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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
sten erhalten werden/ und keine Art der Tihre unterginge. Sorgete nun GOtt vor die
Menschen/ wie nicht anders seyn könte/ so würde er ja vor ihren ädlesten Teil/ welches die
Seele währe/ nit weniger/ als vor ihren Leib sorgen/ insonderheit/ weil diese unsterblich/
und nach diesem Leben ungetödtet bliebe. Als er diesen festen unbewäglichen Grund gelegt
hatte/ fuhr er fort/ und erzwang daher/ Gott müste dem Menschen nohtwendig geoffenbah-
ret haben/ durch was mittel/ und auff was Weise er in der Gnade Gottes verbleiben/ und
nach diesem zeitlichen Leben die Wolfahrt seiner Seele erlangen könte. Nun solte man
alle Heidnische Bücher durchsuchen/ da würde man vergebliche Arbeit anlegen/ und hie-
von ausser etlichen wenigen eingepflanzeten Fünklein nichts gewisses antreffen/ sondern
mehrenteils kindische/ ungöttliche/ und wieder sich selbst streitende meynungen/ die mit
leichter mühe/ auch aus der Vernunft könten wiederlegt werden. Besähe man der Heiden
Gottesdienste unter dem ganzen Himmel/ währen ja die närrische Possen handgreiflich/
welche sie von den Göttern getichtet hätten; daß man also alle mühe vergeblich anwende-
te/ wann man bey ihnen nachfragete/ wie der ewigen Scligkeit nachzustreben währe. Keh-
rete man sich aber zu dem Judischen Volk/ so fünde sich vor erst diese Gewißheit/ daß ihre
Bücher die allerältesten/ und ihre Schrifften den Heidnischen weit vorgingen/ so daß
Moses vor dem Castor, AEsculapius, Bacchus, Mercurius, Apollo, und vielen andern/ die man
nachgehends vor Götter außruffen dürffen/ gelebet. In dieses Mose Büchern aber wäh-
re der Christliche Glaube fest gegründet/ dann es hätte Mose von dem HErrn Christus
geweissaget/ anderhalb tausend Jahr zuvor/ ehe er an diese Welt als ein Mensch geboh-
ren worden. Also schloß nun dieser Lehrer/ daß entweder der Judische heutige/ oder aber
der Christliche Glaube der Seligmachende seyn müste/ oder es währe gar kein wahrer
Glaube in der Welt. Nun währe aber dieses lezte schon vor unmöglich erwiesen/ und kön-
te gleichfals den Juden leicht dargelegt werden/ daß ob sie zwar die Schrifften Mose und
der Propheten annoch hätten/ so mangelte ihnen doch der rechte Verstand/ weil sie den
darin versprochenen Heyland nicht erkennen noch des Geistes deutung annehmen wolten/
sondern alles auff das Irdische außlegeten/ und ihnen eine weltliche Glükseligkeit trau-
men liessen/ die ihnen nun und nimmermehr wiederfahren würde/ angesehen/ sie den ge-
rechten Zorn Gottes durch hinrichtung des ihnen zugeschikten Heylands/ sich über den
Hals gezogen hätten/ daß sie nunmehr kein geliebtes außerwähltes/ sondern verstossenes
Volk währen; müste demnach endlich nohtwendig folgen/ daß die Christliche Lehre die
wahre und Seligmachende währe. Nach diesem außführlichen Beweißtuhm erklärete er
des Christlichen Glaubens heilige Volkommenheit/ als welche überaus nichts ungöttli-
ches in sich begriffe/ viel weniger billichte/ sondern die Menschen nur auff Gottes und des
nähesten Liebe hinführete/ auch wie man im Kreuz und Leiden geduldig seyn/ und der von
Gott gesetzeten Obrigkeit Gehorsam leisten müste/ in alle dem/ was nicht wieder Gottes
Ehre und der Erbarkeit fleissige bewahrung stritte. Schließlich führete er des Menschen
dreyschiedlichen Stand ein/ wie er nehmlich anfangs von Gott gerecht/ volkommen und
heilig erschaffen/ abtr bald darauff durch den leidigen Satan verführet/ sich und alle seine
Nachkommen des treflichen Ebenbildes Gottes in geistlichen Sachen allerdinge berau-
bet/ und ins zeitliche und ewige Verderben gestürzet/ Gott aber sich ihrer wieder erbar-

met/

Fuͤnftes Buch.
ſten erhalten werden/ und keine Art der Tihre unterginge. Sorgete nun GOtt vor die
Menſchen/ wie nicht anders ſeyn koͤnte/ ſo wuͤrde er ja vor ihren aͤdleſten Teil/ welches die
Seele waͤhre/ nit weniger/ als vor ihren Leib ſorgen/ inſonderheit/ weil dieſe unſterblich/
und nach dieſem Leben ungetoͤdtet bliebe. Als er dieſen feſten unbewaͤglichen Grund gelegt
hatte/ fuhr er fort/ uñ erzwang daher/ Gott muͤſte dem Menſchen nohtwendig geoffenbah-
ret haben/ durch was mittel/ und auff was Weiſe er in der Gnade Gottes verbleiben/ und
nach dieſem zeitlichen Leben die Wolfahrt ſeiner Seele erlangen koͤnte. Nun ſolte man
alle Heidniſche Buͤcher durchſuchen/ da wuͤrde man vergebliche Arbeit anlegen/ und hie-
von auſſer etlichen wenigen eingepflanzeten Fuͤnklein nichts gewiſſes antreffen/ ſondern
mehrenteils kindiſche/ ungoͤttliche/ und wieder ſich ſelbſt ſtreitende meynungen/ die mit
leichter muͤhe/ auch aus der Vernunft koͤnten wiederlegt werden. Beſaͤhe man der Heiden
Gottesdienſte unter dem ganzen Himmel/ waͤhren ja die naͤrriſche Poſſen handgreiflich/
welche ſie von den Goͤttern getichtet haͤtten; daß man alſo alle muͤhe vergeblich anwende-
te/ wañ man bey ihnen nachfragete/ wie der ewigen Scligkeit nachzuſtreben waͤhre. Keh-
rete man ſich aber zu dem Judiſchen Volk/ ſo fuͤnde ſich vor erſt dieſe Gewißheit/ daß ihre
Buͤcher die alleraͤlteſten/ und ihre Schrifften den Heidniſchen weit vorgingen/ ſo daß
Moſes vor dem Caſtor, Æſculapius, Bacchus, Mercurius, Apollo, und vielen andern/ die man
nachgehends vor Goͤtter außruffen duͤrffen/ gelebet. In dieſes Moſe Buͤchern aber waͤh-
re der Chriſtliche Glaube feſt gegruͤndet/ dann es haͤtte Moſe von dem HErrn Chriſtus
geweiſſaget/ anderhalb tauſend Jahr zuvor/ ehe er an dieſe Welt als ein Menſch geboh-
ren worden. Alſo ſchloß nun dieſer Lehrer/ daß entweder der Judiſche heutige/ oder aber
der Chriſtliche Glaube der Seligmachende ſeyn muͤſte/ oder es waͤhre gar kein wahrer
Glaube in der Welt. Nun waͤhre aber dieſes lezte ſchon vor unmoͤglich erwieſen/ und koͤn-
te gleichfals den Juden leicht dargelegt werden/ daß ob ſie zwar die Schrifften Moſe uñ
der Propheten annoch haͤtten/ ſo mangelte ihnen doch der rechte Verſtand/ weil ſie den
darin verſprochenen Heyland nicht erkeñen noch des Geiſtes deutung annehmen wolten/
ſondern alles auff das Irdiſche außlegeten/ und ihnen eine weltliche Gluͤkſeligkeit trau-
men lieſſen/ die ihnen nun und nimmermehr wiederfahren wuͤrde/ angeſehen/ ſie den ge-
rechten Zorn Gottes durch hinrichtung des ihnen zugeſchikten Heylands/ ſich uͤber den
Hals gezogen haͤtten/ daß ſie nunmehr kein geliebtes außerwaͤhltes/ ſondern verſtoſſenes
Volk waͤhren; müſte demnach endlich nohtwendig folgen/ daß die Chriſtliche Lehre die
wahre und Seligmachende waͤhre. Nach dieſem außfuͤhrlichen Beweißtuhm erklaͤrete er
des Chriſtlichen Glaubens heilige Volkommenheit/ als welche uͤberaus nichts ungoͤttli-
ches in ſich begriffe/ viel weniger billichte/ ſondern die Menſchen nur auff Gottes und des
naͤheſten Liebe hinfuͤhrete/ auch wie man im Kreuz und Leiden geduldig ſeyn/ und der von
Gott geſetzeten Obrigkeit Gehorſam leiſten muͤſte/ in alle dem/ was nicht wieder Gottes
Ehre und der Erbarkeit fleiſſige bewahrung ſtritte. Schließlich fuͤhrete er des Menſchen
dreyſchiedlichen Stand ein/ wie er nehmlich anfangs von Gott gerecht/ volkommen und
heilig erſchaffen/ abtr bald darauff durch den leidigen Satan verfuͤhret/ ſich und alle ſeine
Nachkommen des treflichen Ebenbildes Gottes in geiſtlichen Sachen allerdinge berau-
bet/ und ins zeitliche und ewige Verderben geſtuͤrzet/ Gott aber ſich ihrer wieder erbar-

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[224/0230] Fuͤnftes Buch. ſten erhalten werden/ und keine Art der Tihre unterginge. Sorgete nun GOtt vor die Menſchen/ wie nicht anders ſeyn koͤnte/ ſo wuͤrde er ja vor ihren aͤdleſten Teil/ welches die Seele waͤhre/ nit weniger/ als vor ihren Leib ſorgen/ inſonderheit/ weil dieſe unſterblich/ und nach dieſem Leben ungetoͤdtet bliebe. Als er dieſen feſten unbewaͤglichen Grund gelegt hatte/ fuhr er fort/ uñ erzwang daher/ Gott muͤſte dem Menſchen nohtwendig geoffenbah- ret haben/ durch was mittel/ und auff was Weiſe er in der Gnade Gottes verbleiben/ und nach dieſem zeitlichen Leben die Wolfahrt ſeiner Seele erlangen koͤnte. Nun ſolte man alle Heidniſche Buͤcher durchſuchen/ da wuͤrde man vergebliche Arbeit anlegen/ und hie- von auſſer etlichen wenigen eingepflanzeten Fuͤnklein nichts gewiſſes antreffen/ ſondern mehrenteils kindiſche/ ungoͤttliche/ und wieder ſich ſelbſt ſtreitende meynungen/ die mit leichter muͤhe/ auch aus der Vernunft koͤnten wiederlegt werden. Beſaͤhe man der Heiden Gottesdienſte unter dem ganzen Himmel/ waͤhren ja die naͤrriſche Poſſen handgreiflich/ welche ſie von den Goͤttern getichtet haͤtten; daß man alſo alle muͤhe vergeblich anwende- te/ wañ man bey ihnen nachfragete/ wie der ewigen Scligkeit nachzuſtreben waͤhre. Keh- rete man ſich aber zu dem Judiſchen Volk/ ſo fuͤnde ſich vor erſt dieſe Gewißheit/ daß ihre Buͤcher die alleraͤlteſten/ und ihre Schrifften den Heidniſchen weit vorgingen/ ſo daß Moſes vor dem Caſtor, Æſculapius, Bacchus, Mercurius, Apollo, und vielen andern/ die man nachgehends vor Goͤtter außruffen duͤrffen/ gelebet. In dieſes Moſe Buͤchern aber waͤh- re der Chriſtliche Glaube feſt gegruͤndet/ dann es haͤtte Moſe von dem HErrn Chriſtus geweiſſaget/ anderhalb tauſend Jahr zuvor/ ehe er an dieſe Welt als ein Menſch geboh- ren worden. Alſo ſchloß nun dieſer Lehrer/ daß entweder der Judiſche heutige/ oder aber der Chriſtliche Glaube der Seligmachende ſeyn muͤſte/ oder es waͤhre gar kein wahrer Glaube in der Welt. Nun waͤhre aber dieſes lezte ſchon vor unmoͤglich erwieſen/ und koͤn- te gleichfals den Juden leicht dargelegt werden/ daß ob ſie zwar die Schrifften Moſe uñ der Propheten annoch haͤtten/ ſo mangelte ihnen doch der rechte Verſtand/ weil ſie den darin verſprochenen Heyland nicht erkeñen noch des Geiſtes deutung annehmen wolten/ ſondern alles auff das Irdiſche außlegeten/ und ihnen eine weltliche Gluͤkſeligkeit trau- men lieſſen/ die ihnen nun und nimmermehr wiederfahren wuͤrde/ angeſehen/ ſie den ge- rechten Zorn Gottes durch hinrichtung des ihnen zugeſchikten Heylands/ ſich uͤber den Hals gezogen haͤtten/ daß ſie nunmehr kein geliebtes außerwaͤhltes/ ſondern verſtoſſenes Volk waͤhren; müſte demnach endlich nohtwendig folgen/ daß die Chriſtliche Lehre die wahre und Seligmachende waͤhre. Nach dieſem außfuͤhrlichen Beweißtuhm erklaͤrete er des Chriſtlichen Glaubens heilige Volkommenheit/ als welche uͤberaus nichts ungoͤttli- ches in ſich begriffe/ viel weniger billichte/ ſondern die Menſchen nur auff Gottes und des naͤheſten Liebe hinfuͤhrete/ auch wie man im Kreuz und Leiden geduldig ſeyn/ und der von Gott geſetzeten Obrigkeit Gehorſam leiſten muͤſte/ in alle dem/ was nicht wieder Gottes Ehre und der Erbarkeit fleiſſige bewahrung ſtritte. Schließlich fuͤhrete er des Menſchen dreyſchiedlichen Stand ein/ wie er nehmlich anfangs von Gott gerecht/ volkommen und heilig erſchaffen/ abtr bald darauff durch den leidigen Satan verfuͤhret/ ſich und alle ſeine Nachkommen des treflichen Ebenbildes Gottes in geiſtlichen Sachen allerdinge berau- bet/ und ins zeitliche und ewige Verderben geſtuͤrzet/ Gott aber ſich ihrer wieder erbar- met/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/230>, abgerufen am 25.11.2024.