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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
dran. Mein allerschönstes Liebchen/ antwortete er; unser allerseits Gn. Fräulein/ wird
eures Dienstes euch gnädigerlassen/ woran mir nicht zweifelt; meine Kinder sollen ihr
nicht eins ins Gesicht kommen/ sondern von ihrer Mutter Schwester erzogen werden/ und
wil ich meines allergnädigsten Königes Willen gar leicht erhalten/ wolte auch unsere ver-
mählung biß dahin gerne auffschieben/ wann ich nicht zubefahren hätte/ es möchten mir
in zwischen andere einen Stein in den Weg werffen/ und diesen werten Schaz hinreissen/
massen ich schon heut erfahren/ daß mehr Leute sind die Augen haben/ und ungefälscheter
Schönheit Urteiler sind. So höre ich wol/ antwortete sie/ ihr eifert schon wieder mich/
und mißgönnet mir/ mit andern zu reden; ey daß wird noch lange nicht mich zu euer Liebe
bringen; aber schlaget diese Furcht aus dem Herzen; Kleofis ist so geringer Schönheit/
daß wer sie bey Tage sihet/ ihrer zur Liebe nicht begehren wird; jedoch/ dafern Glük oder
Unglük mich euch versehen hätte/ als dann könte solches niemand hindern/ dann wer wol-
te des Himmels Schluß brechen? Ob gleich weder ihr noch ich einigen verfang absehen
können. Aber die Götter behüten mich ja/ daß leibliche Kinder meinetwegen ihres Vaters
Gegenwart nicht beraubet werden; Und Herr Hoffmeister/ was sol ich mir aus diesem
eurem Erbieten gutes versprechen? muß ich nicht fürchten/ daß nach meinem Tode/ der in
wenig Jahren sich zutragen könte/ meine Kinder auch müsten verstossen seyn/ und ihrer
künftigen Stieffmutter weichen? So lasset nun ab/ bitte ich/ mein zubegehren; habet ihr
etwa von meinem Gn. Fräulein gute vertröstung erhalten/ so bin ich auch schon von ihrer
Durchl. versichert/ daß sie wieder meinen Willen/ als lange ich gehorsam/ und untertäh-
nigst- geträu verbleibe/ mich aus ihren Diensten nicht verstossen wird. Bagophanes wol-
te seine Liebe nicht alle in mit freundlichen Worten/ sondern auch mit buhlerischen Hand-
geberden seben lassen/ streckete/ in dem er antworten wolte/ die Hand auß/ sie bey dem Kin-
ne zuergreiffen/ ward aber heßlich abgewiesen/ in dem Kleofis zu ihm sagete: Wie stellet
ihr euch so unverschämt/ Bagophanes? scheuhet ihr euch nicht vor meiner Gn. Fräulein
Gegenwart/ muß bey euch trauen sehr wenig höflicher Zucht übrig seyn/ und findet sich an
euch der Spruch/ das Alter nicht zur Tohrheit hilft; darumb möget ihr wol eures Weges
zihen/ und euch versichern/ daß ich mich lieber einem Löuen als euch ergeben werde. Bago-
phanes erschrak der Rede/ und fragete/ ob sie ihn dann ohn alle Barmherzigkeit tödten
wolte. Ich werde/ sagte sie/ nicht Hand an euch legen; wann ihr aber nicht leben wollet/ ste-
het euch frey/ nach belieben zu handeln; jedoch danket den Göttern/ daß ihr das Leben als
eine Beute davon traget/ welches ihr durch vielfältige Schmachreden wieder Groß Fürst
Herkules/ wie alle Gefangene bezeügen können/ zehnfach verwirket; zugeschweigen/ dz ihr
meiner Gn. Fräulein selbst nicht geschonet habt; aber was hält eure Durchl. (sagte sie zu
dem Fräulein) sich bey diesem unbescheidenen so lange auff? geliebet derselben wieder nach
der Geselschaft zu gehen/ wil ich untertähnigst folgen. Gehet ihr hin/ antwortete Valiska/
demnach ich schon sehe/ daß aus dieser Heyraht nichts werden wird; ich wil bald bey euch
seyn. Nach ihrem Hintrit sagte sie zu Bagophanes; also sehet ihr nun mein Freund/ daß
euer Ansuchen nicht haften wil/ ungeachtet ich euch gerne bedienet währe; deßwegen lö-
schet/ bitte ich/ dieses vergebliche Feur/ und wählet euch eine andere/ die mehr Zuneigung
zu euch fassen kan; dann was währe euch mit diesem Unglük gedienet/ daß ihr eurer Fein-

din

Vierdes Buch.
dran. Mein allerſchoͤnſtes Liebchen/ antwortete er; unſer allerſeits Gn. Fraͤulein/ wird
eures Dienſtes euch gnaͤdigerlaſſen/ woran mir nicht zweifelt; meine Kinder ſollen ihr
nicht eins ins Geſicht kommen/ ſondern von ihrer Mutter Schweſter erzogen werden/ uñ
wil ich meines allergnaͤdigſten Koͤniges Willen gar leicht erhalten/ wolte auch unſere ver-
maͤhlung biß dahin gerne auffſchieben/ wann ich nicht zubefahren haͤtte/ es moͤchten mir
in zwiſchen andere einen Stein in den Weg werffen/ und dieſen werten Schaz hinreiſſen/
maſſen ich ſchon heut erfahren/ daß mehr Leute ſind die Augen haben/ und ungefaͤlſcheter
Schoͤnheit Urteiler ſind. So hoͤre ich wol/ antwortete ſie/ ihr eifert ſchon wieder mich/
und mißgoͤnnet mir/ mit andern zu reden; ey daß wird noch lange nicht mich zu euer Liebe
bringen; aber ſchlaget dieſe Furcht aus dem Herzen; Kleofis iſt ſo geringer Schoͤnheit/
daß wer ſie bey Tage ſihet/ ihrer zur Liebe nicht begehren wird; jedoch/ dafern Gluͤk oder
Ungluͤk mich euch verſehen haͤtte/ als dann koͤnte ſolches niemand hindern/ dann wer wol-
te des Himmels Schluß brechen? Ob gleich weder ihr noch ich einigen verfang abſehen
koͤnnen. Aber die Goͤtter behüten mich ja/ daß leibliche Kinder meinetwegen ihres Vaters
Gegenwart nicht beraubet werden; Und Herr Hoffmeiſter/ was ſol ich mir aus dieſem
eurem Erbieten gutes veꝛſprechen? muß ich nicht fuͤrchten/ daß nach meinem Tode/ der in
wenig Jahren ſich zutragen koͤnte/ meine Kinder auch müſten verſtoſſen ſeyn/ und ihrer
kuͤnftigen Stieffmutter weichen? So laſſet nun ab/ bitte ich/ mein zubegehren; habet ihr
etwa von meinem Gn. Fraͤulein gute vertroͤſtung erhalten/ ſo bin ich auch ſchon von ihrer
Durchl. verſichert/ daß ſie wieder meinen Willen/ als lange ich gehorſam/ und untertaͤh-
nigſt- getraͤu verbleibe/ mich aus ihren Dienſten nicht verſtoſſen wird. Bagophanes wol-
te ſeine Liebe nicht alle in mit freundlichen Worten/ ſondern auch mit buhleriſchen Hand-
geberden ſeben laſſen/ ſtreckete/ in dem er antworten wolte/ die Hand auß/ ſie bey dem Kin-
ne zuergreiffen/ ward aber heßlich abgewieſen/ in dem Kleofis zu ihm ſagete: Wie ſtellet
ihr euch ſo unverſchaͤmt/ Bagophanes? ſcheuhet ihr euch nicht vor meiner Gn. Fraͤulein
Gegenwart/ muß bey euch trauen ſehr wenig hoͤflicher Zucht uͤbrig ſeyn/ und findet ſich an
euch der Spruch/ das Alter nicht zur Tohrheit hilft; darumb moͤget ihr wol eures Weges
zihen/ und euch verſichern/ daß ich mich lieber einem Loͤuen als euch ergeben werde. Bago-
phanes erſchrak der Rede/ und fragete/ ob ſie ihn dann ohn alle Barmherzigkeit toͤdten
wolte. Ich werde/ ſagte ſie/ nicht Hand an euch legen; wann ihr aber nicht leben wollet/ ſte-
het euch frey/ nach belieben zu handeln; jedoch danket den Goͤttern/ daß ihr das Leben als
eine Beute davon traget/ welches ihr durch vielfaͤltige Schmachreden wieder Groß Fuͤrſt
Herkules/ wie alle Gefangene bezeuͤgen koͤnnen/ zehnfach verwirket; zugeſchweigen/ dz ihr
meiner Gn. Fraͤulein ſelbſt nicht geſchonet habt; aber was haͤlt eure Durchl. (ſagte ſie zu
dem Fraͤulein) ſich bey dieſem unbeſcheidenen ſo lange auff? geliebet derſelben wieder nach
der Geſelſchaft zu gehen/ wil ich untertaͤhnigſt folgen. Gehet ihr hin/ antwortete Valiſka/
demnach ich ſchon ſehe/ daß aus dieſer Heyraht nichts werden wird; ich wil bald bey euch
ſeyn. Nach ihrem Hintrit ſagte ſie zu Bagophanes; alſo ſehet ihr nun mein Freund/ daß
euer Anſuchen nicht haften wil/ ungeachtet ich euch gerne bedienet waͤhre; deßwegen loͤ-
ſchet/ bitte ich/ dieſes vergebliche Feur/ und waͤhlet euch eine andere/ die mehr Zuneigung
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[911/0949] Vierdes Buch. dran. Mein allerſchoͤnſtes Liebchen/ antwortete er; unſer allerſeits Gn. Fraͤulein/ wird eures Dienſtes euch gnaͤdigerlaſſen/ woran mir nicht zweifelt; meine Kinder ſollen ihr nicht eins ins Geſicht kommen/ ſondern von ihrer Mutter Schweſter erzogen werden/ uñ wil ich meines allergnaͤdigſten Koͤniges Willen gar leicht erhalten/ wolte auch unſere ver- maͤhlung biß dahin gerne auffſchieben/ wann ich nicht zubefahren haͤtte/ es moͤchten mir in zwiſchen andere einen Stein in den Weg werffen/ und dieſen werten Schaz hinreiſſen/ maſſen ich ſchon heut erfahren/ daß mehr Leute ſind die Augen haben/ und ungefaͤlſcheter Schoͤnheit Urteiler ſind. So hoͤre ich wol/ antwortete ſie/ ihr eifert ſchon wieder mich/ und mißgoͤnnet mir/ mit andern zu reden; ey daß wird noch lange nicht mich zu euer Liebe bringen; aber ſchlaget dieſe Furcht aus dem Herzen; Kleofis iſt ſo geringer Schoͤnheit/ daß wer ſie bey Tage ſihet/ ihrer zur Liebe nicht begehren wird; jedoch/ dafern Gluͤk oder Ungluͤk mich euch verſehen haͤtte/ als dann koͤnte ſolches niemand hindern/ dann wer wol- te des Himmels Schluß brechen? Ob gleich weder ihr noch ich einigen verfang abſehen koͤnnen. Aber die Goͤtter behüten mich ja/ daß leibliche Kinder meinetwegen ihres Vaters Gegenwart nicht beraubet werden; Und Herr Hoffmeiſter/ was ſol ich mir aus dieſem eurem Erbieten gutes veꝛſprechen? muß ich nicht fuͤrchten/ daß nach meinem Tode/ der in wenig Jahren ſich zutragen koͤnte/ meine Kinder auch müſten verſtoſſen ſeyn/ und ihrer kuͤnftigen Stieffmutter weichen? So laſſet nun ab/ bitte ich/ mein zubegehren; habet ihr etwa von meinem Gn. Fraͤulein gute vertroͤſtung erhalten/ ſo bin ich auch ſchon von ihrer Durchl. verſichert/ daß ſie wieder meinen Willen/ als lange ich gehorſam/ und untertaͤh- nigſt- getraͤu verbleibe/ mich aus ihren Dienſten nicht verſtoſſen wird. Bagophanes wol- te ſeine Liebe nicht alle in mit freundlichen Worten/ ſondern auch mit buhleriſchen Hand- geberden ſeben laſſen/ ſtreckete/ in dem er antworten wolte/ die Hand auß/ ſie bey dem Kin- ne zuergreiffen/ ward aber heßlich abgewieſen/ in dem Kleofis zu ihm ſagete: Wie ſtellet ihr euch ſo unverſchaͤmt/ Bagophanes? ſcheuhet ihr euch nicht vor meiner Gn. Fraͤulein Gegenwart/ muß bey euch trauen ſehr wenig hoͤflicher Zucht uͤbrig ſeyn/ und findet ſich an euch der Spruch/ das Alter nicht zur Tohrheit hilft; darumb moͤget ihr wol eures Weges zihen/ und euch verſichern/ daß ich mich lieber einem Loͤuen als euch ergeben werde. Bago- phanes erſchrak der Rede/ und fragete/ ob ſie ihn dann ohn alle Barmherzigkeit toͤdten wolte. Ich werde/ ſagte ſie/ nicht Hand an euch legen; wann ihr aber nicht leben wollet/ ſte- het euch frey/ nach belieben zu handeln; jedoch danket den Goͤttern/ daß ihr das Leben als eine Beute davon traget/ welches ihr durch vielfaͤltige Schmachreden wieder Groß Fuͤrſt Herkules/ wie alle Gefangene bezeuͤgen koͤnnen/ zehnfach verwirket; zugeſchweigen/ dz ihr meiner Gn. Fraͤulein ſelbſt nicht geſchonet habt; aber was haͤlt eure Durchl. (ſagte ſie zu dem Fraͤulein) ſich bey dieſem unbeſcheidenen ſo lange auff? geliebet derſelben wieder nach der Geſelſchaft zu gehen/ wil ich untertaͤhnigſt folgen. Gehet ihr hin/ antwortete Valiſka/ demnach ich ſchon ſehe/ daß aus dieſer Heyraht nichts werden wird; ich wil bald bey euch ſeyn. Nach ihrem Hintrit ſagte ſie zu Bagophanes; alſo ſehet ihr nun mein Freund/ daß euer Anſuchen nicht haften wil/ ungeachtet ich euch gerne bedienet waͤhre; deßwegen loͤ- ſchet/ bitte ich/ dieſes vergebliche Feur/ und waͤhlet euch eine andere/ die mehr Zuneigung zu euch faſſen kan; dann was waͤhre euch mit dieſem Ungluͤk gedienet/ daß ihr eurer Fein- din

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/949>, abgerufen am 15.06.2024.