ſo hefftig/ als Fuͤrſt Herkules ſelbſt; aber dieſes al-
les beyſeit geſetzet; Haͤlt dann Eure Liebe den frommen Tugendergebenen Fuͤrſten Herrn
Herkules vor einen Ehr- und Tugendloſen/ ſo entaͤuſſere die ſich ſeiner Freundſchafft/
und uͤberweiſe ihn ſolcher Laſter/ alsdann wil ich ſeiner auch muͤſſig gehen; kan aber eure
Liebe ſolches nicht leiſten/ wie ſie es in Ewigkeit nicht leiſten wird/ und gleichwol den unbil-
lichen argwohn nicht ablegen/ ſonder der Meynung bleiben wil/ daß der Chriſten Nahme
dieſer beſchuldigung unterworffen ſey/ ſo wende ſie ja zugleich alle bißher vorgegebene nei-
gungen von mir abe/ und beſchmitze ſich nicht mit einer ſolchen vermeineten laſterhaften/
umb deretwillen ſeine vermeineten (aber O der elenden!) Goͤtter ſein kuͤnftiges Erb Reich
mit verwüſtung/ Auffruhr/ Peſtilenz und dergleichen Straffen heimſuchen moͤchten; ich
werde trauen ſo wenig zugeben/ daß man mich vor ſolchen Fluch außtrage/ als wenig ich
denſelben lieben kan/ der mich ohn beweißtuhm/ der Schande und Laſter zeihen darff. Hie
wahr Siegward mit einem zweyſchneidigen Schwert geſchlagen; er durffte ſeine beſchul-
digung nicht rechtfertigen/ uñ gleichwol wahrẽ die Worte aus goͤtzeneiferiger unbedacht-
ſamkeit geredet/ bemuͤhete ſich deßwegen/ ſeinen fehler zuverbeſſern/ in dem er vorgab/ er
wolte dieſes nicht von allen Chriſten insgemein/ ſondern nur von den vornehmſten und
verfuͤhrern verſtanden haben/ welche die einfaͤltigen und unwiſſenden zu ſolcher neuerung
antrieben/ und dem gemeinen vorgeben nach/ durch Zaͤuberey ihr Gemuͤht blendeten/ wel-
che dañ ohn zweiſel ihre boßheit artig wuͤrden zuverbergen wiſſen/ daß ſie von den wenig-
ſten kaum erkennet wuͤrde/ mit denen ſie ihre Schande und Boßheit begingen; in dieſer
meinung waͤhre er allemahl ſteiff geweſen/ was gleich ſeine Pfaffen ihm von allen Chri-
ſten durch die Bank hin vorſchwaͤtzeten. Aber ſie antwortete ihm: O nein Durchl. Fuͤrſt/
ſo leicht entwiſchet man hier nicht; dann laſt ſeyn/ daß er die ein faͤltigen außnehme/ uñ die
Gelehrten/ welche er verfuͤhrer nennet/ allein wolle verſtanden haben/ wird doch ſolches
ſeinen Markt nich verbeſſern/ maſſen Groß Fuͤrſt Herkules ein außbuͤndig gelehrter Chriſt/

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[302/0308] Sechſtes Buch. trifft/ mit allerley Straffen hinter ihnen her iſt/ auff daß ſo ein verfluchtes Unweſen gaͤnz- lich moͤge abgetahn/ und aus der Welt geraͤumet werden/ weil die Goͤtter ſelbſt hiedurch ſo hoch beleidiget werden/ daß ſie die Welt umb ſolcher Boßheit willen/ mit Verwuͤſtung/ Auffruhr/ Peſtilenz/ ſchaͤdlichem Ungewitter/ und anderen Landſtraffen heimſuchen und uͤberſchwemmen. Sibylla/ ungeachtet ſie kaum vor zween Tagen zum Chriſtentuhm ge- treten wahr/ hatte ſie doch deſſen eine zeit her gute Unterrichtung von ihrer Waſen einge- nommen/ hoͤrete deswegen dieſen Einwurff mit geduldigen Ohren an/ und antwortete mit einem ſanfften Gelaͤchter: Wie nun dann/ Durchleuchtigſter Fuͤrſt/ haͤlt Eure Liebe die unvergleichlichen Welt Muſter/ Herren Ladiſla und Herkules/ ja auch die in allen Tugen- den volkommenſte Fuͤrſtin dieſer Welt/ Groß Fuͤrſtin Valiſken/ ſamt meinen Waſen Fr. Sophien und Frl. Lukrezien vor ſolche nichtige und ſchaͤndliche Leute/ und ehret nicht de- ſtoweniger dieſelben aͤuſſerlich ſo hoch? ſo kan ich ja daher nicht anders ſchlieſſen/ als daß Eure Liebe durchaus kein Freundesherz zu ihnen traͤget/ ſondern ſie inniglich haſſen muß/ weil mein Fuͤrſt keine boßhaffte Feinde der Tugend und Erbarkeit lieben kan. Siegward beſtuͤrzete hieruͤber/ und ſagete: Wie ſo? haben dann die jeztgenennete denſelben Glau- ben auch angenommen? Ja freilich/ antwortete ſie; und zwar eifern ſie uͤber dieſer Er- kaͤntniß der Himliſchen Warheit ja ſo hefftig/ als Fuͤrſt Herkules ſelbſt; aber dieſes al- les beyſeit geſetzet; Haͤlt dann Eure Liebe den frommen Tugendergebenen Fuͤrſten Herrn Herkules vor einen Ehr- und Tugendloſen/ ſo entaͤuſſere die ſich ſeiner Freundſchafft/ und uͤberweiſe ihn ſolcher Laſter/ alsdann wil ich ſeiner auch muͤſſig gehen; kan aber eure Liebe ſolches nicht leiſten/ wie ſie es in Ewigkeit nicht leiſten wird/ und gleichwol den unbil- lichen argwohn nicht ablegen/ ſonder der Meynung bleiben wil/ daß der Chriſten Nahme dieſer beſchuldigung unterworffen ſey/ ſo wende ſie ja zugleich alle bißher vorgegebene nei- gungen von mir abe/ und beſchmitze ſich nicht mit einer ſolchen vermeineten laſterhaften/ umb deretwillen ſeine vermeineten (aber O der elenden!) Goͤtter ſein kuͤnftiges Erb Reich mit verwüſtung/ Auffruhr/ Peſtilenz und dergleichen Straffen heimſuchen moͤchten; ich werde trauen ſo wenig zugeben/ daß man mich vor ſolchen Fluch außtrage/ als wenig ich denſelben lieben kan/ der mich ohn beweißtuhm/ der Schande und Laſter zeihen darff. Hie wahr Siegward mit einem zweyſchneidigen Schwert geſchlagen; er durffte ſeine beſchul- digung nicht rechtfertigen/ uñ gleichwol wahrẽ die Worte aus goͤtzeneiferiger unbedacht- ſamkeit geredet/ bemuͤhete ſich deßwegen/ ſeinen fehler zuverbeſſern/ in dem er vorgab/ er wolte dieſes nicht von allen Chriſten insgemein/ ſondern nur von den vornehmſten und verfuͤhrern verſtanden haben/ welche die einfaͤltigen und unwiſſenden zu ſolcher neuerung antrieben/ und dem gemeinen vorgeben nach/ durch Zaͤuberey ihr Gemuͤht blendeten/ wel- che dañ ohn zweiſel ihre boßheit artig wuͤrden zuverbergen wiſſen/ daß ſie von den wenig- ſten kaum erkennet wuͤrde/ mit denen ſie ihre Schande und Boßheit begingen; in dieſer meinung waͤhre er allemahl ſteiff geweſen/ was gleich ſeine Pfaffen ihm von allen Chri- ſten durch die Bank hin vorſchwaͤtzeten. Aber ſie antwortete ihm: O nein Durchl. Fuͤrſt/ ſo leicht entwiſchet man hier nicht; dann laſt ſeyn/ daß er die ein faͤltigen außnehme/ uñ die Gelehrten/ welche er verfuͤhrer nennet/ allein wolle verſtanden haben/ wird doch ſolches ſeinen Markt nich verbeſſern/ maſſen Groß Fuͤrſt Herkules ein außbuͤndig gelehrter Chriſt/ und

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/308>, abgerufen am 12.05.2024.