Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. Schläuchen des besten Weins/ auch mit Pferde Futter/ und ritte mit ihnen einenschma-len gebahneten Steg/ welcher weit von der Landstrassen/ und doch viel richtiger zulief/ da Valiska manniche kurzweilige Unterredung mit ihm hielt/ und ihm allemahl widersprach/ er würde in der benenneten Zeit ihnen die Persischen Grenzen nicht zeigen können/ daß sie gar eine Wette von 50 Kronen darüber anstellete; welche zugewinnen er so geflissen war/ daß er sie bey guter Tageszeit in die Herberge brachte/ welches ein wolgebaueter Jäger- Stall wahr/ mit Häu angefüllet. Sie hielten hieselbst das Abendmahl/ und brachen eine Stunde vor der Sonnen Auffgang wieder auff/ sich höchlich freuend/ daß dieser der lezte Tag ihrer furchtsamen Flucht seyn solte. An demselben erweckete Madates durch seine unvermuhtliche Ankunfft zu Charas danke V u u u u
Vierdes Buch. Schlaͤuchen des beſten Weins/ auch mit Pferde Futter/ und ritte mit ihnen einenſchma-len gebahneten Steg/ welcher weit von der Landſtraſſen/ und doch viel richtiger zulief/ da Valiſka manniche kurzweilige Unterredung mit ihm hielt/ und ihm allemahl widerſprach/ er wuͤrde in der benenneten Zeit ihnen die Perſiſchen Grenzen nicht zeigen koͤnnen/ daß ſie gar eine Wette von 50 Kronen daruͤber anſtellete; welche zugewinnen er ſo gefliſſen war/ daß er ſie bey guter Tageszeit in die Herberge brachte/ welches ein wolgebaueter Jaͤger- Stall wahr/ mit Haͤu angefuͤllet. Sie hielten hieſelbſt das Abendmahl/ und brachen eine Stunde vor der Sonnen Auffgang wieder auff/ ſich hoͤchlich freuend/ daß dieſer der lezte Tag ihrer furchtſamen Flucht ſeyn ſolte. An demſelben erweckete Madates durch ſeine unvermuhtliche Ankunfft zu Charas danke V u u u u
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Vierdes Buch.
Schlaͤuchen des beſten Weins/ auch mit Pferde Futter/ und ritte mit ihnen einenſchma-
len gebahneten Steg/ welcher weit von der Landſtraſſen/ und doch viel richtiger zulief/ da
Valiſka manniche kurzweilige Unterredung mit ihm hielt/ und ihm allemahl widerſprach/
er wuͤrde in der benenneten Zeit ihnen die Perſiſchen Grenzen nicht zeigen koͤnnen/ daß ſie
gar eine Wette von 50 Kronen daruͤber anſtellete; welche zugewinnen er ſo gefliſſen war/
daß er ſie bey guter Tageszeit in die Herberge brachte/ welches ein wolgebaueter Jaͤger-
Stall wahr/ mit Haͤu angefuͤllet. Sie hielten hieſelbſt das Abendmahl/ und brachen eine
Stunde vor der Sonnen Auffgang wieder auff/ ſich hoͤchlich freuend/ daß dieſer der lezte
Tag ihrer furchtſamen Flucht ſeyn ſolte.
An demſelben erweckete Madates durch ſeine unvermuhtliche Ankunfft zu Charas
groſſen Aufflauff und Schrecken; dann er wolte durchaus weder Pferd noch Kleidung
verendern/ ſondern ritte in ſo elender geſtalt vor das Koͤnigliche Schloß/ und ließ bey dem
Koͤnige ſich anmelden; der unglükſelige Madates hielte drauſſen/ und erwartete Ihrer
Koͤnigl. Hocheit ſchleunige Urtel wegen verlohrner Schlacht. Artabanus erſchrak der
Zeitung hefftig/ ſaß gleich und gedachte an der Fraͤulein Verluſt/ und auf was weife ſie im-
mermehr bey hellem Tage haͤtte koͤnnen von dem wolverwahreten Schloſſe kommen/ da
alle Wachten ſo wol beſtellet geweſen/ und kein Menſch ſie geſehen haͤtte; welcher Zweifel
ihm doch vor Bagophanes Wiederkunfft bensmmen ward/ da man ihm anzeigete/ Vali-
kules waͤhre mit einer einzelnen Kraͤmerin fruͤh morgens von dem Schloſſe gangen/ wel-
che zwar von Leibe wol gewachſen/ aber unter dem Geſiehte Sonnen-braͤndig geweſen/ und
waͤhren die anderen beyde Kraͤmerinnen erſtetliche Stunden hernach gefolget. Woraus
er ungezweifelt ſchloß/ er wuͤrde ihr durch Zauberkunft das Geſicht verſtellet haben; bekla-
gete auch hefftig/ daß auff dieſe weiſe Bagophanes alle ſeine Muͤhe/ ſie auszuſpuͤren/ ver-
geblich anwenden duͤrffte; doch troͤſtete er ſich/ wann nur Valikules zuerhaſchen waͤhre/
muͤſte er durch die Folter gezwungen/ ſie wol melden. Von dieſer Betrachtung wendete
ihn Madates Ankunfft ab/ trug verlangen/ ſeines Unfalls eigentlichen Bericht einzuneh-
men/ und ſagete zu dem Zeitungsbringer: Wil dann das raſende Glük uns auff allen ſeitẽ
anſprengen? Laß ihn hervor treten/ daß wir nach befindung mit ihm handeln koͤnnen. Der
Diener kam bald wieder/ und brachte zur Antwort; Madates ſchaͤtzete ſich unwirdig/ vor
ſeines Koͤniges Angeſichte zuerſcheinen/ weil er von den Feinden ſeiner Ehren entſetzet/ uñ
durch Henkers Hand mit Ruhten biß auffs Blut geſtrichen waͤhre; Wann nun Ihre
Koͤnigl. Hocheit ihn dieſes Schandflecken allergnaͤdigſt benehmen/ und in vorigen Ehren-
ſtand ſetzen wuͤrde/ alsdann wolte er gehorſamſt hervor treten/ oder im widrigen fall ihm
ſelbſt durch eigene Fauſt ſein Leben abkuͤrzen/ welches er bloß aus Hoffnung/ noch ehrlich
zuſterben behalten haͤtte. Der Koͤnig ſprang als ein Raſender/ uñ ſagete: Was? beſchimpf-
fet und ſchaͤndet man uns alſo an unſerm Feld Herrn uñ Blutverwanten? das muß ſchweꝛ
und hart gerochen werden; rief alsbald einem ſeiner Hoͤflinge/ daß er Madates ein geſat-
teltes Ritter Pferd/ und Fürſtliche Kleider bringen ſolte/ nebeſt Anmeldung/ der ihm be-
wieſene Schimpff ſolte hiemit ewig abgetahn und auffgehoben ſeyn. In dieſer neuen Ge-
ſtalt ging er nun hinauff/ taht einen demuͤhtigen Fußfall/ und ſagete mit jaͤmmerlichen Ge-
berden: Allergroßmaͤchtigſter Unuͤberwindlichſter Koͤnig; Euer Hocheit und Gnade
danke
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