Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. samt deinem Brautschatze geschenket haben. Diese machete ihr wegen des lezten Worts Gedanken/und sagete: Ich bitte umb gn. verzeihung/ daß euer Durchl. vor den übermässigen übergeschikten Brantschaz ich annoch nicht gedanket habe. Davor wil ich keinen Dank haben/ antwortete sie/ ist dir auch nicht als ein Brautschaz zugeschikt/ massen denselben ich dir erst in Böhmen oder Teutschland ge- ben wil. Aber weistu nun wieder/ wovor du mich halten solt? wie solte ichs wissen? antwortete sie/ ha- be ich euer Gn. hieselbst gehütet als zu Prag? Du loser Sak/ sagte Valiska/ habe ich mich dann zu Prag also bezeiget/ daß ich einer Hüterin bedurft hätte? Darauf wil ich nicht antworten/ sagte Libussa/ eure Gn sagen mir dann zuvor in vertrauen/ wovor ich als die verschwiegene geheime Libussa dieselbe halten sol. Ich muß dir wol beichten/ antwortete sie/ wil ich sonst friede und deine Gnade haben; aber wie würde dirs gefallen/ wann ich dir anvertrauete/ daß ich schon in geheim von 20 Wochen her/ mei- nes allerliebsten Herkules Gemahl bin? Ich bin vergnüget/ sagte jene: Aber erinnert sie sich auch gnä- digst/ was in ihrem grossen trübsal wegen Herkules Verlustes und Abwesenheit ich ihr stets einbilde- te? O ja mein herzliebes Kind/ O ja/ sagte sie/ ich erlüstige mich an meinem Herkules nie keinmahl/ daß ich deines Trostes nicht gedenken solte/ habe auch in der Taht erfahren/ daß keine liebes vergnü- gung süsser und erquiklicher sein kan/ als die mit Angst und Gefahr erlanget wird; aber mein Herzen Kind/ möchtestu nun erst meinen Herkules sehen/ wie seine Trefligkeit inwendig drey Jahren zugenom- men hat! Wie nun mein Fräulein/ antwortete sie/ hat dann eure Gn. ihrem Herkules auch die Ge- dächtnis samt dem Brautschatze geschenket? Ich bin ja bey ihm gewesen/ da er mich aus Räuber Hän- den erlöset. O ich unbedachtsame/ sagte Valiska weiß ich doch selber nicht/ was ich vor freuden rede; doch höre; wirstu auch deinen Schaz den damahligen Räuber Gallus ohn Scham ansehen können/ daß du ihm so ungeträu gewesen/ und Leches angenommen hast? dann ich versichere dich/ daß dieser mei- nes Herkules und mein liebester Diener ist. So mus ich ihn wol vor meinen Augen leiden/ antwor- tete sie/ und hat mir Brela solches schon angezeiget/ daß Fürst Herkules ihn fast als sein ander Herz halte. Nicht vielanders/ sagte das Fräulein/ und währe Leches nicht in der Besitzung/ müstestu ihm dein versprechen wol halten. Libussa lachete/ und kam wieder auff die alten Geschichte/ da sie unter an- dern fragete: Ach mein wunderschönstes Fräulein/ wil sie mir dann nunmehr meine oftgetahne Frage beantworten/ was ihre Gedanken wahren/ da ich ihr des allerschönsten Herkules zarte Arme/ wie er schlieff/ zum erstenmahl zeigete? Das Fräulein gab ihr einen liebes Backenstreich/ antwortend; must du noch mit deinen alten Schmeicheinahmen umb dich werffen? Diese küssete ihr die Hand/ und sage- te: O des lieben und sanften Schlages/ daß ich den nun wieder auffs neue bekommen habe; aber beken- net mir mein Fräulein/ bekennet wornach ich frage. Eja doch/ antwortete sie/ ich weiß doch wol/ daß du mein innerstes Herz allemahl sehen und wissen wilt/ und fragest nach einem Wege/ der dir schon gnug bekant ist/ wie nehmlich meine dazumahl kindische Seele/ mit freuden angefüllet ward/ durch eine Liebe/ welche sider dem ohn auffhören gewachsen/ und noch diese Stunde zuwachsen nicht auffhö- ret. Aber wir müssen nicht zu lange unser Gewäsche treiben/ weil die übrigen mirs verargen könten. Markus hatte bißher seine Schuldigkeit bey ihr noch nicht abgelegt/ welcher anjezt zu ihr trat/ und sehr wol empfangen ward. Endlich fassete sie Herrn Fabius bey der Linken/ und Libussen bey der rech- ten Hand/ nöhtigte sie mit sich auff die Gutsche/ und fuhr mit ihnen nach dem Kriegs- Heer/ dem ihre Anwesenheit schon zu wissen getahn wahr/ daher sie von ihnen mit einem grossen Freuden- Geschrey empfangen ward. Ende des Vierden Buchs/ und des Vierdes Buch. ſamt deinem Brautſchatze geſchenket haben. Dieſe machete ihr wegen des lezten Worts Gedanken/und ſagete: Ich bitte umb gn. verzeihung/ daß euer Durchl. vor den uͤbermaͤſſigen uͤbergeſchikten Brantſchaz ich annoch nicht gedanket habe. Davor wil ich keinen Dank haben/ antwortete ſie/ iſt dir auch nicht als ein Brautſchaz zugeſchikt/ maſſen denſelben ich dir erſt in Boͤhmen oder Teutſchland ge- ben wil. Aber weiſtu nun wieder/ wovor du mich halten ſolt? wie ſolte ichs wiſſen? antwortete ſie/ ha- be ich euer Gn. hieſelbſt gehuͤtet als zu Prag? Du loſer Sak/ ſagte Valiſka/ habe ich mich dañ zu Prag alſo bezeiget/ daß ich einer Huͤterin bedurft haͤtte? Darauf wil ich nicht antworten/ ſagte Libuſſa/ eure Gn ſagen mir dann zuvor in vertrauen/ wovor ich als die verſchwiegene geheime Libuſſa dieſelbe halten ſol. Ich muß dir wol beichten/ antwortete ſie/ wil ich ſonſt friede und deine Gnade haben; aber wie wuͤrde dirs gefallen/ wann ich dir anvertrauete/ daß ich ſchon in geheim von 20 Wochen her/ mei- nes allerliebſten Herkules Gemahl bin? Ich bin vergnuͤget/ ſagte jene: Aber eriñert ſie ſich auch gnaͤ- digſt/ was in ihrem groſſen truͤbſal wegen Herkules Verluſtes und Abweſenheit ich ihr ſtets einbilde- te? O ja mein herzliebes Kind/ O ja/ ſagte ſie/ ich erluͤſtige mich an meinem Herkules nie keinmahl/ daß ich deines Troſtes nicht gedenken ſolte/ habe auch in der Taht erfahren/ daß keine liebes vergnuͤ- gung ſuͤſſer und erquiklicher ſein kan/ als die mit Angſt und Gefahr erlanget wird; aber mein Herzen Kind/ moͤchteſtu nun erſt meinen Herkules ſehen/ wie ſeine Trefligkeit inwendig drey Jahren zugenom- men hat! Wie nun mein Fraͤulein/ antwortete ſie/ hat dann eure Gn. ihrem Herkules auch die Ge- daͤchtnis ſamt dem Brautſchatze geſchenket? Ich bin ja bey ihm geweſen/ da er mich aus Raͤuber Haͤn- den erloͤſet. O ich unbedachtſame/ ſagte Valiſka weiß ich doch ſelber nicht/ was ich vor freuden rede; doch hoͤre; wirſtu auch deinen Schaz den damahligen Raͤuber Gallus ohn Scham anſehen koͤnnen/ daß du ihm ſo ungetraͤu geweſen/ uñ Leches angenom̃en haſt? dann ich verſichere dich/ daß dieſer mei- nes Herkules und mein liebeſter Diener iſt. So mus ich ihn wol vor meinen Augen leiden/ antwor- tete ſie/ und hat mir Brela ſolches ſchon angezeiget/ daß Fuͤrſt Herkules ihn faſt als ſein ander Herz halte. Nicht vielanders/ ſagte das Fraͤulein/ und waͤhre Leches nicht in der Beſitzung/ muͤſteſtu ihm dein verſprechen wol halten. Libuſſa lachete/ und kam wieder auff die alten Geſchichte/ da ſie unter an- dern fragete: Ach mein wunderſchoͤnſtes Fraͤulein/ wil ſie mir dann nunmehr meine oftgetahne Frage beantworten/ was ihre Gedanken wahren/ da ich ihr des allerſchoͤnſten Herkules zarte Arme/ wie er ſchlieff/ zum erſtenmahl zeigete? Das Fraͤulein gab ihr einen liebes Backenſtreich/ antwortend; muſt du noch mit deinen alten Schmeicheinahmen umb dich werffen? Dieſe kuͤſſete ihr die Hand/ und ſage- te: O des lieben und ſanften Schlages/ daß ich den nun wieder auffs neue bekommen habe; aber beken- net mir mein Fraͤulein/ bekennet wornach ich frage. Eja doch/ antwortete ſie/ ich weiß doch wol/ daß du mein innerſtes Herz allemahl ſehen und wiſſen wilt/ und frageſt nach einem Wege/ der dir ſchon gnug bekant iſt/ wie nehmlich meine dazumahl kindiſche Seele/ mit freuden angefuͤllet ward/ durch eine Liebe/ welche ſider dem ohn auffhoͤren gewachſen/ und noch dieſe Stunde zuwachſen nicht auffhoͤ- ret. Aber wir muͤſſen nicht zu lange unſer Gewaͤſche treiben/ weil die uͤbrigen mirs verargen koͤnten. Markus hatte bißher ſeine Schuldigkeit bey ihr noch nicht abgelegt/ welcher anjezt zu ihr trat/ und ſehr wol empfangen ward. Endlich faſſete ſie Herrn Fabius bey der Linken/ und Libuſſen bey der rech- ten Hand/ noͤhtigte ſie mit ſich auff die Gutſche/ und fuhr mit ihnen nach dem Kriegs- Heer/ dem ihre Anweſenheit ſchon zu wiſſen getahn wahr/ daher ſie von ihnen mit einem groſſen Freuden- Geſchrey empfangen ward. Ende des Vierden Buchs/ und des <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0998" n="960"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/> ſamt deinem Brautſchatze geſchenket haben. Dieſe machete ihr wegen des lezten Worts Gedanken/<lb/> und ſagete: Ich bitte umb gn. verzeihung/ daß euer Durchl. vor den uͤbermaͤſſigen uͤbergeſchikten<lb/> Brantſchaz ich annoch nicht gedanket habe. 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Vierdes Buch.
ſamt deinem Brautſchatze geſchenket haben. Dieſe machete ihr wegen des lezten Worts Gedanken/
und ſagete: Ich bitte umb gn. verzeihung/ daß euer Durchl. vor den uͤbermaͤſſigen uͤbergeſchikten
Brantſchaz ich annoch nicht gedanket habe. Davor wil ich keinen Dank haben/ antwortete ſie/ iſt dir
auch nicht als ein Brautſchaz zugeſchikt/ maſſen denſelben ich dir erſt in Boͤhmen oder Teutſchland ge-
ben wil. Aber weiſtu nun wieder/ wovor du mich halten ſolt? wie ſolte ichs wiſſen? antwortete ſie/ ha-
be ich euer Gn. hieſelbſt gehuͤtet als zu Prag? Du loſer Sak/ ſagte Valiſka/ habe ich mich dañ zu Prag
alſo bezeiget/ daß ich einer Huͤterin bedurft haͤtte? Darauf wil ich nicht antworten/ ſagte Libuſſa/
eure Gn ſagen mir dann zuvor in vertrauen/ wovor ich als die verſchwiegene geheime Libuſſa dieſelbe
halten ſol. Ich muß dir wol beichten/ antwortete ſie/ wil ich ſonſt friede und deine Gnade haben; aber
wie wuͤrde dirs gefallen/ wann ich dir anvertrauete/ daß ich ſchon in geheim von 20 Wochen her/ mei-
nes allerliebſten Herkules Gemahl bin? Ich bin vergnuͤget/ ſagte jene: Aber eriñert ſie ſich auch gnaͤ-
digſt/ was in ihrem groſſen truͤbſal wegen Herkules Verluſtes und Abweſenheit ich ihr ſtets einbilde-
te? O ja mein herzliebes Kind/ O ja/ ſagte ſie/ ich erluͤſtige mich an meinem Herkules nie keinmahl/
daß ich deines Troſtes nicht gedenken ſolte/ habe auch in der Taht erfahren/ daß keine liebes vergnuͤ-
gung ſuͤſſer und erquiklicher ſein kan/ als die mit Angſt und Gefahr erlanget wird; aber mein Herzen
Kind/ moͤchteſtu nun erſt meinen Herkules ſehen/ wie ſeine Trefligkeit inwendig drey Jahren zugenom-
men hat! Wie nun mein Fraͤulein/ antwortete ſie/ hat dann eure Gn. ihrem Herkules auch die Ge-
daͤchtnis ſamt dem Brautſchatze geſchenket? Ich bin ja bey ihm geweſen/ da er mich aus Raͤuber Haͤn-
den erloͤſet. O ich unbedachtſame/ ſagte Valiſka weiß ich doch ſelber nicht/ was ich vor freuden rede;
doch hoͤre; wirſtu auch deinen Schaz den damahligen Raͤuber Gallus ohn Scham anſehen koͤnnen/
daß du ihm ſo ungetraͤu geweſen/ uñ Leches angenom̃en haſt? dann ich verſichere dich/ daß dieſer mei-
nes Herkules und mein liebeſter Diener iſt. So mus ich ihn wol vor meinen Augen leiden/ antwor-
tete ſie/ und hat mir Brela ſolches ſchon angezeiget/ daß Fuͤrſt Herkules ihn faſt als ſein ander Herz
halte. Nicht vielanders/ ſagte das Fraͤulein/ und waͤhre Leches nicht in der Beſitzung/ muͤſteſtu ihm
dein verſprechen wol halten. Libuſſa lachete/ und kam wieder auff die alten Geſchichte/ da ſie unter an-
dern fragete: Ach mein wunderſchoͤnſtes Fraͤulein/ wil ſie mir dann nunmehr meine oftgetahne Frage
beantworten/ was ihre Gedanken wahren/ da ich ihr des allerſchoͤnſten Herkules zarte Arme/ wie er
ſchlieff/ zum erſtenmahl zeigete? Das Fraͤulein gab ihr einen liebes Backenſtreich/ antwortend; muſt
du noch mit deinen alten Schmeicheinahmen umb dich werffen? Dieſe kuͤſſete ihr die Hand/ und ſage-
te: O des lieben und ſanften Schlages/ daß ich den nun wieder auffs neue bekommen habe; aber beken-
net mir mein Fraͤulein/ bekennet wornach ich frage. Eja doch/ antwortete ſie/ ich weiß doch wol/ daß
du mein innerſtes Herz allemahl ſehen und wiſſen wilt/ und frageſt nach einem Wege/ der dir ſchon
gnug bekant iſt/ wie nehmlich meine dazumahl kindiſche Seele/ mit freuden angefuͤllet ward/ durch
eine Liebe/ welche ſider dem ohn auffhoͤren gewachſen/ und noch dieſe Stunde zuwachſen nicht auffhoͤ-
ret. Aber wir muͤſſen nicht zu lange unſer Gewaͤſche treiben/ weil die uͤbrigen mirs verargen koͤnten.
Markus hatte bißher ſeine Schuldigkeit bey ihr noch nicht abgelegt/ welcher anjezt zu ihr trat/ und
ſehr wol empfangen ward. Endlich faſſete ſie Herrn Fabius bey der Linken/ und Libuſſen bey der rech-
ten Hand/ noͤhtigte ſie mit ſich auff die Gutſche/ und fuhr mit ihnen nach dem Kriegs-
Heer/ dem ihre Anweſenheit ſchon zu wiſſen getahn wahr/ daher ſie von ihnen
mit einem groſſen Freuden- Geſchrey empfangen ward.
Ende des Vierden Buchs/ und des
Erſten Teils
Des Chriſtlichen Teutſchen
Herkules.
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