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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
uns warnen wil/ daß wir nach diesem unsern Hochmuht mässigen/ einen kleinen Feind nit
verachten/ und von unverantwortlichen Beschimpfungen abstehen; und wo wir diese Leh-
re annehmen/ wird uns noch wol zurahten seyn; wo nicht/ so stelle ich mir vor Augen/ daß
wol ehe ein Alexander mit geringer Macht den grösten König aus seinem Reiche getrie-
ben hat. Der König hatte keine gewaltigere noch verständigere Fürsten in seinem ganzen
Reich als diese beyden/ Vologeses und Pakorus/ mit denen er sich nit überwerffen durfte/
doch verachtete er alle Vermahnungen/ und befahl/ daß alle Macht des Reichs zusammen
getrieben würde/ damit der Schimpff an den fremden ohmächtigen Fürstlein zeitig kön-
te gerochen werden; Madates aber und den 20 Rittern nahm er alle angelegte Schande
ab/ ermahnete sie zur Rache/ und gab ihnen die versprochenen Gelder/ als ob der Anschlag
ihnen gelungen währe. Hernach fragete Vologeses den König/ warumb er doch seinem
Hofmeister Bagophanes ein Heer anvertranet hätte/ welcher zwar vor 20 Jahren ein
Obrister über eine dreytausichte Schaar zu fusse/ gewesen/ aber das Ampt eines Feld O-
bristen gar nicht verstünde. Ja ich gedenke auch/ sagte Pakorus/ wie wol geputzet und ge-
striegelt die fremden ihn uns werden zurük senden/ wofern nur Unglük ihn an dieselben
führet. Nun legete gleichwol derselbe allen fleiß an/ dem Fräulein auff die Spuhr zu
kommen/ brachte auch in Erfahrung/ daß vier Rittersleute die erste Nacht im obgedach-
ten Dörflein mit sehr schnelllauffenden Pferden ankommen/ und daselbst geruhet/ früh
morgens auch bald wieder fortgangen währen/ woraus er gnug muhtmassete/ wo diese es
gewesen/ ihm unmöglich fallen würde/ sie einzuhohlen/ weil der Vorsprung gar zu groß
wahr; ließ nicht desto weniger 60 wolberittene voraus hauen/ weil die Menge bey den en-
gen Durchzügen schr auffgehalten ward. Die unsern aber hatte Gott schon in Sicherheit
gesetzet/ dann nachdem sie aus dem Jägerhause auffgebrochen waren/ eileten sie frisch fort/
was ihre Pferde ertragen kunten/ hielten des Mittages unter einem schattigten Baume
eine kurze Mahlzeit/ er quicketen ihre Pferde/ und liessen sie frisch wieder fortgehen/ da um
drey uhr nach mittage ihnen etliche hohe Bäume von ferne erschienen/ und ihr Führer sa-
gete: Sehet da/ meine Herren/ jene Bäume vor uns/ stehen schon auff Persischem Grund
und Bodem. Ey so halte ich die Wette mit euch/ sagte Herkules/ als die mein Gefelle ohn
zweifel verspielet hat. Habe ich dann verspielet/ sagte Valiska/ so habe ich nie keine Wet-
te lieber gewonnen/ als ich diese verspielet habe; kehrete sich hin zu dem einen ädelknaben/
und sagte zu ihm: Mein Ochus/ zählet unserm Wirte von euren wolgelöseten Geldern
50 Kronen aus/ ich wil ohn anmahnen euch davor 1000 wieder geben. Der Wirt empfing
die Gelder mit Lust/ und nach geschehener Danksagung steckete er sie in den Futter Sak/ da
Herkules zu ihm sagete: Guter Freund/ wann mein Weg mich wieder auff eure Heymat
zuträget/ werde ich kühnlich bey euch einkehren. Solches wolte ich vor eine sonderli-
che Gunst auffnehmen/ antwortete er/ und nach vermögen willig auffwarten. Sie ritten
ohn auffhören fort/ biß sie zu Abends vor ein wolbeseztes Persisches Städlein anlangeten/
in welches man sie nicht einlassen wolte/ weil die Tohre schon versperret wahren; nach dem
aber Herkules der Schildwache zurief/ einen Befehlichshaber herzufodern/ und derselbe
ankam/ befahl er ihm/ dem Obersten der Festung anzudeuten/ des Teutschen Groß Fürsten
Herkules Bedienter hielte mit seiner Geselschafft haussen/ und begehrete eingelassen zu

werden.

Vierdes Buch.
uns warnen wil/ daß wir nach dieſem unſern Hochmuht maͤſſigen/ einen kleinen Feind nit
verachten/ und von unverantwortlichen Beſchimpfungen abſtehen; und wo wir dieſe Leh-
re annehmen/ wird uns noch wol zurahten ſeyn; wo nicht/ ſo ſtelle ich mir vor Augen/ daß
wol ehe ein Alexander mit geringer Macht den groͤſten Koͤnig aus ſeinem Reiche getrie-
ben hat. Der Koͤnig hatte keine gewaltigere noch verſtaͤndigere Fuͤrſten in ſeinem ganzen
Reich als dieſe beyden/ Vologeſes und Pakorus/ mit denen er ſich nit uͤberwerffen durfte/
doch verachtete er alle Vermahnungen/ und befahl/ daß alle Macht des Reichs zuſammen
getrieben wuͤrde/ damit der Schimpff an den fremden ohmaͤchtigen Fuͤrſtlein zeitig koͤn-
te gerochen werden; Madates aber und den 20 Rittern nahm er alle angelegte Schande
ab/ ermahnete ſie zur Rache/ und gab ihnen die verſprochenen Gelder/ als ob der Anſchlag
ihnen gelungen waͤhre. Hernach fragete Vologeſes den Koͤnig/ warumb er doch ſeinem
Hofmeiſter Bagophanes ein Heer anvertranet haͤtte/ welcher zwar vor 20 Jahren ein
Obriſter uͤber eine dreytauſichte Schaar zu fuſſe/ geweſen/ aber das Ampt eines Feld O-
briſten gar nicht verſtuͤnde. Ja ich gedenke auch/ ſagte Pakorus/ wie wol geputzet und ge-
ſtriegelt die fremden ihn uns werden zurük ſenden/ wofern nur Ungluͤk ihn an dieſelben
fuͤhret. Nun legete gleichwol derſelbe allen fleiß an/ dem Fraͤulein auff die Spuhr zu
kommen/ brachte auch in Erfahrung/ daß vier Rittersleute die erſte Nacht im obgedach-
ten Doͤrflein mit ſehr ſchnelllauffenden Pferden ankommen/ und daſelbſt geruhet/ fruͤh
morgens auch bald wieder fortgangen waͤhren/ woraus er gnug muhtmaſſete/ wo dieſe es
geweſen/ ihm unmoͤglich fallen wuͤrde/ ſie einzuhohlen/ weil der Vorſprung gar zu groß
wahr; ließ nicht deſto weniger 60 wolberittene voraus hauen/ weil die Menge bey den en-
gen Durchzuͤgen ſchr auffgehalten ward. Die unſern aber hatte Gott ſchon in Sicherheit
geſetzet/ dann nachdem ſie aus dem Jaͤgerhauſe auffgebrochen waren/ eileten ſie friſch fort/
was ihre Pferde ertragen kunten/ hielten des Mittages unter einem ſchattigten Baume
eine kurze Mahlzeit/ er quicketen ihre Pferde/ und lieſſen ſie friſch wieder fortgehen/ da um
drey uhr nach mittage ihnen etliche hohe Baͤume von ferne erſchienen/ und ihr Fuͤhrer ſa-
gete: Sehet da/ meine Herren/ jene Baͤume vor uns/ ſtehen ſchon auff Perſiſchem Grund
und Bodem. Ey ſo halte ich die Wette mit euch/ ſagte Herkules/ als die mein Gefelle ohn
zweifel verſpielet hat. Habe ich dann verſpielet/ ſagte Valiſka/ ſo habe ich nie keine Wet-
te lieber gewonnen/ als ich dieſe verſpielet habe; kehrete ſich hin zu dem einen aͤdelknaben/
und ſagte zu ihm: Mein Ochus/ zaͤhlet unſerm Wirte von euren wolgeloͤſeten Geldern
50 Kronen aus/ ich wil ohn anmahnen euch davor 1000 wieder geben. Der Wiꝛt empfing
die Gelder mit Luſt/ und nach geſchehener Dankſagung ſteckete er ſie in den Futter Sak/ da
Herkules zu ihm ſagete: Guter Freund/ wann mein Weg mich wieder auff eure Heymat
zutraͤget/ werde ich kuͤhnlich bey euch einkehren. Solches wolte ich vor eine ſonderli-
che Gunſt auffnehmen/ antwortete er/ und nach vermoͤgen willig auffwarten. Sie ritten
ohn auffhoͤren fort/ biß ſie zu Abends vor ein wolbeſeztes Perſiſches Staͤdlein anlangeten/
in welches man ſie nicht einlaſſen wolte/ weil die Tohre ſchon verſperret wahren; nach dem
aber Herkules der Schildwache zurief/ einen Befehlichshaber heꝛzufodern/ und derſelbe
ankam/ befahl er ihm/ dem Oberſten der Feſtung anzudeuten/ des Teutſchen Groß Fuͤrſten
Herkules Bedienter hielte mit ſeiner Geſelſchafft hauſſen/ und begehrete eingelaſſen zu

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[892/0930] Vierdes Buch. uns warnen wil/ daß wir nach dieſem unſern Hochmuht maͤſſigen/ einen kleinen Feind nit verachten/ und von unverantwortlichen Beſchimpfungen abſtehen; und wo wir dieſe Leh- re annehmen/ wird uns noch wol zurahten ſeyn; wo nicht/ ſo ſtelle ich mir vor Augen/ daß wol ehe ein Alexander mit geringer Macht den groͤſten Koͤnig aus ſeinem Reiche getrie- ben hat. Der Koͤnig hatte keine gewaltigere noch verſtaͤndigere Fuͤrſten in ſeinem ganzen Reich als dieſe beyden/ Vologeſes und Pakorus/ mit denen er ſich nit uͤberwerffen durfte/ doch verachtete er alle Vermahnungen/ und befahl/ daß alle Macht des Reichs zuſammen getrieben wuͤrde/ damit der Schimpff an den fremden ohmaͤchtigen Fuͤrſtlein zeitig koͤn- te gerochen werden; Madates aber und den 20 Rittern nahm er alle angelegte Schande ab/ ermahnete ſie zur Rache/ und gab ihnen die verſprochenen Gelder/ als ob der Anſchlag ihnen gelungen waͤhre. Hernach fragete Vologeſes den Koͤnig/ warumb er doch ſeinem Hofmeiſter Bagophanes ein Heer anvertranet haͤtte/ welcher zwar vor 20 Jahren ein Obriſter uͤber eine dreytauſichte Schaar zu fuſſe/ geweſen/ aber das Ampt eines Feld O- briſten gar nicht verſtuͤnde. Ja ich gedenke auch/ ſagte Pakorus/ wie wol geputzet und ge- ſtriegelt die fremden ihn uns werden zurük ſenden/ wofern nur Ungluͤk ihn an dieſelben fuͤhret. Nun legete gleichwol derſelbe allen fleiß an/ dem Fraͤulein auff die Spuhr zu kommen/ brachte auch in Erfahrung/ daß vier Rittersleute die erſte Nacht im obgedach- ten Doͤrflein mit ſehr ſchnelllauffenden Pferden ankommen/ und daſelbſt geruhet/ fruͤh morgens auch bald wieder fortgangen waͤhren/ woraus er gnug muhtmaſſete/ wo dieſe es geweſen/ ihm unmoͤglich fallen wuͤrde/ ſie einzuhohlen/ weil der Vorſprung gar zu groß wahr; ließ nicht deſto weniger 60 wolberittene voraus hauen/ weil die Menge bey den en- gen Durchzuͤgen ſchr auffgehalten ward. Die unſern aber hatte Gott ſchon in Sicherheit geſetzet/ dann nachdem ſie aus dem Jaͤgerhauſe auffgebrochen waren/ eileten ſie friſch fort/ was ihre Pferde ertragen kunten/ hielten des Mittages unter einem ſchattigten Baume eine kurze Mahlzeit/ er quicketen ihre Pferde/ und lieſſen ſie friſch wieder fortgehen/ da um drey uhr nach mittage ihnen etliche hohe Baͤume von ferne erſchienen/ und ihr Fuͤhrer ſa- gete: Sehet da/ meine Herren/ jene Baͤume vor uns/ ſtehen ſchon auff Perſiſchem Grund und Bodem. Ey ſo halte ich die Wette mit euch/ ſagte Herkules/ als die mein Gefelle ohn zweifel verſpielet hat. Habe ich dann verſpielet/ ſagte Valiſka/ ſo habe ich nie keine Wet- te lieber gewonnen/ als ich dieſe verſpielet habe; kehrete ſich hin zu dem einen aͤdelknaben/ und ſagte zu ihm: Mein Ochus/ zaͤhlet unſerm Wirte von euren wolgeloͤſeten Geldern 50 Kronen aus/ ich wil ohn anmahnen euch davor 1000 wieder geben. Der Wiꝛt empfing die Gelder mit Luſt/ und nach geſchehener Dankſagung ſteckete er ſie in den Futter Sak/ da Herkules zu ihm ſagete: Guter Freund/ wann mein Weg mich wieder auff eure Heymat zutraͤget/ werde ich kuͤhnlich bey euch einkehren. Solches wolte ich vor eine ſonderli- che Gunſt auffnehmen/ antwortete er/ und nach vermoͤgen willig auffwarten. Sie ritten ohn auffhoͤren fort/ biß ſie zu Abends vor ein wolbeſeztes Perſiſches Staͤdlein anlangeten/ in welches man ſie nicht einlaſſen wolte/ weil die Tohre ſchon verſperret wahren; nach dem aber Herkules der Schildwache zurief/ einen Befehlichshaber heꝛzufodern/ und derſelbe ankam/ befahl er ihm/ dem Oberſten der Feſtung anzudeuten/ des Teutſchen Groß Fuͤrſten Herkules Bedienter hielte mit ſeiner Geſelſchafft hauſſen/ und begehrete eingelaſſen zu werden.

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/930>, abgerufen am 22.12.2024.