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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Sohn dergestalt zuhassen/ wie ihrs durch die Pfaffen von mir fodert; O des grossen Un-
glüks/ daß du der ganzen Welt ein Wunder wegen deiner Tugend und Manheit/ und dei-
nem Vaterlande/ ja das abscheuhlich zusagen/ deinen leiblichen Eltern ein Fluch und Gräuel
seyn must! die doch ihr Leben vor deine Wolfahrt gerne zusetzeten. Davor behüten ihn die
Götter/ sagte sie; Er ist mir trauen bißher noch in unverrücketer Liebe ein angenehmer Sohn
und kein Gräuel gewesen. Und warumb solte ich mein Fleisch und Blut hassen/ welches
über alle der meinen und seinen Ehre steiget/ und von aller Welt vor den vollkommensten
und frömmesten gepriesen wird? Meynet mein Gemahl/ daß ich den losen Pfaffen aller-
dinge Glauben gebe? Wer weiß/ ob sie ihre schändliche Weissagungen nicht tichten/ umb
daß sie fürchten/ der ehrliebende Herkules werde ihnen den Muhtwillen besalzen/ wann er
schier heut oder morgen wieder kommen solte; es hat ja noch kein Gott sich bey uns ange-
meldet/ und einen solchen Fluch aus unserm Sohn gemacht; so findet sich auch kein Mensch/
der Zeitung von ihm einbringet/ daß er in abscheulichen Sunden leben solte. Ein verdäch-
tiges werk ist es/ dz die heillosen Pfaffen von nichts als der Götter Zorn plaudern; mein Sohn
mus ja dessen warnehmen/ wie er sich auch davor nit dz allergeringste fürchtet; und wäre mein
Raht/ man gönnete ihm freien zutrit; haben dann die Götter auff ihn zusprechen/ werden
sie ja so mächtig seyn/ und einem Jünglinge den Muht legen/ wann nur wir selbst nicht
durch boßhaffte verleitung uns an unferm Sohn versündigen/ dessen Lob und Preiß schon
in erster Blüte allen Ruhm seiner Vorfahren verächtlich machet; mein geliebter Gemahl
wird von den Gesanten hören/ wie man ihn in der Fremde ehret/ und ihm grössere und rei-
chere Fürstentümer anbeut und schenket als sein ganzes väterliches Erbe/ nur daß sie die-
ses Ebenbilde der Tugend bey sich behalten möchten; und wir grimmigen Wölffe verban-
nen ihn von uns/ ehe wir ihn als beklageten gehöret! mich wundert/ wie er noch an seine
Eltern und Vaterland/ ja an das undankbare Vaterland gedenken und es lieben kan.
Solte auch wol meine Furcht nicht vergeblich seyn/ daß etwa die Pfaffen und ädlen sich
wieder ihn zusammen verschworen/ aus furcht/ er möchte den ehmahs empfangenen Schimpf
dereins rächen? Einmahl ist gewiß/ daß sie die Köpffe vielfältig zusammen stecken/ und
ihre gröste bemühung ist/ den einfältigen Untertahnen einzubilden/ daß sie ja bey ihren alten
Göttern bleiben/ und keine neue sich auffdringen lassen sollen; welches unser Sohn wol
nicht willens ist. Zwar ich habe nicht lust zu Krieg und Unfrieden; aber unterliesse ichs eu-
retwegen nicht/ ganz Schweden und Böhmen müsten ihm den Weg in Teutschland öfnen/
und ihm den Groß Fürstlichen Stuel befestigen/ welchen er doch vor seines lieben Vaters
absterben nicht begehret. Schweiget O schweiget mein geliebtes Gemahl/ sagte der Groß-
Fürst/ und lasset ja solche Gedanken in eurem Herzen nimmermehr auffsteigen; ich werde
nach diesem schon hierauff bedacht seyn/ wie mein Herkules ohn Krieg und Auffruhr sein
Erbe behalte; vordißmahl müssen wir uns wegen der vorgetragenen Heyraht besinnen/
dann ich sehe/ daß unsere liebe Tochter Valiska zum hefftigsten darauf dringet. Wir haben
Zeit gnug/ antwortete sie/ eine Erklärung zu fassen/ nachdem wir der Gesanten anbringen
außführlicher werden vernommen haben. Gingen also miteinander auff das Gemach/
woselbst das Fräulein mit Neklam sprachete. Ruprecht sahe ihn hinein treten/ küssete ihm
die Hand/ und meldete Valisken Gruß an/ da ihm der Groß Fürst fragete: Wie gehets/

mein
d d iij

Fuͤnftes Buch.
Sohn dergeſtalt zuhaſſen/ wie ihrs durch die Pfaffen von mir fodert; O des groſſen Un-
gluͤks/ daß du der ganzen Welt ein Wunder wegen deiner Tugend und Manheit/ und dei-
nem Vaterlande/ ja das abſcheuhlich zuſagen/ deinen leiblichen Eltern ein Fluch uñ Gꝛaͤuel
ſeyn muſt! die doch ihr Leben vor deine Wolfahrt gerne zuſetzeten. Davor behuͤten ihn die
Goͤtter/ ſagte ſie; Er iſt mir trauẽ bißher noch in unverruͤcketer Liebe ein angenehmer Sohn
und kein Graͤuel geweſen. Und warumb ſolte ich mein Fleiſch und Blut haſſen/ welches
uͤber alle der meinen und ſeinen Ehre ſteiget/ und von aller Welt vor den vollkommenſten
und froͤmmeſten geprieſen wird? Meynet mein Gemahl/ daß ich den loſen Pfaffen aller-
dinge Glauben gebe? Wer weiß/ ob ſie ihre ſchaͤndliche Weiſſagungen nicht tichten/ umb
daß ſie fuͤrchten/ der ehrliebende Herkules werde ihnen den Muhtwillen beſalzen/ wann er
ſchier heut oder morgen wieder kommen ſolte; es hat ja noch kein Gott ſich bey uns ange-
meldet/ uñ einẽ ſolchen Fluch aus unſerm Sohn gemacht; ſo findet ſich auch kein Menſch/
der Zeitung von ihm einbringet/ daß er in abſcheulichen Sunden leben ſolte. Ein verdaͤch-
tiges werk iſt es/ dz die heilloſẽ Pfaffẽ von nichts als der Goͤtter Zorn plaudern; mein Sohn
mus ja deſſen warnehmẽ/ wie er ſich auch davor nit dz alleꝛgeringſte fuͤrchtet; uñ waͤre mein
Raht/ man goͤnnete ihm freien zutrit; haben dann die Goͤtter auff ihn zuſprechen/ werden
ſie ja ſo maͤchtig ſeyn/ und einem Juͤnglinge den Muht legen/ wann nur wir ſelbſt nicht
durch boßhaffte verleitung uns an unferm Sohn verſuͤndigen/ deſſen Lob und Preiß ſchon
in erſter Blüte allen Ruhm ſeiner Vorfahren veraͤchtlich machet; mein geliebter Gemahl
wird von den Geſanten hoͤren/ wie man ihn in der Fremde ehret/ und ihm groͤſſere uñ rei-
chere Fuͤrſtentuͤmer anbeut und ſchenket als ſein ganzes vaͤterliches Erbe/ nur daß ſie die-
ſes Ebenbilde der Tugend bey ſich behalten moͤchten; und wir grimmigen Woͤlffe verban-
nen ihn von uns/ ehe wir ihn als beklageten gehoͤret! mich wundert/ wie er noch an ſeine
Eltern und Vaterland/ ja an das undankbare Vaterland gedenken und es lieben kan.
Solte auch wol meine Furcht nicht vergeblich ſeyn/ daß etwa die Pfaffen und aͤdlen ſich
wieder ihn zuſam̃en verſchwoꝛen/ aus furcht/ eꝛ moͤchte den ehmahs empfangenẽ Schimpf
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ihre groͤſte bemuͤhung iſt/ den einfaͤltigen Untertahnen einzubilden/ daß ſie ja bey ihren alten
Goͤttern bleiben/ und keine neue ſich auffdringen laſſen ſollen; welches unſer Sohn wol
nicht willens iſt. Zwar ich habe nicht luſt zu Krieg und Unfrieden; aber unterlieſſe ichs eu-
retwegen nicht/ ganz Schweden und Boͤhmen muͤſten ihm den Weg in Teutſchland oͤfnẽ/
und ihm den Groß Fuͤrſtlichen Stuel befeſtigen/ welchen er doch vor ſeines lieben Vaters
abſterbẽ nicht begehret. Schweiget O ſchweiget mein geliebtes Gemahl/ ſagte der Groß-
Fuͤrſt/ und laſſet ja ſolche Gedanken in eurem Herzen nimmermehr auffſteigen; ich werde
nach dieſem ſchon hierauff bedacht ſeyn/ wie mein Herkules ohn Krieg und Auffruhr ſein
Erbe behalte; vordißmahl muͤſſen wir uns wegen der vorgetragenen Heyraht beſinnen/
dann ich ſehe/ daß unſere liebe Tochter Valiſka zum hefftigſten darauf dringet. Wir haben
Zeit gnug/ antwortete ſie/ eine Erklaͤrung zu faſſen/ nachdem wir der Geſanten anbringen
außfuͤhrlicher werden vernommen haben. Gingen alſo miteinander auff das Gemach/
woſelbſt das Fraͤulein mit Neklam ſprachete. Ruprecht ſahe ihn hinein treten/ kuͤſſete ihm
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[213/0219] Fuͤnftes Buch. Sohn dergeſtalt zuhaſſen/ wie ihrs durch die Pfaffen von mir fodert; O des groſſen Un- gluͤks/ daß du der ganzen Welt ein Wunder wegen deiner Tugend und Manheit/ und dei- nem Vaterlande/ ja das abſcheuhlich zuſagen/ deinen leiblichen Eltern ein Fluch uñ Gꝛaͤuel ſeyn muſt! die doch ihr Leben vor deine Wolfahrt gerne zuſetzeten. Davor behuͤten ihn die Goͤtter/ ſagte ſie; Er iſt mir trauẽ bißher noch in unverruͤcketer Liebe ein angenehmer Sohn und kein Graͤuel geweſen. Und warumb ſolte ich mein Fleiſch und Blut haſſen/ welches uͤber alle der meinen und ſeinen Ehre ſteiget/ und von aller Welt vor den vollkommenſten und froͤmmeſten geprieſen wird? Meynet mein Gemahl/ daß ich den loſen Pfaffen aller- dinge Glauben gebe? Wer weiß/ ob ſie ihre ſchaͤndliche Weiſſagungen nicht tichten/ umb daß ſie fuͤrchten/ der ehrliebende Herkules werde ihnen den Muhtwillen beſalzen/ wann er ſchier heut oder morgen wieder kommen ſolte; es hat ja noch kein Gott ſich bey uns ange- meldet/ uñ einẽ ſolchen Fluch aus unſerm Sohn gemacht; ſo findet ſich auch kein Menſch/ der Zeitung von ihm einbringet/ daß er in abſcheulichen Sunden leben ſolte. Ein verdaͤch- tiges werk iſt es/ dz die heilloſẽ Pfaffẽ von nichts als der Goͤtter Zorn plaudern; mein Sohn mus ja deſſen warnehmẽ/ wie er ſich auch davor nit dz alleꝛgeringſte fuͤrchtet; uñ waͤre mein Raht/ man goͤnnete ihm freien zutrit; haben dann die Goͤtter auff ihn zuſprechen/ werden ſie ja ſo maͤchtig ſeyn/ und einem Juͤnglinge den Muht legen/ wann nur wir ſelbſt nicht durch boßhaffte verleitung uns an unferm Sohn verſuͤndigen/ deſſen Lob und Preiß ſchon in erſter Blüte allen Ruhm ſeiner Vorfahren veraͤchtlich machet; mein geliebter Gemahl wird von den Geſanten hoͤren/ wie man ihn in der Fremde ehret/ und ihm groͤſſere uñ rei- chere Fuͤrſtentuͤmer anbeut und ſchenket als ſein ganzes vaͤterliches Erbe/ nur daß ſie die- ſes Ebenbilde der Tugend bey ſich behalten moͤchten; und wir grimmigen Woͤlffe verban- nen ihn von uns/ ehe wir ihn als beklageten gehoͤret! mich wundert/ wie er noch an ſeine Eltern und Vaterland/ ja an das undankbare Vaterland gedenken und es lieben kan. Solte auch wol meine Furcht nicht vergeblich ſeyn/ daß etwa die Pfaffen und aͤdlen ſich wieder ihn zuſam̃en verſchwoꝛen/ aus furcht/ eꝛ moͤchte den ehmahs empfangenẽ Schimpf dereins raͤchen? Einmahl iſt gewiß/ daß ſie die Koͤpffe vielfaͤltig zuſammen ſtecken/ und ihre groͤſte bemuͤhung iſt/ den einfaͤltigen Untertahnen einzubilden/ daß ſie ja bey ihren alten Goͤttern bleiben/ und keine neue ſich auffdringen laſſen ſollen; welches unſer Sohn wol nicht willens iſt. Zwar ich habe nicht luſt zu Krieg und Unfrieden; aber unterlieſſe ichs eu- retwegen nicht/ ganz Schweden und Boͤhmen muͤſten ihm den Weg in Teutſchland oͤfnẽ/ und ihm den Groß Fuͤrſtlichen Stuel befeſtigen/ welchen er doch vor ſeines lieben Vaters abſterbẽ nicht begehret. Schweiget O ſchweiget mein geliebtes Gemahl/ ſagte der Groß- Fuͤrſt/ und laſſet ja ſolche Gedanken in eurem Herzen nimmermehr auffſteigen; ich werde nach dieſem ſchon hierauff bedacht ſeyn/ wie mein Herkules ohn Krieg und Auffruhr ſein Erbe behalte; vordißmahl muͤſſen wir uns wegen der vorgetragenen Heyraht beſinnen/ dann ich ſehe/ daß unſere liebe Tochter Valiſka zum hefftigſten darauf dringet. Wir haben Zeit gnug/ antwortete ſie/ eine Erklaͤrung zu faſſen/ nachdem wir der Geſanten anbringen außfuͤhrlicher werden vernommen haben. Gingen alſo miteinander auff das Gemach/ woſelbſt das Fraͤulein mit Neklam ſprachete. Ruprecht ſahe ihn hinein treten/ kuͤſſete ihm die Hand/ und meldete Valiſken Gruß an/ da ihm der Groß Fuͤrſt fragete: Wie gehets/ mein d d iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/219>, abgerufen am 29.11.2024.