Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
haben könten; dann die nidergehauene Susianer würden ihnen sehr hinderlich daran ge-
wesen seyn. Herkules mit den seinen eilete dermassen fort/ daß die Pferde kaum mehr fort-
schreiten kunten/ biß sie endlich an die leeren Sänften kahmen/ und mit schmerzen sahen/
daß die Eyer ausgenommen/ und die ledigen Nester blieben wahren; worüber Herkules
einen tieffen Seuffzer ließ/ und zu Ladisla sagte: Ach GOtt/ wer weis nun/ wohin mein
Fräulein des schändlichen Bösewichts mutwillen zuerfättigen/ geführet ist? ritten gleich-
wolfort/ und sahen von ferne eine grosse menge erschlagener Kriegsleute liegen/ auch in
der nähe einen Verwundeten aus dem Pusche hervor kriechen/ welcher auff ihre Nach-
frage zur Antwort gab: Es währen eine grosse menge wilder erschrecklicher Leute über sie
kommen/ deren Sprache kein Mensch verstehen können/ und hätten ihre Völker nicht an-
ders als Schaffe abgeschlachtet/ auch die schönen Weibsbilder (mit ihrem guten Willen/
wie sichs ansehen lassen) aus den Sänfften hinweg geführet; könten noch nicht gar weit
seyn/ weil dieser Jammer vor wenig Stunden sich zugetragen/ und sie noch vor gar kur-
zem sich mit einem sonderlichen Freudengeschrey hätten vernehmen lassen. Ey so mögen
sie so wilde seyn als die ehmahligen Himmelstürmer/ lasse ich ihnen doch diese Beute nicht/
sagte Herkules/ es sey dann/ daß sie mich auch niderhauen; sahe zugleich eine Schaar von
300 Reutern gegen sie daher traben/ welche die grossen schimmernden Schlachtschwerter
umb ihre Häupter kommen liessen. Leches wahr ihr Führer/ setzete auff Herkules freudig
an/ und da er nahe zu ihm kam/ redete er mit auffgeschlagenem Helme also: Ihr Ritter;
das Durchl. Königl. Fräulein aus Böhmen/ Fräulein Valiska/ und ihre Kriegs Ober-
sten/ begehren von euch zu wissen/ wessen sie sich zu euch zuversehen/ und ob ihr gesinnet seid/
dem schelmischen Gobares beystand zu leisten/ alsdann saget man euch ab auff Leib und
Leben. Herkules wahr hierüber so voller freuden/ daß er sein selbst vergaß/ setzte seinen
Helm ab/ dann er kennete Leches/ und sagete: Wie nun mein geliebter Freund/ hat unser
GOtt euch zu so glükseliger Stunde hergesand/ mir meiner Seelen Lust zu retten? trauen
ich werde satsame Ursach haben/ eure Träue zuerkennen. Leches sprang alsbald vom Pfer-
de/ warff Helm und Schwert hinweg/ küssete ihm die Hand/ und weinete vor freuden/ sen-
dete auch alsbald einen Reuter zurük/ dieser Freunde gegenwart anzumelden; dessen Fa-
bius hoch erfreuet ward/ schikte seiner geworbenen Reuter einen an Ladisla/ und ließ ihm
sagen. Es hielte dort bey dem sieghaften Heer ein Ritter/ der nähst demühtiger begrüssung
bey ihrer Durchl. umb verzeihung bitten liesse/ daß er ehmahls ungeträue Geselschaft gelei-
stet/ und sie verlassen hätte. Ladisla kunte solcher geschichte sich nicht erinnern/ und antwor-
tete: Ritter/ mit meinem wissen habe ich nie dergleichen unträuen Gesellen gehabt; da ich
aber seinen Nahmen wissen solte/ möchte ich mich dessen besinnen. Dieser sagte/ wie wolte eure
Durchl. den Nahmen eines so bekanten Freundes nicht wissen/ welcher dort herrennet/ eure
Durchl. selbst zu sprechen. Ladisla erwartete sein/ wuste nicht wovor er ihn halten solte/ weil
er mit verschlossenem Helme daher kam/ und mit verenderter Stimme ihn auff Persisch also
anredete: Durchl. Fürst/ ein ehmahls abgestrichener Landsknecht/ hat seinen fehler erkennet/
und sich wieder finden wollen/ nachdem er sich keiner Gefahr mehr zubesorgen hat/ und forthin in
sicherheit reiten kan; zweifelt nit/ es werde der verlohrne Fabius wiederum können angenom-
men werden. O mein herzgeliebter Bruder/ antwortete Ladisla/ lebet ihr noch? ey Gottlob

Gott

Fuͤnftes Buch.
haben koͤnten; dann die nidergehauene Suſianer wuͤrden ihnen ſehr hinderlich daran ge-
weſen ſeyn. Herkules mit den ſeinen eilete dermaſſen fort/ daß die Pferde kaum mehr fort-
ſchreiten kunten/ biß ſie endlich an die leeren Saͤnften kahmen/ und mit ſchmerzen ſahen/
daß die Eyer ausgenommen/ und die ledigen Neſter blieben wahren; woruͤber Herkules
einen tieffen Seuffzer ließ/ und zu Ladiſla ſagte: Ach GOtt/ wer weis nun/ wohin mein
Fraͤulein des ſchaͤndlichen Boͤſewichts mutwillen zuerfaͤttigen/ gefuͤhret iſt? ritten gleich-
wolfort/ und ſahen von ferne eine groſſe menge erſchlagener Kriegsleute liegen/ auch in
der naͤhe einen Verwundeten aus dem Puſche hervor kriechen/ welcher auff ihre Nach-
frage zur Antwort gab: Es waͤhren eine groſſe menge wilder erſchrecklicher Leute uͤber ſie
kommen/ deren Sprache kein Menſch verſtehen koͤnnen/ und haͤtten ihre Voͤlker nicht an-
ders als Schaffe abgeſchlachtet/ auch die ſchoͤnen Weibsbilder (mit ihrem guten Willen/
wie ſichs anſehen laſſen) aus den Saͤnfften hinweg gefuͤhret; koͤnten noch nicht gar weit
ſeyn/ weil dieſer Jammer vor wenig Stunden ſich zugetragen/ und ſie noch vor gar kur-
zem ſich mit einem ſonderlichen Freudengeſchrey haͤtten vernehmen laſſen. Ey ſo moͤgen
ſie ſo wilde ſeyn als die ehmahligen Himmelſtuͤrmer/ laſſe ich ihnen doch dieſe Beute nicht/
ſagte Herkules/ es ſey dann/ daß ſie mich auch niderhauen; ſahe zugleich eine Schaar von
300 Reutern gegen ſie daher traben/ welche die groſſen ſchimmernden Schlachtſchwerter
umb ihre Haͤupter kommen lieſſen. Leches wahr ihr Fuͤhrer/ ſetzete auff Herkules freudig
an/ und da er nahe zu ihm kam/ redete er mit auffgeſchlagenem Helme alſo: Ihr Ritter;
das Durchl. Koͤnigl. Fraͤulein aus Boͤhmen/ Fraͤulein Valiſka/ und ihre Kriegs Ober-
ſten/ begehren von euch zu wiſſen/ weſſen ſie ſich zu euch zuverſehen/ und ob ihr geſinnet ſeid/
dem ſchelmiſchen Gobares beyſtand zu leiſten/ alsdann ſaget man euch ab auff Leib und
Leben. Herkules wahr hieruͤber ſo voller freuden/ daß er ſein ſelbſt vergaß/ ſetzte ſeinen
Helm ab/ dann er kennete Leches/ und ſagete: Wie nun mein geliebter Freund/ hat unſer
GOtt euch zu ſo gluͤkſeliger Stunde hergeſand/ mir meiner Seelen Luſt zu retten? trauen
ich werde ſatſame Urſach haben/ eure Traͤue zuerkennen. Leches ſprang alsbald vom Pfer-
de/ warff Helm und Schwert hinweg/ kuͤſſete ihm die Hand/ und weinete vor freuden/ ſen-
dete auch alsbald einen Reuter zuruͤk/ dieſer Freunde gegenwart anzumelden; deſſen Fa-
bius hoch erfreuet ward/ ſchikte ſeiner geworbenen Reuter einen an Ladiſla/ und ließ ihm
ſagen. Es hielte dort bey dem ſieghaften Heer ein Ritter/ der naͤhſt demühtiger begruͤſſung
bey ihrer Durchl. umb verzeihung bitten lieſſe/ daß er ehmahls ungetraͤue Geſelſchaft gelei-
ſtet/ und ſie verlaſſen haͤtte. Ladiſla kunte ſolcher geſchichte ſich nicht erinnern/ und antwor-
tete: Ritter/ mit meinem wiſſen habe ich nie dergleichen untraͤuen Geſellen gehabt; da ich
aber ſeinen Nahmẽ wiſſen ſolte/ moͤchte ich mich deſſen beſiñen. Dieſeꝛ ſagte/ wie wolte eure
Durchl. den Nahmen eines ſo bekanten Freundes nicht wiſſen/ welcher dort herreñet/ eure
Durchl. ſelbſt zu ſprechen. Ladiſla erwartete ſein/ wuſte nicht wovor er ihn halten ſolte/ weil
er mit verſchloſſenem Helme daher kam/ uñ mit verenderter Stim̃e ihn auff Perſiſch alſo
anredete: Durchl. Fuͤrſt/ ein ehmahls abgeſtrichener Landsknecht/ hat ſeinen fehler erkeñet/
uñ ſich wieder finden wollẽ/ nachdem er ſich keiner Gefahr mehr zubeſorgẽ hat/ uñ forthin in
ſicherheit reiten kan; zweifelt nit/ es werde der veꝛlohrne Fabius wiederum koͤñen angenom-
men werden. O mein herzgeliebter Bruder/ antwortete Ladiſla/ lebet ihr noch? ey Gottlob

Gott
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0014" n="8"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch.</hi></fw><lb/>
haben ko&#x0364;nten; dann die nidergehauene Su&#x017F;ianer wu&#x0364;rden ihnen &#x017F;ehr hinderlich daran ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x017F;eyn. Herkules mit den &#x017F;einen eilete derma&#x017F;&#x017F;en fort/ daß die Pferde kaum mehr fort-<lb/>
&#x017F;chreiten kunten/ biß &#x017F;ie endlich an die leeren Sa&#x0364;nften kahmen/ und mit &#x017F;chmerzen &#x017F;ahen/<lb/>
daß die Eyer ausgenommen/ und die ledigen Ne&#x017F;ter blieben wahren; woru&#x0364;ber Herkules<lb/>
einen tieffen Seuffzer ließ/ und zu Ladi&#x017F;la &#x017F;agte: Ach GOtt/ wer weis nun/ wohin mein<lb/>
Fra&#x0364;ulein des &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Bo&#x0364;&#x017F;ewichts mutwillen zuerfa&#x0364;ttigen/ gefu&#x0364;hret i&#x017F;t? ritten gleich-<lb/>
wolfort/ und &#x017F;ahen von ferne eine gro&#x017F;&#x017F;e menge er&#x017F;chlagener Kriegsleute liegen/ auch in<lb/>
der na&#x0364;he einen Verwundeten aus dem Pu&#x017F;che hervor kriechen/ welcher auff ihre Nach-<lb/>
frage zur Antwort gab: Es wa&#x0364;hren eine gro&#x017F;&#x017F;e menge wilder er&#x017F;chrecklicher Leute u&#x0364;ber &#x017F;ie<lb/>
kommen/ deren Sprache kein Men&#x017F;ch ver&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen/ und ha&#x0364;tten ihre Vo&#x0364;lker nicht an-<lb/>
ders als Schaffe abge&#x017F;chlachtet/ auch die &#x017F;cho&#x0364;nen Weibsbilder (mit ihrem guten Willen/<lb/>
wie &#x017F;ichs an&#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en) aus den Sa&#x0364;nfften hinweg gefu&#x0364;hret; ko&#x0364;nten noch nicht gar weit<lb/>
&#x017F;eyn/ weil die&#x017F;er Jammer vor wenig Stunden &#x017F;ich zugetragen/ und &#x017F;ie noch vor gar kur-<lb/>
zem &#x017F;ich mit einem &#x017F;onderlichen Freudenge&#x017F;chrey ha&#x0364;tten vernehmen la&#x017F;&#x017F;en. Ey &#x017F;o mo&#x0364;gen<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;o wilde &#x017F;eyn als die ehmahligen Himmel&#x017F;tu&#x0364;rmer/ la&#x017F;&#x017F;e ich ihnen doch die&#x017F;e Beute nicht/<lb/>
&#x017F;agte Herkules/ es &#x017F;ey dann/ daß &#x017F;ie mich auch niderhauen; &#x017F;ahe zugleich eine Schaar von<lb/>
300 Reutern gegen &#x017F;ie daher traben/ welche die gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chimmernden Schlacht&#x017F;chwerter<lb/>
umb ihre Ha&#x0364;upter kommen lie&#x017F;&#x017F;en. Leches wahr ihr Fu&#x0364;hrer/ &#x017F;etzete auff Herkules freudig<lb/>
an/ und da er nahe zu ihm kam/ redete er mit auffge&#x017F;chlagenem Helme al&#x017F;o: Ihr Ritter;<lb/>
das Durchl. Ko&#x0364;nigl. Fra&#x0364;ulein aus Bo&#x0364;hmen/ Fra&#x0364;ulein Vali&#x017F;ka/ und ihre Kriegs Ober-<lb/>
&#x017F;ten/ begehren von euch zu wi&#x017F;&#x017F;en/ we&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich zu euch zuver&#x017F;ehen/ und ob ihr ge&#x017F;innet &#x017F;eid/<lb/>
dem &#x017F;chelmi&#x017F;chen Gobares bey&#x017F;tand zu lei&#x017F;ten/ alsdann &#x017F;aget man euch ab auff Leib und<lb/>
Leben. Herkules wahr hieru&#x0364;ber &#x017F;o voller freuden/ daß er &#x017F;ein &#x017F;elb&#x017F;t vergaß/ &#x017F;etzte &#x017F;einen<lb/>
Helm ab/ dann er kennete Leches/ und &#x017F;agete: Wie nun mein geliebter Freund/ hat un&#x017F;er<lb/>
GOtt euch zu &#x017F;o glu&#x0364;k&#x017F;eliger Stunde herge&#x017F;and/ mir meiner Seelen Lu&#x017F;t zu retten? trauen<lb/>
ich werde &#x017F;at&#x017F;ame Ur&#x017F;ach haben/ eure Tra&#x0364;ue zuerkennen. Leches &#x017F;prang alsbald vom Pfer-<lb/>
de/ warff Helm und Schwert hinweg/ ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;ete ihm die Hand/ und weinete vor freuden/ &#x017F;en-<lb/>
dete auch alsbald einen Reuter zuru&#x0364;k/ die&#x017F;er Freunde gegenwart anzumelden; de&#x017F;&#x017F;en Fa-<lb/>
bius hoch erfreuet ward/ &#x017F;chikte &#x017F;einer geworbenen Reuter einen an Ladi&#x017F;la/ und ließ ihm<lb/>
&#x017F;agen. Es hielte dort bey dem &#x017F;ieghaften Heer ein Ritter/ der na&#x0364;h&#x017F;t demühtiger begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
bey ihrer Durchl. umb verzeihung bitten lie&#x017F;&#x017F;e/ daß er ehmahls ungetra&#x0364;ue Ge&#x017F;el&#x017F;chaft gelei-<lb/>
&#x017F;tet/ und &#x017F;ie verla&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte. Ladi&#x017F;la kunte &#x017F;olcher ge&#x017F;chichte &#x017F;ich nicht erinnern/ und antwor-<lb/>
tete: Ritter/ mit meinem wi&#x017F;&#x017F;en habe ich nie dergleichen untra&#x0364;uen Ge&#x017F;ellen gehabt; da ich<lb/>
aber &#x017F;einen Nahme&#x0303; wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olte/ mo&#x0364;chte ich mich de&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;in&#x0303;en. Die&#x017F;e&#xA75B; &#x017F;agte/ wie wolte eure<lb/>
Durchl. den Nahmen eines &#x017F;o bekanten Freundes nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ welcher dort herren&#x0303;et/ eure<lb/>
Durchl. &#x017F;elb&#x017F;t zu &#x017F;prechen. Ladi&#x017F;la erwartete &#x017F;ein/ wu&#x017F;te nicht wovor er ihn halten &#x017F;olte/ weil<lb/>
er mit ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enem Helme daher kam/ un&#x0303; mit verenderter Stim&#x0303;e ihn auff Per&#x017F;i&#x017F;ch al&#x017F;o<lb/>
anredete: Durchl. Fu&#x0364;r&#x017F;t/ ein ehmahls abge&#x017F;trichener Landsknecht/ hat &#x017F;einen fehler erken&#x0303;et/<lb/>
un&#x0303; &#x017F;ich wieder finden wolle&#x0303;/ nachdem er &#x017F;ich keiner Gefahr mehr zube&#x017F;orge&#x0303; hat/ un&#x0303; forthin in<lb/>
&#x017F;icherheit reiten kan; zweifelt nit/ es werde der ve&#xA75B;lohrne Fabius wiederum ko&#x0364;n&#x0303;en angenom-<lb/>
men werden. O mein herzgeliebter Bruder/ antwortete Ladi&#x017F;la/ lebet ihr noch? ey Gottlob<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gott</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] Fuͤnftes Buch. haben koͤnten; dann die nidergehauene Suſianer wuͤrden ihnen ſehr hinderlich daran ge- weſen ſeyn. Herkules mit den ſeinen eilete dermaſſen fort/ daß die Pferde kaum mehr fort- ſchreiten kunten/ biß ſie endlich an die leeren Saͤnften kahmen/ und mit ſchmerzen ſahen/ daß die Eyer ausgenommen/ und die ledigen Neſter blieben wahren; woruͤber Herkules einen tieffen Seuffzer ließ/ und zu Ladiſla ſagte: Ach GOtt/ wer weis nun/ wohin mein Fraͤulein des ſchaͤndlichen Boͤſewichts mutwillen zuerfaͤttigen/ gefuͤhret iſt? ritten gleich- wolfort/ und ſahen von ferne eine groſſe menge erſchlagener Kriegsleute liegen/ auch in der naͤhe einen Verwundeten aus dem Puſche hervor kriechen/ welcher auff ihre Nach- frage zur Antwort gab: Es waͤhren eine groſſe menge wilder erſchrecklicher Leute uͤber ſie kommen/ deren Sprache kein Menſch verſtehen koͤnnen/ und haͤtten ihre Voͤlker nicht an- ders als Schaffe abgeſchlachtet/ auch die ſchoͤnen Weibsbilder (mit ihrem guten Willen/ wie ſichs anſehen laſſen) aus den Saͤnfften hinweg gefuͤhret; koͤnten noch nicht gar weit ſeyn/ weil dieſer Jammer vor wenig Stunden ſich zugetragen/ und ſie noch vor gar kur- zem ſich mit einem ſonderlichen Freudengeſchrey haͤtten vernehmen laſſen. Ey ſo moͤgen ſie ſo wilde ſeyn als die ehmahligen Himmelſtuͤrmer/ laſſe ich ihnen doch dieſe Beute nicht/ ſagte Herkules/ es ſey dann/ daß ſie mich auch niderhauen; ſahe zugleich eine Schaar von 300 Reutern gegen ſie daher traben/ welche die groſſen ſchimmernden Schlachtſchwerter umb ihre Haͤupter kommen lieſſen. Leches wahr ihr Fuͤhrer/ ſetzete auff Herkules freudig an/ und da er nahe zu ihm kam/ redete er mit auffgeſchlagenem Helme alſo: Ihr Ritter; das Durchl. Koͤnigl. Fraͤulein aus Boͤhmen/ Fraͤulein Valiſka/ und ihre Kriegs Ober- ſten/ begehren von euch zu wiſſen/ weſſen ſie ſich zu euch zuverſehen/ und ob ihr geſinnet ſeid/ dem ſchelmiſchen Gobares beyſtand zu leiſten/ alsdann ſaget man euch ab auff Leib und Leben. Herkules wahr hieruͤber ſo voller freuden/ daß er ſein ſelbſt vergaß/ ſetzte ſeinen Helm ab/ dann er kennete Leches/ und ſagete: Wie nun mein geliebter Freund/ hat unſer GOtt euch zu ſo gluͤkſeliger Stunde hergeſand/ mir meiner Seelen Luſt zu retten? trauen ich werde ſatſame Urſach haben/ eure Traͤue zuerkennen. Leches ſprang alsbald vom Pfer- de/ warff Helm und Schwert hinweg/ kuͤſſete ihm die Hand/ und weinete vor freuden/ ſen- dete auch alsbald einen Reuter zuruͤk/ dieſer Freunde gegenwart anzumelden; deſſen Fa- bius hoch erfreuet ward/ ſchikte ſeiner geworbenen Reuter einen an Ladiſla/ und ließ ihm ſagen. Es hielte dort bey dem ſieghaften Heer ein Ritter/ der naͤhſt demühtiger begruͤſſung bey ihrer Durchl. umb verzeihung bitten lieſſe/ daß er ehmahls ungetraͤue Geſelſchaft gelei- ſtet/ und ſie verlaſſen haͤtte. Ladiſla kunte ſolcher geſchichte ſich nicht erinnern/ und antwor- tete: Ritter/ mit meinem wiſſen habe ich nie dergleichen untraͤuen Geſellen gehabt; da ich aber ſeinen Nahmẽ wiſſen ſolte/ moͤchte ich mich deſſen beſiñen. Dieſeꝛ ſagte/ wie wolte eure Durchl. den Nahmen eines ſo bekanten Freundes nicht wiſſen/ welcher dort herreñet/ eure Durchl. ſelbſt zu ſprechen. Ladiſla erwartete ſein/ wuſte nicht wovor er ihn halten ſolte/ weil er mit verſchloſſenem Helme daher kam/ uñ mit verenderter Stim̃e ihn auff Perſiſch alſo anredete: Durchl. Fuͤrſt/ ein ehmahls abgeſtrichener Landsknecht/ hat ſeinen fehler erkeñet/ uñ ſich wieder finden wollẽ/ nachdem er ſich keiner Gefahr mehr zubeſorgẽ hat/ uñ forthin in ſicherheit reiten kan; zweifelt nit/ es werde der veꝛlohrne Fabius wiederum koͤñen angenom- men werden. O mein herzgeliebter Bruder/ antwortete Ladiſla/ lebet ihr noch? ey Gottlob Gott

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/14
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/14>, abgerufen am 22.11.2024.