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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
offt biß an die Enkel in ihrem Blute gangen bin. Ich habe 598 Kämpffer in absonderlichen
Streiten ertödtet/ und deren bißweilen fünff oder sechs zugleich auff einen Bissen genom-
men. Der mich kennet/ hütet sich wol vor meinen Streichen/ die zu grunde richten/ was sie
treffen; und wann Eure Hocheit mir den Sold vergnüget/ sollen ihre Feinde wie Asche
von dem Winde verstäuben. Artabanus besahe ihn von unten an biß oben aus/ und ver-
wunderte sich seiner Grösse und starcken Gliedmassen; dann in ganz Parthen wahr nie-
mand/ der ihm mit dem Häupte die Unter schulder berühren mögen; sonst wahr er dabey
nicht ungeschikt oder tölpisch von Leibe/ wuste sich auch des Vortels im Streit wol zu ge-
brauchen. Er wolte aber dem Könige einen Beweißtuhm seiner Stärke sehen lassen/ leg-
te seine flache Hand auff den Tisch/ und hieß Bagophanes mit beyden Füssen drauff treten/
welchen er mit steiffem Arme in die Höhe huhb; foderte hernach zwey neugeschmiedete
Huefeisen/ die er von den anwesenden besehen ließ/ daß sie sehr fest wahren/ und beugete sie
zugleich auff einmahl mit freyen Händen gerade/ als währen sie von Horn oder Wachs
gewesen. Er kunte einen Ochsen mit einem Hiebe im Leibe mitten von ander hauen; auch
mit der Faust ihn mit einem Schlage vor den Kopff/ zur Erden stürzen machen. Der Kö-
nig hielt eben diesen vor den rechten Mann/ der seinen Feinden solte gewachsen seyn/ und
versprach ihm ein ganzes Jahr hindurch/ monatlich 10000. Kronen/ auch acht Pferde und
sechs Leibschützen zuhalten; dagegen solte er zween Jünglinge bestreiten/ und sie ihm ent-
weder tod oder lebendig liefern/ die seine abgesagte Feinde währen/ und ihm mannichen
Schimpff erwiesen hätten. Ihre Leibeskrafft währe nicht besonders/ aber in übung der
Waffen vortrefflich/ daß er nach ihrer überwindung sich wol rühmen dürffte/ er hätte den
trefflichsten Helden der Welt angesieget; solte sie aber ja nicht beyde zugleich/ sondern einen
nach dem andern vornehmen/ und über seinen Sold vor jedes geliefertes Haupt 50000.
Kronen; da er sie aber lebendig fahen und überschicken könte/ vierdoppelt so viel haben. Ga-
maxus gab zur Antwort: Ihm genügete an dem versprechen und vermachtem Solde/
weil auch dem Könige mit den lebendigen Gefangenen mehr als mit den todten gedienet
währe/ denen er sonst ohn einigen Schwertschlag das Genick brechen wolte/ solten sie ihm
erster Zeit eingehändiget werden; nam von Artabanus bäurischen Abscheid/ und begehre-
te/ daß man ihm alsbald des folgenden Tages an die Grenzen geleitete/ damit er das Geld
ehist verdienen und den König befriedigen könte. Als der König von den Verwundeten
hinweg gangen wahr/ besuchte Vologeses seinen Oheim Tiribazus/ der ihm nicht allein
den bestelleten Kämpffer/ sondern auch des Königes Vorhaben wegen der Vergifftung
offenbahrete; über welches lezte er sich hefftig entsetzete/ und an solcher Boßheit ein abscheu
trug/ unterließ auch nicht/ seinem Oheim Pakorus es zuvermelden/ der ihn höchst ermah-
nete/ darüber zuarbeiten/ daß eine so unverantwortliche Taht abgewendet würde; Wie er
aber vernam/ daß der König es mit ihm nicht berahtschlaget hatte/ sagte er: Der schändli-
che Fuchsstreicher Bagophanes stärcket ihn in solchem Unwesen/ und wird der Bube nit
auffhören ihn zureizen/ biß ihm der Hals gebrochen ist. Sie beklageten beyde den elenden
Zustand des Reichs/ und daß eine grosse Enderung sich merken liesse/ welche den Persen
erheben/ und Artabanus unterdrücken dürffte; bezeigeten sich auch überaus betrübt/ dann
ihr Herz wahr ihnen über dieser Boßheit fast erstorben; endlich nam Vologeses auff sich

den
t

Fuͤnftes Buch.
offt biß an die Enkel in ihrem Blute gangen bin. Ich habe 598 Kaͤmpffer in abſonderlichẽ
Streiten ertoͤdtet/ und deren bißweilen fuͤnff oder ſechs zugleich auff einen Biſſen genom-
men. Der mich kennet/ huͤtet ſich wol vor meinen Streichen/ die zu grunde richten/ was ſie
treffen; und wann Eure Hocheit mir den Sold vergnüget/ ſollen ihre Feinde wie Aſche
von dem Winde verſtaͤuben. Artabanus beſahe ihn von unten an biß oben aus/ und ver-
wunderte ſich ſeiner Groͤſſe und ſtarcken Gliedmaſſen; dann in ganz Parthen wahr nie-
mand/ der ihm mit dem Haͤupte die Unter ſchulder beruͤhren moͤgen; ſonſt wahr er dabey
nicht ungeſchikt oder toͤlpiſch von Leibe/ wuſte ſich auch des Vortels im Streit wol zu ge-
brauchen. Er wolte aber dem Koͤnige einen Beweißtuhm ſeiner Staͤrke ſehen laſſen/ leg-
te ſeine flache Hand auff den Tiſch/ und hieß Bagophanes mit beyden Fuͤſſen drauff tretẽ/
welchen er mit ſteiffem Arme in die Hoͤhe huhb; foderte hernach zwey neugeſchmiedete
Huefeiſen/ die er von den anweſenden beſehen ließ/ daß ſie ſehr feſt wahren/ und beugete ſie
zugleich auff einmahl mit freyen Haͤnden gerade/ als waͤhren ſie von Horn oder Wachs
geweſen. Er kunte einen Ochſen mit einem Hiebe im Leibe mitten von ander hauen; auch
mit der Fauſt ihn mit einem Schlage vor den Kopff/ zur Erden ſtuͤrzen machen. Der Koͤ-
nig hielt eben dieſen vor den rechten Mann/ der ſeinen Feinden ſolte gewachſen ſeyn/ und
verſprach ihm ein ganzes Jahr hindurch/ monatlich 10000. Kronen/ auch acht Pferde uñ
ſechs Leibſchützen zuhalten; dagegen ſolte er zween Juͤnglinge beſtreiten/ und ſie ihm ent-
weder tod oder lebendig liefern/ die ſeine abgeſagte Feinde waͤhren/ und ihm mannichen
Schimpff erwieſen haͤtten. Ihre Leibeskrafft waͤhre nicht beſonders/ aber in uͤbung der
Waffen vortrefflich/ daß er nach ihrer uͤberwindung ſich wol ruͤhmen duͤrffte/ er haͤtte den
trefflichſten Helden der Welt angeſieget; ſolte ſie aber ja nicht beyde zugleich/ ſondern einẽ
nach dem andern vornehmen/ und über ſeinen Sold vor jedes geliefertes Haupt 50000.
Kronen; da er ſie aber lebendig fahen und uͤberſchicken koͤnte/ vierdoppelt ſo viel haben. Ga-
maxus gab zur Antwort: Ihm genuͤgete an dem verſprechen und vermachtem Solde/
weil auch dem Koͤnige mit den lebendigen Gefangenen mehr als mit den todten gedienet
waͤhre/ denen er ſonſt ohn einigen Schwertſchlag das Genick brechen wolte/ ſolten ſie ihm
erſter Zeit eingehaͤndiget werden; nam von Artabanus baͤuriſchen Abſcheid/ und begehre-
te/ daß man ihm alsbald des folgenden Tages an die Grenzen geleitete/ damit er das Geld
ehiſt verdienen und den Koͤnig befriedigen koͤnte. Als der Koͤnig von den Verwundeten
hinweg gangen wahr/ beſuchte Vologeſes ſeinen Oheim Tiribazus/ der ihm nicht allein
den beſtelleten Kaͤmpffer/ ſondern auch des Koͤniges Vorhaben wegen der Vergifftung
offenbahrete; uͤber welches lezte er ſich hefftig entſetzete/ und an ſolcher Boßheit ein abſcheu
trug/ unterließ auch nicht/ ſeinem Oheim Pakorus es zuvermelden/ der ihn hoͤchſt ermah-
nete/ daruͤber zuarbeiten/ daß eine ſo unverantwortliche Taht abgewendet wuͤrde; Wie er
aber vernam/ daß der Koͤnig es mit ihm nicht berahtſchlaget hatte/ ſagte er: Der ſchaͤndli-
che Fuchsſtreicher Bagophanes ſtaͤrcket ihn in ſolchem Unweſen/ und wird der Bube nit
auffhoͤren ihn zureizen/ biß ihm der Hals gebrochen iſt. Sie beklageten beyde den elenden
Zuſtand des Reichs/ und daß eine groſſe Enderung ſich merken lieſſe/ welche den Perſen
erheben/ und Artabanus unterdruͤcken dürffte; bezeigeten ſich auch uͤberaus betruͤbt/ dann
ihr Herz wahr ihnen uͤber dieſer Boßheit faſt erſtorben; endlich nam Vologeſes auff ſich

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[145/0151] Fuͤnftes Buch. offt biß an die Enkel in ihrem Blute gangen bin. Ich habe 598 Kaͤmpffer in abſonderlichẽ Streiten ertoͤdtet/ und deren bißweilen fuͤnff oder ſechs zugleich auff einen Biſſen genom- men. Der mich kennet/ huͤtet ſich wol vor meinen Streichen/ die zu grunde richten/ was ſie treffen; und wann Eure Hocheit mir den Sold vergnüget/ ſollen ihre Feinde wie Aſche von dem Winde verſtaͤuben. Artabanus beſahe ihn von unten an biß oben aus/ und ver- wunderte ſich ſeiner Groͤſſe und ſtarcken Gliedmaſſen; dann in ganz Parthen wahr nie- mand/ der ihm mit dem Haͤupte die Unter ſchulder beruͤhren moͤgen; ſonſt wahr er dabey nicht ungeſchikt oder toͤlpiſch von Leibe/ wuſte ſich auch des Vortels im Streit wol zu ge- brauchen. Er wolte aber dem Koͤnige einen Beweißtuhm ſeiner Staͤrke ſehen laſſen/ leg- te ſeine flache Hand auff den Tiſch/ und hieß Bagophanes mit beyden Fuͤſſen drauff tretẽ/ welchen er mit ſteiffem Arme in die Hoͤhe huhb; foderte hernach zwey neugeſchmiedete Huefeiſen/ die er von den anweſenden beſehen ließ/ daß ſie ſehr feſt wahren/ und beugete ſie zugleich auff einmahl mit freyen Haͤnden gerade/ als waͤhren ſie von Horn oder Wachs geweſen. Er kunte einen Ochſen mit einem Hiebe im Leibe mitten von ander hauen; auch mit der Fauſt ihn mit einem Schlage vor den Kopff/ zur Erden ſtuͤrzen machen. Der Koͤ- nig hielt eben dieſen vor den rechten Mann/ der ſeinen Feinden ſolte gewachſen ſeyn/ und verſprach ihm ein ganzes Jahr hindurch/ monatlich 10000. Kronen/ auch acht Pferde uñ ſechs Leibſchützen zuhalten; dagegen ſolte er zween Juͤnglinge beſtreiten/ und ſie ihm ent- weder tod oder lebendig liefern/ die ſeine abgeſagte Feinde waͤhren/ und ihm mannichen Schimpff erwieſen haͤtten. Ihre Leibeskrafft waͤhre nicht beſonders/ aber in uͤbung der Waffen vortrefflich/ daß er nach ihrer uͤberwindung ſich wol ruͤhmen duͤrffte/ er haͤtte den trefflichſten Helden der Welt angeſieget; ſolte ſie aber ja nicht beyde zugleich/ ſondern einẽ nach dem andern vornehmen/ und über ſeinen Sold vor jedes geliefertes Haupt 50000. Kronen; da er ſie aber lebendig fahen und uͤberſchicken koͤnte/ vierdoppelt ſo viel haben. Ga- maxus gab zur Antwort: Ihm genuͤgete an dem verſprechen und vermachtem Solde/ weil auch dem Koͤnige mit den lebendigen Gefangenen mehr als mit den todten gedienet waͤhre/ denen er ſonſt ohn einigen Schwertſchlag das Genick brechen wolte/ ſolten ſie ihm erſter Zeit eingehaͤndiget werden; nam von Artabanus baͤuriſchen Abſcheid/ und begehre- te/ daß man ihm alsbald des folgenden Tages an die Grenzen geleitete/ damit er das Geld ehiſt verdienen und den Koͤnig befriedigen koͤnte. Als der Koͤnig von den Verwundeten hinweg gangen wahr/ beſuchte Vologeſes ſeinen Oheim Tiribazus/ der ihm nicht allein den beſtelleten Kaͤmpffer/ ſondern auch des Koͤniges Vorhaben wegen der Vergifftung offenbahrete; uͤber welches lezte er ſich hefftig entſetzete/ und an ſolcher Boßheit ein abſcheu trug/ unterließ auch nicht/ ſeinem Oheim Pakorus es zuvermelden/ der ihn hoͤchſt ermah- nete/ daruͤber zuarbeiten/ daß eine ſo unverantwortliche Taht abgewendet wuͤrde; Wie er aber vernam/ daß der Koͤnig es mit ihm nicht berahtſchlaget hatte/ ſagte er: Der ſchaͤndli- che Fuchsſtreicher Bagophanes ſtaͤrcket ihn in ſolchem Unweſen/ und wird der Bube nit auffhoͤren ihn zureizen/ biß ihm der Hals gebrochen iſt. Sie beklageten beyde den elenden Zuſtand des Reichs/ und daß eine groſſe Enderung ſich merken lieſſe/ welche den Perſen erheben/ und Artabanus unterdruͤcken dürffte; bezeigeten ſich auch uͤberaus betruͤbt/ dann ihr Herz wahr ihnen uͤber dieſer Boßheit faſt erſtorben; endlich nam Vologeſes auff ſich den t

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/151>, abgerufen am 25.11.2024.