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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
ein bißlein bekommen sollen. O antwortete Gallus/ du pochest auff deine viehische Kraft/
aber der dir begegnen wird/ hat denselben zum Vorfechter und Schützer/ der dich und
deines gleichen zubendigen weiß. So laß ihn dann mit seinem Schützer und Vorfechter
ankommen/ sagte Gamaxus/ ich wil ihnen beyden nach verdienst lohnen. Du verstehest mich
nicht/ antwortete er; Meines Herrn Beystand hat seinen Siz dort oben/ den wirstu wol
ungetrotzet lassen. Was trotzestu dann mit ihm/ sagte jener/ wann er dort oben sitzet? mas-
sen er alsdan weder mich treffen/ noch jenen schützen wird. Wolan/ sagte Gallus/ deine
Zeit ist kommen/ und dein Frevel läuft zum Ende. Kehrete wieder umb/ erzählete Herku-
les die Gotteslästerung/ und sagte: Eure Gn. werden in diesem Kampffe Gottes augen-
scheinliche Hülffe empfinden/ bin auch des herlichen Sieges so gewiß/ als währe er schon
erstritten; aber der Unhold wil sein Gewehr durchaus nicht endern. So viel lieber
ist mirs/ antwortete er. Valiska lag mit Libussen und Brelen auff den Knien unter dem
freien Himmel/ und behtete die Groß Fürstin also zu ihrem Heylande:

Almächtiger Gottes Sohn/ du HErr der Heerscharen; wende dein Antliz nach dem Sche-
mel deiner Füsse/ von dem Königs Stuel/ auff welchem du zu der Rechten deines Vaters sitzest/ und
lege diesen Feind nider/ der deine Hülffe läst erlicher weise schänden und schmähen darff. Er ist nur ein
Stäublein vor deinen Augen/ wie hoch er sich erhebet und sträubet. Brich seine Macht/ überhäuffe
ihn mit Furcht und Schrecken/ und laß auch den Ungläubigen sehen HErr/ daß du wahrer Gott bist/
und ein Helffer aller die dir vertrauen.

Herkules hörete ihr Gebeht/ welches sie in teutscher Sprache verrichtete/ und sagte
zu ihr: Fürchtet euch nicht/ mein Schatz/ ich empfinde meines Heylandes Beystand in
meinem Herzen/ und mehr als nie vor diesem; der zur Rechten seines Vaters erhabene
JEsus wird seine Herligkeit ungezweifelt sehen lassen/ und diesen Lästerer zum Schemel
seiner Füsse legen. Hierauff nam er den Bogen und nur zween Pfeile zu sich/ und muste
ihm Gallus das Speer und den Schild nachführen. Gamaxus sahe ihn freidig auff seinen
Blänken daher rennen/ und trabete ihm mit eingelegtem Speer entgegen; aber Herkules/
da er ihn überall so fest gewapnet sahe/ legte den Pfeil auff/ und durchborete seines Fein-
des Hengste die Kähle/ daß er alsbald anfing zuschwanken/ und er ihm ohn Gefahr näher
reiten kunte/ da er mit dem andern Pfeile auff Gamaxus linkes Auge zielete/ und ein we-
nig zu hoch traff/ daß er zwar das Auge ihm nicht verletzete/ aber doch gerade über dem Au-
ge ihm ein ziemliches Loch bohrete; Inzwischen nun Gamaxus den Pfeil heraus zihen
wolte/ muste er nohtwendig das Speer von sich werffen/ welche Gelegenheit Herkules nit
verabseumen wolte/ sondern nam sein Speer/ setzete mit allen Kräfften auff ihn an/ und traff
ihn recht an die linke Schulder/ daß er mit samt dem Pfe[r]de übern hauffen fiel/ und jeder-
man meynete/ das Ungeheur hätte den Hals zubrochen; daher die unsern ein grosses Freu-
den Geschrey erschallen liessen; wiewol er von dem Falle keinen sonderlichen Schaden ge-
nommen/ sich auch bald unter dem Pferde hervor machete. Aber Herkules wahr ihm ge-
schwinde auff der Hauben/ und so offt er sich auffzurichten bemühe[t]e/ rante er ihn danider/
und ließ seinen Blänken weidlich über ihn her tanzen/ welcher ihm Arme und Beine der-
massen zerschlug/ daß er vor Schmerzen ein überlautes Geschrey ausließ/ und allen Göt-
tern hefftig fluchete. Die Zuseher verwunderten sich des Pferdes/ welches solch Wunder
trieb/ ob währe es witzig gewesen; dann es fassete ihn beym Helme/ und zog ihm denselben

vom

Fuͤnftes Buch.
ein bißlein bekommen ſollen. O antwortete Gallus/ du pocheſt auff deine viehiſche Kraft/
aber der dir begegnen wird/ hat denſelben zum Vorfechter und Schuͤtzer/ der dich und
deines gleichen zubendigen weiß. So laß ihn dann mit ſeinem Schützer und Vorfechter
ankom̃en/ ſagte Gamaxus/ ich wil ihnen beyden nach verdienſt lohnen. Du verſteheſt mich
nicht/ antwortete er; Meines Herrn Beyſtand hat ſeinen Siz dort oben/ den wirſtu wol
ungetrotzet laſſen. Was trotzeſtu dann mit ihm/ ſagte jener/ wann er dort oben ſitzet? maſ-
ſen er alsdan weder mich treffen/ noch jenen ſchuͤtzen wird. Wolan/ ſagte Gallus/ deine
Zeit iſt kommen/ und dein Frevel laͤuft zum Ende. Kehrete wieder umb/ erzaͤhlete Herku-
les die Gotteslaͤſterung/ und ſagte: Eure Gn. werden in dieſem Kampffe Gottes augen-
ſcheinliche Huͤlffe empfinden/ bin auch des herlichen Sieges ſo gewiß/ als waͤhre er ſchon
erſtritten; aber der Unhold wil ſein Gewehr durchaus nicht endern. So viel lieber
iſt mirs/ antwortete er. Valiſka lag mit Libuſſen und Brelen auff den Knien unter dem
freien Himmel/ und behtete die Groß Fürſtin alſo zu ihrem Heylande:

Almaͤchtiger Gottes Sohn/ du HErr der Heerſcharen; wende dein Antliz nach dem Sche-
mel deiner Fuͤſſe/ von dem Koͤnigs Stuel/ auff welchem du zu der Rechten deines Vaters ſitzeſt/ und
lege dieſen Feind nider/ der deine Huͤlffe laͤſt erlicher weiſe ſchaͤnden und ſchmaͤhen darff. Er iſt nur ein
Staͤublein vor deinen Augen/ wie hoch er ſich erhebet und ſtraͤubet. Brich ſeine Macht/ uͤberhaͤuffe
ihn mit Furcht und Schrecken/ und laß auch den Unglaͤubigen ſehen HErr/ daß du wahrer Gott biſt/
und ein Helffer aller die dir vertrauen.

Herkules hoͤrete ihr Gebeht/ welches ſie in teutſcher Sprache verrichtete/ und ſagte
zu ihr: Fuͤrchtet euch nicht/ mein Schatz/ ich empfinde meines Heylandes Beyſtand in
meinem Herzen/ und mehr als nie vor dieſem; der zur Rechten ſeines Vaters erhabene
JEſus wird ſeine Herligkeit ungezweifelt ſehen laſſen/ und dieſen Laͤſterer zum Schemel
ſeiner Füſſe legen. Hierauff nam er den Bogen und nur zween Pfeile zu ſich/ und muſte
ihm Gallus das Speer und den Schild nachfuͤhren. Gamaxus ſahe ihn freidig auff ſeinẽ
Blaͤnken daher rennen/ und trabete ihm mit eingelegtem Speer entgegen; aber Herkules/
da er ihn uͤberall ſo feſt gewapnet ſahe/ legte den Pfeil auff/ und durchborete ſeines Fein-
des Hengſte die Kaͤhle/ daß er alsbald anfing zuſchwanken/ und er ihm ohn Gefahr naͤher
reiten kunte/ da er mit dem andern Pfeile auff Gamaxus linkes Auge zielete/ und ein we-
nig zu hoch traff/ daß er zwar das Auge ihm nicht verletzete/ aber doch gerade uͤber dem Au-
ge ihm ein ziemliches Loch bohrete; Inzwiſchen nun Gamaxus den Pfeil heraus zihen
wolte/ muſte er nohtwendig das Speer von ſich werffen/ welche Gelegenheit Herkules nit
verabſeumen wolte/ ſondern nam ſein Speer/ ſetzete mit allen Kraͤfften auff ihn an/ uñ traff
ihn recht an die linke Schulder/ daß er mit ſamt dem Pfe[r]de uͤbern hauffen fiel/ und jeder-
man meynete/ das Ungeheur haͤtte den Hals zubrochen; daher die unſern ein groſſes Freu-
den Geſchrey erſchallen lieſſen; wiewol er von dem Falle keinen ſonderlichen Schaden ge-
nommen/ ſich auch bald unter dem Pferde hervor machete. Aber Herkules wahr ihm ge-
ſchwinde auff der Hauben/ und ſo offt er ſich auffzurichten bemuͤhe[t]e/ rante er ihn danider/
und ließ ſeinen Blaͤnken weidlich uͤber ihn her tanzen/ welcher ihm Arme und Beine der-
maſſen zerſchlug/ daß er vor Schmerzen ein uͤberlautes Geſchrey ausließ/ und allen Goͤt-
tern hefftig fluchete. Die Zuſeher verwunderten ſich des Pferdes/ welches ſolch Wunder
trieb/ ob waͤhre es witzig geweſen; dann es faſſete ihn beym Helme/ und zog ihm denſelben

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[162/0168] Fuͤnftes Buch. ein bißlein bekommen ſollen. O antwortete Gallus/ du pocheſt auff deine viehiſche Kraft/ aber der dir begegnen wird/ hat denſelben zum Vorfechter und Schuͤtzer/ der dich und deines gleichen zubendigen weiß. So laß ihn dann mit ſeinem Schützer und Vorfechter ankom̃en/ ſagte Gamaxus/ ich wil ihnen beyden nach verdienſt lohnen. Du verſteheſt mich nicht/ antwortete er; Meines Herrn Beyſtand hat ſeinen Siz dort oben/ den wirſtu wol ungetrotzet laſſen. Was trotzeſtu dann mit ihm/ ſagte jener/ wann er dort oben ſitzet? maſ- ſen er alsdan weder mich treffen/ noch jenen ſchuͤtzen wird. Wolan/ ſagte Gallus/ deine Zeit iſt kommen/ und dein Frevel laͤuft zum Ende. Kehrete wieder umb/ erzaͤhlete Herku- les die Gotteslaͤſterung/ und ſagte: Eure Gn. werden in dieſem Kampffe Gottes augen- ſcheinliche Huͤlffe empfinden/ bin auch des herlichen Sieges ſo gewiß/ als waͤhre er ſchon erſtritten; aber der Unhold wil ſein Gewehr durchaus nicht endern. So viel lieber iſt mirs/ antwortete er. Valiſka lag mit Libuſſen und Brelen auff den Knien unter dem freien Himmel/ und behtete die Groß Fürſtin alſo zu ihrem Heylande: Almaͤchtiger Gottes Sohn/ du HErr der Heerſcharen; wende dein Antliz nach dem Sche- mel deiner Fuͤſſe/ von dem Koͤnigs Stuel/ auff welchem du zu der Rechten deines Vaters ſitzeſt/ und lege dieſen Feind nider/ der deine Huͤlffe laͤſt erlicher weiſe ſchaͤnden und ſchmaͤhen darff. Er iſt nur ein Staͤublein vor deinen Augen/ wie hoch er ſich erhebet und ſtraͤubet. Brich ſeine Macht/ uͤberhaͤuffe ihn mit Furcht und Schrecken/ und laß auch den Unglaͤubigen ſehen HErr/ daß du wahrer Gott biſt/ und ein Helffer aller die dir vertrauen. Herkules hoͤrete ihr Gebeht/ welches ſie in teutſcher Sprache verrichtete/ und ſagte zu ihr: Fuͤrchtet euch nicht/ mein Schatz/ ich empfinde meines Heylandes Beyſtand in meinem Herzen/ und mehr als nie vor dieſem; der zur Rechten ſeines Vaters erhabene JEſus wird ſeine Herligkeit ungezweifelt ſehen laſſen/ und dieſen Laͤſterer zum Schemel ſeiner Füſſe legen. Hierauff nam er den Bogen und nur zween Pfeile zu ſich/ und muſte ihm Gallus das Speer und den Schild nachfuͤhren. Gamaxus ſahe ihn freidig auff ſeinẽ Blaͤnken daher rennen/ und trabete ihm mit eingelegtem Speer entgegen; aber Herkules/ da er ihn uͤberall ſo feſt gewapnet ſahe/ legte den Pfeil auff/ und durchborete ſeines Fein- des Hengſte die Kaͤhle/ daß er alsbald anfing zuſchwanken/ und er ihm ohn Gefahr naͤher reiten kunte/ da er mit dem andern Pfeile auff Gamaxus linkes Auge zielete/ und ein we- nig zu hoch traff/ daß er zwar das Auge ihm nicht verletzete/ aber doch gerade uͤber dem Au- ge ihm ein ziemliches Loch bohrete; Inzwiſchen nun Gamaxus den Pfeil heraus zihen wolte/ muſte er nohtwendig das Speer von ſich werffen/ welche Gelegenheit Herkules nit verabſeumen wolte/ ſondern nam ſein Speer/ ſetzete mit allen Kraͤfften auff ihn an/ uñ traff ihn recht an die linke Schulder/ daß er mit ſamt dem Pferde uͤbern hauffen fiel/ und jeder- man meynete/ das Ungeheur haͤtte den Hals zubrochen; daher die unſern ein groſſes Freu- den Geſchrey erſchallen lieſſen; wiewol er von dem Falle keinen ſonderlichen Schaden ge- nommen/ ſich auch bald unter dem Pferde hervor machete. Aber Herkules wahr ihm ge- ſchwinde auff der Hauben/ und ſo offt er ſich auffzurichten bemuͤhete/ rante er ihn danider/ und ließ ſeinen Blaͤnken weidlich uͤber ihn her tanzen/ welcher ihm Arme und Beine der- maſſen zerſchlug/ daß er vor Schmerzen ein uͤberlautes Geſchrey ausließ/ und allen Goͤt- tern hefftig fluchete. Die Zuſeher verwunderten ſich des Pferdes/ welches ſolch Wunder trieb/ ob waͤhre es witzig geweſen; dann es faſſete ihn beym Helme/ und zog ihm denſelben vom

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/168>, abgerufen am 26.11.2024.