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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
so reichlich erzeiget hatte. Der Stathalter meinete/ die müdigkeit und unlust der außge-
standenen Meer-reise/ währe ihres stillschweigens Ursach/ deßwegen stellete er ihnen frey/
nach belieben sich zur Ruhe zubegeben/ welches ihnen nicht unangenehm wahr/ nicht/ daß
sie alsbald schlaffen gehen/ sondern ihrer gewohnheit nach/ ihr Dankgebeht zu Gott halten
wolten/ weil sie vor dem Essen darzu keine Gelegenheit gehabt/ nahmen demnach freund-
lichen abscheid von der ganzen Geselschaft/ da ihnen der junge Fabius und die andere Chri-
sten Mannes und Weibesbilder auff dem Fusse nachfolgeten/ weil sie durcheinen Wink
verständiget wurden/ daß der Gottesdienst solte gehalten werden. Als sie nun in einem ab-
gelegenen Gemache sich allein befunden/ schicketen sie sich zur Andacht/ setzeten sich mitein-
ander auff die Knie/ und nam die Groß Fürskin ihr Buch zur Hand/ aus welchem sie unter-
schiedliche Dankgebehte mit heller Stimme lase/ auch hernach aus König Davids Ge-
behtbuche/ der Psalter genennet/ den 9/ 11/ 16/ 18/ 23/ 30/ 34/ 40/ 46/ 92/ 96/ 103/ 111/ 118/ und
145/ Psalm; danketen also ihrem Gott zwo Stunden von ganzem herzen vor seinen au-
genscheinlichen/ ihnen in allen nöhten geleisteten beystand; stimmeten auch miteinander
den 107 Dankpsalm Davids/ gesangsweise an/ welchen Herkules auff der Meers-Reise
in Lateinische verse eingerichtet hatte/ und sein Gemahl sie hernach also übersetzete:

Der CVII Psalm.
[Spaltenumbruch]
1 PReist unsern Gott von wegen seiner Güte/
Dann sein barmherziges Gemühte
Bestehet biß in Ewigkeit.
Diß sagen/ die der HErr hat frey gesprochen/
Und in der hochbetrübten Zeit
Die schwere Last der herben Noht gebrochen.
2 Die Er von den weit abgelegnen enden
Hat lassen wiederumb anländen
Von dannen da die Sonn' auffsteht/
Und da sie sich zu Abendzeit verstecket/
Da wo die Norden Kälte geht/
Und wo das Meer den Boden gar bedecket.
3 Sie gingen in der Wüsteney verirret/
Der Weg wahr einsam und verwirret/
Und traffen nirgend keine Stad
Zur Wohnung an. Sie wahren aus der massen
Von durst und hunger müd' und mat/
Daß sie auch schier die Seele musten lassen.
4 Da traten sie zum Herrn mit ihrem behten/
Der brachte sie aus Angst und nöhten/
Und führete sie richtig an/
Daß sie den Weg gebührlich vor sich nahmen/
Und wandelten die ebne Bahn/
Zur Stad/ da sie zur freyen Wohnung kahmen.
5 Die sollen nun dem HErren Dank beweisen
Vor seine Gunst/ und höchlich preisen
Die grossen Wunder die Er tuh[t]
[Spaltenumbruch] Hier unter uns; daß er die Seel[/]erfüllet
Mit seinem allerhöchsten Gut/
Und ihren Durst und Hunger fein gestillet.
6 Die welche da in todes Schatten lagen
Und in die Eisen eingeschlagen/
Weil sie des HErren Lehr und Wort/
Des höchsten Raht so durften untertreten;
Drumb plaget' Er sie fort und fort/
Sie fielen hin/ und durfte keiner retten.
7 Da traten sie zum HErrn mit ihrem behten/
Der brachte sie aus Angst und nöhten/
Und führete sie her ans Licht/
Aus dunkelheit und aus des todes Schatten/
Die schweren Ketten blieben nicht/
Die sie vorhin so hatt gebunden hatten.
8 Die sollen nun dem HErren Dank beweisen
Vor seine Gunst/ und höchlich preisen
Die grossen Wunder die Er tuht
Hier unter uns/ daß Er die Ehrnen Tühren
Durch hin zu bricht/ und macht die Huht
Der Riegel gar zu Wasser/ wie wir spüren.
9 Die Narren die von ihrer Sünde wegen
Und übeltaht/ mit harten schlägen
Sind heimgesucht von ihrem Gott;
Daß ihre Seel'auch ekelt vor den Speisen/
Die musten nunter in den Tod
Durch Krankheit und viel ungemach hinreisen.

10 Da
o o

Sechſtes Buch.
ſo reichlich erzeiget hatte. Der Stathalter meinete/ die muͤdigkeit und unluſt der außge-
ſtandenen Meer-reiſe/ waͤhre ihres ſtillſchweigens Urſach/ deßwegen ſtellete er ihnen frey/
nach belieben ſich zur Ruhe zubegeben/ welches ihnen nicht unangenehm wahr/ nicht/ daß
ſie alsbald ſchlaffen gehen/ ſondern ihrer gewohnheit nach/ ihr Dankgebeht zu Gott halten
wolten/ weil ſie vor dem Eſſen darzu keine Gelegenheit gehabt/ nahmen demnach freund-
lichen abſcheid von der ganzen Geſelſchaft/ da ihnen der junge Fabius und die andere Chri-
ſten Mannes und Weibesbilder auff dem Fuſſe nachfolgeten/ weil ſie durcheinen Wink
verſtaͤndiget wurden/ daß der Gottesdienſt ſolte gehalten werden. Als ſie nun in einem ab-
gelegenen Gemache ſich allein befunden/ ſchicketen ſie ſich zur Andacht/ ſetzeten ſich mitein-
ander auff die Knie/ uñ nam die Groß Fürſkin ihr Buch zur Hand/ aus welchem ſie unter-
ſchiedliche Dankgebehte mit heller Stimme laſe/ auch hernach aus Koͤnig Davids Ge-
behtbuche/ der Pſalter genennet/ den 9/ 11/ 16/ 18/ 23/ 30/ 34/ 40/ 46/ 92/ 96/ 103/ 111/ 118/ uñ
145/ Pſalm; danketen alſo ihrem Gott zwo Stunden von ganzem herzen vor ſeinen au-
genſcheinlichen/ ihnen in allen noͤhten geleiſteten beyſtand; ſtimmeten auch miteinander
den 107 Dankpſalm Davids/ geſangsweiſe an/ welchen Herkules auff der Meers-Reiſe
in Lateiniſche verſe eingerichtet hatte/ und ſein Gemahl ſie hernach alſo überſetzete:

Der CVII Pſalm.
[Spaltenumbruch]
1 PReiſt unſern Gott von wegen ſeiner Guͤte/
Dann ſein barmherziges Gemuͤhte
Beſtehet biß in Ewigkeit.
Diß ſagen/ die der HErr hat frey geſprochen/
Und in der hochbetruͤbten Zeit
Die ſchwere Laſt der herben Noht gebrochen.
2 Die Er von den weit abgelegnen enden
Hat laſſen wiederumb anlaͤnden
Von dannen da die Sonn’ auffſteht/
Und da ſie ſich zu Abendzeit verſtecket/
Da wo die Norden Kaͤlte geht/
Und wo das Meer den Boden gar bedecket.
3 Sie gingen in der Wuͤſteney verirret/
Der Weg wahr einſam und verwirret/
Und traffen nirgend keine Stad
Zur Wohnung an. Sie wahren aus der maſſen
Von durſt und hunger muͤd’ und mat/
Daß ſie auch ſchier die Seele muſten laſſen.
4 Da traten ſie zum Herrn mit ihrem behten/
Der brachte ſie aus Angſt und noͤhten/
Und fuͤhrete ſie richtig an/
Daß ſie den Weg gebuͤhrlich vor ſich nahmen/
Und wandelten die ebne Bahn/
Zur Stad/ da ſie zur freyen Wohnung kahmen.
5 Die ſollen nun dem HErren Dank beweiſen
Vor ſeine Gunſt/ und hoͤchlich preiſen
Die groſſen Wunder die Er tuh[t]
[Spaltenumbruch] Hier unter uns; daß er die Seel[/]erfuͤllet
Mit ſeinem allerhoͤchſten Gut/
Und ihren Durſt und Hunger fein geſtillet.
6 Die welche da in todes Schatten lagen
Und in die Eiſen eingeſchlagen/
Weil ſie des HErren Lehr und Wort/
Des hoͤchſten Raht ſo durften untertreten;
Drumb plaget’ Er ſie fort und fort/
Sie fielen hin/ und durfte keiner retten.
7 Da traten ſie zum HErrn mit ihrem behten/
Der brachte ſie aus Angſt und noͤhten/
Und fuͤhrete ſie her ans Licht/
Aus dunkelheit und aus des todes Schatten/
Die ſchweren Ketten blieben nicht/
Die ſie vorhin ſo hatt gebunden hatten.
8 Die ſollen nun dem HErren Dank beweiſen
Vor ſeine Gunſt/ und hoͤchlich preiſen
Die groſſen Wunder die Er tuht
Hier unter uns/ daß Er die Ehrnen Tuͤhren
Durch hin zu bricht/ und macht die Huht
Der Riegel gar zu Waſſer/ wie wir ſpuͤren.
9 Die Narren die von ihrer Suͤnde wegen
Und uͤbeltaht/ mit harten ſchlaͤgen
Sind heimgeſucht von ihrem Gott;
Daß ihre Seel’auch ekelt vor den Speiſen/
Die muſten nunter in den Tod
Durch Krankheit und viel ungemach hinreiſen.

10 Da
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[289/0295] Sechſtes Buch. ſo reichlich erzeiget hatte. Der Stathalter meinete/ die muͤdigkeit und unluſt der außge- ſtandenen Meer-reiſe/ waͤhre ihres ſtillſchweigens Urſach/ deßwegen ſtellete er ihnen frey/ nach belieben ſich zur Ruhe zubegeben/ welches ihnen nicht unangenehm wahr/ nicht/ daß ſie alsbald ſchlaffen gehen/ ſondern ihrer gewohnheit nach/ ihr Dankgebeht zu Gott halten wolten/ weil ſie vor dem Eſſen darzu keine Gelegenheit gehabt/ nahmen demnach freund- lichen abſcheid von der ganzen Geſelſchaft/ da ihnen der junge Fabius und die andere Chri- ſten Mannes und Weibesbilder auff dem Fuſſe nachfolgeten/ weil ſie durcheinen Wink verſtaͤndiget wurden/ daß der Gottesdienſt ſolte gehalten werden. Als ſie nun in einem ab- gelegenen Gemache ſich allein befunden/ ſchicketen ſie ſich zur Andacht/ ſetzeten ſich mitein- ander auff die Knie/ uñ nam die Groß Fürſkin ihr Buch zur Hand/ aus welchem ſie unter- ſchiedliche Dankgebehte mit heller Stimme laſe/ auch hernach aus Koͤnig Davids Ge- behtbuche/ der Pſalter genennet/ den 9/ 11/ 16/ 18/ 23/ 30/ 34/ 40/ 46/ 92/ 96/ 103/ 111/ 118/ uñ 145/ Pſalm; danketen alſo ihrem Gott zwo Stunden von ganzem herzen vor ſeinen au- genſcheinlichen/ ihnen in allen noͤhten geleiſteten beyſtand; ſtimmeten auch miteinander den 107 Dankpſalm Davids/ geſangsweiſe an/ welchen Herkules auff der Meers-Reiſe in Lateiniſche verſe eingerichtet hatte/ und ſein Gemahl ſie hernach alſo überſetzete: Der CVII Pſalm. 1 PReiſt unſern Gott von wegen ſeiner Guͤte/ Dann ſein barmherziges Gemuͤhte Beſtehet biß in Ewigkeit. Diß ſagen/ die der HErr hat frey geſprochen/ Und in der hochbetruͤbten Zeit Die ſchwere Laſt der herben Noht gebrochen. 2 Die Er von den weit abgelegnen enden Hat laſſen wiederumb anlaͤnden Von dannen da die Sonn’ auffſteht/ Und da ſie ſich zu Abendzeit verſtecket/ Da wo die Norden Kaͤlte geht/ Und wo das Meer den Boden gar bedecket. 3 Sie gingen in der Wuͤſteney verirret/ Der Weg wahr einſam und verwirret/ Und traffen nirgend keine Stad Zur Wohnung an. Sie wahren aus der maſſen Von durſt und hunger muͤd’ und mat/ Daß ſie auch ſchier die Seele muſten laſſen. 4 Da traten ſie zum Herrn mit ihrem behten/ Der brachte ſie aus Angſt und noͤhten/ Und fuͤhrete ſie richtig an/ Daß ſie den Weg gebuͤhrlich vor ſich nahmen/ Und wandelten die ebne Bahn/ Zur Stad/ da ſie zur freyen Wohnung kahmen. 5 Die ſollen nun dem HErren Dank beweiſen Vor ſeine Gunſt/ und hoͤchlich preiſen Die groſſen Wunder die Er tuht Hier unter uns; daß er die Seel/erfuͤllet Mit ſeinem allerhoͤchſten Gut/ Und ihren Durſt und Hunger fein geſtillet. 6 Die welche da in todes Schatten lagen Und in die Eiſen eingeſchlagen/ Weil ſie des HErren Lehr und Wort/ Des hoͤchſten Raht ſo durften untertreten; Drumb plaget’ Er ſie fort und fort/ Sie fielen hin/ und durfte keiner retten. 7 Da traten ſie zum HErrn mit ihrem behten/ Der brachte ſie aus Angſt und noͤhten/ Und fuͤhrete ſie her ans Licht/ Aus dunkelheit und aus des todes Schatten/ Die ſchweren Ketten blieben nicht/ Die ſie vorhin ſo hatt gebunden hatten. 8 Die ſollen nun dem HErren Dank beweiſen Vor ſeine Gunſt/ und hoͤchlich preiſen Die groſſen Wunder die Er tuht Hier unter uns/ daß Er die Ehrnen Tuͤhren Durch hin zu bricht/ und macht die Huht Der Riegel gar zu Waſſer/ wie wir ſpuͤren. 9 Die Narren die von ihrer Suͤnde wegen Und uͤbeltaht/ mit harten ſchlaͤgen Sind heimgeſucht von ihrem Gott; Daß ihre Seel’auch ekelt vor den Speiſen/ Die muſten nunter in den Tod Durch Krankheit und viel ungemach hinreiſen. 10 Da o o

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/295>, abgerufen am 22.11.2024.