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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
danken fallen lassen; daß aber die Liebesbrunst hiedurch nicht gelöschet worden/ hat ihre wei-
tere Nachfrage an den Tag gelegt/ da sie von ihm zuwissen begehret/ ob die Teutschen Göt-
ter auch wol sähen und straffeten/ was zu Rom oder sonst ausser Teutschland geschähe?
worauff er geantwortet: Die Götter/ denen er gewidmet/ währen die Sonne und die Er-
de; und soweit deren Gegenwart reichete/ so weit straffeten sie; dessen sie noch vor vier Jah-
ren ein abscheuhliches Beyspiel hätten sehen lassen/ da ein solcher Verlobeter aus Verdruß
seines Gelübdes/ Teutschland verlassen/ und zu Schiffe nach Engeland sich begeben hätte/
der Meynung/ weil dieses eine andere Erde währe/ durch das Meer von Teutschland abge-
schieden/ würde er daselbst ungestraffet bleiben/ ob er sich gleich zu Weibesbildern halten
würde; aber diese Einbildung hätte ihn sehr betrogen/ massen/ wie er sich das erste mahl ihr
genähert/ und nur ihre Brüste berühret/ währe seine Hand/ und des Weibes Busem von
dem allerscheußlichsten Aussaz eingenommen/ auch sie alle beyde des Witzes beraubet/ dz sie
als tolle Hunde auf der Gassen nacket umher gelauffen/ biß man sieaus geheiß eines Pfaffen
hätte verbrennen müssen. Dieser Rede wahr die gute Jungfer hefftig erschrocken/ hatte ihren
Busem verhüllet/ und alle unbilliche Gedanken fallen lassen/ jedoch höchlich beklaget/ dz die
Götter ihm seiner fast übermenschlichen Schönheit Anwendung mißgönneten/ damit sie
ihn vor allen andern ausgezieret und volkommen gemacht hätten. Er aber darauf gesagt:
Er wüste nicht/ was vor sonderliche Schönheit an ihm währe/ aber eben umb dieser Ursach
willen/ daß auch die Pfaffheit ihn vor schön geschätzet/ hätte er dieses Gelübde über sich neh-
men müssen; dann es würden nur die schönsten/ und zwar aus den geringsten Leuten darzu er-
wählet/ weil die Reichen und Vornehmen sich dessen mit Gewalt entbrochen hätten. Wor-
auff sie sich mit ihm zuspielen gesetzet/ und auff sein bitliches ansuchen ihm nicht allein seinen
Stand zuverschweigen/ sondern ihm ferner nach wie vor alle Gunst und Freundschafft zu
erzeigen/ angelobet. Dieses übel wahr kaum vor zween Tagen abgewendet/ da hatte sich viel
ein ärgers angesponnen/ also dz die Liebe/ so die junge Tochter verlassen/ sich in ihrer Stief-
Mutter Brust gesetzet/ weil sie ohngefehr seines schönen Leibes gewahr worden. So viel
älter nun diese wahr (eine Frau von 24 Jahren) so viel stärker hatten die Begierden sie ge-
reizet/ daß wie des folgenden Tages H. Zinna ausgereiset/ sie Herkules vor sich gefodert/
und mit allerhand freundlichem Gespräch umher gehauen; endlich ihn umfangen/ und sol-
cher gestalt angeredet: Du mein allerliebster Oedemeier/ nim wahr der höchsten Gunst/
welche ich dir zulege/ und geneuß meiner Schönheit nach unser beyder Lust/ dann du kanst
dich in deinem Herzen rühmen/ daß die Hochädle/ darff auch wol sagen/ schöne Frau Sul-
pizia/ dich in ihrem Herzen höher hält/ als den vornehmsten Herrn in ganz Rom. Herku-
les hat mir beteuret/ er habe sich nie in so grosser Angst/ als dazumahl befunden; hätte auch
nicht gewust/ was er antworten sollen/ biß er endlich sich begriffen/ vor ihr [in] die Knie gefal-
len/ und diese Antwort gegeben: Gnädige Frau/ ich demühtige vor Ihrer Gn. mich bil-
lich/ als ein gehorsamer untertähniger Knecht/ demnach des Glückes Widerwärtigkeit
mich zum andern mahl in den leibeigenen Stand gesetzet/ dem ich durch sonderliches Glük
schon entrissen wahr; habe dannoch Gott hoch zudanken/ daß ich eine so gnädige Frau und
gütigen Herrn angetroffen/ bey denen ich wol gelitten und gehalten bin. Nun erzeiget Eu-
re Gn. mir unwirdigen eine sonderliche Gunst und Liebe/ welche der Römische Käyser selbst

nicht

Fuͤnftes Buch.
danken fallen laſſen; daß aber die Liebesbrunſt hiedurch nicht geloͤſchet worden/ hat ihꝛe wei-
tere Nachfrage an den Tag gelegt/ da ſie von ihm zuwiſſen begehret/ ob die Teutſchẽ Goͤt-
ter auch wol ſaͤhen und ſtraffeten/ was zu Rom oder ſonſt auſſer Teutſchland geſchaͤhe?
worauff er geantwortet: Die Goͤtter/ denen er gewidmet/ waͤhren die Sonne und die Er-
de; und ſoweit deren Gegenwart reichete/ ſo weit ſtraffeten ſie; deſſen ſie noch vor vier Jah-
ren ein abſcheuhliches Beyſpiel haͤtten ſehen laſſen/ da ein ſolcher Verlobeter aus Veꝛdruß
ſeines Geluͤbdes/ Teutſchland verlaſſen/ und zu Schiffe nach Engeland ſich begeben haͤtte/
der Meynung/ weil dieſes eine andere Erde waͤhre/ durch das Meer von Teutſchland abge-
ſchieden/ wuͤrde er daſelbſt ungeſtraffet bleiben/ ob er ſich gleich zu Weibesbildern halten
wuͤrde; aber dieſe Einbildung haͤtte ihn ſehr betrogen/ maſſen/ wie er ſich das erſte mahl ihr
genaͤhert/ und nur ihre Brüſte beruͤhret/ waͤhre ſeine Hand/ und des Weibes Buſem von
dem allerſcheußlichſten Ausſaz eingenommen/ auch ſie alle beyde des Witzes beraubet/ dz ſie
als tolle Hunde auf deꝛ Gaſſen nacket umheꝛ gelauffen/ biß man ſieaus geheiß eines Pfaffen
haͤtte verbrennen muͤſſen. Dieſer Rede wahr die gute Jungfer hefftig erſchrockẽ/ hatte ihrẽ
Buſem verhüllet/ und alle unbilliche Gedanken fallen laſſen/ jedoch hoͤchlich beklaget/ dz die
Goͤtter ihm ſeiner faſt übermenſchlichen Schoͤnheit Anwendung mißgoͤnneten/ damit ſie
ihn vor allen andern ausgezieret und volkommen gemacht haͤtten. Er aber darauf geſagt:
Er wuͤſte nicht/ was vor ſonderliche Schoͤnheit an ihm waͤhre/ aber eben umb dieſer Urſach
willen/ daß auch die Pfaffheit ihn voꝛ ſchoͤn geſchaͤtzet/ haͤtte er dieſes Geluͤbde uͤber ſich neh-
mẽ muͤſſen; dañ es wuͤrden nur die ſchoͤnſten/ und zwar aus den geringſten Leuten darzu er-
waͤhlet/ weil die Reichen und Vornehmen ſich deſſen mit Gewalt entbrochen haͤttẽ. Wor-
auff ſie ſich mit ihm zuſpielen geſetzet/ und auff ſein bitliches anſuchen ihm nicht allein ſeinẽ
Stand zuverſchweigen/ ſondern ihm ferner nach wie vor alle Gunſt und Freundſchafft zu
erzeigen/ angelobet. Dieſes uͤbel wahr kaum vor zween Tagen abgewendet/ da hatte ſich viel
ein aͤrgers angeſponnen/ alſo dz die Liebe/ ſo die junge Tochter verlaſſen/ ſich in ihrer Stief-
Mutter Bruſt geſetzet/ weil ſie ohngefehr ſeines ſchoͤnen Leibes gewahr worden. So viel
aͤlter nun dieſe wahr (eine Frau von 24 Jahren) ſo viel ſtaͤrker hatten die Begierden ſie ge-
reizet/ daß wie des folgenden Tages H. Zinna ausgereiſet/ ſie Herkules vor ſich gefodert/
und mit allerhand freundlichem Geſpraͤch umher gehauen; endlich ihn umfangen/ und ſol-
cher geſtalt angeredet: Du mein allerliebſter Oedemeier/ nim wahr der hoͤchſten Gunſt/
welche ich dir zulege/ und geneuß meiner Schoͤnheit nach unſer beyder Luſt/ dann du kanſt
dich in deinem Herzen ruͤhmen/ daß die Hochaͤdle/ darff auch wol ſagen/ ſchoͤne Frau Sul-
pizia/ dich in ihrem Herzen hoͤher haͤlt/ als den vornehmſten Herrn in ganz Rom. Herku-
les hat mir beteuret/ er habe ſich nie in ſo groſſer Angſt/ als dazumahl befunden; haͤtte auch
nicht gewuſt/ was er antworten ſollen/ biß er endlich ſich begriffen/ vor ihr [in] die Knie gefal-
len/ und dieſe Antwort gegeben: Gnaͤdige Frau/ ich demuͤhtige vor Ihrer Gn. mich bil-
lich/ als ein gehorſamer untertaͤhniger Knecht/ demnach des Gluͤckes Widerwaͤrtigkeit
mich zum andern mahl in den leibeigenen Stand geſetzet/ dem ich durch ſonderliches Glük
ſchon entriſſen wahr; habe dannoch Gott hoch zudanken/ daß ich eine ſo gnaͤdige Frau uñ
guͤtigen Herrn angetroffen/ bey denen ich wol gelitten und gehalten bin. Nun erzeiget Eu-
re Gn. mir unwirdigẽ eine ſonderliche Gunſt und Liebe/ welche der Roͤmiſche Kaͤyſer ſelbſt

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/194>, abgerufen am 28.11.2024.