Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
nem Fürsten erhöret ist? hatte dieser trefliche Fürst (auff Herkules zeigend) sein geliebtes
Fräulein zu dem Ende von des einen Räubers Hand frey gemacht/ daß sie in die deine wie-
der gerahten solte? ja hatten diese Helden umb unsere Hoch Fürstl. Verbündnis verdie-
net/ daß man ihnen die ihrigen so diebischer Weise von der Seite hinreisse/ da sie inzwi-
schen ihr Fürstl. Blut vor unsere Wolfahrt vergossen/ und den Feind niderlegten/ und du
nicht düchtig wahrest/ mit einem einzigen Schwert Schlage dem gemeinen Wesen hülffe
zuleisten? und findest dich nun so geherzt/ deine Verschlagenheit in Schelmstücken auß-
zuüben? Gobares merkete/ das seines Lebens nicht viel mehr seyn würde/ wolte aber noch
zulezt seiner Zungen freyheit gebrauchen/ und antwortete ganz verwägen: Artaxerxes/ ich
bin so wol ein Fürst als du/ und weiß mein Fürstliches Geblüt ungleich weiter herzuhohlen
als du; so habe ich meines tuhns und lassens dir durchaus keine Rechenschaft zugeben/
warumb setzestu dich dann selbst vor einen Richter ein/ und darfst einem herschenden freien
Fürsten deine Urtel anbieten? Artaxerxes wolte sich hierüber eifern; welches Herkules
merkend/ dem Räuber diese Antwort gab: Ihr ganz unvernünftiger/ und aller Fürstlichen
benennung unwirdiger; wie seid ihr dann so gar verblendet/ daß ihr nicht erkennen möget/
das ihr als durchs Schwert überwundener besser tähtet/ wann ihr umb Gnade anhalten
würdet/ als daß ihr lästert und trotzet? Er aber wolte hierauff nichts antworten/ sondern
fuhr also fort: Höre Artaxerxes was bildestu dir ein? verdreust dichs etwa/ daß durch ent-
führung dieser unvergleichlich-schönen Fräulein (welche zurauben ein recht Fürstlich
liebes Werk ist) ich dich in deiner Niessung stören würde? oder schätzestu dich allein vor ei-
nen Erkenner der wahren Schönheit? O Artaxerxes du betreugest dich selber; ich habe
bessere Augen als du/ und mag ich ja so gerne geniessen als du. Artaxerxes kunte sich weiter
nicht enthalten/ und brach also loß: Was lästerstu Schand Schelm? legestu diesem züch-
tigen Fräulein Unzucht zu/ welche sie mit mir pflegen solte? Ich halte es vor keine Unzucht/
sagte dieser/ wans aus inniglicher Liebe geschihet. Artaxerxes wieder antwortete: So wil-
tu mich gleichwol bey diesen Helden in Verdacht bringen/ als stünde ich nach unzimlichen
Sachen? und rechnest es vor keine Unzucht/ da man einer verlobeten Braut nach ihrer
Ehre stehet? du oder ich müssen hierüber zuschanden werden/ und must deiner Verleum-
dung Ursachen anzeigen. Hiemit rieff er/ man solte etliche Stecken Knechte und Henkers-
Buben herzu fodern/ welche alsbald kahmen/ und Befehl empfingen/ daß sie stündlich ein
Werkzeug zurichten/ und diesen Verleumder foltern solten/ biß er bekennen würde/ von
wem/ oder durch wessen anzeige er solches hätte. Der Bube erschrak dieser Urtel höchlich/
und fing an sich zubedingen/ man solte mit ihm als mit einem Fürsten verfahren/ der keinen
Menschen wirklich beleidiget hätte. Aber die Schergen kehreten sich an nichts/ schlugen
zween starke Pfäle in die Erde/ legten ihn auff ein gemachtes Stel/ und führeten die nähe-
ste Gutsche herzu/ befestigten ihm die Hände über Häuptwerz an den Pfälen/ und den an-
dern Strik umb die Füsse geschlagen/ krecketen sie mit dem Gutsch Rade umb/ und zogen
ihm alle Glieder aus den Gelenken/ dz er vor unsäglichen Schmerzen ein elendes Geschrey
trieb/ und Herkules selbst zu Mitleiden bewägt ward/ auch anhielt/ man möchte ihn ohn
fernere Peinigung abtuhn. Aber Artaxerxes antwortete: Mein hochwerter Herr und Bru-
der; es muß der boßhafte Verleumder mir die auffgebürdete Unbilligkeit beweisen/ oder

seine

Fuͤnftes Buch.
nem Fuͤrſten erhoͤret iſt? hatte dieſer trefliche Fuͤrſt (auff Herkules zeigend) ſein geliebtes
Fraͤulein zu dem Ende von des einen Raͤubers Hand frey gemacht/ daß ſie in die deine wie-
der gerahten ſolte? ja hatten dieſe Helden umb unſere Hoch Fuͤrſtl. Verbuͤndnis verdie-
net/ daß man ihnen die ihrigen ſo diebiſcher Weiſe von der Seite hinreiſſe/ da ſie inzwi-
ſchen ihr Fuͤrſtl. Blut vor unſere Wolfahrt vergoſſen/ und den Feind niderlegten/ und du
nicht düchtig wahreſt/ mit einem einzigen Schwert Schlage dem gemeinen Weſen huͤlffe
zuleiſten? und findeſt dich nun ſo geherzt/ deine Verſchlagenheit in Schelmſtuͤcken auß-
zuuͤben? Gobares merkete/ das ſeines Lebens nicht viel mehr ſeyn wuͤrde/ wolte aber noch
zulezt ſeiner Zungen freyheit gebrauchen/ und antwortete ganz verwaͤgen: Artaxerxes/ ich
bin ſo wol ein Fuͤrſt als du/ und weiß mein Fuͤrſtliches Geblüt ungleich weiter herzuhohlẽ
als du; ſo habe ich meines tuhns und laſſens dir durchaus keine Rechenſchaft zugeben/
warumb ſetzeſtu dich dann ſelbſt vor einen Richter ein/ und darfſt einem herſchenden freien
Fuͤrſten deine Urtel anbieten? Artaxerxes wolte ſich hieruͤber eifern; welches Herkules
merkend/ dem Raͤuber dieſe Antwort gab: Ihr ganz unvernuͤnftiger/ und aller Fuͤrſtlichẽ
benennung unwirdiger; wie ſeid ihr dann ſo gar verblendet/ daß ihr nicht erkeñen moͤget/
das ihr als durchs Schwert uͤberwundener beſſer taͤhtet/ wann ihr umb Gnade anhalten
würdet/ als daß ihr laͤſtert und trotzet? Er aber wolte hierauff nichts antworten/ ſondern
fuhr alſo fort: Hoͤre Artaxerxes was bildeſtu dir ein? verdreuſt dichs etwa/ daß durch ent-
fuͤhrung dieſer unvergleichlich-ſchoͤnen Fraͤulein (welche zurauben ein recht Fuͤrſtlich
liebes Werk iſt) ich dich in deiner Nieſſung ſtoͤren wuͤrde? oder ſchaͤtzeſtu dich allein vor ei-
nen Erkenner der wahren Schoͤnheit? O Artaxerxes du betreugeſt dich ſelber; ich habe
beſſere Augen als du/ und mag ich ja ſo gerne genieſſen als du. Artaxerxes kunte ſich weiteꝛ
nicht enthalten/ und brach alſo loß: Was laͤſterſtu Schand Schelm? legeſtu dieſem zuͤch-
tigen Fraͤulein Unzucht zu/ welche ſie mit mir pflegen ſolte? Ich halte es vor keine Unzucht/
ſagte dieſer/ wans aus inniglicher Liebe geſchihet. Artaxerxes wieder antwortete: So wil-
tu mich gleichwol bey dieſen Helden in Verdacht bringen/ als ſtuͤnde ich nach unzimlichen
Sachen? und rechneſt es vor keine Unzucht/ da man einer verlobeten Braut nach ihrer
Ehre ſtehet? du oder ich muͤſſen hierüber zuſchanden werden/ und muſt deiner Verleum-
dung Urſachen anzeigen. Hiemit rieff er/ man ſolte etliche Stecken Knechte und Henkers-
Buben herzu fodern/ welche alsbald kahmen/ und Befehl empfingen/ daß ſie ſtuͤndlich ein
Werkzeug zurichten/ und dieſen Verleumder foltern ſolten/ biß er bekennen wuͤrde/ von
wem/ oder durch weſſen anzeige er ſolches haͤtte. Der Bube erſchrak dieſer Urtel hoͤchlich/
und fing an ſich zubedingen/ man ſolte mit ihm als mit einem Fuͤrſten verfahren/ der keinẽ
Menſchen wirklich beleidiget haͤtte. Aber die Schergen kehreten ſich an nichts/ ſchlugen
zween ſtarke Pfaͤle in die Erde/ legten ihn auff ein gemachtes Stel/ und fuͤhreten die naͤhe-
ſte Gutſche herzu/ befeſtigten ihm die Haͤnde uͤber Haͤuptwerz an den Pfaͤlen/ und den an-
dern Strik umb die Fuͤſſe geſchlagen/ krecketen ſie mit dem Gutſch Rade umb/ und zogen
ihm alle Glieder aus den Gelenken/ dz er vor unſaͤglichen Schmerzen ein elendes Geſchrey
trieb/ und Herkules ſelbſt zu Mitleiden bewaͤgt ward/ auch anhielt/ man moͤchte ihn ohn
fernere Peinigung abtuhn. Aber Artaxerxes antwortete: Mein hochwerter Herr uñ Bru-
der; es muß der boßhafte Verleumder mir die auffgebuͤrdete Unbilligkeit beweiſen/ oder

ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0018" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
nem Fu&#x0364;r&#x017F;ten erho&#x0364;ret i&#x017F;t? hatte die&#x017F;er trefliche Fu&#x0364;r&#x017F;t (auff Herkules zeigend) &#x017F;ein geliebtes<lb/>
Fra&#x0364;ulein zu dem Ende von des einen Ra&#x0364;ubers Hand frey gemacht/ daß &#x017F;ie in die deine wie-<lb/>
der gerahten &#x017F;olte? ja hatten die&#x017F;e Helden umb un&#x017F;ere Hoch Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Verbu&#x0364;ndnis verdie-<lb/>
net/ daß man ihnen die ihrigen &#x017F;o diebi&#x017F;cher Wei&#x017F;e von der Seite hinrei&#x017F;&#x017F;e/ da &#x017F;ie inzwi-<lb/>
&#x017F;chen ihr Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Blut vor un&#x017F;ere Wolfahrt vergo&#x017F;&#x017F;en/ und den Feind niderlegten/ und du<lb/>
nicht düchtig wahre&#x017F;t/ mit einem einzigen Schwert Schlage dem gemeinen We&#x017F;en hu&#x0364;lffe<lb/>
zulei&#x017F;ten? und finde&#x017F;t dich nun &#x017F;o geherzt/ deine Ver&#x017F;chlagenheit in Schelm&#x017F;tu&#x0364;cken auß-<lb/>
zuu&#x0364;ben? Gobares merkete/ das &#x017F;eines Lebens nicht viel mehr &#x017F;eyn wu&#x0364;rde/ wolte aber noch<lb/>
zulezt &#x017F;einer Zungen freyheit gebrauchen/ und antwortete ganz verwa&#x0364;gen: Artaxerxes/ ich<lb/>
bin &#x017F;o wol ein Fu&#x0364;r&#x017F;t als du/ und weiß mein Fu&#x0364;r&#x017F;tliches Geblüt ungleich weiter herzuhohle&#x0303;<lb/>
als du; &#x017F;o habe ich meines tuhns und la&#x017F;&#x017F;ens dir durchaus keine Rechen&#x017F;chaft zugeben/<lb/>
warumb &#x017F;etze&#x017F;tu dich dann &#x017F;elb&#x017F;t vor einen Richter ein/ und darf&#x017F;t einem her&#x017F;chenden freien<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten deine Urtel anbieten? Artaxerxes wolte &#x017F;ich hieru&#x0364;ber eifern; welches Herkules<lb/>
merkend/ dem Ra&#x0364;uber die&#x017F;e Antwort gab: Ihr ganz unvernu&#x0364;nftiger/ und aller Fu&#x0364;r&#x017F;tliche&#x0303;<lb/>
benennung unwirdiger; wie &#x017F;eid ihr dann &#x017F;o gar verblendet/ daß ihr nicht erken&#x0303;en mo&#x0364;get/<lb/>
das ihr als durchs Schwert u&#x0364;berwundener be&#x017F;&#x017F;er ta&#x0364;htet/ wann ihr umb Gnade anhalten<lb/>
würdet/ als daß ihr la&#x0364;&#x017F;tert und trotzet? Er aber wolte hierauff nichts antworten/ &#x017F;ondern<lb/>
fuhr al&#x017F;o fort: Ho&#x0364;re Artaxerxes was bilde&#x017F;tu dir ein? verdreu&#x017F;t dichs etwa/ daß durch ent-<lb/>
fu&#x0364;hrung die&#x017F;er unvergleichlich-&#x017F;cho&#x0364;nen Fra&#x0364;ulein (welche zurauben ein recht Fu&#x0364;r&#x017F;tlich<lb/>
liebes Werk i&#x017F;t) ich dich in deiner Nie&#x017F;&#x017F;ung &#x017F;to&#x0364;ren wu&#x0364;rde? oder &#x017F;cha&#x0364;tze&#x017F;tu dich allein vor ei-<lb/>
nen Erkenner der wahren Scho&#x0364;nheit? O Artaxerxes du betreuge&#x017F;t dich &#x017F;elber; ich habe<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ere Augen als du/ und mag ich ja &#x017F;o gerne genie&#x017F;&#x017F;en als du. Artaxerxes kunte &#x017F;ich weite&#xA75B;<lb/>
nicht enthalten/ und brach al&#x017F;o loß: Was la&#x0364;&#x017F;ter&#x017F;tu Schand Schelm? lege&#x017F;tu die&#x017F;em zu&#x0364;ch-<lb/>
tigen Fra&#x0364;ulein Unzucht zu/ welche &#x017F;ie mit mir pflegen &#x017F;olte? Ich halte es vor keine Unzucht/<lb/>
&#x017F;agte die&#x017F;er/ wans aus inniglicher Liebe ge&#x017F;chihet. Artaxerxes wieder antwortete: So wil-<lb/>
tu mich gleichwol bey die&#x017F;en Helden in Verdacht bringen/ als &#x017F;tu&#x0364;nde ich nach unzimlichen<lb/>
Sachen? <choice><sic>uud</sic><corr>und</corr></choice> rechne&#x017F;t es vor keine Unzucht/ da man einer verlobeten Braut nach ihrer<lb/>
Ehre &#x017F;tehet? du oder ich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en hierüber zu&#x017F;chanden werden/ und mu&#x017F;t deiner Verleum-<lb/>
dung Ur&#x017F;achen anzeigen. Hiemit rieff er/ man &#x017F;olte etliche Stecken Knechte und Henkers-<lb/>
Buben herzu fodern/ welche alsbald kahmen/ und Befehl empfingen/ daß &#x017F;ie &#x017F;tu&#x0364;ndlich ein<lb/>
Werkzeug zurichten/ und die&#x017F;en Verleumder foltern &#x017F;olten/ biß er bekennen wu&#x0364;rde/ von<lb/>
wem/ oder durch we&#x017F;&#x017F;en anzeige er &#x017F;olches ha&#x0364;tte. Der Bube er&#x017F;chrak die&#x017F;er Urtel ho&#x0364;chlich/<lb/>
und fing an &#x017F;ich zubedingen/ man &#x017F;olte mit ihm als mit einem Fu&#x0364;r&#x017F;ten verfahren/ der keine&#x0303;<lb/>
Men&#x017F;chen wirklich beleidiget ha&#x0364;tte. Aber die Schergen kehreten &#x017F;ich an nichts/ &#x017F;chlugen<lb/>
zween &#x017F;tarke Pfa&#x0364;le in die Erde/ legten ihn auff ein gemachtes Stel/ und fu&#x0364;hreten die na&#x0364;he-<lb/>
&#x017F;te Gut&#x017F;che herzu/ befe&#x017F;tigten ihm die Ha&#x0364;nde u&#x0364;ber Ha&#x0364;uptwerz an den Pfa&#x0364;len/ und den an-<lb/>
dern Strik umb die Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;chlagen/ krecketen &#x017F;ie mit dem Gut&#x017F;ch Rade umb/ und zogen<lb/>
ihm alle Glieder aus den Gelenken/ dz er vor un&#x017F;a&#x0364;glichen Schmerzen ein elendes Ge&#x017F;chrey<lb/>
trieb/ und Herkules &#x017F;elb&#x017F;t zu Mitleiden bewa&#x0364;gt ward/ auch anhielt/ man mo&#x0364;chte ihn ohn<lb/>
fernere Peinigung abtuhn. Aber Artaxerxes antwortete: Mein hochwerter Herr un&#x0303; Bru-<lb/>
der; es muß der boßhafte Verleumder mir die auffgebu&#x0364;rdete Unbilligkeit bewei&#x017F;en/ oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0018] Fuͤnftes Buch. nem Fuͤrſten erhoͤret iſt? hatte dieſer trefliche Fuͤrſt (auff Herkules zeigend) ſein geliebtes Fraͤulein zu dem Ende von des einen Raͤubers Hand frey gemacht/ daß ſie in die deine wie- der gerahten ſolte? ja hatten dieſe Helden umb unſere Hoch Fuͤrſtl. Verbuͤndnis verdie- net/ daß man ihnen die ihrigen ſo diebiſcher Weiſe von der Seite hinreiſſe/ da ſie inzwi- ſchen ihr Fuͤrſtl. Blut vor unſere Wolfahrt vergoſſen/ und den Feind niderlegten/ und du nicht düchtig wahreſt/ mit einem einzigen Schwert Schlage dem gemeinen Weſen huͤlffe zuleiſten? und findeſt dich nun ſo geherzt/ deine Verſchlagenheit in Schelmſtuͤcken auß- zuuͤben? Gobares merkete/ das ſeines Lebens nicht viel mehr ſeyn wuͤrde/ wolte aber noch zulezt ſeiner Zungen freyheit gebrauchen/ und antwortete ganz verwaͤgen: Artaxerxes/ ich bin ſo wol ein Fuͤrſt als du/ und weiß mein Fuͤrſtliches Geblüt ungleich weiter herzuhohlẽ als du; ſo habe ich meines tuhns und laſſens dir durchaus keine Rechenſchaft zugeben/ warumb ſetzeſtu dich dann ſelbſt vor einen Richter ein/ und darfſt einem herſchenden freien Fuͤrſten deine Urtel anbieten? Artaxerxes wolte ſich hieruͤber eifern; welches Herkules merkend/ dem Raͤuber dieſe Antwort gab: Ihr ganz unvernuͤnftiger/ und aller Fuͤrſtlichẽ benennung unwirdiger; wie ſeid ihr dann ſo gar verblendet/ daß ihr nicht erkeñen moͤget/ das ihr als durchs Schwert uͤberwundener beſſer taͤhtet/ wann ihr umb Gnade anhalten würdet/ als daß ihr laͤſtert und trotzet? Er aber wolte hierauff nichts antworten/ ſondern fuhr alſo fort: Hoͤre Artaxerxes was bildeſtu dir ein? verdreuſt dichs etwa/ daß durch ent- fuͤhrung dieſer unvergleichlich-ſchoͤnen Fraͤulein (welche zurauben ein recht Fuͤrſtlich liebes Werk iſt) ich dich in deiner Nieſſung ſtoͤren wuͤrde? oder ſchaͤtzeſtu dich allein vor ei- nen Erkenner der wahren Schoͤnheit? O Artaxerxes du betreugeſt dich ſelber; ich habe beſſere Augen als du/ und mag ich ja ſo gerne genieſſen als du. Artaxerxes kunte ſich weiteꝛ nicht enthalten/ und brach alſo loß: Was laͤſterſtu Schand Schelm? legeſtu dieſem zuͤch- tigen Fraͤulein Unzucht zu/ welche ſie mit mir pflegen ſolte? Ich halte es vor keine Unzucht/ ſagte dieſer/ wans aus inniglicher Liebe geſchihet. Artaxerxes wieder antwortete: So wil- tu mich gleichwol bey dieſen Helden in Verdacht bringen/ als ſtuͤnde ich nach unzimlichen Sachen? und rechneſt es vor keine Unzucht/ da man einer verlobeten Braut nach ihrer Ehre ſtehet? du oder ich muͤſſen hierüber zuſchanden werden/ und muſt deiner Verleum- dung Urſachen anzeigen. Hiemit rieff er/ man ſolte etliche Stecken Knechte und Henkers- Buben herzu fodern/ welche alsbald kahmen/ und Befehl empfingen/ daß ſie ſtuͤndlich ein Werkzeug zurichten/ und dieſen Verleumder foltern ſolten/ biß er bekennen wuͤrde/ von wem/ oder durch weſſen anzeige er ſolches haͤtte. Der Bube erſchrak dieſer Urtel hoͤchlich/ und fing an ſich zubedingen/ man ſolte mit ihm als mit einem Fuͤrſten verfahren/ der keinẽ Menſchen wirklich beleidiget haͤtte. Aber die Schergen kehreten ſich an nichts/ ſchlugen zween ſtarke Pfaͤle in die Erde/ legten ihn auff ein gemachtes Stel/ und fuͤhreten die naͤhe- ſte Gutſche herzu/ befeſtigten ihm die Haͤnde uͤber Haͤuptwerz an den Pfaͤlen/ und den an- dern Strik umb die Fuͤſſe geſchlagen/ krecketen ſie mit dem Gutſch Rade umb/ und zogen ihm alle Glieder aus den Gelenken/ dz er vor unſaͤglichen Schmerzen ein elendes Geſchrey trieb/ und Herkules ſelbſt zu Mitleiden bewaͤgt ward/ auch anhielt/ man moͤchte ihn ohn fernere Peinigung abtuhn. Aber Artaxerxes antwortete: Mein hochwerter Herr uñ Bru- der; es muß der boßhafte Verleumder mir die auffgebuͤrdete Unbilligkeit beweiſen/ oder ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/18
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/18>, abgerufen am 25.11.2024.