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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
Harnische/ übereinander anlegen/ und in jede Hand zehn Schwerter und zehn Sch[i]lde
nehmen/ und solte ihnen doch nichts helffen/ wann gleich auch ein Gott an ihrer seiten mit
föchte; seine eigene Kraft währe sein Gott/ die solte ihnen bald fühlen lassen/ was seine Ar-
me vermöchten. Herkules gab ihm zur Antwort; guter Geselle/ reite wieder hin/ und brin-
ge deinem Herrn zur Antwort: Groß Fürst Herkules/ den er vor einen Betrel-Fürsten
schilt/ habe seines wissens noch keinen Pfennig vor seiner Baurhütte gesucht; er merke
aber wol/ daß dem Bauren Gamax die Haut jucke/ die wolle er ihm/ nicht selb sechse/ son-
dern unter dem Schuz Gottes/ den er lästerlich schmähet/ einzig und allein dergestalt krau-
en/ daß ers hefftiger nicht begehren sol; und möge er mit seinen Waffen ankommen/ wie
es ihm beliebet/ ich wil auch nach meinem Willen erscheinen/ und ihm arbeit schaffen. Ach
mein schöner Herr/ sagte dieser mit nassen Augen/ wie wollet ihr doch diesem starken Rie-
sen Wiederstand leisten? sein Säbel ist so schwer/ daß ich dran zu heben habe/ und sein
Harnisch ist so dicke/ daß nichts hindurch dringen kan; tuht mir demnach von herzen leid/
daß ihr unter seine Hände gerahten sollet. Du bist bescheidener als dein Herr/ sagte Her-
kules/ aber funrchte dich nicht meinetwegen sondern nachdem ich Gamaxus werde bestrit-
ten haben/ soltu bey mir alles guten gewärtig seyn; gab ihm auch eine Handvol Kronen
zum Trinkgelde. Die Götter seyn euer beystand/ sagte dieser; Zog hin und vermeldete al-
les dürre hin/ was ihm befohlen wahr/ wodurch der Unhold noch mehr in eifer geriet; leg-
te seinen Harnisch an/ setzete sich auff seinen sehr grossen schwarzen Hengst/ und ging fort
unter der Begleitung 6000 Reuter/ denen er vorschwatzete/ wie er mit seinen Feinden ge-
berden wolte. Sein Pferd hatte gnug an ihm zutragen/ so schwer wahr er mit Waffen
behänget/ hatte den Harnisch/ seinen Fürstenstand zuzeigen/ ganz vergülden lassen; auf dem
Helm führete er einen Feurspeien den Drachen/ an dessen Brust diese hochmühtige Wor-
te stunden: Was ich berühre/ daß verzehre ich. Sein Schild wahr wie ein kleiner Tisch mit
stählen reiffen überlegt/ nur daß in der mitte eine eiserne Plate wahr/ auff welchem ein ge-
mahlter Löue einen Hasen zureiß/ mit dieser umbschrifft: Also zureisset Fürst Gamaxus sei-
ne Feinde. Den Schild/ weil er lieber links fochte/ führete er am rechten Arme/ hatte in der
Linken ein Speer/ nicht viel über die gewöhnliche Länge/ aber so dicke/ daß ein zimlicher
Mann es mit beyden Händen kaum umbfangen mochte/ dessen Eisen etliche Pfund wog.
Die unsern verwunderten sich des überaus grossen Ungeheuers/ und wahr Herkules wol
der rechte David gegen diesen Goliath. Ladisla sagte zu ihm; Herzen Bruder/ unser HErr
JEsus wird diesen gräulichen fellen/ sonst kan eines Menschen Kraft wieder ihn nicht be-
stehen. Auff dessen hülffe verlasse ich mich auch/ antwortete er/ und werde mich hüten/ daß
mich weder sein Speer noch Säbel berühre. Doch sendete er ihm seinen Gallus entgegen/
und ließ ihm sagen; wann er streiten wolte/ dann solte er die grossen Bäume im Walde
stehen lassen/ und mit gebräuchlichem Speer rennen/ oder er würde ihn nicht anders als
ein unvernünftiges Tihr angreiffen; dem er zur Antwort gab; Grauet dem unnützen Jun-
gen schon/ und sihet mich nur von ferne/ wie wird ihm dann die Haut schauren/ wann ich
ihn treffen werde/ daß er wie Spreu verstieben muß? Dieses mein ringfertiges Speer/
welches er vor einen Baum ansihet/ sol ihm das Herz in seinem zarten Leibe zubrechen/
und mit diesem Säbel wil ich ihn so klein hacken/ daß tausend Hunde/ und tausend Raben

ein
x

Fuͤnftes Buch.
Harniſche/ uͤbereinander anlegen/ und in jede Hand zehn Schwerter und zehn Sch[i]lde
nehmen/ und ſolte ihnen doch nichts helffen/ wann gleich auch ein Gott an ihrer ſeiten mit
foͤchte; ſeine eigene Kraft waͤhre ſein Gott/ die ſolte ihnen bald fuͤhlen laſſen/ was ſeine Ar-
me vermoͤchten. Herkules gab ihm zur Antwort; guter Geſelle/ reite wieder hin/ uñ brin-
ge deinem Herrn zur Antwort: Groß Fuͤrſt Herkules/ den er vor einen Betrel-Fuͤrſten
ſchilt/ habe ſeines wiſſens noch keinen Pfennig vor ſeiner Baurhuͤtte geſucht; er merke
aber wol/ daß dem Bauren Gamax die Haut jucke/ die wolle er ihm/ nicht ſelb ſechſe/ ſon-
dern unter dem Schuz Gottes/ den er laͤſterlich ſchmaͤhet/ einzig und allein dergeſtalt krau-
en/ daß ers hefftiger nicht begehren ſol; und moͤge er mit ſeinen Waffen ankommen/ wie
es ihm beliebet/ ich wil auch nach meinem Willen erſcheinen/ uñ ihm arbeit ſchaffen. Ach
mein ſchoͤner Herr/ ſagte dieſer mit naſſen Augen/ wie wollet ihr doch dieſem ſtarken Rie-
ſen Wiederſtand leiſten? ſein Saͤbel iſt ſo ſchwer/ daß ich dran zu heben habe/ und ſein
Harniſch iſt ſo dicke/ daß nichts hindurch dringen kan; tuht mir demnach von herzen leid/
daß ihr unter ſeine Haͤnde gerahten ſollet. Du biſt beſcheidener als dein Herr/ ſagte Her-
kules/ aber fūrchte dich nicht meinetwegen ſondern nachdem ich Gamaxus werde beſtrit-
ten haben/ ſoltu bey mir alles guten gewaͤrtig ſeyn; gab ihm auch eine Handvol Kronen
zum Trinkgelde. Die Goͤtter ſeyn euer beyſtand/ ſagte dieſer; Zog hin und vermeldete al-
les duͤrre hin/ was ihm befohlen wahr/ wodurch der Unhold noch mehr in eifer geriet; leg-
te ſeinen Harniſch an/ ſetzete ſich auff ſeinen ſehr groſſen ſchwarzen Hengſt/ und ging fort
unter der Begleitung 6000 Reuter/ denen er vorſchwatzete/ wie er mit ſeinen Feinden ge-
berden wolte. Sein Pferd hatte gnug an ihm zutragen/ ſo ſchwer wahr er mit Waffen
behaͤnget/ hatte den Harniſch/ ſeinen Fuͤrſtenſtand zuzeigen/ ganz verguͤlden laſſen; auf dem
Helm führete er einen Feurſpeien den Drachen/ an deſſen Bruſt dieſe hochmuͤhtige Wor-
te ſtunden: Was ich beruͤhre/ daß verzehre ich. Sein Schild wahr wie ein kleiner Tiſch mit
ſtaͤhlen reiffen uͤberlegt/ nur daß in der mitte eine eiſerne Plate wahr/ auff welchem ein ge-
mahlter Loͤue einen Haſen zureiß/ mit dieſer umbſchrifft: Alſo zureiſſet Fuͤrſt Gamaxus ſei-
ne Feinde. Den Schild/ weil er lieber links fochte/ fuͤhrete er am rechten Arme/ hatte in der
Linken ein Speer/ nicht viel uͤber die gewoͤhnliche Laͤnge/ aber ſo dicke/ daß ein zimlicher
Mann es mit beyden Haͤnden kaum umbfangen mochte/ deſſen Eiſen etliche Pfund wog.
Die unſern veꝛwunderten ſich des uͤberaus groſſen Ungeheuers/ und wahr Herkules wol
der rechte David gegen dieſen Goliath. Ladiſla ſagte zu ihm; Herzen Bruder/ unſer HErr
JEſus wird dieſen graͤulichen fellen/ ſonſt kan eines Menſchen Kraft wieder ihn nicht be-
ſtehen. Auff deſſen huͤlffe verlaſſe ich mich auch/ antwortete er/ und werde mich huͤten/ daß
mich weder ſein Speer noch Saͤbel beruͤhre. Doch ſendete er ihm ſeinen Gallus entgegẽ/
und ließ ihm ſagen; wann er ſtreiten wolte/ dann ſolte er die groſſen Baͤume im Walde
ſtehen laſſen/ und mit gebraͤuchlichem Speer rennen/ oder er wuͤrde ihn nicht anders als
ein unvernuͤnftiges Tihr angreiffen; dem er zur Antwort gab; Grauet dem unnuͤtzen Jun-
gen ſchon/ und ſihet mich nur von ferne/ wie wird ihm dann die Haut ſchauren/ wann ich
ihn treffen werde/ daß er wie Spreu verſtieben muß? Dieſes mein ringfertiges Speer/
welches er vor einen Baum anſihet/ ſol ihm das Herz in ſeinem zarten Leibe zubrechen/
und mit dieſem Saͤbel wil ich ihn ſo klein hacken/ daß tauſend Hunde/ und tauſend Raben

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[161/0167] Fuͤnftes Buch. Harniſche/ uͤbereinander anlegen/ und in jede Hand zehn Schwerter und zehn Schilde nehmen/ und ſolte ihnen doch nichts helffen/ wann gleich auch ein Gott an ihrer ſeiten mit foͤchte; ſeine eigene Kraft waͤhre ſein Gott/ die ſolte ihnen bald fuͤhlen laſſen/ was ſeine Ar- me vermoͤchten. Herkules gab ihm zur Antwort; guter Geſelle/ reite wieder hin/ uñ brin- ge deinem Herrn zur Antwort: Groß Fuͤrſt Herkules/ den er vor einen Betrel-Fuͤrſten ſchilt/ habe ſeines wiſſens noch keinen Pfennig vor ſeiner Baurhuͤtte geſucht; er merke aber wol/ daß dem Bauren Gamax die Haut jucke/ die wolle er ihm/ nicht ſelb ſechſe/ ſon- dern unter dem Schuz Gottes/ den er laͤſterlich ſchmaͤhet/ einzig und allein dergeſtalt krau- en/ daß ers hefftiger nicht begehren ſol; und moͤge er mit ſeinen Waffen ankommen/ wie es ihm beliebet/ ich wil auch nach meinem Willen erſcheinen/ uñ ihm arbeit ſchaffen. Ach mein ſchoͤner Herr/ ſagte dieſer mit naſſen Augen/ wie wollet ihr doch dieſem ſtarken Rie- ſen Wiederſtand leiſten? ſein Saͤbel iſt ſo ſchwer/ daß ich dran zu heben habe/ und ſein Harniſch iſt ſo dicke/ daß nichts hindurch dringen kan; tuht mir demnach von herzen leid/ daß ihr unter ſeine Haͤnde gerahten ſollet. Du biſt beſcheidener als dein Herr/ ſagte Her- kules/ aber fūrchte dich nicht meinetwegen ſondern nachdem ich Gamaxus werde beſtrit- ten haben/ ſoltu bey mir alles guten gewaͤrtig ſeyn; gab ihm auch eine Handvol Kronen zum Trinkgelde. Die Goͤtter ſeyn euer beyſtand/ ſagte dieſer; Zog hin und vermeldete al- les duͤrre hin/ was ihm befohlen wahr/ wodurch der Unhold noch mehr in eifer geriet; leg- te ſeinen Harniſch an/ ſetzete ſich auff ſeinen ſehr groſſen ſchwarzen Hengſt/ und ging fort unter der Begleitung 6000 Reuter/ denen er vorſchwatzete/ wie er mit ſeinen Feinden ge- berden wolte. Sein Pferd hatte gnug an ihm zutragen/ ſo ſchwer wahr er mit Waffen behaͤnget/ hatte den Harniſch/ ſeinen Fuͤrſtenſtand zuzeigen/ ganz verguͤlden laſſen; auf dem Helm führete er einen Feurſpeien den Drachen/ an deſſen Bruſt dieſe hochmuͤhtige Wor- te ſtunden: Was ich beruͤhre/ daß verzehre ich. Sein Schild wahr wie ein kleiner Tiſch mit ſtaͤhlen reiffen uͤberlegt/ nur daß in der mitte eine eiſerne Plate wahr/ auff welchem ein ge- mahlter Loͤue einen Haſen zureiß/ mit dieſer umbſchrifft: Alſo zureiſſet Fuͤrſt Gamaxus ſei- ne Feinde. Den Schild/ weil er lieber links fochte/ fuͤhrete er am rechten Arme/ hatte in der Linken ein Speer/ nicht viel uͤber die gewoͤhnliche Laͤnge/ aber ſo dicke/ daß ein zimlicher Mann es mit beyden Haͤnden kaum umbfangen mochte/ deſſen Eiſen etliche Pfund wog. Die unſern veꝛwunderten ſich des uͤberaus groſſen Ungeheuers/ und wahr Herkules wol der rechte David gegen dieſen Goliath. Ladiſla ſagte zu ihm; Herzen Bruder/ unſer HErr JEſus wird dieſen graͤulichen fellen/ ſonſt kan eines Menſchen Kraft wieder ihn nicht be- ſtehen. Auff deſſen huͤlffe verlaſſe ich mich auch/ antwortete er/ und werde mich huͤten/ daß mich weder ſein Speer noch Saͤbel beruͤhre. Doch ſendete er ihm ſeinen Gallus entgegẽ/ und ließ ihm ſagen; wann er ſtreiten wolte/ dann ſolte er die groſſen Baͤume im Walde ſtehen laſſen/ und mit gebraͤuchlichem Speer rennen/ oder er wuͤrde ihn nicht anders als ein unvernuͤnftiges Tihr angreiffen; dem er zur Antwort gab; Grauet dem unnuͤtzen Jun- gen ſchon/ und ſihet mich nur von ferne/ wie wird ihm dann die Haut ſchauren/ wann ich ihn treffen werde/ daß er wie Spreu verſtieben muß? Dieſes mein ringfertiges Speer/ welches er vor einen Baum anſihet/ ſol ihm das Herz in ſeinem zarten Leibe zubrechen/ und mit dieſem Saͤbel wil ich ihn ſo klein hacken/ daß tauſend Hunde/ und tauſend Raben ein x

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/167>, abgerufen am 26.11.2024.